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Autor Thema: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen  (Gelesen 65972 mal)

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Nadine1805

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #60 am: 05.01.2016, 10:32 Uhr »


Am Paria Movie Set sollen ein paar Nachbauten stehen (sagt die Info-Tafel). Der Friedhof gehört wohl zu einer kleinen ehemaligen Siedlung gleichklingenden Namens (aber anders geschieben).

 

Die Info-Tafel ist leider falsch und sollte mal abgebaut bzw. aktualisiert werden.  :D Aufgrund der falschen Infos darauf sind wir nämlich damals auch hingefahren und haben nichts außer dem Friedhof (und schöner Natur!) gefunden. Beim BLM hat man uns dann aufgeklärt ... :lol:

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #61 am: 06.01.2016, 18:47 Uhr »
@Paula
Ja, manchmal juckt das Teleobjektiv. Insgesamt bin ich aber fototechnisch eher bescheiden aufgestellt. (Bridge-Kamera: Canon PowerShot SX50)



Am Paria Movie Set sollen ein paar Nachbauten stehen (sagt die Info-Tafel). Der Friedhof gehört wohl zu einer kleinen ehemaligen Siedlung gleichklingenden Namens (aber anders geschieben).

 

Die Info-Tafel ist leider falsch und sollte mal abgebaut bzw. aktualisiert werden.  :D Aufgrund der falschen Infos darauf sind wir nämlich damals auch hingefahren und haben nichts außer dem Friedhof (und schöner Natur!) gefunden. Beim BLM hat man uns dann aufgeklärt ... :lol:
@Nadine
Das wäre eine schöne Überraschung gewesen. Steckenbleiben für nichts.
Gruß
Tobias

paula2

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #62 am: 07.01.2016, 09:38 Uhr »
@Paula
Ja, manchmal juckt das Teleobjektiv. Insgesamt bin ich aber fototechnisch eher bescheiden aufgestellt. (Bridge-Kamera: Canon PowerShot SX50)

eine Canon Bridgekamera hatte ich bis letztes Jahr auch, aber jetzt bin ich auf die Nikon Coolpix P900 umgestiegen und habe nun Zoom bis 83-fache Vergrößerung, da sieht man sogar einzelne Federn  :D

Nadine1805

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #63 am: 07.01.2016, 12:53 Uhr »
Mit der Canon Powershot SX50 habe ich auch jahrelang fotografiert.  :) Der Zoom war schon klasse.

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #64 am: 09.01.2016, 11:16 Uhr »
09.10.2015, Mokis und Slot Canyons


Als wir am Vorabend die Unterlagen für unser heutiges Ziel durchsehen, wird uns wieder bewusst, dass wir zum Erreichen des Trail Heads eigentlich ein 4WD Fahrzeug benötigen, das wir nicht haben. Blöd!

So fragen wir heute Morgen im Hotel nach, ob es denn wirklich so schlimm sei („ja“) und was es so für Alternativen gäbe. Eine ist uns selbst bekannt: 1,6 Meilen vor dem Trail Head parken und dann laufen. In Summe wären das rund 5 km mehr …
Die andere Alternative wäre, sich von einem örtlichen Veranstalter fahren zu lassen.

Wir besuchen ihn. Der Preis ist happig, aber für 2 x 40 km muss man auch in Deutschland für ein Taxi einiges hinblättern. Um vielleicht etwas zu sparen, erkundige ich mich, ob man „den Jeep dahinten“ auch für einen halben Tag mieten könnte.
… könnte man …,
… will ich aber nicht mehr, als ich den Preis dafür höre.

Schließlich buchen wir das Taxi und bröckeln still vor uns hin, dass wir damals in Las Vegas kein 4WD abbekommen haben. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass auch hier das Schicksal seine Hand schützend über uns gehalten hat. Wie wir später noch erfahren sollen, hat es das letzte Stück der Anfahrt in sich. Dazu später mehr.

