Offenbar hat's den meisten von Euch die Sprache verschlagen. Ich hoffe doch sehr, das hängt mit der unglaublichen Schönheit des Yellowstone National Parks zusammen; nicht dass uns noch jemand erfroren ist... Artemis allerdings, unverwüstlich, hat den Tierbeobachtungs-Effekt auch erlebt und kann uns davon erzählen. Aber es ist besser, man macht zuviele Fotos, als wenn man auf eine bessere Gelegenheit wartet - und dann kommt sie nicht...
Womit wir nun angelangt sind beim
Donnerstag, 10. Juli 2008:Weil wir heute die Sache mit der Wasserversorgung in Fishing Bridge endlich in Ordnung bringen wollen, führt uns nach der Abfahrt um 8.30 Uhr der Weg zuerst zum Post Office, wo ich mit der 24-h-Hotline von Road Bear Kontakt aufnehme. Ohne lange Diskussionen kriege ich die Erlaubnis, das defekte Ventil reparieren zu lassen. Das hebt doch gleich die Stimmung, und die Tatsache, dass der North Rim Drive bei den Wasserfällen gesperrt ist, kann uns gar nicht beeindrucken. Wir werden also einfach den South Rim Drive umso detaillierter abklappern.
Beim Brink of Upper Falls herrscht eine ganz eigentümliche Morgenstimmung.
Ja, spukts denn hier???
Diese Tanne hat sich den besten aller Plätze ergattert:
Diese Waserfälle hier schaffen, was den Gibbon Falls gestern nicht gelungen ist: sie beeindrucken uns gewaltig. Wir sind nicht ganz die Einzigen, es hat eine ziemliche Menschenmenge hier an den Aussichtspunkten, ist ja auch logisch, es konzentriert sich alles auf den South Rim.
Hier sieht man bestens, weshalb der "Yellowstone" überhaupt "Yellowstone" heisst:
Und hier die Foto, die alle machen (bzw. eine von etwa 10, mit Kindern, mit Eltern, mit allen, ohne alle, etc.), vom Artist Point aus:
Wir fahren nun südwärts am Yellowstone River entlang, und entdecken eine grosse Bison-Herde. Mit dem Zoom lassen sich die Büffel sehr gut beobachten. Dies hier ist nur ein kleiner Teil der Herde, welche bestimmt um die 100 Tiere umfasst.
Einer allerdings wollte das Bad nicht mitmachen und macht Sightseeing mal anders: Er hat sich an den Strassenrand gelegt und beobachtet die Autos, die gelegentlich vorbeifahren. Hier ist nicht mal ein Zoom nötig.
Vom "Dragon's Mouth" im Mud Volcano-Gebiet macht Dominik ein kleines Filmli auf unserer Compact-Kamera. Denn es ist schon eigentümlich, wie dieser Geyser pfeift und prustet, ganz genauso wie ein Drache. Auch hier haben wir nochmals eine Begegnung mit 2 Bisons, die ca. 5 Meter vom Wanderweg entfernt in der Wiese liegen und sich sonnen.
Dies hier sollte dann unsere letzte Begegnung mit warmen Quellen gewesen sein:
Kurz nach dem Mud Volcano-Gebiet erreichen wir nämlich Fishing Bridge und den Yellowstone Lake. Die RV-Repair-Garage in Fishing Bridge ist schnell gefunden. Und der sehr freundliche Mechaniker... kann uns nur mitteilen, dass er uns nicht helfen kann. Er rät uns, eine RV-Vermietung oder einen Verkäufer in einer grösseren Ortschaft aufzusuchen, beispielsweise in Jackson WY.
Nach einem kurzen Familienrat beschliessen wir deshalb knapp nach Mittag sandwichkauend, die Planung Planung sein zu lassen und den Weg nach Jackson sofort unter die Räder zu nehmen. Dann könnten wir morgen die Sache mit der Reparatur gut angehen, ohne in Zeitnot zu geraten. Mit dieser Änderung nehmen wir allerdings in Kauf, am Yellowstone Lake nur vorbeifahren zu können und das West Thumb Geyser Basin ganz streichen zu müssen. Die Fahrt in Richtung Grant Village ist allerdings wunderschön und gewährt uns immer wieder Blicke über den See auf die Berge.
In Grant Village melde ich am Empfang, dass wir die Übernachtung leider stornieren müssen (man hat offenbar schnell einen Ersatz für uns, denn die Gebühr haben wir wieder zurückerstattet erhalten). Um 14.15 fahren wir nun nach Süden, und nachdem wir noch den Lewis Lake bewundert haben, ist das Parkende auch bald ereicht.
Über den John D. Rockefeller Memorial Parkway gelangen wir in den Grand Teton National Park. Eigentlich undankbar. Dieser nicht so bekannte NP wird von sehr vielen Touristen - und auch von uns, Schande über uns - lediglich durchfahren von oder zum Yellowstone. Dabei hat auch der Grand Teton Schönes zu bieten, nämlich... wen wunderts... die Tetons.
