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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: User1211 am 12.09.2006, 12:26 Uhr

Titel: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 12.09.2006, 12:26 Uhr
Hi,

ich war inzwischen fünfmal in den USA und Canada (dort nur einmal). Dabei habe ich vier Rundreisen hinter mich gebracht. Die erste davon fand 1992 statt. Leider habe ich damals noch kein Reisetagebuch geführt, so dass ich den folgenden Reisebericht (leider ohne Fotos, die hat mein Papa damals gemacht und der lebt ein paar hundert Kilometer von mir weg) aus dem Gedächtnis schreibe.

Doch fangen wir der Reihe nach an:
Im Jahr 1954 wanderte die Familie meiner Tante in die USA aus. Da sie zu dem Zeitpunkt bereits mit meinem Onkel verlobt war, ging der kurzerhand mit. Die beiden heirateten dort und zogen verschiedentlich um. Größtenteils hielten sie sich aber in der Umgebung von Chicago auf. Später zogen sie dann nach Wisconsin, wo mein Onkel eine erfolgreiche Orthopädie-Werkstatt gründete. Nach dem Tod meiner Oma reiste mein Opa verschiedentlich in die USA um seine Sohn und seine 10 Enkel zu besuchen. Irgendwann in den 70er kam er von einem neunmonatigen Aufenthalt zurück nach Deutschland und verkündete seinen anderen drei Söhnen völlig unvermittelt: "Ich wandere in die USA aus!" Gesagt, getan!

1980 wurden wir dann vom Opa nach Amerika eingeladen! Als fünfjähriger Knirps war das natürlich eine tolle Sache! Ich war noch nie geflogen, geschweige denn hatte ich eine Ahnung von dem, was Amerika ist. Für vier Wochen ging es als komplette Familie auf Opas Kosten über den großen Teich. Mit dem Zug fuhren wir nach Luxembourg und flogen von dort über Island nach Chicago. Dort holte uns mein Onkel mit seinem großen Van (in Zeiten eines VW-Bulli, den wir nicht fuhren, ein wirklich beeindruckendes Fahrzeug) ab und wir fuhren ca. 5 Stunden gen Nord-Westen. Unser Ziel war Wausau (WI). Dort nannte mein Onkel zu der Zeit eine Farm sein Eigen und hatte für meinen Opa auf dem Gelände ein Haus gebaut. In den folgenden vier Wochen machte mein Onkel auch mal (nicht die kompletten vier Wochen) mit meinen zwei großen Brüdern und einigen seiner Söhne eine Reise gen Westen. Dabei kamen Sie u.a. zum Yellowstone und bis nach Wala-Wala (ist irgendwo in Washington). Ich durfe natürlich nicht mit! Angeblich war ich zu klein! :evil:

Auf jeden Fall sah ich bei meiner ersten Reise in die USA nicht viel mehr als den Flughafen in Chicago, hunderte Meilen Interstate, die Farm meines Onkels, einen kleinen See, auf dem wir mit dem Motorboot rumfuhren, Wausau bzw. Mosenee, eine Kleinstadt in der Nähe und die Wisconsin Dells.

Nach unserer Rückkehr nach D durfte ich dann den Super8-Film sehen, den mein Bruder während der Westtour gemacht hatte. Bei Old-Faithfull wurde uns immer schlecht (welcher Depp stellt sich auch schon beim Filmen auf eine Cola-Dose? :? ). Doch schon da war mein Wunsch geweckt: Das will ich auch mal sehen!

Und wie das dann zum ersten Mal Wirklichkeit wurde, lest ihr in diesem Thread.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: Schneewie am 12.09.2006, 12:33 Uhr
Nah, dann bin ich mal gespannt.  :D
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: OWL am 12.09.2006, 12:35 Uhr
Das war ja ein kurzer Reisebericht :wink:


Der schlimmste Satz für Kinder kommt auch drin vor:
Zitat
Angeblich war ich zu klein!

:heulend: :heulend: :heulend: :heulend: :heulend:


Aber Du  kündigst ja eine weitere Reise an - das wird sicher länger und schöner! :D
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: Schneewie am 12.09.2006, 12:37 Uhr
Ich dachte, da kommt noch was?  :?:  :oops:
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: User1211 am 12.09.2006, 12:55 Uhr
Um der Verwirrung vorzubeugen:

Es soll hier um meine erste Westtour 1992 gehen! Das erste Posting war ein Großteil der Vorgeschichte, um auch zu erläutern, wie es überhaupt dazu kam, dass ich die USA als Reiseland entdeckte. Da ich grad erst mit dem Schreiben angefangen habe, kann ich leider nicht einen Post nach dem anderen veröffentlichen. Ihr müsst Euch also etwas gedulden.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: Kauschthaus am 12.09.2006, 13:10 Uhr
Also gut, notgedrungen gedulde ich mich ...  :wink:

Bin mal gespannt, viele Grüße, Petra
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: freddykr am 12.09.2006, 14:19 Uhr
Bin dabei. Klingt jedenfalls schon vielversprechend. :D
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: User1211 am 12.09.2006, 14:24 Uhr
Dann starten wir mal in den Reisebericht meiner 1992er Reise:

Bis zum Jahr 1989 folg mein Opa einmal jährlich für drei Monate über den großen Teich nach Deutschland. Das machte er zum Einen um seine drei Söhne samt Familien zu besuchen und zum Anderen um den Schneemassen und Kältegraden des Mittelwesten zu entfliehen. So hatte ich also immer einige Wochen mit meinem Opa, der dann den Großteil der Zeit bei uns wohnte. Nach 1989 war ihm aus Altersgründen eine solche Reise nicht mehr möglich. Er war bereits Mitte 80 und verkraftet die Aufregung um Flug und Gepäck nicht mehr.

