Zugegebenermaßen gibt es heruntergekommenere Bahnhöfe als den von Hannover... Aber fahren wir nun weiter! Freut mich, dass es langsam voll wird in unserem Town Car!
02.10.2007 Waynesville, NC bis Charleston, SC (ca. 465 km)In unserem Himmelbett haben wir geschlafen wie die Murmeltiere und sind jetzt gespannt, wie sich das Frühstück hier gestaltet. Immerhin durften wir am Vorabend sagen, was wir nicht haben möchten. Rachel legt sich richtig ins Zeug und serviert uns ein 3-Gänge-Menü, das mit dem Frühstück vom Vortrag locker mithalten kann. Wir starten mit Blaubeerjoghurt mit Pflaumen, Kiwi und Müsli, schon mal sehr lecker! Als Hauptgang gibt es Rührei mit Spinat und eine Art Hühnchenfrikadelle. Rachel nennt es Chicken Sausages und betont, dass diese selbst gemacht sind. Vom Aussehen her sind es eher Frikadellen, aber egal. Auf jeden Fall schmeckt es! Der Nachtisch besteht aus Waffeln mit Kirschen.
Leider können wir das leckere Frühstück nicht so genießen wie wir wollen, denn ganz spät am Abend ist noch ein Gast angekommen und diese textet uns während des gesamten Frühstückes zu.
Als erstes erzählt sie uns, dass sie normalerweise nie frühstückt, aber wenn sie in einem B&B übernachtet, geht sie immer zum Frühstück, damit sie sich mit den anderen Gästen unterhalten kann. Womit haben wir diese Ehre bloß verdient? Zwischen zwei Bissen müssen wir Fragen aus der Kategorie: „Warum macht ihr Urlaub in USA?“, „Was gefällt euch hier und was gefällt euch nicht?“ über uns ergehen lassen. Dabei stochert sie widerwillig in ihrem Essen rum und lässt fast alles wieder zurückgehen. Arme Rachel! Es macht sicher keinen Spaß, für solche Leute zu kochen! Wir sind erleichtert, als sie endlich geht und wir zumindest die letzten Bissen unseres Frühstücks genießen können.
Nachdem wir unsere Sachen zusammengesucht haben, verabschieden wir uns von unseren netten Gastgebern. Auch von Rachel werden wir mit Umarmung verabschiedet, aber auch Ron fordert sein Recht, denn wie er uns erklärt, lautet die Devise „HTH“! Auf mein verwirrtes Gesicht hin gibt es auch die Langfassung „Hug the host!“ Ok, kann er haben! Wir verabschieden uns fast schon widerwillig, denn wir wissen, dass es unterkunftstechnisch nur schlechter werden kann.
Bevor wir uns auf den Weg Richtung Charleston machen, schauen wir uns ein wenig die Innenstadt von Waynesville an. Das Städtchen macht einen hübschen, wenn auch recht verschlafenen Eindruck:
Nachdem ich hier im Forum erfahren habe, dass der Schauplatz eines meiner Lieblingsfilme („Dirty Dancing“) praktisch auf unserem Weg liegt, muss ich unbedingt einen Abstecher zum Lake Lure machen. Auf das Gemurre von Robert achte ich erst gar nicht!
Wohlgemerkt murrt er nicht wegen des Abstechers, sondern wegen des schrecklichen Films mit dem noch schrecklicheren Hauptdarsteller. Aber das versteht wohl niemand, der nicht in den 80ern groß geworden ist und noch dazu nicht weiblich ist…
Als wir die Autobahn verlassen, kommen wir in eine sehr ländliche Gegend und es scheint hier das Land der Apfelplantagen zu sein, denn an jeder Ecke steht hier jemand, der Äpfel verkauft. Da solche Verkaufstände/-scheunen immer unser Interesse wecken, halten wir natürlich auch an einer besonders einladend aussehenden Scheune.
Hier wurde gerade eine Busladung Rentner ausgekippt, die wahrscheinlich auf einer Art Fahrt ins Blaue sind.
Die Äpfel sind nicht gerade günstig, aber sehr, sehr lecker! Auch Marmelade erstehen wir hier, denn homemade schmeckt die doch viel besser als aus dem Supermarkt. Und da wir uns, sobald wir Florida erreichen, selbst versorgen werden, ist das Geld gut angelegt.
Bevor wir an den Lake Lure kommen, erreichen wir einen Ort namens Chimney Rock. Auch hier legen wir einen Zwischenstopp ein, denn es erinnert schwer an eine alte Goldgräberstadt.
In einem kleinen Laden erstehe ich einige Postkarten und die alte Dame, der der Laden gehört, erzählt mir erstmal die Leidensgeschichte ihres Mannes. Leider habe ich nur die Hälfte verstanden, was nicht an meinen Englischkenntnissen liegt, sondern daran, dass sie so leise nuschelt. Aber ihr reicht mein mitfühlender Blick scheinbar schon aus.
