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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: Flicka am 19.12.2016, 19:47 Uhr

Titel: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 19.12.2016, 19:47 Uhr
Prolog

Es war vor einigen  Jahren im September 2007:
Zwei USA-Neulinge starten auf die erste West-Mietwagen-Tour. Las Vegas ist Start- und Zielpunkt, und zum Glück schaffen wir es, in den knapp 3 Wochen, die uns rund um den Grand Canyon führen, auch noch den Yellowstone NP einzubauen. Mehr als zweieinhalb Tage bleiben uns nicht für den großen Park, aber wir haben Glück mit Wetter und Geysiren, und die Tage im Yellowstone sind mit die schönsten auf einer tollen Reise.

Mir ist klar: Ich will wieder dorthin. Aber mit mehr Zeit.

2016 ist es soweit: Nach einigen Jahren USA-Abstinenz soll es endlich wieder in den Yellowstone Nationalpark gehen. Trotz Warnungen vor Touristenmassen im allgemeinen und asiatischen Busreisegruppen im besonderen wage ich mich an eine Reise in den Sommermonaten.

Wie man sieht, bin ich heil hin- und wieder zurückgekommen, auch wenn der Titel des Reiseberichts den aufmerksamen Leser auf das ein- oder andere Malheur hinweisen könnte. Wer mag kann mich auf die Reise begleiten, die in Denver startet und uns von Ende Juli bis Mitte August in einer Runde gegen den Uhrzeigersinn zum Yellowstone NP und wieder zurück nach Denver führt.

Allerdings muss ich gleich schon mal warnen: Die Protagonistin dieser Reise wird ab und zu mit ihrem Schicksal hadern, regelmäßige Mahlzeiten sind im Plan auch nicht wirklich vorgesehen, und wer Autos liebt, der sollte vielleicht besser woanders mitfahren.

Wer sich durch diese Zeilen aber nicht abschrecken lässt, der ist herzlich willkommen!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Yaphi am 19.12.2016, 20:01 Uhr
Na, dann hüpfe ich mal auf ;)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 19.12.2016, 20:03 Uhr
Aha, ein Unerschrockener! Willkommen an Bord!  :D

Ich muss dich warnen, gleich am ersten Tag wird schon ganz heftig mit dem Schicksal gehadert, aber wir reisen letztendlich trotzdem weiter.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 19.12.2016, 20:06 Uhr
Mittwoch, 27.7.16


Ich habe schlecht geschlafen und döse schon vor mich hin, bevor der Wecker um 7.00 Uhr klingelt. Mein persönlicher Shuttleservice holt mich eine Dreiviertelstunde später ab und bringt mich zu meinem üblichen Bahnhof. Es ist Ferienzeit, der Zug ist kaum gefüllt, und auch im Verlauf der Fahrt steigen nur wenige Fahrgäste zu. Ich erreiche den Frankfurter Flughafen wie geplant und sogar das Bus-Shuttle, das derzeit zwischen den Terminals eingesetzt wird, weil an der Bahn zwischen den Terminal gearbeitet wird, steht schon abfahrbereit an der Haltestelle.

Ich fliege heute mit Icelandair nach Reykjavik und weiter nach Denver. In der Warteschlange am Schalter komme ich mit einem Ehepaar aus Washington ins Gespräch, wir plaudern nett, ich bin guter Dinge, alles scheint reibungslos zu klappen. Denke ich jedenfalls, bis mich dann der Mitarbeiter am Schalter darauf hinweist, dass der Flug nach Island etwa eine halbe Stunde Verspätung haben wird und mir erklärt, ich müsste am Flughafen in Island rennen, um den Anschlussflug zu bekommen. Aber keine Bange, ich bekäme natürlich eine Übernachtung in Island bezahlt, wenn das nicht klappt. Das betont er so, als hätte ich gerade den Sechser im Lotto gezogen und könnte mir nichts schöneres vorstellen, als auf dem Weg in den Urlaub auf halber Strecke eine Zwangsübernachtung einzulegen.

Ich bin erst mal ein bisschen konsterniert, aber was solls, ich kann jetzt eh nichts dran ändern, und wer weiß, ob die Infos in Frankfurt überhaupt stimmen. Woanders hatte ich gelesen, dass die Flieger in Island auf die Zubringer aus Europa warten, das würde ja auch Sinn machen. Das nette Ehepaar aus Washington, das etwas älteren Baujahrs ist, hat am Nachbarschalter auch die Aufforderung erhalten, in Island zu rennen oder kostenlos zu übernachten. Es hört sich fast an, als könnte man sich in Island frei nach aktueller Laune für einen Weiterflug oder einen bezahlten Stopover entscheiden.

Was die Verpflegung an Bord angeht, ist Icelandair allerdings nicht so freigiebig. Da kann man sich nämlich nur Snacks kaufen, kostenloses Essen gibt es nicht. So breche ich heute mal mit der Urlaubstradition und esse am Terminal 2 Pasta Arrabbiata, um schon mal was im Bauch zu haben. Nach der Sicherheitskontrolle laufe ich noch ein wenig ziellos durch den Duty-Free-Shop und die Gänge entlang, bis ich am Gate wieder das nette Ehepaar treffe. Wir machen uns gegenseitig Mut, dass wir unsere Weiterflüge erreichen werden. Sie haben immerhin 5 Minuten mehr Zeit als ich, aber ob das im Ernstfall was bringt?

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Immerhin öffnet das Gate mit nur 20minütiger Verspätung, irgendwann sehen wir vom Wartebereich dann auch unseren Flieger eintrudeln, aber wie das Schicksal es will, ist das Gate aufgrund der Verspätung nicht frei und wir müssen schließlich mit Bussen zum Flieger, der etwa 100 Meter von uns entfernt steht. Die Zeit verrinnt, die Verspätung beträgt schon über eine halbe Stunde und der Flieger füllt sich immer noch. Schließlich dürfen wir dann doch zur Startbahn und heben zügig ab.

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Der Captain macht uns mit der Ansage Mut, dass wir 3 Stunden 15 Minuten fliegen werden, also 20 Minuten kürzer als eigentlich geplant. Das müsste doch reichen. Ich bin ganz zuversichtlich, schaue ein wenig aus dem Fenster, und irgendwann fallen mir die Augen zu. Alles ist gut.

Mitten in dieses Alles-ist-Gut-Gefühl senkt sich auf der rechten Seite plötzlich der Flügel ab: Wir sind in eine relativ enge Kurve eingeschwenkt. Auf der Karte auf dem Monitor sehe ich, dass wir nach Norden abdrehen. Hm, vielleicht müssen wir nur ein Stück weiter nach Norden und schwenken gleich wieder nach Westen ein, denke ich noch. Wir sind gerade irgendwo nördlich der Shetland-Inseln, vielleicht müssen wir auf eine andere Flugroute. Aber der Flügel bleibt unten und unten und unten bevor er sich endlich wieder hebt, und nach kurzer Zeit sehe ich auf der Karte, dass wir jetzt plötzlich wieder exakt in die Gegenrichtung fliegen.

Mir wird irgendwie ganz anders. Ich weiß nicht, ob es dann den Anschlägen liegt, die in dieser Woche in Deutschland verübt worden sind, aber ich bin mir plötzlich sicher, dass unser Flugzeug gerade entführt worden ist. Und wenn nicht entführt, dann geradewegs auf dem Weg in eine Notwasserung. Ich überlege tatsächlich, wie ich im Fall des Falles die Arme gegen den Vordersitz legen kann, damit ich sie mir nicht breche und noch in der Lage bin, den Sicherheitsgurt zu öffnen und vor der Flutung aus dem Flugzeug zu flüchten, und bewundere mich gleichzeitig für meine Abgeklärtheit. Klingt im nachhinein albern, ist aber so. Dann versucht mein Gehirn mir noch andere Möglichkeiten vorzuschlagen: Medizinischer Notfall an Bord? Kleinere technische Probleme, die lieber im nahen Norwegen überprüft werden sollten? Aber warum kommt dann keine Durchsage?

Dann senkt sich die Flügelspitze wieder, wir schwenken auf eine Kreisbahn und sind bald wieder auf Kurs. Ich atme durch und schimpfe mit mir. Warum habe ich so schnell in den Wir-werden-alle-sterben-Modus geschaltet? Dann senkt sich die Flügelspitze wieder: Wir biegen erneut nach rechts ab und nehmen Kurs in die Gegenrichtung. Also doch, es ist etwas passiert.

Jetzt endlich gibt es eine Durchsage des Captains, die wenig vertrauenserweckend mit einem langgezogenen „Welll...“ anfängt und dann in unheilvoller Nachbarschaft Worte wie „lost“ und „control“ beinhaltet. Huch, welche Kontrolle? Vielleicht können wir nur noch nach rechts fliegen? Was ist denn los? Immerhin bleiben wir auf gleicher Höhe, denke ich mir, das kann dann ja wohl doch kein Sinkflug zum Notwassern sein.

Kurze Zeit später beweist das Flugzeug dann aber, dass es doch in die andere Richtung fliegen kann, denn jetzt wandert der rechte Flügel in den Himmel, und wir schwenken in eine Linkskurve ein. Ein paar Minuten, dann sind wir wieder auf Kurs Richtung Island. Ich atme durch, also wohl doch alles in Ordnung? Die Lösung kommt dann wenig später: Wir haben keine Kontakt zur Flugkontrolle in Island herstellen können, deshalb die Warteschleifen mitten auf der Flugstrecke. Der Captain entschuldigt sich und kündigt an, wir würden Island etwa 20 Minuten später erreichen. Also um 16.20 Uhr. Mein Weiterflug soll um 16.45 Uhr starten. Den schaffe ich also nicht, aber das ist mir im Moment egal. Ich bin einfach nur erleichtert darüber, dass man meine Leiche heute nicht aus dem Nordatlantik fischen wird.

Auf dem Weiterflug kündigt eine Stewardess an, dass wir wohl noch nähere Informationen vom Captain über den Weiterflug bekämen. Und eine halbe Stunde vor der Landung gibt es dann wirklich die erhoffte Info: Alle Anschlussflüge nach Nordamerika werden erreicht, und wir müssen nicht mal rennen, und unser Gepäck kommt auch noch mit. Super, so schnell kann es heute gehen: Eben noch fast gestorben, jetzt die Freude, weil ich samt Koffer heute doch noch nach Denver komme.

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Frohgemut hüpfe ich in Island in den Shuttlebus zum Terminal, schaue kurz aufs Schild mit der Ankündigung unseres Gates und marschiere zur Passkontrolle. Und was ist hier los? Man weist die Passagiere ab. Im Moment geht nur ein Flug nach San Francisco. Die anderen Flüge sind verspätet. Wir sollen in einer Stunde nochmal kommen.

Ich schaue mir die Anzeigetafel genauer an: Tatsächlich: Sämtliche Flüge nach Nordamerika sind auf 19.30 Uhr verschoben. Ja, okay, jetzt verstehe ich, warum der Captain sich so sicher war, dass wir alle samt Gepäck den Weiterflug erreichen würden.

Ich treffe das Ehepaar aus Washington wieder, wir spazieren ein wenig gemeinsam über den Flughafen, aber irgendwann trennen sich unsere Wege: Das Erlebnis vom Flug hat Spuren hinterlassen, ich fühle mich plötzlich völlig erschöpft und will keinen Smalltalk mehr machen, sondern mich nur noch alleine irgendwo hinsetzen. Ich finde schließlich im völlig überfüllten Abflugbereich einen Platz auf einer Treppe, hole das Laptop aus dem Rucksack und tippe schon mal die ersten Eindrücke dieser Reise. Dabei fühle ich mich, als wäre ich nach einer Katastrophe hier gestrandet. Mir kommt sogar kurzzeitig der Gedanke, wieder nach Hause zu fliegen. Ich muss mir klarmachen, dass eigentlich gar nichts passiert ist und dass mir außer einer dreistündigen Verspätung bisher keine Probleme entstanden sind.

Als ich mich schließlich gegen sieben Uhr in die Schlange am Gate stelle, bekomme ich um mich herum mit, dass es auch mit anderen Flügen aus Europa Probleme gab. Ein Flug aus London ist anscheinend auch erst einmal wieder abgedreht, ein Flieger aus Manchester musste sogar in Glasgow landen. Anscheinend gab es massive Probleme mit der Flugkontrolle, und aus diesem Grund haben sich wohl die Weiterflüge derart verspätet. Aber warum Icelandair nun parallel mindestens fünf oder sechs Flüge angesetzt hat und sich alle Passagiere im kleinen Abflugbereich drängen müssen, erschließt sich mir irgendwie trotzdem nicht.

Das Boarding beginnt, und wie könnte es anders sein, steht unser Flieger natürlich auf einer Außenposition und wird mit Bussen angefahren. So dauert es letztlich dann doch bis kurz vor halb neun, bis wir uns endlich auf den Weg zur Startbahn machen und abheben. Immerhin drückt der Captain aufs Gas und kündigt eine Flugzeit von sechseinhalb Stunden an, so dass wir gegen 21 Uhr in Denver angekommen sollen statt wie ursprünglich geplant um 18.30 Uhr.

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Als wir in der Luft und Richtung Ziel unterwegs sind, werde ich ruhiger. Alles ist gut. Mir fallen erst mal die Augen zu, aber immerhin gibt’s dann über Grönland wieder tolle Ausblicke auf Gletscher und Eisberge, bevor eine Wolkendecke sich zwischen uns und das Meer schiebt.

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Ich döse vor mich hin, schaue mir Filme und Serien an, höre Musik, fülle mein Zollformular aus, döse wieder und esse schließlich noch den mitgebrachten Schokoriegel. Essen in Form von Snacks gibt es auch auf dem Flug in die USA nur gegen Bezahlung. Schließlich geht langsam die Sonne unter, und im Zwielicht kann ich aus dem Fenster ein ganzes Stück neben uns riesige Gewitterwolken und Blitze erkennen. Hm, mal sehen, wie das Wetter in Wyoming morgen so wird, das hier sieht ja schon mal heftig aus.

Auf dem Flug haben wir dann doch irgendwie an Geschwindigkeit verloren und landen schließlich statt um neun erst um kurz vor halb zehn in Denver. Vorher kann ich immerhin schon mal das beleuchtete Capitol und das Baseballstadium von Denver erkennen. Und mich verblüfft, wie weit Denver sich zieht, ich hatte mir das kleiner vorgestellt, aber bis zum Horizont erstreckt sich ein Netz aus Lichtern.

Im Flughafen selbst scheint schon alles auf Abendbetrieb geschaltet zu haben. Unser Flug ist der einzige, der an den Immigration-Kiosken angekommt, ich werde sofort an einen Kiosk gewiesen, und abgesehen davon, dass das Bild, dass ich da von mir selbst machen muss, äußerst dämlich aussieht, klappt die Bedienung ganz gut, ohne dass man Pass- oder Adressdaten erneut mühsam eingeben müsste. Dumm nur, dass der Zettel, den der Automat dann ausspuckt, meine Angaben mit einem großen X durchstreicht. Wahrscheinlich darf ich jetzt doch nicht in die USA, aber irgendwie ist mir das im Moment schon alles egal, so müde bin ich. Zum Glück hat das große X über meinen Angaben dann aber keine negativen Auswirkungen, das Interview beim Immigration Officer ist kurz und nicht mal meine Angaben, alleine einzureisen und drei Wochen im Land zu bleiben, sorgt für Stirnrunzeln. Ich bekomme meinen Stempel in den Pass und auf den Zettel, muss dann auch noch beim Immigration Officer meine Zollerklärung abgeben, hm, ich dachte die wäre durch den Kiosk überflüssig, aber vielleicht will er sie ja nur wegwerfen? Eigentlich auch egal.

Das Gepäck lässt noch ein wenig auf sich warten, aber zum Glück ist mein Koffer bei den ersten, ich gebe den Zettel aus dem Automaten beim Zoll ab und dann bin ich endlich richtig in den USA angekommen.

Zum Car Rental muss ich mich durchfragen, das ist nämlich entweder gar nicht ausgeschildert oder ich bin zu dämlich, um die Schilder zu finden oder man fasst es hier großzügig unter Ground Transportation. Ich habe zum ersten mal ein Auto bei Budget angemietet, das Shuttle dorthin kommt zum Glück schnell an der vorgesehenen Haltestelle an, und gemeinsam mit mehr Menschen als erhofft stürme ich wenig später die Anmietestation. Ja, hier ist einiges los, aber entgegen von dem, was ich an kritischen Berichten gelesen hatte, sind fünf oder sechs Schalter besetzt, und nach einer halben Stunde Wartezeit bin ich dran. Vorher konnte ich schon einige Male die üblichen Sie-haben-so-viel-Gepäck-und-brauchen-ein-größeres-Auto-Gespräche und ähnliches mit anderen Kunden anhören, und bin erstaunt, wie oft Kunden da tatsächlich noch umgebucht haben.

Dafür dauert es dann bei mir ewig, weil der Ich-lerne-noch-Chef, der sich meiner annimmt, weder mit meinem deutschen Führerschein, noch mit der Prepaid-Buchung über Drittvermittler klarkommt und einen Angestellten zu Hilfe rufen muss. Ich bekomme dafür weder Upgrade-Angebote, noch Versicherungs-Angebote noch Auftank-Angebote, sondern kann schließlich mit dem Mietvertrag die Parkbucht A22 aufsuchen, wo ein blau-glitzernder Ford Focus auf mich wartet. Zum Glück habe ich das Hotel im Navi einprogrammiert, und das Navi findet sich hier schnell zurecht, denn in der Dunkelheit wäre ich hier ansonsten völlig überfordert, und dem Notfall-Ausdruck von Google-Maps entspricht das ganze hier irgendwie auch nicht.

Ich fahre also dem Navi nach, bin erst mal ganz entspannt und merke plötzlich, dass ich kein Licht angeschaltet habe. Super, das hätte der Typ bei der Ausfahrt mir ja vielleicht sagen können. Ich reiße das Auto also auf der Zufahrt zur Schnellstraße auf den Randstreifen und finde zum Glück nach kurzer Zeit das Licht. Inzwischen bin ich nassgeschwitzt, ich hätte vielleicht heute abend doch erst mal mit dem Taxi ins Hotel fahren sollen und morgen früh das Auto abholen. Aber irgendwann komme ich dann doch im Ramada in der Nähe des Airports an, checke ein und bin dann gegen viertel vor zwölf im Zimmer, völlig kaputt, gleichzeitig aufgekratzt und halb verdurstet, so dass ich mir erst mal zwei Flaschen Cola aus dem Automat ziehe, bevor ich ins Bett falle.

Letztlich sieht die Gesamtbilanz des Tages doch ganz positiv aus: Ich bin nicht gestorben, ich bin samt Gepäck und Mietauto heute im Hotel angekommen, und morgen werde ich einfach mal entspannt schauen, wozu ich nach dem stressigen Anreisetag noch so fähig bin.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Yaphi am 19.12.2016, 22:37 Uhr
Hmm... die Anreise war mir eigentlich schon viel zu dramatisch für eine entspannte Runde lesen vor dem zu Bett gehen :D

Ich hätte außerdem genau die gleichen Gedanken in der Flugsituation gehabt... klingt etwas bekloppt... aber wäre mir genau so gegangen.
Und seitdem ich mal eine Video-Demonstration geguckt habe zum Thema, was passiert, wenn du deine Sauerstoffmaske nicht schnell genug anlegst, kontrolliere ich jetzt auch immer wo die bei meinem Sitz ist und wie ich da im Notfall schnell hinkomme.... Nein, bin auch kein entspannter Flieger...
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 19.12.2016, 23:04 Uhr
Eigentlich bin ich kein besonders ängstlicher Passagier. Aber in der Situation habe ich mich so ausgeliefert gefühlt und war in Reykjavik am Flughafen regelrecht erschöpft. Als hätte ich gar nicht mehr die Kraft, weiter in den Urlaub zu fliegen. Ich war dann nach der Ankunft im Hotel auch froh, dass ich mir diesmal oben in den Koffer eine kleine Tasche mit allem für die erste Nacht gepackt hatte, inkl. Mp3-Player mit Hörbüchern, bei denen ich besonders gut einschlafe. So habe ich es erstaunlicherweise relativ schnell geschafft, zur Ruhe zu kommen.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Wolfgang am 20.12.2016, 08:06 Uhr
Hi,

eine entspannte Anreise sieht wahrlich anders aus. Zum Glück blieb nur eine verspätete Ankunft in Denver übrig. Jetzt kann hoffentlich der angenehme Teil vom Urlaub beginnen.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mlu am 20.12.2016, 08:14 Uhr
Ich reise denn auch mal schnell hinterher, die angekündigte Route interessiert mich.

Bei einem derart eklatanten Verlassen der eigentlichen Flugroute beginnt das Kopfkino, kann ich absolut nachempfinden. Wenn dann auch noch irgendwelche Erklärungen aus dem Cockpit auf sich warten lassen, umso schlimmer.

Am Ende ist die Verspätung dann wahrlich das kleinste Problem. Aber ab jetzt kann der Urlaub ja beginnen.... wobei.... wenn ich so an den Titel denke, schwant mir, dass da noch einiges kommt. Nun denn, ich freu mich auf den weiteren Bericht.

Gruß
Micha
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Culifrog am 20.12.2016, 08:48 Uhr
Schon der Titel überzeugte mich, mitzureisen, aber jetzt, wo die Anreise spannender beschrieben wurde, als viele Reiseberichte als Gesamtes, bin ich erst recht dabei. Bin gespannt, was noch alles kommt und wie viele Parallelen es zu unserer Reise im Mai/Juni gibt.

Liebe Grüsse
Gaby
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mrh400 am 20.12.2016, 09:33 Uhr
klingt spannend - bin gerne dabei, zumal ich vor 10 Jahren auch eine Yellowstone-Runde ab Denver gefahren bin (allerdings mit weniger Aufregung auf der ganzen Reise als bei Dir am ersten Tag).
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Gitania am 20.12.2016, 10:16 Uhr
Oh fein, es gibt wieder was Neues zum mitlesen. Freue mich auf deine Erlebnisse, auch wenn der Titel einiges unangenehmes ankündigt. Bei mir ist es nun auch schon einige Zeit her, dass ich mich von Denver aus zum Yellowstone aufgemacht habe. Daher freue ich mich, Bekanntes wieder zu entdecken oder vielleicht auch Neues zu sehen.
LG
Gitania
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 20.12.2016, 21:08 Uhr
Das freut mich aber, dass ihr mich begleiten wollt. An euch alle ein herzliches Willkommen an Bord!  :D

Ich habe im Hotel auch gleich die halbe Etage für unsere Reisegruppe reserviert und vorab für die nächsten Übernachtungen noch ein paar zusätzliche Zimmer gebucht. In den Ford Focus passt ihr nicht alle, aber für euch steht ein Van mit eigenem Fahrer bereit. Wir können uns also alle gemeinsam auf den Weg machen.

Die Beneidenswerten unter euch, die den Flug verschlafen konnten, werden wohl die einzigen sein, die genug Schlaf abbekommen, bevor wir uns in den ersten richtigen Urlaubstag stürzen. Der Tag läuft übrigens halbwegs reibungslos, von daher ist erst mal Aufatmen angesagt.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 20.12.2016, 21:54 Uhr
Donnerstag, 28.7.16


Wie befürchtet wache ich schon nach 2 Stunden Schlaf um 2 Uhr nachts wieder auf, döse noch ein wenig vor mich hin und mache dann doch gegen vier Uhr das Licht an. Wenn ich schon so früh wach bin, dann kann ich mich auch früh auf den Weg machen und in Cheyenne die morgendliche Veranstaltung der Frontier Days besuchen, nämlich die Parade durch die Stadt. Ich bin also schon bei Eröffnung des Frühstücks um halb sechs unten, esse Cornflakes und Donuts und mache mich dann um kurz vor sechs auf den Weg. Die Wettervorhersage sieht gut aus, 10 Stunden Sonne und leichte Bewölkung.

Der erste Teil der Fahrt ist etwas anstrengend, denn ich muss im beginnenden Berufsverkehr Richtung Denver, um dort auf die Interstate 25 nach Norden einzubiegen. Dank Navi und guter Ausschilderung klappt das aber letztlich problemlos. Ich freunde mich langsam mit dem Auto an, probiere den Tempomat aus und freue mich, als die Strecke langsam raus aufs Land führt und der Verkehr abnimmt. Leider bauen sich aber immer mehr Wolken vor mir auf, und plötzlich ist die Sonne weg. Die Interstate führt bergauf, mitten in eine Nebelbank hinein, ich muss die Scheibenwischer anmachen. Gut dass ich die heute morgen schon für die beschlagenen Scheiben gebraucht habe und sie jetzt wiederfinde. Um mich herum wird es richtig dunkel, vor mir ist kaum noch etwas zu erkennen. Als ich nach etwa 1 Stunden 45 Minuten Fahrt Cheyenne erreiche, fängt es dann auch noch an zu nieseln. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Ich will heute den Tag mit dem Besuch der Frontier Days verbringen und das Auto am Festgelände parken. Bis ich den Parkplatz finde, kreise ich ein wenig herum, aber dann darf ich schließlich doch die geforderten 20 Dollar löhnen und stelle das Auto, das plötzlich sehr klein aussieht, zwischen Pickups und großen SUVs ab. Weil es jetzt beständig nieselt, hole ich noch die Regenjacke aus dem Koffer und mache mich dann zu Fuß auf den Weg zum State Capitol, wo die Parade starten soll. Obwohl es schon viertel nach acht ist, liegen die Häuser und Gärten, an denen ich vorbeikomme, noch ziemlich verschlafen da, und ich sehe mein erstes Wildlife dieses Urlaubs über den Rasen hoppeln.

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Je näher ich zum Capitol komme, desto mehr Leute kommen aber aus den Seitenstraßen, größtenteils mit Campingstühlen ausgestattet, die Parade scheint also eine längere Sache zu werden. Am Capitol ist schon einiges los. Pünktlich um 9 Uhr startet von hier aus die Parade Richtung Downtown, und pünktlich hört zum Glück auch der Regen auf.

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Was jetzt kommt, ist eine bunte Mischung aus Cowboys und Kutschen, historischen Einsprengseln, Werbung, patriotischen Flaggen und Truppenaufmärschen und macht richtig Spaß. Die Amerikaner verstehen es einfach, solche Sachen aufzuziehen und mit Begeisterung dabei zu sein. Das heute die Farbe pink überproportional vertreten ist, liegt übrigens daran, dass man den Tag dem Kampf gegen Brustkrebs widmet, und da ziehen sogar die Cowboys Hemden in knalligem Pink an.

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Als die Parade schließlich vorbei ist, überlege ich noch, mir Downtown Cheyenne ein wenig anzuschauen, aber sonderlich viel gibt’s dort wohl nicht, also mache ich mich lieber zurück auf den ca. 2 km weiten Spaziergang zurück zum Festgelände. Dort muss ich erst noch an der Kasse die vorbestellten Tickets abholen, dann geht’s Richtung Rodeoplatz. Das Rodeo fängt erst um viertel nach zwölf an, aber bis dahin kann man sich hier die Zeit gut mit Shoppen, Essen, Trinken und Karusselfahren verbringen. Kaufen kann man hier so einiges, natürlich überall Cowboyhüte, aber auch besonders robusten Stacheldraht oder Weingeschenktüten aus Leder.

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Gegen halb zwölf gönne ich mir das erste Bier das Urlaubs und blättere im Programmheft, wo unter anderem die Miss Frontiers der vergangenen Jahrzehnte abgebildet sind, während am Tisch neben mir alte Männer mit Cowboyhüten Wasser und Cola trinken und ab und zu begehrliche Blicke auf mein Coors werfen. Einer fragt mich dann, wo ich das her hätte und kommt schließlich beglückt mit einer eigenen Dose zurück.

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Ich hole mir noch ein paar Curly Fries und nehme dann meinen Platz auf der Tribüne am Rodeo-Gelände ein. Das Wetter bessert sich, ab und zu kommt sogar die Sonne raus und dann beginnt das Programm.

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Ich hatte ja immer gedacht, Rodeo sei halt Rodeo und bestünde daraus, sich auf einem bockenden Pferd zu halten. Jetzt muss ich feststellen, wie unwissend ich doch war. Es gibt unterschiedliche Disziplinen: Reiten auf bockenden Pferden mit Sattel und ohne Sattel und auf bockenden Bullen. Eine bestimmte Zeit, nämlich acht Sekunden, muss der Reiter sich oben halten und darf dabei mit der freien Hand nichts berühren, sonst wird er disqualifiziert. Und wer die vorgegebene Zeit übersteht, bekommt anschließend eine Punktewertung.

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Dann gibt es noch Wettbewerbe gegen die Uhr, z.B. das Stier-Wrestling. Dabei reiten zwei Cowboys hinter einem Stier her, einer lässt sich vom Pferd auf den Stier fallen, hält ihn fest und muss ihn auf den Rücken drehen.

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In einer anderen Disziplin wird das Kalb mit dem Lasso gefangen, das Pferd bleibt dann stehen und hält das Seil stramm und der Cowboy fesselt das Kalb.

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Beim Barrel Racing gilt es, so schnell wie möglich, drei Tonnen zu umrunden, die in einigem Abstand in der Arena stehen. Und beim Team Roping muss der eine Reiter das Kalb am Kopf mit dem Lasso fangen und der andere an den Hinterbeinen. Das scheint relativ schwierig zu sein, denn hier ist kaum ein Team erfolgeich.

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Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Showprogramme, z.B. den Auftritt eines Lasso Künstlers und der Miss Rodeo.

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Etwas merkwürdig finde ich das Fohlenrennen, bei dem die Fohlen festgehalten werden und dann zu ihren Müttern rennen dürfen. Und ziemlich martialisch wirkt dann der Wettbewerb, bei dem Dreierteams ein Wildpferd satteln und damit ein Rennen reiten müssen. Das scheint Teil des Showprogramms zu sein und kein offizieller Rodeo-Wettbewerb und müsste wirklich nicht sein. Man kann vom Rodeo halten was man will, aber immerhin machen beim offiziellen Programm speziell dafür trainierte, halbwegs zahme Tiere mit, während das Mustang-Bezwingen eher nach brachialer Gewalt aussieht.

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Mit diesem Wettbewerb ist dann auch gegen viertel nach drei das heutige Rodeo-Progamm beendet. Ich esse einen Cheeseburger, wandere noch ein wenig durch die Geschäfte und gehe schließlich hinüber dem Gelände, auf dem das Chuck Wagon Cooking stattfindet und das Indianerdorf aufgebaut ist.

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Im Indianerdorf schaue ich mir noch den netten Auftritt einer Indianerin an, die die Weltmeisterschaften im Hoop-Dancing gewonnen hat. Sie erzählt von ihrer Kindheit und den Problemen, sich in der Männerwelt durchzusetzen und führt dann mit Kindern und ein paar Erwachsenen ein paar Tänze und Übungen vor. Als die letzten Reifen wieder eingesammelt sind, beginnt es auch gerade zu donnern, und die ersten Regentropfen fallen. So langsam kehrt auf dem Festgelände Ruhe ein.

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Ich mache mich also auf den Weg zum Hotel, dem ganz neuen Staybridge Suites im Norden von Cheyenne, das ich zum Glück teilweise mit Hotelpunkten buchen konnte, denn jetzt während der Frontier Days bezahlt man in Cheyenne Oktoberfestpreise. Das Zimmer ist groß, und wenn ich wollte, könnte ich abends noch kostenlos ein kleines Nacho-Abendessen bekommen, aber nach Fries und Burger bin ich immer noch satt. Ich gehe abends im nahen Target noch Getränke und Snacks für die nächsten Tage kaufen und liege schließlich gegen halb acht nach einem langen erlebnisreichen Tag im Bett. Kaum zu glauben, dass ich vor 24 Stunden noch im Flieger gesessen bin. Der Tag hier in Cheyenne mit seinem bunten Programm war ein toller Start in den Urlaub, und die stressige Anreise scheint schon weit weit weg. Nur habe mich leider wegen des bewölkten Himmels erst viel zu spät mit Sonnencreme eingecremt, und der heftige Sonnenbrand, den ich mir geholt habe, trübt ein bisschen das allgemeine Wohlbefinden. Aber das sind Luxusprobleme, und ich freue mich schon auf den morgigen Tag.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Yaphi am 20.12.2016, 22:58 Uhr
Klasse Tag und tolle Bilder, die Frontier Days sehen ja auch echt spaßig aus :)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Simone_JJ am 21.12.2016, 09:21 Uhr
Hallo Flicka,

ein toller erster Tag! Hoffentlich ist die Lady in Red noch lange Teil der Parade.
Danke für den Bericht über das Rodeo.

Viele Grüße
Simone
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: NähkreisSteffi am 21.12.2016, 10:03 Uhr
Hallo Flicka,

klar komme ich auch wieder mit.

Das war ja ein wirklich turbulenter Anfang.

Deshalb buche ich lieber Direktflüge, auf diesen Streß haben wir einfach keine Lust mehr.

Dein Besuch des Rodeos hat mir gut gefallen.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 21.12.2016, 17:40 Uhr
Ein herzliches Willkommen auch an die neu Zugestiegenen! Macht es euch in eurem Van gemütlich!  :D

Das Rodeo und die Parade und das ganze Drumherum haben sich wirklich gelohnt. Und ja, der Lady in Red kann man nur wünschen, dass sie noch viele Jahre dabei ist.  :D

Den Gedanken, lieber den Direktflug genommen zu haben, ist mir bei der Hinreise natürlich auch mehrfach gekommen, aber Frankfurt  - Denver wird meines Wissens direkt nur von der Lufthansa angesteuert, und der Preisunterschied, der da in der Sommerferienzeit angefallen wäre, hat mich dann doch zur Umsteigeverbindung über Island gebracht. Günstig war der Flug allerdings auch nicht.  :roll:

Beim Rückflug war ich allerdings sehr froh, dass ich nicht den Lufthansa-Flug gebucht hatte.

Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 21.12.2016, 17:45 Uhr
Zum Thema Rodeo mache ich hier mal noch die folgende Anmerkung, weil das Thema im anderen Forum angesprochen wurde und es vermutlich auch hier den ein oder anderen beschäftigt, wie man die Tiere zum Buckeln bringt und ob man ihnen dazu gezielt Schmerzen an den Hoden zufügt:

Ich will hier mit Sicherheit keine Werbung für Rodeos machen, und noch dazu gehen die Ansichten allgemein sehr auseinander, was man mit Tieren machen sollte und was nicht. Es gibt ja auch durchaus Leute, die jede Form von Reitsport ablehnen. Allerdings gibt es übers Rodeo weit verbreitete Meinungen, die nicht den Tatsachen entsprechen, und dass man dabei den Tieren die Hoden schmerzhaft quetscht, damit sie bocken, gehört offenbar dazu. Ich hatte vor der Reise und wegen der Überlegung, ob ich ein Rodeo besuchen will, mal angefangen, mich ein wenig schlau zu machen. Nach allem, was ich gefunden habe, werden die Hoden nicht eingeschnürt, da der Gurt viel weiter vorne liegt. Das behaupten übrigens nicht mal Organisationen wie PETA, obwohl die natürlich insgesamt strikt gegen Rodeo sind. Sie behaupten aber, dass der Gurt so stramm gezogen würde, dass die inneren Organe gequetscht werden und das Pferd deshalb Schmerzen hat und buckelt. Glaube ich persönlich nicht, ich habe mir mal meine Bilder im Hinblick auf so enge Riemen auch mal angeschaut. Anscheinend werden die Tiere aufs Buckeln bzw. Reiterabwerfen trainiert und der Gurt soll dazu dienen, dass sie eher nach hinten ausschlagen als die Reiter durch Aufbäumen abzuwerfen. Dazu passt, dass  auch Stuten als Rodeopferde eingesetzt werden, denen man schlecht die Hoden quetschen kann. Aber wie gesagt, Lobbyarbeit für den Rodeosport will ich hier nicht betreiben, und ob man ein Rodeo besuchen will, muss man einfach mit sich selbst abmachen.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 22.12.2016, 20:11 Uhr
Freitag, 29.7.16


Irgendwie muss ich meinen Körper ja für seine innere Uhr bewundern, denn exakt um 2.11 Uhr wache ich auf. Immerhin schlafe ich nochmal für eineinhalb Stunden ein, aber dann ist die Nacht vorbei. Passt andererseits doch ganz gut, denn so kann ich in Ruhe einige hundert Bilder von gestern löschen, die Akkus wieder aufladen, ein paar E-mails schreiben und den Koffer etwas umpacken. Der Sonnenbrand ist leider noch heftiger als befürchtet, und ich habe leichte Kopfschmerzen, vielleicht auch von der Sonne, dabei hatte ich doch gestern eigentlich das Gefühl gehabt, kaum in der Sonne gewesen zu sein. Heute wird’s dann mal die 50er Sonnencreme und ein T-Shirt mit engerem Halsausschnitt.

Um das kostenlose Pfannkuchenfrühstück in Downtown aufzusuchen bin ich heute zu faul. Ich frühstücke im Hotel und fahre dann wieder zum Festivalgelände. Eigentlich hatte ich mir gestern überlegt, mir irgendwo in den angrenzenden Straßen einen kostenlosen Parkplatz zu suchen statt wieder 20 Dollar auf dem offiziellen Parkplatz zu löhnen, aber dafür bin ich heute morgen auch zu faul. Ich habe Urlaub, da will ich nachher nicht noch kilometerweit durch die Straßen laufen, wenn ich einen Pullover oder eine Jacke aus dem Auto brauche.

Heute morgen mache ich erst mal ein paar Fotos rund um das Old West Museum. Der Himmel ist blau, die Sonne wärmt heute morgen schon ordentlich, und ich bin froh, dass ich die 50er-Sonnencreme aufgelegt habe.

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Dann nehme ich an der „Behind the Chutes“-Tour teil und erfahre unter anderem, dass das erste Rodeo 1897 ausgetragen wurde, dass es nur aus einem Wettbewerb bestand, und dass der siegreiche Cowboy damals 25 Dollar erhielt, das siegreiche Pferd aber 100 Dollar. Im Rahmen der Tour, die von zwei berittenen Cowgirls angeführt wird, kommt man an den Koppeln der Tiere vorbei und darf auch in die Arena und bekommt auch ein paar anschauliche Erklärungen zu den Rodeo-Regeln.

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Nach der Tour schaue ich beim Chuckwagon Cookout vorbei, das heute anscheinend als Wettbewerb stattfindet. Die meisten Teilnehmer haben sich historisch kostümiert, und an den vielen Feuerstellen kochen Kinder unter der Anleitung von Erwachsenen und sind ernst bei der Sache.

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Im Indianerdorf sichere ich mir dann frühzeitig einen Platz im Schatten und schaue mir die Vorführung indianischer Tänze an. Die Erklärungen zu den Tänzen vergesse ich leider relativ schnell, das hätte ich mir direkt aufschreiben müssen, schade. Aber immerhin kann ich mir merken, dass einer der Tänze der „Chicken Dance“ ist.

