12.10.2015, Island in the Sky“… begin your day energized with free 8-item SuperStart breakfast bonanza”, so wirbt das Super 8 Motel auf seiner Homepage.
Das Essensangebot ist für ein Motel recht ordentlich, aber im Moment haben wir ein ganz anderes Problem: Für das Frühstück stehen beim Frontdesk vielleicht 10 Tische bereit, um die sich die Gäste aus den geschätzt 150 Zimmern „kloppen“.
Ja, wenn man was erleben will, dann muss man gehen, wenn alle gehen. Wir erkämpfen uns schließlich einen Sitzplatz und können frühstücken. Das Essen schmeckt, aber schön ist anders.
Später entdecken wir im Hotel einen subtilen Hinweis auf eine mögliche Alternative.
Am Ende setzen sich allerdings unsere schwäbisch/schottischen Gene durch, so dass wir uns auch morgen wieder ins Getümmel stürzen werden. Schließlich haben wir das Frühstück mitbezahlt, auch wenn es inclusive ist …
Nach dem Essen geht es in den Island in the Sky District des Canyonlands NP. Vor zwei Jahren hatten wir uns dort nur den Mesa Arch und einzelne View Points im Norden angesehen, weil wir an diesem Tag noch zum Corona Arch wollten. (übrigens auch sehr empfehlenswert)
Heute sind die anderen View Points unser Ziel, ein bisschen spazieren gehen und einfach die Seele baumeln lassen. So starten wir am Grand View Point und laufen am Rim entlang. Zunächst beeindruckt uns das gigantische Panorama rund um den bekannten „Dino-Fußabdruck“.
Dann werden wir uns bewusst, dass wir hier „ganz bis nach vorn“ können, wo es dann mal schnell 200 m in die Tiefe geht. Als uns eine Senioren-Reisegruppe begegnet und deren Guide die Herrschaften ermahnt, „schön rechts zu gehen“, stellen wir uns vor, was für eine Herausforderung es für einen Lehrer wäre, hier einen Klassenausflug zu veranstalten. Jedes Kind traut sich dann noch ein bisschen weiter vor als das andere. Der Stoff, aus dem Albträume sind.
Danach fahren wir noch die anderen südlichen View Points ab. Die jeweiligen Aussichten sind durchaus schön, ähneln sich aber, so dass ich hier auf weitere Fotos verzichte.
Wir haben Zeit und so schauen wir noch einmal am Mesa Arch vorbei, dem Wahrzeichen dieses Districts. Vor zwei Jahren waren wir fast allein da. Jetzt ist er gut besucht, wobei noch nicht einmal ein Reisebuss auf dem Parkplatz steht.
Als Empfehlung für alle, die noch nicht hier waren: Kommt möglichst früh!
Dann strahlt die Sonne den Arch von unten schön orangerot an und man hat eine gewisse Chance auf eine geringere Besucheranzahl. Ob es unbedingt zum Sonnenaufgang sein muss, ist eine Frage der persönlichen Interessen. Bei einer knappen Stunde Fahrzeit bedeutet das „Losfahren vor dem Aufstehen“.
... und allein ist man zum Sonnenaufgang mit Sicherheit nicht.
Heute interessieren wir uns mehr dafür, was unter und hinter dem Mesa Arch ist – so ungefähr 100 m nichts. Auch wenn man es nicht auf den ersten Blick erkennt, auch die folgenden Bilder zeigen den Mesa Arch.
Es gibt durchaus Leute, die auf dem Arch posieren. Er ist relativ breit und zur Bergseite hin nur ca. 4-5 m höher als die Umgebung, aber zur Talseite hin geht es dann eben schnell mal 100 m abwärts.
Nein, da sind wir lieber feige.
Wenn man den Besuch des Island in the Sky beendet hat, kann man auf der normalen Straße zurück nach Moab fahren,
… muss man aber nicht.
Alternativ bietet sich auch eine „schwarze Piste“ an, der Shafer Trail, der direkt den Berg hinunter führt.
„Der Weg ist das Ziel“, gilt hier wohl im Besonderen. Auf kurzer Strecke wird ein beachtlicher Höhenunterschied überwunden. Wer den Nervenkitzel sucht, ist hier genau richtig. An manchen Stellen ist die Straße kaum breiter als ein Auto. Bei Gegenverkehr muss man schon genau peilen, wo man einander passiert und nicht immer hat man das Glück, auf der Bergseite zu sein.
Zur Erhaltung eines gewissen Adrenalin-Levels wurde auch auf Leitplanken und ähnlichen Kinderkram verzichtet. Der Shafer Trail wird grundsätzlich schon sicher sein, hat aber auch einen gewissen Hauch von Russisch-Roulette. Es mag makaber klingen, aber bei Unfällen an manchen Stellen wird es wohl nie Verletze geben.