Ende 1991 kam dann eine erneute Einladung bei uns an. Da ich als einziger meiner Geschwister zu dem Zeitpunkt noch nicht verheiratet war wurde ich zusammen mit meinen Eltern vom Opa wieder mal nach Amerika eingeladen. Die Reise wurde für den Sommer 1992 geplant. Mit damals (als die Einladung kam) noch 16 Jahren habe ich mich eigentlich um nichts gekümmert, was sich noch als Fehler herausstellen sollte, der fast die Reise verhindert hätte.

Mein Vater kümmerte sich um einen günstigen Flug, den er auch über ein Reisebüro in Düsseldorf (ich kann nicht mehr sagen welches das war) bekam. Die Flüge wurden gebucht und es wurde geplant, dass wir einen Tag, nachdem ich aus einem Jugendsommerlager in der Schweiz zurückkam in die USA aufbrechen sollten (meine Mutter musste ja auch noch meine Wäsche waschen). Flugtechnisch war ein Flug von DUS nach LHR und von dort nach Chicago geplant. Um auch technisch für die Reise gut gerüstet zu sein begann ich mit dem Austragen einer kostenlosen Zeitung. Mit dem Verdienst erwarb ich meine erste Videokamera.

Während des Jugendlagers konnte ich an fast nichts anderes denken, als die bevorstehende Reise in die USA. Mein Onkel hatte versprochen, dass er mit meinen Eltern und mir eine zweiwöchige Reise von Wausau bis LA und zurück mit dem Auto machen würde. Prima, ich würde also endlich den Westen der USA kennen lernen (so dachte ich zumindest, kennen tu ich ihn jetzt noch nicht, wie mir verschiedene Berichte in diesem Forum immer wieder eindrucksvoll vor Augen führen).

Als mein Vater mich vom Bus, der mich aus dem Jugendlager wieder nach Deutschland brachte, abholte fuhren wir kurz beim Reisebüro vorbei und holten die Tickets ab. Daheim angekommen musste ich natürlich erstmal über das Jugendlager berichten. Als meine Mutter sich dann über meine Wäsche her machte setzte ich mich voller Vorfreude an den Tisch und las mir alles durch, was so bei den Tickets dabei war. Dabei stieß ich dann auf so eine Anmerkung im Kleingedruckten, die mich erschaudern ließ: Einreise in die USA ist nur mit einem noch mindestens drei Monate gültigen Reisepass möglich! Reisepass? Hab ich nicht! :shock: Und meine Eltern? Auch nicht! :shock:  :shock:

Eine Nachfrage bei meinem Vater brachte keine beruhigende Antwort: "Ich hab die Frau im Reisebüro gefragt ob wir mit einem normalen Pass in die USA kommen und sie hat ja gesagt!" Dumm nur, dass da in den Infos was anderes stand. Kurzerhand rief meine Mutter im Reisebüro an und erkundigte sich bezüglich. Die Aussage der Frau war klar und vor allem logisch: Sie hatte unter Pass Reisepass verstanden, während mein Vater damit einen Perso meinte. Und dann die Aussagen, die ca. 16 Stunden vor Abflug meine USA-Träume samt Videoplänen in sich zusammen stürzen lies: „Ohne Reisepass brauchen sie gar nicht zum Flughafen. Die lassen sie nicht mal in den Flieger!“

Ende – Aus! Keine Reise in die USA! Woher soll man auch an einem Mittwoch um fast 18.00 Uhr Reisepässe kriegen? Der Flieger nach London geht ja um 10.00 Uhr am nächsten Morgen!

Meine Mutter ist nicht so die Frau, die lange rumüberlegt. Sie schreitet immer zur Tat und probiert einen Weg nach dem anderen aus, bis sie am Ziel ist. Zunächst also ein Anruf bei der Botschaft der USA. Das Resultat war die Bestätigung der Aussage der netten Dame vom Reisebüro: Wir hatten keine Chance ohne Reisepass in die USA einzureisen. Also folgte ein Anruf beim Einwohnermeldeamt (die stellen in meiner ehemaligen Heimatstadt die Pässe aus, bzw. nahmen die Anträge entgegen). Nix. Keiner mehr da. Klar, die machen ja auch um 16.00 Uhr zu. Wat nu?

(kleiner Einschub: Das, was ich jetzt schreibe hat sich wirklich so zugetragen! Nicht das jemand meint ich würde hier rumlügen um mich interessant zu machen!)

Durch ihre geschäftliche Tätigkeit kannte meine Mutter die Frau vom Oberbürgermeister meiner damaligen Heimatstadt. Also wurde dort angerufen. Den genauen Wortlaut des Telefonats kann ich leider nicht mehr wiedergeben. Aber das Ergebnis dieses Anrufs war die Nummer des Leiters (heißt der so) des Einwohnermeldeamtes. Der dortige Anruf brachte eine neue Nummer hervor. Und dort hatte meine Mutter dann eine wirklich hilfsbereite Dame am Telefon. Sie sagte zu, dass sie sich mit uns in einer Stunde am Rathaus treffen würde. Irgendwoher hatte sie sich den Schlüssel besorgt und stellte uns innerhalb von kürzester Zeit vorläufige, für drei Monate gültige Reisepässe aus. Glücklich standen wir mit diesen gegen 21.00 Uhr vor dem Rathaus und konnten uns wieder auf unsere Reise in die USA freuen.