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Einen der letzten Auftritte bestreitet dann die Indianerin, die gestern schon über das Reifen-Tanzen berichtet hat. Jetzt stelle ich fest, dass das Hoop-Dancing gar keine Hoola-Hoop-Dancing ist, wie ich gestern dachte, sondern die Reifen regelrecht miteinander und mit dem Körper verflochten werden. Toll sieht das aus! Und die zweijährige Tochter ist auch schon mit vollem Einsatz dabei.

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Um viertel nach zwölf finde ich mich dann wieder zum Rodeo ein. Zum Glück schiebt sich nach ein paar Minuten der Schatten des Daches über meine Sitzreihe, so dass ich mir entspannt das Spektakel anschauen kann. Heute kenne ich das ganze ja schon und kann viel mehr auf solche Dinge wie die Punktewertung oder die Herkunft der Teilnehmer achten. Die meisten kommen aus den USA, aber es sind auch ein paar Teilnehmer aus dem Ausland dabei. Leider fallen diejenigen, die am lautstärksten mit großem Getöse als Champions angekündigt werden, oft am schnellsten in den Dreck. Das ist ja echt besonders bitter.

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Es zieht sich zu, und zwischendurch regnet es ein paar Tropfen, aber dann ziehen die Regenwolken weiter und die Sonne kommt wieder heraus. Nach dem Rodeo will ich mir die Old Frontier Town anschauen, eine Ansammlung von Souvenirgeschäften im Western-Style außerhalb des Festgeländes. Als ich dort ankomme, tröpfelt es aber wieder, und ich beschließe, meine Regenjacke aus dem Auto zu holen. Außerdem bin ich etwas beunruhigt, denn neben mir philosophieren ein Mann und eine Frau darüber, ob die Wolke da hinten nur eine bartförmige Wolke oder vielleicht doch ein Tornado ist. Huch, ein Tornado? Ich dachte, die gibt’s nur weiter östlich. Plötzlich wird mir klar, dass ich keine Ahnung habe, was ich denn hier im Falle eines Tornados tun müsste.

Auf den wenigen Metern zum Auto zucken dann auch schon Blitze über den Himmel, und ich beschließe, mich lieber mal für ein paar Minuten ins Auto zu setzen, bis das Gewitter vorübergezogen ist. Oder sollte ich gar nicht hier im Auto sitzen, falls die bartförmige Wolke doch ein Tornado ist? Ach, Quatsch, es regnet doch nur ein bisschen. Aus den paar Minuten wird dann  eine gute halbe Stunde, denn plötzlich platschen nicht nur dicke Tropfen, sondern auch vereinzelte Hagelkörner von der Größe von Haselnüssen auf die Autodächer. Immerhin stellt sich die bartförmige Wolke doch „nur“ als Wolke heraus, es gibt keinen Tornado, und ich sitze sicher im Auto, aber trotzdem bekomme ich ein wenig Angst, als der Hagel heftiger wird. Die kleinen Eisklumpen knallen richtig laut auf die Scheiben und das Blech. Hm, wer bezahlt eigentlich einen Hagelschaden am Mietauto? Hoffentlich nicht ich! An den Autos um mich herum gehen die Alarmanlagen an, das ist richtig gespenstisch.

Schließlich wird es heller, und von einer Sekunde auf die andere scheint wieder die Sonne. Ich inspiziere kurz das Auto, kann aber zumindest im Moment keinen Schaden erkennen, Glück gehabt! (Anmerkung: Diesen Teil des Reiseberichts habe ich am folgenden Morgen geschrieben, BEVOR ich das Auto im trockenen Zustand wiedergesehen habe....)

Bis zum Konzert, das ich heute abend besuchen will, habe ich noch zweieinhalb Stunden Zeit. Eigentlich wollte ich im Old West Town irgendwas traditionelles Cook-outiges essen, aber zum Glück sehe ich, was andere Leute da in ihren Plastikschalen an die Tische transportieren. Das überzeugt mich dann doch nicht. Zurück auf dem Rodeo-Gelände hole ich mir eine Art Kebab mit Salat, das ist so ziemlich das Gesündeste, was ich in den letzten zwei Tagen gegessen habe. Danach inspiziere ich die Souvenirgeschäfte. Ein extravagantes Paar Stiefel hätte es mir ja angetan, aber 649 Dollar finde ich dann doch ein bisschen happig. Handtaschen mit Bibelsprüchen will ich auch nicht, wer kauft eigentlich sowas?

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Ich bummele noch über den Kirmesplatz und genießen die fröhliche Stimmung. Zwischendurch werfen die weiteren Ereignisse des Abends schon mal ihre Schatten voraus (nein, ich werde nicht von Außerirdischen entführt):

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Schließlich ist es halb acht, und weil alle Leute sich in langen Schlangen an den Gates anstellen, stelle ich mich auch mal an. Erst um kurz vor acht öffnen die Gates,und ich suche mir meinen Platz auf der C-Tribüne. Nach einer Viertelstunde geht es dann mit dem „Vorprogramm“ los, Aaron Watson. Der mischt Country mit Rock, so würde ich das mal laienhaft beschreiben, klingt gut und  ist anscheinend ganz erfolgreich.

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Er wird aber nicht müde, darauf hinzuweisen, dass er ja nur das Vorprogramm ist. Denn nach ihm kommt: KISS!

Jede Erwähnung von Kiss führt zu lautstarken Jubelstürmen in der Partyzone direkt vor der Bühne, und als Aaron Watson schließlich abtritt, die Bühne umgebaut wird und man im Hintergrund ein paar Golfwägelchen mit irgendwas Schwarz-Weißem erkennen kann, kocht die Stimmung über. Und dann fliegt der Vorhang hinunter, Nebenschwaden wabern von der Bühne, und da sind sie: KISS!

Tja, was soll ich sagen? Dafür, dass ich von Kiss bis vor zwei Wochen genau einen Song kannte und seit einer Woche genau 2 Songs kenne, finde ich es richtig klasse. Die Typen sind gut drauf und machen Stimmung. Und den ein oder anderen Song erkenne ich dann doch noch. Die Stimmung im Publikum ist richtig klasse, und ich lasse mich begeistert mitreißen.

Anscheinend gehören manche Sachen zwingend zu so einer Kiss-Show, z.B. auch, dass man sich als Fledermaus-Kiss irgendeine blutrote Pampe aus dem Mund laufen lässt, was etwas albern aussieht und dann leider auch zu ästhetischen Beeinträchtigungen des Make-Ups führt, aber was weiß ich schon?

Eins weiß ich mit Sicherheit nicht, nämlich wo die Grenze zwischen geduldetem Handy-Fotografieren und -Filmen und nicht mehr geduldetem Spiegelreflexkamera-600mm-Teleobjektiv-Fotografieren liegt. Das Konzert dauert gerade eine Stunde und ich versuche hingebungsvoll, den Katzen-Kiss-Drummer möglichst vorteilhaft formatfüllend abzulichten, da klopfen mir die Leute neben mir auf die Schulter. Ich schaue mich um, und sie zeigen auf zwei cowboybehütete Ordner, die mir winken und irgendwie gar nicht freundlich aussehen.

Ich habe schon so eine Ahnung, dass der Rest des Konzerts ohne mich stattfinden wird und packe mein Zeug komplett zusammen, bevor ich mich zu den Ordnern schiebe. Der Inhalt der sich jetzt entspinnenden Diskussion ist mir nach wie vor ziemlich unbekannt, denn die Diskussion findet vor der Kulisse eines Rockkonzerts statt, und über Urheberrechte unterhalte ich mich normalerweise nicht auf englisch. Mit meinem „I don't understand“ und dem Hinweis, dass ich doch nur ein paar Fotos mache, während ringsum wild gefilmt wird, komme ich nicht weit. Ich sehe offenbar eine Spur zu professionell aus, und als ich auf die Frage, ob ich ein Photographer Badge (?) hätte, schließlich nur noch mit einem „no“ antworten kann, werde ich von der Tribüne verwiesen. Na gut, ist jetzt auch nicht weiter tragisch, im Gegenteil finde ich es ziemlich lustig: Das muss man ja auch erst mal bringen, aus einem Kiss-Konzert geworfen zu werden. Als gesetzestreuer Mensch lösche ich die erbeuteten Fotos natürlich noch am selben Abend von der Speicherkarte. (Wer trotzdem ein paar Eindrücke bekommen möchte, kann auf Youtube eine reichhaltige Auswahl an Videos von diesem Konzert finden.)

Ein Vorteil des frühen Rausschmisses sind die mehr oder weniger leeren Wege und Straßen, und ich komme schließlich gegen halb elf müde aber zufrieden wieder am Hotel an. Morgen geht’s raus aufs Land, ab dann muss ich mich erst mal eine Weile selbst bespaßen.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: semihollow am 23.12.2016, 00:21 Uhr
Sehr geile Fotos vom Rodeo, Kompliment!
Aber: KISS sind Pop! Geht gar nicht ;-)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mlu am 23.12.2016, 09:16 Uhr
Tolle Fotos! Sehr cool.

Aus einem Konzert rausgeschmissen zu werden, muss man erst mal bringen, in der Tat.  :lol: Aber ärgerlich ist es schon. Stand denn irgendwo geschrieben, dass Foto- und Bildaufnahmen verboten sind? Normalerweise schreiben die Amis doch sogar vor, mit welchem Fuß man zuerst die Bühne betreten sollte, um nicht an deren Ende wieder runterzufallen. Die sichern sich doch gegen alles ab!

Gruß
Micha
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Gitania am 23.12.2016, 10:22 Uhr
Super Momentaufnahmen vom Rodeo. Hut ab, bei mir waren damals sehr viele verwackelt oder unscharf.
Freue mich auf mehr Landschaftsfotos von dir.
LG
Gitania
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: U2LS am 23.12.2016, 10:40 Uhr
Es war vor einigen  Jahren im September 2007:
Zwei USA-Neulinge starten auf die erste West-Mietwagen-Tour.

Genau das selbe Jahr in dem ich meine USA-Mietwagen-Rundreisen begonnen habe, allerdings bereits im März (Erster  :wink:)

Nachdem auch ich die holprige Anreise schadlos überstanden habe, komme ich doch gerne zum Yellowstone mit!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 23.12.2016, 13:54 Uhr

Aber: KISS sind Pop! Geht gar nicht ;-)


Keine Ahnung, was die sind. Rock? Pop? Glamrock? Schuhfetischisten? Aber jedenfalls sind die Ur-Kisses schon über 60 und immer noch im Geschäft, da muss man sich wohl nicht mehr mit der Frage herumschlagen, in welche Schublade man gehört.


Stand denn irgendwo geschrieben, dass Foto- und Bildaufnahmen verboten sind?


Ich glaube schon. Von daher konnte ich mich nicht wirklich beschweren. Höchstens darüber, dass die bösen anderen alle drin bleiben durften. Aber wären die auch alle rausgeflogen, hätte ich bei der Rückfahrt ins Hotel im Stau gesteckt. Also alles gut.  :wink:


Super Momentaufnahmen vom Rodeo. Hut ab, bei mir waren damals sehr viele verwackelt oder unscharf.


Das war auch nicht einfach. Ich habe erst mal mit zu langen Belichtungszeiten angefangen, da war auch viel verwackelt. An den beiden Rodeo-Tagen habe ich jeweils ein paar hundert Fotos gemacht, und davon sind leider viele Ausschuss.


Nachdem auch ich die holprige Anreise schadlos überstanden habe, komme ich doch gerne zum Yellowstone mit!


Dann hüpf an Bord!  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Yaphi am 23.12.2016, 20:59 Uhr
Hmm... vermutlich haben die sich gedacht, dass deine Fotos im Gegensatz zu den Handyfotos sogar was werden könnten?
Ist ein bisschen komisch und schade, dass sie dich gleich rauswerfen... ne Verwarnung hätte es auch getan.
Aber coole Fotos vom Rodeo ;)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: saibot am 24.12.2016, 10:21 Uhr
Flicka, Flicka, ... was machst du nur für Weihnachtsgeschenke?

Im Sommer nächsten Jahres wollen wir eine sehr ähnliche Reise unternehmen (an/ab Denver, Yellowstone-Schleife). Wir sind schon voller Vorfreude.
Das Allermeiste ist geplant und gebucht. So auch der Flug mit Island-Air, der bei einem vergleichsweise günstigen Preis zeitlich fast als Direktflug gelten kann. Dass es ein "Diat"-Flug wird, war uns bewusst, aber ansonsten waren wir mit unserer Wahl ganz zufrieden.

... und dann kommst du mit deinen Schauergeschichten.  :zuberge:
Meine Frau, die Ilsebill, will nun nicht mehr, wie ich wohl will ...

Egal, wir gehen 'mal davon aus, dass die Isländische Flugsicherung bis zum Sommer noch einen dritten Fluglotsen einstellt, der dann einspringt, wenn der eine Grippe hat und der andere allein nicht kommen will.

Jetzt geht es aber erst einmal ans Christbaumschmücken.
Euch allen Frohe Weihnachten!

PS. Saustarke Fotos vom Rodeo!!!  :daumen:
      Wir sind gespannt, was an Erlebnissen und Fotos noch kommt.

Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 24.12.2016, 12:02 Uhr

Das Allermeiste ist geplant und gebucht. So auch der Flug mit Island-Air, der bei einem vergleichsweise günstigen Preis zeitlich fast als Direktflug gelten kann. Dass es ein "Diat"-Flug wird, war uns bewusst, aber ansonsten waren wir mit unserer Wahl ganz zufrieden.

... und dann kommst du mit deinen Schauergeschichten.  :zuberge:
Meine Frau, die Ilsebill, will nun nicht mehr, wie ich wohl will ...

Egal, wir gehen 'mal davon aus, dass die Isländische Flugsicherung bis zum Sommer noch einen dritten Fluglotsen einstellt, der dann einspringt, wenn der eine Grippe hat und der andere allein nicht kommen will.

Jetzt geht es aber erst einmal ans Christbaumschmücken.
Euch allen Frohe Weihnachten!


Oh oh, dann greife ich doch lieber mal schnell im Reisebericht vor und kann verkünden, dass der Rückflug mit Icelandair absolut reibungslos verlaufen ist und ich auch jederzeit wieder mit Icelandair fliegen würde. Ich hoffe, damit ist der Weihnachtsfrieden gesichert.  :D

Euch allen wünsche ich ebenfalls frohe Weihnachten!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 25.12.2016, 18:08 Uhr
Samstag, 30.7.16


Heute morgen wache ich doch tatsächlich erst um 5 Uhr auf, kuschele mich noch ein wenig in die Decke und schaue dabei die Fotos von gestern an und schreibe den Reisebericht weiter. Der Radiosender, den ich zufällig ausgewählt habe, klingt erst mal ganz normal, aber dann fällt mir auf, dass man in den Songs auffällig oft down auf den knees ist und dann taucht auch noch ständig dieser „Lord“ auf. Überhaupt ist mir das schon gestern aufgefallen, diese ständige Bezugnahme auf den Lord und das Kreuz, verbunden mit markigen Sprüchen über Schusswaffengebrauch. Ich fühle mich stark an Sheldons Mum aus der Bing Bang Theory erinnert und und das Kreuzfahrtevent „Schießen mit Gott“. Beim Song“God is on the move (?), halleluja“ schalte ich schließlich um. Leider erfahre ich dort gleich was von „Glory, Glory, Jesus, king on the ?“ (ich verstehe ja front, aber macht das Sinn?) und der Sänger ist natürlich auch down auf seinen knees. Zwischendurch kommt Werbung zu Büchern oder DVDs mit dem Titel „Crucified“. Die sind schon komisch drauf, die Amis. Vielleicht sollte ich mir lieber mal das T-Shirt „I love my church“ kaufen, das ich gestern und vorgestern ein paar mal gesehen habe, um hier nicht so aufzufallen.

Ich frühstücke noch in Ruhe, packe mein Zeug, checke aus und biege auf dem Hotelparkplatz um die Ecke, zur Parkbucht, wo mein Auto steht. Und dann der Schock: Da, wo die Sonne sich im glatten Lack spiegeln sollte, erscheint eine Kraterlandschaft. Hageldellen, wohin man schaut. Die einzigen Flächen, die nichts abbekommen habe, sind die, die senkrecht nach unten stehen. Alle Teile, die auch nur ein bisschen schräg stehen, z.B. die Türen direkt unterhalb der Fenster, haben etwas abbekommen. Mir wird erst mal schlecht.

Ich finde im Handschuhfach ein Formular für einen Unfallbericht und Telefonnummern, die man im Schadensfall anrufen soll, aber bei den 0800er-Nummern komme ich mit der deutschen Handy-Simkarte nicht weiter. Und die Nummer der Anmietung in Denver ist natürlich die einzige, die ich mir vorab nicht aufgeschrieben habe.

Zum Glück ist man im Hotel hilfsbereit und ruft für mich unter verschiedenen Nummern bei Budget an. Heute ist Samstag, da sind nicht alle Hotlines besetzt. Schließlich erreichen die Damen hinter der Theke doch jemanden, und nach einem kurzen Austausch heißt es: Ich kann weiterfahren. Vorsichtshalber lasse ich mir von den beiden Mitarbeiterinnen noch schriftlich bestätigen, dass ich den Schaden telefonisch gemeldet habe, denn ich habe so meine Zweifel, ob man bei Budget wirklich irgendwo vermerkt hat, dass ich angerufen habe. Aber darum werde ich mich heute abend nochmal in Ruhe kümmern, jetzt geht die Tour erst mal weiter.

Ich fahre Richtung Guernsey und erreiche nach etwa eineinhalb Stunden die Oregon Trail Ruts.

Über den Oregon Trail verlief die erste Siedlerroute durch die Great Plains und über die Rocky Mountains im Rahmen der Besiedelung des Westens der Vereinigten Staaten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zogen Pioniere aus den damals besiedelten Teilen im Osten und der Mitte der USA rund 3.500 km (2.200 Meilen) in Planwagen durch die Steppen, Wüsten und Berge, um neue Regionen im Pazifischen Nordwesten zu besiedeln. Große Teile der Route wurden auch für Trecks in andere Teile des Westens genutzt.

Die meisten Auswanderer reisten mit Planwagen, die zumeist von Ochsen gezogen wurden. Ochsen konnten nach der Ansiedlung im Westen als Arbeitstiere genutzt werden und wurden seltener gestohlen als Pferde. Bis 1850 dauerte die Reise durchschnittlich 166 Tage, später durch Verbesserungen und Verkürzungen der Route noch durchschnittlich 129 Tage. Die Reise musste im Frühjahr angetreten werden, um vor dem Winter den Westen zu erreichen.

Zwischen 1834 und 1860 erreichten rund 53.000 Auswanderer über den Trail Oregon, insgesamt wurde der Trail in dieser Zeit von fast 300.000 Auswanderern genutzt. Die Zeit der Trecks endete mit der Vollendung der ersten transkontinentalen Eisenbahnverbindung im Jahr 1869. Schon vorher hatten zwei Drittel aller Auswanderer die Westküste auf alternativen Trails oder auf dem Seeweg um Kap Hoorn oder über Panama / Nicaragua erreicht.


Hier bei Guernsey haben die Wagen in einer quer zum Trail verlaufenden Felsrippe tiefe Spuren hinterlassen.

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Heute ist es  heiß und trocken, und ich stelle mir vor, wie die Siedler damals unter brennender Sonne mit unwilligen Ochsen die hügelige Landschaft bewältigt haben. Welche Mühe! Und das alles mit einer ungewissen Zukunft vor Augen.

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Wieder auf dem Parkplatz nehme ich nochmal das Auto unter die Lupe. Je nachdem wie das Licht steht, sieht man gar nichts, aber bei genauerem Hinsehen entdecke ich dann doch wieder die kleinen Dellen. Seufz.

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Ein paar Meilen weiter schaue ich mir das Trail Register an, eine Felswand, an der viele Siedler ihre Namen hinterlassen haben. Ich bin mir bei vielen Namen nicht sicher, ob sie wirklich aus der Zeit der Trails stammen, aber diese hier scheinen wohl Original zu sein. Auch hier brütende Hitze.

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Ich fahre weiter Richtung Fort Laramie. Zuerst ist die Straße noch geteert, dann verwandelt sie sich in eine Gravelroad. Normalerweise hätte ich hier vermutlich gedreht und mir vom Navi die alternative geteerte Route anzeigen lassen, aber heute lassen mich die Steinchen, die gegen den Lack knallen, ziemlich kalt. In Abwandlung eines alten Sprichworts: Ist das Auto ruiniert, fährt es sich ganz ungeniert. ;-)

Immerhin sehe ich hier in der Einsamkeit mein erstes größes Wildlife.

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Als ich das Fort Laramie erreiche, bin ich dann doch enttäuscht. Forts kenne ich aus den Lucky-Luke-Comics, die haben Holzpalisaden, einen Goldschatz, Ganoven in schwarz-gelb geringelter Kleidung und dämliche Hunde, aber hier gibt es nur einen großen Hügel und ein paar Gebäude aus Beton oder ähnlichem. Und einen Ranger, der bei der Waffenvorführung leicht phlegmatisch wirkt. Das Phlegma ist ansteckend, nach fünf Minuten Zuschauen bin ich kurz vorm Einschlafen. Nein, das geht nicht, ich will doch heute noch bis nach Custer. Also mache ich mich gegen halb zwei wieder auf die Fahrt.

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Bis Custer sind es von hier aus zweieinhalb Stunden. Ich fahre mit 70 Sachen durch eine Prairielandschaft nach South Dakota und frage mich zwischendurch, wie lange man wohl mit einem Ochsenkarren für 70 Meilen gebraucht hat. Mit Sicherheit mehrere Tage. Zwischendurch tanke ich in einem kleinen Ort namens Lusk an der gefühlt einzigen Tankstelle im Umkreis von 100 Meilen. Schließlich erreiche ich die Black Hills,  hier ist es nett zu fahren, über waldige Hügel, und gegen viertel nach vier bin ich schließlich in Custer. Hier habe ich mich im Rocket Motel einquartiert, einem auf die 50er getrimmten älteren Motel, das an der Tür zur Rezeption mit dem Spruch „Rock'n with Jesus“ aufwartet. Um Gottes Willen, was haben die hier nur immer mit Jesus? Gerade das Hotelgewerbe sollte es sich doch vielleicht zweimal überlegen, ob es ausgerechnet mit Jesus wirbt. Schließlich hatte der bei seiner allerersten Hotelübernachtung nur einen Platz im Stall abbekommen.

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Ich kaufe mir im Supermarkt noch ein paar Sandwiches und Schokokekse und fahre in den Custer State Park. Hier muss ich 20 Dollar zahlen. Damit dürfte ich zwar eine Woche lang in den Park, aber für einen Nachmittag ist der Preis natürlich happig.

Aber der Park ist wirklich schön, die Sonne lacht vom Himmel, es ist warm, und als ich schließlich am Sylvan Lake aussteige, tauche ich ein in eine entspannte Sommerspätnachmittagsstimmung. Warmes Licht scheint auf die Felsen, Leute baden oder fahren mit Booten übers glatte Wasser. Mir gefällt es hier. Ich stelle mir vor, wie man als amerikanische Familie hierher fährt, um die Sommerferien zu verbringen.

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Von irgendwoher weht Klaviermusik über den See, das passt perfekt. Als ich zurück zum Auto gehe, sehe ich, woher die Musik kommt. Hier findet gerade eine Trauung statt. Ein sehr schöner Platz.

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Ich fahre weiter über den Needles Highway durch eine tolle Felslandschaft.

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Und hinter dem nächsten Tunnel halte ich an, denn dort stehen viele Menschen mit Fotoapparaten. Ach, wie schön, eine Mountain Goat, eine Schnee- oder Bergziege. Sie steht neben dem Tunnel auf ihrem Fels und posiert als Americas next Goat Model.

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Schade, dass ich heute so viel Zeit am Oregon Trail verbracht habe, ich wäre besser auf dem direkten Weg hierher gefahren, überlege ich. So habe ich leider nur noch den frühen Abend für die Wildlife Loop Road. Dabei könnte man im Park auch locker noch einen oder zwei Tage mehr verbringen.

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Ich sehe Prong Horns und von weitem eine Bisonherde, über der sich in der Abendsonne eine Gewitterwolke auftürmt. Langsam wird es dunkel, und die anderen Tiere, die meinen Weg kreuzen, unter anderem Truthähne, bekomme ich nicht mehr unfallfrei auf die Speicherkarte.

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Zum Abschluss sehe ich von weitem noch ein paar Esel, die die Hügel hinunterkommen und zielstrebig die Besucher ansteuern. Ach, die werden gefüttert? Kein Wunder, dass sie so rabiat sind. Ein paar Eselsbanden bilden Straßensperren und bedrängen Leute in ihren Autos. Ich sorge mich zuerst in dem Gedränge, dass das Auto einen Huftritt abbekommen könnte, aber eigentlich wäre das ja egal.

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Die Sonne ist untergegangen, ich will jetzt nur noch ins Hotel zurück, da bricht plötzlich ein Gewitter los und es wird stockdunkel. Stürmische Böen packen die Bäume, Blitze zucken, mir rennt fast ein Reh ins Auto, und dann fängt es an zu schütten. Ich fühle mich wie in der Waschanlage, fahre fast im Fußgängertempo weiter, über mir schwankende Baumwipfel. Ich bin mal wieder schweißgebadet, als ich wieder im Hotel ankomme, das Gewitter hätte ich jetzt wirklich nicht gebraucht.

Um noch ins empfohlene Restaurant zu gehen, bin ich spät dran, also bleibe ich im Zimmer, esse das verbliebene Sandwich und Schokokekse und schreibe noch eine E-mail an Budget, in der ich meine Daten angebe und darum bitte, mich per E-mail zu kontaktieren, falls ich das Auto auf meiner weiteren Route irgendwo tauschen soll. Der Akkustand des Laptops ist jetzt nur noch bei 10 Prozent, Zeit zum Aufladen. Ich krame das Kabel und den Traveladapter für die Steckdose heraus, und erlebe für heute den zweiten Schreck: Der Stecker vom Laptop ist ein Schuko-Stecker. Und der passt nicht in die Steckdose vom Traveladapter. Ich denke zuerst noch, dass ich irgendwas falsch gemacht habe oder ungeschickt bin, aber nein, der Stecker kann nicht passen. Dort wo andere runde Stecker Aussparungen haben, hat dieser Stecker Metallkontakte. Und genau dort sind in der Steckdose des Traveladapters Kunststoffstege, die das Einstecken verhindern.

Da sitze ich nun, auf dem Bett im 50er-Jahre-Motel, mit einem Laptop, ohne das ich keine E-mails schreiben kann, nicht Skypen kann, keine Bilder von der gefüllten Speicherkarte ziehen kann und keine Bilder auf der externen Festplatte sichern kann. Ja, und auf Kontaktversuche der Mietwagenfirma kann ich ohne das Laptop auch nicht reagieren.

So ein Mist, läuft denn in diesem Urlaub nichts, wie es eigentlich soll?

Ich packe meinen Kram weg und lege mich ins Bett. Schlafen kann ich erst mal nicht, stattdessen komme ich ins Grübeln.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Culifrog am 27.12.2016, 07:40 Uhr
Erst eine mühsame Anreise, dann Dellen im Auto und jetzt der falsche Stecker... Du bist echt zu bedauern. Dafür hast Du eine Mountain Goat gesehen, wofür ich Dich beneide. Wir hielten dort auch Ausschau nach so einem Tier, aber uns war es nicht vergönnt. Ein alter Ranger machte uns auch wenig Hoffnung, denn die Tiere würden sich angeblich sehr rar machen.

Liebe Grüsse
Gaby
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 27.12.2016, 09:30 Uhr
Dafür hast Du eine Mountain Goat gesehen, wofür ich Dich beneide. Wir hielten dort auch Ausschau nach so einem Tier, aber uns war es nicht vergönnt. Ein alter Ranger machte uns auch wenig Hoffnung, denn die Tiere würden sich angeblich sehr rar machen.


Ja, das war wirklich Glück. Und sie ist da auch relativ ruhig stehen gebleiben und hat als perfektes Model höchstens mal die Körperhaltung ein wenig geändert und den Kopf gedreht, bis sie perfekt in Positur stand.  :D

Später im Yellowstone habe ich eine Gruppe von Leuten gesehen, die mit riesigen Ferngläsern und Teleobjektiven eine Mountain Goat beobachtet haben, die weit oben am gegenüberliegenden Berghang herumgekraxelt ist und mit bloßem Auge kaum zu erkennen war. Da wurde mir erst bewusst, dass man diese Tiere gar nicht so häufig zu Gesicht bekommt.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mlu am 27.12.2016, 10:53 Uhr
In Abwandlung eines alten Sprichworts: Ist das Auto ruiniert, fährt es sich ganz ungeniert. ;-)
:groove:

Gerade das Hotelgewerbe sollte es sich doch vielleicht zweimal überlegen, ob es ausgerechnet mit Jesus wirbt. Schließlich hatte der bei seiner allerersten Hotelübernachtung nur einen Platz im Stall abbekommen.
:lachroll:

Du triffst absolut mein Komikzentrum  :lol:

Tolle Bilder und ein toller Bericht, bitte mehr davon!

Gruß
Micha
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 27.12.2016, 17:40 Uhr
Na ja, wenn der Tag solch böse Überraschungen bereit hält, bleibt einmal halt nur noch Galgenhumor.  :wink:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 27.12.2016, 18:33 Uhr
Sonntag, 31.7.16


Gut geschlafen habe ich nicht. Gegen vier Uhr wache ich auf und fasse einen Entschluss: Wenn es die Möglichkeit gibt, mir ein Kabel für das Laptop zu kaufen, dann werde ich das machen, und kaufen kann man heutzutage ja auch übers Internet. Blöd nur, dass die Online-Recherche, die ich machen müsste, genau mit diesem Laptop stattfinden müsste. Ich simse also einen Freund in Deutschland an, ob der mir nicht vielleicht eine schnell lieferbare Ladekabel-Alternative heraussuchen könnte, aber so einfach ist das leider nicht. Was er findet, hat eine Lieferzeit bis Mitte August. Das würde mir zwei oder drei Tage vor dem Heimflug nicht mehr viel nützen.

Schade, so geht es also nicht. Ich könnte mal im Walmart in Cody nach einem passenden Ladekabel oder einem passen Traveladapter schauen, bevor ich in den Yellowstone Park fahre, vielleicht haben die was. E-mails, Internetrecherche, Datenspeicherung, Datensicherung, das alles hängt an diesem blöden Laptop bzw. an diesem blöden Stecker. Ich könnte mir in den Arsch beißen, dass ich vor dem Abflug nicht geschaut habe, ob der Stecker und der Adapter zusammenpassen.

Als um sieben Uhr die Rezeption öffnet, werde ich dort mit Sack und Pack vorstellig, also mit Laptop, Kabel und Steckeradapter, um dort live vorzuführen, welches Problem ich habe und um Hilfe bei der Lösung zu bitten. Laut der Schrift neben der Tür rockt hier ja ein gewisser Jesus, der könnte sich ja auch mal Gedanken darüber machen, wie ich in den nächsten zweieinhalb Wochen mein Laptop laden soll, schließlich zahle ich in Deutschland regelmäßig haufenweise Kirchensteuer, das dürfte so einem allwissenden Wesen wie Gott ja auch nicht verborgen geblieben sein. Gut, ein bisschen über den Lord gelästert habe ich in den letzten Tagen auch, das ist vermutlich da oben nicht so gut angekommen.

Der Motelinhaber weiß davon aber nichts und schaut sich alles genau an. Dann verschwindet er im Nebenraum. Und dann kommt er mit einem Steckeradapter wieder zurück. Ein kurzer Test: Mein blöder Schuko-Stecker passt tatsächlich auf diesen Reiseadapter. Okay, was jetzt? Ich will ja schließlich gleich abreisen. Hm, vielleicht lasse ich das Laptop zum Aufladen hier und gehe in der Zwischenzeit gemütlich frühstücken, dann hätte ich wenigstens wieder mehr Saft drauf und für die dringendsten E-mails würde das reichen. Gerade als ich diesen Vorschlag machen will, erklärt mir der Motelinhaber, ich könnte den Adapter haben. Wie bitte? Ich kann ihn haben? Ja, den hätte vor längerer Zeit ein Gast vergessen und auf E-mails nicht mehr reagiert. Er, der Motelbetreiber, hätte sich dann gedacht, dass man ja nie wissen könne, ob man sowas nochmal brauchen könne, deshalb hätte er den Adapter aufgehoben. Und ich könnte ihn jetzt haben.

Ich bin so froh, dass ich ein aufgeregtes „I love you“ rausquietsche, wie geil ist das denn??? Okay, vielleicht funktioniert der Adapter gar nicht mehr und ist deshalb hiergeblieben, bremse ich mich erst mal, aber ein kurzer Test ergibt: Das Ding funktioniert, und das Ladelämpchen am Laptop leuchtet.

Vorsichtshalber sage ich dann doch mal dem rockenden Jesus Dankeschön, gepriesen sei der Lord, auch wenn ich ihn nach wie vor nicht auf meiner Handtasche haben wollte.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonne im Herzen mache ich mich also auf zum Mount Rushmore. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde und führt durch hügelige felsige Wälder. Schön ist es hier. Einen Blick auf den ziemlich unfertigen Indianerhäuptling erhasche ich unterwegs auch. Wenn der zu meinen Lebzeiten noch fertig wird, dann reise ich nochmal hierher, beschließe ich, und dann wird auch ein Foto gemacht. Heute nicht.

Am Mount Rushmore ist schon einiges los, dabei haben die gerade erst vor einer Viertelstunde aufgemacht. Ich parke das Auto und steuere die Flaggen-Allee und die große Terrasse an. Von unterwegs versuche ich schon mal, die Präsidentenköpfe dekorativ einzufangen.

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Das Standardfoto mache ich natürlich auch.

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Und dann schaue ich mal, ob ich Georgie und Co. nicht doch eine bisher unbekannte Seite entlocken kann. Das Wetter spielt zum Glück heute morgen mit, vergessen sind die heftigen Gewitter von gestern abend.

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Heute wartet wieder ein längerer Fahrtag auf mich, und als nächsten Stopp habe ich mir Deadwood ausgesucht. Leider bin ich was die Geschichte des Wilden Westens angeht absolut unbedarft, aber immerhin kenne ich Calamity Jane aus einem Lucky-Luke-Comic, also schaue ich mir ihr Grab und das von Wild Bill erst mal auf dem Friedhof von Deadwood an. Okay, das ist definitiv noch steigerungsfähig.

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Unten in Deadwood kann man durch die historische Straße schlendern, wobei ich so meine Schwierigkeiten habe, zwischen alt und auf alt gemacht zu unterscheiden. Es gibt z.B. einen Saloon No 10, in dem nachgespielt wird, wie Wild Bill erschossen wurde. Und es gibt den Original-Saloon, in dem er tatsächlich erschossen wurde. Oder ist das nur der Saloon, der anstelle des Saloons gebaut wurde, in dem Wild Bill erschossen wurde? Und warum ist es eigentlich so wichtig, wer wo wann und warum Wild Bill erschossen hat? Egal, ich bin fest entschlossen, hier in Deadwood zu Mittag zu essen, also warum nicht am Beinahe-Original-Schauplatz? Dort gibt es allerdings zwar einen Saloon und einen Souvenirshop, aber anscheinend nichts zu essen. Und im nachgemachten Saloon gibt es zwar was zu essen, aber als ich sehe, dass Leute mit Papptellern und Pastikbesteck an Tischen sitzen, um überteuerte Burger zu essen, setzt es bei mir aus. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich kehre schließlich in einem nach vorne offenen, aber überdachten und damit schattigen Lokal ein, das jetzt zwar auch nicht für kulinarische Köstlichkeiten in die Geschichte Deadwoods eingehen wird, aber immerhin gibt es hier richtiges Geschirr, wenn man auch das Gefühl hat, dass man als Gast eher lästig ist.

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Insgesamt werde ich mit Deadwood nicht so wirklich warm, obwohl es (Achtung, Wortspiel!) inzwischen brüllend heiß ist. Auch wenn das Spektakel hier historische Wurzeln hat, ist der ganze Ort anscheinend auf die Abfertigung von Tagestouristengruppen ausgelegt, zumindest in den Shops und Restaurants entlang der historischen Mainstreet. Also los, wieder ins Auto und zum nächsten Ziel. Das ist der Devils Tower, und bis dahin muss ich wieder ein paar Meilen machen.

Unterwegs beschließe ich, wieder zu tanken, denn wer weiß schon, wo die nächste Tankstelle ist. Ich steuere also nach der Abfahrt von der Interstate eine Tankstelle in Sundance an und schaue mir an, welchen Sprit man hier bekommt. Hm, das E85, das in meinem Tankdeckel steht, ist hier nicht im Angebot. Das Zeug ist mir ja von Anfang an etwas obskur vorgekommen, aber nachdem die erste Tanke 85er-Sprit hatte, und ich trotz des fehlenden „E“s dort einfach mal forsch getankt hatte und mit dem Sprit auch bis hierher gekommen bin, hatte ich nicht weiter darüber nachgedacht. Hier hat man es wie gesagt nicht, weder was mit „E“, noch 85er, und die Frage ist: KANN ich mit dem Auto 85er tanken oder MUSS ich mit dem Auto 85er tanken. Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass ein bisschen mehr Oktan nie schaden kann, frage aber sicherheitshalber doch mal in der Tankstelle nach, schließlich weiß ich ja auch immer noch nicht, wofür das „E“ eigentlich steht. Und dann nimmt das Drama seinen Lauf.

Die Dame in der Tankstelle will erst mal schauen, was ich mit diesem komischen E85 meine, von dem ich, die obskure Ausländerin, ständig fasele. Also geht sie mit mir raus, schaut in den Tankdeckel, legt die Stirn in Falten und erzählt mir dann, soviel sie wisse, sei E85 ein völlig anderer Sprit als z.B. 87er Regular, das sie hier im Angebot hätten, und wenn ich ihr Regular nehmen würde, würde ich riskieren, den Motor zu beschädigen.

Ich kann mir besseres vorstellen als mit einem Motorschaden in Sundance, Wyoming, zu stranden, also tanke ich erst mal überhaupt nichts, sondern mache mich auf die Suche nach dem Handbuch des Autos. Das soll zwar im Handschuhfach liegen, befindet sich aber definitiv nicht dort. Toll. Ich merke, dass ich gerade auf einen wütend-hysterischen Anfall zusteuere. Erst der Vorfall auf dem Hinflug, dann der Hagel, dann das Gewitter, dann die Sache mit dem Adapter, die halbschlaflose Nacht und jetzt das? Kann denn nicht einfach mal einen Tag lang alles glatt laufen?

