usa-reise.de Forum

Autor Thema: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009  (Gelesen 52717 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

mrh400

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 15.528
  • work is the curse of the drinking classes -O.Wilde
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #30 am: 03.02.2010, 20:10 Uhr »
Hallo,

... die geologische Formationen insbesondere des sich nach Osten öffnenden Tals finden sich in meinem Foto gut erkennbar wieder. Aber auch der Rest stimmt.

ich habe das gerade nochmal eingehend verglichen - es ist verblüffend, wie nahezu ganz exakt selbst die Formen der Schneefelder übereinstimmen, wenn man erst einmal die unterschiedlichen Aufnahmewinkel geistig herausgerechnet hat. Das derzeit bei Google-Maps eingestellte Satellitenbild scheint nicht allzu lange vorher aufgenommen zu sein.

Aber was mir bei Deinen Reiseberichten auch immer wieder gut gefällt, sind Eure kulinarischen Erlebnisse! Ihr gönnt Euch im Urlaub offensichtlich von allem etwas Besonderes, nicht nur von der Landschaft her... das finde ich klasse!!!
Ich bin schon vor über 30 Jahren mit dem Michelin in der Tasche durch Frankreich und Italien getourt; damals reichte es allerdings nur selten zu den Highlights.

da ist man mal kurz auf der Skipiste ...
Am Mt Hood?  :wink:

Mir gefaellt wie der Berg aus der Dunstschicht aufragt.
Allerdings muß ich zugeben, daß ich da beim Kontrast etwas nachhelfen mußte  :oops:
Gruß
mrh400

mrh400

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 15.528
  • work is the curse of the drinking classes -O.Wilde
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #31 am: 03.02.2010, 21:40 Uhr »
3. Tag Montag, 03.08.2009 Portland – Mt St Helens - Ashford

Wir schlafen gut und verhältnismäßig lange – offenbar haben wir den Jetlag schon ganz gut überwunden. Auch die Klimatisierung des Zimmers haben wir offenbar besser in den Griff bekommen.

Beim Umpacken der Koffer fällt uns vor dem Frühstück auf, daß ich meinen dünnen anti-Klimaanlagen-Pullover vermisse – offenbar blieb der gestern im Restaurant liegen. Da es ja direkt um die Ecke liegt, schaue ich kurz vorbei, ob da irgendwelche Reinigungsarbeiten o.ä. stattfinden – was natürlich nicht der Fall ist. Da es dort ausschließlich Dinner gibt, sind auch die Chancen gering, daß da alsbald irgendjemand auftauchen wird.

Also bitte ich die Rezeptionistin im Hotel, eine Nachsendung nach San Francisco in unser letztes Hotel zu veranlassen – mal sehen, ob das klappt. Der Tip sollte helfen  :wink:.

Mit Navi finden wir schnell aus der Stadt heraus. Bei Vancouver, Wa, tanken wir, wobei sich eine nette Unterhaltung mit einem Touristen aus Alaska ergibt, wer denn wohl die weitere Strecke zurückgelegt hat - wir hatten ja ein Louisiana-Kennzeichen. Beim Hinweis auf Germany gibt er sich aber geschlagen – immerhin war er schon dreimal in Freiburg.

Nachdem die Blinkerkontrolle bei rechts Blinken schon seit gestern ganz hektisches Herzflimmern kundgab, habe ich die Lampen kontrolliert und festgestellt, daß die Birne rechts hinten ausgefallen ist. Solte ja eigentlich kein Drama sein, aber beim Spurwechseln doch eher unangenehm. Daher versuche ich, mit einem frisch gekauften Kreuzschlitzschraubenzieher die hintere Blinkerabdeckung zu entfernen, um an die Birnen heranzukommen. Das scheitert jedoch ebenso wie die Suche nach einer Werkstatt, die die gestern offenbar durchgebrannte Birne austauschen würde.

Also fahren wir unverrichteter Dinge weiter auf der I 5 nach Norden, die ziemlich dichten Verkehr aufweist. In Castle Rock fahren wir raus – ein Ort voller Automotive-Läden und -Werkstätten. Ein äußerst freundlicher Mitarbeiter in einem Teileladen erklärt mir, wo ich die Birne wechseln lassen kann. Und in der Tat ist dort ein junger Mann zur sofortigen Hilfe bereit. Auch er kann die Abdeckung nur mit Mühe so weit lösen, daß er mit seinen langen schlanken Fingern an die Birnen herankommt – aber immerhin, er schafft es, so daß zu den 10 USD auf der Rechnung noch 5 USD Tip dazukommen.

