Gegen 16.30Uhr trudelten wir bei Alamo ein und packten in aller Ruhe unsere Karre aus. Jo Eile bringt da nix, da man sonst vielleicht doch noch was vergisst. Der Onkel von Alamo hatte auch nüschts zu meckern und gab mir die Quittung für die Übergabe.
Mit dem Miami Mover ging es dann zum Flughafen. Gefällt mir gut das Ding, besser als die blöden Busse früher. Unser Gepäck hatten wir mal wieder komplett ausgereizt. Zwei von den vier Gepäckstücken waren viel zu schwer. Die Tante von American rollte mit den Augen und ich nahm aus denen je eine Großpackung Jelly Beans, die wir auf dem Weg zum Flieger als Mitbringsel gekauft hatten. Klar wussten wir, dass die Dinger zu schwer waren, aber man kann es ja mal versuchen. Am Ende drückte sie beide Augen zu und backte noch zwei Aufkleber an den Koffer und die Reisetasche, um die Leute, die den Plunder verpacken müssen, vor schweren Gepäck zu warnen. Da stand noch drauf, wie sie das Zeugs anheben sollen, damit sie sich den Rücken nicht kaputt machen. Ich fand das lustig.
Für die Kühlbox bekam ich ein Lob, denn die hatte genau 23kg. Ja bei der übertreibe ich nie, weil sie sich total beschissen öffnen lässt, wenn sie erst mal zu ist.
Um 17.45Uhr hatten wir alles inklusive Sicherheit hinter uns, und saßen am Gate.
Am Gate dann Aufregung pur, denn der Flieger war komplett überbucht. Eine ältere Angestellte sagte per Lautsprecher durch, dass es keinen Sinn macht wegen Wunschsitzplätze zu fragen, es gäbe keine. Wer aufgerufen wird, soll an den Tresen kommen, alle anderen sollen einen Kaffee trinken. Die olle Tante am Tresen bot 500,-$ inklusive kostenloses Hotel und Futter für die, die erst morgen fliegen würden. Es meldeten sich paar junge Leute, die so ihr Taschengeld aufbesserten.
Als die Tante alle Passagiere untergebracht hatte, rückte unser Flugkapitän an. Er weigerte sich abzufliegen, da die Ruhekabine im Unterdeck nicht erreichbar war und American für die Crew keine Ruheplätze frei hielt. Da machte die Dame wieder eine Durchsage und meinte, sie ist fertig und hat für jeden Passagier einen Sitzplatz. Sie muss jetzt nur noch schnell Sitzplätze an die Crew vergeben, aber sie hat keine. Alles lachte. Die Frau schaffte es, dass alle ruhig blieben.
Am Ende verdienten sich weitere vier Passagiere ein zusätzliches Taschengeld und flogen erst einen Tag später nach London.
Unser Flug ging 40 Minuten später als geplant. Der Kapitän meinte nur, dass wir auf jeden Fall pünktlich sein würden.
Foto - Blick auf Miami. Leider wurde wie bei deutschen Fluglinien sonst üblich, nicht das Licht in der Kabine ausgeschaltet, so dass sich jeder feuchte Furz in den Scheiben spiegelte.
Kaum in der Luft gaben die Mädels und Jungs von Service Gas. Ich fragte mich, warum die es plötzlich so eilig hatten. Ich erinnerte mich an eine ähnliche Situation, ein Flug von Miami nach Düsseldorf, wo die Board Belustigung aus Turbulenzen ohne Ende bestand.
Sie waren gerade dabei das Essen auszuteilen, als der Kapitän meinte, "Stop service" und auch die Flugbegleiter sollten sich anketten. Wie kann der Narr das Füttern der Passagiere verbieten, wo ich noch nix hatte?
Nach 10 Minuten Flug über den frisch gepflügten Kartoffelacker beruhigte sich die Lage und auch wir bekamen endlich was zu essen. Ich traute dem Frieden nicht. Der Heini vorne am Gaspedal wusste garantiert mehr, denn sonst hätten sie mit dem Service erst jetzt beginnen können.
Jo ich hatte mein Foto vom Essen fertig, begann zu essen, als es Nachschlag gab. Man war ich froh, dass die hier die Softdrinks in geschlossenen Dosen verteilen und nicht in beschissenen Plastik Bechern. Ich schlang mein Huhn mit Gemüse und Reis runter und dabei immer schön den Napf an den Mund gehalten. Als ich fertig war beobachtete die Leute beim Essen. Martina tat mir schon richtig leid, sie schaffte es nicht die Gabel in den Mund zu schieben. Sie hatte irgendeine spezielle nur im Flugzeug vorkommende Schüttelkrankheit.