In der Tankstelle packt die Dame hinter der Kasse wieder ihre Theorie vom drohenden Motorschaden aus, bietet mir aber an, bei einer anderen Tankstelle nachzufragen, von der sie vermutet, dass die das gesuchte E85 im Angebot hätten. Eigentlich kann ich mir ja nicht vorstellen, dass ich hier wirklich mit einem Sondermodell unterwegs sein sollte, das nur ausgesuchten Sprit frisst, aber gleichzeitig sehe ich vor meinem inneren Auge das Personal der Denver-Budget-Station, das auf meine wütende Beschwerde nur mild lächelt und mir erklärt, dass es das Zeug in Colorado überall gibt und ja niemand ahnen konnte, dass ich mit einem Compact Car überhaupt die Stadtgrenzen verlassen würde.

Ganz knapp vor einem hysterischen Anfall – ich habe gerade große Lust, Sachen aus dem Regal zu werfen und darauf herumzutrampeln - übernimmt dann zum Glück die jüngere Kollegin der Motorschaden-Lady das Kommando, googelt herum und ruft schließlich einen befreundeten Mechaniker an. Das Ergebnis: Natürlich kann ich normalen Sprit tanken, auch das hier angebotene 87er.

Ich bin echt erleichtert, tanke und spendiere der hilfreichen Kollegin noch ein großzügiges Trinkgeld. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich mir um den Sprit keine Gedanken machen muss, also war der Vorfall hier dann doch für was gut. Und das hier war jetzt bestimmt der letzte Vorfall auf meiner Reise. Erstaunlicherweise glaube ich wirklich daran, und meine Stimmung bessert sich sofort deutlich.

Frohgemut fahre ich also weiter. Von Sundance aus führt eine Landstraße bis zum Devils Tower. Außer mir sind kaum Leute auf der Straße unterwegs, da werde ich den Devils Tower ja vermutlich für mich alleine haben. Als ich dann aber an „dem“ Devils Tower Fotomotiv am Trading Post ankomme, ist der Parkplatz gut gefüllt.

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An der Einfahrt kaufe ich mir den Nationalpark-Jahrespass, auf dem dieses Jahr ein Eisbär abgebildet ist, was perfekt zu den gefühlten 50 Grad hier passt. Ich komme an den Prairie Dogs vorbei, aber die werde ich bei der Weiterfahrt in Ruhe besuchen und fahre erst mal hoch zum Devils Tower. Die Parkplätze sind gut gefüllt, aber zum Glück finde ich auf Anhieb ein Plätzchen für meinen Blauen, der das 87er übrigens problemlos verdaut. Der Devils Tower ist irgendwie kleiner als erwartet, oder zumindest sieht er kleiner aus. Aber die Runde um den Tower ist dann doch länger als erwartet. Hinter jeder Ecke bieten sich neue Blicke auf die Steinsäulen, und dann lugt sogar ein wenig Wildlife durch die Bäume, wie süß! Ab und zu sieht man Bäume, die mit Bändern und Tüchern geschmückt sind.

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Der Devils Tower im Nordosten von Wyoming ist vulkanischen Ursprungs. Er entstand vor 40 Millionen Jahren vermutlich aus Magma, das im Gestein nach oben stieg, zum vulkanischen Gestein Phonolith abkühlte und dabei sechseckige Säulen bildete. Es ist umstritten, ob das Magma die Erdoberfläche erreichte und es sich bei dem Devils Tower um die Überreste eine aktiven Vulkans handelt oder ob das Magma bereits vor Erreichen der Oberfläche erkaltete. In der Folge wurde das umgebende weichere Sedimentgestein durch Erosion abgetragen. Heute ragt der Devils Tower etwa 265 Meter über das Umland hinaus und hat einen Durchmesser von fast 150 Metern.

Der Devils Tower gilt den Prärieindianern als Wohnsitz des Grizzlybären und als heiliger Ort. Zahlreiche Mythen ranken sich um den Berg. So sollen sieben Mädchen auf der Flucht vor einem Bären den Devils Tower erreicht haben und den Großen Geist um Hilfe gebeten haben. Dieser ließ den Turm steil in die Höhe wachsen, so dass der Bär den Mädchen nicht folgen konnte. Als die Mädchen den Himmel erreichten, verwandelten sie sich in die Sterne der Plejaden.

Den englischen Namen Devils Tower, Teufelsturm, erhielt der Berg aufgrund einer Fehlübersetzung seines indianischen Namens zu „Bad God's Tower“.



Erst als ich den Berg fast komplett umrundet habe, sehe ich ein paar Kletterer im Berg. Mit den winzigen Menschen in den Felsen merkt man dann doch, wie groß der Tower ist.

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Ich bewundere die Kletterer für ihren Mut und ihre Fitness. Ich bin schon von der Runde um den Tower ziemlich fertig und mir läuft der Schweiß in Strömen. Zurück im Auto hole ich erst mal eine Flasche Wasser aus dem Kofferraum und trinke in einem Zug einen halben Liter. So, jetzt geht’s mir besser, und auf den nächsten Spaziergang bei diesen Temperaturen werde ich dann doch lieber mal Wasser mitnehmen.

Bei den Prairie Dogs muss dann dann zum Glück nicht laufen. Wie ich an den anderen Autofahrern feststelle, muss man nicht mal das Auto ausschalten, geschweige denn, aus dem Auto aussteigen, um die süßen Tiere zu beobachten. Ich steige aber trotzdem aus, was eindeutig ein Fehler war, denn es fällt mir schwer, irgendwann wieder einzusteigen. Die sind ja so süß!

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Aber es hilft nichts, bis nach Buffalo,wo ich heute übernachte, habe ich noch 2 Stunden 15 Minuten Fahrt vor mir und mache mich schließlich gegen vier Uhr auf den Weg. Zuerst geht es über Land zur Interstate, dann mit 80 Sachen auf der Interstate Richtung Westen. In Buffalo komme ich dann erst mal an den vielen Kettenmotels an der Durchgangsstraße vorbei und biege dann nach links ab und lande vor dem historischen Occidental Hotel. Hier ist es ja echt urig! Ich betrete die Lobby, einen großen Raum mit alten Möbeln und darf an der Rezeption meine persönlichen Angaben mit einem federgeschmückten Stift eintragen. Ich habe hier die Herbert Hoover Suite reserviert. Hoover, damals Präsident der USA, hat hier in den 1930ern übernachtet, in einem der Räume, aus denen jetzt meine Suite besteht. Ich bin echt begeistert. Und der Gegensatz zwischen dem echten historischen Hotel und dem auf alt getrimmten Deadwood könnte kaum größer sein.

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Das Restaurant des Hotels hat heute zwar geschlossen, aber man kann im Saloon des Hotels etwas trinken und ein paar Kleinigkeiten essen. Ich hüpfe aber erst mal unter die Dusche, wo ich es leider nicht richtig schaffe, den Vorhang in die Wanne zu hängen, der ist aber auch mal komisch unter der Wanne verklemmt. Bei einem kurzen Spaziergang auf die andere Straßenseite entdecke ich noch ein paar nette Murals.

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Dann esse ich im Saloon, und weil ich keine Lust habe, schon wieder einen Burger mit Pommes frites zu essen, suche ich mir drei Tapas aus, Quesadillas, Jalapenos und zur Abwechslung knackiges Gemüse mit Dip, damit mein Körper nicht verlernt, mit unfritierten Lebensmitteln zurechtzukommen. Ich bin schon vor dem Essen bester Stimmung, und durch die zwei Bier wird meine Stimmung auch nicht schlechter, und ich zeige begeistert der Bedienung aus Armenien die süßen Bambi-Bilder.

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Während ich gegessen habe, hat auch das Laptop mit dem neuen Reiseadapter aufgetankt, und ich sichere noch die Bilder der letzten beiden Tage auf dem Laptop und der externen Festplatte und fange mit dem Reisebericht an, aber mir fallen bald die Augen zu. Ich habe das Gefühl, dass der Stress der letzten Tage von mir abfällt, und ich habe jetzt auch nur noch eine längere Fahretappe nach Cody vor mir, bevor ich übermorgen das erste mal im Yellowstone NP übernachte. Der Start in den Urlaub war ja wirklich etwas holprig gewesen, aber ab jetzt sollte doch alles glatt laufen.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Andi12882 am 27.12.2016, 23:14 Uhr
Spannend geschrieben - vielen Dank, dass Du uns mitnimmst.
Das ist ja ziemlich ähnlich der Route, die wir kurz vorher gefahren sind...
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Hibis am 28.12.2016, 01:31 Uhr
Du fährst in den Yellowstone? Kannst du mich noch mitnehmen.
Habe bei meinem letzten Besuch Ende September 2015 den Morning Glory Pool vergessen.
Fährst du vielleicht dahin? Wäre super!

Hibis
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: et am 28.12.2016, 09:59 Uhr
Hallo Flicka,

DANKE für den RB, echt kurzweilig - die Weihnachtsfeiertage sind vorbei und dann darf man schon wieder mal im www verreisen. Wir kammen 2011 aus dem Yellowstone über Montana und die Blackhills in diese Gegend. Deadwood war auch nach unserem Empfinden zum ......., der Rest der Gegend hingegen in jedem Fall eine Reise Wert.

Freue mich auf die Weiterfahrt.

glg Toni
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Andi12882 am 28.12.2016, 13:42 Uhr
Wem Deadwood eine Spur zu touristisch ist, dem kann man den Nachbarort Lead empfehlen:
Besichtigung Black hills Mining Museum, Besuch des Homestake Visitor Center am "Kraterrand", authentische Hauptstraße mit wenigen, aber "echten" Restaurants und der ehemalige Ringlokschuppen der Blackhill Railways mit einem super Restaurant. (Reservierung empfohlen) http://blackhillsftpierrerailroadroundhouse.com/
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 28.12.2016, 17:39 Uhr
An die neu Zugestiegenen ein herzliches Willkommen!

Heute gibts noch den nächsten Reisetag, wir nähern uns langsam aber sicher dem Yellowstone-Nationalpark. Und es gibt erst mal keine weiteren Schäden oder emotionalen Tiefpunkte!  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 28.12.2016, 18:12 Uhr
Montag, 1.8.16


Ich habe trotz der lauten Klimaanlage gut geschlafen, und der Jetlag lässt mich inzwischen immerhin bis fünf Uhr ausschlafen. Gegen halb acht checke ich aus und mache mich auf den Weg nach Westen, durch die Bighorn Mountains zu einem Ort mit dem Namen Ten Sleep. Die Strecke durch die Berge ist schön, und auf dem letzten Stück vor Ten Sleep werden die bewaldeten Hügel zu hoch aufragenden Felsen.

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In Ten Sleep lotst mich das Navi auf eine Gravelroad. Ich bin nicht sicher, ob das wirklich der beste Weg zum meinem Ziel ist, aber so lange die Gravelroad gut befahrbar ist, vertraue ich dem Navi. Tatsächlich taucht irgendwann ein Hinweisschild zu meinem Ziel auf, den Castle Gardens, einem felsigen Gebiet ein wenig südlich des Highways. Die Anfahrt dorthin zieht sich, denn es sind mehrere Kilometer Gravelroad zu bewältigen, aber immerhin kennt das Navi sich hier aus.

Irgendwann mündet die Straße in eine Schleife, und ich bin am Ziel. Weiße Felstürme mit braunen Käppchen erheben sich in den blauen Himmel, und Pfade führen vom Picknickplatz hinauf in die Felsen und hinunter auf die andere Seite. Ich spaziere etwa eine Stunde ganz alleine zwischen den Felsen herum. Ganz alleine? Nein! Hier wohnen viele kleinen Hasen. Manche sitzen unbemerkt unter Sträuchern und sprinten erst los, wenn ich sie fast erreicht habe und verpassen mir einen Riesenschreck. Wenn sie nicht sprinten, schauen sie mich groß an, als würden sie sich fragen, was ich hier überhaupt will.

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Bevor ich weiterfahre, trage ich mich noch im Register ein. Wenn das alle anderen Besucher auch getan haben, dann waren die letzten schon vor 10 Tagen hier. Kein Wunder, dass die Hasen an Menschen nicht gewöhnt sind.

Ich fahre weiter, und als ich durch Worland komme, nutze ich die Gelegenheit für ein frühes Mittagessen und genehmige mir bei McDonalds den leckeren Southwest Salad, den ich schon bei der ersten USA-Reise vor 9 Jahren kennengelernt habe. Ja, der schmeckt immer noch.

Weiter geht die Fahrt zu den nächsten fotogenen Felsen, den Gooseberry Badlands. Auf dem Weg dorthin muss ich allerdings einmal scharf bremsen, denn ein Pronghorn steht auf der linken Straßenseite und schaut, als hätte er sich hier gerade einen privaten Zebrastreifen eingerichtet. Ich halte an, und er spaziert gelassen vor meinem Auto hinüber bis zu einem Zaun. Ich warte, ob er vielleicht drüberspringt, aber er geht quasi in die Knie und schiebt sich unter dem Zaun durch, sehr schlau. Als ich das Auto auf dem Randstreifen parke und noch ein Foto von ihm mache, freut er sich anscheinend nicht, sondern versucht mich mit niesenden Geräuschen zu verscheuchen. Ist ja gut, ich muss ja auch weiter.

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Die Gooseberry Badlands liegen direkt rechts der Straße. Jetzt, mitten am Tag, ist das Licht zwar nicht so schön, aber trotzdem kann man die unterschiedlichen Rot- und Lilatöne gut erkennen. Ich mache mich auf den ausgeschilderten Weg durch die Felsen und knipse mich fest. Immer wieder neue hoodooartige Türme, Farbabstufungen, balancierende Felsen. Erst nach eineinhalb Stunden bin ich wieder am Auto.

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Von hier aus brauche ich nur noch eine gute Stunde bis Cody, komme um kurz vor drei an und beziehe ein Zimmer im Irma Hotel, allerdings nicht im historischen Teil, sondern im modernen Anbau. Das Zimmer ist groß und offenbar speziell für mich als Deutsche reserviert, denn auf dem gerahmten Poster über meinem Bild ist ein indianischer „Ober-Befehlshaber“ abgebildet. Hm, gab es die Buffalo-Bill-Show nicht auch mal in Deutschland?

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Ich überlege noch, ob ich mir das Buffalo-Bill-Center anschauen soll, aber ich habe irgendwie so gar keine Lust dazu, obwohl es sehenswert sein soll. Stattdessen fahre ich auf direktem Weg zum großen Walmart, um einzukaufen. Ganz wichtig ist der Bärenspray. Letztes Jahr in Kanada musste ich in einem Outdoor-Laden meine kompletten Personalien angeben, bevor ich das Spray bekommen habe, hier im Walmart nimmt man das Spray aus dem Regal, und das wars. Die Suche nach einem passenden Holster dauert dann etwas länger, bis ich die Packung umdrehe und merke, dass das Holster schon dabei ist. Okay, der dringendste Posten ist damit erledigt. Ansonsten wandern noch eine Kühlbox, haufenweise Snacks, ein bisschen Brot und Salami und ein Jahresvorrat an Wasser und Cola light in den Einkaufswagen. 140 Dollar muss ich zahlen, aber davon kostet schon das Bärenspray 40 Dollar, und schließlich bleibe ich 12 Tage im Yellowstone NP. Im Liquor Store würde ich mir gerne noch einen Jahresvorrat Bier kaufen. Aber ich will die nächsten Tage ja auch nicht damit verbringen, Bier zu kühlen, also entscheide ich mich schließlich für zwei Flaschen kalifornischen Weißwein. Und dann merke ich, dass ich überhaupt kein Glas dabei habe, und aus der Flasche oder dem Zahnputzbecher will ich dann doch nicht trinken. Also wandert noch ein Weinglas in die Einkaufstüte.

So, der Koffer passt jetzt zwar nicht mehr in den Kofferraum, aber mit diesem Luxusproblem werde ich mich morgen beschäftigen. Ich fahre zum Hotel zurück und will nachfragen, wann und wo das traditionelle Shootout stattfindet, aber ich bekomme die Antwort, dass es abgesagt wurde. Warum das so ist, erfahre ich später beim Fernsehen: Vor drei Tagen gab es beim Shootout drei Verletzte, anscheinend nicht unter den Darstellern, sondern unter den Zuschauern, und jetzt sucht die Polizei Leute, die das Shootout gefilmt haben. Ich vermute, dass sie sich vor Zusendungen nicht werden retten können.

Nach einer Rast auf dem Hotelbett gehe ich in die Milton-Brauerei in der Nähe des Irma Hotels essen und mache unterwegs noch ein paar Bilder.

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Irgendwie hatte ich mir Cody schlimmer vorgestellt, so als Einfallstor zum Yellowstone Park. Eigentlich ist es ganz nett hier. Im Milton bekomme ich einen Tisch in der Nähe der Bar mit Blick auf die großen Bildschirme mit Sportübertragungen. Ich trinke Bier, esse Pizza und weide mich an dem Fernsehkanal mit der Schießsportübertragung: Da absolvieren Leute einen kleinen Parcours, in dem sie mit verschiedenen scharfen Waffen verschiedene Ziele abschießen müssen, Bestzeit sind 36,irgendwas Sekunden, und eine Frau, die mit ihrer Zeit ausscheidet, weint beinahe. Hoffentlich hat sie sich emotional wieder gefangen, bevor sie die nächste scharfe Waffe in die Hand bekommt.

Weil ich ab morgen ohne Fernsehen auskommen darf, nutze ich diesen Abend und schalte im Hotelzimmer die Glotze an, während ich die Fotos sichere und Reisebericht schreibe. Die Ninja Warriors, die es inzwischen ja auch bei uns gibt, sind in den USA offenbar einen Tick besser: Die Hindernisse sind schwieriger, die Parcours länger und die Teilnehmer eindeutig besser trainiert. Irgendwie fehlt dem Wettbewerb aber ein Schießelement, finde ich. Auf einem anderen Kanal wird von den ersten Waldbränden berichtet, für den Yellowstone NP sieht die Lage aber derzeit nicht kritisch aus. Heiß ist aber, und heiß soll es bleiben.

Als ich mich schließlich schlafen lege, höre ich immer wieder vor meinem Zimmer den Fußboden quietschen und auf dem Parkplatz hinter meinem Zimmer Motorengeräusch und zuschlagende Autotüren. Vielleicht hätte ich doch besser ein Hotel etwas weiter außerhalb nehmen sollen? Na ja, es ist ja nur für eine Nacht.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Yaphi am 29.12.2016, 13:48 Uhr
So, nach der Weihnachtspause bin ich auch wieder an Bord.
Musste sehr lachen, dass du erst über Rock´n Jesus ablästerst und dann quasi auf dem Silbertablett einen Adapter bekommst... die Wege des Herrn sind unergründlich, oder so ähnlich ;)
Klasse Bericht, macht echt Spaß und jetzt noch 12 Tage Yellowstone, das kann ja nur gut werden.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 30.12.2016, 17:55 Uhr

Musste sehr lachen, dass du erst über Rock´n Jesus ablästerst und dann quasi auf dem Silbertablett einen Adapter bekommst... die Wege des Herrn sind unergründlich, oder so ähnlich ;)


Stimmt, es war ein regelrechtes Wunder.  :D


Klasse Bericht, macht echt Spaß und jetzt noch 12 Tage Yellowstone, das kann ja nur gut werden.


Danke für das Lob, und jetzt brechen wir auch endlich auf in den Yellowstone Park. Bis gleich!  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 30.12.2016, 17:59 Uhr
Dienstag, 2. August


Heute nacht bin ich ein paar mal hochgeschreckt. Das Irma Hotel kann ich leider nur eingeschränkt empfehlen. Mein Zimmer ist zwar groß, aber alles ist etwas abgewohnt, und am meisten stört mich, dass offenbar jeder, ganz egal ob Hotelgast oder nicht, durch einen der vielen Eingänge hereinkommen und in den Fluren herumwandern kann, anscheinend auch nachts.

Na ja, ich bin trotzdem halbwegs ausgeschlafen, und gegen halb acht mache ich mich auf den Weg zum Yellowstone NP. Beim Tanken akzeptiert die Zapfsäule trotzdem mehrfacher Versuche die Kreditkarte nicht, drinnen klappt es aber, und ich lasse noch ein paar Gallonen Sprit - hier ist es 85,5er - in den Tank laufen.

Dann breche ich auf und erreiche nach ein paar Kilometern den Chief Joseph Highway. Der schlängelt sich landschaftlich schön durch die Berge, und an einem Aussichtspunkte kann man nicht nur weite Landschaft, sondern auch kleine Chipmunks bewundern, die in der Morgensonne herumtollen.

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Weiter geht die Fahrt, zuerst nach Cooke City und von hier aus in den Yellowstone NP. Den Jahrespass habe ich ja schon am Devils Tower gekauft, so bin ich schnell drinnen und freue mich, dass ich nach dem teilweise etwas stressigen Aufgalopp der Reise endlich hier bin.

Heute fahre ich die Strecke bis Mammoth Hot Springs, wo ich im Mammoth Hotel übernachte. Für unterwegs habe ich mir ein paar kleine Wanderungen und Aussichtspunkte notiert, und als erstes halte ich am Trailhead zum Trout Lake. Eine Strecke von ca. 1,5 km, dazu evtl. die Runde um den Trout Lake, das ist doch ein netter Auftakt. Das Bärenspray befestigte ich mit dem Holster am Gürtel, aber wie ich sehe, stehen schon andere Autos am Trailhead, damit fühle ich mich dann doch etwas wohler als wenn ich ganz alleine hier herumspazieren würde.

Der Weg zum Trout Lake ist ziemlich kurz und führt bergan, durch Wiesen und unter Bäumen hindurch.

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Ein entgegenkommender Wanderer scherzt, ich solle besser schnell umdrehen, der View am See sei einfach nur furchtbar. Bald habe ich den See erreicht, in dem sich der gegenüberliegende Gipfel spiegelt. Tatsächlich, echt furchtbar!

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Ich spaziere ein wenig am Ufer vorbei und versuche schließlich, Libellen zu fotografieren. Gar nicht so einfach, aber ein paar erwische ich dann doch.

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Während ich so da stehe und auf die nächsten Libellen warte, raschelt es plötzlich neben meinem rechten Fuß. Ich bekomme einen ganz schönen Schreck, und über meinen Schreck erschreckt sich dann die Bisamratte oder der Otter oder der Biber, der sich hierher aus dem Wasser gearbeitet hatte und springt schnell wieder zurück in den See. Hm, wo ist der denn hergekommen? Ich beschließe, einfach mal zu warten, ich habe ja Zeit, und irgendwann schaffe ich es dann wenigstens, einen Schnappschuss zu machen.

Ein paar Vögel gibt es hier auch noch, und hoffentlich auch die Forellen, nach denen der See benannt ist, denn sie sind mittlerweile durch eine nicht einheimische Art bedroht.

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Ich fahre weiter nach Westen und sehe bald die ersten Bisons, eine große Herde auf der anderen Seite des Flusses. Ein paar Tiere grasen getrennt von den anderen unter ein paar abgestorbenen Bäumen, und dann bemerke ich, dass ein Bison, das von meiner Flussseite aus auf die anderen Seite schwimmt. Ein Stück weiter stehen die Bisons schon dicht an der Straße und wollen offenbar auch zum Fluss. Ich schiebe mich lieber mal zum Auto zurück, damit ich notfalls flüchten kann.

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Ein Stück weiter ist ein Nest zu sehen, und ich wende das Auto und halte an. Es sind wohl Falken, leider sehr weit weg, aber immerhin kann man erkennen, dass mindestens ein Jungtier im Nest sitzt. Ich beschließe, das gestern gekaufte Sandwich zu essen und suche mir einen Felsen ein wenig abseits, unter den Bäumen und direkt über dem Fluss, von wo aus man das Nest im Sitzen sehen kann und lege ein gemütliches Picknick ein.

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Kaum habe ich zweimal in mein Sandwich gebissen, taucht neben mir eine asiatische Familie auf. Von überall aus kann man das Nest besser sehen als von hier aus, aber wenn ich hier sitze, muss es ja offenbar ein besonders toller Ausblick sein. Vermutlich ist das der Fluch des Teleobjektivs, der mir schon auf dem Kiss-Konzert zum Verhängnis geworden ist. Ich sehe einfach zu professionell aus. Ich erkläre der Frau, dass da ein Nest ist und dass man das Nest von dort drüben besser sehen kann, aber die asiatische Familie bleibt hinter mir sitzen und starrt nach oben, obwohl sie durch die überhängenden Zweige gar nichts sehen können. Als sie endlich gehen, taucht eine spanisch sprechende Familie auf. Mein Sandwich habe ich inzwischen gegessen und halte das Teleobjektiv nach oben Richtung Nest, aber das hindert den Familienvater nicht, mich hoffnungsvoll zu fragen, ob da ein Bär sei. Nein, kein Bär, ein Nest, erkläre ich, und dass man es von da drüben besser sehen kann. Die hoffnungsvolle Antwort lautet trotzdem „A bear?“ Nein, no bear! Just birds!

Natürlich bleiben sie alle hinter mir sitzen und warten geduldig, dass ich meinen exklusiven Posten räume. Das tue ich dann auch nach kurzer Zeit und steige wieder ins Auto.

Ein Stück weiter kreuzt dann das erste Bison fototauglich die Straße, und einem Bison direkt neben der Straße kann ich durchs Fenster in die Augen schauen.

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An der Tower Junction biege ich dann kurzentschlossen nach links ab. Es ist erst Mittag, da kann ich mir ja noch ein bisschen was anschauen. Den ersten Stopp lege ich an den Calcite Springs ein, aber im Gegensatz zum Erklärfoto dampft da im Moment nichts. Bunt ist es hier trotzdem, das mag ich.

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Ein Stück weiter südlich kann man dann noch schön auf den Fluss Yellowstone River und passenderweise ziemlich viel gelben Fels hinunterschauen, oben türmen sich Basaltsäulen von Vulkanausbrüchen vor unvordenklichen Zeiten, das mag ich auch.

(https://abload.de/img/img_3133imbac4.jpg) (http://abload.de/image.php?img=img_3133imbac4.jpg)


Was ich nicht mag, ist der überfüllte Parkplatz beim Tower Fall. Nein, den hebe ich mir für irgendwann später auf, und außerdem habe ich das Gefühl, dass ich heute nicht mehr zu viel Sonne abgekommen sollte. Der Sonnenbrand vom ersten Tag ist immer noch nicht ganz weg. Also mache ich mich auf den weiteren Weg nach Westen und halte nur noch an den Undine Falls. Die sind auch sehr schön.

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An den Mammoth Hot Springs erwartet mich dann richtig viel Betrieb. An der Kreuzung am Hotel schieben sich die Autos eins nach dem anderen weiter, und die Parkplätze sind dicht belegt. Ich stelle das Auto direkt vor dem Hotel ab, und zum Glück ist jetzt gegen halb vier mein Zimmer schon fertig, obwohl offiziell erst ab vier Uhr eingecheckt werden kann. Ich suche für das Auto einen Parkplatz hinter dem Hotel, was gar nicht so einfach ist, dann schleppe ich Sack und Pack mit dem einzig verfügbaren Aufzug hinauf in den dritten Stock und falle erst mal müde aufs Bett und trinke literweise Wasser. Es ist richtig heiß hier.

Nach einer Rast wage ich mich schließlich mit einer neuen Ladung Sonnencreme und der Hoffnung auf schönes weiches Abendlicht an den Sinterterrassen gegen sechs Uhr wieder nach draußen. O je, die Sonne knallt doch noch ganz schön runter. Also kehre ich in den Terrace Grills, dem Schnellrestaurant hier in Mammoth, ein und bestelle mir Chili und ein Coors. Mit dem Coors ist der junge Mann an der Essen- und Getränkeausgabe offenbar überfordert, ein Coors, was ist denn das? Wahrscheinlich darf er noch kein Bier trinken, so jung wie er aussieht.

Das Chili ist gar nicht schlecht, das schließlich doch organisierte Coors schön kalt, und als ich zu den Unteren Sinterterrassen aufbreche, ist auch die Sonne gnädiger. Viel los ist hier trotzdem noch, die Parkplätze sind gut belegt, und Heerscharen von Menschen schieben sich über die Boardwalks. Ich mache erst mal Station an der fotogenen untersten Terrasse.

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Als ich dann die Treppen und Boardwalks entlang gehe, bestätigt sich leider, was ich schon gelesen hatte: Viele der Terrassen sind trocken und fangen an zu zerfallen. Ich kann mich noch an Stellen erinnern (oder glaube es zumindest), an denen ich vor neun Jahren Fotos von tropfenden Stalaktiten und Bäumen inmitten der aktiven Terrassen gemacht habe, aber hier ist jetzt nur noch Ödnis. Dafür scheint es eine neue, strahlend gelbe Quelle zu geben, die ich natürlich ausgiebigst fotografiere.

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Dabei vergeht die Zeit, und als ich endlich oben ankomme, verschwindet die Sonne langsam hinter den Hügeln. Noch ein letzter Blick auf die Canary Spring, dann ist die Sonne weg. Aber trotzdem gibt es noch einiges zu sehen. Manche Ablagerungen sehen aus wie Mini-Terrassen, andere wie winzige Hoodoos, und ein bisschen Farbe finde ich auch noch.

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Damit wäre der erste Yellowstone-Tag eigentlich abgeschlossen, aber halt, ich wohne ja hier in Mammoth, und natürlich begegne ich auf dem Rückweg zum Hotel den Wapitis, die sich hier regelmäßig auf den Wiesen tummeln. Auch heute abend fressen sich einige Tiere, unter anderem Mutter und Kalb, durch das saftige Grün. Aber auch hier gilt: mindestens 25 Meter Abstand, denn die Wapitis sind wilde, gefährliche Tiere.

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Danach kehre ich ins Zimmer zurück, in dem es jetzt wärmer ist als draußen. Das Fenster lässt sich zwar öffnen, aber durch das Fliegengitter kommt nicht viel Luft hinein. Ich lasse alles weit offen und kuschele mich müde in die Kissen. Der erste Tag im Yellowstone hat mir schon gut gefallen, so kann es weitergehen!

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Buzzmeister am 30.12.2016, 18:16 Uhr
Wirklich schöner Bericht mit tollen Fotos!
Mit was für Equipment und welchen Optiken fotografierst Du denn?


Gesendet von iPad mit Tapatalk
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: et am 30.12.2016, 19:40 Uhr
Dem fotographischen Lob kann ich mich nur anschließen - "Ran an's Motiv" scheint ist die Devise zum Erfolg zu sein.

Bin ebenfalls neugierig in Sachen Equipment?

Danke Toni
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 30.12.2016, 20:26 Uhr
Das Lob nehme ich zwar gerne entgegen, aber ich übe mich lieber in Demut vor den vielen richtig tollen Fotos, die ich schon von anderen Leuten vom Yellowstone Park gesehen habe.

Was die Ausrüstung angeht: Ich habe seit letztem Jahr eine Canon 6D und nutze für vermutlich 95 Prozent der Fotos ein Canon 24 -105-L-Objektiv. Für die Telefotos habe ich mir letztes Jahr ein Tamron 150-600mm-Objektiv angeschafft. Ach ja, und ich habe sehr häufig einen Polarisationsfilter drauf. Die Fotos mache ich inzwischen standardmäßig im RAW-Format und bearbeite sie zuhause nach.

Titel: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Buzzmeister am 31.12.2016, 02:00 Uhr
danke, für die Info. Was hat Dein 150-600er denn an Lichtstärke?!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 31.12.2016, 10:44 Uhr
danke, für die Info. Was hat Dein 150-600er denn an Lichtstärke?!

Je nach Brennweite 5 - 6.3.
Ich verlinke hier einfach mal auf einen Test des Objektivs:
http://www.traumflieger.de/reports/objektiv-tests/canon-objektive-am-vollformat/tamron-sp-150-600mm-5-6-3-di-vc-usd-im-test::956.html
Inzwischen gibt es meines Wissens allerdings auch schon ein Nachfolgeobjektiv.

Wenn man sich so ein Ding anschafft, sollte man außer den Tests auch praktische Überlegungen anstellen: Nimmt man es im Handgepäck mit (was ich grundsätzlich tue), hat man gleich ein Mehrgewicht von 2 kg dabei, das trägt man natürlich auch auf Wanderungen usw. Meinen alten Fotorucksack konnte ich nicht mehr verwenden, weil er in ein Fotofach unten und ein getrenntes Zusatzfach oben aufgeteilt ist und das lange Objektiv deshalb nicht reinpasst.
Titel: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Buzzmeister am 31.12.2016, 16:22 Uhr
ja, das haben die großen Teile so an sich.... leider
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 01.01.2017, 18:36 Uhr
Mittwoch, 3. August


Ich wache von selbst gegen halb sechs auf und fühle mich trotzdem noch ziemlich verschlafen. Heute nacht ist es im Zimmer sehr heiß geblieben, und irgendwann hatte ich dann noch deutlichen Brandgeruch in der Nase. Zum Glück ist das Hotel dann doch nicht abgebrannt. Bei meiner derzeitigen negativen Aura hätte ich das gar nicht für so unwahrscheinlich gehalten.

Gegen halb sieben sitze ich im Auto und fahre Richtung Süden. Vielleicht kann ich so früh morgens noch ein wenig Wildlife erspähen. Zuerst mache ich dann aber an einer Felsenlandschaft halt, die in der Morgensonne leuchtet.

(https://abload.de/img/img_3287i53ovg.jpg) (http://abload.de/image.php?img=img_3287i53ovg.jpg)


Das Wildlife hat heute morgen aber anscheinend keine rechte Lust, oder ich bin wie immer zu blind, um es zu sehen. Südlich der Sheepeater Cliffs drehe ich schließlich und fahre ein Stück zurück bis zum Swan Lake. Dort habe ich vorhin wenigstens etwas Weißes erspäht und kombiniert, dass das ein Schwan sein könnte.

Am Parkplatz treffe ich aber erst mal auf ein paar Raben. Zwei streiten sich um ein Beutestück, die anderen beiden betreiben zärtliche Gefiederpflege.

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Der Swan Lake liegt wunderschön in der goldenen Morgensonne, und außer einem Schwanenpaar sehe ich auch ein paar Gänse. Langsam gehe ich zum Ufer und kann sie aus der Nähe fotografieren.

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Leider kommt dann erhebliche Unruhe in die Szene, als eine Frau mit einem Fotoapparat mit Riesenobjektiv, den sie auf einem Stativ über der Schulter trägt, hinter mir schnellen Schritts den Pfad entlangstapft und damit die Vögel ins Wasser treibt. Dann rattert sie eine Knips-und-Weg-Fotoserie runter und verschwindet wieder. Na danke. Ich hätte ja von jemandem, der so eine Fotoausrüstung mit sich herumschleppt, eigentlich anderes erwartet.

Ein paar Gänsefotos gibt’s noch, dann steige ich wieder ins Auto und fahre zurück nach Mammoth. Es ist immer noch vor neun Uhr, vielleicht kann ich auf der Old Gardiner Road, einer Dirtroad nach Gardiner, die früher die Zufahrtsstrafe zum Park war, ein wenig Wildlife aufspüren. Na ja, immerhin finde ich eine Pronghorn-Mama mit zwei Jungen, besser als nichts.

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Auf der Haupstraße fahre ich dann wieder zurück nach Mammoth und packe meinen Kram für die Wanderung zu den Beaver Ponds, die ich für heute geplant habe, ca. 8 km zu ein paar Teichen mit Chancen auf Wildlife.

Blöd nur, dass es nicht nur nettes Wildlife gibt, sondern auch gefährliches Wildlife. Als ich am Trailhead ankomme, findet sich eine eindringliche Warnung vor Bären. Am Trailhead zum Trout Lake, wo ich gestern spazieren war, hatte ja noch gestanden, man solle nicht alleine wandern, und dort waren auch noch andere Leute unterwegs gewesen. An diesem Trailhead steht gleich mal, man solle in Gruppen von mindestens 3 Leuten wandern. O je, das klingt ja nach mehr als nur einer allgemeinen Warnung.

Hm, da haben doch vorhin zwei Leute mit Rucksäcken gestanden, vielleicht wollen die auch hier wandern, überlege ich und schaue nochmal um die Ecke. Leider sind sie weg, und alle anderen wollen bloß zu den Sinterterassen. Ich kehre nochmal zum Trailhead zurück, gehe eine paar Schritte auf dem Trail, bleibe stehen, gehe wieder zurück und beschließe dann, dass die Beaver Ponds leider ohne mich zurechtkommen müssen. Die Sache ist mir dann doch zu heikel, und die Wanderung ist gestrichen.

Und was jetzt? Eigentlich wollte ich ja erst morgen ins Norris Geyer Basin, aber das plane ich jetzt mal einfach um und mache mich wieder mit dem Auto auf den Weg nach Süden. Unterwegs dürfen die Rustic Falls noch auf Speicherkarte, an denen ich heute morgen noch vorbeigefahren war.

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An den Sheepeater Cliffs halte ich noch kurz an, weil man da Chancen auf Murmeltiere haben soll, aber heute gibt es hier nur Chancen auf kletternde Kinder. Also weiter. Zwischen Mammoth und Norris ist eine Baustelle eingerichtet, aber zum Glück komme ich passend an und kann schon nach ein paar Minuten weiterfahren. Aber dann gibt’s an den Norris Geysiren den zweiten Dämpfer des Tages: Die Straße zu den Geysiren ist gesperrt. Ein kleineres Schild informiert darüber, dass der Parkplatz voll sei und man innerhalb einer Stunde die Straße wieder öffnen werde. Mit sowas habe ich ja jetzt wirklich nicht gerechnet.

Unschlüssig fahre ich weiter und halte dann erst mal am Chocolat Pot.

(https://abload.de/img/img_3597iugrxo.jpg) (http://abload.de/image.php?img=img_3597iugrxo.jpg)


Dann geht’s zurück. Das Schild steht immer noch da. Aber das wird noch lange da stehen, überlege ich, denn vorhin sind schon ein paar unverschämte Menschen trotzdem in die Straße abgebogen, und vor mir biegt auch gerade wieder ein unverschämter Mensch in die Straße ab. Jetzt passiert etwas erstaunliches: Irgendwie wurde durch den Hagelschauer bei meinem Auto offenbar die Steuerung beschädigt, denn ich stelle verblüfft fest, dass das Auto ebenfalls in die Straße abbiegt. Und als ich dann an der Sperre vorbei bin, kann ich ja ebenso gut weiter zum Parkplatz fahren. Dort finde ich auch sofort eine Parklücke. Sehr schön.

An das Norris Basin habe ich vom Besuch vor neun Jahren eigentlich keine sonderlichen Erinnerungen. Von allen Geysir-Becken hat es mich damals am wenigstens beeindruckt. Ob das vielleicht daran liegt, dass wir damals versäumt haben, an der richtigen Stelle nach rechts abzubiegen?

Ich fotografiere zuerst noch ausgiebig diesen Mini-Geysir.

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Dann bin ich drauf und dran, einfach weiter geradeaus zu laufen, der Herde nach, über den langgezogenen Boardwalk. Aber ich habe ja Zeit, also gehe ich doch mal nach rechts. Ach, da hinten ist es ja bunt, stelle ich fest. Sehr bunt. Und wenig später schaue ich verblüfft über die Porcelain Springs. Überall kleine blubbernde heiße Quellen, Farben wie aus dem Farbkasten, das hatte ich überhaupt nicht erwartet. Ich schnalle das Teleobjektiv an die Kamera und kann mich kaum losreißen.