Auf dem Weg zu Mt St Helens findet sich bald ein Visitor Center, das aber zu den Washington State Parks gehört und daher extra Eintritt kostet. Die 3 USD pro Person sind aber gut angelegt, es gibt einen hervorragenden Film zu dem Ausbruch 1980. Es ist hoch beeindruckend und geradezu beängstigend, wenn man sieht, mit welcher Macht sich da zunächst über eine längere Zeit hinweg eine richtige Beule ("bulge") am Hang herausbildet, die plötzlich ins Rutschen gerät, woraufhin dann der Berg explodiert.

Auf der Weiterfahrt gibt es schon einige Viewpoints – leider alle mit „jenem Berg“ im Gegenlicht.


Mt St Helens vom Forest Learning Center


Aschenschlammbett des Toutle River, wie vorgestern vom Flugzeug aus gesehen


Blüten am Forest Learning Center

Am Coldwater Lake fahren wir zunächst weiter, als wir sehen, daß das „Fee-Area“ ist, wir aber noch keinen Nachweis haben und am Parkplatz ein Rangerfahrzeug herumsteht - die Zufahrt zum dortigen, etwas weiter oben  gelegenen Visitor Center haben wir offenbar irgendwie verpaßt. Oben am Observatory bekommen wir dann gegen Vorlage des Annual Pass Bänder um die Handgelenke, die uns freien Auslauf geben. Wir gehen daraufhin zunächst den Weg zu den höhergelegenen Aussichtspunkten und dann ein ganzes Stück den Boundary Trail, der sehr schöne Blicke in den Kraterbereich ermöglicht.


Mt St Helens

Am Wegesrand gibt es allerlei an Blüten zu sehen, die sich gegen die Verwüstung wieder durchgesetzt haben und die uns deshalb besonders ins Auge stechen:


Shasta Buckwheat

Offiziell heißt das Shasta Buckwheat, inoffiziell wohl wegen des strengen Geruchs Dirty Socks. Haben wir aber erst später herausgefunden, sonst hätten wir einen Geruchstest vorgenommen.


Indian Paintbrush


Fingerhut


Mt St Helens vom Boundary Trail aus


Auch andere Benutzer des Trails waren unterwegs


Lupinen

Das letzte Drittel sparen wir uns, weil es zum einen sehr schmal an einem steilen Hang entlang verläuft, was meiner Höhenangst nicht zuträglich erscheint, wir zum anderen nur leichte Laufschuhe und keine richtigen Wanderschuhe angezogen haben. Eigentlich schade, denn man wäre wohl zu einem schönen Aussichtspunkt über dem Spirit Lake gekommen, den wir so nur vage aus der Ferne erahnen konnten.


Die wahre Ermutigung für mich ...


Spirit Lake aus der Ferne


Rückweg auf dem Boundary Trail

Irgendwo müssen wir hier an Nordlicht und seiner Gruppe vorbeigelaufen sein, wahrscheinlich zwischen Visitor Center und dem ersten Wegdrittel, wo es verschiedene Verzweigungen gibt.

Auf der Rückfahrt legen wir noch eine kurze Pause am Coldwater Lake ein, wo wir nach einer Apfeleßpause am Picknickplatz ein paar schöne in den See gebaute Aussichtsplattformen entdecken, richtig idyllische Plätze.


Coldwater Lake

Den ersten Teil der Fahrt nach Ashford können wir noch mit zwei zuvor ausgelassenen Viewpoints auflockern. Am Hoffstadt Bluff Visitor Center gibt es ein paar schöne Gegenüberstellungen von großformatigen Fotos vor und nach dem Ausbruch. Dann aber zieht sich die Fahrt wie Strudelteig durch wenig markante Landschaft mit nur ganz sporadischen Blicken auf den Mt. Rainier.

Irgendwann kommt im Weichbild von Ashford der Hinweis, daß es nur noch eine Tankmöglichkeit vor dem Mt Rainier NP gibt, die wir dann auch nutzen. Hier ist Vorkasse angesagt. Also warten, bis eine Zapfsäule frei wird, an der Schlange vor der Kasse anstehen, Kreditkarte hinterlegen, Zapfsäule freischalten lassen, tanken, wieder an der Schlange vor der Kasse anstehen, Kreditkartenbeleg abzeichnen … eine unendlich lange Prozedur.