Im Moment brauchen wir noch ein Ersatzziel für heute Morgen, da der Veranstalter eine Art Sammeltaxi organisiert und nur jeweils früh, mittags und abends Fahrten durchführt.
... und das Morgentaxi ist schon weg.


Daher nehmen wir Kurs auf eine Kinderstube der Moki Marbles, Moki Hill.

Ich gehe davon aus, dass die Mokis im Forum weitgehend bekannt sein dürften. Für alle „Informationslosen“: Es sind kleine Kugeln bis Tennisballgröße, die aus einem Eisen-Sandstein-Gemisch bestehen. Irgendwer sagt dem Eisen, dass es sich um einen imaginären Kugelmittelpunkt konzentrieren soll. So bilden sich Kugeln, die wie kleine Kanonenkugeln aussehen und im Laufe der Zeit durch Erosion aus dem Felsen "herauswachsen". Laut einem Mineralienhändler aus Orderville sind die letzten Geheimnisse um die Mokis noch nicht vollständig erforscht.
Für die Indianer haben sie mystische Kräfte.

Die Old Sheffield Road ist in keinem allzu guten Zustand. Mit unserem 2WD SUV kommen wir ohne Probleme durch, aber für einen PKW wäre es hier und da eng geworden. Nach der Beschreibung von „Zehrer“ wandern wir los. Alles ist gut zu finden.

Da liegen sie nun zu Tausenden. Besonders interessant sind die, die gerade "geboren" werden. Natürlich widerstehen wir auch hier der Versuchung, einigen Mokis bei uns Asyl zu gewähren, zumal wir vor zwei Jahren eine in einem Rock-Shop ehrlich erworben haben. Sicher hatte sie sich der Händler aus „kontrolliertem Anbau“ beschafft.











Auf dem Rückweg entdecken wir noch ein paar bunte Felsen am Wegesrand.





Mittags geht es los zu den Slots.

Wir besteigen einen alten Jeep, der so aussieht, als wenn er schon im 2. Weltkrieg dabei gewesen wäre.
Türen muss ein Jeep nicht unbedingt haben, aber wo ist die Kette? Na gut, dann ohne. Als ich den Gurt anlegen will, merke ich, dass auch dieses Detail gemeinhin überbewertet wird. Am Armaturenbrett gibt es einen Angstgriff, aber der ist zu weit weg für mich …
Also hake ich mich mit meinem linken Arm seitlich an der Rückenlehne ein und los geht es mit bis zu 80 Sachen auf die HITRR.







Als wir dann zum Trail Head hin abbiegen, wird es spannend. Auswaschungen machen den Weg zu einem Stück Off-Road, das einen ernst zu nehmenden Geländewagen und einige Erfahrung erfordert.
Gut, dass wir keinen 4WD haben und so nicht selbst in Versuchung gekommen sind. Ich hätte wohl nie mehr Medikamente gegen zu niedrigen Blutdruck nehmen müssen.









Am Ende erzählt uns unser Taxifahrer doch glatt noch, wie froh die örtlichen Abschlepp-Unternehmen über diesen Weg sind: 600-700 Bucks kostet eine Bergung. Am Ende ist es eine spezielle Win-Win Situation für die Reiseveranstalter und die Abschlepper, ... einer verdient immer.

Ach ja, die Touristen?

Amerika ist ein freies Land: wer nicht zahlen will, dem steht es frei zu laufen.
(Ich muss innerlich schmunzeln, weil ich mir gerade ausmale, was wohl mit einem Menschenfreund passieren würde, der auf der Gemeinderatssitzung von Escalante mit dem Vorschlag käme, diesen Weg instand zu setzen.)

Auf dem Programm stehen der Peek-A-Boo und der Spooky.