Am nächsten Morgen brachte uns meine Schwester (wirklich rechtzeitig) nach Düsseldorf an den Flughafen. Beim Check-in erfuhren wir dann, dass unsere Plätze für den Flug nach London bereist anderweitig vergeben waren. Freundlicherweise wurden wir jedoch auf einen etwas späteren Flug umgebucht. Trotz dieser Änderung im Flugplan konnten wir locker unseren Flug von London nach Chicago erreichen (da muss wirklich viel Zeit für den Umstieg eingeplant gewesen sein). Irgendwann am frühen Nachmittag (Ortszeit) landeten wir in Chicago und wurden dort von meinem Onkel und meiner abgeholt und machten uns sogleich noch auf den Weg nach Wisconsin, wo wir am späten Abend müde, aber glücklich, dass doch noch alles Gut gegangen war in die Betten vielen.

In den nächsten Tagen verbrachten wir Zeit mit der Familie meines Onkels (soweit seine Kinder in der Nähe wohnten) und vor allem meinem Opa, bevor wir uns am Sonntagvormittag auf den Weg in den Westen machten. Doch von diesen Tagen will ich hier jetzt nicht berichten, da sie zum Einen wenig ereignisreich und vor allem nicht von allgemeinem Interesse sein dürften.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: OWL am 12.09.2006, 14:30 Uhr
:shock: Na heute ginge das wohl nicht mehr! :shock:
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: User1211 am 12.09.2006, 15:44 Uhr
Wie gesagt brachen wir am späten Sonntag Vormittag in Richtung Westen auf. Noch immer verschloss sich mir bis zu diesem Zeitpunkt die Größe des Landes und vor allem die Distanzen, die dort zurück zu legen sind, wenn man von Wausau zum Yellowstone NP fahren möchte.

Darüber hinaus hatte ich mir auch über diesen Teil der Reise gar keine großartigen Gedanken gemacht. Das Lesen eines Reisführers oder gar das Suchen nach anderweitigen Informationen zu Land und Leuten war mit gar nicht in den Sinn gekommen. Da wir ja den Spezialisten (so dachte ich zumindest, was nichts gegen meinen Onkel sein soll) vor Ort wohnen hatten, der schon mehrfach im Westen mit dem Auto unterwegs war, lag die Planung der kommenden zwei Wochen völlig in den Händen von ihm und meiner Tante.

Wir fuhren die nördliche Variante von Wausau aus in Richtung Yellowstone. Das heißt, dass wir in der Nähe von Minneapolis vorbei kamen und dann strack nach Westen weiter fuhren. Zwischenstopps waren an diesem ersten Reisetag nicht eingeplant und so hielten wir gegen Abend an einem Motel, in dem wir zwei Zimmer buchten. Da ich ein „kleiner Junge“ (mein Onkel nannte mich immer „Jüngelche“) war, schlief ich bei meinen Eltern im Zimmer, hatte jedoch ein eigenes Bett.

Am nächsten Morgen begann dann die Tour der Leiden für meine Mutter: Frühstück bei McDonald’s! In den folgenden zwei Wochen sollte sie dass ihr an diesem Morgen noch genießbar erscheinende „Swiss Breakfast“ noch hassen lernen. Doch heute konnte sie Rösti und Rührei mit Kaffee noch genießen. Mir schmeckte es gleich am ersten Morgen nicht.

Nach dem Frühstück ging es dann weiter in Richtung Westen und schließlich etwas nach Süden. Über den bear-toth-pass erreichten wir den Nord-Ost-Entrance des Yellowstone. Gleich hinter der Parkeinfahrt konnten wir (kurz) einige Antilopen bewundern und filmen. Es ging jedoch zügig weiter (wie ich Jahre später merkte) an einigen Sehenswürdigkeiten dieses tollen NP vorbei direkt wieder zum Nordausgang raus. Dort bezogen wir vor den Toren des NP ein Motel, aßen in einem der dort zu findenden „Restaurants“ zu Abend und verschwanden baldmöglichst in den Betten.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: Zati am 12.09.2006, 17:01 Uhr
Hallo,

das war ja ein aufregender Auftakt, wie Thomas schon schrieb, wäre das heute nicht mehr so möglich  :shock:  :shock:

Na ja, als "Jüngelchen" durch den Westen war bestimmt manchmal etwas ätzend oder?

Deine Mutter kann ich gut verstehen, mir hing vor 11 Jahren der fast-food Essen schon nach drei Tagen aus dem Hals.

Gruß

Efty  :wink:
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: IkeaRegal am 12.09.2006, 17:58 Uhr
Immer wieder schön zu lesen, dass man Verwandte in den Vereinigten Staaten hat. Das wäre mein Traum schlecht hin :(
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: OWL am 12.09.2006, 18:20 Uhr
Ist nach so vielen Jahren sicher schwierig, sich zu erinnern, aber weißt Du noch, was Du beim Anblick der Antilopen empfunden hast? Kann in dem Alter ja von Begeisterung bis Desinteresse reichen?
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: User1211 am 13.09.2006, 11:12 Uhr
Ich fan die Antilopen einfach klasse. Bin ein ziemlich Natur interessierter Mensch und fand es zum einen interessant, dass es Antilopen in USA gibt (ich hatte die bis dahin immer nach Afrika als einziges Vorkommnis gesetzt :oops: ) und dann fand ich es toll, dass man so nah an wilde Tiere ran kann und sie auch noch in Ruhe auf Video fest halten kann.

