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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: Canyoncrawler am 03.11.2006, 20:42 Uhr

Titel: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 03.11.2006, 20:42 Uhr
Hallo liebe Forumer,

an dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich für die zahlreichen Tipps und Informationen zu bedanken, die ich im Laufe der letzten Monate aus diesem Forum ziehen konnte.

Vom 08.09. bis 03.10.06 waren wir unterwegs. Bereist haben wir Nevada, Kalifornien, Arizona, Colorado und Utah.

Es war wieder ein Urlaub der besonderen Art: Backroad-Fahrten, tolle Wanderungen und wettertechnische Extreme.

Insgesamt 3987 mls = 6380 km durch die Naturhighlights im Westen.

Wer gerne mit mir reisen möchte, hier ist der Reisebericht:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 03.11.2006, 20:44 Uhr
Freitag, 08. September 2006

Den haben wir uns verdient …

sagten wir uns als Flug DL 417 am 08.09.06 um ca. 6.30 PM Ortszeit pünktlich auf dem McCarran International Airport in Las Vegas landet.

Gemeint ist unser Urlaub, dem wir schon seit März d.J. entgegenfieberten. Bis zuletzt hatten wir uns noch nicht entschieden, ob unsere Route über Kalifornien oder Colorado führen sollte. Wir hatten beide Routen geplant. Das Für und Wider der Alternativen hatte uns schon viele Diskussionen gekostet und wir unkten bereits, dass wir in Las Vegas eine Münze werfen müssten.

Delta Airlines brachte uns schliesslich von Düsseldorf über Atlanta in die Glitzermetropole im Westen der USA. Den Flug erlebt man ja häufig als Strapaze, für uns begann der Urlaub aber diesmal bereits mit dem Einchecken. Alles lief reibungslos und Delta Airlines bot uns den besten Bord-Service den wir bisher auf einem Flug erlebt hatten.

Am Gepäckband dann ein Aufatmen, unser komplettes Gepäck hatte es unversehrt bis nach Las Vegas geschafft, mit unseren 4 Koffern rollen wir guter Laune zum Alamo-Schalter.
Unsere Stimmung ist locker – zu locker, wie sich noch herausstellen wird.
Ein wenig Small Talk mit dem Angestellten und wir haben unseren Contract in den Händen und unterschreiben den Mietvertrag für unser SUV. Wir freuen uns, dass wir uns trotz Kombi-(Equinox)-Buchung) aus der SUV-Choiceline bedienen dürfen und harren auf dem kurzen Shuttletransfer gespannt der Modelle, die da stehen würden.
Am liebsten wäre uns ein Jeep Grand Cherokee oder ein Chevrolet Trailblazer, 4WD muss schon sein, denn wir hatten allerlei Dirtroad-Pläne.

Der 1. Blick auf die Choiceline zaubert ein Lächeln auf unsere Gesichter, es stehen 5 Trailblazer, 1 Nissan Murano, 1 Jeep Liberty und noch ein weiteres Modell dort, dass wir nicht kennen. Leider kein Grand Cherokee.

Drei der fünf Trailblazer haben 4 WD, unser Abenteuer ist also gesichert. Den goldenen Trailblazer wollte ich nicht, auch nicht den grauen aus Illinois, damit wären wir ja überall „ortsfremd“. Der silberne aus Colorado scheidet nach Franks Reifencheck aus und so bleibt noch der graphitgraue aus Colorado.
Leider waren alle Autos innen etwas schmuddelig - und dieser besonders: in den Becherhaltern klebte noch die Cola des Vormieters, die Teppichmatten waren fleckig und in Türrahmen, Kofferraum und Tankdeckel haftete noch roter Staub, kleine Kratzer verunzierten den Lack.

Wir verstauten das Gepäck und waren schon fast vom Hof – da warf ich noch einen Blick auf unseren Contract, den wir ja bei der Ausfahrt vorzeigen sollten.

Für 24 Tage Mietdauer werden uns pro Trag zusätzlich 7,99 $ in Rechnung gestellt, was einen unwesentlichen Aufpreis von 191,76 $ bedeutet. Dafür bekommen wir Carefree Personal Protection, und das obwohl wir am Schalter die Frage nach weiteren Versicherungen ausdrücklich verneint haben.
Meine Halsschlagader pocht, als wir im Stechschritt Richtung Alamo-Office unterwegs sind.
Ich versuche ruhig zu bleiben und erkläre der Dame vom Customer Service in aller Freundlichkeit, dass bei unserem Vertrag ein Irrtum vorliegen müsse. Wir bräuchten keine Zusatzversicherungen und hätten dies auch dem Clerk am Airport-Schalter gesagt. Die Dame ist jedoch der Auffassung, da wir den Vertrag unterzeichnet hätten, wäre er gültig. Wir hätten ja vor der Unterschrift die Gelegenheit gehabt, die Vereinbarung zu prüfen.

Uns schwant bereits, dass dies keine leichte Angelegenheit werden würde. In extra schlechtem Englisch erklären wir ihr daher noch immer freundlich, dass wir einen 15stündigen Flugmarathon hinter uns hätten und aus diesem Grund einen Moment unachtsam gewesen wären. Die Angestellte bleibt beim Strikten „No“, die Schärfe im Ton und die Lautstärke nehmen zu. Sie herrscht uns an, wir wären selbst schuld, dass wir den Vertrag nicht geprüft hätten. Noch immer mit Engelsgeduld legen wir ihr dar, dass man uns bei unserem Reisevermittler einen deutschsprachigen Vertrag zugesagt hätte, dieser Vertrag hier wäre aber in Englisch. Wir wären treue Alamo-Kunden und noch nie wäre uns etwas in dieser Art widerfahren. Keine Chance. Was nun ?
Unsere Feststellung - offensichtlich könne man Alamo nicht mehr trauen – führt nur zu einem weiteren Wortschwall und Schimpftiraden ihrerseits.

“Let me see the manager” – Das war offenbar der Schlüsselsatz, auf einmal ist es kein Problem mehr, wir bekommen mit einem Gesicht, dass sogar George W. Bush das Fürchten gelehrt hätte, eine Vertragsänderung.
Sie hält mir das neue Formular vor die Nase und knallt es mit einem unwirschen „sign here“ auf den Tisch. Ich lasse mich jedoch nicht beirren und erkläre ihr, dass ich nach den Erlebnissen von heute und Ihrem Ratschlag, den Contract vor der Unterzeichnung durchzulesen, genau dies tun werde. Auch Frank lässt sich das Formular geben und liest es. Das bringt sie noch mehr auf die Palme, uns egal – das ist unser kleiner Racheakt und ich unterzeichne erst nach ausgiebigem Studium des Vertrages.

Tief durchatmen. Das ganze hat Zeit und Nerven gekostet und wir möchten nur noch so schnell wie möglich in unser Hotel. Das gebuchte Palace Station liegt an der Sahara Avenue und die schnellste Zufahrt ist über den Freeway 215.

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Mit unserer Reservierung erhalten wir einen Courtyard-Room - im Erdgeschoss mit einem unschönen Blick in den Hinterhof , aber es ist ja nur für eine Nacht. Die Zimmer selber sind komfortabel und sauber.


Gefahrene Meilen: ca. 10
Übernachtung: Palace Station Hotel & Casino 69,00 USD
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Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 03.11.2006, 20:45 Uhr
Samstag, 09. September 2006

Wir sind früh wach, es ist ein schöner Tag und schon am frühen Morgen mind. 20 Grad warm. Unser erster Weg nach dem Frühstück am Buffet und dem Auschecken führt Richtung West Charleston Boulevard. Mit einer nach Bereichen gegliederten Einkaufsliste, die einer Expedition zur Ehre gereicht hätte, betreten wir das Walmart Supercentre.
Zuerst wollen wir uns den dringenden Lebensmitteln und Ausrüstungsgegenständen zuwenden und uns erst dann den Verlockungen der Camping-, Fishing- und Huntingabteilung hingeben.

Aus unserem Plan wird jedoch nichts. Die Auswahl unserer Frühstücksnahrungsmittel schaffen wir noch wie geplant zügig, aber irgendwo zwischen Konservendosensortiment und Nudelregal überfällt mich ein heftiges Rumpeln im Bauch und ich suche erstmals für heute den Restroom auf. Ich nehme es schon vorweg, es sollte nicht der letzte Besuch werden. Je nach Einkaufsfortschritt und Standort im Laden pendelte ich mehrmals zwischen Restroom bei der Elektronikabteilung und Restroom hinter dem Kassenbereich.

Das konnte ja heiter werden. Schon die letzten 14 Tage vor dem Flug hatte ich mit einer angeschlagenen Gesundheit gekämpft und sogar 2 Tage im Krankenhaus zugebracht. Ein heftiger Infekt streckte mich dann ab dem Wochenende vor dem Abflug nieder und mein Arzt zweifelte zwischendurch wahrscheinlich genau wie ich an der rechtzeitigen Genesung. Aber die Aussicht auf Abenteuer im Südwesten beschleunigte meine Rekonvaleszenz.