Etwas Theorie vor ab für alle, die noch nicht da waren:
Es sind beides in etwa parallel verlaufende Slot-Canyons. Der Peek-A-Boo ist deutlich breiter als der Spooky. Da beide bekanntermaßen durch Wasser entstanden sind, kann man die Hindernisse in den Slots je nachdem, ob man mit der Fließrichtung wandert oder entgegengesetzt, gut oder eben nicht so gut überwinden.
So ist es üblich, zuerst den breiteren Peek-A-Boo entgegen der Fließrichtung zu nehmen und danach den engen Spooky mit der Fließrichtung.
Genau so haben wir es vor.

In den letzten Tagen hat es wohl auch hier heftig geregnet. Die Kleidung der Leute, die uns entgegen kommen, sieht arg verschmiert aus. Steht uns eine Schlammschlacht bevor?
Wir kommen zum Eingang des Peek-A-Boo. Am Einstieg, wo sich unter gewöhnlichen Bedingungen eine ca. 3 m hohe Felswand mit „Trittstufen“ befindet, ist jetzt ein Pool!

Wie tief mag der wohl sein?

Wie wir noch so überlegen, kommen drei Herren fortgeschritteneren Alters des Weges. Obwohl sie die Wanderung offenbar schon hinter sich haben, bewegt sie die gleiche Frage wie uns. Ehe wir uns versehen, lässt doch einer die Hosen runter (nur seine Jeans natürlich) und nimmt persönlich eine Peilung vor.
Im Ergebnis steht ihm das Wasser bis an sein Vergnügungszentrum.





Es folgt eine klare Ansage meiner Frau und wir gehen zum Spooky.





Rucksack in die Hand und los geht es. Man ist das eng hier.









Am Ende wird der Rucksack ein paar Nahkampfspuren davon getragen haben, aber ansonsten gibt es keine Verluste. Hinweis: Wer die Möglichkeit hat, sollte auf einen Rucksack verzichten und den notwendigen(!) Wasservorrat am Körper (Gürtel) tragen.

… und es wird immer enger. Ich hab’s „dem alten Fritz“ (Zehrer) nicht geglaubt, aber es gibt wirklich Stellen, wo man mit Brust und Rücken zugleich die Felswand berührt und das bei Kleidergröße 48. Ein Foto hätte ich gern davon gemacht, aber wie denn …?
Gemeinerweise sind da auch noch diese Pocken an den Wänden, die das Hindurchschlängeln erschweren.









Irgendwann gibt es dann auch noch Gegenverkehr. Nur an wenigen Stellen überhaupt kommt man aneinander vorbei.

Was haben die gerade gesagt? 

- Watch the little bull snake! -

Schlangen!!! Meine besten Freunde. … und das an einer Stelle, wo weder die Schlage noch ich weglaufen kann.
„Bull Snake“, da weiß man doch auch gleich, was sie so frisst.

Nach einigen Metern sehen wir das „Untier“. Glücklicherweise bewegt es sich langsam und von uns weg. In meinem Kopfkino läuft in dem Moment ein Film, wie ich steil die Wände hochginge, wenn die Schlange schnell auf uns zukommen würde.

Die Schlage ist recht klein, etwa fingerstark und ca. 40 cm lang. Aber ob sie giftig ist, wissen wir in diesem Moment nicht und haben entsprechend Respekt. Sie zieht sich aber bald in eine „Parkbucht“ zurück, so dass wir passieren können. Wahrscheinlich ist es die diensthabende Schlange im „Spuk“-Canyon und sie wartet jetzt darauf, die nächsten Touristen zu erschrecken.
Jetzt können wir auch ein paar Fotos machen.







Später lesen wir im Internet nach:
Bull Snakes sind ungiftig, imitieren mit ihrer Zeichnung aber die Klapperschlagen, nur eben ohne die Rassel am Schwanz. Ausgewachsen werden sie bis 1,5 m lang!
Viel Spaß bei eurem Besuch im nächsten Jahr!

Im Spooky wird es jetzt auf andere Weise spannend. Gegen Ende kommen wir an eine Stufe, die wir nach oben hin überwinden müssen (herunter kommen sie alle). Allein hätten wir wahrscheinlich umkehren müssen. Glücklicherweise sind zwei andere Pärchen vor Ort und gemeinsam schaffen wir es.
Später liegen noch ein paar „Hinkelsteine“ im Weg, die aber kein Problem darstellen.