Alexander's Country Inn ist sehr idyllisch gelegen; unser Zimmer ist etwas ungünstig geschnitten mit zuwenig Ablagemöglichkeiten. Dafür gibt es einen ordentlichen complementary wine, den wir im Garten neben dem Pond genießen, wo uns die Mücken auffressen wollen und die Kolibris zwischen den Bäumen und einer Futterstelle herumschwirren - ein eigenartiger Anblick, Kolibris in dichten Tannenbäumen.


Alexanders's Country Inn


Mit viel Mühe hat sich ein Kolibri ablichten lassen

Anschließend bekommen wir im Restaurant ein sehr gutes – im Vergleich zur gestrigen haute cuisine eher bodenständiges – Abendessen: Ente bzw. Trout. Den Fang der Trouts aus einem Teichbecken nebn dem Pond durch einen überaus freundlichen, leider geistig leicht behinderten jungen Mann haben wir zuvor live miterleben können. Bei der Bestellung Trout bekam man übrigens zwei Fische, kleiner als üblich, dafür aber unheimlich schmackhaft und von der Bedienung am Tisch äußerst geschickt entgrätet. Dazu ein heimischer Rosé und zur Abwechslung (statt Pellegrino) mal ein Perrier. Für einen Nachtisch sind wir zu satt, so daß wir nach einem kurzen Rundgang um den Pond alsbald aufs Zimmer gehen.

230 mi
Gruß
mrh400

americanhero

  • Gast
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #32 am: 03.02.2010, 23:27 Uhr »
klasse!! Die Seite vom Mount St. Helens kenne ich noch nicht und gefaellt mir ausgesprochen gut.
Das notiere ich mir mal fuer die Zukunft und der Boundary Trail ist ja wirklich sehr reizvoll.

michaels-pictures

  • Hardcore-Yellowstoner
  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 782
    • michaels-pictures.net
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #33 am: 04.02.2010, 07:41 Uhr »
Hallo Manfred, habe eben erst Deinen Bericht endeckt. Das ist so eine Route, die ich mir ebenfalls als Urlaubsroute vorstellen könnte. Da spring ich doch noch schnell auf!
Wie ich gelesen habe, hat es Euch im Rose Test Garden und dem Japanese Garden gut gefallen. Das freut mich, da ging meine P/N ja nicht ins leere...
Viele Grüße,
Michael

www.michaels-pictures.net

my inner compass does not point to true north but to true home!



Doreen & Andreas

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.808
    • http://www.neef-online.de
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #34 am: 04.02.2010, 11:20 Uhr »
Phantastische Bilder vom Mt. St. Helens  :daumen:
Schön, daß das Wetter so gut mitgespielt hat!
Viele Grüße,
Andreas
------------------------------
http://www.neef-online.de

nordlicht

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 1.915
    • - simply gorgeous -
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #35 am: 04.02.2010, 20:20 Uhr »
Eigentlich schade, denn man wäre wohl zu einem schönen Aussichtspunkt über dem Spirit Lake gekommen, den wir so nur vage aus der Ferne erahnen konnten.
Wenn es Dich ein wenig troestet: zur ohnehin recht diesigen Luft kam noch der Rauch von einem Waldbrand bei den Goat Rocks, so dass Mt.Adams hinter dem Spirit Lake nicht besonders klar zu sehen war. Das waere wieder ein Fall fuer Kontrast nachregeln gewesen... ;-)

Zitat
Irgendwo müssen wir hier an Nordlicht und seiner Gruppe vorbeigelaufen sein, wahrscheinlich zwischen Visitor Center und dem ersten Wegdrittel, wo es verschiedene Verzweigungen gibt.
Schade eigentlich. Eine kleine "Forenbegegnung" am Mt.St.Helens waere ja mal nett gewesen.

aa_muc

  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 712
    • <<< Reisebilder >>>
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #36 am: 04.02.2010, 20:25 Uhr »
Das letzte Drittel sparen wir uns, weil es zum einen sehr schmal an einem steilen Hang entlang verläuft, was meiner Höhenangst nicht zuträglich erscheint, wir zum anderen nur leichte Laufschuhe und keine richtigen Wanderschuhe angezogen haben. Eigentlich schade, denn man wäre wohl zu einem schönen Aussichtspunkt über dem Spirit Lake gekommen, den wir so nur vage aus der Ferne erahnen konnten.


Oh. Das Schild hatte ich wohl verpasst  8)
Der Pfad an diesem Hang macht bei Gegenverkehr wirklich nicht allzuviel Spass. Man muss zwar nicht 100% schwindelfrei sein, aber ein gutes Maß an Trittsicherheit sollte schon da sein. Man sieht zum Glück auch ohne das Schild recht schnell, was für eine Art Pfad da auf einen zukommt. Bei schlechtem Wetter oder mit Turnschuhen wäre ich auch nicht weiter gegangen.
Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man auch keine Experimente machen - das eine Foto ist das dann wirklich nicht wert.