Irgendwie schafften wir es an diesem Tag doch noch, die geplanten Artikel unserer Einkaufsliste zu besorgen, einschl. einer Packung Kamillentee und einiger Anschaffungen, die zum Überleben in der Wüste  zwingend notwendig waren! Mit den von zu Hause mitgebrachten Ausrüstungsgegenständen wie Taschenmesser, Multitool und nur einer Maglite hätten wir es auch sehr schwer gehabt, zumal wir zusätzlich nur 3 Stirnlampen, 1 Dolch, 1 Campingaxt, 1 Klappsäge zur Verfügung hatten. So wertete z.B. ein weiteres Leatherman, ein Buck Knife und eine LED-Maglite unsere Ausrüstung auf, ergänzt um eine stattliche Anzahl Unterwäsche, Socken und T-Shirts von Fruit of the Loom und Hanes.

Wir würden den Kofferraum des Trailblazers schon füllen!

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Da es in meinem Bauch noch immer rumorte, stellten wir die heutige Tagesetappe kurzerhand um. Bis zum Joshua Tree wäre es zu beschwerlich, also nahmen wir ausserplanmässig Kurs auf einen unserer Lieblingsorte: Valley of Fire und bangten um einen freien Stellplatz auf den beliebten Campgrounds im State Park.
Am Nachmittag laufen wir im Valley of Fire ein und fahren direkt durch zum Atlatl Rock Campground. Schon von weitem entdecken wir einige freie Plätze und unser Herz macht einen Sprung. Wir haben sogar noch etwas Auswahl und entscheiden uns für einen schönen Zeltplatz in einer malerischen Felsnische.

Während ich mir einen Kamillentee koche, baut Frank das Zelt auf und wir können schon bald zum gemütlichen Teil des Tages übergehen.

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Nach 2 Tassen Tee hat sich mein Bauch beruhigt und wir geniessen mit Blick auf die im letzten Licht glühenden Felsen unser Abendessen. Im Schein der Gaslampe stecke ich anschliessend meine Nase in den Tony Hillerman-Roman, den ich mir schon das ganze Jahr als angemessene Lektüre für den Urlaub aufgespart hatte.

Es ist spätabends noch so heiss, dass ich in Trägershirt und Shorts vor dem Zelt sitze. Die roten Steine strahlen noch immer Wärme ab und als es dann Zeit wird, sich im Schlafsack zusammenzurollen, entscheiden wir uns für unsere neuerworbenen Fleeceinlets. Aber mit diesen ist es noch so heiss, dass zunächst an Schlaf nicht zu denken ist. Wir kommen uns vor, wie auf einem grossen Heizkissen. Erst nachdem wir uns bis auf die Unterwäsche entkleidet  und den Zelteingang komplett auf die Seite gerollt haben, ist es einigermassen erträglich. Die Schlafsäcke verwenden wir aber nur als Unterlage, eine Decke brauchen wir heute nicht.

Gefahrene Meilen: 64
Übernachtung: Atlatl Rock Campground, Valley of Fire State Park 14 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 03.11.2006, 20:46 Uhr
Sonntag, 10. September 2006

Nach einer kurzen Prüfung der Befindlichkeit, attestiere ich mir selbst eine ausreichende Belastbarkeit für den White Domes Trail, was bei Frank zunächst auf wenig Begeisterung stösst. Er meint, wir sollten lieber direkt zum Joshua Tree aufbrechen, damit ich mich auf der Fahrt noch schonen kann.
Ich schwärme ihm nochmals von dem Slotcanyon vor, den wir letztes Jahr bei den White Domes verpasst haben und von der Rainbow Vista, die ich so gerne noch mal sehen möchte. Schliesslich stimmt er zumindest der Auffahrt zu den White Domes zu. Das Wetter tut ein Übriges dazu, über dem Valley of Fire strahlt der Himmel im satten blau.

Nachdem wir noch ein wenig zwischen den Felsen auf dem Campground herumgeturnt sind, packen wir unser Zeltlager zusammen und schlagen die Richtung White Domes ein.
Am Visitor Centre vorbei führt eine 11 Meilen lange Stichstrasse ins Hinterland des State Parks. Reisende, die aus Zeitgründen die Strasse auslassen, versäumen meines Erachtens das Schönste im Park. Den Mouse Trank Trail schenken wir uns, wir sind diesen Kurztrail, der durch den Petroglyph Canyon an schönen Felsformationen und indianischen Felszeichnungen vorbei zu einem Wasserbasin führt, schon im letzten Jahr gelaufen. Auch den Fire Canyon und den Silica Dome Overlook, den man über eine abzweigende Schotterpiste erreicht, kennen wir bereits.

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Wir halten erst wieder an der Rainbow Vista, und dass für länger. Die vielfarbigen Felsen und bizarren Gesteinsformationen hatten uns schon beim letzten Besuch begeistert und zogen uns auch jetzt wieder in ihren Bann.

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Es gibt keinen markierten Pfad, man sucht sich seinen Weg selbst. Wir versuchen, die Wüstenvegetation zu schonen und halten gleichzeitig die Augen auf, um nicht versehentlich auf einen Rattler zu treten oder eine Tarantel oder einen Skorpion aufzuscheuchen. Leider lässt es sich nicht vermeiden, dass wir in das Gebiet eines Streifenhörnchens eindringen, dass die Verletzung seines Territoriums mit heftigem Gezeter quitiert. Zwei Eselhasen flüchten ebenfalls, als wir uns, behängt mit Cameraequipment unseren Weg bahnen.

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Nach 1 Stunde beschliessen wir, dass die heimische Tier- und Pflanzenwelt genug gelitten hat und wir machen uns auf den Rückweg zum Auto.

Eine geführte Tour von Las Vegas ist mittlerweile auch am Parkplatz eingetroffen. Zwei Amerikaner springen aus dem gelben Hummer, schiessen ein Foto und steigen sofort wieder ein. Weiter geht’s. Auch für uns, die White Domes warten. Neben der Rainbow Vista erschienen uns die White Domes als besonders lohnenswertes Ziel.

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Leider hatte ich auf einer Tafel ein Komma überlesen und so war ich letztes Jahr der Meinung, dass der White Domes Trail 13 Meilen lang ist und daher für einen Tagesbesuch ungeeignet. Seitdem habe ich mich allerdings „weitergebildet“ und Silke (http://www.westernladys-world.net/) hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Trail nur 1,3 km lang ist. Wir sind den Trail im letzten Herbst ein Stück gelaufen und müssen kurz vor dem Slotcanyon umgekehrt sein, den Steffen Synnatschke (http://www.synnatschke.de) auf seiner Website beschreibt.

Heute sind wir besser informiert, haben Informationen zahlreicher Websites studiert und die Informationen ausgedruckt, haben die Bücher von Laurent Matres im Gepäck und rüsten uns für die Wanderung. Der letzte Anflug von Schwäche nach der Durchfallerkrankung steckt mir zwar noch in den Kleidern, aber beim Anblick der White Domes-Szenerie, verwandeln sich meine Hanwag-Boots flugs in Siebenmeilenstiefel. Auch Frank ist kaum zu halten. Wir schaffen es gerade noch, neben dem Wasser auch 2 Energieriegel einzupacken – und schon geht es los.

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Zunächst wandern wir wieder den sandigen Pfad entlang, der führt einen Hang hinab mitten in das Reich bizarrer Felsformationen.

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Irgendwo am Trail sollen auch die Reste einer alten Filmkulisse zu sehen sein. Hier in der Nähe soll der Weg nach rechts durch einen Wash gehen, der dann in den kurzen Slotcanyon führt.

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Bevor wir uns aber den alten Bauten  nähern, erkunden wir die Plateaus oberhalb des Trails und den Wash in der entgegengesetzten Richtung. Die Auswaschungen sind ganz nett, aber es sind keine aufragenden Canyonwände.

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Das sollte sich ändern ...
Nachdem wir dem spärlich markierten Pfad weiter folgen, entdecken wir den Eingang zum Slotcanyon.
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Schöne kreisförmige Auswaschungen zieren die Canyonwände.
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Nach etwa 20 m weitet sich der Canyon wieder.
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Macht nichts, uns hat die kurze Narrow-Section hervorragend gefallen und wir laufen nochmal zurück und filmen die Begehung für unsere Familie zu Hause.
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Der Weg führt als Rundweg zurück zum Parkplatz der Picnic Area bei den White Domes.
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Wir kommen an weiteren sehenswerten Felsformationen vorbei, entdecken sogar einen netten Arch und wandern schliesslich das letzte Stück an der Strasse entlang zum Auto. Mittlerweile ist es sehr heiss geworden und wir sind dankbar als wir unser Auto erreichen und uns mit einem kühlen Getränk aus unserer Styropor-Kühlbox versorgen können.
Fazit:
Tolle Wanderung, die nicht viel Zeit in Anspruch nimmt und die man unbedingt machen sollte. Etwas Orientierungssinn ist allerdings gefragt, da der Trail im mittleren Abschnitt nur äusserst spärlich mit Cairns (Steinmännchen) markiert ist.