Nachdem wir den Spooky bewältigt haben, machen wir uns auf den Weg zum Hintereingang des Peek-A-Boo. Flach und weit beginnt er. Meine Frau läuft aus den bekannten Gründen oben, ich unten.







Aufmerksame Leser freuen sich jetzt schon darauf, mich baden zusehen. Daraus wird aber nichts, denn der Canyon ist so schlammig, dass es sich nicht lohnt und auch ich nach einer Weile aussteige. Den Rest laufen wir gemeinsam oben.









Gegen 18:00 Uhr sind wir zurück am Trail Head und das Jeep-Taxi nimmt uns auf.

Da ist er wieder, der schon beschriebene Weg. Die Off-Road Profis unter euch werden wohl nur milde lächeln. Alle Nachwuchs-Helden, die den Weg selbst unter die Räder nehmen wollen, mögen sich zuvor folgendes Video ansehen.





Aber vielleicht wurde der Weg ja inzwischen ausgebessert?  :zwinker:

Das Abendessen gibt es heute im Outfitter. Lecker Pizza! Wer vom Circle D Hotel aus zu Fuß gehen will (wie uncool in Amerika), sollte eine (Handy-)Taschenlampe mitnehmen. Bürgersteige sind vorhanden, an einer durchgehenden Straßenbeleuchtung wird indes noch gearbeitet.


Morgen wollen wir dann die „Niagara-Fälle“ von Escalante besichtigen, uns am Sonnenuntergang im Capitol Reef NP erfreuen und abends in einer Cowboy-Bar in Torrey erleben, wie der Bär steppt.


Fazit:
-  ein Tag Abenteuerurlaub
-  Moki Hill: schön anzusehen, aber B-Ziel zum Auffüllen
-  Peek-A-Boo und Spooky Slot: sehr empfehlenswert
                                              Anfahrt zum Trail Head vorab klären
                                              80 kg Grenze beim Spooky beachten (siehe „Zehrer“)
                                              wenn möglich Peek-A-Boo hin und Spooky zurück nehmen
                                              Wasser nach Möglichkeit am Körper mitführen (Rucksack vermeiden)
-  Outfitter Restaurant: empfehlenswert


Gruß
Tobias

OstseeKelm

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #65 am: 09.01.2016, 12:38 Uhr »
Super das es weiter geht! Morgen hast doch auch nix vor?! Da schaffst auch noch ein Reisetag für uns ;)

80kg Grenze? Na dann schaff ich es wohl nie in den Spooky. Ausserdem ist da ja auch noch die Platzangst von mir und meiner Haushaltshilfe :) Schon beim Abstieg in den Coyote Gulch durch "Crack in the wall" wurde uns ganz anders ... würden wir aber jederzeit wiederholen. Die Anfahrt war übrigens Eurer Anfahrt sehr ähnlich.
Schöne Grüße aus dem Norden,
          Matthias


Betriebsausflug 2013
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saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #66 am: 09.01.2016, 20:11 Uhr »
Super das es weiter geht! Morgen hast doch auch nix vor?! Da schaffst auch noch ein Reisetag für uns ;)

80kg Grenze? Na dann schaff ich es wohl nie in den Spooky. Ausserdem ist da ja auch noch die Platzangst von mir und meiner Haushaltshilfe :) Schon beim Abstieg in den Coyote Gulch durch "Crack in the wall" wurde uns ganz anders ... würden wir aber jederzeit wiederholen. Die Anfahrt war übrigens Eurer Anfahrt sehr ähnlich.


... mal sehen, was sich machen lässt.

