Dienstag, 8. Mai 2007 „Nicht schon wieder!“Kurz vor 6 Uhr wurde ich wach. Nach den üblichen morgendlichen Tätigkeiten ging ich ins Main Street Station Casino zum Breakfast-Buffet, bei einem Preis von 5,99 $ unschlagbar günstig und die Auswahl war durchaus ok: Verschiedene Eierspeisen, Bacon, Würstchen, Corned Beef Hash, Hashbrowns, Pancakes, Pizza (zum Frühstück???), ein Haufen Süßkram, Obst usw.
Mein Favorit war ein Bagel mit Paprika-Cream-Cheese – superlecker.
Zurück im Hotel wurde Blacky beladen, ausgecheckt und gegen 8.30 Uhr startete dann die Lonely Roads Tour.
Ich fuhr auf die Main Street und ca. eine Meile nördlich vom Hotel kam eine etwas üble Gegend. Alles total verlottert, Müll ohne Ende, Gestalten, die ihr persönliches Hab und Gut mit einem Einkaufswagen durch die Gegend schoben und dann schien sich noch irgendein Drama ereignet zu haben, denn es standen einige Polizeiautos vor einem Haus, alle mit Blaulicht und eine Menschentraube war versammelt… Ich sah zu, dass ich weg kam.
Nachdem ich auf den Lake Mead Boulevard abgebogen war, lag Las Vegas dann ziemlich schnell hinter mir. Über den Lakeshore Drive fuhr ich Richtung Norden.
Mein ursprünglicher Plan war, mir die Bowl of Fire mal etwas genauer anzuschauen, aber die Sehnsucht nach dem Valley of Fire war einfach größer, also machte ich von der Bowl of Fire nur ein Bild aus der Ferne. Der grüne Farbtupfer von Rogers Spring, inmitten dieser kargen Landschaft, animierte mich aber noch zu einem kurzen Foto-Stopp.
Im Valley of Fire angekommen hielt ich fix am Visitor Center, um zwei Postkarten zu kaufen. Ohne Hoffnung fragte ich, ob ich vielleicht auch Briefmarken bekommen könnte.
Natürlich!
Ob ich vielleicht auch mehr als die zwei für die Postkarten bekommen könnte?
Aber natürlich, wie viele ich denn brauche. 20 Stück – und so war mein Briefmarken-Problem dann auch gelöst.
Dann fuhr ich zur Rainbow Vista und streunerte dort bissl durch die Gegend.
Als ich weiterfahren wollte, leuchtete mir auf dem Amaturenbrett plötzlich ein Lämpchen entgegen und zeigte mir eine Ölkanne und Werkzeugschlüssel…
Das darf doch nicht wahr sein!
Letztes Jahr der Riss in der Außenhaut vom Reifen, dieses Jahr ein Warnlämpchen...
Was war denn nun los???
Ach neeee, nicht schon wieder was mit dem Auto...
Nicht schon wieder was, was mich ständig bibbern lässt, weil ich nicht weiß, ob ich dann deshalb irgendwann mitten in der Pampa liegen bleiben...
Die Lust an weiteren Entdeckungen im Valley of Fire war mir gründlich vergangen, denn meine Gedanken kreisten natürlich die ganze Zeit darum, was mit dem Auto nicht stimmt. Ich fuhr zwar noch halbherzig den Loop am Campground, hielt aber nur noch für ein schnelles Foto am Arch Rock an.
Dann brauste ich Richtung Overton aus dem Valley of Fire raus.