Hatten wir uns auf dem Flug noch immer nicht auf unseren Routenverlauf geeinigt, hatte Frank jetzt gar nichts mehr gegen Colorado einzuwenden, wohl eher weil er noch immer der Meinung war, ich müsse mich schonen. Im Yosemite NP in Kalifornien hatten wir Permits für 3 Tage John Muir Trail-Trekking  reserviert und wollten auf den alpinen Gebirgspfaden der High Sierra der Hektik im Yosemite Valley entfliehen. Aber diese anstrengende Wanderung im Hochgebirge wäre wohl zu anstrengend für mich.

Es ist schon Mittag, als wir trotzdem Richtung Kalifornien aufbrechen. Den Joshua Tree National Park wollen wir uns nicht entgehen lassen. Auf der Interstate 15 düsen wir Las Vegas entgegen, wechseln auf die US 93, in Boulder City auf die US 95, wechseln auf die IS40 und setzen dann hinter Needles unsere Fahrt auf der 95 fort. Ein Hinweisschild reisst uns aus unseren Gedanken. Der Highway ist wegen Überflutung gesperrt, Weiterfahrt nur bis zur Abfahrt Lake Havasu möglich.
Was nun ?

Ein Blick auf die Karte bringt uns auf eine neue Route. Von der IS 40 zweigen einige Fahrspuren ab, die auf unserer CA-Karte keine Nummer haben. Eine davon geht über Amboy, irgendetwas dämmert in meinem Unterbewusstsein. Hatte ich nicht mal von Amboy in einem Reisebericht gelesen ?
Mir fällt es nicht ein. Als auf der Interstate früher als erwartet ein Exit nach Amboy auftaucht, ergreifen wir die Gelegenheit und verlassen die Interstate. Ich weiss auch ungefähr wo wir sind, es müsste die 1. Abfahrt sein, die wir eigentlich nicht nehmen wollten, da uns die Weiterfahrt über die 2. Abfahrt günstiger erschien. Egal, jetzt waren wir unterwegs. Wir kamen durch Essex, dass aus einer Ansammlung weniger Häuser bestand.

Ich kramte weiter in meinem Gedächtnis, und da war es wieder: wir fuhren auf einem Stück Historic US 66 und Amboy ist eine Fast-Ghosttown. Die Verkehrsdichte hier ist sehr gering, wir sehen kaum Autos, gelegentlich ein Bike oder eine Gruppe von Bikern. Was finden die nur hier an der Gegend ? Die Landschaft ist zwar nicht abstossend, aber nichts Besonderes, es muss also an der Strasse liegen. Man merkt, dass es hier schon bessere Zeiten gegeben hat, am Strassenrand viele Scherben, Aluminiumdosen und sonstiger Abfall. Durch die Teerdecke spriest hier und da schon etwas Grün. Als wir Amboy erreichen, haben wir endgültig das Gefühl, als ob gleich jemand kommt und das Road End-Sign auf die Strasse stellt. Die langsam verfallenden Bauten von Roys Motel zeugen noch von einer besseren Vergangenheit.

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Auch das Postoffice hat für immer seine Türen geschlossen.

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Wir sind froh, Amboy verlassen zu dürfen und fahren durch das Bett des Bristol Dry Lake. Auch hier überall Schilder, die auf eine Überflutung des Highways hinweisen. Ausser die Fahrspur einengenden Schlammschichten ist davon jedoch nichts mehr zu spüren. Die Fahrt durch die eintönige Landschaft zieht sich, wir erblicken die ersten Siedlungen von Twentynine Palms. Der Begriff Trailer-Siedlung trifft es wohl am Ehesten, obwohl es keine klassischen Wohnwagen-Viertel sind, eher heruntergekommene Mobilhomes, wie man sie häufig in Indianerreservaten findet. Hier sollte sich Arnie sein Kalifornien mal anschauen, wenn er mal Geld zu verteilen hat.

Wir wollen heute bei den Jumbo Rocks zelten, dort gibt es kein Wasser – daher besorgen wir an einer Seven-Eleven Tankstelle noch 2 Gallonen und sehen uns auch nach Feuerholz um – leider keines mehr da. Die langen Gesichter verschwinden, als wir die Zufahrt zum Joshua Tree entdecken. Das Oasis Visitor Centre hat längst geschlossen, es dämmert bereits, als wir den Parkeingang erreichen und uns die Angestellte eine Karte aushändigt und uns mit ihrer Aussage beruhigt, dass es diese Nacht bei den Jumbo Rocks viele freie Stellplätze gäbe.
Wir erreichen die Campgroundzufahrt und beginnen unsere Stellplatzsuche. Wir hatten die Qual der Wahl und suchten einen schönen Platz mit fotogenen Felsen und möglichst vielen unbelegten Nachbarplätzen.

Nachdem wir mehrere Schleifen abgefahren sind, fällt unsere Entscheidung auf eine Felsansammlung mit einem Bäumchen obendrauf und bevor uns die einbrechende Nacht in völlige Dunkelheit hüllt, platzieren wir unseren letzten Hering im sandigen Boden und räumen unser Lager ein.

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Auf der Suche nach einem Platz hatten wir auf einer freien Campsite eine Menge Feuerholz gesehen, das der vorherige Camper dort zurückgelassen hatte. Wir erledigen die Selfregistration für unseren Stellplatz und laden auf dem Rückweg zu unserem Zelt einige Scheite ein und so prasselt schon bald ein schönes Campfire in unserem Firering. Wir sitzen bei angenehmen Temperaturen auf der Bank neben dem Zelt und freuen uns, hier sein zu dürfen. Als wir unsere Abendmahlzeit beendet haben, bekommen wir noch Nachbarn: 4 junge Leute aus Israel schlagen auf einem der Stellplätze neben uns 2 Zelte auf.

Gefahrene Meilen: 336
Übernachtung: Jumbo Rock Campground, Joshua Tree National Park 5 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 03.11.2006, 20:47 Uhr
Montag, 11. September 2006

Wir sind schon früh wach und lauschen dem entfernten Heulen eines Kojoten. Um etwa 6.00 Uhr Morgens schälen wir uns aus den Schlafsäcken und betrachten unsere Campsite im Hellen ein wenig näher. Während Frank das Frühstück vorbereitet, knipse ich schon mal die ersten Digitalfotos von den Jumbo Rocks.

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Es ist noch ein wenig zu dunkel und auch noch etwas zu kühl fürs T-Shirt und ich ziehe meine Fleecejacke über. Nachdem wir uns mit Croissants gestärkt haben, wirft die Sonne immer mehr wärmende Strahlen über die Felsen und taucht sie in ein majestätisches Licht. Wir erklimmen die Rocks hinterm Zelt und streifen umher, nach jeder Felsansammlung ergeben sich neue Aussichten. Wir steigen nur noch mal ab, um die Videokamera zu holen und uns der Fleecejacke zu entledigen - Kaffeereste und Morgentoilette interessieren erstmal nicht mehr.
Auf dem Gelände des Campground könnte man stundenlang umherstreifen und würde immer wieder neue, schöne Motive entdecken.

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Nach einer improvisierten Morgentoilette und Zeltabbau geht es weiter. Wir halten bei den Joshua Trees an der Campgroundeinfahrt und spazieren ein wenig auf den Pfaden umher. Für eine ausführliche Erkundung des National Park fehlt uns leider die Zeit, so haben wir uns einen Plan zurechtgelegt. Wir fahren auf dem Park Boulevard zunächst in Richtung West Entrance Station und geniessen auf der Scenic Road die Schönheiten der Mojave Wüste.

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Am Abzweig der Keys View Road biegen wir auf die Stichstrasse ein. Die Dead-End Road führt an Joshua Tree-Hainen beeindruckender Grösse vorbei. Besonders stattliche Exemplare sind mit Seilen gegen Umkippen gesichert. Am Keys View überblicken wir die weitläufige Erosionslandschaft des Coachella Valleys und der San Bernhardino Mountains.

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Ausser uns will heute keiner die Aussicht von diesem 1580 m hoch gelegenen Punkt geniessen - ein Motorradfahrer kehrt am Ende der Strasse direkt wieder um, ansonsten begegnen wir keinem anderen Fahrzeug. Das ändert sich am Hidden Valley, hier parken bereits einige Autos. Wir packen noch schnell einen Wasservorrat in den Rucksack, schnappen uns die Foto- und Videoausrüstung und marschieren los.

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Der Rundweg ist nur etwa eine Meile lang und man kann ihn kaum als Trail bezeichnen, eher ein hervorragend angelegter und gepflegter Spazierpfad, der trotz der mittlerweile heissen Temperaturen kaum eine Schweissperle kostet. Sehenswert ist die Landschaft allemal und lädt zu einigen Fotostopps ein.