Da ich mich zur Zeit zwecks detaillierterer Berichterstattung etwas auf diversen Karten orientiere, dauert es vielleicht diesmal wirklich ein paar Tage, bevor wir weiter fahren.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entsta
Beitrag von: User1211 am 21.09.2006, 17:09 Uhr
Fahren wir mal ein Stückchen weiter, bevor mich Wochenende und die letzten Vorbereitung für die Hochzeit eines Freundes wieder aufhalten.

Am nächsten Morgen gab es im Hotel eine "Continental Breakfast". Ich hatte mir wunders was drunter vorgestellt und wurde bitter enttäuscht. So was soll man frühstücken? Ein paar ecklig süße Teilchen und Kaffee gabs. Aber was soll es? Anders essen war nicht in Sicht und so gab ich mich damit zufrieden. Mein Mutter war generll froh, dass sie nicht zu McD musste :wink: .

Nach dem Frühstück ging es zurück in den Yellowstone. Wir begannen eine Runde gegen den Uhrzeigersinn und machten als erstes an den Mamoth Hot Springs halt. Damals leuchteten sie noch in den schönsten Farben und an vielen Stellen quoll Wasser durch die Sinterterassen. Meine Videokamera hatte schwer was zu tun und auch mein Vater machte nicht gerade wenige Fotos.

Von dort fuhren wir gen Süden. Der nächste Halt wurde eingelegt, als Nebelschwaden über die Straße zogen. Kochendes Wasser direkt neben der Straße, dass musste ich sehen. Mein Vater war natürich nicht davon überzeugt, dass es sich wirklich um heißes Wasser handelte und packte kurzerhand hinein. Irgendwie wurden ihm die Finger wohl doch etwas heiß, so dass er nach einem kurzen Aufschrei zum Auto sprintete und die Hand in das Eis der Kühltasche hielt. :lol:

Nach dieser allgemein belustigenden Situation ging es weiter gen Süden. Erst Jahre später bemerkte ich, woran ich gerade vorbeifuhr. :cry:

Langsam kamen die nördlichen Ausläufer des großen Feuers in Sicht. Die ersten jungen Bäume steckten Ihre Köpfe aus dem Boden und die Landschaft sah zeimlich trostlos aus. Von Onkel und Tante wurden wir darüber aufgeklärt, dass hier absichtlich nicht aufgeforstet wurde und wir konnten das in gewisser Weise nachvollziehen.

Als nächster Haltepunkt war Old Faithful dran. Wir setzten uns in die Nähe auf eine der Bänke und warteten auf seinen Ausbruch. Gigantisch, wie das Wasser aus dem Boden in die Höhe schoss. Trotz fehlender Cola-Dose wurde mein Film auch nicht besser als der meines Bruders, da ich irgendwie mit Tele- und Weitwinkelfunktion des Camcorders noch nicht richtig klar kam. :oops:

Die anderen Geysire in der Nähe des Alten Treuen wurden ausgelassen und so suchten wir nach einem kurzen Snack das Auto wieder auf. Es ging weiter gen Süden und dann, als der Yellowstone Lake erreicht war, auf der anderen Seite des "Loops" wieder nach Norden. Wir hielten an den Mud Pods und bewunderten und filmten kochenden Schlamm.

Auch dem Upper Fall wurde ein kurzer Besuch abgestattet. Artist Point und Lower Fall wurden ausgelassen. Dann kriegten wir auch noch eine riesige Büffelherde vor die Linse, von der ich mich kaum trennen mochte. Ich filmte hier und dort und merkte gar nicht, dass mein Onkel immer ungeduldiger wurde. Er wollte weiter. (Im Verlauf der Reise habe ich dann gelernt dieses Ansinnen an Aussichtspunkten geflissentlich zu überhören.)

Gegen frühen Abend kamen wir wieder in unserem Motel an, nachdem wir noch irgendwo was essbares aufgetrieben hatten. Wir vielen müde und volller Eindrücke ins Bett und waren der Meinung den Yellowstone an einem Tag komplett gesehen zu haben. :shock:
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 26.09.2007, 10:01 Uhr
Hallo Allerseits,

leider war ich einige Monate abwesend (zumindest, was dieses Forum angeht). Inzwischen hat sich der familiäre und auch arbeitsmäßige Trubel etwas gelegt und wir können weiter fahren. Ob nach so einer langen Zeit noch jemand dazu Lust hat weiß ich zwar nicht, aber ich schreib mal weiter:



Die nächsten Reisetage (Dienstag bis Freitag) kürze ich der Einfachheit halber ab, da sie für Außenstehende eh nichts spektakuläres bereit hielten. Um jedoch einen ungefähren Überblick über unsere Reiseroute zu erhalten, in kürze soviel: Wir fuhren in den Bundesstaat Washington und besuchten dort eine meiner Cousinen (leider können sich weder meine Eltern noch ich an den Namen der Stadt erinnern). Da die Kinder meines Onkels und meiner Tante im ganzen Land verstreut wohnen (damals wohnten von zehn lediglich zwei in erreichbarer Nähe, was heißt max. 30 Minuten entfernt, – inzwischen keines mehr) nutzen sie selbstverständlich die Möglichkeit Kind, Schwiegerkind und Enkelkinder zu sehen. Von dort aus fuhren wir am nächsten Tag nach Wala-Wala, auch im Bundesstaat Washington gelegen. Hier besuchten wir Bekannte, bei denen meine Geschwister im Jahr 1980 auch schon mal waren und übernachteten auch dort.

