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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: tom22 am 07.11.2004, 12:20 Uhr

Titel: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 07.11.2004, 12:20 Uhr
Hallo,

nachdem ich hier im Forum die interessanten Reiseberichte über die USA gelesen habe, will ich mich auch einmal an einem Bericht zu meinem letzten Urlaub in Kanada versuchen. Ich werde in den nächsten Tag den Bericht Stück für Stück ergänzen / Gruss Tom

Zur Planung:
Wir planen unseren Urlaub in Kanada immer so, dass wir uns möglichst viel in der Natur aufhalten können. Bei unserem ersten Kanadaurlaub (im Westen Kanadas) haben wir den Fehler gemacht, dass wir zuviel auf einmal sehen wollten. Wir hatten dadurch immer das Gefühl, dass man weg muss, obwohl man gerade erst angekommen ist. Daher sind wir dazu übergegangen, immer ein Gebiet in British Columbia auszuwählen, dass wir intensiver kennen lernen können (möglichst abseits der Strassen).

Nach etlichen Stunden Surfen im Internet und diversen Emails nach Kanada  haben wir für diesen Urlaub folgende Gebiete im nördlichen British Columbia bei der engeren Auswahl berücksichtigt:

 „Fjordland & Great Bear Rainforest“ oder der „Kitlope Heritage Park“ oder den „Nord Tweedsmuir Park“.

Keins der Gebiete ist in den Reiseführen näher beschrieben, nur im Internet habe ich ein paar Informationen gefunden. Mit dem Auto kann man in diese Gebiete überhaupt nicht fahren. Stattdessen ist man in der Regel auf den Transport mit Booten und Wasserflugzeugen angewiesen. Es gibt aber für alle oben genannten Gebiete Anbieter, die zumindest geführte Mehrtagestouren anbieten. Letztlich haben wir uns dann für den Nord Tweedsmuir Park entschieden, da man in den anderen Gebieten zur gewünschten Jahreszeit (Mitte September) mit sehr feuchtem Wetter rechnen muss.

Daraus ist folgende Route entstanden (21 Tage):
      Vancouver -> Tofino
      Tofino -> Telegraph Cove
      Tegraph Cove -> Port Hardy
      Port Hardy -> Prince Rupert (Inside Passage)
      Prince Rupert -> Stewart
      Stewart -> Nord Tweedsmuir Park
      Nord Tweedsmuir Park -> Jasper
      Jasper -> Wells Gray Park
      Wells Gray Park -> Whistler
      Whistler -> Vancouver
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 07.11.2004, 21:10 Uhr
Unterkünfte vorbuchen oder nicht:

Wir haben die Tour mit einem Mietwagen durchgeführt, da man im Vergleich zum Wohnmobil bei der Wahlder Strassen nicht so eingeschränkt ist und da die Fährpassagen mit einem Wohnmobil sehr teuer sind. Daher stellt sich dann die Frage, ob man bei einer Mietwagenreise die Unterkünfte vorreservieren sollte oder nicht.

In British Columbia & Alberta gibt es eine ausreichende Anzahl von Unterkünften, so dass eine Reservierung nicht unbedingt notwendig ist.

Für eine vorherige Reservierung der Unterkünfte im September spricht aber, dass man die Unterkünfte per Internet besser auswählen kann (nach Lage, Ausstattung & Preis). Ohne Vorreservierung ist man zwar flexibler, man muss aber mehr Zeit für die Suche nach Unterkünften aufwenden und manche Unterkünfte findet man auch nicht immer auf Anhieb, da sie nicht immer an den Hauptstrecken liegen, so dass man diese von der Strasse nicht sehen kann. Die Visitor Info Center haben zudem in kleineren Orten häufig am Wochenende geschlossen und die Visitor Info Center schließen ansonsten sehr früh, so dass man vor Ort nicht immer einen zentralen Anlaufpunkt zur Informationsbeschaffung findet (insbesondere bei später Ankunft). Uns hat zur Vorplanung ein Verzeichnis der Unterkünfte für British Columbia (Approved Accommodation Guide British Columbia 2004) sehr geholfen. Es handelt sich um ein Buch von 200 Seiten, in dem nach Orten und Regionen sortiert, alle Unterkünfte (inkl. Ausstattung, Preise, Telefonnummer und Email Adresse, Internetseite) aufgelistet werden. Das Buch erhält man kostenlos in den Info Centern oder vorab vom kanadischen Fremdenverkehrsamt in Deutschland. Das Verzeichnis wird einmal im Jahr aktualisiert, damit man aktuelle Preisinformationen erhält.

Wir haben alle Unterkünfte in Kanada vorreserviert, da die meisten Termine, zu denen wir an bestimmten Orten sind, feststanden. Die Termine ergaben sich aus den Abfahrtsterminen für die Fähre, da für die Fährestrecke auf der Inside Passage Reservierungspflicht besteht und da wir einige zusätzliche Ausflügen geplant hatten, die lange im voraus reserviert werden müssen.

Die Unterkünfte in Kanada haben wir telefonisch bzw. per Fax/E-Mail vorgebucht. Eine Buchung in Kanada ist im Vergleich zur Buchung über ein deutsches Reisebüro meistens etwas preisgünstiger. Die Reiseveranstalter haben zudem nur einen kleinen Teil der Unterkünfte überhaupt in ihrem Angebot. Bei der Buchung meiden wir die Motels & Hotels der großen Ketten und übernachten stattdessen lieber in Hütten, Ferienhäusern & Apartments, da wir uns dort selber versorgen können. Dadurch kann man teure Restaurantbesuche vermeiden.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 08.11.2004, 20:46 Uhr
Zum Flug (Buchung mit Hindernissen)

Zusammenfassend: Die Kenntnisse des Reisebüros waren ungenügend (aber wir hätten dort auch nicht buchen müssen).

Zur Geschichte:
Nachdem Studium einiger Reisekataloge wollten wir eigentlich ein Fly & Drive aus dem ADAC Katalog buchen. Nach wenigen Minuten Gesprächszeit im Reisebüro war die Enttäuschung groß. Für den Hinflug war das Reisebüro nicht in der Lage ein Fly & Drive Angebot aus dem ADAC Katalog (Lufthansa/AirCanada Flug + National Mietwagen) zu unserem Wunschtermin zu finden. Die Begründung: Alle Hinflüge ab Deutschland seien bereits ausgebucht  (gebucht haben wir im März bei der lokalen ADAC Geschäftstelle). Auch ohne Wagen wurde angeblich kein freier Hinflug vom Computer angezeigt. Mit einigen Hinweisen zur Streckenführung der Star Alliance (AirCanada/Lufthansa) und mit dem Hinweis, die Flugnummern von AirCanada zu nutzen (anstelle von Lufthansanummern), konnte die Mitarbeiterin dann doch noch einen Flug mit unseren Wunschdaten finden. Allerdings war auf dem Hinflug ein Umsteigen in Toronto notwendig (den Mietwagen haben wir dann über ein anderes Reisebüro gemietet).

Die Strecke: Düsseldorf -> Frankfurt -> Toronto -> Vancouver -> Frankfurt -> Düsseldorf  

Ärgerlich: Beim Nachträglichen Überprüfen der Preise über die Lufthansa Homepage zeigte sich, dass bei einem Flug über München die Gesamtflugzeit 6 Stunden geringer gewesen wäre (da es von München einen non-stop Flug nach Vancouver gegeben hätte) und das der Preis dort 90 EUR pro Person günstiger gewesen wäre.
 
Eine Woche nach der Flugbuchung wurden zusätzlich plötzlich noch höhere Steuern vom Reisebüro verlangt, da sich für alle Abflüge im September die Steuern verdoppelt würden.

Drei Monate nach der Buchung wurde der Abflugszeit ab Frankfurt außerdem um eine halbe Stunden vorverlegt, so dass wir in Frankfurt nur noch eine Umsteigezeit von 1 Stunde und 15 Minuten hatten (das Reisebüro verzichtete aber ohne Rücksprache mit uns, den Zubringerflug umzubuchen). Da die Lufthansaflüge nach Frankfurt fast immer Verspätung haben, war uns das Risiko bewusst.

Wie erwartet beim Hinflug die Zeit in Frankfurt knapp und wir hätten fast den Flug nach Kanada verpasst (der Zubringerflug nach Frankfurt startete mit 40 Minuten Verspätung, zum Glück mussten wir das Terminal nicht wechseln). Die AirCanada Maschine nach Toronto machte zudem nicht den neusten Eindruck (die Polster waren teilweise heruntergerissen, Tische waren mit Klebeband notdürftig befestigt, da die Halterungen defekt waren). Man kann nur hoffen, dass die Wartung für die Flugzeugtechnik strenger gehandhabt wird und dabei andere Vorschriften gelten. Ich vermute einmal, dass es sich um einen einmaligen Ausreißer handelt, denn alle unseren bisherigen Flüge mit AirCanada Maschinen verliefen störungsfrei und auch die Inneneinrichtung war sonst noch nie in diesem Zustand.

Die Zollkontrolle lief problemlos ab und auch unser Gepäck ist mitgekommen. Nur an der Kontrolle im Inlandsterminal von Toronto gehörte der aus Deutschland mitgebrachte Rotwein plötzlich zum verbotenen Handgepäck und ich musste den Wein wegschütten, da ich an meinen Koffer nicht mehr herankam.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 09.11.2004, 06:54 Uhr
Schön Tom, dass Du einen Reisebericht schreibst. Wir sind zwar bisher erst zweimal Air Canada geflogen, hatten bisher aber immer einen guten Eindruck. Von diesem Accomodation Guide Büchlein habe ich bisher noch nichts gehört, habe es mir für die "nächste" Reise nach Kanada notiert. Werde ich dann schon von hier anfordern, da wir meistens auch im Voraus die Unterkünfte buchen.
Da hier im Board sehr oft Anfragen zu Fährpreisen sind, würdest Du die bitte in Deinem Bericht schreiben?
Ich freue mich auf die Fortsetzung

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Klaudia am 09.11.2004, 09:03 Uhr
Hallo,

kann mich nur anschließen, freue mich schon auf Deine weiteren Ausführungen.