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Zurück am Auto, setzen wir unsere Fahrt Richtung West Entrance Station fort und verlassen den Park in Richtung Joshua Tree, biegen auf der Stateroad 62 nach links Richtung Twentynine Palms ein und machen im Burger King erstmal eine kurze Mittagspause und wollen anschliessend von der Telefonzelle den Campground im Yosemite canceln. Die Reservation-ID haben wir allerdings ganz nach unten ins Bodenfach des Kofferraums gepackt und zum Neusortieren unseres mittlerweile etwas chaotischen Reisegepäcks haben wir keine Lust. Ein kurzer Besuch im Oasis Visitor Centre, schon sind wir wieder auf dem Park Boulevard unterwegs, diesmal Richtung Süden nach Cottonwood Spring.

Von der Mojave-Hochwüste kommen wir, mittlerweile nennt sich die Strasse Pinto Basin Road, in die Colorado Desert, die sich durch erste Cholla-Kakteen ankündigt.

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Die Joshua Tree-Bestände nehmen gleichermassen ab, wie die Cholla-Kakteen zunehmen. Wir stoppen am Cholla Cactus Garden und laufen den Pfad und steigen wieder ins aufgeheizte Auto. Noch ein kurzer Fotostopp bei einem Ocatillo-Strauch – und weiter geht’s.  

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Die Landschaft verflacht zunehmend und wir sind schliesslich froh, als wir das Cottonwood Visitor Centre erreichen und wenig später auf die Interstate 10 Richtung Blythe auffahren können. Wir haben noch eine lange Fahretappe Richtung Sedona vor uns.

Jetzt heisst es Meilen machen, die Landschaft ist zunächst noch ziemlich eintönig, wechselt aber später wieder, erste Saguaro Kakteen begrüssen uns praktsich mit der Stateline von Arizona. Wir nehmen die Abfahrt 31 Richtung Vicksburg Jct. und kommen durch einige kleine Ortschaften, die man als solche kaum bezeichnen kann, es ist kaum mehr als eine Ansammlung von Häusern in nicht gerade reizvoller Umgebung. Erst als wir die US60 verlassen haben und auf der SR 71 Richtung Congress fahren, wird es landschaftlich wieder interessant. Die Strasse windet sich allmählich dem Red Rock Country entgegen. Doch bis dahin ist es noch ein gutes Stück, die Strecke führt durch den Prescott National Forest und wird immer kurviger. Unser Stundenmittel sinkt, bis zum Eintreffen in der Nähe von Cottonwood würde es bereits dunkel sein. Wir fahren zur Golden Hour an den Granite Dells vorbei, mein Antrag auf einen Fotostopp an diesen markanten Rundfelsen in der Nähe des Watson Lakes wird aber vom Fahrer abgelehnt, Frank fährt einfach weiter, er will nur noch ankommen. In Prescott ist es bereits dunkel und wir überlegen kurzzeitig, unsere Etappenziel nach Prescott ins Motel 6 zu verlegen – aber direkt am 2. Tag schon ein Motel wäre schlecht für unser Zelter-Image ;-)

Zwischen Prescott und Cottonwood wird die Strasse noch abenteuerlicher. Mittlerweile ist es stockdunkel und wir besichtigen einen National Forest Campground, den wir nach den vielen Blackbear Warning-Signs aber wieder verlassen, auf Zelten direkt im Bärenrevier sind wir heute nicht vorbereitet, von „Proper Food Storage“ ist unser Chaos aus Lebensmitteln und Campingartikeln im Kofferraum weit entfernt. Im schön restaurierten Jerome halten wir kurz an und schauen uns die beleuchteten historischen Fassaden an.

In Clarkdale verfahren wir uns verpassen im Dunkeln zunächst die Zufahrt zum Dead Horse Ranch State Park, finden sie aber kurze Zeit später und biegen endlich Richtung Campground ein. Wir müssen uns dann zwischen 2 Campgrounds entscheiden und treffen keine gute Wahl. Während alle Camper bereits zum fortgeschrittenen gemütlichen Teil übergegangen sind, suchen wir im Schein der Autoschweinwerfer und der Stirnlampe zunächst einen freien Stellplatz und bauen dann unser Zelt auf. Als die Hütte endlich steht und wir gerade mit dem Einräumen der Matten beginnen wollen, mache ich eine sehr unschöne Entdeckung. Unser aufwendiger Einbogentunnel thront scheinbar mitten in einer Dornenansammlung, irgendetwas hat bereits an mehreren Stellen zwei Unterlegplanen und den Zeltboden unseres teueren Leichtgewichtszelts durchstochen. Also Heringe alle wieder raus und Zelt auf die Seite getragen. Unsere Nachbarn schauen schon komisch, wir sind heute das Fernsehprogramm. In der untersten Matte stecken mehrere Dutzend stachlige Samenknubbel eines Strauches die wir mühsam aus der Matte puhlen.

Was nun ?
Noch mehr Löcher im Boden unserer 350 Euro-Hütte wollen wir nicht riskieren und auch zu Hause nicht reparieren.
Also Zelt auf der Asphaltfläche aufstellen, aber wo abspannen ?
Wir fluchen mal wieder über unser Zelt, wer unseren Reisebericht vom letzten Jahr gelesen hat, kennt das ja schon …
Mit Reepschnur verlängern wir schliesslich die Zeltleinen so weit, das wir ein paar Heringe neben der Asphaltfläche setzen können und unsere provisorische Unterkunft zumindest eine Nacht ohne heftige Winde überstehen würde. Es ist bereits 23.00 Uhr als wir ein schnelles Abendessen einnehmen und ziemlich müde in die Schlafsäcke kriechen.

Gefahrene Meilen: 363
Übernachtung: Campground im Dead Horse Ranch State Park 12 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Kauschthaus am 03.11.2006, 22:14 Uhr
Hallo Kate,

ein Zelt-Bericht, wie schön. Und gleich eine Menge auf einmal zu lesen ... noch schöner.  :lol:

Nach Deinem Bericht vom CG im Valley of Fire bin ich ganz froh, dass wir das Mitte August gestrichen haben. So schön es da bestimmt ist, das wäre uns zu heiß geworden.

Der Jumbo Rock CG ist wirklich wunderschön, und vor allem wird es abends erträglich, die Hitze staut sich nicht so.

Das mit den Dornen ist echt Pech. Zeltaufbau im Dunkeln kann ganz schön blöd sein ...
Wir waren letztes Jahr eine Nacht auf dem gleichen CG, hatten aber glücklicherweise keine Dornen.  :shock:

Ich bin ganz gespannt auf die Fortsetzung, viele Grüße, Petra
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Zati am 03.11.2006, 22:59 Uhr
Hallo Kate,

schön, dass es wieder einen Bericht von Dir gibt. Ich bin wieder dabei!!! Der beginn ist wieder sehr interessant! Auf den Jumbo Rock Campground wollen wir im nächsten Jahr auch mit dem Wohnmobil.

Ich hoffe, dass es Deinem Bauch für den Rest der Reise gut geht.

Gruß

Efty  :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 04.11.2006, 07:39 Uhr
Hallo Kate,

schön, du hast mit dem neuen Reisebericht begonnen. Da bin ich doch sofort mir dabei und habe erst einmal alles in einem Rutsch gelesen.  :lol:
Und da ihr ja genauso wanderbegeistert seid wie ich, hoffe ich mal auf einige schöne Streckenbeschreibungen, da ja doch einige Dinge auf meiner To Do Liste fürs nächste Jahr stehen.
Ich warte nun ganz gespannt auf die Fortsetzung, ich hoffe, es geht ganz schnell weiter. :wink:


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Bille12 am 04.11.2006, 07:44 Uhr
Ich möchte auch mal mitzelten  :D . Habe gerade ganz gespannt Deinen Bericht gelesen und freue mich schon auf eine Fortsetzung! :P
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Westernlady am 04.11.2006, 08:47 Uhr
Hallo Kate,

schön, dass Du Deinen Bericht angefangen hast. Ich habe die ersten Tage gleich auf einen Rutsch gelesen.

Sehr interessant fand ich Dein Bild von dem Cholla Cactus. Da sieht man ganz deutlich Blütenknospen. Weiß jemand, ob die Chollas mehrmals im Jahr Blütezeit haben? Als ich Ende April im Joshua Tree National Park gewesen bin, hatten die Chollas nämlich auch Blüten.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 04.11.2006, 09:03 Uhr
@ Westernlady,

Chollas blühen nur einmal im Jahr, im Frühjahr. Du hast das gesehen. Was man auf diesem Bild sieht sind vertrocknete Früchte.

Gruß

Palo
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Sedona am 04.11.2006, 09:15 Uhr
Zitat von: Westernlady
Sehr interessant fand ich Dein Bild von dem Cholla Cactus. Da sieht man ganz deutlich Blütenknospen. Weiß jemand, ob die Chollas mehrmals im Jahr Blütezeit haben? Als ich Ende April im Joshua Tree National Park gewesen bin, hatten die Chollas nämlich auch Blüten.