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Als ich dann jemanden bitten will, ein Foto von mir zu machen, muss ich längere Zeit warten, denn ich bin ganz alleine hier. Die meisten Leute laufen an der Abbiegung einfach geradeaus, so wie ich ja auch beinahe, und über zu viel Rummel kann man sich hier oben trotz Hauptsaison sicher nicht beklagen.

Der weitere Weg durch das Porcelain Basin ist dann nur ein müder Abklatsch der wunderbaren Farben.

Wieder oben angekommen mache ich mich dann auf den Weg ins Back Basin. Ich bekomme noch den Rest einer Ranger-Führung mit. Die Rangerin berichtet mit dem Steamboat Geysir im Rücken davon, wie selten er „richtig“ ausbricht, zuletzt 2014, und dass regelrecht die Erde bebt, wenn es losgeht. Im Hintergrund spuckt der Steamboat Geysir ständig Wasser und Dampf, und wahrscheinlich denkt sich jeder aus der Gruppe, er könnte doch vielleicht jetzt gerade... Nein, tut er leider nicht, aber der kleinere Ausbruch ist auch schon ein gewaltiger Anblick.

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Größere Ausbrüche sind im Norris Geysir Becken insgesamt eher selten an der Tagesordnung. Einige der Geysire machen sich aber auch als heiße Quellen ganz schön, und ein paar blubbern und fauchen zum Glück auch ganz ordentlich.

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Als ich die Runde geschafft habe, sind fast 3 Stunden vergangen. So langsam bekomme ich Hunger und Durst, außer Müsli-Riegeln und Käse-Crackern habe ich heute noch nichts gegessen. Auf dem Weg zurück nach Mammoth muss ich leider eine Weile an der Baustelle warten und merke, wie müde ich bin. Aber vor Mammoth biege ich dann doch noch auf den Upper Drive ab, denn den   Orange Spring Mound will ich noch besuchen. Der präsentiert sich dann auch sehr dekorativ vor blauem Himmel mit weißen Wattewölkchen, aber ansonsten bietet sich hier ein ähnliches Bild wie auf den unteren Terrassen, kaum aktive Quellen und viel trockene, schon halb verwitterte Ablagerungen.

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Eigentlich hatte ich mich ja heute mit einem richtigen Abendessen belohnen wollen, aber am Hotel angekommen, zieht es mich verschwitzt und staubig und hungrig und durstig doch spontan in den Schnellimbiss, wo ich mir – zur Abwechslung – mal wieder einen Burger genehmige. Heute lege ich mal einen häuslichen Abend ein. Zum Glück ist es ein wenig windig, und die kalte Luft weht trotz des Fliegengitters ins Zimmer und vertreibt die Hitze.

Morgen werde ich Mammoth verlassen und mich auf den Weg zum Old Faithful machen. Ich bin gespannt, was ich dort noch wiederkennen werde.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Gitania am 02.01.2017, 08:52 Uhr
Guten Morgen und ein gesundes Neues!
Die Farben kommen wunderbar rüber. Du hast ja auch tolles Wetter gehabt. Ich war von diesem Teil des Parkes auch total begeistert. Wenn ich mich recht erinnere, bin ich da sogar auf so eine Holzabsperrung geklettert um ein bissel mehr Sicht von weiter oben zu haben.
Wirklich tolle Fotos!
LG
Gitania
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: NähkreisSteffi am 02.01.2017, 09:42 Uhr
Hallo Flicka,

Auch von mir alles Gute im Neuen Jahr.

Deine Beschreibung ist echt klasse. Der Yellowstone steht bei uns auch schon lange auf dem Programm. Ich mache mir fleißig Notizen. Dieses Jahr wird es wohl nichts werden, aber vielleicht im Nächsten.

Würdest du das Frühjahr oder eher gegen Herbst vorziehen?

Viele Grüße

Steffi
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 03.01.2017, 17:07 Uhr
Danke für die guten Wünsche! Auch euch alles Gute fürs neue Jahr!  :D

Freut mich, dass der Reisetag euch gefallen hat. Zur Frage, ob ich Herbst oder Frühling bevorzugen würde, kann ich leider kaum etwas sinnvolles sagen, weil ich den Park nur aus einem Kurzbesuch vom September 2007 und halt vom August 2016 kenne. MItte September 2007 hatten wir nachts schon Frost, man sollte also nicht zu spät im Jahr fahren. Tagsüber war es allerdings sehr angenehm und sonnig. Juni scheint auch eine gute Jahreszeit zu sein. Bei mir kam dieses Jahr aber organisatorisch sowieso nur der Sommer in Frage, so dass ich mich mit anderen Reisezeiten kaum beschäftigt habe.

Im Reisebericht geht es heute noch weiter. Bis später!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 03.01.2017, 18:22 Uhr
Donnerstag, 4. August


Heute nacht war es zum Glück kühler im Zimmer und ich konnte gut schlafen. Als ich um viertel vor sechs aufwache, beschließe ich, nicht direkt Richtung Old Faithful zu fahren, sondern einen Ausflug ins Lamar Valley zu unternehmen. Mal schauen, ob ich da heute morgen Wildlife erspähen kann. Ich checke aus und mache mich auf den Weg nach Osten. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen und taucht alles in goldenes Licht. Außer mir sind erst ein paar andere Autos auf der Straße, und ich genieße das Gefühl, den Tag ganz für mich alleine zu haben.

Im Lamar Valley dauert es nicht lange bis zur ersten Bisonherde. Sie stehen links und rechts der Straße, und ab und will dann mal eins auf die andere Seite. Man hört sie schnauben und tief grunzen, und ein bisschen riecht man sie auch.

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Immer wenn ich hundert Meter weiter fahre, stehen schon die nächsten Bisons links und rechts in den Wiesen. Bei so einem Anblick kann man doch nicht einfach weiterfahren, da muss man noch ein paar Fotos machen.

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Zwischendurch steht zur Abwechslung immerhin ein Pronghorn neben der Straße.

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Ansonsten ist es mit dem Wildlife aber nicht weit her. Wahrscheinlich ist es denen in diesen Sommertagen einfach viel zu heiß, um Posten neben der Straße zu beziehen und Touristen zu bespaßen. Nur die Bisons sind hart im Nehmen, und wenn es ihnen zu heiß wird, kühlen sie sich halt ein wenig ab.

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Inzwischen ist schon ziemlich viel Zeit ins Land gegangen, die Sonne steht schon relativ hoch, also mache ich mich schweren Herzens auf den Rückweg. Aber da habe ich die Rechnung ohne die Bisons gemacht, die halten mich natürlich schon wieder auf.

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Ich kann mich gar nicht losreißen. Bisher kannte ich sie nur als tumb herumstehende dunkle Fellhaufen, aber hier bieten sie einiges an Bisonleben: Sie stampfen im Dreck, wälzen sich, kämpfen miteinander, grunzen drohend, tollen umher... Ab heute bin ich Bison-Fan.

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Irgendwann ist dann aber auch mal gut, und ich fahre zu den Tower Falls. Dort hole ich mir erst mal ein großes Schokoladeneis. Als ich bezahlen will, fällt mir ein, dass es hier am Tower Fall zu einer bestimmten Tageszeit einen Regenbogen geben soll, und natürlich liegt der Ordner mit meinen Notizen zum Tower Fall im Koffer vergraben, also frage ich hoffnungsvoll die Mitarbeiterin  hinter der Theke, ob sie wüsste, wann es am Wasserfall einen Regenbogen zu sehen gibt. Sie lächelt scheu und antwortet mir zögernd: „After rain?“. O je, die Ärmste denkt bestimmt, ich will sie veralbern. Na ja, ist ja sowieso nicht so wichtig.

In den nächsten Minuten ziehe ich auf dem Weg zu den Tower Falls mit meinem Riesen-Schokoeis die Blicke vieler neidischer Kinder auf mich und sorge vermutlich für den ein oder anderen Familienkrach. An den Besuch bei den Tower Falls vor neun Jahren kann ich mich noch erinnern: Ich war auf dem Weg hierher als Beifahrerin im Auto eingeschlafen und fand die Wasserfälle dann auch nicht so prickelnd. Heute finde ich, dass ein paar Bäume weniger hier nicht schaden könnten, aber trotzdem sind die Wasserfälle mit den hoch aufragenden Felsen durchaus fotogen. Runter zum Fuß der Fälle kann man wohl seit einiger Zeit nicht mehr gehen.

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Es ist schon etwa halb zwölf, als ich weiterfahre. Eigentlich will ich zu den Artist Paintpots, aber dann biege ich spontan noch zu den Virginia Cascades ein.

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Was für die Bäume an den Tower Falls gilt, gilt auch hier: Weniger wäre eindeutig mehr. Aber ich vermute, dass eine Petition mit dem Ziel, die Bäume rund um die Wasserfälle einfach wegzuroden, wohl wenig Erfolg hätte. Freie Sicht auf einen Fluss (den Gibbon River?) gibts dann immerhin auf der Weiterfahrt.

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Als nächstes erreiche ich dann wie geplant die Artist Paintpots, auch wenn ich erst mal in einer Schlange auf der Zufahrtsstraße auf einen Parkplatz warten muss. Einige Leute drehen genervt, aber das kann mir nur recht sein, dann kriege ich eher einen Platz. Letztlich sind es kaum mehr als fünf Minuten Wartezeit, dann steht das Auto in einer Parklücke. Alles halb so wild.

Die Paintpots hatten wir vor neun Jahren an einem kalten Morgen besucht, und es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Eindrücke sein können. Damals hat es überall gedampft, heute ist es so heiß in der Sonne, dass nur vereinzelte Dampfwolken aufsteigen. Die Gegend bietet ein buntes Potpourri an Farben, heißen Quellen, einem Geysir und Schlammtöpfen, und außerdem stimmt sie mich wunderbar auf die Gegend um den Old Faithful ein.

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Besonders gefallen mir die Schlammtöpfe.

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Hier wird gerade ein Oktopus-Alien-Baby geboren:

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Auf der Weiterfahrt zum Old Faithful, mache ich erst noch halt an der Beryl Spring. Die dampft ganz schön, aber irgendwann steht der Wind dann noch günstig für ein Foto:

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Dann komme ich an den Gibbon Falls vorbei. Es gibt zwei  View Points – und natürlich wieder ein paar überzählige Bäume.

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Während ich hier stehe und versuche, ein paar Fotos mit längerer Belichtungszeit zu machen, merke ich, wie mir die Hitze durch die Schuhsohlen dringt. Ich kann kaum noch stehen bleiben, und von oben knallt mir seit heute morgen immer wieder die Sonne auf den Kopf. Es ist jetzt drei Uhr und richtig heiß, und die Frage, ob ich noch die geplante kurze Wanderung mache oder zum Old Faithful fahre ist schnell entschieden, und so biege ich an der Madison Juction nach Westen ab. Hier wird der Verkehr dichter, und und ganz schlimm wird es im Bereich der Grand Prismatic Spring. Okay, wenn ich hierher will, dann werde ich das sicher früher am Tag machen, beschließe ich. Dann erreiche ich aber das Old Faithful Inn, checke ein und schleppe den Koffer in mein Zimmer im Westflügel. Leider handelt es sich dabei um einen motelartigen Anbau, aber das wusste ich ja vorher.

Ein oder zwei Fotos will ich noch von der hölzernen Hotelhalle machen, aber vorher stelle ich mich an, um für heute Abend im Restaurant zu reservieren, denn zur Abwechslung will ich mal was richtiges essen. Die Mitarbeiterin bei der Reservierung nennt mir zwei Alternativen: Entweder jetzt oder erst ab neun. Ab neun? Bis dahin bin ich vor Hunger gestorben, also wähle ich die „Jetzt“-Alternative und so geht’s halt um halb fünf zum Abendessen. Zum Glück sind um mich herum die Leute auch in verstaubte Tagesklamotten gekleidet, da komme ich mir an dem schön eingedeckten Tisch nicht ganz so deplaziert vor. Ich gönne mir ein Glas Riesling und nehme das Buffet, schaue mich noch ein wenig im Old Faithful Inn um und rolle schließlich zufrieden, wenn auch um 48 Dollar ärmer, ins Zimmer und lege mich eine Weile aufs Bett.

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Um sieben zieht es mich dann doch wieder raus: Zumindest den Old Faithful will ich heute noch sehen. Am Visitor Center gibt es für den Old Faithful folgende Vorhersage: 8.15 Uhr +/- 10 Minuten. Aber da steht auch, dass der Castle Geysir um 7.30 Uhr +/- 45 Minuten ausbrechen soll. Castle Geysir schlägt eindeutig Old Faithful, und außerdem ist der Castle Geysir nach dem Great Fountain Geysir mein zweitliebster Geysir. Also los, nach meiner Erinnerung liegen zwischen Old Faithful und Castle Geysir höchstens 200 Meter.

Ein paar unwesentliche Meter mehr sind es dann doch, komisch, wie in der Erinnerung Entfernungen zusammenschrumpfen. Zwischendurch sehe ich schon Dampfwolken über den Bäumen aufsteigen und habe Angst, dass ich das Spektakel verpasse. Aber nein, der Castle Geysir wartet brav, bis ich ihn erreicht und mir einen Platz gesucht habe. Und ein paar Minuten später geht die Show schon los.

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Ich bin begeistert, Geysir-Ausbruch im Abendlicht, und dann gibt’s auch noch einen Regenbogen.

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Und dann rufen ein paar Leute plötzlich „The Beehive“, und tatsächlich, in einiger Entfernung, aber noch gut sichtbar, geht der Beehive-Geysir los.

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Ein toller erster Abend hier im der Old Faithful Gegend, denke ich und will mich schon auf den Weg zum Old Faithful machen, der vielleicht noch nicht ausgebrochen ist, als der Wind dreht, und auf der anderen Seite des Castle Geysir ebenfalls ein Regenbogen erscheint. Das macht der doch nur für mich, denke ich, und kann mich kaum losreißen.

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Irgendwann mache ich mich dann aber doch auf den Weg zum Old Faithful, der heute seinem Namen keine Ehre macht, denn er ist schon eine Viertelstunde überfällig. Oder er hat extra auf mich gewartet, denn er legt los, als ich gerade ankomme. Die Sonne ist inzwischen aber untergegangen, und gegen den tollen Ausbruch eben kommt der Old Faithful nicht an.

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Trotzdem ein sehr schöner Abend, und es gibt hier ja noch so viele Geysire zu entdecken. Ich überlege, ob ich nach Sonnenuntergang noch das zuhause ehrgeizig geplante Foto-Projekt "Milchstraße hinter Geysir-Ausbruch" in Angriff nehme und einen geeigneten Geysir ansteuere, aber als mein Körper mal das Bett berührt hat, will er nicht mehr raus. Ich bin einfach hundemüde. Und morgen ist auch noch ein Tag.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Buzzmeister am 04.01.2017, 04:38 Uhr
die Schlammtopf-Fotos finde ich genial, hast Du davon vielleicht auch Videoaufnahmen gemacht??


greetz, Buzz
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: U2LS am 04.01.2017, 08:53 Uhr
Happy New Year!!!

Über die Feiertage habe ich mir mal eine "schöpferische" Pause gegönnt und daher erst heute einige Tage nachgelesen. Eine sehr schöne Zeit hast du da im Yellowstone verbracht *Neid*

Dein Schreibstil gefällt mir, er ist sehr amüsant und kurzweilig: ich bleibe dran  :D

Übrigens, die mangelnden Tiersichtungen haben einen Grund: du heißt nicht DocHoliday  :wink:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mrh400 am 04.01.2017, 08:56 Uhr
Superstarke Bilder!  :dankeschoen:
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Hier wird gerade ein Oktopus-Alien-Baby geboren:

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Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 05.01.2017, 11:47 Uhr
Ich fand die Schlammtöpfe auch klasse und habe mir dort ziemlich viel Zeit genommen und ein paar Fotoserien mit kurzen Belichtungszeiten gemacht. Man kann dann erst später sehen, ob man bloß ein paar unspektakuläre Schlamm-Spritzer oder ein Alien-Baby erwischt hat.  :wink:

Filme davon gibt's leider nicht.

Happy New Year!!!
...

Übrigens, die mangelnden Tiersichtungen haben einen Grund: du heißt nicht DocHoliday  :wink:

Ach, jetzt wird mir einiges klar: Der Doc hat mir alles weggeknipst!  :D
Auch dir ein frohes neues Jahr!

Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 05.01.2017, 19:43 Uhr
Freitag, 5. August


Heute morgen bleibe ich mal richtig lang liegen und checke erst gegen halb neun aus. Vorher versuche ich noch, zuhause anzurufen, um zu melden, dass es mir gut geht und ich bisher weder in eine Quelle gefallen, noch von einem Bär angeknabbert wurde. Internet gibt’s nicht, und mein Handy funktioniert auch nicht. Dummerweise hatte ich gestern morgen nicht daran gedacht, einfach mal in Gardiner den Handyempfang zu überprüfen. Ich frage an der Rezeption nach, aha, hier gibt’s nur einen Anbieter namens Horizon, und den kann ich anscheinend nicht anwählen. Ich frage nach dem öffentlichen Telefon, muss haufenweise Quarters tauschen, und komme dann doch nicht durch. Okay, dann werde ich heute abend nach dem Bezahl-Internet in der Snow Lodge schauen.

Erst mal fahre ich aber zur Grand Prismatic Spring. Nach dem Ansturm, den ich dort gestern nachmittag von der Straße aus miterlebt habe, kann es nicht schaden, jetzt schon dort vorbeizuschauen. Auf dem Weg dorthin gerate ich aber schon in einen Stau. Um Himmels Willen, die werden doch nicht schon hier Schlange für den Parkplatz stehen? Nein, es ist ein Bison-Stau. Der Bulle schreitet auf der Mittellinie entlang. Als er schließlich nach links ausweicht, überhole ich ihn vorsichtig, aber kaum sieht das Tier mein Auto neben sich vorbei fahren, fällt es in Galopp und senkt den Kopf zum Angriff. Mein Auto ist aber schneller, und der Bulle gibt nach ein paar Metern auf. Im Rückspiegel sehe ich dann, dass sich dasselbe Spiel mit dem nächsten Auto wiederholt. Armer Kerl, wenn der sich hier den ganzen Tag mit Autos anlegt, wird ihm bald die Puste ausgehen.

An der Grand Prismatic Spring erweist es sich als gute Idee, heute morgen schon hingefahren zu sein: Zwar gibt es schon eine kurze Warteschlange am Parkplatz, aber ich finde nach ein paar Minuten einen Platz und lenke erleichtert das Auto in die Parkbucht.

Hier an der Grand Prismatic Spring fallen mir zum ersten mal asiatische Reisegruppen auf. Vor der Reise hatte ich ja viel darüber gelesen, wie die Asiaten angeblich in den Park einfallen. Bisher hatte ich zwar schon viele Asiaten gesehen, aber erst hier tauchen sie busladungsweise auf. Die meisten sind aber unauffällig, bis auf eine Mutter, die ihre Tochter maßregelt. Ich hatte ja mal versucht, ein paar Worte chinesisch zu lernen, und das hier ist eindeutig „mà“, schimpfen, mit abfallender Tonhöhe. Was schimpfen auf chinesisch heißt, weiß ich übrigens aus dem Beispielsatz „ma ma ma ma“ = Mutter Ma schimpft mit dem Pferd. Okay, and now to something completely different, nämlich zurück zum Yellowstone.

Von der Brücke aus gibt’s erst mal hübsche Abläufe in den Fluss zu sehen.

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Dann komme ich zum Excelsior Geysir. Schon als heiße Quelle ist der atemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes. Überall steigt Dampf auf, manchmal treibt der Wind die heißen Dampfschwaden hinüber zum Boardwalk. Kaum vorzustellen, wenn der wirklich irgendwann wieder ausbricht.

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Der Star hier ist aber die Grand Prismatic Spring. Den inoffiziellen Aussichtshügel hat die Parkverwaltung dieses Jahr dicht gemacht, anscheinend wird da jetzt eine offizielle Aussichtsplattform gebaut. Aber auch der Blick von hier unten ist unglaublich. Ich kann mich kaum sattsehen, und dank des Polarisations-Filters, der die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche beseitigt, sind die Farben intensiv und leuchten wie ein Regenbogen. Dazu noch wunderbare Wolken im Himmel, ich bin begeistert.

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Es dauert ewig, bis ich mich losreißen kann. Als ich schließlich auf dem Parkplatz ankomme, warten schon genervte Autofahrer auf Parklücken, und als ich schließlich auf die Hauptstraße abbiegen will, kann ich erst mal gar nicht nach links fahren, weil die Linksabbiegerspur von einem hereindrängelnden Auto blockiert ist. Aus der westlichen Richtung staut sich hier auf der Hauptstraße schon der Verkehr, und einige stellen das Auto einfach am Straßenrand ab. Ich bin froh, dass ich so früh hier war und mache mich jetzt erst mal auf den Weg nach Westen und zum Fountain Flat Drive. Der Himmel ist heute etwas bewölkt, Wetter für eine Wanderung. Nachdem der Trailhead zu den Fairy Falls wegen der Sperrung des „Grand Prismatic Hügels“ derzeit nicht wirklich erreichbar ist, habe ich mich für den Sentinel Meadows Trail entschieden. Als ich am Parkplatz ankomme, ziehen am Auto neben mir gerade Eltern und Sohn ihre Wanderschuhe an, und ich frage, wohin sie wandern wollen. Zum Glück sind die Sentinel Meadows auch ihr Ziel, so werde ich jedenfalls nicht alleine auf dem Trail sein. Ich gehe erst mal den Hauptweg entlang, zur Ojo Caliente Quelle, die natürlich erst mal fotografiert sein will.

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Als ich dann am Trailhead stehe, nähert sich noch eine Wandergruppe von drei Leuten, und die nehmen mich gleich unter ihre Fittiche und laden mich ein, sie zu begleiten. Perfekt. Die drei kommen seit Jahren oder sogar Jahrzehnten jedes Jahr in den Yellowstone NP und kennen sich hier richtig gut aus. Ich bekomme eine richtige Führung, lerne Bison-Kacke und Bison-Fell zu erkennen, und am Flat Cone wagen wir uns sogar an die heiße Quelle heran. Das hätte ich mich alleine sicher nicht getraut. Ich lerne auch einiges darüber, wie man vor jeder Wegbiegung und vor unübersichtlichen Stellen Bären „anruft“, um sie zu warnen, wobei meine drei Wanderkollegen von einem „Hey Bear“, über „Comin' thru“ bis zu „Halleluja, brother!“ jeder einen eigenen Ruf durch die Wälder schicken.

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Wir wandern bis zur Queens Laundry und versuchen auch, uns einen Weg dorthin zu bahnen, aber die Wiesen sind nass, und wir drehen schließlich um.

Ich bin wirklich froh, dass ich mit den dreien unterwegs sein durfte, merke mir die Hiking-Tipps und mache im Gegenzug Fotos, die ich ihnen per E-mail schicken werde.

Am Trailhead trennen wir uns schließlich, und ich wage mich noch zu zwei heißen Quellen, die hier am Fluss liegen, aber nicht markiert sind.

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Das Gebiet ist viel größer, aber ich traue mich nicht weiter, denn ich kann an mehreren Stellen, die ich als sicheren Boden eingestuft hätte, winzige heißen Quellen aus dem Boden sprudeln sehen. In den Geschenkshops in den Hotels gibt’s unter anderem ein Buch zu Todesfällen im Yellowstone, und da möchte ich kein eigenes Kapitel bekommen. Mir reichen schon die schaurigen Berichte über Menschen, die Hunde retten oder nachts über heiße Quellen springen wollten und dabei umgekommen sind.

Also gehe ich schließlich zum Auto zurück und halte noch an der Maidens Grave Spring. Die Quelle heißt so, weil in dem Hotel, das früher in der Nähe stand, eine Frau an Tuberkulose gestorben war, der Name stammt also nicht von einem Badeunfall.

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Inzwischen hat es sich noch mehr zugezogen. Ich überlege erst, ob ich noch zu den Fountain Paint Pots fahren soll, aber es schieben sich immer öfter Wolken vor die Sonne, und ohne Sonne sind die heißen Quellen nur halb so schön. Also fahre ich zurück zum Old Faithful, finde mit Glück einen Parkplatz direkt an der Old Faithful Lodge und gehe jetzt um halb drei schon mal zum Check-In. Das Zimmer ist zwar noch nicht fertig, aber es ist ja auch früh. Der nette Mitarbeiter erzählt mir irgendwas von einem  Cook-Out, was ich nicht verstehe, also frage ich nach. Ist in meiner Buchung vielleicht irgendein Cook-out inbegriffen?

Nein, er erklärt mir, er sehe, dass ich für den 11. August ein Cook-Out gebucht hätte, und er könnte mir das Ticket ausdrucken. Ich bin verblüfft. Ja, ich  hatte ein Cook-Out gebucht, genauer gesagt, einen Ritt zum Cook-Out. Aber nachdem ich auf meine Reservierung nichts gehört hatte, hatte ich nachgefragt und erfahren, dass es zu meinem Termin keine Verfügbarkeit mehr gebe. Das alles erkläre ich dem Mitarbeiter, und dass ich keine Bestätigungs-E-mail bekommen hätte. Das bedauert er, aber er erklärt mir, ich sei für den 11.8. gebucht, und ob ich das denn möglich machen könnte. Ja klar! Also druckt er mir mein Ticket aus und erklärt mit auf meine Bitte genau den Treffpunkt, schließlich hatte ich alle Unterlagen nach der scheinbar erfolglosen Reservierung weggeworfen.

Bester Dinge mache ich mich auf den Weg zum Geyser Hill oberhalb des Old Faithful. Dass ich jetzt nur noch die ersten zwei heißen Quellen in vereinzelten Sonnenstrahlen bewundern kann, bevor sich die Wolkendecke ganz schließt, macht nichts, ich bin ja noch ein paar Tage hier.

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Ein bisschen bedenklich finde ich, dass sogar hier, sozusagen am Besucher-Hot-Spot des Yellowstone Parks, ein Bärenwarnschild hängt.

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Auf dem Rückweg zur Lodge kann ich zum zweiten Mal den Old Faithful ausbrechen sehen, aber weißer Dampf vor weißen Wolken wirkt leider etwas blass. Außerdem hatte ich den Ausbruch des Old Faithful insgesamt eindrucksvoller in Erinnerung. Schwächelt der Geysir oder ist es mal wieder meine Erinnerung, die sich alles passend zurechtgerückt hat?

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Ich weiß es nicht, aber ich genehmige mir noch ein paar Wraps im Cafe, sehr lecker, mit Bacon, die werde ich nochmal nehmen. Dann gehe ich mir den Schlüssel für meine Cabin abholen. Es ist eine Einzelcabin, sie steht ganz für sich und ist nicht an ein zweites Zimmer angebaut, so dass hinter allen vier Wänden die Wildnis lauert. Sehr schön.

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Erst mal will ich aber Kontakt zur Zivilisation herstellen, packe mein Laptop in den Rucksack und mache mich auf den Weg zur Snow Lodge, wo ich mir für 4,95 Dollar 1 Stunde Internet gönne und per E-mail nach Hause melde, dass ich noch lebe. Anschließend spaziere ich noch ein wenig durch den General Store und schaue, was es hier so alles gibt.

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Ich kaufe aber keinen Schlafanzug mit Bärenmotiv, sondern ein Sandwich und Nüsse für die Wanderung morgen und, ähem, eine Dose Bier. Das Bier trinke ich dann auch gleich, während ich auf den nächsten Ausbruch des Old Faithful warten, denn obwohl hier so einiges verboten ist, finde ich zumindest kein Verbot des Konsums von Alkohol in der Öffentlichkeit. Außerdem ist auf der Budweiser-Dose die Fackel der Freiheitsstatue abgebildet, da soll mal einer was dagegen sagen.

Der Old Faithful legt dann den größten Ausbruch in seiner Geschichte hin, oder wie sollten sonst die ganzen Wolken in den Himmel gekommen sein?  ;)

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Danach spaziere ich zu meiner Cabin und habe das Gefühl, jetzt erst richtig im Yellowstone angekommen zu sein. Es ist ein wenig wie Camping light, man ist zwar im Zimmer, aber trotzdem irgendwie draußen. Fünf Nächte werde ich hier bleiben, der Old Faithful ist Luftlinie keine 200 Meter entfernt. Der Wetterbericht für morgen meldet ein paar Wolken, aber das passt perfekt zu meiner gebuchten Wanderung im Pelican Valley. Und nach einem Gewitter übermorgen soll es ab Montag wieder vollsonnig werden.

Also gute Aussichten, und ich freue mich auf die nächsten Tage.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Hibis am 06.01.2017, 02:21 Uhr
Hi,
wir konnten uns den Grand prismatic 2015 noch  von oben anschauen.  Der Aufstieg
war zwar nur ein nicht offizieller Trampelpfad., aber die Aussicht von oben war einfach klasse.
Für asiatische Bustouristen war wahrscheinlich der Weg zu weit, wir haben dort nicht wirklich
viele getroffen.

Hibis
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: NähkreisSteffi am 06.01.2017, 16:24 Uhr
Wirklich tolle Bilder vom Grand Prismatic Spring. Deine Reise ist so schön entspannt, klasse Bericht.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 07.01.2017, 13:05 Uhr
Von der Grand Prismatic Spring war ich auch sehr angetan. Vor allem hatte ich Glück, dass es noch richtig sonnig war.

Ich hatte mir vorab noch im Internet als Alternative den Hügel direkt an der Straße rausgesucht. Von dort kann man nämlich über die Straße und den Excelsior Geysir auch auf die Grand Prismatic Spring schauen. Aber die Parkverwaltung hat dort auch dicht gemacht.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 07.01.2017, 13:07 Uhr
Samstag, 6. August


Ich wache früh auf und höre, wie jemand – oder etwas – um meine Cabin schleicht. Es knirscht, es poltert, das ist bestimmt ein Bär. Als ich dann aber hinaus schaue, sind es doch nur Leute, die ihr Gepäck ins Auto laden.

Dass ich von selbst früh wach geworden bin, ist ein Glück, denn als ich einen Blick aufs Handy werfen will, das ich als Wecker benutze, ist es ausgeschaltet und reagiert auf Einschaltversuche nur mit einem kurzen Vibrieren und Brummen. Ich kann nur hoffen, dass es nicht kaputt ist, sondern sich nur beim dem Versuch, ein Netz zu finden, völlig entladen hat, aber so langsam habe ich die Nase voll von technischer Ausrüstung, die mich im Stich lässt. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass das Navi sich zwischendurch tagelang nicht mehr an die Scheibe heften ließ, sondern immer nach ein paar Minuten abgefallen ist, wahrscheinlich lag das an der Hitze.

Für heute habe ich eine geführte Wanderung ins Pelican Valley gebucht. Der Trailhead ist östlich der Fishing Bridge, eine Stunde Fahrzeit soll ich nach Auskunft des Veranstalters bis dorthin veranschlagen. Das kommt mir viel vor, aber dürfte sowieso kein Problem sein, denn ich will sowieso früher wegfahren und vielleicht unterwegs noch das ein oder andere Bild machen. Irgendwie komme ich heute morgen aber nicht so richtig in die Gänge, alles dauert ewig, und erst als ich den Koffer schon zugemacht habe und der Rucksack abmarschbereit neben mir steht, merke ich bei dem Versuch, einen Gürtel anzuziehen und das Bärenspray daran zu befestigen, dass ich noch gar keine Hose anhabe. Ups.

Um zehn vor acht sitze ich endlich im Auto und fahre los. Die Straßen sind noch ziemlich leer, ich komme problemlos durch, aber die Uhr tickt, und am Parkplatz am Trailhead komme ich dann tatsächlich erst um fünf vor neun an. Dort stehen schon ein paar Autos und ein zweiter Wanderer, der die Tour gebucht hat. Um punkt neun biegt dann das Auto unserer Führerin um die Ecke, und das wars: Wir sind heute nur zu dritt. Sehr schön, ich hatte schon irgendwie befürchtet, Teil einer riesigen Gruppe zu sein. So machen sich also drei Personen mit zwei Flaschen Bärenspray auf den Weg.

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Ins Pelican Valley sollte man tunlichst nicht alleine wandern, es ist Grizzly-Gebiet. Unsere Führerin erklärt uns aber, dass ihr Chef, der die Touren organisiert, hier noch nie einen Grizzly gesehen hätte, und mit dieser beruhigenden Erkenntnis wandern wir los. Mein Mitwanderer erinnert mich schon bald sehr an Raj von der Big Bang Theory, nicht nur wegen seiner indischen Herkunft. Nur mit dem Ansprechen von Frauen hat er kein Problem, und das zeigt er ausgiebig an unserer Führerin. Ich bin zum Glück außen vor und lausche gebannt, was er erzählt. Zuerst denke ich, er sei irgendein Naturforscher, denn er erzählt unter anderem von Adlernestern und dem unterschiedlichen Verhalten der Adlerküken, aber dann finde ich heraus, dass er den Adlerküken auf Youtube folgt. Er folgt offenbar noch so einigen anderen Tieren auf Youtube, und davon berichtet er ausgiebig. Seine Brötchen verdient er als Mediziner / Biologe / Informatiker irgendwo in Kalifornien, es geht jedenfalls um Gehirnforschung, aber an diesem Punkt lassen mich meine Englischkenntnisse im Stich.

Offenbar hat er aber beschlossen, die Youtube-Welt zu verlassen, denn er berichtet, im letzten Jahr hätte er den ersten Hike seines Lebens gemacht, und auf die 10-Meilen-Wanderung heute hätte er sich mit einer 5-Meilen-Wanderung letzte Woche vorbereitet. Wie er da so läuft, mit seinem großen Rucksack, mit zwei Trinkflaschen links und rechts in den Außentaschen und einem Trinkschlauch, der aus dem Rucksack ragt, seiner Kappe mit dem angesetzten Nackenschutz und dem Fernglas und dem Fotoapparat, die vor seiner Brust baumeln, sieht er aus wie aus einem Comic entsprungen. Ein bisschen nervig ist er ja, aber so auch so ansteckend begeistert.

Die Wanderung selbst gefällt mir richtig gut. Zuerst geht es durch einen lichten Wald mit saftig grünem Gras, vorbei an angekohlten Bäumen und schließlich hinaus in die Wiesen. Unterwegs sehen wir noch eine Eule, aber leider flattert sie davon und sämtliche Versuche, sie noch einmal aufzuspüren, scheitern.

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Wir erreichen schließlich den Fluss, der sich in großen Schlingen träge durch das Tal windet.

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„Raj“ ist begeistert, denn er hat einen vermeintlichen Bald Eagle erspäht und beobachtet ihn durch sein Fernglas. Der Vogel ist so weit weg, dass man nicht einmal durchs Fernglas erkennen kann, ob er einen weißen Kopf hat, aber Raj macht aufgeregt Fotos.

Unten am Fluss legen wir schließlich eine Rast ein, ich esse mein mitgebrachtes Sandwich, die Führerin hat sich ein Stück Lachs mitgebracht, nur Raj hat offenbar nicht damit gerechnet, dass man auf seiner solchen Wanderung irgendwann rastet und etwas isst, aber zum Glück hat unsere Führerin genügend Snacks für ihn dabei. Mein Teleobjektiv bekommt nur ein wenig Futter in Form von kleinen Enten und Blüten. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir von der Tour etwas mehr Wildlife versprochen hatte, aber jetzt, mitten am Tag, ist es eigentlich kein Wunder, dass wir außer kleinen Vögeln nichts zu sehen bekommen. Unserer Führerin erklärt uns außerdem, dass es ein sehr trockenes Jahr sei. Im Winter sei wenig Schnee gefallen bzw. liegengeblieben, so dass es dann auch bei der Schneeschmelze wenig Wasser für die Flüsse gegeben hätte.

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Wir wandern noch ein Stück weiter, bis wir eine ehemalige Brücke erreichen, von der jetzt nur noch die Mitte im Fluss steht.

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Das ist der Umkehrpunkt der Wanderung, aber ob es bis hierher wirklich 5 Meilen waren? Den Rückweg – Raj stoppt die Zeit – schaffen wir jedenfalls in 1 Stunde 44  Minuten, obwohl wir kein sonderlich scharfes Tempo einschlagen. Am Parkplatz verabschieden wir uns, und ich bedanke mich für die schöne Wanderung. Während ich mein Zeug ins Auto räume, beehrt Raj die Führerin mit seiner Visitenkarte. Sie hat uns unterwegs erzählt, dass sie eine eigene Firma gründen will, um maßgeschneiderte Touren anzubieten, und vielleicht hat sie in Raj schon den ersten Kunden gefunden.

Ich mache mich auf den Rückweg und beschließe, am West Thumb Basin zu halten, wenn ich schon mal hier bin, auch wenn damit rechne, dort ewig auf einen Parkplatz zu warten. Aber komischerweise stehen hier mehrere Parklücken zur freien Auswahl. Der Himmel ist inzwischen voller Wattewolken, und es ist gar nicht so einfach, den Moment abzupassen, an dem die Sonne in die heißen Quellen scheint, und so verbringe ich viel Zeit hier. Hier im Bereich des West Thumb Basin gab es nach der letzten großen Eruption des Yellowstone-Supervulkans vor ca. 600.000 Jahren einen kleineren Ausbruch vor ca. 125.000 – 200.000 Jahren. Dieser Ausbruch hinterließ eine kleinere Caldera in der größeren Yellowstone-Caldera. Diese kleinere Caldera bildet heute eine Erweiterung des Yellowstone-Lakes im Bereich des „Daumens“, und die heißen Quellen und Fumarole setzen sich unter dem See fort.

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Wie überall im Park ändern sich auch im West Thumb Basin die geothermalen Aktivitäten im Lauf der Jahre und Jahrzehnte. Der Black Pool beispielsweise war früher von Bakterien besiedelt, die ihm eine fast schwarze Farbe gaben. Nach einem Energieschub in den 1990er Jahren starben die Bakterien ab, und heute erscheint der Pool intensiv blau.

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Bei anderen Attraktionen hat sich eher das Besuchsverhalten in den letzten Jahrzehnten geändert. Offenbar gehörte es bis 1912 zum touristischen Pflichtprogramm, vom Fishing Cone zu angeln und den Fisch an der Angel in der heißen Quelle zu kochen, oder zumindest posierte man mit Angel und Kochmütze für ein entsprechendes Foto. Heute bekäme man vermutlich Parkverbot auf Lebenszeit, wenn man sich dem Fishing Cone mit Kochmütze und Angel nähern würde.