Die Aussicht - wenn man noch ein Stück auf dem Boundary Trail weiter zur Harrys Ridge geht (und das Wetter mitspielt) - ist dann diese:


Spirit Lake und Mt Adams

EDIT: Das artet wohl jetzt in eine Mt Adams Fotosammlung aus  :D  nordlicht war wohl etwas schneller...

mrh400

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 15.528
  • work is the curse of the drinking classes -O.Wilde
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #37 am: 04.02.2010, 21:29 Uhr »
Hallo,
Hallo Manfred,
darauf reagiere ich jetzt aber nicht  :wink:

Wenn es Dich ein wenig troestet: zur ohnehin recht diesigen Luft kam noch der Rauch von einem Waldbrand bei den Goat Rocks, so dass Mt.Adams hinter dem Spirit Lake nicht besonders klar zu sehen war. Das waere wieder ein Fall fuer Kontrast nachregeln gewesen... ;-)
dennoch wäre der Blick offensichtlich lohnend gewesen - auch die Aufnahme von aa-muc bestätigt das ja; aber Risiko gehe ich dafür dennoch keines ein. Ich will ja noch mehr Urlaube in Amerika verbringen  :wink:.

Oh. Das Schild hatte ich wohl verpasst  8)
Das Schild steht auch irgendwo ziemlich am Beginn des Weges, etwa dort, wo die Wege vom Parkplatz und vom Visitor Center zusammenkommen - wo es also noch ganz harmlos zugeht. Man sieht später ja genau, wie weit man da gehen kann/soll. Ungefähr hier haben wir aufgehört.
Gruß
mrh400

mrh400

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 15.528
  • work is the curse of the drinking classes -O.Wilde
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #38 am: 04.02.2010, 21:38 Uhr »
4. Tag Dienstag, 04.08.2009 Ashford – Mt Rainier NP - Yakima

Unser Schlaf war einigermaßen unregelmäßig. Der Wecker um 7.00 Uhr hat uns dennoch „kalt erwischt“ und einigermaßen trödelig werden wir gerade so fertig, daß wir gegen 7.45 zum Frühstück kommen – wir werden danach halt noch einiges aufräumen und packen müssen.

Zum Frühstück nehmen wir die Quiche des Tages mit smolked salmon; dazu gibt es Kartoffeln und Ananas, die ich gerne an Marianne abtrete. Der Kaffee ist ganz passabel und der Orangensaft auch nicht schlecht.

Nach einem nochmaligen kurzen Blick auf den Pond fahren wir Richtung Mt Rainier NP, wo man schon kurz nach dem Parkeingang einen ersten Blick auf den Mt Rainier hat (leider haben wir heute die Route so gelegt, daß wir sowohl morgens als auch nachmittags Gegenlicht haben - aber was soll's):


Mt Rainier vom Sunshine Point aus

Schon bald danach erreichen wir das Longmire Gebiet, wo wir uns zunächst in der Ranger Station eine Karte geben lassen (an der Einfahrt war noch niemand, für nicht-NP-Paß-Besitzer war Selbstveranlagung angesagt) und uns über ein paar Wanderungen informieren lassen. Anschließend gehen wir den Trail of the Shadows. Wir genießen schöne Blicke auf den Mt Rainier und auf Biberbauten, sehen alte Mineralquellen, die ein geschäftstüchtiger Amerikaner namens James Longmire anfangs des 20. Jh. kommerziell genutzt hat, und viele alte und uralte Bäume.


Longmire Meadow mit Mt Rainier


Longmire Homestead, erste Behausung des Mr James Longmire


Altes Mineralbecken


Longmire Meadow

Zwischen Hotel und Rangerstation ist neben einer alten Tankstelle ein kleines Museum eingerichtet, dem wir aber keinen Besuch abstatten. Wir beschränken uns auf die Besichtigung einer alten riesigen Baumscheibe mit Markierungen an den Jahresringen, was wann geschah und des alten Ausflugsbusses:


Historischer Ausflugsbus bei Longmire

Anschließend kommen wir zunächst an einer Unfallstelle vorbei, wo aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen mindestens ein halbes Dutzend Ambulanzfahrzeuge versammelt ist. Danach legen wir einen ungeplanten und daher unser Zeitbudget durcheinanderbringenden Halt an den Narada-Falls ein, wo ein kurzer Weg zu einem Ausguck hinunterführt – ein durchaus lohnender Halt.