Seid ihr denn selbst gefahren, oder habt ihr auch fremde Hilfe in Anspruch genommen?
Gruß
Tobias

Flicka

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #67 am: 09.01.2016, 21:07 Uhr »
Na, da habe ich heute doch ab und zu erst mal tief ein- und wieder ausgeatmet, bevor ich euch durch die Felswände gefolgt bin. Toller Tag, toll beschrieben!  :D

paula2

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #68 am: 09.01.2016, 22:31 Uhr »
Also von oben sieht der Canyon super aus aber ich glaube drinnen wäre es mir zu eng. Wenn man sich nur noch durchquetschen kann sieht man ja auch nicht mehr viel.
Und dass man dort besser nicht selber fährt werde ich mir merken, gut dass es diese Taxis gibt. Außer Tourismus gibt es in der Ecke ja nichts, da kann ich schon verstehen dass niemand die Straße teeren will.

OstseeKelm

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #69 am: 10.01.2016, 08:40 Uhr »
...
Seid ihr denn selbst gefahren, oder habt ihr auch fremde Hilfe in Anspruch genommen?

Ja wir sind dort mit einem Jeep Patriot 4WD hingefahren. War ja nicht so wild. Man musste nur aufpassen _wo_ man fährt. Wenn man jedenfalls in die Rillen reinfährt, hat man wohl verloren :)


Schöne Grüße aus dem Norden,
          Matthias


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TGW712

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #70 am: 10.01.2016, 09:14 Uhr »
die Canyons wären für mich definitiv ZU eng (nicht körperlich, sondern mental)  :roll:

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #71 am: 10.01.2016, 14:02 Uhr »
10.10.2015, Lower Calf Creek Falls und mehr


Erstes Ziel für heute sind die Lower Calf Creek Falls von Escalante.

Daher heiß es: zeitig aufstehen, denn mittags wird dort „das Licht ausgemacht“!

Wer schon einmal dort war, weiß es, ansonsten kann man es in den einschlägigen Beschreibungen des Trails nachlesen:
Der Wasserfall befindet sich in einer Schlucht, die etwa ab 12:00 Uhr im Schatten liegt. Dann ist es nur noch halb so schön …

So checken wir früh am Morgen aus, holen uns Kaffee und Sandwiches an einer Tankstelle und fahren zum bekannten View Point oberhalb des Escalante River. Dort frühstücken wir „in der Natur“. Die Sonne strahlt, es ist noch leicht kühl und der Ausblick ist einfach herrlich, die Stromleitungen natürlich ausgenommen.





Nach einer Weile kommt ein Wagen der Highway Patrol mit „vollem Tannenbaum“ langsam auf unseren Parkplatz zu. Für einen Augenblick gehen wir unser Sündenregister durch, aber da ist nichts? Die State Trooper wollen auch nichts von uns. Es ist einfach das Pilotfahrzeug für den gerade stattfindenden Escalante Marathon. Kurz danach kommt der erste Läufer.







Wie wir später nachlesen, führt der Marathon von Boulder nach Escalante. Wer mit der Gegend etwas vertraut ist, weiß, dass es sich dabei quasi um einen alpinen Marathon handelt, denn es geht kaum gerade aus, sondern immer kräftig bergauf und bergab.
Respekt vor der sportlichen Leistung! Unser Fall ist das aber nicht.

Kurz nach 9:00 Uhr kommen wir am Parkplatz zum Trail Head an. An einer Tafel werden wir auf die Gefahren aufmerksam gemacht.





Skorpione, Bremsen, giftiger Efeu und Klapperschlangen – Das trifft sich gut. Wir haben gerade heute kurze Hosen an. Keine Angst, es wird nichts passieren, aber es „motiviert“ schon, etwas mehr nach rechts und links zu schauen.

Los geht es mit der Wanderung. Zunächst beginnen wir, an jedem der im Merkblatt verzeichneten Punkte zu halten, Fotos zu machen und uns an den Schönheiten am Wegesrand zu erfreuen.





Doch bald meldet sich meine bessere Hälfte und erinnert daran, dass „die Sonne an den Lower Calf Creek Falls heute früh untergeht …“. Also schauen wir auf dem Hinweg nicht weiter nach rechts und links und wandern zügig durch.