In Overton sah ich eine kleine Kfz-Werkstatt, ging ins Office und schilderte mein Problem. Die Dame rief einen Mechaniker, der prüfte den Ölstand. Dieser war ok, das sagte ja auch die Anzeige für den Ölstand. Ich zeigte ihm das Leuchtsymbol und er erklärte mir, dass dies die Meldung ist, wenn lt. Bordcomputer ein Ölwechsel fällig wäre, ich könne aber bedenkenlos weiterfahren. Ich fragte noch mal nach, ob ich das wirklich machen kann, denn ich hatte die Tour ja erst gestartet und vor mir lagen noch etliche Meilen, einige davon auch in eher entlegenen Gebieten. Er versicherte mir, dass ich mir da keine Gedanken machen brauche. Nun gut
- ich wollte es glauben und zog von dannen
Ich fuhr auf den I15, verließ diesen aber nach ein paar Ausfahrten gleich wieder, denn mein nächstes Ziel war Little Finland. Jetzt kam die super Beschreibung von
Isabel zum Einsatz und ich checkte fix die Koordinaten, nachdem ich die Brücke über dem Virgin River überquert hatte und auf den Gold Butte Byway abgebogen war. Alles bestens!
Die ersten Meilen der Strecke sind irgendwie arg eintönig, erst wenn die Joshua Trees auftauchen, wird es landschaftlich etwas interessanter.
Sehr schön ist das Ende der Whitney Pocket, dort leuchteten bunte Felsen in der Sonne und verleiteten mich erstmal, den falschen Abzweig zu nehmen.
Zum Glück las ich im Rückspiegel das Schild und stellte fest, dass ich nicht mehr auf dem richtigen Weg war.
Dann erreichte ich die Stelle, wo man Gold Butte Byway verlässt. Wieder die Koordinaten überprüft – passte.
Nach ein paar Metern sah ich links und rechts der Piste in den Büschen ein pinkfarbenes Bändel hängen.
Nanu
Die Strecke war in manchen Abschnitten bissl steinig und ich bangte gleich wieder um meine Reifen. Immer wieder sah man die pinkfarbenen Schleifchen, auch am Abzweig, an welchem man in den Mud Wash hinein fährt.
Hmmmm, da wird doch wohl nicht erst vor kurzem jemand den Weg nach Little Finland markiert haben? Ich checkte erneut die Koordinaten – stimmte!
Im
Wash gab es einige sandige Passagen, es ließ sich aber gut fahren. Ab und zu kam Blacky mal bissl ins Schlingern, das war aber alles nicht wild.
Dann erreichte ich den auf der Karte eingezeichneten
Corral – kurz danach sah ich wieder die Schleifchen. Ich folgte denen, denn mittlerweile hätte ich schwören können, dass diese jemand als Markierung angebracht hat.
Dies war mein Kardinalfehler!
Irgendwann war ich dann quasi am Ende des Mud Wash angekommen. Vor mir erhob sich eine Steilwand, es ging nur noch nach links oder rechts. Ganz klar: Rechts – so war es ja auf der Karte eingezeichnet. Die Piste machte aber nur einen Kringel und ich landete wieder auf der Strecke, über die ich gerade gekommen war
Also wurde die linke Seite ausprobiert. Dort wartete aber ne haarige Stelle auf mich: Sehr eng, tiefer Kies, sehr schräg und an der einen Seite die Wand vom Wash, auf der Seite lauerten hüfthohe Steine…
Das kann nicht sein, von so einer Stelle hätte garantiert jemand was erzählt. Also mühsam Dreherle gemacht und noch mal auf der rechten Seite nachgesehen, ob ich dort was übersehen hatte. Da war aber nix. Die linke Seite musste richtig sein, also erneut zurück gefahren, Augen zu und durch….
Es ging alles gut, kein Gravel, der auf der Schräge plötzlich wegrutschte und Blacky an die Steine befördert hätte. Nur mein Cola war aus der Dose rausgeschwappt.
Aber wäre ich doch nur erstmal ein Stückchen dort lang gelaufen….
Als ich nämlich um die nächste Kurve kam, stand ich vor einem richtigen Hindernis. Quer über der „Fahrbahn“ lag ein Felsbrocken – nix für einen Mietwagen. Außerdem floss hier plötzlich ein kleines Rinnsal, dies selbst war zwar nicht weiter tragisch, aber der ganze Boden war eine einzige matschige Stelle...
Und ca. 100 m dahinter war eine ATV-Piste – auch nix für Mietwagen.
Mist!