Die Angaben zu den Fähren etc. interessieren mich natürlich auch sehr.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 09.11.2004, 22:51 Uhr
Tag 1 & 2: Vancouver -> Tofino

Nach der pünktlichen Ankunft in Vancouver (17:00 Uhr) haben wir direkt im Flughafen übernachtet (es gibt dort ein sehr gutes Hotel, gebucht haben wir über „hellobc.com“ zu einem Spezialpreis, den man beim Hotel nicht buchen kann), da man dann nicht auf einen Bustransfer zum Hotel angewiesen ist. Außerdem findet man im Flughafen Vancouver eine Vielzahl von Restaurants, Lebensmittelläden und Kiosken, so dass man alles lebensnotwendige dort gut kaufen kann. Die Airport Hotels in der Umgebung des Flughafens liegen dagegen häufig in Gegenden ohne diesbezüglicher Infrastruktur. Kennzeichnend für die Flughafenumgebung sind Lagerhäuser, viele Straßenkreuzungen und Kanäle inkl. zugehöriger Kaianlagen an einem Seitenarm des Fraser Rivers. Außerdem erreicht man vom Flughafen innerhalb kürzester Zeit die Schalter der großen Mietwagenfirmen (Hertz, AVIS, Alamo, National, Budget) auf dem Fußweg. Insgesamt spart man einiges an Zeit bei einer Übernachtung im Flughafen und wir konnten dadurch eine Fähre von Tsawwassen (Fahrzeit vom Flughafen 30 Minuten) nach Nanaimo (Vancouver Island) ohne Stress erreichen,  die am frühen Freitagvormittag ab Tsawwassen fuhr (anwendbar war dadurch der so genannte Shoulder-Zeit Tarif). Obwohl es sich um den Freitag vor einem langen Wochenende (der nachfolgende Montag war ein Feiertag) handelte, haben wir die Fähre nicht vorreserviert. Wir hatten aber keine Probleme und konnten ohne Wartezeit Ticket für die gewünschte Fähre zu kaufen, obwohl in den Nachrichten vor langen Schlangen an den Fähren an diesem Wochenende gewarnt wurde. Der Ansturm wurde allerdings erst für den Samstag vorhergesagt. Die staatlichen Fähren BCFERRIES haben auf der Strecke nicht viel zu bieten und sind schon etwas älter (die Fährgesellschaft hat aber in diesem Jahr neue Schiffe bei einer Werft in Deutschland bestellt). Auf den Fähren gibt es ein Schnellrestaurant, ein Cafe und einen kleine Laden, so dass man sich etwas die Zeit vertreiben kann. Zusätzlich gibt es noch eine Informationstafel mit kostenlosen Faltblättern (Werbung) einzelner Anbieter (Hotels, Campingplätze, Ausflüge), die entsprechende Leistungen auf Vancouver Island anbieten. Da das Wetter trocken war und nur wenig Wind wehte, konnten wir die zweistündige Überfahrt auf dem Deck verbringen. Die Meerenge (genannt Georgia Street) ist an dieser Stelle relativ breit, so dass man die Küste nur in weiter Entfernung sehen kann. Das Fährterminal in Tsawwassen ist im Übrigen vom Flughafen am schnellsten zu erreichen, da man am Vormittag entgegen der Hauptverkehrsrichtung fährt. Die alternative Fähranleger in Horseshoe Bay ist vom Flughafen nur über eine längere Autofahrt quer durch die Innenstadt von Vancouver zu erreichen. Der zweispurige Highway 99 ist nicht als Autobahn ausgebaut, sondern ähnelt einer Bundestrasse, auf der durch viele Ampeln und abbiegenden Verkehr ein zügiges Fahren behindert wird.

Von Nanaimo fährt man über den Highway 19 bis Parksville auf einer Strasse, die einen sehr an eine Autobahn erinnert (die Strasse ist eingezäunt und zweispurig ausgebaut). Erst ab Parksville wird die Strasse nach Tofino wieder schöner. Auf der Strasse war lebhafter Verkehr und freie Parkplätze an einigen Sehenswürdigkeiten wurden teilweise knapp (Cathedral Cove Wald). Zwischen Port Alberni und der Westküste führt die Strecke in vielen Kurven durch die Berge von Vancouver Island. Für die 172 km lange Strecke nach Tofino haben wir entsprechend eine Menge Zeit benötigt (verursacht durch den starken Verkehr und da die Strecke sehr kurvig ist, so dass wir nur langsam vorangekommen sind). Von Nanaimo bis Tofino haben wir ungefähr 4 bis 5 Stunden benötigt (inkl. kurzer Wanderungen durch den Cathedral Cove).
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 10.11.2004, 06:26 Uhr
Tom, der Shoulder-Zeit Tarif ist das der Tarif kurz vor einem "Ansturm"?
Welches Hotel ist denn in VAN am Flughafen und was habt Ihr dafür bezahlt?

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 10.11.2004, 22:00 Uhr
Hallo Anette,

@Hotel: Im Flughafen befindet sich das "Fairmont Vancouver Airport Hotel". In meinem accommodation guide 2004 steht ein Preisspanne von 199 CAD bis 1199 CAD (ohne Frühstück). Wir haben den Spezialpreis "bc escape package" gebucht (Übernachtung für 2 Personen + super Frühstückbuffet für zwei Personen zum Paketpreis von 225 CAD (ohne Frühstück fangen die Preise von "hellobc.com" bei 189 CAD an).

@Fährpreise: Korrekt nennt sich der Preis "midweek fare". Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob Anfag September die "shoulder" oder "peak" saison war. Die "midweek" Tarife gelten für die Überfahrten von Montag bis Freitagmittag". Von Freitagmittag bis Sonntagabend gelten höhere Preise.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 10.11.2004, 22:41 Uhr
Tag 3: Nach der teuren Übernachtung in Vancouver, haben wir in Tofino 2 Nächte in der Jugendherberge übernachtet. Man kann in der Jugendherberge Doppelzimmer mieten (man muss nur ein privates Bad verzichten). Die Jugendherberge war komplett ausgebucht (labor day weekend) und kurzfristig konnte man dort keine Übernachtungsmöglichkeit mehr finden. Andere Hotels & Motels hatten aber durchaus noch freie Zimmer zu bieten.

In Tofino & Ucluelet gibt es sehr viele Möglichkeiten schöne Touren zu machen, wobei das Preisniveau im Vergleich zu anderen Orten hoch ist. Beliebte Aktivitäten sind Whalewhatching Touren (mit dem Boot oder Flugzeug), Bärenbeobachtungen (mit dem Boot oder Seekajak), Flüge mit dem Wasserflugzeug, Seekajaktouren, Surfen, Wandern und Spaziergänge am Strand. Daneben gibt es auch die Möglichkeit von Tofino weiter in unbewohnte Gegenden an der Westküste vorzudringen.

Wir haben dann eine zweistündige Tour mit dem Zodiakboot gemacht, bei der man Schwarzbären beim Muschelsuchen am Strand beobachten kann. Auf der Tour haben wir dann auch 5 Bären gesehen. Das Boot fuhr dabei sehr dicht an die Strände & Bären heran. Allerdings gab es keine Erklärungen vom Bootsführer zum Verhalten der Bären. Den restlichen Tag haben wir genutzt, um den Pacific Rim Nationalpark (plus angrenzende Gebiete) anzuschauen. Für den Besuch des Nationalparks (inklusive der Strände) muss man an den Automaten, die überall aufgestellt sind, mindestens eine Tageskarte erwerben. Der Strand „Long Beach“ war stark überfüllt, so dass das richtige Kanada Gefühl nicht aufgekommen ist. Schöner waren die kurzen Wanderungen durch den Regenwald (rainforst trail) und die Aussicht vom Radar Hill. Abraten möchte ich von dem Besuch des Wickaninnish Restaurant am Long Beach. Der Kaffee war lauwarm und das Personal schlecht gelaunt (vielleicht lag dies am Streik der Angestellten des Nationalparks).

Ucluelet hat uns im Vergleich zu Tofino nicht so gut gefallen, da man dort keinen freien Blick auf das Wasser hat (zumindest haben wir die Stellen nicht gefunden).
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 11.11.2004, 06:22 Uhr
Zitat von: tom22

Wir haben dann eine zweistündige Tour mit dem Zodiakboot gemacht, bei der man Schwarzbären beim Muschelsuchen am Strand beobachten kann.


Tom, wir sind in Tofino zum ersten Mal Zodiak gefahren, allerdings damals zum Wale gucken. Und waren total begeistert. Seid Ihr auch ein Stück auf dem offenen Meer gefahren? Und wie hat Euch das Zodiak fahren gefallen?

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 11.11.2004, 08:47 Uhr
Hallo Anette,

es war unsere zweite Zodiak-Boots Tour in Kanada und wir sind auch immer wieder begeistert.

Die Touren zur Bärenbeobachtung in Tofino führen durch ruhiges Gewässer, die zwar mit dem Meer verbunden sind, einem aber mehr an einen See erinnern (kein Wellengang). Man fährt in ein Labyrinth von kleinen Inseln und ineinander verschachtelten Buchten.

Die Touren mit dem Zodiakboot zur Walbeobachtung werden mit Booten durchgeführt, die einen stärkeren Motor haben, da man auf das offene Meer muss. Angeblich soll die Sicht auf die Wale bei starkem Wellengang vom Zodiakboot nicht so gut sein, da man relativ tief sitzt (so steht dies zumindest in meinem Reiseführer). Aber ich denke, dass dies zumindest Wetter abhängig unterschiedlich sein wird.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Gutenberg am 11.11.2004, 08:55 Uhr
Hallo Tom!

Toller Bericht, ich lese begeistert mit, da diese Ecke Kanadas auch
auf unserem Reiseplan steht.

Schreib ruhig ausführlich, wir alle profitieren davon!

Zodiak-Fahrt ist echt klasse, wir haben vor der Oregon-Coast
einmal eine unternommen und, obwohl wir leider keine Wale sahen,
hatten tollen Spaß mit dieserschönen Küstenlinie!
Wie sagte unser Bootsführer als wir aufs offene Meer fuhren
"lets have fun" - und so wars!

Gruß!   Jörg
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Klaudia am 11.11.2004, 12:23 Uhr
Hallo,
wie muss ich mir die Zodiak-Bootsfahrt vorstellen ?
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 11.11.2004, 12:30 Uhr
Klaudia, ich weiß  nicht ob Du weißt wie ein Zodiak aussieht, meiner Meinung nach die zutreffenste Bezeichnung ist die, das sind die Boote mit denen "Greenpeace" immer rumfährt, mit zwei starken Motoren ausgestattete "Schlauchboote". Die bekommen schon einiges an Geschwindigkeit drauf. Nachteil, wenn es etwas wellig ist, ist der Fahrkomfort sehr hart, sprich falls Du Probleme mit der Bandscheibe oder sonstige Rückenbeschwerden hast, kann ich es Dir nicht empfehlen. Auch konnten wir bei der schnellen Fahrt auf dem offenen Meer nicht sitzen bleiben, sondern ganz leicht vom Sitz erheben und in die Knie gehen. Sonst sind die Schläge auf den Rücken schon sehr stark.
Wir haben in Tofino eine Walbeobachtungsfahrt gemacht und als die Tour zu Ende war haben wir uns kurzer Hand entschlossen, gleich nochmals mitzufahren. Es war einfach great fun!!!!!!!
Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Klaudia am 11.11.2004, 12:34 Uhr
Danke Anette, ich kann es mir jetzt bildlich vorstellen.