Von dort ging es zur Oregon-Coast und nach Eureka. Dort wohnten die Schwiegereltern eines meiner Cousins. Bei denen übernachteten wir ebenfalls, bevor wir uns am nächsten Tag auf den Weg in Richtung San Francisco machten.

Waren die letzten drei oder vier Tage mit Besuchen von Bekannten und ehr unscheinbarer, ja aus meiner Sicht sogar langweiliger Landschaft gefüllt, so sollte es heute mal wieder spektakulär werden. Zusammen mit den Schwiegereltern meines Cousins machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg gen Süden. Es dauerte nicht lange, bis wir die RedWoods erreichten. An verschiedenen Stellen hielten wir an und machten einige kurz Trails, wobei die Betonung auf kurz liegt. Wenn ich mich recht entsinne, dann waren wir an keiner Stelle länger als 10 Minuten aus dem Auto.

Besonderes Highlight für mich war der „Drive Thru Tree“, durch den wir bzw. mein Onkel fuhr, während ich im Stile eins Starfilmers die halbe Straße blockierte und alles aufnehmen musste. Nachdem dieses kurze, aber recht kostspielige Vergnügen beendet war verabschiedeten sich die Schwiegereltern meines Cousins und wir setzten unseren Weg allein fort.

Die Sightseeingtour durch SF viel ehr ernüchternd aus. Über die Golden Gate Bridge kamen wir in die Stadt und durchquerten sie auf dem kürzesten Weg, um sie sogleich wieder über die Oakland-Bay-Bridge zu verlassen. In Oakland übernachteten wir bei Bekannten meines Onkels. Highlight hier war der Ausblick über die Bucht auf die Skyline von SF. Besonders der Anblick im Dunkeln hat mich fasziniert.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: Susan26 am 26.09.2007, 10:12 Uhr
Hallo Thorsten,

ich bin wieder mit dabei  :wink:
Susan
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 26.09.2007, 17:54 Uhr
So, bevor der Tag vorüber ist, noch ein weiteres Etappenstück:

Am heutigen Morgen – es ist wieder Sonntag – wurden wir durch das Klavierspiel unserer Gastgeberin geweckt. Auch mal eine schöne Art um im Urlaub geweckt zu werden. Da meine Mutter Geburtstag hatte ließen wir es etwas gemütlicher angehen und verließen erst nach dem Mittagessen Oakland in Richtung LA.

Über die Interstate 5 ging es dieser zweiten Großmeteropole auf unserer Reiseroute entgegen. Zur Abwechslung übernahm heute mein Vater mal das Steuer, was leider etwas teurer wurde. Einige Meter vor uns platzte einem Truck ein Reifen und die Lauffläche desselben stellte sich hochkant in unseren Weg. Um ein Schleudern des Wagens zu verhindern bremste mein Vater lediglich stark ab, konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig anhalten und überfuhr somit den Reifenteil. Hinter uns wirbelten Gummi und diverse Zierleisten malerisch auf. Nach einem kurzen Stopp, bei dem ich für das Räumen der Fahrbahn eingeteilt wurde – ist richtig klasse so klebriges Gummi an der Hand zu haben ohne eine Waschmöglichkeit – ging die Reise jedoch weiter, da das Auto keine Schäden aufwies, die eine Weiterfahrt unmöglich machen. Glücklicherweise war „nur“ schmückendes Beiwerk des Autos abhanden gekommen.

Gegen späten Abend fuhren wir über eine Hügelkette und da lag er: Der Moloch LA! Wir folgten der Interstate 5 nicht mehr lange sondern verließen diese bald und machten wieder mal Zwischenstation bei Bekannten meines Onkels. Leider hat deren altes Haus keine Klimaanlage, so dass wir – besonders ich, da ich unter dem Dach schlafen durfte – eine schwitzende Nacht verbrachten.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: mannimanta am 26.09.2007, 19:46 Uhr
Hi,
Ich finde es erstaunlich, daß du dich noch so genau an Einzelheiten errinnest.
Wenn ich mir die Bilder von unserem 1. USA Urlaub 1990 anschaue,
muss ich oft überlegen, wo das nun genau war.
Gruss,
Manni
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 27.09.2007, 10:47 Uhr
Hi Manta  :wink:

mag sein, dass ich mich noch recht gut erinnere, andererseits ist an den Tagen wahrscheinlich noch einiges interessantes passiert, was ich nicht mehr weiß. Meine guten Erinnerungen basieren aber wahrscheinlich auch darauf, dass es meine erste West-Reise war und somit besonders eindrücklich.

Gleich sollte es weiter gehen.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 27.09.2007, 11:08 Uhr
Der nächste Morgen brachte erneut einige Überraschungen für mich. Es fing gleich damit an, dass die Bekannte meines Onkels uns frisch geerntete Orangen aus ihrem Garten servierte. Irgendwie war mir bis zu diesem Moment noch gar nicht so richtig klar, wie weit im Süden unseres Globus ich mich aufhielt.