Narada Falls

Dafür machen wir an Paradise oben nur einen ganz kurzen Stop, um ins Visitor Center hineinzuschauen. Einerseits wäre es sicher ganz reizvoll, hier die Gegend näher zu erkunden. Andererseits treten sich die Leute geradezu auf die Füße, so eine große Zahl von Wanderern ist hier unterwegs. Wir fahren daher weiter und am Mazama Ridge entlang wieder runter zur Hauptstraße an unendlich blütenreichen Straßenrändern und Wiesen vorbei, weil wir uns einen etwas vom Rummel abgelegenen Trail ausgesucht hatten.


Mt Rainier von Paradise aus


Sommerblumen am Straßenrand

Den Parkplatz zu unserem Trailhead oberhalb einer Kehre verpassen wir dann auch prompt, weil ich die Beschilderung wohl nicht richtig gelesen habe. Kurz danach realisieren wir aber, daß wir vorbeigefahren sind, weil wir schon direkt auf die Kehre zufahren. Also kehren wir wieder um und fahren das kurze Stück zurück.

Wir gehen den Bench and Snow Lakes Trail, angabegemäß moderate und leicht auf und ab. Die Aufs und Abs sind z.T, aber ganz schön heftig und anstrengend, zumal es trotz der Höhenlage allmählich zunehmend heiß wird. Begegnungen gibt es nur ganz wenige, wir sind wirklich nahezu alleine unterwegs - wenn man von den Myriaden von Mücken absieht, vor denen uns schon der Ranger im Visitor Center von Paradise gewarnt hatte - "be sure to use a bug spray". Jedenfalls darf man bei Begegnungen nicht zu lange stehenbleiben, sonst ist man ein willkommenes Opfer trotz "Off". Immer wieder säumen Blumenfelder den Wegesrand. Die Belohnung ist am Bench Lake ein wunderbarer Blick auf den sich spiegelnden Mt Rainier. Hier machen wir eine kurze meditative Rast und essen als ersten Gang je eine Mozartkugel, die wir noch aus dem Flieger ins Land geschmuggelt hatten.


Enzian am Wegesrand


Bench Lake mit Mt Rainier


Noch eine Blume am Wegesrand

Nach einem weiteren schweißtreibenden Anstieg erreichen wir den Snow Lake mit tiefgrünem Wasser und danach eine traumhafte Lupinenwiese. Unser zweiter Gang am Ufer besteht aus den letzten beiden Mozartkugeln und je einem Apfel. Auch hier sind unendlich viele Mücken unterwegs. Wir haben von unserem off, von dem wir in den letzten drei Urlauben zusammen 1 - 2 cm verbraucht hatten, schon nahezu die halbe Flasche versprüht.


Snow Lake


Lupinen

Als wir gegen 12.30 wieder am Auto sind, ist es schon ziemlich unerträglich heiß. Wir fahren weiter Richtung Ohanapecosh und machen unterwegs noch einen kurzen Stop am Box Canyon, einem kurzen und tiefen Einschnitt im Fels, durch den das Wasser mit vehementer Gewalt hindurchtost.


Box Canyon

Weitere Stops werden angesichts der fortgeschrittenen Zeit gestrichen und wir fahren durch bis Sunrise, wo sich nicht nur der Mt Rainier in voller Pracht zeigt (allerdings wie eingangs schon erwähnt im Gegenlicht - von der Zeit her ist es ja bald sunset), sondern auch wieder traumhafte Blütenwiesen vorzufinden sind. Die Blumen stehen hier halt doch in weitaus vollerem Saft als im eher trockenen Südwesten. Auch bei einem knappen Zeitbudget kann man hier noch eine kurze und sehr lohnende Wanderung unternehmen, nämlich den Sourdough Ridge Trail, dessen Loop von ca. 45 – 50 Minuten einen wunderbaren Ausblick zum einen auf den Mt Rainier ermöglicht, zum anderen aber auch auf die nördlich liegenden Gebirgsketten. Die eigentlich geplante Wanderung zum Frozen Lake hätte aber mit etwa 2 Stunden zu viel Zeit beansprucht und muß auf einen späteren Urlaub verschoben werden.