Nach ca. anderhalb Stunden sind wir am Ziel. Ein imposantes Bild zeigt sich uns. Die Lower Calf Creek Falls sind immerhin ca. 40 m hoch, was auf den Bildern kaum zum Ausdruck kommt. Lediglich in der Relation zu den Menschen bekommt man ein gewisses Gefühl für die Höhe.





Es wird erzählt, dass man 100 Jahre alt wird, wenn man im Pool unter den LCCF badet. Das mag vielleicht stimmen, aber nur, wenn man das Baden überlebt. Da ich „leider“ meine Badeshorts nicht dabei habe, gehe ich nur bis zu den Knien ins Wasser, das gefühlte Minusgrade hat. Länger als eine halbe Minute halte ich es nicht aus.

Ein junger Mann in seiner Sturm-und-Drang-Zeit will 100 Jahre alt werden und macht es ganz. Mit unartikulierten Lautäußerungen setzt er seine Umgebung über sein Befinden in Kenntnis. Er hat es überlebt, aber ich meine, seine Stimme wurde langsam höher …
Später folgen noch Selfies.





Durch den Wasserfall in seinen Bann gezogen werde ich fotosüchtig und knipse „stehend, kniend, liegend“  aus verschiedenen Perspektiven, mit unterschiedlichen Belichtungen und Modi. Heraus kommt allerdings immer nur - der Wasserfall. (Dabei habe ich noch nicht einmal einen Graufilter.)







Als Empfehlung für alle, die den Wasserfall nicht professionell fotografieren: Setzt euch ein zeitliches Limit und packt die Kiste dann weg. Lasst euch einfach nieder und genießt den Moment. Ihr habt davon mehr als von weiteren 100 Aufnahmen!

Beim Suchen nach neuen Motiven fiel mir noch dieses Verbotsschild auf (wurde auch schon von anderen im Forum gezeigt).





Über den Zweck bin ich mir nicht so richtig im Klaren, denn Alternativen (Dixie Klo, Pampers, Stöpsel) werden nicht aufgezeigt und wir sind hier mindestens 1 Stunde vom "rettenden Ufer" entfernt.
Also wenn ich ernsthaft „Druck auf dem Kessel“ hätte, wäre mir das Verbotsschild sowas von egal ..., so richtig ("ganz-")egal.

Als wir kurz vor 12:00 Uhr die LCCF verlassen, zieht langsam die Schattenfront auf. Auf dem Rückweg kommen uns noch sehr viele Leute entgegen. Wir bedauern sie still, weil sie eigentlich zu spät dran sind.

Jetzt lassen wir uns auch Zeit für die schönen Dinge am Wegesrand. Inzwischen sind die Temperaturen unangenehm hoch.











Zurück am Trail Head starten wir in Richtung Boulder, um im Kiva Coffee House einzukehren. Nachdem wir es nach einigen Kilometern noch immer nicht gefunden haben („es muss doch da sein“), stellen wir nach einem Blick in unsere Unterlagen fest, dass wir in der falschen Richtung unterwegs sind. Es ist ganz in der Nähe des Trail Heads, aber eben in Richtung Escalante. Wegen der vielen Marathon-Läufer hatten wir es heute früh gar nicht wahrgenommen.

Im Kiva Coffee House gibt es für uns zum „Lunch“ eiskalte Limonade und ein Stück Käsekuchen aus der Kühlung. Bei den Außentemperaturen tut das richtig gut. Dazu ein herrliches Panorama. Leider hat das Kiva Coffee House im wahrsten Sinne des Wortes ein Alleinstellungsmerkmal, was sich in den Preisen niederschlägt.





Danach geht es auf dem Scenic Byway 12 weiter in Richtung Torrey. Das ist unserer Meinung nach das schönste Stück dieser Straße. Zunächst können wir den Wanderweg zu den LCCF noch einmal von oben betrachen. Die folgenden drei Fotos sind alle vom gleichen Standpunkt aus aufgenommen.