Scheint aber auch eine sehr anstrengende Alternative zu sein, wenn gleich mit viel fun.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 11.11.2004, 22:05 Uhr
Also das gute an Tofino und Ucluelet ist, dass man ein sehr breites Angebot hat, so dass man viele Alternativen hat.

Wale kann man mit dem Schlauchboot (Zodiak), Motorboot oder Flugzeug beobachten.

Bärentouren werden mit dem Zodiak, Motorbooten oder Seekajak (Ucluelet) angeboten und in Ucluelet gibt es zusätzlich geführte Wanderungen oder Touren mit dem Geländewagen ins Hinterland, auf denen man auch Bären beobachten kann.

Da sollte eigentlich jeder etwas passendes finden. Am besten sucht man sich per Internet vorab einige passendende Anbieter aus, den man dann vor Ort ansprechen kann, um die entsprechende Tour zu buchen.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 11.11.2004, 22:10 Uhr
Tag 4: Tofino -> Telegraph Cove

An diesem Tag sind wir bei strahlendem Sonnenschein von Tofino bis Telegraph Cove gefahren. Dazu muss man erst wieder die gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt bis Parksville zurückfahren. Da an diesem Tag (Sonntag) wenig Verkehr war, haben wir die Strecke bis Parksville in 3,5 Stunden geschafft. In der Nähe vom Kennedy Lake (auf der Fahrt Richtung Port Alberni) haben wir dabei noch eine Schwarzbärenmutter mit Jungen am Straßenrand gesehen. Von Parksville ging es dann wieder auf dem Highway 19 (=eingezäunte Autobahn) bis nach Campbell River.

In den Campbell River ist der letzte große Supermarkt vor Telegraph Cove. In Telegraph Cove gibt es nur ein Restaurant und einen kleinen „General store“ Da wir für den nächsten Tag eine Tour vorreserviert hatten, die bereist vor der Öffnung des Restaurants begann, haben wir uns in Campbell River mit entsprechenden Lebensmitteln eingedeckt, damit wir für den nächsten Tag etwas zu essen hatten. Interessanterweise war der Supermarkt (Real CDN Superstore) der einzige Laden in Kanada, der eine VISA- Kreditkarte nicht akzeptieren wollte. Man akzeptierte dort nur Kreditkarten von Eurocard. Ansonsten wurden Karten von VISA und Eurocard überall gleichwertig akzeptiert.

Von Campbell River kann man auf dem Highway 19 weiter Richtung Norden bis Port Hardy fahren. Ab Campbell River ist die Strasse dabei nicht mehr so extrem ausgebaut wie auf den südlichen Teilstücken. Da die Strecke relativ weit von der Küste entfernt verläuft, bekommt man das Meer nur selten zu sehen und die spektakulären Ausblicke halten sich auch in Grenzen. Man fährt durch bewaldete Berglandschaft. Trotzdem würde ich die Strecke als sehenswert bezeichnen und sie fährt sich sehr angenehm. Wenn die Angaben auf meiner Landkarte stimmen, kann man alternativ von Campbell River nach Gold River und von dort weiter nach Woss fahren. Die Orte Gold River und Woss sind aber nur über eine Forststrasse (Gravel Road) miteinander verbunden.  Da aber keine Informationen zu Zustand der Forststrasse in Campbell River zu bekommen waren und die Strecke uns länger erschien, haben wir uns auf den Highway 19 beschränkt. Auch an der einzigen Abzweigung in Woss gab es keine Hinweise, ob die Strecke bis Gold River gut befahrbar ist.

Nach Telegraph Cove zweigt eine 15 km lange Stichstrasse vom Highway 19 ab (die letzen 3 km sind nicht asphaltiert). Der Ort Telegraph Cove  ist sehr übersichtlich. Es gibt dort zwei Unterkünfte (Cottages und die Marinaapartments), einen kleinen General Store, ein Restaurant und ein Cafe. Wir haben ein Apartment in der Marina gemietet. Alternativ gibt es noch eine Lodge in der Nähe des Ortes sowie zwei Campingplätze. Man kann aber alternativ auch in Port McNeill übernachten, wenn man in Telegraph Cove keine passende Unterkunft finden sollte. Die Orte Port McNeill, Telegraph Cove, Alert Bay und Sointula sind der ideale Ausgangspunkt um die Johnstone Street (Meerenge zwischen Vancouver Island und dem Küstengebirge) kennen zulernen. Kennzeichnend für die Meerenge sind unendlich viele Inseln, starke Gezeitenströmungen und hohe Berge mit dichtem Regenwald, die direkt bis ans Meer reichen. Das Meer und die angrenzenden Küsten bieten für eine Vielzahl von Tieren einen attraktiven Lebensraum, da das Nahrungsangebot entsprechend groß ist. Auf einigen Inseln gibt es Unterkünfte, die man per Boot, Hubschrauber, Wasserflugzeug oder Seekajak erreichen kann, wenn man dort längere Teile seines Urlaubs verbringen möchte. Es gibt aber auch Tagestouren per Boot in die Meerenge oder die Möglichkeit, mit dem Seekajak und Zelt die Gegend selber oder auf geführten Touren zu entdecken.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 12.11.2004, 06:18 Uhr
Zitat
Man kann aber alternativ auch in Port McNeill übernachten, wenn man in Telegraph Cove keine passende Unterkunft finden sollte.


Vor ein paar Jahren gab es in Port McNeill auch nicht allzuviel Unterkünfte. Hat sich das nun geändert?

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 12.11.2004, 09:15 Uhr
Hallo Anette,

in Port McNeill gibt es ungefähr 13 Unterkünfte. Zudem wird die Kapazität in Telegraph Cove stark erweitert. Neben den ursprünglichen Hütten am Brettersteg wurde bereits ein Gebäude mit Apartments (inkl. Bootsanlegestellen) errichtet, die man als Besucher mieten kann. Außerdem sollen wohl in Kürze weitere Gebäude mit Unterkünften gebaut werden. Die Form der Grundstücke waren in diesem Jahr schon erkennbar. Ob Telegraph Cove dann seinen Charakter bewahren kann oder von Besuchern überrannt wird, bleibt abzuwarten (erste Reisebusse mit Touristen waren schon da).

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 12.11.2004, 09:34 Uhr
Das wäre schon ziemlich schade wenn Telegraph Cove seinen Charakter verlieren würde. Fand ich total liebenswürdig. Aber wenn schon die Busse da Station machen....

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 13.11.2004, 00:11 Uhr
Tag 5: Telegraph Cove -> Port Hardy

An diesem Tag war frühes Aufstehen angesagt. Von Telegraph Cove haben wir an einer 10stündigen Tour teilgenommen, bei der man mit dem Wassertaxi  an das Ende eines langen Fjords gebracht wird. Das Boot verließ Telegraph Cove bereits um 7:00 Uhr (am Treffpunkt mußte man um 6:30 Uhr sein). Die Bootsfahrt ab Telegraph Cove bis zum Ende des Fjords dauerte ungefähr 2 1/2 Stunden. Nach dem abenteuerlichen Anlanden mit der Hilfe eines kleinen Schlauchbootes fährt man mit einem kleinen Bus über eine Forststrasse zu zwei nebeneinander stehenden Beobachtungsständen und kann dort im September & Oktober Grizzlybären beim Lachsfangen in einem Flusssystem beobachten. Die Lachse sammeln sich in einem kurzen Flussabschnitt, bevor sie zu ihren Laichgründen wandern. Dadurch werden die Bären angezogen. Im Westen Kanadas gibt es nur ganz wenige Orte, an denen Grizzlybären in dieser räumlichen Dichte zusammenkommen. Von der Strasse sieht man diese großen Bären fast nie und falls man einen Grizzlybären sieht, ist en großer Sicherheitsabstand angebracht. Die Beobachtungszeit auf den Ständen ist auf 2 Stunden beschränkt, da sich zwei verschiedene Anbieter die Nutzung der Beobachtungsstände teilen. Die Touren werden von Mai bis Oktober angeboten. Als beste Zeiten gelten Mai und Anfang Juni (Beobachtungen vom Boot aus) sowie die Zeit von Ende August bis Mitte Oktober (Beobachtungsstand). Allerdings ist die Anzahl der Teilnehmer auf max. 8 Leute beschränkt, da nur maximal 4 Leute (+ 1 Begleiter) auf einen Stand dürfen und nur im September und Oktober sammeln sich die Lachse in den Flüssen, so dass man zum Beobachtungsstand gebracht wird. Die Touren für den September und Oktober sind besonders schnell ausgebucht. Die Landschaft ist absolut beeindruckend und entsprach trotz relativ bewölktem Himmel allen klischeehaften Vorstellungen von Kanada (hohe Berge mit Gletschern, dichte Wälder, türkisgrünes Wasser im Fjord). In dem Fluss waren zu unserer Zeit unzählige Lachse versammelt und wir hatten das Glück mehr als 10 verschiedene Grizzlybären beim Fangen und Fressen  der Lachse zu sehen. Sofern man sich ruhig verhält und die Blitzlichter der Fotoapparate ausgeschaltet bleiben, kommen die Bären in die unmittelbare Nähe der Stände. Einige Bären kamen bei unserer Tour direkt bis an unseren Beobachtungsstand heran (Abstand: 2 Meter) und man konnte die Interaktion der Bären untereinander und deren Geschicklichkeit beim Fangen der Lachse in Ruhe beobachten. Es bleibt aber immer den Bären überlassen, wohin sie sich bewegen. Auch die Begleiter der Tour waren sehr freundlich und deren zusätzliche Erläuterungen waren hilfreich. Wir waren so begeistert, dass wir die ganze Tour gerne direkt noch einmal gemacht hätten.

Alternativ zu der Tagestour kann man die gleichen Bären auch beobachten, wenn man in einer Lodge (erreichbar per Wasserflugzeug ab Campbell River) am Ende des Fjords übernachtet und von dort an den Ausflügen teilnimmt. Die Zeit auf den Beobachtungsständen bleibt aber bei beiden Anbietern gleich.