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Danach überlege ich: Direkt zurück zum Old Faithful oder nochmal ein Stück nordwärts fahren, um von einer Parkbucht einen Blick auf ein unerschlossenes Geysir-Becken zu werfen, das ein paar Minuten vom West Thumb Basin entfernt ist? Spontan entschließe ich mich, rechts abzubiegen, was wirklich Glück ist, denn so kann ich das Auto direkt am Straßenrand parken, als ich Leute erspähe, die mit Fotoapparaten bewaffnet in den Wald spähen. Wo so viele Leute sind, muss interessantes Wildlife sein, denke ich und frage eine junge Frau, was es denn zu sehen gebe. Ein Elk, na gut, dann schaue ich mal und rechne eigentlich mit einem Weibchen, aber dann sehe ich ein Geweih, wow, was für ein Prachtexemplar!

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Ich schaffe es schließlich, ihn ganz gut vor die Linse zu bekommen, während er sich scheinbar völlig unbeeindruckt von seinen Followern durch die Landschaft grast. Vielleicht hat er auch schon einen eigenen Youtube-Kanal und weiß, was er seinen Zuschauern schuldig ist.

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Trotzdem muss ich ziemlich entsetzt feststellen, dass es Leute gibt, die sich ihm mit gezücktem Handy von hinten bis auf zwei Meter nähern - auch wenn ich gestehen muss, dass ich auch näher dran war als vorgeschrieben. In solchen Situationen geht dann doch der Jagdtrieb mit mir durch. Nach ein paar letzten Fotos lasse ich den Wapitihirsch alleine, und auch die meisten anderen Leute gehen jetzt zurück zum Auto und lassen das Tier in Ruhe weiterfressen.

Noch ein kurzer Stopp an der Straße und ein Blick aufs Pott Basin, dann fahre ich Richtung Old Faithful.

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Wow, das war ja bisher ein toller Tag, eine schöne Wanderung, heiße Quellen, Wapitis, jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Geysir-Ausbruch. Zurück am Old Faithful gehe ich also ins Visitor-Center und stelle fest, dass der Riverside-Geysir in einer Stunde ausbrechen soll, sehr schön. Inzwischen türmen sich zwar die Wolken vor der Sonne, aber vielleicht habe ich ja Glück, und die Sonne kommt wieder rechtzeitig heraus. Der Castle Geysir wird derzeit als „unpredictable“ geführt. Gut, dass ich den Ausbruch schon gesehen habe.

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Der Weg zum Riverside-Geysir zieht sich ein wenig. Spätestens jetzt habe ich die 10 Meilen von der Wanderung doch voll. Am Geysir warten schon ein paar Leute, und dann bricht der Geysir praktisch pünktlich auf die Minute um 18.25 Uhr aus. Mit der Sonne klappt es leider doch nicht so ganz.

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Auf dem Rückweg mache ich noch ein Fotos des Kegels des Grotto-Geysirs, hinter dem sich der Himmel schon schwarz färbt.

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Also lege ich lieber mal einen Zahn zu. Auf den letzten Meter vor dem Visitor-Center fängt es dann an, dicke Tropfen zu regnen, also schnell rein ins Center, und in dem „Auditorium“, einem kleinen Kinosaal, schaue ich mir dann noch den Rest des heutigen Ranger-Programms an. Es stehen Geschichten und Mythen verschiedener Indianervölker an, ein Ranger erzählt sie und zeigt dazu passende Bilder auf der Leinwand. Am besten gefällt mir ja die Story über den Chief with the tender feets, einen großen Häuptling, der wegen seiner zarten Füße immer Teppiche vor sich ausrollen ließ, bis er mit diesem System an seine Grenzen stieß, weil die Squaw seiner Wahl einfach einen unbeteppichten Weg einschlug. Also erfand sein Medizinmann mobile Fußteppiche, und voila, die Mokassins waren geboren.

Danach gönne ich mir im Haupthaus der Lodge noch einen Salat, sowas gibt’s hier also auch. Am Horizont geht die Sonne unter, und färbt die Wolken orange. Schade, dass gerade kein Geysir ausbricht, aber der Old Faithful spuckt nur ein wenig Dampf. Es sind wieder Leute hier, die geduldig auf den Ausbruch warten, und irgendwie kann ich mich auch nicht losreißen und warte auch. Gegen neun Uhr bricht er dann wirklich aus, diesmal eine Viertelstunde vor der berechneten Zeit.

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Jetzt ist aber endgültig Zeit für die Cabin. Ich hole mir noch Getränke aus dem Auto, und dann darf ich mich mit meinem blöden Handy herumärgern. Den ganzen Tag hing es am Aufladegerät, aber außer einem müden Vibirieren gibt es nichts von sich, wenn ich es einschalte. Super, anscheinend hat es seinen Akku vernichtet. Hm, vielleicht versuche ich in den nächsten Tagen mal, es im Auto anzuschließen.

Mit meinem Milchstraßen-hinter-Geysir-Foto wird es auch heute nacht nichts werden. In südwestlicher Richtung stapeln sich Wolken. Also bleibe ich in der Cabin, mache mir eine Flasche kalifornischen Weißwein auf, schreibe Reisetagebuch und sichte die Fotos des Tages.

Mal schauen, was ich morgen unternehmen werde. Der Wetterbericht war etwas gemischt. Den Wecker stellen kann ich nicht, also werde ich einfach mal schauen, wann ich morgen aufwache und wie dann der Himmel aussieht.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Buzzmeister am 07.01.2017, 20:11 Uhr
Es macht weiterhin großen Spaß von Deinen Erlebnissen zu lesen!

Tipp bzgl. Saugnäpfen: vor dem Festdrücken mit einem Tropfen Wasser oder notfalls Spucke benetzen und dann erst festdrücken. Damit hält es sehr viel länger!!


greetz, Buzz
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 08.01.2017, 12:04 Uhr
Es macht weiterhin großen Spaß von Deinen Erlebnissen zu lesen!


Danke! Schön, dass du weiter dabei bist!  :D



Tipp bzgl. Saugnäpfen: vor dem Festdrücken mit einem Tropfen Wasser oder notfalls Spucke benetzen und dann erst festdrücken. Damit hält es sehr viel länger!!


Damit habe ich mich irgendwann ehrlich gesagt auch beholfen... :oops:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Muffin am 08.01.2017, 13:44 Uhr
Schöner Reisebericht mit tollen Bildern. Danke dafür.
Dein Problem mit dem Laptop-Stecker kommt mir bekannt vor... ist mir vor Jahren in Denver so passiert. Seit dem habe ich ein US-Ladekabel für den Lappi. Gabs damals bei Radioshack.

Bin gespannt, wie es weitergeht.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 08.01.2017, 19:00 Uhr
Schöner Reisebericht mit tollen Bildern. Danke dafür.
Dein Problem mit dem Laptop-Stecker kommt mir bekannt vor... ist mir vor Jahren in Denver so passiert. Seit dem habe ich ein US-Ladekabel für den Lappi. Gabs damals bei Radioshack.

Bin gespannt, wie es weitergeht.

Ich bin ja beruhigt, dass es auch anderen auch mal so geht.

Und weiter geht es jetzt:  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 08.01.2017, 19:01 Uhr
Sonntag, 7. August


Ich wache gegen fünf Uhr auf. Hm, wenn ich ja schon mal wach bin, könnte ich ja wirklich auf frühe Fototour gehen. Ein Blick auf dem Fenster verrät: Wolken, aber im Osten anscheinend große Wolkenlücken, also los. Im ersten angedeuteten Dämmerlicht mache ich mich mit dem Auto auf den Weg zum Firehole Lake Drive, ein Tipp von Michael aus dem Forum, um dort die Bäume und Dampfschwaden in den ersten Sonnenstrahlen zu fotografieren.

Es ist eine ganz eigenartige Atmosphäre, so früh unterwegs zu sein. Überall wabern die Dampfwolken über Wiesen und Bäumen, während es ganz langsam heller wird. Auf der Fahrt sehe ich zwei oder drei andere Autos, ansonsten bin ich alleine unterwegs und genieße dieses exklusive Gefühl. Am Firehole Lake Drive bin ich auch ganz alleine. Ein paar kurze Blicke, ob sich da nicht doch ein Bär tummelt, dann hole ich das Stativ aus dem Kofferraum und suche mir einen Platz in der Nähe des White Dome Geysirs. Auf der einen Straßenseite wabern Dampfschwaden über die Wiesen, das wird sicher schön, wenn die Sonne aufgeht, und auf der anderen Seite habe ich den White Dome Geysir. Der soll ja relativ regelmäßig ausbrechen, im Schnitt alle 20 Minuten, da werde ich heute morgen sicher noch einen Ausbruch im Morgenlicht mitbekommen, denke ich mir.

Aber Flicka denkt, Gott lenkt, und leider versteckt sich die Sonne dann doch hinter den Wolken, als es Zeit für den Sonnenaufgang ist. Ein paar Fotos mache ich, aber irgendwie ist es nicht ganz das, was mir vorgeschwebt hat (ein Fotos gibts trotzdem, man möge mir die kräftige Bildbearbeitung verzeihen):

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Und der White Dome Geysir dampft heute morgen zwar ausgiebig vor sich hin, bricht aber in der Stunde, in der ich hier bin, kein einziges Mal aus. Andererseits: Ist da hinten nicht ein blasser Regenbogen zu sehen? Sieht auch schön aus, auch ohne Ausbruch.

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Trotz fehlender Sonne und fehlendem Ausbruch genieße ich es, heute morgen hier draußen zu sein. Bis dann ein anderes Auto hält und ein Asiate aussteigt, der ebenfalls mit einer Kamera bestückt ist. Was ich denn heute morgen hier mache, will er wissen, und dann erzählt er mir ausgiebig, was er mir heute morgen schon alles weggeknipst hat. Um das zu beweisen, hält er mir ungefragt sein Kameradisplay unter die Nase und fängt an, durchzuschalten. Sowas habe ich ja noch nie erlebt.

Ich warte noch 20 Minuten auf einen Ausbruch, in denen er mir ungefragt Gesellschaft leistet und mir den Park erklärt und seine Apps auf dem Handy zeigt. Damit trifft er bei mir dann doch einen wunden Punkt, schließlich habe ich im Moment nicht mal ein funktionstüchtiges Handy, und wenn ich eins hätte, hätte ich keinen Empfang. Irgendwann werden die Wolken immer dichter, und ich setze mich ins Auto und fahre zurück zur Lodge. Dort wasche ich erst mal ein paar Sachen aus und lege mich noch eine Weile hin, während es draußen zu regnen beginnt.

Gegen halb zehn scheint dann aber wieder die Sonne, also mache ich mich auf den Weg, das Upper Geyser Basin rund um den Old Faithful zu erkunden. Der bricht auch gerade aus, als ich hinkomme,  ein wunderbarer Anblick vor dem blauen Himmel.

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Ich erkundige mich nach den anderen Ausbruchszeiten und stelle fest, dass der Grand Geysir am frühen Nachmittag dran ist, das könnte ja passen. Erst mal mache ich mich aber wieder auf den Weg auf den Geyser Hill. Ein paar Fotos kann ich im schönsten Sonnenlicht machen.

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Dann werden die Wolken aber schon wieder dichter, und man kann eine dunkle Wolkenwand hinter dem Old Faithful Inn erkennen.

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Hm, ich könnte ja mal Richtung Solitary Geyser gehen und abwarten, ob es wieder regnet überlege ich und mache die ersten Schritte auf den Weg dorthin.

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Da beginnt es zu donnern, und die ersten Tropfen fallen. Hm, und jetzt? Andere Leute spazieren weiter unbeeindruckt über den Geysir Hill, dann kann man aber schon die ersten Blitze hinter dem Old Faithful Inn erkennen. Hilfe, das wird jetzt aber echt gefährlich! Ich ziehe Hut und Regenjacke an und hetze durch den beginnenden Regen über den Geysir Hill. So weit oben und ohne Bäume um mich herum komme ich mir wie eine Zielscheibe vor. Außer Atem erreiche ich schließlich den Firehole River und steuere das Hauptgebäude der Lodge an. Jetzt ist es gleich halb zwölf, Zeit für ein frühes Mittagessen, und dann werde ich mal sehen, wie das Wetter sich weiter macht.

Keine fünf Minuten nachdem ich die Lodge erreicht habe, bricht draußen das Unwetter los. Der Regen klatscht gegen die Scheiben, während ich zum Glück im Trocknen sitze und Wraps (die leckeren mit Bacon), Salat und Kuchen essen. Puh, nochmal Glück gehabt.

Und so schnell wie das Unwetter gekommen ist, kommt auch schon wieder die Sonne raus. Also los, wieder hoch zum Geysir Hill.

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Diesmal schaffe ich es endlich, den Doublet Pool im Sonnenlicht zu fotografieren, auch wenn sich schon wieder dicke Wolken über den Himmel schieben und es gar nicht so einfach ist, die Wolkenlücken abzupassen.

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Auch den Aurum Geysir, der leider nur ein wenig sprudelt, erwische ich im Sonnenlicht,

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und dann erreiche ich nach einem kurzen Weg abseits des Boardwalks den Solitary Geysir, der nicht besonders hoch ausbricht, sich dafür aber alle paar Minuten die Ehre gibt. Um wieder das Thema „überlaufener Park“ aufzugreifen: Klar standen am Doublet Pool haufenweise Leute, aber hier, 500 Meter weiter, sitze ich ganz alleine am Solitary Geysir, dabei ist der doch ausgesprochen hübsch.

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Als ich wieder auf dem Hauptweg ankomme, hat sich der Himmel schon wieder verdunkelt.

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Na, das wird schon halten, denke ich und erwische bei der Heart Spring auch tatsächlich noch ein paar kurze Wolkenlücken.

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Jetzt mache ich mich auf zum Grand Geysir, denn das berechnete Ausbruchsfenster hat schon längst begonnen. Dort sitzen schon viele wartende Leute, ich setze mich dazu und warte. Ich habe ja Zeit, die Sonne ist jetzt eh weg, da bringen Fotos von den heißen Quellen nichts. Dann wird’s aber wieder ungemütlich, man hört Donnergrollen, und irgendwo zucken wieder die ersten Blitze. Also los, zurück in irgendein Gebäude, und diesmal erreiche ich noch den Geschenkeshop der Tankstelle am Old Faithful Inn, bevor das Unwetter wieder losgeht. Hier gibt es nette handgemachte „Regenpuppen“, die langen Haare sollen den Regen symbolisieren, den die Tänzer herbeitanzen wollen. Regenpuppen passen doch zum Wetter, und schon habe ich endlich die ersten Souvenirs und Mitbringsel gekauft.

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Danach mache ich mich wieder auf den Weg zum Grand Geysir, und schon aus einiger Entfernung sehe ich die Wassersäulen.

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Ich komme noch rechtzeitig an, um die letzten Minuten des großen Spektakels mitzuerleben, das hat ja gerade noch gepasst.

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Jetzt ist auch wieder etwas mehr Sonne und blauer Himmel zu sehen, und ich spaziere weiter an heißen Quellen und blubbernden Geysiren vorbei. Die South Scalloped Spring liegt attraktiv über dem Firehole River.

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Den Beauty Pool hatte ich von meinem ersten Besuch vor neun Jahren allerdings schöner in Erinnerung. Dafür leuchtet die benachbarte Chromatic Spring umso schöner in der Sonne.

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Der Giant Geysir blubbert munter in seinem „Kegel“, macht aber natürlich keine Anstalten, gerade jetzt auszubrechen.

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Weiter führt der Weg vorbei an ein paar anderen heißen Quellen und Geysiren, dann erreiche ich den Morning Glory Pool. Benannt ist der nach den Morning Glories, Blumen, genauer gesagt blauen Winden. Heute würde der Name nicht mehr passen, der Pool sieht deutlich anders aus als in den Anfangszeiten des Nationalparks, die blaue Farbe ist völlig verschwunden. An einem Schild wird erklärt, dass die Quelle von hineingeworfenen Objekten immer mehr verstopft wird, obwohl die Parkverwaltung den Pool jährlich leert. Die Leute sind aber auch einfach zu blöd.

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So, jetzt ist es schon vier Uhr. Meinen Plan, von hier aus weiter bis zum Biscuit Basin zu laufen, hake ich ab und mache mich nur noch auf den kurzen Weg zum Sentinel Geysir direkt am Flussufer.

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Hm, und jetzt? Zurück zur Lodge? Der Riverside Geysir ist leider schon vor zwei Stunden ausgebrochen, der Daisy Geysir ist laut Schild an der Abzweigung im Moment wegen des Windes unpredictable. Ja, windig ist es heute wirklich, ich hätte heute morgen lieber doch die lange Hose anziehen sollen, und die Haare sind schon lange in einem gestrüppartigen Zustand. Eigentlich bin ich müde, aber gleichzeitig aufgekratzt, und so mache ich mich am Daisy Geysir vorbei auf den Weg Richtung Black Sand Basin. Zuerst spaziere ich durch die Wiesen.

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Dann erreiche ich die Punch Bowl Spring.

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Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Black Sand Basin. Unterwegs komme ich schon mal am Black Sand Pool vorbei, der ab und zu munter sprudelt.

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Der Weg zum Black Sand Basin zieht sich dann aber doch, und an der Einfahrt zum Parkplatz angekommen, muss man erst mal über die Hauptparkstraße spurten, denn erstaunlicherweise gibt es keinen Fußgängerüberweg, dabei ist das hier doch ein offizieller Weg.

Am Black Sand Basin treibt der scharfe Wind leider richtige Wellen über die Pools, vor allem den Sunset Lake, dessen Schönheit kaum zu erkennen ist, und für den kleinen Geysir am Flussufer steht die Sonne inzwischen falsch. Hierher werde ich morgen oder übermorgen sicher nochmal bei besserem Wetter kommen, beschließe ich.

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So, ich bin jetzt echt müde. Der Weg zurück zum Daisy Geysir zieht sich, aber immerhin werden die müden Füße ein Stück weiter am Grotto Geysir mit einem Ausbruch belohnt.

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Ein paar heiße Quellen und Geysire schaue ich mich auf dem Rückweg zur Lodge auch noch an. Der Beauty Pool sieht irgendwie schöner aus als heute vormittag, und am Grand Geysir gefallen mir die spiegeleiartigen Farben.

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Als ich am Visitorcenter ankomme, ist es schon fast sieben Uhr. Hm, einen Geysir-Ausbruch bei Abendlicht würde ich mir ja schon noch gerne anschauen. Der Great Fountain Geysir soll um 9.15 Uhr ausbrechen, der müsste schon starke „Verfrühung“ haben, um noch vor Sonnenuntergang gegen viertel nach acht loszugehen, und genausogut könnte er erst nach elf Uhr starten. Nein, das ist mir zu unsicher. Aber ich hatte gelesen, dass der Clepsydra-Geysir in den Fountain Paint Pots ständig ausbrechen soll, und der liegt in Blickrichtung Westen.

Also los: Ich kaufe mir noch für später ein Abendessen (ja, es sind wieder Wraps mit Bacon, so langsam werde ich süchtig nach den Dingern), und schon sitze ich im Auto. Dabei merke ich, wie mir die Schultern vom Rucksacktragen wehtun. Morgen werde ich es definitiv ruhiger angehen lassen, beschließe ich.

An den Fountain Paint Pots sind zwar noch ein paar Leute unterwegs, aber von ein paar lärmenden Kindern abgesehen, ist es ruhig. Ich setze mich auf den Boardwalk und warte den Sonnenuntergang ab. Der Clepsydra verhält sich jetzt nicht ganz so wie im Buch beschrieben, denn er legt immer wieder längere Pausen ein, aber gerade als sich die Sonne den Hügeln im Hintergrund nähert, geht das Spektakel dann doch los und der Geysir bricht vor der Abendsonne aus.

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In den gefühlten letzten 30 Sekunden des Ausbruchs stürmt dann noch eine asiatische Reisegrupe den Boardwalk, aber ich habe meine Fotos gemacht und trotte müde aber zufrieden zurück zum Auto. Unterwegs fällt mir noch der Mond hinter den grazilen Baumstämmen auf.

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Dann fahre ich zurück und falle in meiner Cabin erschöpft aufs Bett. Morgen bleibe ich liegen, ganz egal wann ich aufwache, beschließe ich, denn morgen abend habe ich noch Programm und werde kaum vor zehn Uhr zurück in der Lodge sein. Aber trotz Müdigkeit, schmerzenden Schultern und dem ein oder anderen Regentropfen war das ein sehr schöner Tag.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: et am 08.01.2017, 21:36 Uhr
Hallo Flicka,

bei deinen Bildern hab ich das Gefühl noch nie im Yellowstone gewesen zu sein!!!

PS: Muss einmal versuchen ein Dia vom Morning Glory Pool, bei meinem ersten Besuch im Jahr 1983, zu scannen. Denke da war es noch wirklich blau.

Danke für den tollen RB

glg Toni
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: NähkreisSteffi am 09.01.2017, 08:23 Uhr
Hallo Flicka,

wieder richtig tolle Bilder!  :respekt:

Du hast wenigstens Zeit den Yellowstone ausgiebig zu erkunden. Super!

Bis jetzt hielt es sich ja in Grenzen mit den asiatischen Freunden. Bei uns dieses Jahr Mitte Oktober im Osten Kanadas  war es ganz schön heftig, obwohl die Saison vorbei war! Schwärme aus Bussen, die rücksichtslos alles fotografiert haben, was man sich nur denken kann und dann schnell wieder weg.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Hibis am 09.01.2017, 23:52 Uhr
Hi,
danke für das schöne Bild vom Glory Morning Pool. Wir waren 3 volle Tage im Yellowstone,
Ich weiß nicht mehr genau, warum wir den vergessen haben. Er stand jedenfalls auf unserer to do Liste.
Vielleicht waren es ja auch die wie Öttinger sagt die  ........... augen, die uns auf dem Weg dorthin aufhielten.

Hibis
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 10.01.2017, 17:50 Uhr
Ich freue mich, dass ihr noch dabei seid!

Zwischendurch hatte ich Bedenken, ob so viele Tage im Yellowstone NP im Reisebericht nicht langweilig werden und habe mich gefragt, ob ich den Reisebericht überhaupt einstellen soll. Für mich war es wirklich eine wunderbare Erfahrung, den Park ohne Hektik erkunden zu können, aber beim Lesen ist man ja durchaus in der Lage, mehr Eindrücke in kurzer Zeit aufzunehmen.

Die vielbeschworenen asiatischen Reisegruppen sind mir wirklich nicht so negativ aufgefallen, wie oft berichtet wird. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich die Möglichkeit hatte, an den einzelnen Hauptsehenswürdigkeiten mehr Zeit zu verbringen und problemlos ein paar Minuten warten konnte, bis eine Reisegruppe durchmarschiert war.

Den Morning Glory Pool finde ich übrigens auch ohne blaue Farbe schön, man steht direkt davor, und auch das Gelb und Grün leuchtet wunderbar in der Sonne. Aber interessieren würde es mich schon, ob er 1983 noch anders aussah.

So, und nachher gibts den nächsten Reisetag!  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 10.01.2017, 18:42 Uhr
Montag, 8. August


Ich wache um halb sieben auf und kuschele mich erst mal tiefer unter die Decke. Es ist kalt heute morgen. Als ich mich schließlich gegen halb neun auf den Weg zum Visitor Center mache, ist der Himmel strahlend blau, und weil der Ausbruch des Old Faithful für genau jetzt angekündigt ist, geselle ich mich zu den Wartenden. Heute morgen ist der Geysir pünktlich und schickt Dampfwolken hoch hinauf. Komisch, wie unterschiedlich die Ausbrüche sind. Gestern morgen war da viel mehr Wasser und viel weniger Dampf.

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Am Visitor Center hat man leider für den Great Fountain Geysir, der mich besonders interessieren würde, keine Ausbruchsprognose. Egal, ich fahre heute morgen zum Firehole Lake Drive und schaue mal nach, was der Geysir so treibt, und dann soll auch der White Dome Geysir nochmal eine Chance bekommen.

Am Fountain Drive wabern überall noch die Dampfwolken über Felder und heiße Quellen. Ich starte an der Firehole Spring und am Surprise Pool. Was an letzterem so überraschend sein soll, erschließt sich mir irgendwie nicht.

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Danach halte ich am Great Fountain Geysir, aber da tut sich wirklich gar nichts. Sinnlos, hier stundenlang zu warten.

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Bemerkenswerter als den Geysir finde ich hier manche anderen Touristen. Eine Gruppe steigt komplett aus dem Auto aus, lässt aber den Motor laufen, während sie zum Geysir spaziert. Andere steigen nicht mal aus dem Auto aus, sie halten nicht mal das Auto an, sondern machen während der Fahrt ein paar Fotos.

Ich halte am White Dome Geysir nicht nur an, sondern steige aus und setze mich in Ermangelung einer besseren Sitzgelegenheit an den Straßenrand. Der Geysir ist vorhin ausgebrochen, als ich am Great Fountain Geysir war, er kann es also und soll es jetzt auch bitteschön tun, während ich hier sitze. Nach 35 Minuten tut er es dann auch tatsächlich, zwar nur mit einer dünnen Fontaine, aber immerhin.

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Ich halte anschließend noch am Pink Cone Geysir, soll der nicht auch alle paar Minuten ausbrechen? Nach kurzem Warten schaue ich doch in meine Unterlagen, ups, ich habe mir notiert, er würde mindestens einmal am Tag ausbrechen, da hätte ich wahrscheinlich lang warten können. Also wieder rein ins Auto und zum Firehole Lake. Bis dorthin sind es nur noch ein paar Meter, und man kann das Auto direkt am Lake parken. Einer der Geysire am Ufer hat den hübschen Namen „Young Hopeful“. Ich frage mich, worauf ein Geysir so hoffen kann, aber jedenfalls sprudelt er fröhlich vor sich hin.

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Auf der anderen Straßenseite kocht der Steady Geysir, und heißes Wasser aus all diesen Geysiren ergießt sich über kleine Bäche in einen großen dampfumwaberten Teich, den Hot Lake.

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So, kurz nach elf, am Himmel drängen sich schon wieder mehr und mehr Wolken. Bevor die Sonne weg ist, will ich nochmal ins Black Sand Basin, da war ja gestern wegen dem Wind und der tiefstehenden Sonne nicht mehr viel zu sehen. Heute begrüßt mich schon bei meiner Ankunft der fast ständig ausbrechende Cliff Geysir am Flussufer.

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Und auch woanders sprudelt es unter einem blauen Himmel.

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Die heißen Quellen sehen heute bei klarem Wetter in der Mittagssonne viel schöner aus. Das Wasser des Sunset Lakes liegt heute glatt unter der Sonne.

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Und der Emerald Pool macht seinem Namen alle Ehre und leuchtet in einem satten Grün.

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Anschließend fahre ich zurück zu meiner Cabin und mache mich zu Fuß wieder auf den Weg vorbei am Old Faithful, zum Visitor Center. Für den Riverside Geysir, den ich mir gerne nochmal bei Sonnenschein anschauen würde, gibt es keine Prognose, der Daisy Geysir soll aber um 12.15 Uhr ausbrechen. Hm, es ist zwölf, vielleicht schaffe ich den noch. Also mache ich mich auf den Weg, verpasse den Ausbruch aber knapp. Ein Blick zum Riverside Geysir: Hier tut sich nichts. Ich hatte mir von einem Ranger die Zeichen für einen bevorstehenden Ausbruch erklären lassen: Etwa zwei Stunden vor dem Ausbruch beginnt der untere Teil überzulaufen, etwa eine halbe Stunde vor dem Ausbruch der obere Teil, aber der Geysir liegt völlig unbewegt am Flussufer.

Dafür verblüfft mich der Spa Geysir. Eigentlich hatte ich ihn für eine heiße Quelle gehalten, aber während ich so da stehe und ein Foto machen will, blubbert er ein wenig und bricht dann kurz aber heftig aus.

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Außerdem komme ich auf dem Rückweg am ausbrechenden Grotto Geysir vorbei. Endlich erwische ich den auch mal in der Sonne.

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Am Daisy Geysir hängt keine neue Prognose aus, aber es ist jetzt fast halb zwei. Wenn er vor einer Stunde ausgebrochen ist und alle 90 bis 120 Minuten ausbricht, dann müsste er ja innerhalb der nächsten Stunde wieder an der Reihe sein. Ich setze mich also hin, lese ein wenig, spaziere herum, suche mir einen Platz unter einem Baum im Schatten und warte. Am Anfang tut sich gar nichts, aber nach einer halben Stunde beginnt er langsam vor sich hin zu köcheln. Ich frage zwei ankommende Wanderer, ob sie eine aktuelle Prognose haben. Haben sie, und zwar per App. Der Ausbruch ist für 14.40 Uhr vorhergesagt. Okay, ich merke schon, dass mit dieser App die Geysir-Planung hier erheblich einfacher ist.

Der Daisy Geysir lässt sich heute aber Zeit. Vielleicht liegts am Wind, jedenfalls verstreicht die Zeit, und er bricht nicht aus. Langsam werde ich doch nervös. Erstens schieben sich immer wieder Wolken vor die Sonne, und ein Stück weiter lauert schon eine richtige Wolkenfront, zweitens habe ich mir für halb vier die Umkehrzeit gesetzt, und um drei blubbert der Geysir immer noch unbeeindruckt vor sich hin. Um 15.11 Uhr geht’s dann aber doch los, und sogar die Sonne ist noch da, hurra!

Ich mache erst mal ein Foto aus der Nähe.

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Aber während der Wartezeit und beim Herumspazieren sind mir die bunten Abläufe aufgefallen, und aus dieser Perspektive wirkt der Ausbruch noch viel schöner.

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Gerade mal dreieinhalb Minuten dauert der Ausbruch, dann gibt der Daisy Geysir nur noch ein erschöpftes Dampfen von sich. Ich bin sehr zufrieden, dass ich diesen Ausbruch mitbekommen habe. Den Daisy Geysir hatte ich vorher überhaupt nicht als lohnenswert auf der Rechnung gehabt, und jetzt klettert er in der Rangliste meiner liebsten Geysire erheblich nach oben.  :)

Ich mache mich auf den Rückweg und fotografiere unterwegs noch ein wenig Landschaft und den Crested Pool, der gestern nachmittag schon im Schatten des umgebenden Geländers lag.

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Ein spätes Mittagessen in der Lodge, dann packe ich meinen Kram zusammen und mache mich auf den Weg zum Grant Village, genau gesagt zur dortigen Boat Ramp. Für heute abend habe ich nämlich eine Sunset Kayak Tour gebucht, die dort starten soll.

Als ich kurz nach halb sechs ankomme, kommt auch gerade eine Elternpaar mit Kind an. Die wirken sympathisch, sind zu dritt, ich bin alleine, und für den Fall, dass wir uns Doppel-Kayaks teilen, gucke ich mir die Frau gleich mal als Kayak-Partnerin aus. Nach und nach trudeln die anderen Teilnehmer ein, wir sind heute 17, erklärt mir einer der beiden Guides. Wir legen unsere Schwimmwesten an, schauen uns schon mal die Kayaks an und warten. Um kurz nach sechs taucht dann als eine der letzten Gruppen eine Sechsergruppe auf, bestehend aus 3 Erwachsenen und 3 Kindern, und der Wortführer kommt ohne große Umschweife auf den Punkt: Er ist hier der Boss, und die ganze Tour hat nach seinen Wünschen zu laufen. Wieso da nur 3 Einerkayaks liegen, will er gleich wissen, er habe 6 Stück bestellt. Und wann wir auf dem Wasser wären? Komische Frage für jemanden, der selber zu spät kommt, denke ich. Es kommt aber noch besser: Tourende um neun, das ist ihm zu spät, er will schließlich noch mit der Familie essen gehen.

Zum Glück reagiert der Guide professionell, täuscht Verständnis vor und erklärt, man hätte ja schließlich zwei Guides, und falls erforderlich, könnte man die Gruppe teilen. Was die Einer-Kayaks anginge: Sie hätten ja drei Kinder in der Gruppe, die nicht in Einer-Kayaks fahren sollten, deshalb hätte man sie entsprechend der Beschreibung auf der Website in 3 Doppel-Kayaks gebucht, aber man könnte ja mal schauen. Den Kindern steht, das muss ich leider sagen, die Blödheit ins Gesicht geschrieben, und die beiden Jungen stürzen sich auf Einer-Kayaks und sind auch trotz der ernsten Ermahnungen des Guides, dass das schwieriger sei als mit dem Doppel-Kayak, nicht mehr zum Rausklettern zu bewegen. Der „Boss“ steht zufrieden daneben und scheint sich zu freuen, dass seine Brut nach ihm gerät.

Ich vermute, dass zumindest zwei der Einer-Kayaks eigentlich für mich als Einzelgast und die Familienmutti gedacht waren, aber zum Glück kommt es so, wie ich es mir gewünscht habe, wir beide teilen uns nämlich ein Doppel-Kayak. Nach einer kurzen Einweisung sind wir auf dem Wasser. Ich sitze vorne, und bin darüber ganz froh. Die Kayaks haben nämlich Ruder am Heck, die man am Seil ins Wasser lassen und wieder herausziehen und mit Pedalen steuern kann, und die Anweisungen habe ich nicht ganz verstanden, aber darum kümmert sich ja nun die hinten sitzende Frau.

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Die Sonne steht schon tief und kommt kaum noch über die Baumwipfel, während wir uns auf den Weg nach Norden zum West Thumb Basin machen. Bis dahin müssen wir etwas eine Dreiviertelstunde paddeln, und die Amerikanerin hinter mir und ich finden schnell unseren Rhythmus und paddeln einträchtig vor uns hin, während ihr Ehemann von ihrem Sohn zu ständigen Spurts angetrieben wird.

Nach 20 Minuten Paddeln kommt es dann wie erwartet: Natürlich kommen die beiden Jungen mit den Einer-Kayaks nicht zurecht, und hängen weit zurück. Wir warten, und nach kurzer Beratung teilt sich die Gruppe schließlich, und einer der Guides dreht mit der Sechsergruppe um. Wunderbar, jetzt sind wir die Quälgeister los.

Anfangs gab es noch Wind und Wellen, so langsam wird das Wasser aber immer glatter. Als wir uns dem West Thumb Basin nähern, macht uns der Guide auf ein paar Bläschen an der Wasseroberfläche aufmerksam: Das sind Fumarole, die unter Wasser liegen. Und schließlich erreichen wir das West Thumb Basin und paddeln an den Cones vorbei, die im Wasser liegen, während oben auf den Board Walks die letzten Besucher zu uns hinunterschauen und Fotos von uns machen.

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Ein Stück paddeln wir über den Bereich der Boardwalks hinaus bis zu einer Stelle, wo heißes Wasser in den See läuft. Hier können wir probeweise die Hände ins Wasser halten, aber nicht zu dicht am Ufer, ermahnt uns der Guide. Wow, das hätte ich nicht gedacht, selbst ein paar Meter vom Ufer entfernt ist das Wasser noch so heißt, dass man die Hände kaum drinbehalten kann.

Während wir zurückpaddeln, geht die Sonne unter. Im Osten färben sich die Wolken langsam in ein zartes Rosa und spiegeln sich in der glatten Wasseroberfläche. Es ist wunderschön, eine fast meditative Stimmung, während wir ruhig über den See paddeln. Eigentlich gefällt mir dieser Teil des Ausflugs sogar besser als der Blick aufs West Thumb Basin. Von ein paar Enten abgesehen, die laut schnatternd vor uns flüchten, strahlt der See eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens aus, und am Ufer gehen langsam die Lichter an. Irgendwo am Strand machen Leute ein Lagerfeuer, ein paar spazieren noch am Wasser entlang.

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Leider hat uns die Sechsergruppe dann insgesamt doch so aufgehalten, dass wir erst im letzten Dämmerlicht um kurz nach neun wieder die Boat Ramp und den Strand erreichen, an dem wir abgelegt haben. Mir ist kalt, durch das ständige Wasserspritzen bin ich ziemlich nass geworden, und meine Hände sind eiskalt. Den anderen geht es auch so, so dass wir uns nach dem Anlegen – und dem Herauswuchten aus den Kayaks, fast der schwierigste Teil des Unternehmens – nur kurz verabschieden und schnell in unsere Autos verschwinden. Ich drehe die Heizung an und mache mich auf die etwa halbstündige Rückfahrt. Unterwegs wird es stockdunkel, und ich fühle mich bei dem Gedanken, dass jederzeit so ein verrücktes Bison auf die Straße laufen könnte, nicht sehr wohl. Meinen Plan, morgen vielleicht zum Sonnenuntergang hinunter in den Grand Teton Park zum Oxbow Bend zu fahren und von dort aus stundenlang wieder zum Old Faithful zurück, verwerfe ich schnell.

Als ich schließlich nach halb zehn an der Cabin ankomme, krieche ich schnell ins Bett. Morgen ist der letzte Tag am Old Faithful. Mal schauen, was dieser Tag so bringen wird.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: NähkreisSteffi am 11.01.2017, 09:51 Uhr
Hallo Flicka,

wieder ein toller Tag.

Wo hast du die Kajaktour gebucht und was hat sie gekostet?

Viele Grüße

Steffi
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Yaphi am 11.01.2017, 17:05 Uhr
Finde ich etwas seltsam, dass man eine Sonnenuntergangstour per Kajak mit seiner 6köpfigen Familie bucht und sich dann beschwert, dass man aber ja nicht so spät zurück sein könnte... Menschen gibts.
Deine Bilder von den Geysiren und Pools sind toll :)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 11.01.2017, 18:21 Uhr
Finde ich etwas seltsam, dass man eine Sonnenuntergangstour per Kajak mit seiner 6köpfigen Familie bucht und sich dann beschwert, dass man aber ja nicht so spät zurück sein könnte... Menschen gibts.


Ja, ich war auch ziemlich perplex. Wahrscheinlich haben die sich hinterher noch beschwert, dass die Tour nicht nach ihren Vorstellungen gelaufen ist.


Deine Bilder von den Geysiren und Pools sind toll :)


Danke! Ich war mit der Fotoausbeute heute auch recht zufrieden.  :D



Wo hast du die Kajaktour gebucht und was hat sie gekostet?


Ich verlinke einfach mal die Tour:
http://www.geyserkayak.com/day-trips/sunset-paddle/
Günstig ist es nicht, aber was ist schon günstig im Yellowstone-Park?
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 11.01.2017, 18:53 Uhr
Dienstag, 9. August


Heute verbringe ich den letzten Tag rund um den Old Faithful. Die meisten Geysire und heißen Quellen habe ich gesehen, das Fountain Paint Pot Basin immerhin zum Sonnenuntergang besucht, doch das Biscuit Basin fehlt mir noch, und eine kleine Wanderung würde ich gerne noch unternehmen. Da passt es doch, dass am Biscuit Basin der Weg zu den Mystic Falls beginnt.

Ich parke also gegen 9 Uhr am Biscuit Basin und sehe ein paar Autos weiter ein kleine Wandergruppe, die gerade die Schuhe schnürt. Ja, sie wollen auch zu den Mystic Falls, sehr schön, dann bin ich nicht alleine auf dem Weg und muss mir keine Sorgen wegen der Bären machen.

