Samstag, 5. Juli 20086.20 Uhr Tagwache, Frühstück, 07.20 Uhr holt uns ein Taxi beim Hotel ab. Dank meiner Naivität geht schon der erste grössere $-Betrag flöten: Gestern hatte ich an der Réception beim Hotel gebeten, mir ein Taxi zu bestellen, und mich auf die Dame da verlassen. Die hatte sich dann vermutlich einen Bekannten gekrallt. Der Taxifahrer meint nur, es koste $ 140.--, und gab am Empfang eine nicht näher definierte Dollarnote für die "Bestellerin" ab. Abgekartetes Spiel. Ich hätte den Fahrer wieder wegschicken können, mit der Konsequenz, dass es uns nicht mehr für den early-pick-up reichen würde. Road Bear hatte mir am Donnerstag gesagt, wenn wir bis 08.30 dort seien, ginge das, ansonsten wäre 11.00 der frühestmögliche Zeitpunkt. Also gut, wir beissen in den sauren Apfel und lassen uns nach Hayward auf der anderen Seite der Bay bringen.
Die Übernahme des Wohnmobils aber geht dann perfekt vonstatten. Die junge Dame von Road Bear ist eine Schweizerin, sie nimmt einen detaillierten Damage Report auf und erklärt uns alles sehr plausibel. Mein Sohn hört genauso aufmerksam zu wie ich - mit der Konsequenz, dass ich mich dann unterwegs an einiges nicht mehr erinnerte (eine Frage des Alters?), er aber schon. Was solls, Arbeitsteilung in der Familie, das bringt's.
Wir werden auch mit guten Tipps bezüglich Einkauf, Rückgabe etc. versorgt, v.a. auch für den letzten Campground vor der Abreise. Also kurven wir um 10.00 Uhr vom Gelände runter und gaaaaanz gaaaaanz vorsichtig in Richtung "Food-Maxx", wo wir den Grosseinkauf vorgesehen haben (und perfekt vorgeplant dank der Checkliste aus diesem Forum!). Trotz der grossen Abmessungen (27ft Länge, 12ft Höhe) gelingen mir die ersten 1,5 Meilen schon mal unfallfrei. Da ich schon Schwiegervaters Lastwägeli diverse Male benutzt hatte, ist der Respekt vor den Ausmassen nicht so gross, hingegen vor dem Automatikgetriebe schon. Doch das geht dann ganz einfach.
Was dann kommt, ist aber nicht ganz so perfekt. Auf der verzweifelten Suche nach der Ware kurven wir durch den Supermarkt, die Kinder warten im WoMo. Der Authentizität halber werde ich dieses ab sofort korrekt R.V. nennen. Nur ganz langsam füllt sich der gigantische Einkaufswagen. Wir verbringen zuletzt über 2 Stunden im Supermarkt, bis es endlich losgehen kann.
Zugegebenermassen bin ich daran nicht unschuldig, denn ein Verkäufer bemerkt meine Verzweiflung und bietet mir Hilfe an bei der Suche nach Sparkling Water. Er will wissen, woher ich käme, und als er hört, dass ich Schweizer bin, fragt er nur, ob dies das Land mit den 4 Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rumantsch sei. Dies habe er kürzlich im TV gesehen. Von wegen die Amis kennen Europa nicht... Beeindruckt plaudere ich noch ein Weilchen mit dem Angestellten, bis mich das schlechte Gewissen packt.Wir fahren über Stockton bis kurz vor Sacramento. Ca. 14.15 Uhr Pause bei "Carl's jr" für einen klassischen Fast-Food-Imbiss.
Während der Fahrt diskutieren wir unser Tagesziel. Anita meint, wir sollen doch heute schon so weit wie möglich fahren, dann haben wir's ab morgen gemütlicher. Wir sind wirklich in Fahr-Stimmung, und lassen Sacramento kurzerhand links liegen, denn wir wollen an den Lake Tahoe. Es geht hoch, durch Wälder und Kurven, via Placerville und Pollock Pines bis auf klar über 2'000 m. Die Aussicht ist herrlich!
Lustig finden wir, dass wir eine Ortschaft namens "Kyburz" queren, ein typisch schweizerischer Familienname.
Das Fotografieren haben wir noch nicht wirklich entdeckt, denn wir machen an diesem Samstag tatsächlich nur zwei Fotos... Dabei ist die Gegend doch so schön!
Um 17.00 treffen wir in South Lake Tahoe ein. Wir beschliessen, auf dem erstbesten Campground gleich mal zu fragen, und dann weiterzuschauen, falls er voll ist. Doch wir haben Glück, gemäss Manager ist noch ein einziger Platz frei!
Wir fahren zu unserem Platz, ich parke perfekt rückwärts ein, beobachtet von unseren Nachbarn, und wir lesen die Meilenzahl ab (
215 Meilen Tagespensum).
Unsere Nachbarn heissen uns sofort herzlich willkommen. Endlich können wir die Koffern auspacken, wobei wir Dominiks Regenjacke vermissen, welche er am letzten Abend wahrscheinlich im Hotel in der Garderobe aufgehängt hat - so jedenfalls die Theorie von Anita -, anstatt sie wie befohlen auf den Koffer zu legen! Kurz heftig geärgert, dann reagiert sich Anita an einer Spaghetti Bolognese ab. Schon während dem Kochen kommen die Nachbarn fragen, ob wir bei ihnen mitessen wollen, sie haben genügend für alle grilliert! Leider sind die Spaghetti aber schon parat, die wir unter Tannenbäumen geniessen, aber danach gehen wir zum Dessert, Kaffee und Wein zu unseren Nachbarn. Es handelt sich um zwei Schwestern und einen Bruder, jeweils mit Ehegatten und Kindern, welche aus der Gegend um Sacramento stammen und hier Freitag - Sonntag verbringen.
Meine Schilderung unseres geplanten Reiseprogramms erntet ziemlich ungläubiges Staunen, man ist sich offenbar nicht gewohnt, solche Strecken zu fahren. Doch einige gute Tipps kriegen wir auf den Weg mit, vor allem, die Westseite des Lake Tahoe zu befahren; und am nächsten Morgen kriegen wir noch eine Karte von Nevada und Utah, welche viel detaillierter ist als unser Rand Mc Nally. Ich unterhalte mich köstlich und ein wenig fliessender als Anita, während die Kinder noch sehr schüchtern sind und nur zuhören.
Von der Gastfreundschaft dieser Familie sind wir hell begeistert, für uns ein absolut gelungener Einstieg ins Camping-Leben!