Hi Silke,
Palo hat Recht, das sind die gelben, vertrockneten, verrunzelten Früchte der Chollas, die sie die meiste Zeit des Jahres tragen!  
Teddy Bear Chollas blühen im Frühjahr. Hier ein Bild der Blüten http://desert-alchemy.com/txt/ie/tebc.html und der Früchte http://helios.bto.ed.ac.uk/bto/desertecology/tedimag.htm

Kate, ich bin mit dabei an Bord!  :D

LG aus DD,
Isa
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Westernlady am 04.11.2006, 09:17 Uhr
@Palo und Sedona

Danke für die Infos  :D

So auf die Ferne sehen sich die Knospen und die vertrockneten Früchte aber schon ähnlich, deshalb war ich etwas  :?
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 04.11.2006, 09:48 Uhr
Zitat von: Westernlady


So auf die Ferne sehen sich die Knospen und die vertrockneten Früchte aber schon ähnlich, deshalb war ich etwas  :?


Wenn Du die je beide gesehen hättest würdest Du das nicht sagen. :)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: drex81 am 04.11.2006, 11:12 Uhr
:D Ein neuer Reisebericht!!!!
Und ein richtig schöner noch dazu. Ich will ja nächstes Jahr auch zelten. Da lese ich gleich mal mit und hol mir gute Tipps.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Matze am 04.11.2006, 11:50 Uhr
Und noch ein neuer und schöner Reisebericht!

Vor allem eine Zelter Reise - da steige ich doch gern zu! Wird ja hoffentlich noch ein wenig Platz im Auto und Zelt sein!  :lol:  :lol:

Frage zum Trail im Valley of Fire: White Dome! Sind diese Infos wirklich nötig? Ist diese Wanderung dort so kompliziert?
Zitat
Heute sind wir besser informiert, haben Informationen zahlreicher Websites studiert und die Informationen ausgedruckt, haben die Bücher von Laurent Matres im Gepäck und rüsten uns für die Wanderung.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 04.11.2006, 14:54 Uhr
Fängt ja schon toll an der Reisebericht.  :D

Freue mich auf die Weiterfahrt und nehme daher im Trailblazer schon mal Platz!  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: jolly am 04.11.2006, 15:22 Uhr
Hi Kate!

Da ist er ja der Bericht auf den ich schon gewartet habe.
Toll geschrieben und schöne Photos, aber ich werde wohl erst zu Hause wieder dazu kommen ihn weiter zu lesen, werde mir die Fortsetzung aber sicher nicht entgehen lassen.

Gruß Eva
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Edmund am 04.11.2006, 17:18 Uhr
Hallo Kate,

Zelten ist zwar nicht mein Fall, aber freue mich trotzdem über deinen Bericht. Ich muss ja auch nicht im Zelt übernachten, will ja nur mitfahren. Bin gespannt, was du noch so erlebt hast. Bis jetzt - ein guter Anfang des Berichts, nicht deiner Gesundheit, aber auch da geht's wohl aufwärts. Den White Domes Trail bin ich 14 Tage später auch gegangen - kann deine Beobachtungen nur bestätigen.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Doreen & Andreas am 05.11.2006, 08:06 Uhr
Sehr vielversprechender Start.
Bei so einer Zelttour bin ich gern mit dabei... 8)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 06.11.2006, 07:08 Uhr
Hallo,

schön dass Ihr alle dabei seit, wer nicht zelten will oder kann, darf natürlich gerne im Motel oder im Auto schlafen  :wink:

@Matze:
Zitat
Frage zum Trail im Valley of Fire: White Dome! Sind diese Infos wirklich nötig? Ist diese Wanderung dort so kompliziert?


Die Wanderung ist nicht kompliziert, aber wenn man nicht weiss was einem erwartet, dreht man womöglich kurz vor dem Slotcanyon um (so wie wir es letztes Jahr getan haben). Verlaufen kann man sich eigentlich auch kaum, da doch hin und wieder ein Metallschild auf den Trail hinweist.

So jetzt geht es weiter:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 06.11.2006, 07:09 Uhr
Dienstag, 12. September 2006

Heute wache ich mit einer Triefnase auf. Franks Mahnungen am gestrigen Abend, ich solle mir bei unseren nächtlichen Zeltbauarbeiten einen Fleece überziehen, waren wohl berechtigt. Während des Frühstücks habe ich schon mehrere Taschentücher verbraucht und so kann ich meiner Krankengeschichte eine weitere Episode hinzufügen. Wenn das so weitergeht, haben wir auf dem Rückflug deutlich weniger Gewicht, unsere Medikamentenbestände schrumpfen gewaltig in diesen Tagen. Nach einer Dusche verlassen wir den Dead Horse Ranch State Park und seinen dornigem Campground und fahren bei bewölktem Himmel über die 89A Richtung Sedona. Der geplante kurze Stopp im Safeway dauert mal wieder länger als erwartet, dafür haben wir jetzt eine Flasche Wein, Baguette, geröstete Putenbrust und 2 Windbeutel im Auto, deren Sahnefüllung bei der Hitze schnell ihre Konsistenz ändert. Also werden sie notverzehrt – auch nicht schlecht, morgens um 10.00 Uhr. Dann kann's weiter gehen, einige Quellwolken verheissen Schauer, dafür entschädigt uns die Landschaft für drohendes Ungemach.

Im Red Rock Country um Sedona sind verschiedene Wilderness Areas, State Parks und Recreation Areas ausgewiesen. Die bekannteste und meist fotographierte Location sind die über dem Oak Creek Canyon trohnenden Cathedral Rocks. Das klassische Foto schiesst man in der Red Rock Crossing – Crescent Moon Recreation Area, 7 Meilen südlich von Sedona im Coconino National Forest gelegen. Zuvor kommen wir an der Abfahrt des Red Rock State Park vorbei. Diese ignorieren wir zunächst und biegen erst beim Wegweiser Red Rock Crossing in die Red Rock Loop Road ein.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0145.JPG)
Bereits von der Zufahrtstrasse erkennt man die markanten Felsen, wir fahren weiter Richtung Crescent Moon Picnic Area und werden an der Einfahrt erstmal um 7 Dollar Entrance Fee erleichtert. Frank brummt bereits, dass für 7 Dollar schon ein Highlight kommen müsse.

Kurz vor uns ist eine Busladung Chinesen eingetroffen, die auf dem Rasen hinter dem Restroom erstmal Stretching-Übungen in der Gruppe machen. Wenn das kein Highlight ist. Nachdem ich noch einer Asiatin ihren Fotowunsch erfüllt habe und wir ein wenig mit ihr plaudern, kommt das Fettnäpfchen des Tages: sie fragt uns woher wir kommen: from Germany -  ich frage sie woher sie denn kommt: from California. An die vielen asiatischen Einwanderer hatte ich nicht gedacht.

Wir schnappen uns unsere Rucksäcke, packen Wasser und Sandwiches ein und marschieren los. Wir hoffen, in die richtige Richtung zu laufen, kommen an der historischen Crescent Moon-Ranch vorbei. Der Zugang wird durch einen unschönen Sperrzaun verwehrt und dieser stört auch beim Fotographieren des restaurierten Wasserrades. *grr*

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0149.JPG)

Dafür hören wir kurze Zeit später den Oak Creek rauschen. Die schönen Badestellen sind bereits fest in der Hand amerikanischer Familien und wir wissen nicht, wer mehr Spass am Badevergnügen hat - die begeistert jauchzenden Kinder oder die johlenden Erwachsenen die storchenbeinig durchs Wasser hüpfen.

Wir folgen dem Trail und passieren eine schöne Lichtung mit viel altem Holz. Ich entdecke ein Fotomotiv und Frank ruft mir noch zu, ich solle aufpassen, in alten Baumstämmen säßen oft Klapperschlangen. Das beeindruckt mich nur kurzzeitig, ich quere die stachlige Vegetation und schiesse ein Digital-Foto, Frank folgt mit Spiegelreflex und Videokamera.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0150.JPG)
Kurz darauf erreichen wir die Crossbedings des Oak Creek und nähern uns der klassischen Cathedral Rocks-Ansicht. Die sanften Stromschnellen des Oak Creek kommen immer mehr ins Blickfeld und da stehen wir – eine Aussicht wie sie uns in jedem USA Südwest-Bildband entgegenlacht.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0154.JPG)
In Natura ist sie noch viel schöner, trotz der mittlerweile dichten Wolkensuppe.

Wir schiessen einige Fotos, es ist brütend heiss, das Gewitter liegt förmlich in der Luft. Trotzdem machen wir es uns für ein Lunch gemütlich. Mit Blick auf die Cathedral Rocks verspeisen wir unser knackiges French Bread mit Smoked Turkey Breast. Wir sind nicht alleine, aber die meisten Besucher kehren schnell wieder um – sie rechnen auch mit Regen.

Nach ein paar Stativaufnahmen von uns beiden und einigen Camcorder-Schwenken packen auch wir unseren Kram und laufen zurück zum Auto. Wir beratschlagen kurz, wie wir den Tag heute noch sinnvoll gestalten können. Eigentlich wollten wir jetzt am frühen Nachmittag den Bear Mountain Trail laufen, eine der schönsten Wanderungen im Umkreis von Sedona. Da wir bereits mehrmals die entfesselten Gewalten eines Sommergewitters im Südwesten erlebt haben, streichen wir schweren Herzens diese aussichtsreiche Wanderung und verschieben sie auf den nächsten Aufenthalt.