Kurz hinter Chimney Rock erreichen wir den Lake Lure. Zu Anfang habe ich noch so meine Probleme, die Filmschauplätze zu identifizieren, aber nach einem kurzen Spaziergang klappt auch dies. Hier einige Beispiele:
Als wir DEN Pavillon erreichen, muss ich mir noch einige dumme Bemerkungen seitens Robert gefallen lassen, aber immerhin gibt er zu, dass es an dem See recht nett ist. Nach einem kurzen Picknick mit Muffins und Flat Bread machen wir uns auf den Weg nach Charleston.
Bisher war uns das Wetter ja sehr wohlgesonnen, denn seit dem ersten Tag kannten wir nur strahlend blauen Himmel und mindestens 25 °C! Sollte uns dieses Glück heute verlassen?
Je näher wir nach Charleston kommen, desto dunkler wird der Himmel und als wir die Stadtgrenze erreichen, fängt es an zu schütten und ist auch ziemlich windig.
Mit der Hotelsuche in Charleston haben wir uns schwer getan, war doch alles was in der Nähe des historic district liegt, extrem teuer. Zuerst hatten wir uns ein ganzes Stück außerhalb einquartiert, aber einige Wochen vor Urlaubsbeginn bekamen wir Bedenken und suchten doch noch ein Hotel in der Stadt. So landeten wir im Courtyard by Marriott.
Die Wegbeschreibung, die wir uns im Internet auf der Marriott-Seite ausgedruckt hatten, ist unter aller Kanone und so machen wir erste Bekanntschaft mit der Cooper River Bridge. Auf der anderen Seite angekommen bin ich mir sicher, dass wir total falsch sind und so betreten wir ein anderes Hotel und fragen den netten Herrn an der Rezeption nach dem Weg. Mit einer Karte und einer genauen Zeichnung bewaffnet machen wir uns auf den Rückweg über die Brücke. Insgesamt haben wir diese während unseres zweitägigen Aufenthaltes 8 x befahren. Wer bietet mehr?!?
Nun finden wir das Courtyard auf Anhieb! Verwöhnt durch das nette Hotelpersonal in Washington und die B&B Betreiber sind wir den anonymen Hotelbetrieb nicht mehr gewöhnt und könnten uns direkt über das schnarchnasige Personal im Courtyard aufregen. Naja, immerhin ist unser Zimmer in Ordnung. Wir haben sogar einen kleinen Balkon, auf dem wir den prasselnden Regen noch besser verfolgen können.
Der Hunger treibt uns am Abend nochmal raus, aber da wir keine Ahnung haben, wohin wir sollen und nicht in einem überteuerten Restaurant im Touristenviertel landen wollen, fragen wir an der Hotelrezeption. Das gelangweilte Mädel dort legt uns eine Telefonnummer vor die Nase mit dem Vorschlag, eine Pizza zu bestellen. Als wir erläutern, dass wir raus wollen, meint sie, dass um die Ecke ein Burger King ist. Sie wedelt mit den Armen Richtung Brücke und gibt ein paar schwammige Beschreibungen ab, so dass wir beschließen, uns auf eigene Faust auf die Suche zu begeben.
Nun darf geraten werden, wo wir wieder landen!? Genau, jenseits der Brücke! Man kann vor lauter Regen kaum die Hand vor Augen sehen, aber nach einer Weile landen wir in einer Burger-Bude, die ganz annehmbar aussieht. Die Burger sind auch ganz in Ordnung, nur die teuersten, die ich bisher außerhalb eines Diners gegessen habe.
Leider muss auf dem Rückweg zum Auto ein Frosch wahrscheinlich sein Leben lassen. Ich bekenne mich schuldig, aber er muss mitten auf dem Gehweg gesessen haben. Plötzlich merke ich, dass ich auf etwas Unebenes trete und als ich quietschend zur Seite springe, bewegt sich die Unebenheit. Iiiiiiiiigitt, ein Frosch und dessen Exkremente kleben jetzt unter meinem Schuh! Warum müssen Männer über so was eigentlich immer lachen?
Zurück im Hotel wird der Fernseher noch angeworfen, denn hier gibt es HBO, aber mit der Hoffnung auf besseres Wetter schlafen wir schon bald ein.
Das Courtyard by Marriott kann ich nur bedingt empfehlen. Es ist ein ordentliches Mittelklassehotel, aber die Lage ist etwas gewöhnungsbedürftig. Es liegt genau an einer der vielbefahrenen Einfallstraßen nach Charleston. Die Zimmer Richtung Fluss sind sicher erheblich ruhiger und eines davon hatten wir auch.
Das war unser Ausblick.