Nach dem ausgiebigen Frühstück (meine Mutter war mehr als dankbar, dass uns in den letzten Tagen McD erspart blieb!) lernte ich dann eine amerikanische Waschstrasse kennen. Fasziniert beobachtete ich, wie sich nach der Durchfahrt eine wahre Horde von Männern mit Putzlappen und Staubsauger bewaffnet auf das Auto stürzten und den Innenraum in kürzester Zeit von sämtlichem Schmutz befreiten. Auch der Lack wurde noch mal ordentlich abgeledert.

Mit dem Mini-Van unserer Gastgeber ging es dann zu sechst (ihr Mann musste leider arbeiten) in Richtung Hollywood. Viel zu sehen bekam ich nicht. Wir fuhren lediglich über den Hollywood-Blv. und ein wenig durch eine Villengegend (ob da jemand berühmtes wohnte konnte mir nicht gesagt werden). Nach Hollywood im Vorbeifahren ging es dann nach Santa Monica, wo wir zunächst in einem Einkaufszentrum zu Mittag aßen. Dabei amüsierte ich mich köstlich darüber, dass mein Onkel in Badeshorts, T-Shirt und Badeschlappen an den Luxusläden vorbeilief. Warum auch immer, aber meiner Tante war die ganze Sache unwahrscheinlich peinlich.

Nachdem wir nun gestärkt waren ging es endlich an den Strand. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich die Möglichkeit im Pacific zu baden. Jedoch gerade hier zeigte sich mal wieder, dass mein Onkel keine Ruhe im Hintern hatte. Kaum 30 Minuten am Stand, wollte er schon wieder weiter - obwohl als einziges, für diesen Tag noch geplantes, Reiseziel das Haus unserer Gastgeber auf dem Plan stand! Mit Hilfe meiner Mutter bekam ich meinen Vater dazu überredet nochmals mit mir in den Wellen umher zu toben. Verdrossen musste mein Onkel noch weitere zwei Stunden am Strand verbringen, da unsere Gastgeberin ebenfalls keine Anstalten machte in Richtung ihres Hauses aufzubrechen.

Es war schon dunkel, als wir endlich – nach „Genuss“ der LA-Rush-Hour – zurück bei unseren Gastgebern waren. Es folgte ein gemütlicher Abend bei dem ich meine Englisch-Kenntnisse erweitern konnte und musste. Darüber hinaus wurde hier etwas ausgesprochen, was Anregung für drei weitere Reisen in den Westen sein sollte: „Wenn Du mal in den USA bist musst Du unbedingt bei uns schlafen.“ Aus diesem „Nebensatz“ entstand in den folgenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren die Idee nochmals auf eigenen Faust den Westen zu erkunden.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 28.09.2007, 10:17 Uhr
Nachdem wir noch einmal die frischen Orangen aus dem Garten unserer Gastgeber zusammen mit leckerem Brot (tatsächlich, so was gibt es auch in USA) ausgiebig genossen hatten machten wir uns wieder auf den Weg gen Osten. Immerhin sollte unser Aufenthalt in den USA „nur“ drei Wochen dauern und wir wollten vor dem Rückflug noch einmal einige Tage mit meinem Opa verbringen.

Über welche Interstates wir genau aus LA fuhren, kann ich nicht mehr sagen. Tagesziel war auf jeden Fall Flagstaf, wo wir in einem Motel übernachten wollten. Der Tag wäre ziemlich langweilig verlaufen, wenn, ja wenn wir nicht etwas übersehen hätten! Und das was wir übersehen hatten war ein Schild auf dem sinngemäß stand: „Keine Tankstelle auf den nächsten xx Meilen!“

Schweigend ins Gespräch vertieft waren wir zu fünft an diesem Schild vorbei gefahren ohne es großartig zu beachten (dass es dieses Schild gab erfuhren wir erst später). Als sich die Tankanzeigenadel langsam aber sicher auf den „Reservebereich“ zu bewegte bat mein Onkel meine Tante auf der Karte nach einem größeren Ort in der Nähe zu suchen, wo man eine Tankstelle finden könnte. Nach eingehendem Studium der Karte war schnell klar, dass es einen solchen Ort entlang der Interstate, die wir gerade befuhren zunächst mal nicht geben würde. Es blieb uns also nichts anderes übrig als zu hoffen, dass wir mit dem vorhandenen Benzin doch noch eine Tankstelle erreichen würden.

Als wir einen Parkplatz mitten im Nirgendwo erreichten stoppten wir dort kurz. Leider wurde unsere Hoffnung auf einen gefüllten Benzinkanister in einem der dort parkenden Wagen nicht erfüllt. Es konnte uns auch niemand einen Tipp bezogen auf eine nahe gelegne Tankstelle geben. Es blieb uns somit nichts anderes übrig als die Reise fort zu setzten und zu hoffen, dass der Sprit doch noch bis zu nächsten Tankstelle reicht.