Um schon zum Campground zu fahren ist es noch zu früh, die Snebly Hill Road scheint uns bei den erwarteten Niederschlägen auch zu heikel, Baden im Slide Rock State Park bei Regen macht keinen Spass, Shopping wird zu teuer (die Gallerien stehen in dem Ruf, sehr hochpreisig zu sein) also bleibt noch der Red Rock State Park.

Wir verlassen die Crescent Moon Recreation Area und setzen unsere Fahrt auf der Red Rock Loop Road fort. Mittlerweile fallen die ersten Regentropfen auf die Scheibe. Wir hoffen noch auf einen kurzen Schauer, den wir schnell hinter uns lassen. Doch irgendwie klebt die dunkle Wolke hartnäckig am Heck unseres Autos. Sie verfolgt uns auch noch, als sich die Teerdecke verabschiedet und die Strasse in eine Gravel Road übergeht. Der Trailblazer schlingert mal kurz, Frank stellt den 4WD Schalter von 2WD auf Auto. Der Gravel wird weniger, jetzt folgen wir schon fast einer Dirtroad. Dafür nimmt der Niederschlag zu. Die dicken Regentropfen verwandeln allmählich den staubtrockenen Untergrund in Schlamm. Ich beginne mit einem Vortrag, das es ganz schlecht sei, bei Regen auf einer Dirt Road zu fahren, Frank lacht und meint die paar Tropfen würden der Strasse nichts anhaben können. Ich habe trotzdem Herzklopfen und bin froh, als wir kurz vor Erreichen des Red Rock State Park wieder auf Asphalt fahren können.

An der Einfahrt zum State Park werden wir wieder zur Kasse gebeten, diesmal 5 Dollar und wir stellen fest, dass in Sedona jeder Pups Geld kostet. Die Aussicht auf die Berge enttäuscht dann auch noch, anstelle von ursprünglicher Red Rock Landschaft blicken wir vom Aussichtspunkt des State Parks auf zersiedeltes Land. Die Siedlungen lassen sich nur schwer aus dem Foto raushalten.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0164.JPG)
Die 5 Dollar waren dafür eindeutig zu viel.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0165.JPG)
Schönere Aussichten findet man kostenlos und zahlreich im Südwesten. Noch immer bei leichtem Regen fahren wir schliesslich Richtung Campground.

Als Entschädigung für die letzte Nacht haben wir uns einen Campground ausgesucht, der durch traumhafte Lage und guten Sanitärstandard glänzen soll. Das LoLoMai Springs Outdoor Resort (http://www.lolomai.com/springs/index.htm) liegt abgeschieden im Verde Valley und wir müssen es erstmal finden. Wir fahren wieder zurück in Richtung Cottonwood und halten Ausschau nach der Page Springs Road. Die entdecken wir im letzten Moment und mit einem abenteuerlichen Spurwechsel schafft Frank gerade noch so die Zufahrt. Hier sind wir richtig, ein LoLoMai Springs-Schild weist uns den Weg. Wir folgen der schmalen County Road #50 und erreichen nach knapp 2 Meilen die Zufahrt des Geländes. Es gefällt uns auf Anhieb: schöner alter Baumbestand, terrasiertes Gelände, grosszügige Stellplätze, kaum Besucher, Gebäude im Blockhausstil – einfach zum Wohlfühlen.

An der Registration erwartet uns eine freundliche Angestellte und ungefähr ein halbes Dutzend gepflegter Hauskatzen. 30 Dollar plus Tax/Nacht sind kein Schnäppchen, aber für die Lage und das Ambiente ein angemessener Preis. Wir dürfen uns unseren Zeltplatz aussuchen, das tun wir. Die Zeltplätze liegen direkt am Oak Creek. Leider können wir nicht direkt mit dem Zeltaufbau beginnen, es hat begonnen stark zu regnen und wir verkrümeln uns ins trockene Auto.

Wir passen eine Regenpause ab und errichten schnell unser Zelt. Starker Wind ist nicht gerade hilfreich, aber seit wir es aufgegeben haben, unsere komische Zeltkonstruktion auf das passende Groundsheet zu stellen und stattdessen einfache Gewebeplanen als Unterlage nehmen, gelingt der Aufbau binnen 5 Minuten. Wir flüchten nochmals in den Wagen, mittlerweile hat der Regen noch Verstärkung bekommen – es blitzt und donnert und es dauert eine ganze Weile bis wir die nächste Regenpause dafür nutzen, unser Zelt einzuräumen. Irgendwann ist aber der Gewitter-Spuk vorbei und wir erkunden das Gelände. Kaum ist der letzte Regentropfen gefallen, wird der Pool wieder geöffnet und wir überlegen kurz, ob wir uns nicht einfach an den Pool legen sollen.

Stattdessen beschliessen wir, nochmal Richtung Sedona zu fahren und auch endlich mal ins Stadtzentrum vorzudringen. Nachdem wir die Holzschaukel ausprobiert haben und uns mit einem Apfel gestärkt haben, fahren wir los. Wir nähern uns wieder Sedona und erreichen schliesslich die ersten Häuser. Wir fahren an Gallerien und Wohngebäuden im Adobe- und Westernstil vorbei, passieren die typische Infrastruktur aus Motels, Tankstellen und Fastfood-Lokalen. Frank fragt mich, was bitte soll an Sedona so besonderes sein? Ich kenne die Antwort nicht, auch mich hat die Stadt Sedona nicht sonderlich beeindruckt.

Vielleicht hilft ja die Aussicht von der Airport Road. Wir passieren das ganze Zentrum biegen rechts in die Zufahrtsstrasse zum Flughafen ein. Unten überall Hinweisschilder, dass zum Parken der Red Rock Pass benötigt wird, wir fahren weiter und kommen schliesslich zum Parkplatz der bereits gut gefüllt ist. Durch das schlechte Wetter ist es bereits dämmrig und es kann nicht mehr lange dauern, bis die Sonne untergeht. Wir gehen über die Strasse zum Aussichtspunkt und sind wieder enttäuscht.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0179.JPG)
Ein Zaun versperrt die freie Sicht, ich stelle mich auf einen der Felsbrocken und versuche über den Zaun hinweg zu fotographieren. Frank wirft derweil 2 Dollar Donation in den Behälter – war ja klar, in Sedona ist nichts umsonst.

Mit mindestens 30 weiteren Besuchern warten wir auf den Sonnenuntergang. Viele sind mit Stativ angerückt und Frank fragt mich, was die eigentlich fotographieren wollen. Ich denke noch darüber nach, als plötzlich Bewegung in die Menge kommt. Irgendetwas auf dem Boden ist so interessant, dass sich die Besucher kreisförmig darum gruppieren und ganz aufgeregt werden. Blitzlichtgewitter lockt schliesslich auch uns an und wir sehen den Grund des Tumultes.

Eine handtellergrosse Tarantel ist in die Menschenansammlung gekommen und kann sich vor lauter Fotoapparaten die in geringer Höhe über ihr zusammentreffen kaum noch erwehren. Sie versucht immer wieder Richtung Grünstreifen zu entkommen, doch die fotolüsternen Besucher geben ihr keine Gelegenheit. Ich befürchte schon, dass in dem Getümmel jemand versehentlich auf die Tarantel tritt, als ihr eine wie ein Cowboy gekleidete junge Frau zur Hilfe kommt. Sie streckt ihren langläufigen Colt zum Boden und nimmt die Tarantel auf um sie von den Leuten weg zum Grünstreifen zu tragen. Wir atmen auf und hoffen dass die Tarantel jetzt die andere Richtung einschlägt – weg von den Menschen.

Das Spektakel ist vorbei, wir können uns wieder dem Sonnenuntergang zuwenden. Wir schiessen auch ein paar Fotos und fahren schliesslich wieder Richtung Page Springs. Das Cowgirl gehört zu einer geführten Tour und macht sich mit ihrer Gruppe auf den Weg. Am Safeway halten wir, um uns etwas Leckeres für das Abendessen zu kaufen. Wir entscheiden uns für eine Packung Pork Loin Chops und freuen uns auf der Rückfahrt schon auf gebratene Kotelett. Es ist bereits dunkel als wir auf dem Campground ankommen.

Der Platz hat sich nicht mehr viel gefüllt, wir sind noch immer die einzigen Gäste auf den Zeltplätzen. Dafür kommen uns einige tierische Neuankömmlinge entgegen und uns schwant schon etwas. Wildschweine einer kleinen Rasse und einige Stinktiere erhaschen wir im Licht der Scheinwerfer. Das kann ja heiter werden. Zelten mit Stinktieren, wir lassen diesmal wirklich nichts aus.