Nach der Rückkehr sind wir dann noch mit dem Auto bis Port Hardy weitergefahren (Fahrzeit 1 ½ Stunden). Port Hardy ist hauptsächlich als Fährhafen bekannt. Aber man hat auch die Möglichkeit, von Port Hardy in die so genannten „Remote areas“ (Nordwestspitze von Vancouver Island und die Inlets an der Westküste des Festlandes) vorzudringen. Leider hatten wir für diese Gebiete bisher nie Zeit. In Port Hardy hatten wir ein kleines Ferienhaus (Cottage) reserviert, von denen man den Fähranleger innerhalb von fünf Minuten erreichen kann.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: ursel-grete am 13.11.2004, 10:52 Uhr
Hallo Tom,

ich wollte nur mal kundtun, dass ich deinen/euren Reisebericht mit großem Interessse verfolge, da er für mich ein Stück Urlaubserinnerungen auffrischt. Wir waren in diesem Sommer auch in Westkanada unterwegs. Da ist es besonders spannend zui hören, wie sich die Gegend im Herbst verändert, welche anderen Angebote es dann dort gibt bzw. welche Angebote andere für sich entdeckt haben.
Seit ihr länger in Port Hardy geblieben oder gleich nach 1 Ü weiter? Mit der Fähre nach Prince Rupert?
Mich würde interessieren, Näheres über euer Hüttchen in Port Hardy zu erfahren, da wir dort das schlechteste Motel unseres 6 Wochen Urlaubs erwischt haben. (durchhängende Betten, sehr dünne Wände und laute Nachbarn, wofür das Motel ja nichts kann.).
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 13.11.2004, 12:44 Uhr
Hallo Ursel-Grete, in Port Hardy haben wir in den "bear cove cottages" übernachtet. Sie liegen in der gleichen Bucht in der sich auch der Fähranleger von BCFERRIES befindet. Bis zum Zentrum von Port Hardy sind es ungefähr noch 10 km.

Wir haben dort schon das zweitemal übernachtet, da die Hütten in einem Top-Zustand sind (moderne Küche, Gaskamin, Badewanne mit Massagedüsen). Der Besitzer kennt uns mittlerweile schon, obwohl wir immer nur für eine Nacht (vor der Abfahrt der Fähre) dort übernachtet haben. Die Betten in Kanada kommen mir immer etwas weicher vor, so wir auch fast immer das Gefühl haben, dass sie durchhängen :wink: .

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: ursel-grete am 13.11.2004, 13:12 Uhr
Hallo Tom,

hört sich gut an, was du über diese Hütten schreibst. Habe mir gleich den Namen in den Reiseführer eingetragen, für alle Fälle.

Zum Thema "weiche Betten" noch eine Anmerkung:
Bei dem Motel in Port Hardy würde ich nicht die Weichheit der Matraze kritisieren, denn das ist ja bekanntlich einerseits Gewohnheit und andereseits vielleicht gesundheitlich bedingte Vorliebe. Uns störte in Port Hardy, dass die Matratze im Queensizebett eine massive Mittelkuhle. Und das dritte Bett im Zimmer war unbrauchbar, da absolute Hängematte.

Aber für 1 Nacht geht ja fast alles und zudem war diese Nacht bedingt durch die Fährabfahrt am frühen Morgen auch noch kurz. Nur Freunden würde ich dieses Motel nur bedingt empfehlen, das heißt nur mit dieser Information, so dass sie selber entscheiden, was sie bevorzugen. Denn hinsichtlich Lage zur Fähre waren wir sehr zufrieden. Alles hat eben Vor- und Nachteile.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 13.11.2004, 18:49 Uhr
Tom, hört sich sehr gut an. Kannst Du bitte mal den Anbieter dieser Bärentour schreiben und was dieser Ausflug gekostet hat. Weiterhin würde mich interessieren, wie die Lodge am Ende des Fjordes heißt.
Stellst Du ein paar Bilder Deiner Tour in die Fotogalerie?

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 13.11.2004, 19:44 Uhr
Hallo Anette,

die Tour per Wassertaxi wird von Tiderip Grizzly Tours angeboten (www.tiderip.com).

Die Touren sind nicht ganz billig, aber im Vergleich zu vergleichbaren Touren in Alaska sind sie günstig. Die Preise für 2005 stehen bereits fest:
 233 CAD für die Touren von Mai bis August (ohne Beobachtungsstand)
 330 CAD für die Touren im September und Oktober (mit Beobachtungs-stand)

Wir haben 325 CAD in diesem Jahr gezahlt. Die Tour wird auch von einigen deutschen Reisebüros angeboten, so dass man auch hier in Deutchland buchen kann. Für die Touren von Mai bis August empfiehlt sich wohl ein Voll- oder Neumondtermin, da dann die Gezeiten stärker ausfallen und mehr Bären an die Küste kommen.

Nach meinem accomodation guide gibt es verschiedene Lodges im Knight Inlet:
 www.knightinletlodge.com
 www.grizzlytours.com
 www.sailcone.com

Wenn man im Kinght Inlet nicht fündig wird, gibt es noch Alternativtouren in den Bute Inlet (ab Quadra Island/Campbell River) und Seymour Inlet (August bis Oktober, Anbieter Great Bear Nature Tours ab Port Hardy). Zu diesen Touren kenne ich aber keine Preise.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 14.11.2004, 19:35 Uhr
Tag 6: Port Hardy -> Prince Rupert

Dieser Tag war ein besonderer Tag. Wettermäßig war mit dem fünften Tag der Sommerurlaub beendet. Mit dem sechsten Tag  begann der deutlich kühlere Spätherbstteil unseres Urlaubs mit einem Gemisch aus Sonne, Regen und Schnee. Eine gute Gelegenheit die erste Winterkleidung einzusetzen.

Den gesamten Tag (Start: 7:30 Uhr) verbrachten wir auf der Fähre nach Prince Rupert (Inside Passage). Leider spielte das Wetter auf der gesamten Strecke nicht mit und es regnet während der Fährfahrt. Von der Landschaft können wir aufgrund der schlechten Sicht kaum etwas sehen und auch Wale und Delphine machten sich rar. Von weitem konnten wir kurz die Schwanzflosse eines Wals sehen (aber er war sehr weit weg). Dies war schon unsere zweite Fährtour entlang der Küste bei Regen (im letzten Jahr sind wir Port Hardy nach Bella Coola gefahren). Dabei trifft uns der Regen auf der Fähre jedes Mal im September. Wahrscheinlich gibt es bessere Monate für Fahrten entlang der Westküste.

Auf den Fähren der Inside Passage gibt es zwei Restaurants (Buffet bzw. Schnellimbiss/Cafe), einen kleinen Laden, eine Spielhalle und eine Lounge mit besseren Sitzen und Panoramafenstern (North Stare Seating Lounge). Wenn man die Fähre direkt über BcFerries bucht, kann man zum Fährticket gegen Aufpreis ein Buffetpaket (Onboard Dining Package) und einen reservierten Sitzplatz in der Lounge dazubuchen. Wir haben das Buffetpaket (beinhaltet Frühstück, Lunch und Dinner) genommen und waren damit auch ganz zufrieden, wobei wir das Mittagessen (Lunch) bei einer nochmaligen Tour weglassen würden.  

Neben den Mahlzeiten gab es nicht viel Abwechslung an Board der Fähre. Es gab nur eine Malerin, die Malunterricht während der Fahrt gab und einen Klavierspieler, der einige Musikstücke zum Besten gab. Gut das wir einige Bücher mitgenommen hatten. Insgesamt waren wir froh, dass die Fahrt um 23:00 Uhr endlich zu Ende war. In Prince Rupert haben wir in einem nahe gelegenem Motel übernachtet.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: ursel-grete am 14.11.2004, 23:11 Uhr
Schade Tom, dass ihr so schlechtes Wetter hattet bei der Überfahrt. Aber wie du schon sagtest, ist der September sicher ein Monat, in dem die Wahrscheinlichkeit auf Regen und wenig Sonne und Sicht eher wahrscheinlich ist. Laut einer Freundin, die in Seattle lebt, ist wohl der August der Monat mit dme stabilsten Wetter. Wir hatten (deshalb?) im August auch Glück mit dem Wetter, obwohl es morgens nicht danach aussah. Die ersten beiden Stunden war alles trüb und neblig. Dann aber kam die Sonne durch und wir hatten Prachtwetter. Und dann ist diese lange Ünerfahrt wirklich ein Genuss. Sonst eher zu lang - vermute ich.
Aber vielleicht klappt das bei euch ja doch noch einmal mit gutem Wetter.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 15.11.2004, 08:38 Uhr
Hallo Ursel-Gretel,

wir hätten auch gerne einmal die Strecke bei trockenem Wetter genossen. Aber die auf der Strecke liegenden Ortschaften Bella Bella, Ocean Falls, Shearwater tauchen ja alle in der kanadischen Regenstatistik ganz vorne auf, da sie mit der Anzahl der Regentage und Regenmenge alle Rekorde schlagen. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man kein trockenes Wetter hat. Und der Regenwaldgürtel an der gesamten Westküste muss ja auch irgendwo herkommen.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 15.11.2004, 21:55 Uhr
Tag 7:  Prince Rupert -> Stewart
Der Nordwesten von British Columbia besteht insbesondere aus viel Natur. Durch dieses riesige Gebiet führen nur wenige Strassen. Die Hauptverbindungen sind der Trans-Canada Yellowhead Highway, Cassiar HWY und Alaska HWY. Die Gegend um Prince Rupert, Terrace und Kitimat führen ein touristisches Schattensein und werden in den Reiseführen nur selten näher beschrieben. Dabei könnte man hier einen kompletten Urlaub ohne Langeweile verbringen. Einige Highlights sind
   - Khutzeymateen Valley
   - Kitilope River
   - Princess Royal Island
Leider muss man sagen, dass man von den Strassen kaum etwas von der Schönheit zu sehen bekommt, die sich hinter den Bergen unsichtbar verbergen. Es ist ein nicht unerheblicher Aufwand notwenig um dorthin vorzudringen. Sowohl in Prince Rupert als auch von Terrace hat man gute Möglichkeiten zur Beobachtung von Walen und Grizzlybären und in der Nähe von Terrace kann man mit viel Glück die seltenen Kenmode Spirit Bären sehen.