Wieso diese Berge so heissen? Es soll sich begeben haben, dass ein Cowboy, fern von der Heimat und seiner Freundin durch die Form der Berge an etwas erinnert wurde, dass in Deutsch ganz ähnlich wie in Englisch tönt...
Werden wir wieder seriös. In Jackson treffen wir um ca. 16.15 ein. Als erstes fragen wir im Visitor Center nach, wie es mit RV-Reparaturwerkstätten aussieht. Die haben dort zwar keine Ahnung, geben uns aber doch eine mögliche Adresse an. Die Dame am Schalter rät uns allerdings, jetzt sofort auf dem Campground nachzufragen, ob noch ein Platz für uns frei sei, denn dieser soll sehr gut belegt sein. Gesagt, getan, und im "The Virginian Lodge RV Resort" kriegen wir einen zwar nicht ganz billigen, aber ordentlichen Stellplatz.
Als ich den Manager des Campgrounds nach der Werkstätte frage, lacht er nur kurz auf und meint, die können mir dort ganz bestimmt nicht helfen. Aber er hole sich schnell einen Werkzeugkasten und gucke sich die Sache an. Gleichzeitig kann der Rest meiner Familie gemütlich duschen, Haare waschen und T-Shirts waschen; beim warmen Wind hier sind die Kleider bestimmt bald trocken.
Und was meint Ihr, wird das Ventil nun endlich repariert? Nein, natürlich nicht, der Manager meint nur, das Ventil sei halt kaputt - weiss ich ja schon längst. Während er sich bedauernd davonmacht, kommt Dominik zu mir gelaufen und zeigt mir auf dem Prospekt des Campgrounds ein Inserat einer RV-Reparaturwerkstätte... Ach wie bin ich stolz auf meinen Sohn, der mit der Spürnase!!! Wir werden also morgen früh gleich dort vorbeischauen!
Um ca. 19.00 gehen wir ins nahe Hong-Kong-Buffet chinesisch essen, nachdem die Frauen die Abstimmung gegen uns Steakhouse-Befürworter irgendwie gewonnen haben... Für 80 $ können wir da zu viert essen und trinken, soviel wir wollen. Über die Qualität des Essens sind wir danach geteilter Meinung, nicht aber über den Unterhaltungswert des Nachtessens. Einerseits fällt uns ein Individuum (Frau? Mann? keine Ahnung) mit einem veritablen Wisch-Mopp als Frisur auf; Dominik kann sich kaum mehr erholen. Andererseits wälzt sich eine Frau mit einem BMI in atmosphärischen Höhen an uns vorbei, die (und das nicht nur einmal) eine veritable Essens-Spur vom Buffet bis an ihren Tisch hinterlässt und sich nicht mal die Mühe macht, etwas aufzuwischen oder so - wie auch? Weil unsere Kinder darüber ziemlich geschockt sind, wissen wir wenigstens, dass wir bei der Erziehung doch etwas richtig gemacht haben!
Der Rückmarsch führt uns an einem Western-Shop vorbei mit Sogwirkung für Anita und Flavia. Doch nach kurzer Zeit ist Dominik ganz aufgeregt, denn er hat wieder einen Gurt für sich selber erspäht, diesmal nur für $ 25.--. Anita findet eine Handtasche mit Kuhfell, in die sie sich Knall auf Fall verliebt. Kostenpunkt so um die $ 120.--. Ich selber, nun, ich sitze draussen vor dem Shop, geniesse die saubere klare Luft und die Country-Musik, die leise aus dem Lautsprecher rieselt, lehne mich zurück und frage mich, ob diese herrliche Reise jemals wieder enden muss. Interessant zu beobachten ist ein Jung-Cowboy so um die 20, der innerhalb einer halben Stunde etwa sechs Mal zwischen einem Pick-Up und dem Shop hin und her marschiert, mit seinem neu gekauften Hut auf dem Kopf. Im Auto dürfte ihn ein Bruder, Kollege oder der Vater beraten, welchen genauen Radius die Hutkrempe haben muss. Also eilt er wieder in den Shop, wo er den Hut über die Dampfstation hält und zurechtbiegt, in den Spiegel guckt und nach draussen geht, um eine Zweitmeinung einzuholen. Diese ist offenbar nicht so euphorisch, also wieder in den Shop, nochmals eingedampft, gebogen, wieder raus etc. etc. Und da soll einer sagen, die Männer seien nicht eitel.
Um 20.55 schaue ich mal im Laden nach, ob sich meine Familie schon zum Kauf entschlossen hat, die sind aber immer noch am diskutieren. Der Ladenbesitzer meint, er schliesse nun um 21.00 und er müsse uns leider aus dem Laden werfen. Für Dominik und Anita kein Problem, können sie doch nun die Investition nochmals überschlafen.
Offenbar hat dieses Nicht-Shopping die Kinder aufgewühlt, denn es wird geblödelt und gequatscht und es kehrt einfach keine Ruhe ein im WoMo. Erst als Anita droht, Dominik müsse im Bedroom hinten schlafen und ich gehe dann nach vorne in sein Bett, kehrt doch noch Ruhe ein.
Tagespensum:
134 Meilen