Da wir mit Wildtieren und Nahrungsdüften schon so unsere Erfahrungen haben, verschieben wir das Fleischbraten auf den nächsten Morgen und essen nur die Hash Browns und den Salat und trinken dazu eine Flasche Moscato California, einen lieblichen Weisswein. Anschliessend machen wir noch den Abwasch und inspizieren unseren Zeltplatz gründlich und entfernen alle Essensreste.

Ein vorwitziges Stinktier verscheuchen wir mehrmals und hoffen, dass es sich nicht erschreckt und versehentlich seine scheussliche Duftmarke loslässt.


Gefahrene Meilen: 63
Übernachtung: LoLoMai Springs Outdoor Resort 32,60 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: brigi am 06.11.2006, 07:54 Uhr
Hallo Kate,
bin auch noch zugestiegen. Ziehe zwar das Motel vor, sammle aber gerne neue Tipps für den nächsten Trip.

Wir waren Ende Okt. in der Gegend - da war aber die Strasse zum White Dome gesperrt - also gleich ein Grund wieder zu kommen :wink:

Freu mich schon auf Eure weiteren Erlebnisse. :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 06.11.2006, 08:13 Uhr
Wurdet ihr nachts von den Javelinas gestoert?
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 06.11.2006, 19:09 Uhr
Wir haben auch am Oak Creek Canyon gesessen und den tollen Ausblick auf den Felsen gehabt.
Einfach nur klasse:

(http://home.vr-web.de/~stender/Amerika2005/CathredralRock.jpg)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 06.11.2006, 20:20 Uhr
Hi,

willkommen auch den neuen Mitreisenden an Bord, ich freue mich über das rege Interesse an unserem Zeltadventure.

@Palo:
von den Stinktieren haben wir Nachts nichts gemerkt und am nächsten Tag im Laundry des Campgrounds auch eine Hinweistafel gefunden mit den Tieren des Campground. Die Besitzer des Campgrounds halten die Skunks wie Haustiere und füttern sie in einem Unterschlupf neben der Registration an. Tagsüber sind die Tiere aber nicht in dem Unterschlupf sondern verkriechen sich irgendwo auf dem weiten Gelände.
Ausserdem gab es noch kleine Wildschweine, die auch als Haustier gehalten werden.
Trotzdem waren wir zuerst etwas irritiert, aber man muss sich wirklich keine Sorgen machen, die Stinktiere setzen nur im äussersten Notfall ihre Duftmarke, wenn sie sich bedroht fühlen.
Wir würden jederzeit wieder zum LoLo Mai Resort, auch wenn der Preis happig war.

@Schneewie:
schönes Foto vom Oak Creek

@Westernlady:
ich habe die Chollas zuerst auch für blühend angesehen, Frank ist in der Tier- und Pflanzenwelt aber besser bewandert und hat mir dann erklärt, dass es die Früchte und keine Blüten sind.

@Sedona:
danke für den Kaktus-Link und schön dass Du auch dabei bist.

@Edmund:
Mit meiner Gesundheit ging es zum Glück bald steil bergauf.
Die White Domes Area ist Extraklasse und ich bin sogar froh darüber, dass meine Erkrankung uns erneut ins Valley of Fire gebracht hat.

@Jolly:
Dir noch einen schönen Urlaub und viele tolle Erlebnisse unterwegs.

@All:
Es geht weiter!
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 06.11.2006, 20:22 Uhr
Mittwoch, 13. September 2006

Nach einer ruhigen Nacht an den Ufern des Oak Creek sind wir schon früh wach, schälen uns aus den Schlafsäcken und halten nach den Stinktieren Ausschau um die putzigen Kleinräuber zu fotografieren. In der Nähe der Rezeption haben die Campgroundbesitzer einen Futterplatz und Unterschlupfmöglichkeiten für die ungewöhnlichen Haustiere geschaffen. Leider haben sich die Stinktiere scheinbar ein anderes Versteck gesucht, wir bekommen keines der Tiere mit der charakteristischen weiss-schwarzen Zeichnung zu Gesicht, auch die Schweine haben sich irgendwo auf dem abgeschiedenen, weitläufigen Gelände verkrochen.

Wir gehen zurück zu unserem Platz und beginnen mit der Vorbereitung des Frühstücks. Nachdem unser Kaffeewasser kocht, setzen wir die Grillkoteletts auf und schon bald duftet es aus der Pfanne herrlich nach gebratenem Fleisch. Eines der 3 Koteletts schafft es allerdings nicht bis in unsere Styroporkühlbox, es wird direkt verspeist. Das Grillsalz von Walmart verleiht ihm eine vorzügliche Kräuternote.

Da wir in unserem Zeitplan durch den ungeplanten Aufenthalt im Valley of Fire bereits einen Tag hinten liegen, verlassen wir heute Sedona. Es ist noch immer stark bewölkt, die Temperaturen aber sommerlich warm. Nachdem wir unser Lager abgeschlagen haben fahren wir wieder über die 89A Richtung Sedona. Hier in der Gegend gibt es noch Unendlich viel zu entdecken. Die Erkundgung von Mounds Mountain Wilderness, Red Rock Secret-Mountain Wilderness, Sycamore Canyon, Granite Dells … verschieben wir auf die nächste Tour. Den Oak Creek Canyon gönnen wir uns heute auf der Fahrt Richtung Flagstaff.

Meine Triefnase vom Vortag hat sich mittlerweile in eine leichte Nebenhöhlenaffektion mit Kopf- und Gliederschmerzen verwandelt, wir halten daher noch kurz im Safeway und ich erstehe eine Packung feuerrote sekretlösende Tabletten und Nasenspray. Noch eine Flasche Wein und ein paar Lebensmittel und wir konnten weiterfahren. Sedona im Hellen haut uns noch immer nicht vom Hocker. Wir biegen wieder in die Airport Road ein und wollen uns den Aussichtspunkt nochmal bei besserem Wetter anschauen. Jetzt am Vormittag sind keine anderen Besucher da.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0183.JPG)
Die Aussicht hat sich aber auch nicht geändert. Wir blicken noch immer auf die Häuser von Sedona, die sich weit in die spektakuläre Landschaft der Red Rocks hineinfressen. Wir waren ja vorgewarnt, Sedona sei ein Lehrbeispiel für zersiedelte Landschaften. Dem können wir nur zustimmen, hier hätte ein beizeiten ausgerufener National Park sicher das schlimmste verhindern können. Ich hege die Hoffnung, dass wir noch irgendetwas übersehen haben das den besonderen Reiz begründet, doch auch nördlich der Airport Road bleibt Sedona eine gewöhnliche Stadt.

Den Star des gestrigen Abends entdecken wir nur wenige Meter weiter, die Tarantel hat ihren Auftritt leider doch nicht überlebt. Irgendjemand hat sie platt getreten. Frank kann sich über diese Tat kaum beruhigen und redet ziemlich aufgebracht von der Ignoranz und der zerstörerischen Natur des Menschen. Hier die Tarantel, zuerst bestaunt und vielfotographiert, anschliessend einfach plattgetreten und weggeworfen. Unten im Tal die Häuser die immer mehr vom spektakulären Red Rock Country verschlingen... So ganz will mir diese Sugestion zwar nicht einleuchten, ich sage aber nichts dazu.
Durch den Coconino National Forest fahren wir Richtung Flagstaff. Wir überqueren den Oak Creek über die Oak Creek Canyon Bridge, eine bemerkenswerte bogenförmige Brückenkonstruktion aus Stahlstreben. Der Parkplatz lädt zu einem ersten Stopp. Wir laufen den kurzen steilen Pfad bis zu einem Aussichtspunkt über den Canyon, verweilen kurz und fahren einige Fotos später weiter.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0185.JPG)
Die zunächst gut augebaute Strasse 89A wird zunehmend schmaler und kurviger, windet sich schliesslich abenteuerlich und in Serpentinen durch den Taleinschnitt des Oak Creek.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0188.JPG)
Zahlreiche Trailheads und National Forest Campgrounds locken, darunter die West Fork des Oak Creek Trails, einem der schönsten Wanderwege der USA. Die 6,5 Meilen könnten wir in 3 Stunden schaffen, doch dann wäre unser Zeitplan entgültig hinüber. Wir bleiben heute standhaft und sparen uns dieses Highlight für einen anderen Urlaub auf. Seit wir durch den Oak Creek Canyon fahren ist auch Franks skeptische Miene einem zufriedenen Lächeln gewichen, hier haben wir das Stück Sedona gefunden in dem wir uns wohlfühlen. Wir kommen an der Abfahrt zum Cave Springs Campground vorbei, wunderbar, hier können wir Zelten – nur heute nicht.

Der Regen und das Gewitter vom Vortag haben im Oak Creek Canyon zu einem Felssturz geführt, ein Teil des Highway ist durch tonnenschwere Felsbrocken verschüttet. Die Strassenarbeiter haben mit schwerem Gerät bereits eine Fahrspur geräumt, der Verkehr fliest zunächst nur sehr zäh und langsam durch die Baustelle. Uns ist es recht, so können Fahrer und Beifahrer die Landschaft geniessen. Irgendwann haben wir auch dieses Hindernis passiert, wir fahren jetzt durch das jüngste Waldbrandgebiet vom Juni diesen Jahres. Das Brins Fire hat grosse Flächen Vegetation verzehrt. Interessanterweise finden sich unversehrte Bäume direkt neben völlig verkohlten Stämmen und Ästen.