Also noch mal mühsam umgedreht, dabei sehr darauf geachtet, dass sich Blacky nicht mit einem Fuß im Matsch eingräbt, und wieder zurück gefahren. Jetzt schaltete ich endlich wieder mein GPS ein
: Der Wegpunkt, an dem man im Wash dann die Richtung wechselt, lag hinter mir, ich war also schon dran vorbei gefahren.
Ich fuhr zurück und von dieser Seite aus kommend sah ich dann auch ganz deutlich den richtigen Weg.
Kurz danach erhielt ich endgültig Gewissheit, ich stand nämlich vor der besagten
„Stufe“. Ich beäugte die „Straßenbauarbeiten“ meiner Vorgänger und befand sie nach wie vor als tauglich. Ich hielt mich ganz rechts und es ging problemlos. Das letzte Stück war meiner Meinung nach am harmlosesten, zwar sandig, aber ohne Probleme. Und dann erreichte ich endlich den Fuß der kleinen Mesa, das Erkennungszeichen, die
Palme, war auch nicht zu übersehen.
Bis hierher hatte ich jetzt mit meinen Verfahr-Blamagen 2,5 Stunden gebraucht… und es war kurz nach 16 Uhr. Viel Zeit blieb mir nicht, denn ich wollte unbedingt noch gute Lichtverhältnisse für die Rückfahrt haben.
Ich lief die
ATV-Piste hinauf, ging oben am Rand der Mesa zurück Richtung Palme und befand mich dann schnell inmitten der Felsformationen. Es machte riesigen Spaß, dort herum zu laufen und die Formen zu entdecken
Trotzdem ließ ich mir nicht genügend Zeit, denn der Sonnenuntergang saß mir im Nacken. Nach ca. einer Stunde war ich dann wieder beim Auto und machte mich auf den Rückweg. Jetzt ging die Fahrt bis zum Gold Butte Byway sehr zügig, ich brauchte nur ca. 40 Minuten. Da ärgerte mich doch erstmal bissl, dass ich mir nicht mehr Zeit für Little Finland gegönnt hatte
Aber nun tauchte ein anderes zeitraubendes „Problem“ auf: Erschien die Landschaft auf der Hinfahrt eher nicht so aufregend, sah es nun im Licht der tief stehenden Sonne ganz anders aus.
Jetzt hielt ich ständig an, um zu knipsen, so dass ich erst kurz nach 19 Uhr den Interstate erreichte. In diesem Moment ging die Sonne unter.
Um halb acht kam ich in Mesquite an und suchte das Falcon Ridge Hotel. Ich hatte es im Internet gebucht, da mich diverse Kritiken zu anderen Hotels in diesem Ort abgeschreckt hatten. Beim Check-in erklärte mir die Angestellte, dass keine Reservierung vorliegt
Die Nummer, die ich auf dem ausgedruckten E-Mail hatte, war eine Reservierungsnummer von der Internetseite, keine Reservierungsnummer vom Hotel.
Sollte ich während dieser Tour etwa Routine für fehlende Reservierungen bekommen?
Ich rief bei i4vegas.com an und schilderte mein Problem. Die Dame am anderen Ende der Leitung nannte mir die Nummer und mit dieser bekam ich dann auch mein Zimmer. (Die Hotelangestellte hatte mich aufgrund meines Namens nicht gefunden, da mein Vorname als Nachname dem Hotel übermittelt wurde, auf meiner Bestätigung war aber noch alles richtig.)
Da mir der Magen mittlerweile knurrte, fuhr ich noch fix zu Denny´s und verspeiste ein halbes Super Bird Sandwich. War lecker, aber viel zu viel.
Gegen 21 Uhr war ich wieder im Hotel. Erstmal unter die Dusche, dann ein Bier aufmachen und das Notebook einschalten – im Hotel gab es nämlich kostenlos Internet, ich hatte mir an der Rezeption ein entsprechendes Kabel geben lassen.
Ich tippte am Reisebericht und schrieb ein paar E-Mails.
Um halb eins hab ich dann das Licht ausgeknipst.
Gefahrene Meilen: 229