Auch wir gehören zu den Besuchern, denen die Schönheiten verborgen bleiben, da wir auf direktem von Prince Rupert über Terrace nach Stewart gefahren sind. In Terrace befinden sich die letzten großen Supermärkte und wenn man in Richtung Norden fährt, sollte man sich dort noch einmal mit Lebensmitteln eindecken. Ursprünglich wollten wir ab Terrace durch das Nass River Valley über die Nebenstrasse nach New Aiyanch fahren (gravel road), da aber das Wetter an diesem Tag vom Regen dominiert wurde, haben wir stattdessen ab Kitwanga den Cassiar Highway genommen. Der Cassiar Highway ist bis Meziadin Junction noch komplett asphaltiert und problemlos befahrbar. Der Straßenabschnitt von Kitwanga bis Meziadin Junction ist zudem wenig befahren und führt durch wenig bewohnte Hügellandschaften. Die Spitzen der Hügel waren zu unserer Zeit mit ein wenig Schnee bedeckt. Orte mit Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf dem Teilabschnitt keine mehr und auch Tankstellen gibt es nur wenige (Tankstellen gibt es nur in Stewart, Meziadin Junction und Kitwanga).  Dabei gäbe es am Hanna & Tintina Creek nochmals gute Chancen zur Bärenbeobachtung, wenn man Zeit für eine Tagestour hat. Da wir aber kein Zelt bei uns hatten, konnten wir dort nicht übernachten und als Tagesausflug ist der Weg zu weit entfernt von Orten mit Übernachtungsmöglichkeiten.

Wir sind an diesem Tag am frühen Nachmittag in Stewart angekommen. Stewart liegt direkt an der Grenze zu Alaska und man hat die Möglichkeit über eine Stichstrasse nach Hyder in Alaska zu fahren. Die Strasse führt von dort noch etwas weiter in der Berge und endet dann im nirgendwo zwischen Kanada und Alaska. Stewart ist umgeben von hohen gletscherbedeckten Bergen und hat gleichzeitig über den Portland Kanal (Fjord) einen Zugang zum offenen Meer. Wir haben in Stewart in einem Motel übernachtet, von dem wir wussten, dass wir dort eine Kochmöglichkeit haben.

Noch am Nachmittag sind wir dann über die Grenze nach Alaska (Hyder) gefahren und haben dann die Strasse in die Berge genommen (Achtung: gravel road mit tiefen Schlaglöchern). Nach 5 Kilometern kommt man am Fish Creek zu einer Beobachtungsplattform, wo man mit viel Glück Schwarzbären und Grizzlybären beobachten kann. Die Plattform liegt an einem kleinen Flussabschnitt, der auch blaue Lagune genannt wird. Allerdings ist die Anzahl der Bären an dieser Stelle rückläufig und im September ist die Lachswanderung bereits vorbei (die Zeit für Bärenbeobachtungen in dieser Gegend ist Juli und August). Im September kommen die Bären nur noch gelegentlich zum Fluss. Die Beobachtungsplattform am Fish Creek ist sehr bekannt und im Juli und August entsprechend stark überlaufen. In Stewart habe ich ein Buch über Bären in der Gegend gesehen, wo man auf einem Photo sehen kann, dass im Juli und August bis zu 500 Leute auf der Plattform ist aufhalten. Diese vielen Leute machen auch entsprechend viel Lärm, so dass die Bären vertrieben werden. Zu unserer Zeit waren ca. 20 Leute auf der Plattform und nach 2 Stunden Wartezeit tauchte auch für kurze Zeit eine Bärin mit ihrem Jungen auf (allerdings für max. 5 Minuten, danach verschwand sie schon wieder). Die Benutzung der Plattform ist kostenlos, wobei Spenden gerne angenommen werden und wird von Rangern bewacht. Auf die Weiterfahrt zum Salmon Gletscher mussten wir leider verzichten (37 km gravel road), da an unserem Mietwagen plötzlich eine Warnlampe aufleuchtete. Wir konnten zwar nichts entdecken (der Ölstand war ausreichend), wir wollten aber auch nicht das Risiko eingehen, irgendwo in einer einsamen Gegend liegen zu bleiben. Dabei hatten wir großes Glück mit dem Wetter (aufgelockerte Bewölung mit vereinzelten Schneeflocken), denn Stewart und Hyder sind für intensive Regenfälle bekannt.

In der Tankstelle in Stewart wurde für einen Liter bleifreies Bezin mit 92 Cent(kandischen)/Liter auf unserer Route der höchste Preis verlangt. Stewart und Hyder machen nicht viel aus ihrer schönen Umgebung. Genauere Informationen gibt es kaum (Stichworte sind z.B.: Die große Flut am Salomon Glacier, Tongass National Forest und Misty Fjord National Monument). Die in einigen Reiseführern erwähnte Fährverbindung zwischen Stewart nach Ketchikan existiert schon seit Jahren nicht mehr. Hyder hat uns als Ort überhaupt nicht gefallen hat und nach unserem Empfinden ist die Umschreibung als „friendliest little Ghost Town in Alaska“ stark übertrieben. Die Einreise von Kanada nach Hyder wird nicht kontrolliert. Nur bei der Rückfahrt nach Stewart wird eine Befragung durch den kanadischen Zoll durchgeführt (z.B. ob man Bärenspray oder Alkohol in Hyder gekauft hat).
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 16.11.2004, 21:48 Uhr
Tag 8: Stewart -> Burns Lake (North Tweedsmuir Park)

Am frühen Morgen sind wir von Stewart  nochmals zum Fish Creek gefahren. Leider haben wir die einstündige Zeitverschiebung zwischen Alaska und British Columbia nicht beachtet, so dass wir kurz vor der offiziellen Öffnung der Plattform dort ankamen. Die Ranger waren aber bereits vor Ort und man hat uns auch ohne Probleme auf die Plattform gelassen. Wir haben dort noch einen Schwarzbären gesehen, wobei auch dieser Bär nach ganz kurzer Zeit verschwunden war und auch ein nordamerikanischer Baumstachler ließ sich blicken. Vielleicht sollte man noch hinzufügen, dass der Fish Creek kein geeigneter Ort für empfindliche Nasen ist. Im Bach und an den Ufern liegen hunderte von toten Lachsen, die nach dem Laichen gestorben sind. Lebende Fische konnte man im Bach Anfang September nur vereinzelt sehen. Die toten Lachse verbreiten einen entsprechenden Verwesungsduft. Anschließend sind wir dann wieder über den Cassair Highway zurück nach Kitwanga gefahren (gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt). Von Kitwanga haben wir uns dann auf den Weg nach Burns Lake gemacht. Der Trans-Canada Highway führt von Kitwanga über Smithers und Huston nach Burns Lake und von dort weiter bis nach Prince George. Wenn man Zeit hat, kann man an verschiedenen Stellen auf Nebenstrecken ausweichen (bekannt ist z.B die Gransile Route oder die Francois Lake Runde). Während unserer Fahrt fuhren wir durch eine herrliche Herbstlandschaft mit gold gefärbten Mischwäldern.  Die Berge im Hintergrund waren meist durch Wolken verdeckt, aber ab und zu konnte man schneebedeckte Bergrücken erkennen.

In Burns Lake gibt es eine kleine Fluggesellschaft, die uns mit ihrem Wasserflugzeug in den Nord Tweesmuir Park bringen sollte. Die Tweesmuir Park teilt sich in einen südlichen und nördlichen Teil auf und ist ein Park ohne große Infrastruktur. Nur der Highway 20 durchquert den südlichen Teil des Park auf einem kurzen Teilstück. Er reicht vom Küstengebirge bis zur Nechako Ebene. In den nördlichen Teil des Parks kommt man nur per Boot oder Wasserflugzeug. Unter anderem gibt es die Möglichkeit den Park auf einer Kanutour zu entdecken, bei der man in ungefähr acht Tagen mehrere Seen und Flüsse durchquert. Außerdem führt der Alexander Mackenzie Trail durch Teile des Parks. Für denjenigen, der einen stationären Urlaub bevorzugt, gibt es zwei Lodges im Park sowie einige Selbstversorgerhütten, die man mieten kann. Wir haben uns für eine Lodge entschieden, die man mit dem Wasserflugzeug erreichen kann. Die Lodge diente uns dann als Ausgangspunkt für Tagestouren in den Park.

Wir hatten erst Schwierigkeiten die Fluggesellschaft zu finden, da es nur sehr kleine Hinweisschilder gab und das Büro in einem normalen Wohnhaus untergebracht war. Der Pilot hatte unseren Termin fast vergessen, er hat aber dann das Flugzeug innerhalb von einer Stunde startklar gemacht und hat uns dann zur Lodge geflogen. Da es unser erster Flug mit dem Wasserflugzeug war, hatten wir etwas Sorge wegen der gültigen Gepäckgrenzen (15 km pro Person) und zulässigen Gepäckabmessungen. Die Sorge war aber unbegründet, da außer uns niemand mit geflogen ist und im Flugzeug ausreichend Platz war. Die Sicht während des Fluges war durch tief hängende Regenwolken behindert. Trotzdem konnte uns der Pilot ohne Probleme planmäßig auf dem an der Lodge liegendem See absetzen. Die Lodge besteht aus mehreren Blockhütten (verteilt auf einem großen Seegrundstück), die zum Schlafen genutzt werden. Außerdem gibt es noch ein Haupthaus, wo man sich zum Frühstück und Abendessen aufhält. Die Hütten werden über Yukon-Öfen (Holz) beheizt und haben keinen weiteren Stromanschluss, sind aber ansonsten komfortabel und gemütlich eingerichtet. Strom gibt es nur im Haupthaus und nur zu bestimmten Zeit, wenn ein Generator zur Essenzubereitung genutzt wird.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 17.11.2004, 22:13 Uhr
Tag 9 bis 13: Tweedsmuir Park

Die ersten zwei Tage waren wir die einzigen Gäste in der Lodge, da die Wasserflugzeuge aufgrund von schlechter Sicht nicht fliegen konnten. Eine größere Reisegruppe (6 Leute) konnte daher nicht eingeflogen werden. In der Umgebung der Lodge gibt es verschiedene Seen, an denen Kanus liegen. Man kann dort durch eine abwechslungsreiche Landschaft hinwandern (1 bis 4 Stunden) und dann die Kanus nutzen, um die Seen zu erkunden. Die Seen sind riesig und man kann die Kanutouren beliebig ausdehnen. Der Aufenthalt war sehr angenehm, da uns kein Programm aufgedrängt wurde (man muss nicht in einer Gruppe wandern oder Kanufahren) und die Gegend ist doch so vielfältig, dass man jeden Tag etwas anderes machen kann.  Zum Schutz gegen Bären erhielten wir ein Bärenspray, welches wir zum Glück aber nicht testen mussten. Die Wege sind gut markiert, sie werden aber nicht komplett gepflegt. Manchmal versperren umgestürzte Bäume den Weg oder Teile des Wegs sind überschwemmt. Die Pächter der Lodge besprechen mit jedem Gast am Morgen geeignete Touren und geben Hinweise, was zu beachten ist und achten auch ein wenige darauf, dass die Gäste nicht alle zum gleichen See laufen, wo dann die Kanus knapp werden könnten. An jedem See liegen 5 bis 6 Kanus. Bei unserem Besuch gab es allerdings nur wenige andere Gäste und wir konnten die Stille und die Natur für uns alleine genießen. Am zweiten Morgen tauchte eine Elchkuh mit ihrem Jungen keine 100 Meter von unserer Hütte im Morgennebel auf. Außerdem nutze ein Fischadler das Dach unsere Hütte als Aussichtsplattform und die Loons kamen ebenfalls häufig ganz in die Nähe unserer Hütte.