Später halten wir noch an vielen View Points und genießen die Landschaft. In der Spitze erreichen wir eine Höhe von über 9000 Fuß. Dadurch hat man eine tolle Fernsicht. Leider ist es zuweilen etwas trübe, so dass nur wenige der Fotos albumtauglich sind.









In Torrey angekommen beziehen wir unser Zimmer im Boulder View. Dieses Motel haben wir uns wegen der gegenüberliegenden „Saddlery“ ausgesucht. Dazu gleich mehr.





Zum Sonnenuntergang wollen wir am Sunset Point im nahe gelegenen Capitol Reef NP sein. Dieser Sunset Point kam in den Reiseberichten bisher relativ selten vor. Nachdem wir im Yosemite NP miterlebt haben, wie die untergehende Sonne aus einem grauen Granitblock (Monolith des El Capitan) ein rotes Etwas gezaubert hat, waren wir gespannt auf das Ergebnis, wenn der Fels an sich schon rot ist.

Wir sehen Beeindruckendes! Und zum zweiten Mal an diesem Tage werde ich fotosüchtig.
Zum Glück gibt es mit dem Sonnenuntergang ein natürliches Ende, ansonsten hätte ich  …













Um 20:00 Uhr machen wir uns fertig für die Sattlerei.





Als „Cowboy Bar and Steakhouse“ ausgeschrieben hat sie fast Saalgröße und ist eine Art Dorfgemeinschaftshaus für Torrey und Umgebung. Wir hatten dieses Restaurant vor zwei Jahren kennengelernt. Dieses Mal wohnen wir ganz in der Nähe, damit wir hin und zurück laufen können. Daneben haben wir es so eingerichtet, dass wir am Wochenende hier sind, denn da gibt es Livemusik. Reserviert haben wir auch.









Das wäre nicht nötig gewesen, denn der Saal ist nur gut halb voll. Ob es an der Neben-Saison liegt oder der (Un-)Bekanntheit der Band, wissen wir nicht. Wir fühlen uns gut unterhalten. Es ist schön mit anzusehen, wenn die Cowboys mit Hut und Frau eine kesse Sohle auf's Parkett legen. Und wenn ein Lied im Dreivierteltakt kommt, wird daraus auch schon mal ein schwungvoller Walzer. Wir finden es schön, auch wenn im Saal allgemein nicht so "die Post abgeht", wie wir das erwartet haben.

Nur einmal brandet spontan Szenenapplaus auf:
Auf einem Großbildschirm wird parallel zur Tanzmusik ein Football-Spiel übertragen …
Ja, so sind sie halt, die Freunde.

Nach dem Bison-Steak und exotischem Eis zum Dessert (Magaritha und Zimt/Erdbeere), was alles richtig gut war, reiten wir in die Bar ein. Das ist wörtlich zu nehmen, denn ein großer Teil der Barhocker sind richtige Sättel.





Nach dem Absacker machen wir uns auf den Heimweg.

Im Eingangsbereich der Saddlery werden noch Cowboy-Devotionalien angeboten. Abgesehen davon, dass sich so ein Sattel schlecht im Handgepäck macht, sind die Preise auch auf die Touristen abgestimmt ...




Wieder geht ein schöner Tag zu Ende. Inzwischen ist es Halbzeit für unseren Urlaub. Wehmut kommt allerdings nicht auf, denn das, was wir bisher erlebt haben, würde fast schon für einen ganzen Urlaub reichen.


Morgen wollen wir im Capitol Reef NP wandern und sind gespannt auf den Sonnenuntergang im Arches NP.