Noch eine Lupinenwiese, diesmal bei Sunrise


Mt Rainier vom Sourdough Ridge Trail; unten liegt Sunrise

Auf dem Rückweg geht es entgegen unserer Vermutung nach der Abzweigung Richtung Yakima zunächst nicht den Berg hinunter, sondern nochmals hinauf zu einem Paß. Dann aber geht die Straße mit zunehmender Zügigkeit talwärts, landschaftlich nicht besonders mitreißend. Ganz plötzlich werden die bislang bewaldeten und grünen Hügel grau und braun. Unterwegs behauptet unser Auto „10% Oil Life – change soon“. Mal sehen, was wir daraus machen.

An Yakima vorbei kommen wir schnell zur Birchfield Rd, wo unser heutiges B&B liegt – das Birchfield Manor. Wir bekommen ein Upgrade im Nebengebäude – ein wirklich sehr schönes Zimmer mit eigener Porch auf einen Pond mit Enten. Andere Gäste gibt es offenbar keine und die "Herrschaft" will das Haupthaus wohl für sich. Für das Frühstück ist daher Room Service angesagt. Uns soll's recht sein.

Normalerweise ist das Birchfield Manor als exklusives Restaurant bekannt, aber leider nur an bestimmten Tagen - und natürlich nicht am Dienstag. Wir wußten das schon bei der Reservierung und haben statt dessen ein sogenanntes Getaway Package (Käse, Obst, Champagner) geordert. Dies hat die Tante aber offenbar verpennt; sie schaut etwas kariert und verschwindet für einige Zeit, um es doch noch für uns zusammenzustellen. Die Zwischenzeit nutzen wir für ein Bier als Aperitif. Der Käse ist dann allerdings wirklich lecker, das Brot dazu besteht allerdings vorwiegend aus fertiger Trockenware (Zwieback, Cracker etc.). Mit dem Schampus ist das aber für uns gerade das richtige Festmahl. Auf der Porch vor unserem Zimmer, die auf einen kleinen Teich hinausgeht, lassen wir den Tag mit dem Rest Schampus ausklingen.


Sonennuntergang in Yakima

165 mi
Gruß
mrh400

michaels-pictures

  • Hardcore-Yellowstoner
  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 782
    • michaels-pictures.net
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #39 am: 05.02.2010, 07:05 Uhr »
Hallo,
Hallo Manfred,
darauf reagiere ich jetzt aber nicht  :wink:
:oops: :oops: :pfeifen:
Sorry Gerhard, darfst mich jetzt Klaus nennen...

Die Blumen stehen hier halt doch in weitaus vollerem Saft als im eher trockenen Südwesten.
So spät im Jahr ist das aber auch für den Nordwesten ungewöhnlich. Im vergangenen Jahr kam das wohl dadurch zu Stande, dass im Nordwesten das Frühjahr recht kühl sehr nass war. Wir waren drei Wochen vor Euch im Yellowstone unterwegs und da war eine, für diese Jahreszeit, ungewöhnliche Blütenpracht. Eine Rangerin hat es uns dann so erklärt. Die Kehrseite davon ist dann die verstärkte Mückenpopulation, die durften wir auch kennenlernen und ich leide förmlich mit Euch, wenn ich lese dass ihr bereits jetzt eine halbe Flasche OFF verbraucht habt.
Viele Grüße,
Michael

www.michaels-pictures.net

my inner compass does not point to true north but to true home!



mrh400

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 15.528
  • work is the curse of the drinking classes -O.Wilde
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #40 am: 05.02.2010, 20:23 Uhr »
5. Tag Mittwoch, 05.08.2009 Yakima – Seattle

Irgendwie haben wir nicht allzu gut geschlafen und sind schon sehr früh auf. Trotzdem oder vielleicht erst recht deswegen kommen wir nur sehr allmählich in die Gänge.

Da das Frühstück für 8.00 geordert ist, nutze ich die Zeit, auf der Terrasse sitzend mit Hertz zu telefonieren.


Blick von der Terrasse auf den Pond vom Birchfield Manor

Über die Neverlost-Nummer werde ich mit dem Kundendienst verbunden, was zunächst einmal gute drei Minuten Warteschleife bedeutet. Die dann an der Strippe befindliche Sachbearbeiterin vermag relativ schnell mit den vom Schlüssel abgelesenen Angaben sowohl das Auto als auch mich zu identifizieren und festzustellen, daß nach den im System hinterlegten Daten in der Tat ein Ölwechsel allmählich fällig sei. Warum die dann das Auto für drei Wochen am Stück vermieten, weiß der Geier.