Am Morgen des letzten Tages klarte das Wetter deutlich auf und unser kleines Wasserflugzeug tauchte pünktlich zur vereinbarten Zeit auf und brachte uns zurück nach Burns Lake. Der Rückflug war super, da wir eine gute Fernsicht hatten und wie bekamen einen schönen Überblick über die Vielfalt des Parks mit schneebedeckten Küstengebirgen und riesigen Seen und Wäldern. Der Pilot hatte etwas Zeit und hat einen kleinen Umweg gemacht, damit wir noch einige Karibos und Dallschafe auf einer nahen Hochebene sehen konnten. Bei der Landung hätte es fast noch einen Zusammenstoss mit einem Bieber gegeben, aber der Bieber war dann doch schneller als das Flugzeug.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 18.11.2004, 06:31 Uhr
Hallo Tom, ist ja schon eine ungewöhnliche Reise gewesen. Wieviel Mal zuvor seid Ihr schon in BC gewesen?
Und schreibst Du bitte noch den Namen der Lodge? An solchen Unterkünften bin ich nämlich immer interessiert.


Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 18.11.2004, 10:39 Uhr
Hallo Anette,

bei den Vorbereitungen der Reise habe ich einige Fly-In Lodges gefunden. Ich haben einmal einige der Links, die ich gefunden habe hier aufgelistet:

www.spatsizi.com (Spatsizi Plateau Wilderness Park)
www.lakesdistrictair.com (North Tweesmuir Parks)
www.naturetrailslodge.com (Nimpo Lake, Burns Lake, Vanderhoof)
www.westcoastresorts.com/redfernriver.cfm (Burns Lake)
www.kingpacificlodge.com (Prince Rupert)

Wir waren in der nature trails lodge, da man dort bzgl. der Anreise und Dauer des Aufenthalts besonders flexiblel war und da die anderen Lodges teilweise im September ihren Schwerpunkt beim Angeln haben.

Dies war im übrigen das fünftemal in British Columbia und das schöne ist, dass wir bei weitem noch nicht alles gesehen haben.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 18.11.2004, 22:01 Uhr
Tag 13: Burns Lake -> Jasper

Die Meldung des Tages kam aus dem Radio: „Im Gebiet von Fort St. John wurde vor starken Schneefällen gewarnt. Laut Vorhersage wurden 30 bis 40 cm Schnee angekündigt.“

Wir sind davon unberührt an diesem Tag von Burns Lake nach Jasper gefahren. Die Strecke ist mit 602 km ziemlich lang als Tagesetappe und lässt wenige Zeit für Unterbrechungen. Sie führt über Prince George, McBride, über Tete Jaune Cache durch den Mt.Robson Park nach Jasper. Von Burns Lake bis Prince George ist die Landschaft durch viel landwirtschaftliche Nutzung gekennzeichnet und die Gegend ist relativ flach. Zusätzlich war der Verkehr lebhaft (zumindest für kanadische Verhältnisse). Erst hinter Prince George bringen die Ausläufer der Rockies und Caribo Mountains wieder mehr Abwechselung in die Landschaft. Der Highway 16 verläuft dabei durch ein lang gezogenes Tal. Besonders spektakuläre Anblicke kann man auf der Strecke (Highway 5) zwischen Tete Jaune Cache und Jasper erwarten. Wenn das Wetter es zulässt, kann man einen tollen Blick auf den Mt. Robson (höchste Berg in den kanadischen Rockies) erwarten. Der Abschnitt des Highway 5 ist auf dem Teilstück auch immer wieder gut für Tierbeobachtungen, wobei der Highway zusätzlich zu den PKW’s, Wohnmobilen und Reisebussen von vielen Trucks genutzt wird. Weitgehend parallel zur Strasse verläuft außerdem noch eine Bahnlinie. Man darf dort keine ruhige Bergstrasse erwarten, die man für sich alleine nutzt. Wir hatten das große Glück am Yellowhead Pass (kurz von Jasper) einen Wolf zu sehen, der den Highway überquerte (Uhrzeit 18:30 Uhr). Leider war der Fotoapparat nicht griffbereit. In den Parks (Jasper & Mt. Robson) sollte man Fahrten in der Dunkelheit meiden, wobei man im September bis 19:30 Uhr Tageslicht (19:30 Mountain Standard Time = 18:30 Uhr Pacific Standard Time) erwarten kann. Im September laufen die Wapiti-Hirsche kreuz und quer über die Strasse (Beginn der Brunftzeit) und ihre Aktivitäten nehmen gerade in der Abenddämmerung stark zu. Wir hatten vor einigen Jahren einmal das Glück in der Dämmerung von Jasper nach Hinton fahren zu müssen und wir hatten dabei kein sicheres Gefühl, da die Hirsche in großen Herden recht unvermittelt am Straßenrand erschienen.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 19.11.2004, 22:31 Uhr
Tag 14 bis 16: Jasper NP

In Jasper mieten wir schon fast traditionell eine kleine Holzhütte (dort Bungalow genannt) in einer Ferienanlage am Ufer des Athabasca Rivers. Das gute an den Hütten ist, dass sie mit einem Kamin ausgestattet sind und in der Regel eine kleine Küche zur Selbstversorgung haben.  Je nach Jahreszeit halten sich direkt auf dem Grundstück Bären und Hirsche auf. Jasper ist ein netter kleiner Ort mit vielen Souvenirgeschäften und kommt uns nicht ganz so touristisch wie Banff vor. Zusätzlich gibt es einige Unternehmen die Touren in die nähere und weitere Umgebung anbieten (Raftingtouren, Reitausflüge, Busausflüge, geführte Wanderungen). Wir wollten eigentlich immer eine Raftingtour machen, dies hat aber im September nie geklappt, da die meisten Flüsse nicht mehr genügend Wasser haben. Meistens gibt es nur noch eine Tour auf dem Athabasca River (sofern sich genügend Teilnehmer finden) und so spektakulär sieht dieser zu dieser Jahreszeit nicht mehr aus. Daher haben wir von der Tour abgesehen. Nachteilig an Jasper ist die Bahnlinie, die den Ort vom Ufer des Athabasca River abschneidet. Je nach Lage der Unterkunft hört man in der Nacht deutliche Rangiergeräusche.

Wir nutzen die Zeit um Jasper & Umgebung etwas näher kennen zu lernen. Das Wetter war nicht so gut und die Berge waren häufiger in den Wolken verschwunden. Wir waren am Mt. Edith Cavell (29 km von Jasper), an den Athabasca Wasserfällen (30 km von Jasper),  am Maligne Lake (49 km von Jasper) und an den Miete Hot Springs (61 km von Jasper) und auf dem Whistler Mountain (7 km von Jasper). Insgesamt kommen durch die Fahrten von Jasper zu diesen Orten noch etliche extra Fahrkilometer zusammen. Man sollte außerdem beachten, dass die Mount Edith Cavell Road nur von Fahrzeugen ohne Anhänger benutzt werden darf und für Fahrzeugen über 6m Länge nicht empfohlen wird. Wer sich für Wanderungen interessiert, sollte sich beim Visitor Information Center vorab informieren. Dort erhält man aktuelle Informationen zu Zustand der Trails. Vom Information Center gibt 7 Routenvorschläge zu Tageswanderungen (Distanz zwischen 5 km und 13 km). Wer mehr Einsatz zeigen möchte, kann auch einige Weitwanderwege nutzen. Diese erfordern dann allerdings Zeltübernachtungen und eine Erlaubnis der Parkverwaltung (backcountry permit/Wilderness Pass). Ein Nachteil von vielen längeren Wanderwegen ist, dass Start- und Endpunkt der Wanderwege weit auseinander liegen und man anschließend sehen muss, wie man wieder zum Startpunkt zurückkommt, um dort das Fahrzeug abzuholen. Die bekanntesten Weitwanderwege sind die Wanderung durchs Tonquin Valley zum Amethyst Lake (41 km), der Skyline Trail (45 km) und der North Boundary  Trail (173 km). Wir haben einige kürzere Wanderungen am Mt. Edith Cavell, am Maligne Lake und am Whistler Mountain (2285 m) gemacht, wobei wir nur wenige Höhenmeter über der Bergstation auf eine geschlossene Schneedecke gestoßen sind, die das Weiterkommen ziemlich erschwert hat.

Sowohl die Wapiti-Hirsche als auch die Elche und Bären haben sich in diesem Jahr in Jasper rar gemacht (dies war bei früheren Besuchen schon einmal anders). Einzig auf der Strasse zu den Miete Hot Springs konnten wir mit dem Fernglas zwei Bären an einem Berghang entdecken. Die Bären waren aber soweit entfernt, dass man sie kaum erkennen konnte. Am Highway 16 haben wir dann auch eine kleine Herde von Wapiti-Hirschen gesehen. Zusätzlich sieht man fast mit 100% Garantie Bighornschafe am Yellowhead Highway 16 auf der Strecke zwischen Jasper und  dem Pocahontas Campingplatz und Bergziegen am Medicine Lake.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 21.11.2004, 20:06 Uhr
Tag 17 und 18: Jasper -> Wells Gray Provincial Park
Von Jasper haben wir uns auf den Weg in den Wells Gray Park gemacht. Die Strecke war auf den ersten 100 km  identisch mit der Hinfahrt, da erst ab Tete Jaune Cache der Highway 5 nach Kamloops beginnt. Auf dem Teilstück des Yellowhead Highways 16 von Jasper nach Tete Jaune Cache war wieder sehr dichter Verkehr. Am Straßenrand haben wir im Mt.Robson Prov. Park noch  einen Schwarzbären gesehen. Die Parkverwaltung empfiehlt, Bären am Straßenrand möglichst in Ruhe zu lassen um die Bären und sich selber nicht zu gefährden. Trotzdem gibt es immer wieder Verkehrsstaus in den Parks, wenn jemand einen Bär vom Auto aus entdeckt. Die Leute missachten den Sicherheitsabstand zu den Bären (um gute Fotos zu machen) und überqueren die Strasse ohne auf den Verkehr zu achten. Mittlerweile gilt statistisch gesehen das Autofahren als gefährlichste Aktivität in den kanadischen Parks. Wir haben einen Zwischenstop am Visitor Center des Mt. Robson Parks gemacht. Von dort hat man einen sehr guten Blick auf den Mt.Robson.