Fazit:
-   Wieder ein schöner Tag
-   Lower Calf Creek Falls: sehr empfehlenswert
                                      „Sonnenuntergang“ um 12:00 Uhr beachten!
                                      Daher 9:00 Uhr am Trail Head sein und sich die schönen Dinge am Wegesrand erst auf dem Rückweg ansehen.
                                      Vorsicht, Gefahr der Fotosucht
-   Kiva Coffee House: empfehlenswert, aber teuer
-   Scenic Byway 12: immer wieder schön (alle View Points mitnehmen)
                             Höhenlage  beachten (Schnee ab Ende Oktober möglich)
-   Sunset Point im Capitol Reef NP: sehr empfehlenswert
                                                   rechtzeitig kommen, wegen der Parkplätze und einem gewissen Fußweg
                                                   Vorsicht, Gefahr der Fotosucht
-   „Saddlery“ in Torrey: empfehlenswert, am Wochenende sehr empfehlenswert
                                   möglichst in der Nähe wohnen (Bar!)
                                   + „Boulder View Motel“ und „Capitol Reef Inn and Cafe“ sind geeignet
                                   + „Austin’s Chuckwagon Motel“ ist schon zu weit weg
                                       
                                                                   



 
 
 
Gruß
Tobias

sil1969

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #72 am: 10.01.2016, 14:30 Uhr »
Dein Bericht ist so amüsant geschrieben,  ich könnte mich wegschmeißen.   :D

Das Warnschild zu den Lower Calf Creek Falls hab ich damals gar nicht gesehen. Ich glaube,  das war auch gut so.  :wink:

Schön, dass du uns durch den Canyon mitgenommen hast. Denn vor Ort hätte ich mich da wahrscheinlich nicht durchgetraut.

Mit dem Fotografieren stimme ich dir total zu. Öfter mal die Kamera weglegen und einfach nur genießen...

Wieder 2 tolle Tage und wunderschöne Fotos!  :daumen:
LG Silvia

paula2

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #73 am: 11.01.2016, 14:46 Uhr »
Dein Bericht ist so amüsant geschrieben,  ich könnte mich wegschmeißen.   :D

Das Warnschild zu den Lower Calf Creek Falls hab ich damals gar nicht gesehen. Ich glaube,  das war auch gut so.  :wink:

kann ich beides unterschreiben  :D

Wir wußten gar nix vom "Sonnenuntergang" waren aber wohl rechtzeitig am Wasserfall, das Schild das vor Ungetier etc warnt haben wir auch nicht gesehen aber vielleicht gab es das 2010 noch nicht, wir sind völlig unbedarft durch die Pampa gewandert und ich weiß noch wie sehr ich diese Landschaft genossen habe! :D . 100 Jahre werde ich auch nicht alt werden, selbst in der Mittagshitze ist das einfach zu kalt da...

die Strasse nach Torrey ist für mich die schönste Straße der Welt, wir haben auch ständig angehalten und wenn ich einen Wunsch frei gehabt hätte wäre ich einfach da geblieben und nie mehr weiter gegangen...

den Sunset Point kannte ich noch nicht, jetzt habe ich wieder ein Todo für nächstes Mal!

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #74 am: 11.01.2016, 18:59 Uhr »
Ich freue mich, wenn es euch gefällt!

Noch einmal zum Warnschild:

Vor Ort haben uns nur die Klapperschlangen interessiert.
Die Skorpoine kriechen in Schuhe/Kleidung, wenn man übernachtet - hatten wir nicht vor.
Die Bremsen gibt es wohl nur im Frühsommer.
... und Efeu wollten wir an diesem Tag auch gerade nicht essen.

Im Nachhinein habe ich aber noch einmal nachgelesen:
Den giftigen Efeu muss man gar nicht essen, "damit er wirkt". Poison Ivy enthält ein Kontaktgift, das Schmerzen, Rötungen, Schwellungen und allergische Reaktionen hervorrufen kann. Gemeinerweise hat der auch noch einen "Zeitzünder" eingebaut, d.h. er wirkt nicht sofort wie z.B. eine Brennessel, sondern erst nach 1-3 Tagen!
... und du weißt nicht, wo der Schuss herkam.

Schönen Urlaub!

Gruß
Tobias