Der Trailhead liegt oberhalb des Biscuit Basin. Der Trail selbst ist nicht lang, 4 km sind hin und zurück zu bewältigen, man kann aber auch eine Runde zu einem Überblick gehen und so den Weg verlängern. Ich will unterwegs mal schauen, wie mir der Weg so gefällt. Anfangs bin ich etwas enttäuscht, denn der Weg ist breit und nicht mit den Pfaden zu vergleichen, die ich bisher hier gewandert bin, aber als er dann an einem Flußtal entlang führt, wird er richtig malerisch, mit saftigem Gras unter den Bäumen.

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Ich sehe ein Reh, das aber schnell flüchtet, und viele andere Wanderer und Spaziergänger. Eine Frau kommt mir in Joggingkleidung entgegen. Mit meinem Wanderschuhen und dem Bärenspray komme ich mir hier schon fast overdressed vor. Aber der Pfad wird schmaler, die Flussufer felsiger, und dann sind schließlich die Mystic Falls erreicht. Sehr schön.

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Den Anstieg zum Overlook nehme ich nicht in Angriff, sondern gehe auf dem selben Weg wieder zurück. Da stoppt mich plötzlich eine Frau. Ich soll hier mit ihr warten, da vorne wäre gerade ein Grizzly auf dem Weg gewesen. Ach du liebe Güte, mit einem Bär hatte ich jetzt bei dem Verkehr auf dem Trail gar nicht mehr gerechnet. Ihr Freund, der ein Stück weiter vorne steht, winkt uns schließlich und meint, der Bär wäre wohl runter zum Fluss gelaufen. Ein bisschen frage ich mich ja, ob sie nicht Show für mich und die entgegenkommende Familie machen, aber dann müssten sie es ja echt schwer nötig haben.

Ich schaue noch ein wenig runter in die Wiesen, sehe aber nichts, und als ich weitergehe, rufe ich lieber mal vor den Wegbiegungen „Hey Bear“ und warne entgegenkommende Wanderer. so wirklich glaube ich nicht an den Bär, aber schaden kann es ja nicht, wenn man auf der Hut ist.

Ein bisschen Wildlife gibt es dann noch, allerdings kein großes gefährliches, sondern kleines, goldiges. Ein Chipmunk sitzt unbeeindruckt auf dem Boardwalk und posiert anschließend noch ein wenig auf einem Ast als Yellowstones next Topmodel.

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Und heiße Quellen und Geysire hat das Biscuit Basin auch noch zu bieten. Am besten gefallen mir der Jewel Geysir, der alle paar Minuten eindrucksvoll ausbricht, und natürlich der wunderschöne Sapphire Pool mit seinen gelben Ausläufen.

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Anschließend schlendere ich noch ein wenig am Flussufer entlang und genieße das Gefühl, einfach Zeit vertrödeln zu können. Hätte ich vorgestern gewusst, wie schön das Wetter gestern und heute werden würde, wäre ich da nicht im Gewitter auf dem Geysir Hill unterwegs gewesen.

Eigentlich sind es nur noch zwei Geysire, die ich gerne noch sehen würde: Den Riverside Geysir, den ich bisher nur ohne Sonne gesehen habe. Und den Great Fountain Geysir, der mir bei meinem ersten Besuch hier am besten gefallen hat. Nach der Rückfahrt zur Lodge und einem Mittagessen auf einer Bank während eines Old Faithful-Ausbruchs stelle ich fest, dass ich zumindest den Riverside Geysir heute im schönsten Sonnenschein sehen kann, denn der bricht voraussichtlich um 14.30 Uhr aus, und jetzt ist es viertel nach eins. Der Great Fountain Geysir hat aber wieder eine Ausbruchsprognose für nach Sonnenuntergang um 21.45 Uhr. Egal, ich habe heute abend ja nichts vor, und vielleicht habe ich ja Glück.

Zuerst schaue ich mir aber noch ein wenig das gut gemachte Visitorcenter an, in dem einiges über Vulkane, Geysire und heiße Quellen erklärt wird. Geysire gibt es nur, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen, unter anderem Risse und Spalten im Gestein, die oben schmaler werden.

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Ein Schaubild zeigt auch die Ausbreitung der Magmakammer und die bisherigen Ausbruchsorte des Supervulkans, der unter dem Yellowstone NP liegt.

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Ich mache mich schließlich auf den Weg zum Riverside Geysir und finde noch einen Platz auf einer Bank. Der Geysir lässt schon eifrig Wasser von der unteren Terrasse sprudeln, und bald steigt Dampf auf dem Kegel. Und mit nur einer Minute Verspätung geht es dann auch los, im schönsten Sonnenschein.

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Ein wenig traurig bin ich trotzdem, denn später am Tag, wenn die Sonne tiefer steht, soll der Geysir die schönsten Regenbögen produzieren, aber na ja, so habe ich halt einen Grund, wiederzukommen.

Der Grotto-Geysir bricht zum meinem Abschied auch nochmal aus.

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Und welcher Geysir hier sein Unwesen treiben soll, habe ich leider vergessen. Na ja, er zeigt sich ja auch nicht.

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Auf dem Rückweg zur Lodge komme ich wieder an der Chromatic Spring und am Beauty Pool vorbei. Der Chromatic Spring kann ich ja nicht widerstehen, aber der Beauty Pool sieht irgendwie ungesund aus. Gerade schwimmt ein Stück der braunen Bakterienmatte langsam auf dem Wasser Richtung Poolmitte. Fast wirkt es, als würde der Pool sich häuten.

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Am Grand Geysir ist wenig los, denn der soll erst heute abend ausbrechen. Ich versuche, ein paar Details, unter anderem die weißen „Geisterbäume“ zu fotografieren. Dabei werde ich sofort angesprochen, ob ich gerade einen Bär fotografiere. Wenn jemand eine Kamera auf einen Baum richtet, statt auf einen Geysir, muss da ja einfach ein Bär sein, ist doch logisch.

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Den Abschluss meines Spaziergangs macht dann der Sawmill Geysir, der gerade ausbricht.

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Nein, natürlich macht den Abschluss dann doch der Old Faithful. Ehre wem Ehre gebührt!

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So, Zeit für eine Pause. Ich lege mich mal zwei Stunden aufs Bett und schaue mir an, was mich in der Canyon-Region so erwartet, denn dorthin werde ich morgen umziehen. Eigentlich will ich auch Postkarten schreiben und das Formular für das Cook-out übermorgen ausfüllen, aber leider ist mein einziger Kugelschreiber verschwunden. Immerhin entmülle ich noch das Auto, denn da hat sich in den letzten Tagen leider so einiges angesammelt. Beim Entmüllen finde ich dann zufällig auf der Suche nach meinem irgendwo herumfliegenden Kofferschloss das zuvor schon vermisste Benutzerhandbuch des Autos. Das liegt nämlich originalverpackt unter der Abdeckung neben dem Reserverad. Toll, da sucht man ja auch zuerst.

Um kurz nach sieben fahre ich dann mit Snacks, Getränken und meinem Kindle zum Great Fountain Geysir, um auf den Ausbruch zu warten. Dort sitzt schon eine asiatische Familie mit zwei goldigen Kindern ruhig und wartet. Ich mache schon mal ein paar Fotos zum Warmwerden, aber eigentlich ist mir jetzt schon klar: Das wird heute nix mit dem Ausbruch, denn der Great Fountain dampft zwar ein bisschen vor sich hin, aber kein Wasser sprudelt über die Terrassen. Egal, ich setze mich in Ruhe hin und lese. Ein wunderschöner Abend, auch ohne Geysir-Ausbruch.

Als die Sonne langsam untergeht, schnappe ich mir die Kamera, stelle mich an die Straße und mache ein paar Fotos von der Sonne und den Wolken, die sich langsam gelb und rot färben und sich in den Wasserbecken des Geysirs spiegeln.

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Danach warte ich noch bis kurz vor neun, aber der Geysir rührt sich nicht. Immerhin sieht der Dampf auf den Fotos doch wenigstens ein bisschen wie ein Ausbruch aus.

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Schade, aber trotzdem war es ein schöner Abend. In der Dunkelheit fahre ich zurück zur Lodge und gebe ganz besonders acht, wer oder was sich da um die Cabins bewegt: Als ich vorhin losgefahren bin, haben sich zwei Leute über einen Grizzly unterhalten, der hier irgendwo herumgeschlichen sein soll. Heute scheint der Tage der Phantombären zu sein, denn zum Glück sind nur Leute auf dem Weg zu den Waschräumen unterwegs.

Ich schreibe noch ein wenig Reisebericht und sichere die Fotos des Tages. Beim Gedanken, morgen die Cabin zu verlassen, beschleicht mich ein wenig die Wehmut. Fünf Tage habe ich hier „gewohnt“ und fühle mich schon ein bisschen daheim. Mal schauen, wie mir die Canyon Lodge gefällt.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: KarinaNYC am 12.01.2017, 09:10 Uhr
Bin gerade mal hinter hergereist. Wir waren im Juni 2015 5 Tage im Yellowstone und hin & weg.  :D
Sehr, sehr schöne Aufnahmen!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 13.01.2017, 19:42 Uhr
Bin gerade mal hinter hergereist. Wir waren im Juni 2015 5 Tage im Yellowstone und hin & weg.  :D
Sehr, sehr schöne Aufnahmen!

Na dann: Welcome back!  :D

Und hier gibts auch schon den nächsten Reisetag:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 13.01.2017, 19:46 Uhr
Mittwoch, 10. August


Ich habe schlecht geschlafen, bin trotzdem gegen halb sieben wach und arbeite mich aus dem Bett. Ein Blick aus dem Himmel zeigt: Sonne, keine Wolken, Regenbogenwetter! Zumindest wenn man weiß, wo. Also raus aus der Cabin, rein ins Auto, Schlüsselabgabe nicht vergessen, bye bye Old Faithful, welcome Canyon. Bis dahin fahre ich dann aber doch deutlich über eine Stunde und komme schließlich gegen halb neun am Artist Point an.

Ups, was ist denn hier los? Ein paar Autos stehen da, aber vor allem drei Reisebusse, die gerade große Mengen asiatischer Menschen ausspucken bzw. wieder einsaugen. Als ich den View Point erreiche, kann ich mich aber trotzdem in der äußersten Ecke häuslich einrichten und das Stativ aufbauen, auch wenn ich mich dabei etwas schuldig fühle, denn jetzt haben die Asiaten es noch schwerer, sich gegenseitig vor den Lower Falls im Hintergrund zu fotografieren. Aber außer mir ist niemand so dreist, einen wertvollen Platz mit einem Stativ zu belegen, also kommen wir dann letztlich doch gut aneinander vorbei.

Der Blick durch den Canyon auf die Lower Falls ist wirklich klasse. Hm, sind wir vor neun Jahren nicht hier gewesen oder vielleicht zur falschen Tageszeit? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass der Blick mich damals beeindruckt hätte. Aber vielleicht war ich damals schon so mit den bunten Farben der heißen Quellen übersättigt gewesen, dass mich nichts mehr beeindrucken konnte.

Dass man am Fuß der Lower Falls morgens von hier aus einen Regenbogen sehen kann, hatte ich schon vor einiger Zeit gelesen, aber Michael (danke!) hat mir die genauen Zeiten verraten, und so warte ich in Ruhe. Hm, noch nichts. Aber vielleicht da unten in der Ecke? Nein, Wunschdenken. Aber jetzt! Langsam schieben sich die Regenbogenfarben vor den Fuß des Wasserfalls. Nur ein paar Minuten kann man das Spektakel sehen, und die volle Regenbogenpracht zeigt sich kaum länger als ein paar Sekunden. Dann verschwindet die Farbpalette nach und nach, die letzten Farben verblassen und es ist, als wäre nie etwas gewesen. Aber ich habe es gesehen – und fotografiert. Cool!

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Danach mache ich noch ein paar Fotos von den bunten Canyon-Wänden. Auch die habe ich nicht so in Erinnerung, heute schwelge ich in Formen und Farben. Irgendwann muss ich mich dann aber doch von dem Artist Point trennen, ich kann ja schließlich den Asiaten nicht alles wegfotografieren.

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Als nächstes steuere ich den Parkplatz am Uncle Toms Point an. Hm, eigentlich hatte ich den Plan, morgen früh den Uncle Toms Trail zu sehen, weil dort morgens ein Regenbogen zu sehen sein soll, aber hier hängt ein offensichtlich ganz aktuelles Grizzly-Warnschild. In aller Frühe und alleine werde ich mich also definitiv nicht runtertrauen. Vielleicht ein bisschen später, wenn mehr andere Touris dabei sind.

Der Blick vom View Point in der Nähe des Parkplatzes auf die Upper Falls ist dann enttäuschend, jedenfalls im Vergleich zum Artist Point. Aber dafür gibt’s hier ein goldiges Murmeltier zu sehen, das dem Wasserfall doch glatt die Schau stiehlt.

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Okay, fast halb zwölf, ich beschließe, heute mal ein frühes Mittagessen einzuschieben und fahre ins Canyon Village. In der Cafeteria bestelle ich mir „Italian Sausages“, die mit Tomaten und Paprika serviert werden. Ich hatte mir so eine Art Tomaten-Paprika-Gemüse als Beilage vorgestellt, aber das ganze sieht dann so aus, dass ich Reis, Würste und ein wenig Tomaten-Paprika-Sauce bekomme und als Beilage Püree mit Bratensauce. Okay, die Kombination finde ich zwar merkwürdig, aber der Hunger treibts rein.

So, mein Plan sieht vor, den North Rim Drive zu nehmen, von dort aus zur Kante der Upper Falls zu spazieren und dann den Weg hinunter zur Kante der Lower Falls zu nehmen. Leider ist der Trail zu den Upper Falls aber gesperrt, also geht’s doch sofort runter zu der Kante der Lower Falls.

Hier kann man ganz tief unten am Fuß der Fälle auch einen, nein sogar zwei Regenbögen erkennen, sehr schön!

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Während ich hier stehe und fotografiere, wandern die Regenbögen höher. Wahrscheinlich könnte man den ganzen Tag hier stehen und zuschauen, wie sich der Blick verändert. Eine Weile tue ich das auch und genieße entspannt den Blick durch den Canyon. Unten kann man auch Mini-Wasserfälle erkennen, die den Rand des Canyons hinabfließen.

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Die Kante der Upper Falls steuere ich dann doch noch an, und zwar per Auto zum offiziellen View Point. Und was finde ich hier? Natürlich wieder einen Regenbogen!

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Nach einem kurzen Spazierweg erreiche ich dann auch noch die Crystal Falls, aber der Weg lohnt sich nicht wirklich. Was sich dann eigentlich auch nicht lohnt, ist der kurze Stopp auf der Weiterfahrt, als irgendein gehörntes Tier zuerst über die Straße hüpft und dann gegenüber einen Hang hinaufklettert. Ich lenke das Auto neben die Fahrbahn, aber als ich genauer schaue, ist das Tier schon verschwunden. Also weiter.

Tja, und an dieser Stelle kommt der Teil aus dem Reisebericht-Titel wieder zum tragen, der von den vielen Dellen handelt. Ich schaffe es nämlich nicht, mit dem Auto wieder unfallfrei auf den Asphalt zurückzufahren. Stattdessen gibt es plötzlich ein übles Geräusch und ich weiß: Ich habe irgendwo aufgesetzt. Sch....!

Hektisch lenke ich das Auto auf die Fahrbahn zurück. Am liebsten würde ich sofort anhalten, aber wo denn bitteschön? Etwa wieder im Schotter? Nein, ich muss mir einen richtige Parkplatz suchen. Also fahre ich weiter zum Lookout-Point am North Rim, finde zum Glück sofort einen Parkplatz und springe aus dem Auto. Aha, da vorne. ich bin mit dem metallic-blauen Frontspoiler - oder wie auch immer man so ein unnötiges Teil nennt - offenbar voll im Schotter gelandet, denn auf dem kunstvoll geformten Teil liegen noch Steine. So ein Mist! Andererseits: Besser mit dem Frontspoiler im Schotter als mit irgendwas Wichtigem.  Und gegen den Hagelschaden sind das auch nur noch Peanuts. Ich kann mir die Gesichter schon vorstellen, wenn ich das Auto mit diesen Macken zurückbringe, aber daran kann ich jetzt auch nichts ändern.

Stattdessen wandere ich ein Stück am North Rim entlang. Eigentlich wäre ich gerne weiter Richtung Observation Point gegangen, aber der Point ist gesperrt, weder die Straße noch der Trail dürfen benutzt werden. So bleibt es bei einem Spaziergang und weiteren schönen Blicken in den den Canyon.

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Anschließend checke ich in der Canyon Lodge ein und bekomme mein Zimmer in der Dunraven Lodge zugewiesen. Die liegt ziemlich weit vom Hauptgebäude zusammen mit anderen Lodge-Gebäuden im Wald.

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Und im Wald gibt’s auch wilde Tiere. In diesem Fall ein Bison, das sich gerade gemächlich über die Wiese neben dem Eingang der benachbarten Cascade Lodge frisst. Huch, das ist aber nah! Jedenfalls keine 100 Meter weg, sondern eher 20.

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Ich stehle mich mit dem Koffer durch den Eingang meiner Lodge, der einladend offen steht. Falls das Bison Lust bekommt, sich die Lodge mal von innen anzuschauen, dann kann es problemlos durch die ebenerdige Eingangstür spazieren und sogar linker Hand bequem den Fahrstuhl in die oberen Stockwerke nehmen.

Ich bringe erst mal den Koffer und mich vor dem Bison in Sicherheit und ins Zimmer. Die Lodge sieht ziemlich neu aus, sehr schön, ein totaler Gegensatz zur rustikalen Cabin, und auch die Zimmer im Westflügel des Old Faithful Inn und des Mammoth Hotels waren deutlich schlechter gewesen.

Als ich wieder herunterkomme, steht das Bison ein paar Meter vom Eingang der Cascade Lodge entfernt. Ich treffe auf eine Mitarbeiterin, der ich das Bison zeige, und sie ruft erst mal an der Rezeption an und warnt mich, bloß nicht zu nahe an das Bison zu gehen. Als ich ein wenig später meinen Kram hochgeschafft habe und aus dem Fenster schaue, steht sie aber selbst nur 10 Meter vom Bison entfernt und macht Fotos mit dem Handy. Da muss ich doch grinsen.

Kurze Zeit später taucht ein Park Ranger mit Auto auf, und ich bin gespannt, was er macht. Die Antwort: Nichts. Er fährt wieder. Aber anscheinend bezieht eine Frau Posten und passt auf, was das Bison so macht.

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Ein wenig später liegt das Bison neben der Lodge und schläft. Anscheinend fühlt es sich hier ganz wohl.

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Ich fahre erst mal zurück zum Hauptgebäude, suche mir ein Plätzchen in der Lounge, bestelle Nachos und gönne mir eine Stunde bezahltes Internet. Zugriff auf den E-mail-Account zu haben ist fast sowas wie die erste Rückkehr in die Zivilisation.

Danach fahre ich Richtung Hayden Valley, um Ausschau nach Wildlife zu halten. Zuerst sehe ich am Fluß etwas weißes und hoffe auf einen Pelikan, aber es sind Schwäne. Ein Stück weiter stehen ein paar Autos, und als ich hier aussteige, finde ich dann doch den erhofften Pelikan.

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Mehr Wildlife gibt’s für mich im Hayden Valley heute nicht zu sehen, von den allgegenwärtigen Bisons mal abgesehen, aber so eins habe ich ja quasi neben der eigenen Haustür. Zwar haben an einigen Pullouts Leute auf Campingstühlen Platz genommen und berichten von einem Wolf, aber den könnte man nur mit dem Fernrohr sehen. Ein Stück weiter gibt es anscheinend einen Bär, aber der ist mit dem bloßen Auge auch nicht zu erkennen. Als ich dann in einen Stau gerate und erst mal mindestens 10 Minuten überhaupt nichts geht, habe ich die Wahl: Weiter im Stau bleiben und hoffen, dass ganz vorne am Stauanfang das Fotoerlebnis des Jahres auf mich wartet. Oder drehen und schauen, ob ich noch was anderes finde. Weil es schon acht ist und das Fotoerlebnis des Jahres bei diesem Tempo vermutlich ohnehin in der Dunkelheit stattfinden würde, drehe ich und fahre nochmal am North Rim vorbei, denn ich will das Falkennest finden, das ich vorhin einfach nicht gesehen habe. Nach ein bisschen rumgesuche kann ich es dann doch unten auf einem Felsen erspähen. Es ist ein Falke im Nest, der gerade frisst. Durch den vergrößerten Live-View der Kamera kann man das ganz gut erkennen, aber auf den Fotos ist kaum mehr als ein Nest zu sehen. Na ja, vielleicht morgen.

Als ich nach Sonnenuntergang im Canyon Village ankomme, ist das Bison gerade auf dem Heimweg. Oder will es noch in die Cafeteria? Es spaziert jedenfalls dicht an meinem Auto vorbei Richtung Hauptgebäude.

Ich für meinen Teil verschiebe den nächsten Cafeteria-Besuch auf morgen und gehe ins Bett.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 14.01.2017, 17:42 Uhr
Donnerstag, 11. August


Ich wache wieder gegen halb sieben auf und beschließe, nochmal ins Hayden Valley zu fahren, und anschließend noch ein wenig im Canyon auf Regenbogen-Suche zu gehen – Sonnenschein vorausgesetzt. Mit dem Sonnenschein sieht es heute morgen aber noch nicht so so gut aus, heute nacht hat es geregnet, und der Himmel ist immer noch teilweise bewölkt.

Ich fahre bis hinunter zur Fishing Bridge, halte auch das ein oder andere mal an, aber was ich mit bloßem Auge sehen kann, sind nur ein paar Enten und Gänse in einiger Entfernung, und natürlich das ein oder andere Bison neben oder auf der Straße.

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An einer Parkbucht, in der sich viele Autos drängeln, will ich mir mal genauer anschauen, worauf alle so gebannt schauen. Vorne stehen Menschen mit Ferngläsern auf dem Feld, aber auch direkt in der Parkbucht haben einige ihre Stative aufgebaut. Einer zeigt mir auf dem Smartphone, das an das Fernrohr angeschlossen ist, was da zu sehen ist: Eine Wolfsfamilie bzw. die jungen Wölfe. Die Mutter hat sich schon vor einiger Zeit vom Acker gemacht, aber die Jungen sind noch da, laufen herum und spielen miteinander.

Auf dem Rückweg zur Canyon-Region besuche ich dann aber viel gefährlichere Wesen: Ich mache Halt am Drachenland, besser gesagt am Gebiet um den Mud Vulcano. Hier sind an fast jeder Quelle oder Schlammtopf gut gemachte Hinweistafeln angebracht, die auch erläutern, wie sehr sich dieses Gebiet in den letzten 100 Jahren verändert hat. Es gab Zeiten, in denen die riesigen Schlammtöpfe wie Vulkane oder Geysire regelmäßig ausgebrochen sind. Heute blubbern sie eher vor sich hin.

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Besonders gut gefällt mir die Dragon Mouth Spring. Der Name ist gut gewählt, wie ein Drachenmaul entlässt die Quelle Dampf und heißes Wasser aus ihrem Bauch.

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Boardwalks führen an den einzelnen Blubbertöpfen vorbei und hinauf in den Wald. Vor einigen Jahrzehnten lag hier alles friedlich, dann brach der Black Dragon Caldron aus und fegte den Wald hinweg.

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Heute ist es wieder friedlich, überall zwitschern kleine Vögel, die sich zumindest ab und zu auch fotografieren lassen, bevor sie wieder ihrem Tagesgeschäft nachgehen.

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Bedrohlich blubbert allerdings der Churning Caldron, der ständig kleinere Ausbrüche zeigt.

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Noch einen letzten Blick werfe ich auf den Mud Geysir, dann fahre ich zurück zum Canyon. Am North Rim will ich doch nochmal einen Blick auf das Falkennest werfen, baue das Stativ auf und beobachte das Falkenküken durch den vergrößerten Live-View der Kamera. Das Küken gibt ständig hohe Rufe von sich, wahrscheinlich hat es Hunger. Das muss doch gleich mal ein Elternvogel mit etwas Futter anrücken, finde ich. Aber das Küken ist allein zu Haus, und so langsam wird es müde. Ich kann erkennen, dass es immer wieder im Halbschlaf den Kopf sinken lässt und wieder hochschreckt, genau wie ein Mensch, wie süß. Als es windiger wird, plustert es sein Gefieder auf und duckt sich tiefer ins Nest.

Das wird heute wohl nichts mehr, denke ich, baue das Stativ ab, und prompt sehe ich einen Falken angeflogen kommen. Also schnell die Kamera in die Hand, und immerhin, man kann erkennen, dass der Falke das Nest anfliegt – und es wieder verlässt. Das Küken hat nichts bekommen, es schaut dem Elternvogel nach und piept dann wieder ungeduldig.

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Ein paar Fotos mache ich noch von den Canyon-Wänden, aber heute verdecken ständig Wolken die Sonne. Bin ich froh, dass ich gestern früh am Old Faithful gestartet bin und noch die Regenbogen-Fotos machen konnte, denn heute hätte ich damit wohl keinen Erfolg gehabt.

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Nach einem letzten Blick in den Canyon fahre ich zur Lodge, gönne mir ein Mittagessen in Form einer Reisschale mit Mais und Bohnen, Fajita-Rindfleisch und Käse, dazu eine Zimtschnecke, und schaue mich noch im Souvenirladen um, wo mir aber nichts so richtig gefallen will. Nach einer kurzen Rast im weichen Bett packe ich den nötigsten Kram reittauglich zusammen und mache mich gegen viertel nach zwei Uhr auf den Weg zur Tower-Roosevelt-Kreuzung, denn da soll um halb vier die Reittour zum Cook-Out starten. Wie üblich habe ich das Gefühl, unglaublich früh dran zu sein, und wie üblich dauert die Fahrt dann doch länger als gedacht, vor allem über den Dunraven Pass. Kurz nach drei bin ich dann aber doch bei den Corrals, wo gerade die Kutschen der vorangegangenen Tour angekommen.

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Nach einer kurzen Wartezeit bekommt unsere Gruppe die erste kurze Einweisung. Das wichtigste: Keine Fotoapparate während des Ritts. Man sei da viel zu beschäftigt damit, die Pferde im Griff zu behalten. Okay, das sehe ich ein. Zumindest für den Moment.

Gegen halb vier dürfen wir dann entscheiden, ob wir Reithelme tragen. Das mache ich natürlich. Dann bekommen wir eine weitere Einführung – keine Fotos während des Ritts, und wenn das Pferd während des Ritts fressen will, dann muss man stark an diesen Dingern namens Zügel ziehen. Hm, das klingt jetzt nicht wirklich, als wäre das eine Tour für fortgeschrittene Reiter. Ich bekomme schließlich mein Pferd zugewiesen. Ich hatte ja auf einen schneidigen gescheckten Mustang gehofft oder ein edles Quarter-Horse, aber was führt man mir zu: einen Haflinger. Super, da reise ich um den halben Globus und bekomme dann ein Pferd aus Südtirol.

Der Haflinger heißt Dopey, was ich sofort wieder vergesse. Auf die Test-Frage, welches Pferde ich reite, überlege ich: Dumpy? Gumpy? Der Wrangler gringst und fragt, ob ich vielleicht Humpty Dumpty meine. Ich erfahre, dass Dopey einer der sieben Zwerge bei Schneewittchen ist (aha, wieder was dazu gelernt), merke mir dann aber einfach "Dope". Eigentlich bin ich schon fast durch die Einweisung durch, da mache ich einen schwerwiegenden Fehler: Ich verrate auf die Frage nach meiner Reiterfahrung, dass ich ein paar Jahre geritten bin, aber mit englischer Reitweise. Böser Fehler, denn: Keine Reiterfahrung wäre völlig okay gewesen. Aber jetzt sitze ich da auf einem unschuldigen italo-amerikanischen Haflinger und traktiere ihn mit meiner europäischen Kolonialisten-Reitweise, das geht ja gar nicht. Nein, nicht die Zügel in beide Hände nehmen, große Katastrophe. Nein, die Zügel länger, man will ein großes Smile sehen. Drei Meter weiter heißt es, nein, die Zügel kürzer, sonst fängt Dopey an zu grasen.

Als Dopey und ich aus dem Corral entlassen sind, stellen wir aber fest, dass wir hervorragend miteinander klar kommen. Wie ich im Verlauf des Ritts feststelle, ist es Dopey auch völlig egal, mit wie vielen Händen man die Zügel hält oder ob man sie sich vielleicht nur über den Ellbogen hängt, weil man die Hände für was anderes benutzt.

Der Ritt zum Cook-out lässt sich wohl am besten unter der Überschrift „Wandern zu Pferde“ zusammenfassen. Wir reiten hintereinander auf einen Pferd durch schöne Landschaft, aber geritten wird nur Schritt, außer wenn Dope mal wieder etwas trödelt und ich ihn zum Leidwesen der hinter mir reitenden Frau ein paar Meter traben lasse, um wieder aufzuschließen. Mit seinen stämmigen Haflingerbeinen ist er halt nicht so flink wie die anderen Pferde. Wie gesagt, die Landschaft ist schön, Dope ist brav, meine Ellbogen-Zügelexperimente schluckt er ohne mit den Ohren zu zucken, da könnte man ja dann doch mal die kleine Unterwasserkamera rausholen. Tue ich auch, und während ich sie nach den ersten Fotos immer wieder mühsam in die Hosentasche stopfe, lasse ich sie schließlich am Sattelknauf hängen. Sehr praktisch, so ein Westernsattel mit Sattelknauf, da können sich die Herren und Damen Kolonialisten-Reiter mal eine Scheibe von abschneiden.

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Natürlich bleibt mein Treiben nicht unbemerkt von den mitreitenden Wranglern, aber erst als wir uns einer Straße nähern, werde ich ermahnt, den Fotoapparat wieder wegzupacken.

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Zwischendurch regnet es ein wenig, hört aber zum Glück bald wieder auf. Als wir den Platz des Cook-outs erreichen, bin ich doch etwas baff. Ich hatte mir ja doch irgendwie heimelige Lagerfeuerromantik vorgestellt, aber das hier hat die Dimensionen eines kleinen Volksfests. Während Dope verschnaufen darf, stelle ich mich beim Essen an und holte mir mein eigenes Futter: Salat, Puree, Bohnen, Mais, irgendwas undefinierbares, aber leckeres, in dem wohl Birnen sind und ein Steak wandern auf meinen Blechteller. Das Essen schmeckt lecker, ich komme mit meinen Tischnachbarn ins Gespräch, der Cowboy mit der Gitarre stimmt Wildwestromantiksongs an.

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Um mich herum schwärmen Menschen, die mit dem Planwagen gekommen sind, von diesem Ausflug, als wäre er ein Meilenstein ihres Lebens. Ich will ja nicht überkritisch sein, mir gefällt es auch gut, aber ich tue mich dann doch schwer damit, mich von dieser Welle der Begeisterung mitreißen zu lassen. Manchmal sind die Amerikaner mir doch ziemlich fremd. Warum muss hier eigentlich immer alles mit Superlativen belegt sein? So habe ich auch nichts dagegen, als wir nach gut eineinhalb Stunden wieder die Pferde erklettern und uns auf den Rückweg machen. Diesmal reiten wir auf direktem Weg zurück, und nach dem Überqueren der Tower-Roosevelt-Kreuzung sind wir auch schon wieder am Corral. Zum Abschluss schwören die Wrangler uns noch auf die Exklusivität des Ereignisse ein und stimmen mit uns ein "Yehaa!" an.

Müde aber zufrieden mache ich mich auf den Rückweg, kaufe mir im Geschäft an der Canyon Lodge noch ein Bier und hüpfe unter die Dusche, während ich schon merke, wie der Muskelkater durch meinen Körper kriecht. Als Abschluss für den Aufenthalt im Yellowstone war es insgesamt jedenfalls ein schöner Nachmittag und Abend. Morgen werde ich den Grand Teton NP durchqueren und dann in die Zivilisation zurückkehren und in Jackson übernachten.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 15.01.2017, 17:51 Uhr
Freitag, 12. August


Heute morgen schaffe ich es nicht aus dem Bett, jedenfalls nicht um halb sieben, als ich aufwache. Gegen halb acht wuchte ich mich unter der Decke hervor. Mein Körper fühlt sich genauso an, wie man sich halt nach einem zweistündigen Ritt fühlt, wenn man vorher jahrelang nicht geritten war. Außerdem fühle ich mich irgendwie fahrig und zittrig. Alles dauert heute morgen ewig. Die letzte Fahrt ins Lamar Valley wird also gestrichen, stattdessen checke ich gegen halb neun aus und mache mich auf den Weg nach Süden.

Im Hayden Valley gibt es wieder Phantom-Tiere und echte Bisons zu sehen, aber auch ein Wapiti, das im Fluss Wasserpflanzen frisst. Und dann trabt am gegenüberliegenden Hang ein Koyote mit Beute im Maul vorbei. Da schaut auch das Wapiti lieber mal genauer hin und lässt vorsichtshalber schon mal ein wenig Ballast ab.

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Als der Koyote schließlich im Wald verschwindet, kehrt auch bei dem Wapiti wieder Ruhe ein, und es widmet sich dem Frühstücksbuffet.

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Weiter geht die Fahrt. Nur einen Stopp gibt es noch, an den Lewis Falls.

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Und dann ist auch bald die Parkgrenze erreicht. Jetzt heißt es: Goodbye Yellowstone, hello Tetons.

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Schon heute morgen war es bewölkt, und inzwischen hat es sich immer mehr zugezogen, manchmal kommt die Sonne raus, meist liegt aber Schatten über der Landschaft, und auch auf den Bergen zeigen sich große Schatten. Ich halte trotzdem für ein paar Fotos am See und an der Colter Bay Marina und stoppe anschließend noch am Oxbow Bend.

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Ein Stück weiter südlich liegt die Cunningham Cabin, da versuche ich auch nochmal mein Fotoglück mit Bergen, Cabin und Pferden, aber die Sonne verschwindet immer länger hinter den Wolken. Der Blick über die weite Prärielandschaft mit den zerklüfteten Bergen im Hintergrund ist aber auch mit Schatten toll. Das Gebirge ist - zumindest geologisch gesehen - mit ca. 9 - 13 Millionen Jahren noch sehr jung. Auf unserer Tour 2007 waren wir entlang der Seen auf der westlichen Route Richtung Süden gefahren. Erst heute, auf der östlicheren Route, wird mir der Gegensatz zwischen der flachen Prärie und den hoch aufragenden Bergen richtig bewusst.

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Die Mormon Row, Schwabachers Landing und die kleine Kapelle will ich mir für morgen früh aufheben, jetzt fahre ich weiter nach Jackson. Irgendwie habe ich richtigen Zivilisationshunger, und die Zivilisation wirft ihre Schatten voraus: Erstens kann man hier tatsächlich 55 (!) Meilen pro Stunde fahren, ich denke erst, ich habe mich verkuckt. Dann erschrecke ich, weil schräg neben mir ein Flugzeug im Landeanflug auftaucht. Und zum ersten mal seit fast zwei Wochen hole ich auch wieder das Navi aus dem Handschuhfach.

In Jackson habe ich mich in der Virginian Lodge etwas südlich der Innenstadt einquartiert und kann netterweise jetzt um halb drei schon ins Zimmer. Hier gibt es einen Fernseher, einen Kühlschrank, einen Gefrierschrank und eine Mikrowelle, eine lärmende Klimaanlage, Mülleimer ohne Mülltrennung und – ganz wichtig – Internetzugang!

Ich haue mich erst mal aufs Bett, schalte den Fernseher an, ach ja, Olympia läuft ja schon, daran hatte ich gar nicht gedacht, und weide mich am Internetzugang. Der hat mir doch gefehlt.

Nach einer Rast fahre ich dann nach Jackson. Wie ich vorhin schon gesehen habe, findet dort eine Art Fair statt. Ich finde zum Glück schnell einen Parkplatz, löhne 5 Dollar für den Besuch der vielen Zeltstände auf der Art Fair und schaue mir an, was da so angeboten wird. Viel Schmuck, viele Fotos und Gemälde, aber auch Hängematten oder handgebaute Kanus aus tollen Hölzern. Letztere gefallen mir ja sehr gut, aber sowas lege ich mir erst zu, wenn ich mir mal ein Ferienhaus am See kaufe.

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Jackson ist so ziemlich genauso wie ich es in Erinnerung habe, eine Mischung aus Geschäften, Touranbietern, Galerien und Restaurants. Nach so viel Natur in den letzten Tagen genieße ich es richtig, mich durch die Souvernis zu wühlen. Da gibt es schon einiges, was mir gut gefällt. Anscheinend hat der Aufenthalt in der Wildnis aber auch zu einer bedenklichen Entscheidungsschwäche geführt: Ich kaufe letztlich überhaupt nichts.

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Abends esse ich der Einfachheit halber Burger und Waffle Fries im Saloon, der zur Lodge gehört.

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Einfach ist hier aber gar nix: Als ich das bestellte Bier bekomme, werde ich vor die Wahl gestellt: Entweder halte ich mir weitere Bestellungen offen, dafür muss ich aber meine Kreditkarte an der Bar hinterlegen. Oder ich bezahle jetzt sofort, bevor das Essen kommt. Ich denke zuerst, die Kellnerin will mich verarschen, so abgehalftert sehe ich wirklich nicht aus, ich habe mir doch extra für die Rückkehr in die Zivilisation ein stadttaugliches T-Shirt angezogen. Aber sie erklärt mir, heute abend hätten sie noch Live-Musik, und an solchen Abenden sei das bei ihnen üblich. Nachdem mir die Hinterlegungs-Variante eindeutig nicht gefällt, und ich auf die Variante, aufzustehen und woandershin zu gehen, auch keine Lust habe, bleibt nur die Sofortzahlung. Die leiste ich mit besagter Kreditkarte, und als die Kellnerin zurückkommt, bringt sie außer der Karte und dem Zettel zum Unterschreiben auch noch Bargeld mit. Meine Rechnung mache 15,50 Dollar, sie müssten aber mindestens 20 Dollar abbuchen, also bekäme ich hier noch 4,50 Dollar raus. Sagenhaft.

Na ja, Burger und Fries schmecken wenigstens, und weil die Live-Musik dann doch sehr lange auf sich warten lässt, gehe ich schließlich ins Zimmer zurück. Halb im Dämmerschlaf schaue ich noch ein wenig Olympia, natürlich alles aus amerikanischer Sicht, da kommen Deutsche höchstens als Beiwerk vor.