Auf der weiteren Strecke zwischen Tete Jaune Cache und Clearwater hat man bei schönem Wetter zum Teil nette Ausblicke, die zu unserer Zeit durch tief hängende Regenwolken leider nicht möglich waren. Größere Ortschaften sind Valemount und Blue River, von wo aus man gut die „Cariboo Mountains“ und „Monashee Mountains“ für sich entdecken kann. Besonders interessant ist aus meiner Sicht Blue River, da man von Blue River über eine Schotterstrasse (27 km) den Wells Gray Prov. Park (Murtle Lake) erreichen kann. Außerdem gibt es von dort Touren in den Finn Creek Prov. Park und den Mud Lake Prov. Park.

Die meisten Touristen nutzen ab Clearwater die Korridor Strasse (34 km + 35 km Anfahrt), um in den Wells Gray Prov. Park zu gelangen. Auf der Strecke bieten sich verschiedene Möglichkeiten zu kurzen Wanderungen. Im Internet und von den Vermietern in der Region erhält man eine Routenbeschreibung, in der die Sehenswürdigkeiten auf der Strecke erläutert werden. Der Wells Gray Park empfing uns mit starken Regenfällen. Wir machen daher nur sehr kurze Wanderungen im Korridorgebiet. Und auch am nächsten Tag hielten sich die Regenwolken in den Bergen. Übernachtet haben wir in der Helmcken Falls Lodge, da die Lodge unmittelbar an der Parkgrenze an der Korridorstrasse liegt. Alternativ gibt es im Korridorgebiet noch die Möglichkeit zur Übernachtung auf einer Ranch oder am Clearwater Lake Campground kann man auch Hütten mieten.  Reiten, Wandern und Kanutouren sind die Aktivitäten im Park. Die Wanderwege haben dabei eine Länge zwischen 10 km und 32 km. Wir haben die Regenpause genutzt, um an einer geführten Reittour in die Wälder teilnehmen. Die Reittouren werden in unterschiedlichen Längen angeboten und sind auch für Anfänger geeignet. Wie bei fast allen Aktivitäten in Kanada mussten wir allerdings vor Beginn der Tour eine Haftungsbefreiungserklärung (Liability Waiver) unterschreiben. Die Reittour selber führte auf schmallen Pfaden durch den Wald. Die Begleiterin hat einige Erläuterungen zu Historie des Parks und zum Tierleben im Park gegeben. Die gesamte Strasse ab Clearwater ist 69 km lang. Die meisten Aussichtspunkte (Blick in den Canyon, Green Mountain Aussichtsturm und die Helmken Wasserfälle) findet man auf dem ersten asphaltierten Teilabschnitt bis zu den Helmken Falls. Danach verläuft die Straße als Schotterstrecke durch dichte Wälder (spektakuläre Ausblicke kommen nicht mehr). Wir sind die Strecke trotz Dauerregens bis zum Ende am Clearwater Lake durchgefahren und haben dabei kurz einen Schwarzbären gesehen, der die Strasse überquerte.

In Clearwater durften wir uns über den niedrigsten Benzinpreis auf dieser Route freuen (79 Cent (kanadische) pro Liter bleifreies Benzin).
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 22.11.2004, 06:27 Uhr
Wie war denn die Helmcken Falls Lodge? Habt Ihr von dort aus den Reitausflug unternommen? Die Ranch haben wir auch gesehen, seid Ihr mal dortgewesen?

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 22.11.2004, 14:03 Uhr
Hallo Anette,

uns hat die Helmcken Falls Lodge sehr gut gefallen (die Zimmer machten einen neu-renovierten Eindruck), obwohl der Golfplatz den Gesamteindruck etwas stört. Zudem kann man sich dort leider nicht selber versorgen, aber dafür ist das Buffet (Frühstück & Abendessen) immer super. Man erhält zudem einen kleinen Rabatt, wenn man beim Buchen der Zimmer bereits mitteilt, dass man dort Essen möchte. Die Reittour wurde auch von der Lodge angeboten. Unser Eindruck war, dass die Preise für Aktivitäten dieser Art etwas niedriger waren als in Jasper. Da im September nicht amehr alle Aktivitäten angeboten wurden, bemühten sich verschiedene Vermieter in der Region ihre Aktivitäten zu bündeln, so genügend Mindestteilnehmer für die meisten Angebote gefunden wurden.

Auf der Ranch waren wir dieses Jahr nicht, wir hatten uns schon einmal bei einem vorheirigen Aufenthalt dort informiert und im Internet gibt es auch einige Informationen. Für uns wäre die Ranch nur interessant, wenn man eine der längeren Reittouren macht, auf denen im Zelt übernachtet.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 22.11.2004, 22:31 Uhr
Tag 19 bis 21: Wells Gray Prov. Park -> Whistler

An Tag unserer Abfahrt vom Wells Gray Park hatten wir strahlenden Sonnenschein. Ab Clearwater kamen wir wieder auf den Highway 5. Der Highway 5 von Clearwater nach Kamloops ist bei Wohnmobilen, Reisebussen und Trucks sehr beliebt, da er relativ wenige Steigungen auf diesem Teilabschnitt hat und so ein schnelles Vorankommen gewährleistet ist. Wir haben uns daher entschieden, ab Little Fort über den Highway 24 zum Cariboo Highway 97 zu wechseln. Der Highway 24 ist deutlich weniger befahren und beginnt im ersten Teilabschnitt mit einem steilen Anstieg auf eine Hochebene. Dort fährt man am Ufer einiger Seen entlang (Interlake Region). Die Abzweigung zum Green Lake Route haben wir leider erst im Nachhinein als Alternativroute wahrgenommen. Die restliche Strecke über 70 Mile House und Clinton bis zur Abzweigung zum Highway 99 ist nicht weiter erwähnenswert. Interessant sind eher die kleinen Seitenstrassen, die wir aber aus Zeitmangel nicht genutzt haben. Der erste Teil des Highway 99 bis Lillooet zieht sich noch einmal endlos hin, obwohl man teilweise schöne Aussichten hat. Die Strasse ist in keinem guten Zustand und zudem relativ schmal. Der schönste Teil der Strecke ist die Duffy Lake Road zwischen Lilooet und Pemberton. An den Duffy Lakes gibt es auch einige schöne Campingplätze, die zumindest im September wenig überlaufen sind. Die Strasse hat weist einige enge Kurven auf und erreicht an der höchsten Stelle über 1000 Höhenmeter. Von der Passhöhe geht es über ein starkes Gefälle von bis zu 13% nach Pemperton. Pemberton ist schon fast ein Vorort von Whistler und wird derzeit im Vorlauf zu den olympischen Spielen kräftig ausgebaut. Wahrscheinlich soll sogar ein größerer Flughafen dazukommen Die Strecke zwischen Pemberton und Whistler ist dann wieder etwas langweiliger. Whistler ist eigentlich kein richtiger Ort, sondern eine Ansammlung von verschiedenen Orten, die links und rechts des Highway 99 liegen. Whistler ist kein historisch gewachsener Ort, sondern wurde als Ergänzung zu einem Skilift errichtet. Der gesamte Skiberg gehört einer privaten Investment-Gesellschaft, die über dem Wintersport Immobilien verkaufen will. Der Hauptort für Touristen ist Whistler Village, wo wir ein Apartment (mit Kamin und jacuzzi) zu einem sehr günstigen Preis (79 CAD) vorreserviert hatten, dass in unmittelbarer Nähe zur Talstation der Gondel in der Fußgängerzone lag. Im Vergleich dazu war die Jugendherberge in Tofino mit 75 Dollar überteuert. Allerdings wird überall in Whistler immer wieder von Werbern angesprochen, die einem zu Veranstaltungen der Investmentgesellschaft (Club Intravest) einladen wollen, damit man dort Wohnrechte an Ferienwohnungen erwirbt. Dabei versucht man es auch gerne über indirekte Ansprachen (z.B. ermäßigte Bergbahntickets). Insgesamt war es sehr ruhig in Whistler und die meisten Restaurants und Geschäfte waren nur eingeschränkt geöffnet. Viele Sommeraktivitäten sind im September bereits nicht mehr möglich (z.B. Rafting).

Whistler ist auch Bärenland und die beiden Skiberge Whistler Mountain und Blackcomb Mountain sind die Gebiete mit der höchsten Schwarzbärendichte im westlichen Kanada. Die Bären sind immer auf der Futtersuche und schaffen über ihre Verdauung von Beeren großflächige Beerenstrauchgebiete auf den Skipisten, die wiederum als Hauptnahrung für nachfolgende Bärengenerationen dienen. Gleich an unserem ersten Abend kam eine Bärenmutter mit ihren zwei Jungen am frühen Abend die Skipiste bis zur Talstation herunter. Natürlich gab es dadurch einen Menschenauflauf und ein Offizier musste Warnschüsse in die Luft abgeben, damit die Bären nicht in die Fußgängerzone hineinliefen. Da sich Whistler kräftig ausdehnt, bleiben Konflikte mit Bären nicht aus. Trotz der Warnschüsse erschien die Bärenmutter an den nachfolgenden Abenden ungefähr zur gleichen Zeit wieder an der Talstation der Bergbahnen.