Natürlich tat er das nicht – warum auch? Mitten im Nirgendwo ging der Wagen aus und wir rollten langsam auf dem Standstreifen aus. Da standen wir nun in der Gluthitze und Schatten war weit und breit nicht zu finden. Eine Diskussion über den Grund des Stehenbleibens kam natürlich auch nicht auf. Glücklicherweise hielt einige Minuten nach unserem unfreiwilligen Stopp ein Fahrzeug mit zwei jungen Männern an, die wir kurz vorher auf dem Parkplatz noch wegen Benzin gefragt hatten. Sie erklärten sich breit meinen Onkel bis zur nächsten Tankstelle mitzunehmen. Wie er zurück kommen würde müsste sich noch zeigen.

Ausgerüstet mit Geld/Kreditkarte fuhr mein Onkel aus mit den zwei hilfsbereiten Männern mit und wir blieben zu viert in der Wüste beim Auto zurück. Anfangs war das ja noch irgendwie interessant, aber irgendwann stellte sich die große Langeweile ein. Wenn ich mich recht entsinne hielt sogar einmal ein Polizeiwagen bei uns und bot Hilfe an.

Als mein Onkel nach über einer halben Stunde noch nicht zurück war machten wir uns langsam Gedanken. Die Gegenfahrbahn war von der Stelle an der unser Auto stand nicht gerade gut zu sehen und so zogen wir die Möglichkeit in Betracht, dass mein Onkel uns vielleicht verpasst hatte und mit seiner Rückfahrgelegenheit an uns vorbei gefahren war. (Übrigens fällt mir bei der Gelegenheit ein, dass weder wir noch mein Onkel oder meine Tante ein Handy bei hatten.) Zusammen mit meinem Vater machte ich mich somit an die Überquerung der Interstate. Wir stellten uns an den Fahrbahnrand der Gegenfahrbahn und hofften, dass mein Onkel doch noch nicht vorbeigekommen war. Nachdem wir dort ca. 10 Minuten gewartet hatten kam ein großer Truck an und hielt in unserer Nähe. Mit zwei Kanistern entstieg mein Onkel diesen Fahrzeug und wir konnten mit ihm zusammen die Fahrbahn wieder überqueren. Das Einfüllen des Benzins ging ziemlich schnell und bald liefen Motor und vor allem Klimaanlage wieder. Als wir nun endlich weiter fahren konnten stellten wir etwas saublödes fest, was wir auch noch ausprobierten: Knapp zweihundert Meter hinter der Stelle an der wir stehen geblieben waren begann eine Gefällstrecke. Mit dem Schwung, den das Auto auf dieser Strecke aufnahm kamen wir fast bis zu der Ausfahrt, wo die nächste Tankstelle war. Wir hätten also, wenn wir das Auto zweihundert Meter geschoben hätten anschließend bequem zu Fuß Benzin holen können!

Da mein Onkel die Benzinkanister nur geliehen hatte und der Tank vom Auto auch nicht voll war, tankten wir den Wagen randvoll und setzten anschließend unsere Reise in Richtung Flagstaff fort. Dort kamen wir gegen Abend an, suchten uns ein Motel und etwas zu Essen und vielen anschließend in die Betten. Das Warten in der Hitze war doch anstrengender als wir zunächst angenommen hatten.
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 02.10.2007, 11:14 Uhr
Und weiter gehts:

Nach dem bei Motel-Übernachtungen obligatorischen Frühstück beim goldenen M machten wir uns auf den Weg zum Grand-Canyon NP. Was mich an diesem Park bei Zufahrt von Süden aus begeistert ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass man gar nicht glaubt gleich vor so einem riesigen Loch zu stehen. Die Gegend ist eher unscheinbar – ja vielleicht sogar langweilig.

Im Park angekommen steuerten wir auf dem Weg zum Ostausgang verschiedene View-Points an. Längere Aufenthalte waren wegen der bereits vorher schon angesprochenen „Hektik“ meines Onkels nicht möglich. So beschränkten wir uns mit einem Blick in den Canyon und Foto- bzw. Filmaufnahmen.

Bei diesem Grand-Canyon-Besuch bleibt mir eine Situation wohl für immer im Gedächtnis. An einem der View-Points war eine Reisegruppe aus Deutschland. Irgendwie hatten die es geschafft jemanden dabei zu haben, den man gemeinhin als Stinkstiefel bezeichnen könnte. Augenscheinlich hatte der gute Herr an allem und jedem etwas auszusetzen. Wir bekamen auf jeden Fall eine Aussage in die Richtung „Ist doch nur ein großes Loch und deswegen machen die hier so einen Aufriss“ mit. Genervte Blicke seiner Mitreisenden signalisierten, dass dies wohl nicht die erste Aussage in diese Richtung war. Anschließend folgte dann noch ein Spruch, dass es in Deutschland eh alles viel besser wäre und so weiter und so fort. Da meine Mutter nicht auf den Mund gefallen ist hakte sie sich genau an dieser Stelle ein und sagte schlicht und ergreifend: „Ja, und außerdem haben wir ja die Loreley!“ Es folgte ein verdutzter Blick des Stinkstiefels und schallendes Gelächter der Reisegruppe. Meckern haben wir den dann die nächsten Minuten die wir noch dort waren nicht mehr gehört.

Nachdem wir den NP verlassen hatten ging es weiter in Richtung Monument-Valley. Dass es hier mehr zu sehen gab als man von der Teerstraße aus vermutet und vor allem, dass die richtig schönen „Steine“ gar nicht von dort zu sehen sind, verschloss sich mir noch für weitere 7 Jahre. Mein Onkel schafte gerade mal einmal zu halten, damit wir einige Foto- und Filmaufnahmen machen konnten und schon ging es weiter.