Morgen früh will ich nochmal in den Grand Teton Nationalpark, dann steht eine längere Fahrt nach Vernal an.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Gitania am 16.01.2017, 09:27 Uhr
Hallo und guten Morgen,
du warst ja richtig fleißig und ich kann am Montag morgen 3 Tage nachlesen.
Vielen Dank an dieser Stelle schon mal von mir für deinen tollen Bericht und die schönen Fotos. Ich bleib dabei und freue mich auf weitere Erlebnisse.
Wir wussten damals gar nicht, dass der Regenbogen an den Upperfalls nur zu einer bestimmten Zeit sichtbar ist. Haben halt einfach Glück gehabt und waren zur richtigen Zeit da.
Weiter so!
LG
Gitania
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: U2LS am 16.01.2017, 18:46 Uhr
Hallo,

da ich aus eigener Erfahrung weiß, welche Arbeit das Schreiben eines RB macht, gibt es wieder mal ein Lebenszeichen von mir. Wettertechnisch hat es ja im Yellowstone prima geklappt. Auf meiner persönlichen Beliebtheitsskala der Nationalparks rangiert der Yellowstone auch ziemlich weit oben.

Freue mich auf weitere Tage.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 16.01.2017, 20:29 Uhr
Hallo ihr LIeben,

schön, dass ihr noch dabei seid. Übers Wochenende habe ich mal ordentlich Tempo gemacht, denn in 12 Tagen geht es nochmal nach Japan, und bis dahin will ich euch wohlbehalten zu Hause abliefern.


Wir wussten damals gar nicht, dass der Regenbogen an den Upperfalls nur zu einer bestimmten Zeit sichtbar ist. Haben halt einfach Glück gehabt und waren zur richtigen Zeit da.


Ich muss jetzt mal überlegen, welchen Regenbogen du meinst. Der Regenbogen, auf den ich morgens gewartet hatte, war der am Fuß der Lower Falls, den man vom Artist Point aus sieht.  Der ist nur so kurz sichtbar, weil die Sonne nur kurz im richtigen Winkel auf die Wasserfälle scheint.

Ich glaube, von der Kante der Wasserfälle aus hat man bei sonnigem Wetter insgesamt ganz gute Chancen auf länger sichtbare Regenbögen, so lange man die Sonne im Rücken hat. Das ist überhaupt das Geheimnis der Regenbögen, das mir vor der Reise auch nicht ganz klar war. Man muss sich zwischen der Sonne und dem Dampf oder den Wassertröpfchen befinden, an denen sich der Regenbogen bilden kann. Nur dann kann man einen Regenbogen sehen. Bei Geysiren klappt das meistens nur morgens oder ab dem späten Nachmittag. Mitten am Tag steht die Sonne zu hoch. Dann könnte man die Regenbögen nur aus der Luft sehen.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 17.01.2017, 18:45 Uhr
Samstag, 13. August


Netterweise wacht mein Körper um halb sieben auf, auch ohne Wecker, und so bin ich zwanzig Minuten später auf dem Weg zurück in den Grand Teton Park. Die Mormon Row will ich heute auf jeden Fall besuchen und dann mal schauen, was noch so passt, denn heute will ich noch bis Vernal fahren.

Der Himmel ist klar – bis auf die Wolken im Osten, das passt natürlich gar nicht zu Fotos in der Morgensonne. Immerhin scheint die Sonne die Farmen an der Mormon Row an, aber die Berge sind teilweise von Wolken beschattet. Überhaupt ist das Licht nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Schon gestern hatte ich den Eindruck, dass es diesig ist, heute morgen ist es nicht anders. Vielleicht hängt Staub in der Luft oder es gibt irgendwo in der Nähe Waldbrände? Aber immerhin, die Wolken geben schließlich doch mehr Licht für die Berge frei, und bevor der Parkplatz an der Moulton Barn sich langsam füllt, kann ich das bekannte Motiv noch ohne herumspazierende Konkurrenzknipser ablichten.

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Weiter geht’s zu Schwabachers Landing. Dort sind schon mehr Leute unterwegs, und vor allem scheinen die Enten langsam aufzuwachen. "Little Critters", schimpft ein Konkurrenzfotograf. Ich schaffe es noch, ein paar Bilder mit glatter Wasseroberfläche zu machen, dann arbeiten sich die Enten langsam den Fluss entlang, und das Wasser kräuselt sich.

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Als letztes Ziel für heute Morgen habe ich mir die kleine Chapel of the Transfiguration ausgesucht. Die finde ich sehr pittoresk, und dazu gibts sogar schon ein wenig herbstliche Laubfärbung.

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Damit ist der Besuch im Grand Teton NP abgeschlossen. Auch auf die Gefahr, dem Park nicht gerecht zu werden: Ein bisschen eintönig ist es hier ja schon. Die Berge im Hintergrund sind ja immer die gleichen, was ändert es da schon, ob man eine Scheune oder eine Ente in den Vordergrund schiebt. Außerdem hatte der Park es in der Hand, mich für sich einzunehmen, indem er mir ein paar Elche präsentiert hätte. Die Chance hat er nicht genutzt, Pech gehabt. Ich bin jedenfalls froh, dass ich bei meinem ursprünglichen Plan geblieben bin und alle verfügbare Zeit im Yellowstone NP verbracht habe. Wenn es mich nochmal in die Berge zieht, dann wird es wieder Südtirol. Dort kann ich dann auch gleich wieder auf einem Haflinger reiten. ;-)

Zurück im Hotel skype ich noch ein wenig, dann checke ich aus und mache mich gegen viertel nach zehn auf den Weg nach Vernal. Das Navi erklärt mir, dass ich bis dahin 5 Stunden 19 Minuten brauchen werde, inklusive 6 Minuten Verzögerung, wobei ich keine Ahnung habe, welche 6 Minuten Verzögerung das Navi meint, aber vielleicht meint es die gefühlten 6 Minuten die ich brauche, um vom Hotel aus nach links auf die Hauptstraße abzubiegen. Dann ist das endlich geschafft und die Fahrt beginnt.

Ich höre eine Best of - CD von John Denver und singe eifrig bei „Country Roads“ mit, während die Country Roads mich nach Süden führen. Viele Orte liegen nicht auf der Strecke. Einer der ersten ist Hoback (wenn ich mich nicht irre) mit ein paar hundert Einwohnern, aber immerhin einer Grundschule und einem Postamt. Später komme ich nach Pinedale. Der Ort mit über 2000 Einwohnern kündigt auf einem Schild bei der Ortseinfahrt an, er biete „All the civilization you need“. Das passt mir gut, denn es ist jetzt halb zwölf und Zeit für ein frühes Mittagessen. Leider erspähe ich beim Durchfahren nichts, was mir wirklich passt, und plötzlich liegt der Ort hinter mir. Huch, schon vorbei? Okay, dann fahre ich halt 99 Meilen bis Rock Springs.

Auf dem Weg nach Rock Springs läuft zum dritten mal „Country Roads“, das geht gar nicht mehr, jetzt muss ABBA ran. Ich drehe laut auf und singe mit und komme durch einen Ort namens Farson mit ein paar Einwohnern. Am Straßenrand auf einem Feld steht ein riesiges Schild mit der Aufschrift „You could live here“, was ich eher als Drohung empfinde, aber offenbar will man mit diesem Schild das Grundstück an den Mann bringen, denn darunter steht noch eine Telefonnummer.

Gegen ein Uhr erreiche ich endlich Rock Springs und kehre kurz vor der Abbiegung auf die Interstate beim mexikanischen Schnellimbiss Taco Time ein. Frisch gestärkt und mit weiteren 2 Stunden 15 Minuten Fahrzeit vor mir nehme ich für ein paar Kilometer die Interstate nach Westen, dann geht die Fahrt weiter auf der Landstraße Richtung Süden. Die Straße ist hier ziemlich rumpelig, und die Dancing Queen geht mir inzwischen auch auf den Keks. Jetzt darf mal Kiss ran, der schräge Gesang passt besser zu ruppigen Straßen. Die Landschaft ändert sich, ich passiere den Staudamm am Flaming Gorge und kann schon mal unterschiedliche Gesteinsschichten bewundern. Inzwischen bin ich schon in Utah, und die Leute hier haben am Straßenrand informative Schilder dazu aufgestellt, auf welcher Gesteinsschicht man gerade fährt und was dort früher war, z.B. Sanddünen oder Ozeanboden oder der Boden, auf dem Raubsaurier jagten. Am besten gefällt mir ja die Humbug Formation. Ich weiß zwar nicht mehr, was dort war, aber es klingt jedenfalls, als hätte diese Gesteinsschicht lange darum kämpfen müssen, allgemein anerkannt zu werden.

Etwa 20 Minuten bevor ich Vernal erreiche will ich noch eine kleine Wanderung unternehmen, und zwar im Red Fleet State Park zu Dinosaurierfußspuren am Seeufer. Während ich mich bemühe, dieses Fotos aus dem Auto zu machen,

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hätte ich besser mal auf die Ausschilderung achten sollen (auch wenn ich bezweifele, dass es eine gab), denn ich fahre an der richtigen Abbiegung vorbei.

Ein paar Meilen weiter ist zwar eine Abzweigung zum State Park, aber zum südlichen Ufer des Sees. Als ich dort ankomme, erklärt mir die Mitarbeiterin den richtigen Weg und schickt mich wieder zurück. Die Straße führt von der Hauptstraße aus hinein in tolle Gesteinsschichten, da müssen dann gleich schon die nächsten Fotos her.

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Am Trailhead parke ich, lade zwei Flaschen Wasser ein, setze den Hut auf und wandere los. Hier ist es deutlich heißer als gestern nachmittag in Jackson, aber gerade versteckt sich die Sonne hinter Wolken, so sind die Temperaturen erträglich. Der Weg führt über Felsen und vorbei an kleinen Juniper Trees (?), und nach einer halben Stunde ist das Seeufer erreicht. Passenderweise kommt jetzt auch die Sonne wieder raus. Am Ufer sind auch andere Leute, die sind von dort, wo ich vorhin drehen musste, mit dem Kajak rübergepaddelt, das wäre ja auch ganz nett gewesen.

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Die Dinospuren finde ich zuerst überhaupt nicht, dabei zeigt eine Schautafel, wo man suchen muss, und der Wasserstand im See ist jetzt im Hochsommer auch so weit gesunken, dass man einige Spuren sehen müsste.

Dann entdecke ich aber doch den ersten, großen und tiefen Fußabdruck.

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Danach weiß ich, wie ich suchen muss und finde noch einige andere. Je mehr Zeit vergeht und je tiefer die Sonne steht, desto besser sind die Spuren auch zu erkennen.

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Gegen halb sechs mache mich auf den Rückweg und komme ganz schön ins Schwitzen, aber die Landschaft ist einfach toll, da kommt man doch gerne ein wenig außer Puste. Man kann die Gesteinsschichten erkennen, teilweise läuft man über die Gesteinsgrate. Wahrscheinlich berührt man da mit jedem Fuß mehrere hunderttausend Jahre gleichzeitig. Auch die Bäume sind äußerst fotogen.

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Trotzdem bin ich froh, als ich schließlich die Straße erreiche. Die Felsen auf der anderen Straßenseite müssen natürlich auch noch auf die Speicherkarte,

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dann mache ich mich auf die Weiterfahrt und erreiche gegen viertel vor sieben Vernal. Während des Eincheckens im Best Western Antlers erwähnt die Mitarbeiterin einen Pool. Pool? Der kommt mir jetzt gerade recht. Es ist immer noch über 90 Grad heiß, also plantsche ich fröhlich im Wasser und bekomme natürlich schnell mit, dass die Familie, die sich hier auch austobt, aus Deutschland ist. Ja, sie fahren in den Yellowstonepark erklären sie auf meine Frage, also schenke ich ihnen meinen Bärenspray.

Abends kann ich mich zu nichts mehr aufraffen, sondern schaue noch ein wenig Olympia, schreibe Reisetagebuch und helfe mir mit ein paar Snacks über den kleinen Hunger. Die mexikanische Mahlzeit heute mittag war doch ziemlich reichhaltig gewesen.

Morgen geht’s wieder aufs Wasser.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Culifrog am 18.01.2017, 19:15 Uhr
Da hat man mal ein paar Tage keine Zeit und schon ist der Yellowstone Geschichte. Die Fotos von dort sind super, ich hätte grad wieder Lust hinzufahren. Schade, dass Du für die Tiere im Grand Teton (Bären, Biber z.B) und bei Rock Springs (Wildpferde) keine Zeit hattest, aber man kann nicht überall sein. Dafür hast Du Dir ausreichend Zeit im grandiosen Yellowstone gegönnt und einiges gesehen und erlebt.

Dein Schreibstil ist sehr unterhaltsam. Bei der Stelle, wo Du ohne Hose dastandest, und das Bärenspray befestigen wolltest, musste ich laut lachen. Bin gespannt, was noch folgt :-)

Liebe Grüsse
Gaby
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 18.01.2017, 20:21 Uhr
Freut mich, dass mein Bericht wieder Lust auf den Yellowstone NP macht. Ich hätte selber auch Lust, bald wieder hinzufahren. Zuletzt hatte ich sogar mal nach Wintertouren geschaut...

Den Grand Teton NP habe ich zugegebenermaßen etwas stiefmütterlich behandelt, und der Teil bis Vernal war dann reine Transitroute, aber wie du schon schreibst, irgendwo muss man halt Abstriche machen. Irgendwie hatte ich trotzdem insgeheim auf Tiersichtungen gehofft, vor allem auf Elche im Grand Teton NP, aber da hatte ich kein Glück.

Tja, und die Sache mit der Hose kam mir in dem Moment selbst vor wie eine Slapstick-Szene.  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: NähkreisSteffi am 19.01.2017, 07:44 Uhr
 Am Straßenrand auf einem Feld steht ein riesiges Schild mit der Aufschrift „You could live here“, was ich eher als Drohung empfinde, aber offenbar will man mit diesem Schild das Grundstück an den Mann bringen, denn darunter steht noch eine Telefonnummer.

Das finde ich mindestens genauso gut!!!   :lachroll:

Wieder tolle Bilder. Weiter so.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: U2LS am 19.01.2017, 10:21 Uhr
Schade, am Red Fleet State Park bin ich damals ahnungslos vorbei gefahren; wäre mit Sicherheit einen Besuch wert gewesen.

In Vernal habe ich damals im Super 8 genächtigt, wobei genächtigt eigentlich etwas übertrieben ist. Mitten in der Nacht bin ich nämlich aufgewacht, da aus dem Nachbarzimmer eindeutige Geräusche kamen, die einfach nicht aufhören wollten. Das Pärchen hatte sich scheinbar jahrelang nicht gesehen und musste ausgerechnet in dieser Nacht  einiges nachholen ;-).

Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 19.01.2017, 18:22 Uhr
Solche "Bespaßung" hatte ich in meiner Unterkunft zum Glück nicht.  :D

Aber wir lassen uns jetzt zusammen auf der heutigen Tour bespaßen:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 19.01.2017, 18:29 Uhr
Sonntag, 14. August


Ich habe schlecht geschlafen. Eigentlich kann ich mich ja mehr oder weniger darauf verlassen, dass ich um halb sieben aufwache, aber ein Wecker wäre doch besser. Das Handy hat allen Versuchen, es wieder nachhaltig in Gang zu bringen, getrotzt, der Akku ist hinüber, und einen anderen Wecker habe ich nicht dabei. Schon im Halbschlaf fällt mir ein, dass ich ja um einen Wake-up-Call bitten könnte, aber wie das nun mal mit Dingen im Halbschlaf ist: Man fasst den Entschluss, bewegt sich aber keinen Zentimeter.

Ich wache aber auch ohne Wecker um halb sieben auf und mache mich um kurz nach acht auf den Weg zum Treffpunkt bei „Don Hatch“, mit denen ich heute einen Tour auf dem Green River im Dinosaur NM unternehmen werde. Vor ein paar Tagen habe ich per E-mail nochmal eine Erinnerung an den Trip bekommen, verbunden mit Anweisungen, dass man z.B. eine Wasserflasche mit Karabiner zum Einhaken am Boot mitbringen solle. Wer hat bitteschön zufällig eine Wasserflasche mit Karabiner zur Hand, habe ich mich gewundert, aber als ich heute morgen beim Einchecken nachfrage, winkt die Mitarbeiterin ab: Die Wasserflasche kann man auch einfach ins Boot legen.

Wir sind 19 Leute, verteilt auf 3 Boote, und nach dem Verteilen und Anpassen der Schwimmwesten und der Helme machen wir aus auf den Weg in den Rainbow Park im Dinosaur NM.

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Nach einer Dreiviertelstunde und kurz vor dem Fluss legen wir noch einen Stopp an einigen Petroglyphen ein. Sie stammen von Angehörigen der Fremont-Kultur, die hier vermutlich vom 9. bis zum 13. Jahrhundert lebten. Sie waren wohl Jäger und Sammler, bauten aber z.B. auch Mais an. Typisch sind die trapezförmigen Körper der dargestellten Menschen, oft sind auch Halsketten oder Schilde abgebildet, und man findet Darstellungen von Tieren und abstrakten Figuren.

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Was die Symbole bedeuten, kann man nur vermuten. Vielleicht - so meint jedenfalls unser Guide - stellt das Symbol links den Zusammenfluss zwischen dem Green River und dem Yampa River dar:

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Dann erreichen wir den Fluss, die Boote werden abgeladen und wir bekommen eine Sicherheitseinweisung. Wenn man über Bord gehen sollte, dann soll man die "Nose-and-Toes-Position" einnehmen, also auf dem Rücken paddeln und Kopf und Füße oben an der Wasseroberfläche. Wie der Guide uns erklärt, besteht die Gefahr, dass man mit den Füßen irgendwo unter Steinen und festgeklemmten Ästen eingeklemmt wird, wenn man versucht, zu stehen oder den Grund zu berühren, aber – so erklärt er nachvollziehbar – den Hintern hätte sich noch niemand eingeklemmt. Insgesamt ist die Sicherheitseinweisung aber wohl eher für wildere Touren gedacht - hoffe ich jedenfalls.

Und dann geht’s los. Wir klettern in die Boote, bekommen ein wenig Paddel-Unterricht und treiben langsam den Fluss hinunter, an tollen Felsformationen vorbei. Ab und zu sehen wir auch Tiere am Ufer.

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Unser Guide erklärt gut, erzählt von den verschiedenen Gesteinsschichten, berichtet von netten Anekdoten aus dem Dinosaur NM und von anderen Flüssen. Ein auf eine Fels liegender Baumstamm führt dann zum Jahr 1983. Damals gab es offenbar heftiges Hochwasser, nicht nur hier, sondern beispielsweise auch im Grand Canyon und die Flüsse flossen so schnell, dass eine Gruppe es schaffte, den Grand Canyon in nicht einmal 40 Stunden zu durchqueren. Darüber soll es ein Buch geben, Emerald Mile, das ich mir gleich mal gedanklich notiere.

Wir sind aber viel gemütlicher unterwegs. Es gibt ein paar Stromschnellen, die ein wenig Wasser ins Boot befördern, eine willkommene Abwechslung bei dem heißen Wetter, aber es ist nichts dabei, wovor man Angst haben müsste.

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Nach der halben Strecke landen wir an einem kleinen Strand an, wo es Picknick mit Sandwichs gibt. Ein paar steinbockartige Tiere tauchen plötzlich am Strand auf, sie scheinen gar keine Angst zu haben.

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Außerdem taucht auch ein Boot des National Park Services auf, und unsere Boote werden einer Kontrolle unterzogen. Ich denke ja, dass es da nur um die Sicherheits-Ausrüstung geht, aber der Guide erzählt uns später, es würde sogar die Temperatur in den Kühlboxen kontrolliert. Weil sie hier Essen anbieten, unterliegen sie denselben Bestimmungen wie Restaurants.

Wir fahren weiter, immer wieder unter tollen Felswänden entlang. Man kann sich kaum sattsehen. Der Guide erklärt dass die Dino-Knochen-Wand des Dinosaur NM nicht weit von hier entfernt liegt und wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass der Bereich unter Schutz gestellt wurde: Der Finder der ersten Knochen konnte sich keine „Schürfrechte“ in dem Bereich einräumen lassen, weil Dino-Knochen keine Bodenschätze sind.

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Dann erklärt der Guide, dass man an der Stelle, die wir gerade entlangtreiben, sehr gut schwimmen könne. Die beiden Mädchen im Boot wagen sich ins Wasser, na, das mache ich auch, denke ich, und lasse mich vorsichtig in den Fluss sinken. Es ist ein tolles Gefühl, die Felswände wirken noch gewaltiger als vom Boot aus, und es ist auch ganz nett, mal auszuprobieren, wie es sich außerhalb des Bootes so anfühlt. Obwohl der Fluss hier relativ langsam fließt und nichts passieren kann, ist es doch ein komisches Gefühl, ein Stück weit vor dem Boot den Fluss hinunterzutreiben und zu merken, dass die Strömung einen mitzieht.

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Dem Guide gelingt es dann, mich mit einem Ruck an der Schwimmweste wieder ins Boot zu ziehen – dafür bekommt er später auch ein Trinkgeld. ;-)

Die letzten Kurven, die letzten kleinen Stromschnellen, dann landen wir leider schon an der Boat Ramp an und sind bald wieder auf dem Weg nach Vernal. Das war eine tolle Tour und die Mehrtagestouren, von denen der Guide uns unterwegs erzählt hat, würden mich ja eigentlich auch reizen.

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Im Zimmer angekommen, hüpfe ich erst mal unter die Dusche und raste ein wenig auf dem Bett. Heute will ich eigentlich noch zum Fantasy Canyon, aber vorhin bei der Rückfahrt habe ich schon Wolken im Süden gesehen, und bis zum Fantasy Canyon ist es immerhin eine Stunde Fahrzeit, ganz zu schweigen davon, dass ich eigentlich nicht mit dem Ford Focus im Regen auf den Dirt Roads dort unterwegs sein will.

Gegen viertel nach fünf, früher als eigentlich geplant, mache ich mich dann doch auf den Weg. Die Wolken scheinen im Westen vorbei zu ziehen. Das Navi lotst mich brav zum programmierten Wegpunkt, der Abzweigung von der Glen Bench Road. Es ist die erste Kreuzung, an der von rechts eine asphaltierte Straße auf die Glen Bench Road mündet, und genau hier biegt man nach links auf die Dirt Road ab, die zum Fantasy Canyon führt. Netterweise ist der Weg auch wieder ausgeschildert.

Wer den Fantasy Canyon sucht: Karten der Anfahrt findet man auf einigen Seiten, z.B. auf der Seite http://www.flaminggorgecountry.com/Fantasy-Canyon , wo man auch einen kleinen Plan vom Canyon selbst findet. Außerdem kann man inzwischen auch über Google Maps bequem dorthin finden. Wenn man dort als Ziel "Fantasy Canyon Parking" eingibt, findet Google Maps sofort die "richtige" Route.


Bei der Angabe von "Fantasy Canyon" in Google Maps findet man als Alternative auch einen Weg über eine südlichere Abzweigung von der Glen Bench Road, von der ich nicht weiß, ob man sie mit normalem Pkw befahren kann.


Ich komme nach ein paar Kilometern auf der brettharten Dirtroad schließlich am Parkplatz an und steige aus. Schon nach sechs Uhr, und immer noch knallt die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Aber die Steine sind den Ausflug hierher absolut wert. Schon bei den ersten Felsen knipse ich mich fest. Kaum geht man ein paar Schritte weiter, entdeckt man wieder neue bizarre Formen. Unglaublich, dass das alles nur durch Erosion entstanden ist.

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Nach etwa einer Stunde trete ich die Rückfahrt an. Schon bevor ich wieder die asphaltierte Straße erreiche, sehe ich die ersten Pronghorns. Wenig später hopsen die nächsten über die Straße. Aber sie sind im Licht der untergehenden Sonne noch gut zu sehen. Was mir immer wieder einen neuen Schreck einjagt, sind die Selbstmörderhasen, die warten, bis das Auto sich nähert, um dann völlig irre aus dem Gras auszubrechen und über die Straße zu hetzen. Einmal überfahre ich beinahe ein kleines Hasenkind, aber es schafft es noch auf die andere Seite.

Zwischendurch wirft die Sonne dann Strahlen durch die Wolken, so dass ich dann doch mal kurz mitten auf der Straße anhalte und Fotos mache.

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Im Dämmerlicht erreiche ich schließlich wieder Vernal und kehre im Diner neben meiner Unterkunft ein. Zuerst ist das Ding gähnend leer, aber kaum hat man mich dekorativ am Fenster platziert, kommen dann doch die nächsten Gäste und die Tische füllen sich. Ich nehme mir heute mal Pasta mit Chicken und falle schließlich satt und zufrieden im Zimmer aufs Bett, schreibe noch ein wenig Reisetagebuch und bewundere die Turnerinnen beim olympischen Stufenbarrenwettbewerb.

Heute hat mich schon die Inhaberin des Bed and Breakfast in Denver kontaktiert, um mir für den Fall einer späten Ankunft den Türcode mitzuteilen. Dort werde ich übermorgen eintreffen, morgen geht es erst mal nach Fruita am Colorado National Monument. So langsam kann ich die Tage zählen, bis der Urlaub vorbei ist.

Aber noch ist es nicht soweit.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: U2LS am 20.01.2017, 12:09 Uhr
Wunderschöne Bootstour *Like* Muss ich auch mal auf meine ToDo-Liste setzen!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Simone_JJ am 21.01.2017, 15:44 Uhr
Hallo Flicka,

ich habe gerade den kompletten Yellowstone in einem Rutsch nachgelesen.
Ein toller Park!
Vielen Dank für die schönen Fotos und den lustigen Bericht (ich hoffe nur, Du hast den armen Dopey mit Deinem englisch-spießigen Gehampel nicht für alle Zeiten vermurkst  :lol:).

Viele Grüße
Simone
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 21.01.2017, 17:00 Uhr
Wunderschöne Bootstour *Like* Muss ich auch mal auf meine ToDo-Liste setzen!

Ich kann die Tour wirklich sehr empfehlen, wenn man nicht unbedingt auf wildes Rafting aus ist, sondern eine nette Bootstour mit ab und zu ein paar wilderen Stellen durch eine tolle Landschaft machen möchte.



Vielen Dank für die schönen Fotos und den lustigen Bericht (ich hoffe nur, Du hast den armen Dopey mit Deinem englisch-spießigen Gehampel nicht für alle Zeiten vermurkst  :lol:).


Ich vermute, dass Dopey als Einwandererpferd sowieso bald nach Europa zurückgeschickt wird. Andererseits hat er dieselbe Haarfarbe wie der neue Präsident, vielleicht macht er jetzt auch steile Karriere.  :wink:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 21.01.2017, 17:32 Uhr
Montag, 15. August


Als ich heute morgen aufwache, ist der Himmel bewölkt. Da hatte ich ja gestern am Fantasy Canyon wirklich noch Glück gehabt.

Heute morgen ist mir der Himmel aber erst mal egal, denn als erstes steht der Besuch im Quarry des Dinosaur NM an.

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Weil ich schon gegen halb neun dort ankomme, muss ich das Auto nicht unten am Visitor Center abstellen, sondern kann hoch bis zur Halle fahren. Dort stehen nur drei oder vier Autos, offenbar hält sich der Andrang doch in Grenzen. Ich bin auch mal gespannt, was mich hier erwartet. Eigentlich bin ich darauf eingestellt, ein paar mühsam im Gestein erkennbare kleine Knochenstücke zu sehen.

Das Gegenteil ist dann aber der Fall, schon direkt am Eingang kann nach von unten nach oben eine Wand hinaufschauen, die vor riesigen, gut herauspräparierten Knochen nur so strotzt. Ich kaufe mir für 1 Dollar eine Broschüre, um die Knochen besser einordnen zu können und spaziere selbstvergessen an der Wand entlang, zuerst unten, wo man auch Knochen anfassen darf. Dann gehe ich hinauf in die obere Etage, von der aus man einen besseren Blick auf die Wand hat. Verschiedene Dinosaurierskelette stecken in der Wand, unter anderem auch das Skelett eines Camarasaurus, von dem man auch den Schädel sieht.

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Ein paar Fotos zeigen die ersten Funde und die ersten Besucher, ein Schaubild zeigt, wo bereits Knochen gefunden und in welche Museen sie gewandert sind. Dass das Dinosaur NM in der heutigen Form existiert, ist dem Entdecker der Knochen, Earl Douglass, zu verdanken, der bereits nach wenigen Jahren die Idee hatte, der noch nicht „ausgegrabene“ Bereich solle so belassen, eingehäust und Besuchern gezeigt werden. Er selbst hatte die Knochen, die heute in der Wand zu sehen sind, nicht ausgegraben, das erfolgte erst in den folgenden Jahren, und viele Knochen sind heute noch verbogen und werden „virtuell“ ausgegraben.

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Im Quarry-Museum verbringe ich über eineinhalb Stunden, das hätte ich vorher nicht gedacht. Danach mache ich mich auf den Weg in den Teil des Dinosaur NM, der in Colorado liegt, zum Aussichtspunkte „Harpers Corner“. Dass es bis dahin eine lange Fahrerei sein würde, war mir vorher schon klar gewesen, aber die Strecke zieht sich doch wie Kaugummi. Kurz nach der Wiedereinfahrt ins Monument sind zwar ein paar attraktive Felsen zu sehen, aber dann baut sich vor mir eine graue Regenwand auf. Das Navi teilt mir mit, dass ich noch 35 Minuten fahren werde, bis ich Harpers Corner erreiche. Angesichts der vielen hundert Meilen die ich in diesem Urlaub schon gefahren bin, ist das zwar nicht viel, aber ich frage mich plötzlich, welchen Zweck es denn hat, insgesamt 70 Minuten hin und zurück zu fahren, um bei Wolken und vielleicht sogar Regen einen Blick hinunter zu werfen und dann wieder ins Auto zu steigen.

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Kurzentschlossen wird gewendet, Harpers Corner muss ohne mich klar kommen, ich fahre zurück. Zeit hätte ich eigentlich genug, aber einfach keine Lust.


Stattdessen steuere ich Richtung Süden und mein Zwischenziel, den Canyon Pintado, an. Dort gibt es Felszeichnungen indianischer Völker, manche ein paar hundert, manche über tausend Jahre alt. Bis ich dort ankomme, habe ich schon das Gefühl, dass ich der einzige Tourist bin, der jemals diese Straßen befahren hat.

Den Lookout-Point verpasse ich irgendwie, aber ein paar Meilen südlich findet sich ein Hinweisschild auf die ersten Felszeichnungen und -ritzungen. Infotafeln erklären, dass man für die Runde hier an den Felszeichnungen entlang mindestens ein bis zwei Stunden einplanen muss, ach du liebe Güte. Es st zwar bewölkt, aber trotzdem ziemlich heiß. Ich schaue auf den Plan und gehe dann entgegen der vorgeschlagenen Runde direkt zum „Sundagger“. Die Figur könnte möglicherweise hier angebracht worden sein, um bestimmte Jahreszeiten, z.B. die Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr und Herbst anzuzeigen, denn ein überhängender Felsen wirft an bestimmten Daten seinen Schatten quer über die Spiralen, aber genau weiß man es nicht.

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Dann absolviere ich doch noch die restliche Runde und stelle fest, dass der Zeitbedarf doch sehr großzügig angegeben war. Mir reicht jedenfalls eine knappe Dreiviertelstunde. Leider stelle ich bald fest, dass man hier eine eigentümliche Informationspolitik verfolgt. Statt einfach die Felszeichnungen zu erklären, werden auf den jeweiligen Infotafeln Fotos von weiteren Felszeichnungen gezeigt, die aber gar nicht hier zu sehen sind. Das merkt man aber leider erst, wenn man auf der Suche danach vergeblich die Felswände abgesucht und sich die nackten Beine im Gestrüpp zerkratzt hat.

Am nächsten Punkt gibt es nur wenige Fels“kratzungen“ zu sehen, dafür gibt es auf den Infotafeln Fotoss von dem Pferd und dem Steinbock (?), die ich eben an der anderen Stelle im Fels gesehen habe. Spätestens jetzt ist klar, dass auf den Infotafeln anderes gezeigt wird als der verwirrte Besucher in den Felsen sehen kann.

Die nächste Stelle lasse ich aus, weil man da erst mal irgendeine Gravelroad absolvieren muss, an der übernächsten fahre ich erst mal versehentlich vorbei, so dass ich an der Kokopelli-Site halte. Die Figur stellt wohl einen Flötenspieler dar und ist bei vielen Indianervölkern im Südwesten der USA bekannt.

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Ein Stück zurück an der White Birds – Site sind dann verschiedene weiße Zeichnungen und eine farbige Figur zu sehen.

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Als letztes steuere ich die „Waving Hands“ an. Ebenfalls an dieser Stelle zu finden ist der „Guardian“, eine Figur, die wohl aus einer Übergangszeit zwischen dem Barrier-Canyon-Stil und dem Fremont-Stil vor 2000 – 1500 Jahren stammt.  Aus welcher Zeit die Hände stammen, weiß ich nicht mehr, aber sie sind jedenfalls jüngeren Datums.

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Während ich mir die Zeichnungen angeschaut hatte, war es bewölkt, aber jetzt brauen sich richtig schwarze Wolken zusammen. Das Navi verrät, dass ich noch über eine Stunde Fahrzeit vor mir habe. Dann mal los, hoffentlich gerate ich nicht mitten in ein Gewitter. Die Straße führt dann in engen Kurven immer weiter nach oben, ich sehe ein Reh mit zwei Kitzen, die aber leider flüchten, und Kühe und Kälbchen am Straßenrand.

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Als ich den Douglass Pass endlich überwunden habe, wird das Wetter wieder besser, man kann im Süden sogar blauen Himmel erkennen.

Ich merke, dass ich immer müder werde. Heute bin ich irgendwie nicht fit, und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, Harpers Corner sauen zu lassen. Kurz bevor ich in Fruita ankomme merke ich schon, wie mir die Augendeckel schwer werden. Kurz nach drei komme ich schließlich in Fruita im Balanced Rock Motel an, lade mein Zeug ins Zimmer und mache mich zu Fuß auf den Weg, um im nahen Burger King etwas zu essen, denn das Schild habe ich schon von der Moteleinfahrt aus gesehen und im Auto habe ich heute ja schon einzige Zeit gesessen. Wie in den USA üblich ist man auf Fußgänger aber nicht so wirklich eingerichtet, und ich muss über zwei Straßen hüpfen, bevor ich eine Kreuzung mit Fußgängerampel erreiche. Weil man hier ja nicht so oft zu Fuß geht, ist an der Fußgängerampel auch erklärt, wie sie funktioniert und bei welchen Zeichen man stehen muss und bei welchen man gehen darf  - und nein, die Beschreibung richtet sich definitiv nicht an Kinder.

Ich esse im Burger Kind und kaufe dann im gegenüberliegenden Supermarkt noch ein paar Getränke, darunter eine sündhaft teure Flasche Perrier, etwas zu essen, nämlich ein sündhaft teures Delikatessen-Sandwich und einen sündhaft teuren griechischen Salat, dann schleppe ich meine Beute ins Zimmer und werfe mich erst mal bei voll aufgedrehter Klimaanlage aufs Bett. Hier ist es richtig heiß, drückend heiß, und im Süden über dem Colorado NM ballen sich die Wolken zusammen. Ich wasche noch eine Hose und ein Shirt, sortiere die ersten Sachen aus und bewege mich ansonsten die nächsten eineinhalb Stunden nicht mehr vom Bett.

Kurz nach sechs mache ich mich auf den Weg zum Colorado NM. Im Himmel hängen dicke Wolken, aber drüben auf der anderen Seite von Fruita liegen die Hügel in der Sonne, vielleicht wird es also doch noch was mit Fotos in Sonnenuntergangslicht. Ich halte am Fruita Canyon Overlook, wo ein Hase und ich uns gegenseitig zu Tode erschrecken, und schaue hinunter auf die Straße, die ich gerade hochgefahren bin.

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Leider zieht es sich dann aber noch mehr zu. Als ich den kurzen „Otto's Trail“ gehe, verdunkelt sich der Himmel immer mehr. Die Felsen wirken blass, und langsam kommt Wind auf.

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Inzwischen sieht es Richtung Norden schon richtig dramatisch aus.

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Also breche ich um viertel nach sieben weitere Fotoversuche ab und flüchte mich in Richtung des sicheren Autos. Es wird immer stürmischer, und ein paar Regentropfen bekomme ich auch ab. Ich bin froh, als ich schließlich wieder im Auto sitze.

Mal gespannt, wie es morgen hier aussieht. Vielleicht regnet es sich über Nacht richtig aus und ich bekomme morgen Felsen im Sonnenschein zu sehen. Wenn nicht, starte ich gleich nach Denver durch.

Heute abend verziehen das Laptop, der griechische Delikatessensalat und ich uns aber zu einer Menage à trois ins Bett.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 22.01.2017, 17:11 Uhr
Dienstag, 16. August


Als ich heute morgen mein Gepäck ins Auto lade, schaue ich mir mal die Sandspur näher an, die sich seit ein oder zwei Tagen quer über die hintere Stoßstange zieht. Als ich vorsichtige darüberkratze merke ich schnell: Das ist kein Sand. Das ist ein Riss. Er geht durch die Stoßstange durch und zieht sich quer von einer Ecke zur anderen. Da muss mir einer draufgefahren sein, so ein Mist! Der Hagelschaden, der Frontschaden vom Yellowstone Park und jetzt auch der Riss am Heck. Na ja, übermorgen werde ich das Auto abgeben und dann mal schauen, wie man auf so viele Schäden reagiert. Ich beschließe: Wenn die mir Ärger machen, dann kaufe ich die Karre halt! Jetzt checke ich erst mal aus und starte in den Tag.

Heute morgen sieht es am Himmel etwas besser aus als gestern, bloß ist das bisschen blauer Himmel irgendwo im Westen zu sehen, wo es nicht viel nützt, und im Osten versteckt sich die Morgensonne hinter Wolken. Ich fahre trotzdem wieder ins Colorado NM, vielleicht wird es ja sonniger.

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Das Visitor Center ist ganz nett gemacht, und hier finde ich immerhin John Otto, nach dem der gestrige Otto's Trail benannt ist. Aber die Sonne versteckt sich weiter.

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Ich wandere also den Rim Trail entlang, immer in der Hoffnung, dass die Wolken aufreißen, aber daraus wird leider nichts: Es bleibt bewölkt, die Felsen liegen im Schatten und statt roten Steinen sieht man nur ein mattes braun-grau. Ich versuche schließlich, wenigstens ein paar Pflanzen abzulichten.

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Am Grand View Point lege ich ein Picknick ein und lausche dabei den ruhigen Erklärungen, die eine Frau einem Besucher gibt. Sie scheint eine Rangerin zu sein oder gewesen zu sein, kennt sich jedenfalls gut hier aus und erzählt beispielsweise von John Otto, der sich so in die Gegend verliebte, dass er die Gründung des National Monuments durchsetzte und beispielsweise die Straßen im Park neu bauen ließ. Ein einfacher Mensch scheint er aber nicht gewesen zu sein, jedenfalls hat er zwar in einem der Canyons geheiratet, der deshalb heute Wedding Canyon heißt, den einfachen Wunsch seiner Frau, ein Haus für sie beide zu bauen, wollte er aber nicht erfüllen, weil er nicht in einem Haus wohnen wollte. Der Mann hatte offensichtlich Prinzipien, war aber evtl. nicht so ganz beziehungsfähig. So trennten sich die beiden wieder kurz nach der Hochzeit.