Ich habe die Möglichkeit, das Auto morgen in Seattle zu tauschen oder, wenn ich es behalten möchte, einen Ölwechsel für bis zu 60 USD vornehmen zu lassen; der Betrag würde mir bei Abgabe erstattet. Da ich keine Lust habe, unsere ca. 183 lose im Auto herumfliegenden Sachen vor der Zeit zu sortieren oder einzeln von einem Auto ins nächste zu transportieren, entscheide ich mich für das Vorlegen des Betrags.

Inzwischen ist das Frühstück eingetrudelt: Käseomelett mit Hash Browns, eine Art Croissants – getoastet - und Obst (wie gestern Abend Melonenbällchen und Kirschen) sowie Orangensaft. Kaffee muß eigenartigerweise extra geordert werden und kommt in ein paar wenigen Minuten nach. Alles recht lecker und gut sättigend.


Letzter Blick auf das Gästehaus vom Birchfield Manor

Nachdem wir das Auto beladen und den Schlüssel eingeworfen haben, suche ich im Navi nach Car-bezogenen Unternehmen und wähle den erstbesten aus, der explizit „lube“ (= Ölwechsel) dabeistehen hat. Wir werden in eine Straße voller Autowerkstätten und -händler gelotst. Kurz bevor wir das eingegebene Ziel erreichen, kommen wir bei einer Ford-Vertretung vorbei, die groß plakatiert „Fast lube 25 Dollar“. Also spontan dort abgebogen und hinein. Der Serviceman am Annahmeschalter ist voller Begeisterung über den Auftrag (jedenfalls tut er so), gibt uns ein gutes Dutzend Tips für den weiteren Tag, nachdem er gehört hat, daß wir aus Deutschland und auf Tour sind, und läßt uns die Wahl, ca. 45 Minuten spazierenzugehen oder im Wartebereich die Zeit zu vertreiben. Wir entscheiden uns für letzteres – nicht zuletzt um das Auto nebst Gepäck im Auge behalten zu können (den Schlüssel hat der Mensch nämlich gleich für den irgendwann kommenden Mechaniker steckenlassen). Wir beobachten, wie nach einiger Zeit ein Mechaniker kommt und sorgfältig Sitz und Lehne abdeckt, damit das Auto ja nicht verschmuddelt wird, und dann in die Werkstatt reinfährt. Schon mal ein gutes Zeichen. Nach einer guten halben Stunde fährt das Auto wieder vor, wir zahlen knapp unter 30 USD, was zwar etwas mehr ist als angezeigt, aber wohl auf Tax und höhere Ölmenge für den V6 zurückzuführen ist. Letztlich egal, weil es ja in unserem Limit bleibt (von den mögichen 60 USD hatte ich natürlich nichts gesagt, sonst wären ja vielleicht 58 rausgekommen).

Gegen 10.00 Uhr verlassen wir dann Yakima und zweigen nach kurzer Fahrt auf der Interstate in den Yakima Canyon ab – ganz reizvoll; an den Rändern stark verbrannte und karge Vegetation, unten ein stark wasserführender Fluß und viele Bäume und Sträucher. So plötzlich, wie der Canyon begonnen hat, ist er auch wieder zu Ende.


Yakima Canyon

Die Weiterfahrt nach Leavenworth geht dann wieder durch hügeliges altes Farmland und später durch waldiges Bergland, hübsch anzusehen, aber nicht spektakulär.


Aufgelassene Farm an der US 97

Leavenworth ist ein Kuriosum mit künstlichem Bajuwarentum mit Fachwerk und sonstigen Accessoires. Z.T. schauen kurze Straßenzüge sogar einigermaßen authentisch aus, am ehesten noch in den Hinterhofecken, die nicht so ganz perfekt sind. Jedenfalls finden wir es besser gelungen als Helen, GA, Z.T. Erinnern die Fassaden aus Pappmachée allerdings auch stark an Geisterbahnen und andere Oktoberfestbuden der zweiten Reihe. Jedenfalls sollte man sich ruhig die Zeit für einen kurzen Spaziergang nehmen, wenn man hier vorbeikommt.


Leavenworth, oktoberfestartige Fassade

Mittagessen riskieren wir im berühmten Café Christa – Käsespätzle (halbwegs erkennbar, wenngleich mit karamelisierten Zwiebeln und etwas Bratenfonds im Untergrund) und "Appetizer-Wurstplatte mit Weiß-, Brat- und Knackwurst“: drei halbe Exemplare, der Länge nach durchgeschnitten und an der Schnittseite angebraten – somit etwas eigenartig, aber geschmacklich durchaus genießbar, wenn man sich gedanklich von den Originalvorbildern lösen kann. Dazu trinken wir je zwei Bitbirger „Driver“ - leider, es hätte jede Menge guter Biersorten gegeben.