Auch den zweiten Akt überlebten wir und der Service konnte abgeschlossen werden.
Foto - Die erste Mahlzeit im Flugzeug.
Den ganzen Flug über, wechselten sich ruhige Phasen mit Turbulenzen ab. Mich ereilte wie immer die senile Sitzplatzflucht und ich lungerte so lange wie möglich am Klo rum. Wenn es etwas heftiger wurde, setzte ich mich kurz hin, stand dann aber schnell wieder hinten. Da wir eh in der vorletzten Reihe saßen, was das alles kein Problem.
Auf meinem Lieblings Stehplatz am Klo bekam ich alles mit, was die Stewardessen so ausheckten. Die waren angesäuert weil sie nicht ins Unterdeck durften. Die Tür dahin war mit Klebeband dicht gemacht. Laut einer der Miezen war das Schloss kaputt.
Neben den älteren Mädels, war heute auch ein junges Ding unter den Flugbegleiterinnen. Die zettelte eine Revolution an und machte sich an der Tür zu schaffen. Erst lösten sie vorsichtig das Klebeband und machte sich dann an das Schloss, was aber trotz Schlüssel nicht wollte. Eine der älteren Mädels kannte einen Trick, wie man das Schloss ohne Schlüssel öffnet. Nun stand ich da und guckte zu und die mich jetzt alle an. Ich hielt den Zeigefinger vorm Mund und machte psssst und grinste. Das akzeptierten sie und die Eine öffnete die Tür. Was meint ihr wie fix die alle verschwunden waren. Ich war schon etwas neidisch, denn ich hätte auch lieber ´ne Koje, als hier Schmiere zu stehen. Die Tür stand die ganze Zeit einen Spalt offen, nur mit Pflaster zugeklebt. Sie konnten die nicht verschließen, da sie nicht wussten, ob sie sich später wieder öffnen lassen würde.
Mich ließen die Flugbegleiter mein Ding machen. Ab und an fragte eine, ob alles in Ordnung wäre oder ich einen Wunsch hätte.
Viele werden sich fragen, was ich immer mit meinem Sitzplatz habe oder ob ich den "vor dem Klo steh" Fetisch habe. Ich kann seit Jahren nicht lange still sitzen, dann entwickeln meine Beine ein Eigenleben und machen mich Wahnsinnig. Das ließ sich nur abstellen, in dem ich aufstand, dann war das sofort vorbei. Auch für meine Sitznachbarn war das nicht einfach, da ich die Beine nicht im Griff hatte.
Ich habe mir wegen der Zappelbeine nie einen Kopp gemacht. Ich dachte halt, hast einen Lütten an der Pann, also einen wech und da ist so was normal. Normal und deppert in einem Satz ist deppert und nicht normal.
Heute wo ich das schreibe, weiß ich, dass ich schwergradiges
RLS habe und dieses Thema Dank Medikamente inzwischen gegessen ist. Die Ärzte meinen auch, dass ich in Zukunft ganz entspannt im Flieger sitzen werde.
Dann wird sich der eine oder andere fragen, was ich da am Klo gemacht habe und ob das nicht langweilig war. Ich hab nix gemacht und nix gedacht, ab und an auf die Uhr geschaut und mich meines Daseins erfreut. Ich hab ja aus der Alzheimerdiagnose kein Geheimnis gemacht. Ich habe artig meine Pillen geschluckt und ansonsten passierte nicht sehr viel im Kopp. Für mich verging die Zeit dahinten wie im Fluge.
Mittlerweile steht fest, dass ich ganz was anderes habe, weswegen ich nix mehr gerafft habe. Aber darüber berichte ich in meinem nächsten Reisebericht, der in Kürze folgt. Mir geht es jedenfalls wieder gut.
Wo war ich stehen geblieben? ...ach ja im Flieger am Klo.
Am Ende des Fluges haben die Damen die Tür mit dem original Klebeband wieder verkleistert.
Foto - Die neue Beleuchtung im Flieger fand ich voll stylisch.