Einen Wanderweg  vom Tal auf den Berg (wie in den Alpen üblich) gibt es in Whistler übrigens nicht. Der untere Teil des Berges (Whistler Mountain) ist komplett für Mountain Biker reserviert und für Wanderer gesperrt. Wer Mountain Biken will, muss an der Mittelstation der Bergbahn aussteigen, wer wandern will, darf dies nur im Umkreis der Bergstation oder außerhalb von Whistler machen. Bei unserem Besuch lag oberhalb der Bergstation (Whistler Mountain) schon eine Menge Schnee (um die 20 cm). Die Wege waren aber mit gutem Schuhwerk als Trampelpfad alle begehbar, auch wenn es teilweise etwas glatt war. Der zweite Hausberg von Whistler „Blackcomb Mountain“ war zu unserer Zeit für Besucher gesperrt. Da wir immer sehr an Bären interessiert sind, haben wir auch in Whistler noch eine weitere geführte Bärentour (Dauer 3 Stunden) mitgemacht, obwohl es eigentlich nicht mehr notwendig gewesen wäre. In Whistler fährt man mit einem Ranger in einer kleinen Gruppe im Geländewagen über die Skipisten zu einigen Stellen, wo sich Bären aufhalten und nach Futter für den nahen Winter suchen. Man kommt auch auf dieser Tour sehr dicht an die Bären heran. Zusätzlich gibt der Ranger einige interessante Erklärungen und führt einem zu Orten, wo die Bären im Winter überwintern. Er zeigt auch, wie er das Gewicht der Bären im Rahmen der laufenden Forschungsprogramme feststellt.

Einen Tag in Whistler nutzen wir dann noch zur Erkundung der Umgebung. In die Richtung von Squamish konnten wir aber nicht fahren, da der Highway 99 zeitweise gesperrt war und zudem einige Grossbaustellen das Vorankommen behindern. Der Highway wird zurzeit vierspurig ausgebaut, damit der Verkehr von Vancouver nach Whistler zu den Olympischen Spielen störungsfrei rollen kann und auch in Squamish soll ggf. noch ein Terminal für Kreuzfahrtschiffe errichtet werden. Wir sind daher nochmals nach Pemberton  und von dort dann weiter Richtung Gold Bridge gefahren. Auch dort haben wir noch weitere Bären gesehen und wir waren die einzigen an dieser Stelle. Insgesamt haben wir in diesem Jahr so viele Bären wie noch nie zuvor in Kanada gesehen.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 23.11.2004, 06:34 Uhr
Tom, schreibst Du bitte den Namen des Apartements in Whistler?

Das mit den Warnschuss haben wir in der Nähe der Athabasca Falls erlebt. Allerdings störte der Lärm zunächst den Bären nicht allzu sehr, irgendwann zog er sich in den Wald zurück, aber nur um nach wenigen Minuten als der Park Ranger wieder weg waren, wieder auf der Bildfläche zu erscheinen.

Wir sind im August in Whistler gewesen und haben dort keinen einzigen Bären gesehen  :cry:

Habt Ihr Brandyvine und Alexander Falls in der Nähe von Whistler besucht?

Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 23.11.2004, 12:09 Uhr
Hallo Anette,

in Whistler hat mein ein sehr fortschrittliches online Reservierungssystem. Man findet fast alle Unterkünfte und den Zugang zum online Reservierungssystem unter
 www.tourismwhistler.com oder www.whistlerblackcomb.com

Das System funktioniert eigentlich fehlerfrei, allerdings sind die Bestätigungsemail mittlerweile so mit Bildern und Werbung vollgestopft, dass die email automatisch gesperrt wurde.

Wir waren dieses Mal im "Executive Inn at Whistler Village", wobei die Preise natürlich saisonabhängig stark schwanken. Die günstigen September-Preise setzten sich nicht ohne weiteres in der Hauptsaison fort!

Der Biologe und Ranger hat uns das Wander-Verhalten der Bären in Whistler so erklärt. Im April/Mai sind die Bären dort, wo der Schnee zuerst geschmolzen ist (meistens am Golfplatz im upper Village). Danach wandern sie langsam die Berghänge hoch und folgen dabei immer dem Reifegrad der Beeren auf den Hängen. Diese werden zuerst in Tallagen reif und im Spätsommer reifen die Beeren in höheren Lagen. Dadurch kann es natürlich gut sein, dass man im August Bären in tieferen Lagen selten zu Gesicht bekommt. Erst im Herbst (Mitte/Ende Sepetmber) kommen die Bären dann wieder in die tieferen Gebiete. In den Hochlagen gibt es ja keine Wanderwege die öffentlich zugänglich sind, so dass man höchstens von der Gondel mal einen Bären sehen kann (oder man nimmt an einer geführten Tour teil).

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 23.11.2004, 22:50 Uhr
Tag 22:  Whistler -> Vancouver + Rückflug

An diesem Tag sind wird am frühen Vormittag von Whistler direkt zum Flughafen nach Vancouver gefahren. Für die 123 km bis Vancouver sollte man etwas Zeit einplanen, da es einige sehr schöne Ausblicke auf der Strecke gibt. Wenn man den „Sea to Sky Highway“ in Richtung Vancouver befährt, hat man den Vorteil, dass man die Küste immer auf der rechten Fahrseite hat. Wie bereits erwähnt, wird der Highway auf dem Teilstück Whistler nach Vancouver stark ausgebaut. Im Internet gibt es zur Bauplanung einen Zeitplan und eine wöchentliche aktualisierte Information zu geplanten Vollsperrungen und auch das Informationcenter in Whistler hilft gerne weiter. Wir konnten Whistler um 9:30 Uhr verlassen, da die Vollsperrung am Cheakamus Canyon zwischen Squamish und Whistler gegen 10:00 Uhr für zwei Stunden aufgehoben wurde. Auch bei Lions Bay gab es nochmals eine Baustelle mit zeitweisen Vollsperrungen. Man bemüht sich aber, die Sperrungen in die verkehrsarmen Zeiten zu legen. In Vancouver mussten wir uns dann noch durch die Rushhour zum Flughafen quälen. Insgesamt haben wir für die kurze Strecke von 123km gut drei Stunden benötigt.

Am Flughafen von Vancouver war es nur noch ein kurzer Fussweg bis zum Abfertigschalter von Lufthansa. Wir hatten zum Glück eine non-stop Flug bis Frankfurt. Der Flug mit Lufthansa hat sich dadurch ausgezeichnet, dass er wenig komfortabel war, dass das Entertainment System nicht funktionierte und dass er sehr viel Verspätung hatte (ab Vancouver 1 Stunde + 1,5 Stunden Verspätung beim Anschlussflug von Frankfurt nach Düsseldorf).  Dafür gab es im Vergleich zum AirCanada Flug mehr Auswahl bei den Getränken, das Essen war etwas besser und die Machine war sehr neu.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Anette am 24.11.2004, 06:28 Uhr
Danke Tom für diesen Reisebericht. War sehr spannend und interessant. Und Ihr habt Gebiete in BC besucht, von denen ich bisher überhaupt noch nichts gehört habe.
Anette
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Klaudia am 24.11.2004, 08:31 Uhr
Hallo Tom,

war sehr interessant Dein Bericht. Vielen Dank !
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: ursel-grete am 24.11.2004, 10:01 Uhr
Hallo Tom,

schade, dass dein Bericht nun zu Ende ist. Ich habe jeden Tag/Spätabend neugierig hoffend hier ins forum geguckt, um weiter zu lesen! Danke fürs Schreiben, Erzählen und Posten!
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 24.11.2004, 20:22 Uhr
Hallo zusammen, freut mich, dass ich zu euch der Bericht gefallen hat. Die Zeit für den Urlaub war wie immer etwas knapp. Dabei hätte es noch soviel zu sehen gegeben. Bestimmt werden wir nochmals nach Kanada fahren.

Gruss Tom
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: tom22 am 24.11.2004, 20:36 Uhr
Nachtrag: GST-Erstattung (Visitor Rebate Program)

Da der Tourismus in Kanada stimuliert werden soll, wird Touristen die Umsatzsteuer (GST= Goods & Service Tax) für Übernachtungen (Campingplätze, Hotels, Motels etc.)  und Waren, die aus Kanada mitgenommen werden, auf Antrag erstattet, sofern ein bestimmter Mindestbetrag bei den Übernachtungen überschritten wird. Zur Zeit sind muß der Gesamtbetrag 200 CAD überschreiten (Summe der Übernachtungskosten + Wert der exportierten Produkte). Die Einzelquittungen müssen bei Produkten einen Mindestwert von 50 CAD zeigen und vom Zoll gestempelt sein. Bei Übernachtungen reicht die Einreichung der Originalquittung.

Man sollte dabei nicht auf die vielen bunten Formulare hereinfallen, die an touristischen Brennpunkten zur kostenlosen Mitnahme ausliegen. Meistens handelt es sich um private Unternehmen, die vom Erstattungsertrag zwischen 17% und 20% Bearbeitungsgebühr einbehalten und sich dadurch finanzieren. Wenn man die Quittungen direkt bei der kanadischen Steuerbehörde einreicht (diese nennt sich „Canada Customs and Revenue Agency“), erhält man den vollen Betrag ohne Abzug einer Bearbeitungsgebühr zurück. Dazu muss man die Originalformulare der kanadischen Behörde verwenden. Seit diesem Jahr erhält man einen Verrechnungscheque der in EURO ausgestellt ist (vorher kanadische Dollar). Die Bearbeitungszeit beträgt 6 bis 8 Wochen (bei der Ausreise auf dem Landweg erhält man das Geld direkt ausbezahlt). Die privaten Dienstleistungsunternehmen (z.B. „National Tax Refund Service“ oder „custom house) stellen die Cheques meistens in US Dollar aus. Aus schmerzlicher Erfahrung weiß ich, dass die Erstattung bis zu 6 Monate auf sich warten lassen kann. Wenn man die Unterlagen in die USA schicken muss, hat man mit Sicherheit das Formular eines privaten Dienstleistungsunternehmens erwischt. Die offizielle Agentur befindet sich in Kanada (Summerside). Die offiziellen Formulare gibt es auch im Internet:
GST176 - Application for Visitor Tax Refund
RC4031 - Tax Refund for Visitors to Canada,
(www.cra-arc.gc.ca/E/pbg/gf/gst176/README.html).
Man kann den Antrag bis zu einem Jahr nach der Ausreise stellen.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: Easy Going am 24.11.2004, 21:00 Uhr
Danke Tom für Deinen Bericht und den Nachtrag zur aktuellen Situation bezüglich GST. Da ich nächstes Jahr auch wieder nach Kanada möchte hätte ich bezüglich GST sowieso mal im Board gefragt - hat sich jetzt erübrigt.
Titel: Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
Beitrag von: orca am 04.12.2004, 17:58 Uhr
Hallo Tom

Vielen Dank für deinen Reisebericht !  :respekt:
Jetzt ist meine Sehnsucht nach BC noch größer geworden !  :cry:
Ich werde diesen Bericht immer wieder gerne lesen.
Vielleicht schaffen wir es 2005 zu meinen geliebten Orcas und Grizzlys zu kommen .
Gruß
Orca