Cafe Christa


Wurstteller, von innen nach außen "Weißwurst" (ja, das geringelte  :lol:), "Bratwurst", "Knackwurst"

Die Weiterfahrt Richtung Seattle gehen wieder durch relativ unspektakuläres bewaldetes Bergland – eher an den Hochschwarzwald erinnernd als an die Alpen. Die Deception Falls auf etwa halber Strecke geben einen willkommenen Anlaß, sich die Füße zu vertreten. Die Wasserfälle sind recht hübsch und es gibt einen richtigen kleinen Urwald.


Deception Falls


Vorgeschmack auf den Regenwald an den Deception Falls


Fruchtstand des Devil's Club - eine Pflanze, der wir immer wieder begegnen


Kein nursing tree sondern ein nursing stump


Die letzten 30 Meilen vor Seattle ziehen sich sehr heftig und sind gefühlt doppelt so lang. Der Verkehr nimmt eine allmählich unangenehm werdende Dichte an. Im Umfeld der Brücke auf der I 5 geht es nur noch mit stop and go weiter.

Das B&B Shafer Baillie Mansion ist dann aber schnell gefunden. Es liegt in einer sehr reizvollen Umgebung mit vielen viktorianischen Wohnhäusern. Wir haben ein großes Zimmer und lassen uns über Umgebung und weitere Aktivitäten informieren.


Shafer Baillie Mansion

Zum Abendessen gehen wir in die nächste Parallelstraße zur „Coastal Kitschen“, einem chilenischen Restaurant. Es gibt Steak frittes für Marianne und den Lachs in der tages-special-Zubereitung für mich. Dazu einen Kalifornischen Chardonnay (glücklicherweise „unoaked“) sowie Pellegrino.

Auf dem Rückweg gehen wir noch ein bißchen durch die Wohnstraßen und kehren dann in unser B&B zurück, wo bei zunächst geöffneten Fenstern (es gibt keine A/C) die Flieger über das Haus in Richtung Airport einfliegen - mal schauen, wie laut die in der Nacht sein werden.

220 mi
Gruß
mrh400

aa_muc

  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 712
    • <<< Reisebilder >>>
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #41 am: 05.02.2010, 20:58 Uhr »
Ungefähr hier haben wir aufgehört.
Da hätte ich das Schild auch eher vermutet. Aber wie du sagst - von dort sieht man ja ganz gut wie's weiter geht. Ich habe mich vor allem auf dem Rückweg gewundert, wieso der Weg nicht gleich auf der anderen Seite des Rückens verläuft. Dort geht der Boundary Trail ja sowieso weiter, wie man auf dem Satellitenbild schön sieht. Aber wenn die lieber nach jedem stärkeren Regenschauer den Pfad instand setzen wollen...
Gruß,
Achim

Davidc

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 4.760
    • Ayn Rand
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #42 am: 06.02.2010, 00:58 Uhr »
Hehe ich stelle fest, dass wir die ersten beiden Tage fast genau das selbe Programm hatten, wohlgemerkt am selben Datum (01.08.09) auf dem selben Flug (LH nach PDX) und am nächsten Tag dann nach Mt. Hood. Ab da trennen sich unsere Wege ;-)

Heike

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 256
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #43 am: 06.02.2010, 09:26 Uhr »
Hallo,
ich fahre auch gerne noch mit  :)
In die Gegend wollen wir im Sommer auch.
Bin schon gespannt wie es weitergeht.
Viele Grüße
Heike

Saguaro

  • Slot Canyon Addict
  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 2.687
Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #44 am: 06.02.2010, 15:16 Uhr »
Mittagessen riskieren wir im berühmten Café Christa – Käsespätzle (halbwegs erkennbar, wenngleich mit karamelisierten Zwiebeln und etwas Bratenfonds im Untergrund) und "Appetizer-Wurstplatte mit Weiß-, Brat- und Knackwurst“: drei halbe Exemplare, der Länge nach durchgeschnitten und an der Schnittseite angebraten – somit etwas eigenartig, aber geschmacklich durchaus genießbar, wenn man sich gedanklich von den Originalvorbildern lösen kann. Dazu trinken wir je zwei Bitbirger „Driver“ - leider, es hätte jede Menge guter Biersorten gegeben.

"Deutsche Kost" in den  :usa:, das habe ich nur 1 x getestet und seitdem nie wieder  :grins:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)