Erst kurz vor London hörten die Turbulenzen auf. Die Flugbegleiter gaben wirklich alles, damit jeder noch sein Frühstück bekam. Martina meinte, sie hätten es gar nicht austeilen sollen, denn es war wirklich sehr knapp von der Zeit. Mitten im Sinkflug machten die Mädels weiter und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Ich sag mal so, eine Viertelstunde eher wäre besser gewesen. Sie hatten Glück, dass wir über London noch eine Ehrenrunde vor der Landung drehen mussten, denn sonst wäre das hier ´ne Sauerei geworden. Martina war etwas sauer und meinte, dass der Kapitän die Ehrenrunde nur wegen dem Service gedreht hat. Meine Kleine schimpft manchmal wie eine Große.
Wir landeten dann paar Minuten eher als geplant. zu verdanken hatten wir das dem Jetstream und den starken Winden, die von hinten pusteten und uns kräftig geschoben haben.
Foto - Das "schnelle" Frühstück.
In London wieder Terminalwechsel und noch mal durch die Sicherheit, halt der übliche Kram. Wir hatten genug Zeit und schlenderten durch die Läden. Mutti sah ein, dass alle Taschen voll waren und nix mehr passte.
Als zweites Frühstück gab es Sandwiches, die in London gut schmecken und bisher immer bezahlbar waren.
Foto - Ich hab doch die Canon EOS 70D neu, die mit dem Schwenkdisplay. Vielleicht erinnert ihr euch an unseren Besuch bei Chihully in St. Pete, wo ich auf die Idee kam, die Kamera auf eine spiegelnde Fläche zu legen und dann zu knipsen. Hier in London stand bei unserem Terminal ein großer dunkelgrauer Kasten. Das Ding war brusthoch und oben drauf lag eine Glasscheibe. Ich stand davor und bemerkte, dass sich im Glas alles spiegelte und begann mit meiner Kamera zu spielen.
Fast pünktlich ging der Flieger nach Deutschland. Die Flüge zwischen Hamburg und London mit British Airways sind immer schrottig, weil enger Flieger ohne jeden Komfort. Zum Glück geht der Flug nur etwas über eine Stunde und ist damit verschmerzbar.
In Hamburg rechneten wir, wegen unserer Gepäckmassen, mit einem netten, neugierigen Zöllner. Nee das war kein Problem, weil alles legal und im Rahmen des Gesetzes...soweit ich mich erinnern kann mit meiner damaligen "Alzheimer".
Unser Gepäck kam nur sehr sehr schleppend an. Am Ende fehlte wie immer die Kühlbox. Inzwischen wissen wir, dass wir auch beim Sperrgepäck gucken müssen, weil sie manchmal damit verschickt wird. Nur blöd, dass die das jedes Mal anders handhaben und wir nie genau wissen wo wir gucken müssen. Martina ging zum Sperrgepäck, aber da war nix. Plötzlich kam ein Gepäckonkel durch eine Hintertür und brachte unter anderen, auch unsere Kühlbox. Oha die sah aber komisch aus. Die war von der TSA komplett mit Klebeband verkleistert worden. Die Zurrgurte fehlten. Da hatten die Damen und Herren wohl keinen Bock die Kühlbox mit den Gurten zu verschließen.
Den Zöllnern dauerte unsere Wirtschaft mit dem Gepäck scheinbar zu lange, denn sie waren inzwischen über alle Berge. Ja auch gut, desto eher sind wir Zuhause.
In kurzer Hose und T-Shirt...ja wir sind schließlich in der Hitze Miami´s gewesen, betrat ich das kalte Hamburg. Ui da war gleich Nippel Alarm bei mir.
Laura und Toni haben uns mit meinem Auto abgeholt. Der Bengel hatte mal wieder keine Lust zu fahren und machte sich wie immer einen Spaß daraus mich beim Scheitern, mein Auto zu fahren, zu beobachten und abzulästern. Immer wenn ich aus den USA zurück bin, vergesse ich die scheiß Kupplung und die Gangschaltung. Der Bengel sitzt neben mir, feiert und macht dumme Bemerkungen.
Nach 150km Fahrt nach Hause konnte ich dann wieder mit Kupplung und Gangschaltung fahren.
Zuhause war noch fix Bescherung. In der zugekleisterten Kühlbox fanden wir unsere Zurrgurte inklusive dem Standard Brief von der TSA. Keine Ahnung, was die wieder gestört hat, aber egal. Es fehlte nix und natürlich war alles wie gewohnt heil geblieben, das Essservice, der Fusel und auch das Murano und Chihully Glas. Die Kühlbox ist ideal für derlei Transporte.
Foto - Auch eine Spiegelspielerei in London.