Wo wir den Abend geschlafen haben (ortsmäßig) weiß ich nicht mehr. Es war auf jeden Fall ein Motel und meine Mutter „freute“ sich schon auf das Frühstück am nächsten Morgen!
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: knutshome am 21.10.2007, 21:24 Uhr
Hallo Thorsten,

wann gehts denn bei dir weiter, oder war's das schon?  :oops:

Das wäre schade, der Bericht ist so schön geschrieben und ich bin doch schon gespannt, was bei Eurer Reise noch so alles passiert ist.

Viele Grüsse

(die Freundin von knutshome)
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 23.10.2007, 15:22 Uhr
wann gehts denn bei dir weiter, oder war's das schon?  :oops:

Hi Freundin von knutshome,

ich bin noch nicht am Ende, kam jedoch aus zeitlichen Gründen nicht zum Weiterschreiben. Da es aber auch nicht mehr viel zu schreiben gibt, mach ich das mal hier ganz schnell:

Nach dem obligatorischen Frühstück beim goldenen M (Zitat meiner Mutter: "Ich mußte die ganze Zeit an mich halten um mich nicht zu übergeben") enterten wir den Wagen meines Onkels. Als einiziges Großereignis des Tages stand der Besuch bei Mount Rushmore auf dem Programm. Begeistert von den Dimensionen dieser Köpfe (die mir erst so richtig klar wurden, als ich eine Karte entdeckte auf der der liebe Mr. Washington vermessen ist) lief die Kassette meines Videocamcorders wieder mal nahezu heiß. Hier galt es für diesen Urlaub zum letzten Mal das Drängeln meines Onkels zu überhören. Doch irgendwann meinten wir alles gesehen zu haben (zum Beispiel stellte ich erst 1996 fest, dass es noch dieses Artilier gibt wo das Modell der Figuren zu sehen ist) und machten uns auf den Weg in Richtung Osten. Endlos fuhren wir auf der Interstate gen Wisconsin. Ich kann heute ehrlich nicht mehr sagen, ob wir zwischendrin noch irgendwo übernachtet haben.

Die nächsten Tage verbrachten wir dann wieder bei und mit meinem Opa, halfen meinem Onkel ein Grundstück zu roden auf dem er nach unserer Abreise anfing ein neues Haus zu bauen und besuchten die Familien meiner Cousins die in der näheren Umgebung meines Onkels wohnten.

Doch irgendwann war es dann so weit. Die Koffer wurden gepackt und Onkel und Tante fuhren uns die mehr als fünf Stunden nach Chicago. Von dort ging es über London zurück nach D'dorf. Dort sorgten wir dann am Gepäckband für große Augen. Ein Koffer war aufgeplatzt und notdürftig mit Klebeband wieder zu geklebt worden :roll: Es fehlte jedoch nichts!!

Einige Wochen nach unserer Rückkehr aus den USA kamen unsere richtigen Reisepässe, die wir an besagtem Mittwoch-Abend ebenfalls beantragt hatten an. Nur, was macht man mit so einem Ding, wenn man eigentlich den Urlaub immer in Österreich oder der Schweiz verbringt? Ich weiß es, doch die Umsetzung sollte 4 Jahre auf sich warten lassen...
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: Kali am 23.10.2007, 15:55 Uhr
Bin da mal schnell hinterher gespurtet.
Hoffe doch das die anderen RBs nicht so lange auf sich warten lassen wie dieser. :)
Gruß Kali
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 23.10.2007, 16:09 Uhr
Hoffe doch das die anderen RBs nicht so lange auf sich warten lassen wie dieser. :)

Kali, ich muß Dich enttäuschen. Da ich bei den folgenden Westreisen Dias gemacht habe, aber unbedingt den Reisebericht mit Bildern versehen möchte bleibt mir wohl nichts anderes übrig als erst diesen blöden Scanner zu kaufen. Dazu muß ich dann noch meine Frau überreden und danach die Zeit finden die Dias zu scannen....

Du siehst, es kostet und dauert noch was bis ich weiter schreibe (ohne Bilder finde ich es nämlich etwas blöd)
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: Kali am 23.10.2007, 16:16 Uhr
Schickst du mir dann bitte 2031 die Vergrößerung der Dias ins Seniorenheim

" Die alten Amerikareisenden"    :( :lachroll: :lachroll: :lachroll:

Gruß: Kali

PS: Ich lach so laut und komme selbst nicht weiter mit meinem RB
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: User1211 am 23.10.2007, 16:34 Uhr
... wer im Glashaus sitzt...  :lol:
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: starlight am 25.11.2007, 18:07 Uhr
Das war klasse geschrieben. Habe mich köstlich amüsiert. Aber ist schon klasse, Verwandte in den USA zu haben.
Habe ich leider nicht  :|
Titel: Re: Wie bei einer verrückten Reise meine Liebe zu USA entstand
Beitrag von: Kali am 25.11.2007, 18:21 Uhr
Hallo Thorsten,
Zitat
erst diesen blöden Scanner zu kaufen. Dazu muß ich dann noch meine Frau überreden

in einem Monat ist Weihnachten, schenk deiner Frau doch einen Scanner, und du darfst ihn dann benutzen. (http://www.cosgan.de/images/midi/froehlich/a115.gif)
Gruß von einen der vielen "wartenden": Kali