Für den Weg bergauf sollte es schon ein 4WD SUV sein und bergab zumindest ein Fahrzeug mit hinreichend Bodenfreiheit. Wir beobachten das Treiben eine ganz Weile. Es sind auch PKW dabei.
Schon im Vorfeld war uns klar, dass wir von dieser Attraktion lieber die Finger lassen.
Jetzt müssen wir uns aber sputen, denn heute haben wir uns etwas Besonderes zum Abendessen vorgenommen. Da heißt es, zeitiges Kommen sichert gute Plätze (oder überhaupt welche). Es geht in den Sunset-Grill, der oberhalb von Moab in den Berg gebaut wurde.
Wir sind ca. 1 ½ h vor dem kalendarischen Sonnenuntergang da. Das ist auch gut, denn so bekommen wir noch einen Platz am Fenster. Außerdem verschwindet die Sonne wegen der Berge effektiv etwa eine halbe Stunde "vor der Theorie".
Erbauer des Sunset Grills ist Charlie Steen.
Nie gehört?
Hier in aller Kürze seine „Tellerwäscher/Millionär-Story“:
Im Amerika der 50-er Jahre sucht man eigenes Uran. Charlie Steen, ein Geologe, hat seinen Claim in der Gegend von Moab abgesteckt. Nach 3 erfolglosen Jahren ist er am Ende seiner finanziellen Mittel und startet einen letzten Bohrversuch. Noch bevor er seine Zieltiefe erreicht hat, bricht ihm das Bohrgestänge. Am Boden zerstört fährt er mit dessen Überresten nach Hause. Dort verrät ihm sein Geigerzähler, dass sein Schrott auf der Ladefläche wie verrückt strahlt. Bingo! Von da an muss er nicht mehr bei Aldi einkaufen gehen.
Es wird sogar berichtet, dass er mit seiner Familie regelmäßig in den Flieger stieg, um über Moab kreisend Fernsehempfang zu haben. Unter anderem ließ er auch das nette Anwesen bauen, in dem wir jetzt speisen.
Bei den Gerichten möchte das Restaurant etwas Besonderes bieten. Meine Frau entscheidet sich für ein Menü mit Shrimps und Fleisch und ist damit sehr zufrieden. Meine Wahl fällt auf „Raspberry Duck“.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Leider „besiegt“ die Himbeersauce die Ente. Einen Versuch war es wert …
Das Restaurant wirbt mit seinem „One-Million-Dollar-View“. Das ist vielleicht etwas überzogen, aber schön ist es schon, zum Dinner einen Sonnenuntergang zu erleben und dann bei Dunkelheit auf Moab herab zu schauen. Große Zahlen sind hier Programm. Das merken wir (erwartungsgemäß) auch bei der Rechnung.
Leider haben wir nur einen Schnappschuss von unserem Besuch, da ich in einer solchen Umgebung keine Fotosession mit Stativ etc. veranstalten wollte.
Das Restaurant ist sehr empfehlenswert für den, der sich das leisten möchte. Offiziell ist ein Reservieren für 2 Personen nicht möglich, es scheint aber Ausnahmen zu geben. Wer Interesse hat, sollte am besten am Vortag hinfahren und das persönlich verhandeln. Sofern es nicht allzu windig ist, sind die Plätze am Rand der Terrasse wohl die besten, ansonsten die Innenplätze am Fenster.
Für heute treten wir den Heimweg an und lassen im Hotel noch Kräutermedizin wirken.
Morgen wollen wir endlich einmal das Wahrzeichen des Arches NP anfassen und danach in Richtung Süden zu neuen Zielen aufbrechen.
Fazit:
- Ein ruhiger Tag, schön war’s trotzdem
Island in the Sky:
- Grand View Point: sehr empfehlenswert
- Übrige View Points: kann man machen, wenn man Zeit hat
- Mesa Arch: unbedingt besuchen,
so zeitig kommen wie möglich
direkt zum Sonnenaufgang aber wahrscheinlich viele (Stativ-)Fotografen
- Shafer Trail: wem das Leben sonst zu langweilig ist …
für den Rest: nur gucken, nicht anfassen
- Sunset Grill: grundsätzlich sehr empfehlenswert
„zieht Blasen zwischen Daumen und Zeigefinger“
Augen auf bei der Essenswahl
- Super 8 Motel: eingeschränkt empfehlenswert
Zimmer recht gut
Frühstücksbereich zu Stoßzeiten überlaufen
Randlage für das Essen
gehen ungünstig
dafür im Vergleich zu anderen Motels eher preiswert