Mittwoch, 24.09.
Into the wildDie Vorgeschichte: In einem bekannten Buch über den Südwesten, gibt es ein Bild, das wir mal in natura sehen wollten. Leider ist keine genaue Ortsangabe dabei, ich bekam nur den Hinweis, dass man es mit Google Earth sehen kann. Also habe ich mich eines schönen Sommertages mal an den PC gesetzt um das Gebiet des Rocky Mountain NP, mal abzuscannen. Tatsächlich wurde ich fündig und arbeitete eine Tour aus um dorthin zu gelangen, denn für eine Tagestour ist es zu weit, aber in 2 Tagen kann man es schaffen. Natürlich ist es auch möglich mehrere Tage da draußen zu bleiben um noch tiefer in die Berge vorzudringen, aber für dieses Mal sollte uns die kurze Tour genügen.Wir haben ganz gut geschlafen; das Heulen eines Coyoten mitten in der Nacht haben wir beide gehört; es war also kein Traum. Die Temperatur in der Cabin ist auf 6 °C gefallen; draußen sind es – 3°C und die Scheiben auf dem Auto sind gefroren. Wir machen uns Frühstück, räumen die Hütte und den Rest in unsere Rucksäcke und bis wir startklar sind, ist es bereits kurz nach 7.00 h. Es geht retour nach Grand Lake, der Abzweig zum Tonahutu Trailhead wird mit einem kleinen Umweg auch gefunden und wir parken dort wenig später das Auto.
Nun geht es mit den schweren Rucksäcken (14 kg für Andy und 12 kg für Elke) die 9,3 km auf dem North Inlet Trail zu unserer gebuchten Campsite „Footbridge“. Es ist s..kalt; die Finger werden trotz Handschuhe taub und wir müssen uns erst an das Gewicht auf dem Rücken gewöhnen. Mit soviel Gepäck kommen wir nicht so schnell vorwärts, wie wir es uns wünschen würden. An den Cascade Falls machen wir einen längeren Halt für etliche Fotos. Hier kommt zur Kälte noch die feuchte Luft hinzu und trotz der Schönheit dieser Fälle, können wir das alles nur bedingt genießen.
Als gegen 10.00 h endlich die Sonne den Talboden berührt, wird es angenehmer. Der Trail lässt sich gut laufen, er geht nur mäßig bergauf und führt größtenteils durch den Wald. Mit etlichen Fotostopps erreichen wir gegen 11.30 h unsere Campsite, wo wir auch gleich das Zelt aufbauen, die Rucksäcke leeren und zum ersten Mal Wasser filtern. Der Ptarmigan Creek verläuft wenige Schritte von unserer "Haustür". Wir entdecken außerdem, dass wir einen Firepit haben, was uns richtig freut. So können wir heute Abend noch am Feuer sitzen.
Als das Zelt steht, machen wir Mittag, packen das Notwendigste für den anstehenden Hike und los gehts. Gleich nach der Footbridge kommt Elke ins stolpern und fällt auf die Knie. Im ersten Moment ist der Schmerz heftig, auch die Bänder haben was abbekommen, doch sie rappelt sich gleich wieder auf und es geht weiter - für Wehwechen bleibt jetzt keine Zeit. Wir laufen den Trail weiter bis zur Querung des Ptarmigan Creek und gehen erst mal ein Stück zuweit; also umdrehen und jetzt geht es steil an den War Dance Falls nach oben. Ab hier gibt es weder einen Trail noch Wegmarkierungen und von nun ab müssen wir uns den Aufstieg über Fels und umgestürzte Bäume selbst suchen. Der Aufstieg kostet ganz schön Kraft und wir haben schon ein wenig Bedenken, wie wir hier wieder runter kommen.
Nur steil und kein Weg
am Abfluss des Bench Lakes
Sumpfwiesen
Sumpfwiesen
Als wir endlich „oben“ sind, kommt auch schon der Bench Lake in Sicht. Hier queren wir den Creek und gehen auf üblem Geröll am See entlang, ehe wir eine bessere Variante entdecken und auf weitaus weniger riskantem Untergrund gehen können. Hier ist aber auch Vorsicht geboten; da es zuweilen sehr sumpfig ist. Es geht weiter bergauf, wenn auch nun gemäßigter, an zahlreichen Sumpfwiesen entlang zum Ende des Hochtales. Andy hat Mühe mit dem GPS, die genaue Richtung anzupeilen; irgendwas stimmt nicht mit dem Kompass. Somit ist es auch nicht einfach, die exakte Richtung einzuschlagen. Nun geht es auch noch eine steile Rinne nach oben; wir befinden uns mittlerweile auf über 3.000 m – das geht ganz schön an die Kondition. Mittlerweile ist es nach 14.00 h und noch kein Ziel in Sicht. Als Limit haben wir uns 15.30 h gesetzt; dann müssen wir umkehren, um noch rechtzeitig bei Tageslicht unser Zelt zu erreichen.
Als wir diese Rinne hinter uns haben eröffnet sich der Blick zu den umliegenden Gipfeln; Elke zweifelt langsam daran, ob wir den Secret Tarn überhaupt erreichen. Nach ein paar weiteren (Höhenmeter) können wir dann den gesuchten See von oben ausmachen; er liegt etwas weiter östlich als gedacht. Dazwischen liegt nochmal ein übles Geröllfeld und es ist bereits kurz vor 15.30 h, doch jetzt ohne ein Foto zurückzukehren wäre Irrsinn nach all dieser Anstrengung. Wir mühen uns wieder bergab und sind glücklich, das Ziel erreicht zu haben. Der kleine See ist wirklich toll und liegt sehr scenic direkt vor dem Abgrund.
Secret Tarn
Secret Tarn
Etliche Fotos später geht es zurück und dank GPS finden wir den Weg recht gut und kommen auch gut voran. Als dann der Abstieg an den War Dance Falls ansteht machen wir nochmal eine (mentale) Pause, nehmen eine kleine Stärkung und es geht besser als gedacht nach unten. Unsere Handschuhe sind beim Abstützen an Bäumen und Fels eine große Hilfe.
Gegen 18.00 h sind wir an unserer Campsite, nun ist Eile geboten denn das Tageslicht schwindet bereits. Wir filtern nochmal Wasser und Andy ist so erledigt, dass ihm richtig übel wird. Wir haben uns schon etwas übernommen - keine Frage. Andy wird zum Feuermachen abkommandiert, während sich Elke um's "Bettenmachen" und das Essen kümmert. Der heiße Tee und das Mountain-House Chili Mac Beef sind nach so einem Tag richtig gut. Wir sitzen am Feuer und allmählich kehren die Kräfte zurück. Um halb acht ist es bereits stockdunkel, weshalb wir auch nicht mehr lange aufbleiben und in die Schlafsäcke kriechen. Wir sind gespannt, ob wir heute Nacht mitten im Wald noch Besuch bekommen.
sichtlich erschöpft
so ein Campfire ist was wert
Gute Nacht
Gelaufen: 9,3 km bis zur Campsite, plus 7 km bis Secret Tarn, Gain: 550 m
Übernachtung auf dem Footbridge Campground, Rocky Mountains NP, Permit 20 $