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Einen Stopp lege ich noch an den Coke Owens ein, aber auch hier wirkt alles grau-braun und trist.

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Schade, die Gegend ist schon toll, aber bei diesem verhangenen Himmel sieht auf den Fotos irgendwie alles gleich aus, und so beschließe ich, den Rest des Monuments nur noch vom Auto aus zu besichtigen, programmiere das Navi und mache mich auf den Weg Richtung Osten. Über viereinhalb Stunden habe ich bis Denver vor mir, die ersten Kilometer noch im Park, dann ein paar Kilometer in Grand Junction auf Highways – die das Navi wie auch letztes Jahr in Kanada übrigens konsequent als HaWeYpsilons bezeichnet – und dann geht es auf die Interstate Richtung Denver.

Ich bin darauf eingestellt, dass das eine öde Autobahnfahrt wird, und deshalb bin ich umso überraschter, wie abwechslungsreich die Fahrt wird. Die Interstate führt in Kurven durch canyonartige Täler, folgt dem Flussverlauf, und schließlich wird die Routenführung für etwas 15 Meilen geradezu alpin. Das macht das Fahren viel leichter, auch wenn ich mal wieder im Radio außer einem christlichen Kanal kaum etwas finde. Warum sind eigentlich immer die christlichen Kanäle die mit dem besten Empfang? Es wird ja kaum an göttlichem Einfluss liegen.

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Nach etwa drei Stunden Fahrt bin ich aber trotzdem ziemlich kaputt und lege eine Pause in einem Pizzaimbiss in Frisco ein. Hier liegt es also, das mysteriöse Frisco, das mir schon öfter in Anfänger-Routenberatungs-Threads begegnet ist, wenn von San Francisco die Rede war. Gestärkt fahre ich gegen viertel nach drei weiter, mit noch etwa eineinhalb Stunden Fahrt vor mir. Der Verkehr wird dichter, und kurz vor dem langen Johnson-Tunnel fängt es dann auch noch an zu regnen.

Etwa eine halbe Stunde vor der Ankunft biege ich dann noch für eine Stippvisite auf dem Lookout-Mountain von der Interstate ab. Wie befürchtet, ist es diesig und von Denvers Skyline kaum etwas zu erkennen. Vielleicht muss man abends hierher fahren, wenn die Lichter an sind.

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Ich schaue noch kurz an Buffalo Bills Grab vorbei. Irgendwie ist es auch ein Abschied von dem Natur-Teil der Reise, bevor es für die letzten eineinhalb Tage noch in die Stadt geht.

Das Navi ist erleichtert, dass ich ihm wieder folge. Es lotst mich schnell wieder auf die Interstate zurück und um mir zu zeigen, wie nützlich es ist, traktiert es mich ab jetzt im Minutentakt mit Alternativvorschlägen, weil die ursprünglich berechnete Route sich nun angeblich 6 Minuten verzögern würde. Ja, ich weiß, es ist fünf Uhr, Berufsverkehr, da vorne staut es sich schon, aber ich will trotzdem auf der Interstate bleiben. Endlich scheine ich die einzig mögliche Alternativroute verpasst zu haben, und das Navi gibt auf und wir vertragen uns wieder. Ein Stück weit komme ich nur noch langsam vorwärts, aber nach einer Interstate-Gabelung sind die Spuren wieder ziemlich frei und ich komme wieder gut voran. Erst in der Innenstadt wird es dann wieder zäh, und das erklärt sich bald dadurch, dass die Strecke am Coors-Stadion vorbei führt, wo heute abend die Rockies Baseball spielen. Ich hatte bei der Planung der Tour mit dem Gedanken gespielt, mir für heute abend ein Ticket zu kaufen und bin jetzt froh, dass ich das nicht gemach habe, denn das wäre echt Stress geworden.

Auf dem Weg zur Unterkunft lande ich dann versehentlich auf einer Rechtsabbiegerspur wo das Navi mich eigentlich geradeaus sehen will. Bei der Berechnung der Alternativen schwitze ich bald Blut und Wasser, denn ständig soll ich links fahren, wo ich nicht fahren darf, und kaum habe ich mich ganz links eingeordnet, will es mich dann doch nach rechts schicken. Mit wackligen Knien komme ich schließlich in einer Straße an einem Park an, und kaum denke ich mir, wie hübsch es hier ist, erklärt mir das Navi, ich hätte mein Ziel erreicht. Wie, jetzt doch schon? Ich schaue mich um, und richtig, da ist das Queen Ann Bed and Breakfast, in dem ich vor dem Ende der Reise zweimal übernachten werde.

Nach den letzten Tagen in anonymen Motelräumen bin ich hier in einem gediegenen, hübsch eingerichteten Haus gelandet. Die Inn-Keeperin, die aber nicht die Besitzerin ist, steht gerade in der riesigen Küche und backt Kuchen, während im Aufenthalts- und Frühstücksraum Gäste bei Wein und Käsehäppchen sitzen. Ich bekomme eine kurze Führung durch das Haus, hinter dem auch noch ein kleiner Garten liegt, dann zeigt sie mir das Zimmer. Sehr schön, zwar klein, aber wie beschrieben mit einem „Mural“, für sowas habe ich doch was übrig.

Ich parke das Auto hinterm Haus und muss dreimal rauf und runter laufen, bis ich schließlich (fast) alles im Zimmer habe. Das Auto sieht jetzt wieder manierlich aus, dafür sieht das Zimmer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, wie soll das bloß wieder alles in den Koffer?

Egal, ich gehe erst mal zur „Happy Hour“ runter und gönne mir ebenfalls Käse und Wein, dann noch einen erfrischenden Ingwer-Eistee und setze mich eine Weile auf die Couch. Genau das habe ich jetzt gebraucht, eine nette heimelige Unterkunft zum Wohlfühlen.

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Ein wenig später will ich noch die Stadt erkunden und marschiere los. Gegenüber im Park spielen sie Volleyball, das ist ja nett. Ich fühle mich richtig wohl hier.

Allerdings sind das Wetter und ich heute wirklich keine Freunde. Ich bin keine fünfzig Meter weit gegangen, als die ersten dicken Regentropfen herunterplatschen. Vor mir türmen sich schwarze Wolken, das gibt bestimmt gleich ein Gewitter. Während ich an einer Fußgängerampel warte, wird der Regen dichter. Hm, eigentlich wollte ich heute abend entspannt durch Denver spazieren, aber im Regen ist es mit der Entspannung nicht weit her. Ich überlege kurz, ob ich mir irgendwo ein gemütliches Pub oder etwas ähnliches suchen soll, aber ich habe keine Idee, ob es sowas in der Nähe überhaupt gibt. Andererseits habe ich es in der Unterkunft wirklich nett. Also drehe ich um, marschiere wieder zurück, unterhalte mich noch ein wenig mit anderen Gästen, die es sich neben der Haustür auf der überdachten Veranda gemütlich gemacht haben und setze mich dann mit dem Laptop auf die Couch und schreibe bei klassischer Musik E-mails und Reisetagebuch.

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Später lege ich einen Leseabend im Bett ein und hoffe darauf, dass es morgen wieder schönes Wetter wird.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mrh400 am 22.01.2017, 17:31 Uhr
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Im Queen Anne B&B waren wir 10 Jahre vorher - der seinerzeitige Seniorchef war schon deutlich über 80. Unser Zimmer (Skyline Unit) hatte zwar kein Mural, aber dasselbe Glasfenster (haben die das öfters?)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 22.01.2017, 17:42 Uhr
Das ist ja lustig. Ich habe gerade mal überlegt. Das Glasfenster war definitiv nicht in meinem Zimmer, und ich glaube, es war an einem Fenster im Treppenhaus angebracht. Entweder gabs das mehrfach oder es ist umgezogen.  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 24.01.2017, 18:11 Uhr
Mittwoch, 17. August


Ich habe mir den Radiowecker gestellt, und vermutlich weckt das Ding das ganze Haus auf, als es um 6 Uhr lautstark losgeht. Ich habe mich für die erste Frühstücksschicht von 7.15 bis 8.15 Uhr eingetragen, schließlich will ich am letzten Urlaubstag in Denver volles Programm machen. Davor muss ich allerdings noch eine kleine Widrigkeit meistern: Weil die Reiseadapter nicht in den wackligen Steckdosen halten, muss ich den Föhn der Unterkunft benutzen, der ein nur 60 cm langes Kabel hat und am Ende eines 60 cm breiten Waschtischs etwa in Bauchnabelhöhe in die Steckdose eingesteckt werden muss – die anderen Steckdosen im Zimmer liegen knapp über Fußbodenhöhe. So wird das morgendliche Haareföhnen zur Frühgymnastik.

Zum Frühstück gibt es heute morgen Waffeln mit Erdbeeren, Blaubeeren und Bananen, sehr lecker. Ich komme dabei noch mit Cindy und Tom ins Gespräch, zwei Gästen, die offenbar Baseballbegeisert sind und um beim gestrigen Spiel der Rockies im Coors-Stadium waren. Heute ist wieder ein Spiel, und da gehe ich auch hin. Ob ich denn ein Ticket hätte, will Tom wissen, ja, das  habe ich schon von zuhause im Internet gekauft, berichte ich.

Ein Blick nach draußen macht Laune: Blauer Himmel, strahlendes Wetter, klasse!

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Ich packe meinen Kram zusammen und mache mich dann auf den Weg zum State Capitol, wo ich gegen halb neun ankomme und fest entschlossen bin, an einer Führung teilzunehmen.

Satz mit X, war wohl nix, geöffnet haben sie zwar schon ab halb acht, Führungen gibt es aber erst ab 10. So viel Zeit kann ich hier wirklich nicht totschlagen. Ich spaziere ein wenig herum und mache mich dann auf die Suche nach dem oder besser den High-Mile-Markern an der Westtreppe.

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In der Broschüre steht nämlich, dass die ursprüngliche Plakette, die eine Höhe von 1 Meile über dem Meeresspiegel anzeigt, öfter gestohlen wurde. Daraufhin wurde sie durch eine Gravur in einer Treppenstufe ersetzt. Später fanden Studenten dann heraus, dass die Meile ein paar Treppenstufen höher liegt. Und wieder später fanden Wissenschaftler dann heraus, dass die Meile ein paar Treppenstufen tiefer liegt. Heute gibt es deshalb auf der Treppe ganze drei Marker für die Mile high City.

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Dafür, dass die Stadt 1600 Meter hoch liegt, ist es heute morgen schon richtig warm. Ich will eigentlich ins Art Museum, aber das öffnet erst um 10, also nutze ich das schöne Wetter und mäander ein wenig durch die Straßen.

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Schließlich komme ich ans Convention Center. Der Bär am Convention Center und ich habe eins gemeinsam: Wir kommen hier nicht rein. Ich rüttele noch ein wenig an den Türen, aber alles ist zu. Wahrscheinlich machen die auch erst um 10 auf.

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Na ja, Zeit fürs Kunstmuseum. Dort kreuze ich um kurz nach 10 auf und kann schon die erste Kunst am Straßenrand bewundern.

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Ich zahle 13 Dollar für den Eintritt und mache mich vom Hamilton Building über einen Überweg auf den Weg zum North Building, denn dort will ich mir indianische und präkolumbinanische Kunst anschauen. Die indianische Kunst stammt zumeist vom Anfang des 20. Jahrhunderts, es sind aber auch einige Bilder, Kleidung, Puppen und Installationen aus den letzten Jahren dabei.

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Ein Stockwerk höher ist die präkolumbianische Kunst zu sehen, und hier wird man von der Fülle und der Unterschiedlichkeit der Ausstellungsstücke beinahe erschlagen. 2000 Jahre werden abgedeckt, von Südamerika bis nach Mexiko.

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Auch ohne die weiteren Ausstellungen gesehen zu haben, habe ich fast 2 Stunden im Museum verbracht, und vermutlich könnte man hier Tage verbringen.

Jetzt ist aber das „zeitgenössische“ Denver dran. Ich mache mich auf den Weg zur 16th Street, der Einkaufsstraße, die mehr oder weniger als Fußgängerzone konzipiert ist, in der nur die regelmäßigen kostenlosen Shuttlebusse fahren. Ich schlendere die  Straße entlang, schaue ein wenig und genieße das Sommersonnenwetter. Ein paar gläseren Hochhäuser gibt es am Anfang noch zu bewundern, aber insgesamt wirkt Denver hier um die Fußgängerzone fast kleinstädtisch, da erinnert nichts an die mehrspurigen vollgestopften Interstates, über die ich gestern hergekommen bin.

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Fast am Ende der Mall biege ich nach links ab, zum Coors-Stadion, das ein paar hundert Meter nördlich liegt. Mit mir sind schon viele Leute unterwegs, auch viele mit Kindern, denn heute spielen die Rockies nachmittags gegen die Nationals aus Washington. Die beiden folgenden Fotos sollte man sich genauer anschauen:

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Und warum sollte man sich die beiden letzten Fotos genauer anschauen? Ganz einfach: Es sind die letzten mit meinem geliebten, mich seit Jahren begleitenden 24-105-mm-L-Objektiv. Am Stadion angekommen hole ich die ausgedruckte Karte heraus, und als ich stattdessen die Kamera in die Tasche packen will, rutscht sie mir aus den Händen und knallt auf den Boden. Ich hoffe noch ein paar Sekunden, dass nichts passiert ist, aber ich kann schon kleine Scherben auf dem Boden sehen, und als ich sie hochhebe, sehe ich, dass der Filter sich regelrecht in das Objektiv hineingeschoben hat und zersplittert ist. Ob auch die Linse etwas abbekommen hat, kann ich in dieser Situation erst mal nicht erkennen, den Filter bekomme ich auch nicht mehr runter, oh, das sieht übel aus, so ein Mist!

Ich gehe trotzdem ins Stadion, obwohl ich mich im Moment genauso gut auf eine Treppe setzen und heulen könnte. Irgendwie ist es in diesem Urlaub wie verhext. Etwas ziellos mache ich mich dann auf die Suche nach meinem Platz, irgendwo oben in der Nähe der Base, aber wie kommt man hoch? Gerade als ich mich ratlos umschaue, laufen mir Cindy und Tom über den Weg. Die frage ich um Rat, sie erklären mir den Weg, doch ein paar Sekunden später spricht mich Cindy von hinten wieder an und meint, ich solle doch mit ihnen kommen, sie hätten Tickets in der ersten Reihe.

Okay? Dann gehe ich halt mal mit, beschließe ich. Im Moment ist mir irgendwie eh alles egal. Tom überreicht mir ein Ticket, und wie ich später herausbekomme, haben sie Saisonkarten und 8 Plätze in der Reihe für sich gebucht. Oft geht die Familie mit, die in der Nähe wohnt, aber manchmal sind sie auch alleine hier, also haben sie Tickets übrig.

Rein preislich sind ihre Tickets zwar günstiger als meine, aber ich muss zugeben: Es hat was, direkt in der ersten Reihe am Rasen zu sitzen. Ich zeige Cindy und Tom meine Kamera, und die beiden bedauern mich, und dann kommt auch noch der Aufpasser vom Feld auf mich zu, zeigt auf meine Kamera und erklärt mir, wie sehr ihm das leidtäte und dass er mit mir fühlt. Ach, es tut doch gut, ein bisschen gehätschelt zu werden.

Mir das Spiel mit Cindy und Tom anzuschauen, ist dann wirklich sehr unterhaltsam, Glück, dass ich sie getroffen haben. Die beiden wissen eine Menge über die Rockies und das Spiel (es ist ein game, kein match bekomme ich als erstes zu hören, und es sind keine points, es sind runs) und beantworten gerne meine Fragen. Zwischendurch bestellen sie für mich ein Bier mit. Natürlich muss mich dafür revanchieren und bestelle bei der nächsten Runde für sie Getränke mit. Natürlich müssen sie sich dafür revanchieren und bestellen bei der nächsten Runde für mich wieder ein Bier mit. In der Sommersonnenhitze 3 Bier herunterzukippen macht mich dann doch etwas dösig, und so verbringe ich die zweite Hälfte des etwa vierstündigen Games trotz des Kameraschadens in einem halbwegs entspannten Zustand. Netterweise gewinnen die Rockies, und ich verabschiede mich herzlich von Cindy und Tom und gehe noch in den Souvenirshop im Stadium, um ein paar Rockies-Mitbringsel zu kaufen. Dass ich die beiden getroffen habe, war wirklich ein Glück, so wurde es dann doch noch ein sehr netter Nachmittag.

Nach einem anschließenden Bummel zurück auf der 16th Street kehre ich abends schließlich noch im Hard Rock Café ein und vertilge gemäß der Urlaubstradition die überbackenen Nachos. Satt und müde und trotz des Kamera-Sturzes mit dem Nachmittag zufrieden trotte ich schließlich zurück Richtung Unterkunft. Aber es ist eine merkwürdige Stimmung: Die Sonne ist weg, die Straßen sind leerer als heute mittag, und noch mehr als heute morgen fallen mir die vielen Obdachlosen auf. Manche sehen nicht aus wie Obdachlose, sie sind ordentlich gekleidet und frisiert und könnten genauso gut gerade nur zufällig hier sitzen. Ich bekomme mit, wie ein junger Mann und eine Rollstuhlfahrerin miteinander plaudern und wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sie obdachlos ist, bis der junge Mann Geld herausholt und ihr ein paar Dollar gibt. Am meisten wirft mich aber eine Frau aus der Bahn, die adrett frisiert und gut gekleidet mit einer sorgfältig mit einem Gummiband zusammengebundenen neu wirkenden Isomatte vor einem Geschäft sitzt und mir ein schmerzliches Lächeln zuwirft. Wenn ich da an die teilweise abgerissenen Hiker im Yellowstonepark zurückdenke, die ihre Schuhe mit Klebeband geflickt hatten... Ich frage mich, was ihr passiert ist und gerate unweigerlich ins Grübeln.

Ich komme vor neun Uhr zurück ins Bed and Breakfast und kann am PC der Innkeeperin online einchecken und meine Boarding-Pässe ausdrucken. Nein, ausdrucken kann ich nur den Boarding Pass für den Flug von Island nach Frankfurt, für die Strecke Denver – Island hat Icelandair nur eine Confirmation für mich. Huch, was ist denn da los, sind die etwa überbucht und ich bin auf irgendeiner Warteliste? Das würde ja zu meinem bisherigen Pech passen. Aber beim sorgfältigen Lesen ergibt sich dann, dass man für den Flug ab Denver eine richtige Boardkarte braucht, die man am Schalter bekommt. Eingecheckt bin ich, also alles im grünen Bereich.

Die Innkeeperin bekommt dann noch meine Kühlbox, und ich trage mich für morgen früh für die zweite Frühstücksschicht ab 8.15 Uhr ein. Morgen habe ich viel Zeit, ich will nur noch ins Naturkundemuseum, also verschiebe ich das letzte Packen auf morgen und vervollständige heute abend nur noch mein Reisetagebuch.

Gute Nacht!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: U2LS am 24.01.2017, 20:25 Uhr
Und warum sollte man sich die beiden letzten Fotos genauer anschauen? Ganz einfach: Es sind die letzten mit meinem geliebten, mich seit Jahren begleitenden 24-105-mm-L-Objektiv. Am Stadion angekommen hole ich die ausgedruckte Karte heraus, und als ich stattdessen die Kamera in die Tasche packen will, rutscht sie mir aus den Händen und knallt auf den Boden. Ich hoffe noch ein paar Sekunden, dass nichts passiert ist, aber ich kann schon kleine Scherben auf dem Boden sehen, und als ich sie hochhebe, sehe ich, dass der Filter sich regelrecht in das Objektiv hineingeschoben hat und zersplittert ist. Ob auch die Linse etwas abbekommen hat, kann ich in dieser Situation erst mal nicht erkennen, den Filter bekomme ich auch nicht mehr runter, oh, das sieht übel aus, so ein Mist!

Ach du Sch..., das braucht man ja überhaupt nicht und schon gar nicht im Urlaub  :shit:

Ich kann da ein bisschen mitfühlen, denn mir ist die Kamera, obwohl ich sie wie meinen Augapfel hüte, letzten Juli in New York auf den Asphalt geknallt. Da ist mir der Schreck auch in alle Glieder gefahren, aber Gott sei Dank blieb sie heil  :rotor:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Muffin am 24.01.2017, 20:33 Uhr
Ich kann das sooo nachfühlen mit der Kamera. Vor einigen Jahren sassen wir am ersten Urlaubstag in Grand Junction zur Airshow auf unseren (sehr) teuren Plätzen, ich schraubte den Deckel von meinem 100-400-mm-Canon-Objektiv und sah nur Scherben! Auf dem Flug war etwas meinem Rucksack zu nahe gekommen und hatte den UV-Filter geschrottet. Gott sei Dank nur ein kleiner Kratzer am Rand des Objektives. Aber ich sah unseren Urlaub schon den Bach  runtergehen.

Kannst bei allem nur froh sein, dass es zum Ende hin passiert ist. Sonst wäre es Essig gewesen mit den super tollen Yellowstone-Bildern.
Ein toller Reisebericht, ich habe ihn verschlungen.  :D
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mrh400 am 25.01.2017, 09:30 Uhr
Satz mit X, war wohl nix, geöffnet haben sie zwar schon ab halb acht, Führungen gibt es aber erst ab 10.
Langschläfer haben es da besser :lol: - wir haben ungeplant gerade noch die erste Führung erwischt. Akustisch verstanden hat man die für die große Gruppe viel zu leise nuschelnde Führerin allerdings fast nicht, aber wir kamen so im ganzen Gebäude herum und auch in die Kuppel rauf einschließlich umlaufendem Balkon.

Die Sonne ist weg, die Straßen sind leerer als heute mittag, und noch mehr als heute morgen fallen mir die vielen Obdachlosen auf. Manche sehen nicht aus wie Obdachlose, sie sind ordentlich gekleidet und frisiert und könnten genauso gut gerade nur zufällig hier sitzen.
Komisch - da hatten wir einen ganz anderen Eindruck. Wir waren allerdings abends nur nordwestlich der Stout Street bis hin zur Union Station unterwegs. Da hatte es in der Mall fast keine Obdachlosen - außer einer größeren Gruppe, sich vor dem Tattered Cover Book Store zu einer friedlichen Protestaktion niedergelassen hatten; der Laden ist Mitglied in der "Downtown Denver Partnership", die sich für Maßnahmen gegen die „Niederlassung“ von Homeless in der Innenstadt (urban camping ban) einsetzt. Größere Ansammlungen von Homeless gab es um den N Broadway herum.

Auch fanden wir die Mall sowie die Parallel- und Querstraßen in diesem Bereich abends gut belebt, mit viel Publikum, gelegentlichen Straßenkünstlern, Fahrradrikschas usw. War Ende September.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 25.01.2017, 17:48 Uhr
Danke für die tröstenden Worte wegen der Kamera. Lieber in Denver als mitten im Yellowstone-Park, so sehe ich das auch, aber es war sozusagen der passende Abschluss für eine pannenreiche Reise.

Was die Obdachlosen betrifft: Es war nicht die Anzahl von Obdachlosen, die mir so sehr aufgefallen wäre, sondern die Tatsache, dass viele erst auf den zweiten Blick als Obdachlose zu erkennen waren und erst mal aus der Mitte der Gesellschaft zu kommen schienen. Wenn das stimmt, was ich so erfahren habe, muss es gerade in den letzten Jahren wegen steil steigender Mietpreise sehr schwer geworden sein, eine bezahlbare Wohnung zu finden bzw. zu behalten.

So, wir nähern uns dem Ende der Reise. Gleich folgt der letzte Reisetag.
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 25.01.2017, 18:06 Uhr
Donnerstag, 18. August


Als wüsste mein Körper, dass ab morgen wieder Zeitumstellung ansteht, wacht er gegen fünf auf. Ich döse noch ein wenig vor mich hin, sortiere Sachen aus und gehe gegen um viertel nach acht frühstücken. Heute gibt es Omelette, das mag ich leider nicht, aber neben Frühstücksflocken und Obst gibt’s auch noch ein wenig Kuchen, ich verhungere also nicht.

Die letzten Snacks, mein Kleingeld und ein paar Dollarscheine packe ich in eine Tüte, um sie einem Obdachlosen zu geben, dann checke ich aus und mache mich auf den Weg zum Museum of Nature and Science im Westen Denvers. Dort angekommen stelle ich bald fest, dass ich vermutlich die einzige Erwachsene bin, die heute morgen das Museum ohne Kind besucht. Ich schlendere durch die Dioramenen mit nordamerikanischen Tieren und bekomme da immerhin dann doch noch einen Grizzly und einen Elch zu sehen, die hatten sich mir im Yellowstonepark ja irgendwie verweigert. Außerdem kann ich einen schönen letzten Blick auf Denver werfen. Dabei kommt letztlich doch noch das 70-200mm-Zoom-Objektiv zum Einsatz, das ich bisher den ganzen Urlaub über ungenutzt mitgeschleppt hatte.

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Am besten gefällt mir aber dann doch der IMAX-Film über die amerikanischen Nationalparks, kommentiert von Robert Redford. Ein passender Abschluss für die Reise, denn neben dem Devils Tower wird auch der Yellowstonepark ein wenig gezeigt, das weckt doch gleich mal schöne Reiseerinnerungen.

Ich schaue mir noch ein wenig die Ausstellung über Mumien und über die Erdgeschichte an, dann wird es langsam Zeit, aufzubrechen. Als ich gerade auf dem Parkplatz am Kofferraum stehe, das Handschuhfach leere und die letzten CDs einpacke und mich frage, was ich jetzt mit der Tüte mit Snacks und Geld machen soll, spricht mich ein Obdachloser an. Ja, ich habe was für ihn, sage ich, und gebe ihm die Tüte. Der arme Kerl denkt vermutlich zuerst, ich wolle ihm gerade meinen Müll aufs Auge drücken, aber dann bedankt er sich doch fröhlich und geht seiner Wege.

Auf dem Weg zum Flughafen denke ich noch rechtzeitig daran zu tanken, dann folge ich der guten Ausschilderung und komme schließlich an den Rental Car Returns an. Hier bei Budget ist einiges los: Die Mietwagen werden quasi in Fünferreihen zurückgegeben. Jetzt schlägt mein Puls doch etwas schneller, mal schauen, wie ich die letzten Stunden vor dem Abflug verbringen werde. Entspannt am Flughafen oder gestresst mit Formular-Wust in irgendeinem Budget-Hinterzimmer?

Während ich noch nach meinem Hagel-Bericht fische, drückt mir die Angestellte einen Zettel in die Hand: Fahrzeugrückgabe abgeschlossen. Ich bin kurz davor, sie zu fragen, ob sie sich das Auto mal angeschaut hat, kann mich dann aber doch bremsen. Okay, dann behalte ich meinen Hagelbericht halt, und der Front- und der Heckschaden interessiert hier offensichtlich auch keinen. Es lebe die Versicherung ohne Selbstbeteiligung.

Gerade spuckt der Shuttlebus von Budget neue Kunden aus. O je, heute stehen die ja wirklich nicht nur aus dem Gebäude raus in der Schlange, sondern am Bürgersteig entlang mindestens 30 Meter lang. Da kann ich ja froh sein, dass ich erst abends spät gelandet bin.

Im Terminal finde ich nach kurzer Suche den Schalter von Icelandair und schaue ein wenig neidisch hinüber zur benachbarten Lufthansa. Die fliegen fast zeitgleich ab, aber direkt nach Frankfurt. Ich hätte doch das Geld ausgeben und die Direktflüge buchen sollen, dann hätte ich mir auch das Drama auf dem Hinflug erspart.

Erst mal gehe ich bei Panda Express was essen, dann geht’s in die Security-Schlange und schließlich mit dem Zug zu den A-Gates. Hm, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bei der Landung nicht Zug gefahren bin. Oder habe ich das bloß vergessen, weil ich völlig übermüdet war? Aber waren wir da nicht auf einer Außenposition? Vielleicht sind wir gleich mit dem Bus zum Hauptterminal gefahren worden? Ich kann mich einfach nicht erinnern.

Als ich schließlich das Gate A45 erreiche, steht am benachbarten Gate der Flug mit Lufthansa nach Frankfurt an. Und gerade als ich da vorbeigehe, kommt eine Durchsage, dass der Lufthansa-Flug gecancelt wurde. Puh, doch Glück gehabt, dass ich nicht Lufthansa gebucht habe, denke ich mir. Ich kaufe mir noch ein paar Snacks für den Flug, dann setze ich mich ans Gate und sehe schließlich die Icelandair-Maschine dort ankommen. Und zeitgleich setzt Regen ein, genau passend zum Urlaubsende.

(https://abload.de/img/p1100630ifsott.jpg) (http://abload.de/image.php?img=p1100630ifsott.jpg)


Im Gegensatz zum Hinflug verläuft dann beim Rückflug alles wie am Schnürchen. Wir heben pünktlich ab und ich kann einen wunderschönen Sonnenuntergang über den Wolken genießen.

(https://abload.de/img/p1100638i7lohr.jpg) (http://abload.de/image.php?img=p1100638i7lohr.jpg)


Wir landen pünktlich in Island, und auch das Gate für den Weiterflug ist schnell erreicht und das Boarding beginnt kurze Zeit später. In Frankfurt angekommen führt mein erster Weg auf deutschem Boden mich dann an der Schlange vorbei, die sich am Gate fürs Boarding zum Icelandair-Flug nach Island gebildet hat. Genau hier habe ich vor über drei Wochen auch gestanden, mit Boarding-Karte, Rucksack und Aufregung und Vorfreude im Gepäck. Heute ist der Urlaub fast vorbei und ich muss nur noch die Bahnfahrt nach Hause hinter mich bringen. Dort komme ich schließlich auch halbwegs pünktlich und dazu noch ungefressen und ungekocht, dafür urlaubsgebräunt und mit vielen Fotos im Gepäck wieder an.




Epilog und Fazit


Und was bleibt nach guten drei Wochen Urlaub noch zu sagen?

Kurz nach der Reise war mein Fazit, dass ich den Urlaub am liebsten nochmal ohne die Probleme und Schäden und gefühlten Flugzeugentführungen machen würde. Heute, mit fünf Monaten Abstand, verblassen die Erinnerungen an die Probleme, und letztlich hat sich wenig davon als nachhaltig störend erwiesen. Mein Handy hat sich binnen einer Nacht am deutschen Stromnetz selbst repariert, und von der Mietwagenfirma habe ich im nachhinein nichts mehr gehört, weder in Form eines Schreiben, noch in Form einer Kreditkartenabbuchung. Ein neuer Polarisationsfilter musste natürlich her, der war ja komplett zerstört, und nach wochenlangen Überlegungen, ob ich das Objektiv reparieren lassen sollte, habe ich mir letztlich zu Weihnachten das neu auf den Markt gekommene Nachfolgeobjektiv geschenkt. Für den nächsten Urlaub bin ich also wieder gerüstet, und dann wird auch der richtige Traveladapter eingepackt.

Positiv zu werten: Ich habe mir entgegen jahrelanger Gewohnheit kein Loch in meine neue Wanderhose gefallen. Und der Rausschmiss aus dem Kiss-Konzert hat es in die Top Ten meiner Urlaubsanekdoten geschafft. In manchen Kreisen gelte ich jetzt sogar völlig unverdient als cool.

Was bleibt, sind unvergessliche Erinnerungen und Tausende von Fotos, die mir beim monatelangen Sichten, Sortieren und Bearbeiten die schönen Eindrücke täglich wieder frisch vor Augen geführt haben. Daraus wurden letztlich zwei Fotobücher, die vor zwei Wochen endlich fertig geworden sind, rechtzeitig vor meiner nächsten Reise.  ;)

Der Yellowstone-Nationalpark hat mich gepackt. Trotz des langen Aufenthaltes dort bin ich mit dem Gefühl abgereist, einiges verpasst zu haben. Das Gefühl hat sich in den letzten Monaten verstärkt, und eine zweite lange Yellowstone-Reise kann ich mir mittlerweile sehr gut vorstellen.

Jetzt geht es aber erst einmal in drei Tagen nach Japan. Das wird wieder eine völlig andere Reise, auf die ich mich auch schon sehr freue!

Vielen Dank, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet und die einzelnen Momente wieder mit mir erlebt habt!

Bis bald!  :)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: mlu am 26.01.2017, 08:28 Uhr
Hallo Flicka,

vielen Dank für diesen tollen, lebhaften und sehr erfrischenden Reisebericht, aus dem ich viel mitgenommen habe. Ich konnte lachen, staunen, mitleiden und die sensationellen Fotos taten ihr übriges.

Viel Spaß auf deiner nächsten Reise von der es hoffentlich auch wieder einen Bericht gibt (ja, Japan haben wir tatsächlich auch in der Pipeline, also her damit  :wink:).

Nochmals danke!

Gruß
Micha
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Gitania am 26.01.2017, 09:39 Uhr
Hallo Flicka,
auch von mir ein herzliches Dankeschön, das du uns an deiner doch sehr abwechslungsreichen Tour hast teilnehmen lassen.
Hast einen tollen Bericht hingelegt mit super Fotos dazu.
Vielen Dank und alles Gute für deine nächste Reise!
LG
Gitania
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: snowtigger am 26.01.2017, 17:59 Uhr
Danke!
Tausend Dank für den tollen Bericht und das Auffrischen der Erinnerungen an den wunderbaren Yellowstone.
Auch mir geht es so, dass ich da unbedingt noch mal hinmöchte, am besten so lange wie du ihn erleben konntest ...

Ich wünsche dir alles Gute für Japan und hoffe, dass du uns davon erzählen magst.  :oops:
Liebe Grüße, die Tigger
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 26.01.2017, 18:05 Uhr
Vielen Dank euch dreien fürs Mitreisen und für die guten Reisewünsche!  :D

Es freut mich, dass der Bericht euch gefallen hat. Ob es einen Japan-Bericht gibt, kann ich erst sagen, wenn ich wieder zurück bin und Berichtenswertes erlebt habe.  :wink:



Viel Spaß auf deiner nächsten Reise von der es hoffentlich auch wieder einen Bericht gibt (ja, Japan haben wir tatsächlich auch in der Pipeline, also her damit  :wink:).


Zu meiner Japanreise 2014 habe ich hier im Forum schon einen Bericht, da kannst du ja mal reinschauen, wenn du ihn noch nicht kennst. Dort habe ich mich bemüht, sozusagen vom Japan-Neuling für Japan-Neulinge, einiges über Reisebuchungen, Informationsmöglichkeiten usw. etwas genauer zu erkären.
http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=64708.0
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Andi12882 am 26.01.2017, 19:39 Uhr
Hallo Flicka,
vielen Dank für Deinen tollen Reisebericht. Super erzählt und toll fotografiert ! Wir sind ja ein paar Tage nach Dir "hinterher gefahren" allerdings etwas oberflächlicher und schneller. Wir haben trotzdem viel wieder erkannt und irgendwie haben wir einiges gleich erlebt. Die Lust auf einen längeren Yellowstone Aufenthalt hast Du uns allerdings auf jeden Fall mit Deinem Bericht gegeben.
Liebe Grüße von den Threadnachbarn "Mietwagen - Denver....."
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: et am 26.01.2017, 21:36 Uhr
Gleichfalls ein herzliches Dankeschön für diese ausgiebigen und intensiven Reiseimpressionen, von den Fotos gar nicht zu reden.
Jederzeit wieder dabei :-)

glg Toni
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: NähkreisSteffi am 27.01.2017, 11:02 Uhr
Hallo Flicka,

das war wieder eine super tolle erlebnisreiche Reise. Vielen Dank dafür.

Ich wünsche dir viel Spaß in Japan, hoffentlich ohne Pleiten, Pech und Pannen.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 27.01.2017, 14:28 Uhr
Danke auch an euch drei fürs Mitreisen! Ich habe es auch genossen, die Reise noch einmal zu erleben.  :D


Ich wünsche dir viel Spaß in Japan, hoffentlich ohne Pleiten, Pech und Pannen.


Vielen lieben Dank! Morgen geht's los, und vor Ort werde ich nur mit Zug und Bus unterwegs sein. Die Mietwagen in Japan dürfen also aufatmen.  :wink:
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: U2LS am 28.01.2017, 09:17 Uhr
Hallo Flicka,

ich wollte mich auch noch für den sehr unterhaltsamen Bericht bedanken! Es ist doch immer wieder schön, seine Erinnerungen aufzufrischen!
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Culifrog am 28.01.2017, 12:50 Uhr
Herzlichen Dank für den unterhaltsamen Bericht und die tollen Fotos. Mir hat es unheimlich Spass gemacht, mitzureisen, auch wenn ich immer wieder hinterherhechten musste :-)

Ich wünsche Dir eine wunderschöne Reise nach Japan und viele Erlebnisse, wenn auch nicht so drastische, wie eben :-) Japan steht auch auf meiner Wunschliste ganz weit oben. Gerade gestern waren wir Japansich essen mit Whiskey-Begleitung. So habe ich gelernt: Japan bietet nicht bloss super leckeres Essen, sondern auch herrlichen Whiskey!

Liebe Grüsse
Gaby
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: saibot am 29.01.2017, 10:08 Uhr
Auch von uns vielen, vielen Dank für diesen schönen Reisebericht!

Es hat Spaß gemacht, dich zu begleiten, zumal so die Vorfreude auf unsere ähnliche Reise im Sommer dieses Jahres noch größer wird.

Bei den "Pleiten, Pech und Pannen", die dir widerfahren sind, haben wir still mitgelitten und hoffen inständig, dass wir  von ähnlichem verschont bleiben.

Eine schöne Zeit in Japan!
 
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Yaphi am 30.01.2017, 20:49 Uhr
Upps... da ist die Reise schon vorbei, habe natürlich immer mitgelesen, hing aber die letzten Wochen immer ein paar Tage hinterher...
Danke für den tollen Bericht mit den super Fotos, hat richtig Spaß gemacht :)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Hibis am 03.02.2017, 02:03 Uhr
Wer reist kann viel erzählen
Danke für den kurzweiligen Bericht und die tollen Bilder  die mich gerne
an meine beiden  Besuche  im Yellowstone erinnerten.
Dieser Nationalpark ist immer eine Reise wert

Viel Spass bei den Japanesen!

Hibis
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Ypsi als Gast am 03.02.2017, 08:54 Uhr
Danke für deinen tollen Bericht!
Ich habe jeden Tag mit dir den Yellowstone genossen - Wahnsinn, wieviel Zeit du dir für diesen Park genommen hast! Aber er ist es auf jeden Fall wert :-)
Titel: Antw:Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016
Beitrag von: Flicka am 11.02.2017, 07:09 Uhr
Danke auch an euch fürs Mitlesen und die lieben Kommentare!

Ich bin seit gestern abend aus Japan zurück und war zwar die letzten Reisetage etwas kränklich, aber ansonsten zum Glück von Pannen verschont geblieben.  :D