Am Oak Creek Vista View Point halten wir wieder an, schauen uns die Auslagen der Indianer an und geniessen die Aussicht auf den Canyon.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0197.JPG)
Man blickt auf die bewaldete Schlucht des Oak Creek und die farbenfrohen gelb-grau-roten Felsen. Am entferntesten Aussichtspunkt sieht man den Highway, der sich in Serpentinen den Hang entlang windet.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/SED/PICT0198.JPG)
Der Himmel hat sich mittlerweile weiter zugezogen und es sieht wieder nach Regen aus. Da wir noch ein gutes Stück bis zum Canyon de Chelly zu fahren haben, stört uns das zunächst nicht.

Mit Erreichen der Interstate 17/IS 40-Junction steigt unser Stundenmittel und Frank setzt den Tempomat knapp über den erlaubten 75 Meilen. Wir fahren mittlerweile durch eine eintönige Landschaft, langsam signalisieren unsere Mägen Hunger – doch weit und breit kein Rastplatz zu sehen. Der einzige Rastplatz ist zur Zeit geschlossen, bis zum nächsten sind es 89 Meilen. Also verlassen wir die Interstate bei Leup Corner und nehmen an einem Pullout der State Road 99 zwischen Schafspferch und Weidegründen unser Mittagessen ein. Die Strasse #99 führt durch die Hopi Indian Reservation nach Oraibi. Die Dörfer des Pueblo-Volkes stehen auch noch auf unserer Wunschliste, aber die Fahrt zu den Mesas und dann über die State Road 264 würde unserem Zeitplan endgültig den Dolchstoss versetzen.


Also fahren wir wieder brav auf die Interstate und verlassen diese erst in Chambers. Am Abzweig zum Petrified Forest National Park werden wir wieder in Versuchung geführt – aber auch die Badlands und die versteinerten Bäume müssen noch auf uns warten. Über den Highway 191 North nähern wir uns Ganado. Der Highway hat seinen Namen kaum verdient und ich wettere auf die Regierung, die es nicht mal für nötig hält, auf Navajo-Land die US-Highways zu unterhalten. Rumpelnd erreichen wir Ganado und stoppen an der Hubbel Trading Post.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/HUBBEL1.JPG)
Der historische Handelsposten ist heute eine National Historic Site und wird von National Park Service und den Navajo gemeinsam bewirtschaftet. Wir besichtigen die urigen Verkaufsräume und hätten den Navajo gerne ein paar Handarbeiten abgekauft. Doch hier werden nur Waren angeboten, die 100% Handarbeit sind - d.h. jede der Vasen ist liebevoll von Hand getöpfert und nicht ein handbemalter Rohling. Die Teppiche sind traditionell gewebt und die feinen Kachina-Puppen mit grösster Sorgfalt gefertigt. Die Preise für diese echten indianischen Handarbeiten sprengen unser Reisebudget und so verschieben wir unsere Einkäufe bis zum Canyon de Chelly. Auf dem Gelände entdecken wir einige alte Gerätschaften und eine gut erhaltene Kutsche.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/HUBBEL3.JPG)
Im Store des National Park Service finde ich dann eine Karte hinter der ich schon lange her bin: Die AAA Indian Country Map war in Deutschland nicht zu bekommen. 5 Dollar sind für die sehr detaillierte Karte eine gute Investition. Nach einer Stunde fahren wir weiter, mittlerweile trüben dunkle Regenwolken den Himmel ein, die uns bis nach Chinle verfolgen.

Es ist bereits später Nachmittag, als wir in Chinle Richtung Canyon de Chelly National Monument abbiegen (gesprochen: Canyon de Tschej!). Soviel zu unserem Plan, den Canyon de Chelly heute noch komplett zu besichtigen. Hinterher sind wir auch diesmal wieder schlauer und lächeln über unsere illusorische Planung noch bis zum Mesa Verde zu kommen. Beim Visitor Centre müssen wir uns für eine Richtung entscheiden und biegen zum South Rim und Cottonwood Campground ab.

Der Campground ist bereits gut gefüllt, bietet aber noch einige freie Plätze. Zwischen den Wohnmobilen möchten wir nicht zelten, daher suchen wir uns einen Platz in einer Schleife, die bereits von einigen Zeltern bewohnt wird. Uns gegenüber stehen zwei Motorräder mit deutschem Kennzeichen, doch wir sind alle zu schüchtern und beschränken uns auf eine Begrüssung per Kopfnicken und ein Lächeln. Neben uns zeltet ein älteres Navajo-Ehepaar, in der Nähe parkt ein uriger Pick-Up der aussieht, als hätte er bereits eine Erdumrundung hinter sich. Der Besitzer mit dem wettergegerbten Gesicht, den ausgeblichenen Jeans und dem abgetragenen Karohemd brutzelt über seinem Campfire gerade ein paar Würstchen am Stock.

Wir errichten schnell unsere Hütte und machen uns auf den Weg zum Canyonrim. Unser überarbeiteter Plan sieht vor, dass wir heute noch die Overlooks bis zum White House abfahren. Zunächst biegen wir nochmal zum Visitor Centre ab. Leider ist es bereits geschlossen, aber unsere Park Map ziehen wir aus dem Spender neben dem Eingang. Jetzt sind wir gerüstet und Frank fährt unter Ausnutzung der erlaubten Geschwindigkeit Richtung Tunnel Overlook.

Vom Campground lässt sich bereits die Schönheit des Canyons erahnen, jetzt werden wir mit den ersten Eindrücken von der Schlucht belohnt. Wir laufen schnell die paar Meter bis zu einer Aussichtskanzel und machen uns anschliessend wieder auf den Weg. Am Tsegi Overlook blicken wir in einen weiten, grünen Taleinschnitt und erkennen auf dem Grund einige Häuser.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/Tsegi.JPG)
Trotz Erhebung zum National Monument wird der Canyon noch bis zum heutigen Tag von Navajos bewohnt und bewirtschaftet.
Die Sonne wirft bereits lange Schatten, als wir den White House Overlook erreichen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/Whouse_ov.JPG)
Am bewaldeten Canyonboden erkennen wir einige Fahrspuren und Siedlungen, doch der Blick wandert zu der zweistufigen Anasazi-Ruine. Ein Teil der Cliff Dwelling-Anlage schmiegt sich auf dem Talgrund an die Canyonwand, der obere Teil liegt geschützt in einem riesigen Alkoven. Wir sind beeindruckt. Diese Pueblosiedlung, die ihren Namen von dem weissen Mörtel an der oberen langen Mauer erhielt, wurde über einen Zeitraum von 1000 Jahren bewohnt.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/W_house.JPG)
Für den 2,5 Meilen langen Trail ist es heute bereits zu spät. Die bizarre Felswände liegen bereits gänzlich im Schatten und so lassen wir den Tag am White House Overlook ausklingen. Ein junger Navajo erklärt gerade einer amerikanischen Gruppe die Bedeutung seiner Felsmalereien, stellt zwischen den traditionellen Symbolen auf der Steintafel einen Bezug zur Stammesmythologie dar. Ich lausche interessiert und schaue mir die farbigen Felszeichnungen genauer an, die Grösste der Tafeln finde ich besonders schön, doch die Amerikanerin hat den gleichen Geschmack und kauft alle drei Felsplatten auf. Frank tröstet mich, dass der Junge morgen bestimmt mit neuen Kunstwerken vor Ort wäre.

Als wir auf dem Campground ankommen, ist es bereits dunkel und wir kochen unser Abendessen. Da wir uns in einer Indian Reservation befinden, bleibt die Flasche Wein im Kofferraum. Stattdessen stecke ich meine Nase wieder in meinen Tony Hillerman Roman und schaue mir die Orte der Handlung mal auf der neuen AAA Indian Country Map an.
Die Abendtoilette fällt spärlich aus, da der Campground keine Duschen hat, dafür ist er kostenlos.

Gefahrene Meilen: 265
Übernachtung: Cottonwood Campground, Canyon de Chelly National Monument, kostenlos
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 06.11.2006, 20:52 Uhr
Weiterhin ein fabelhafter Reisebericht. :)

Die kleinen Schweine heißen Javelinas. :wink:

Schau hier: http://www.friendsofsaguaro.org/javelinas.html

Gruß

Palo
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 06.11.2006, 21:01 Uhr
@ Palo,
danke für den LINK und die Nachhilfe. :D
Ich sag ja: Frank ist bei uns der Tierexperte.
Ich dachte, Javelinas sind die Stinktiere  :oops:

Von den Schweinchen haben wir auch nichts gemerkt, die sind noch nicht mal bis zu unserem Zeltplatz gekommen.

Dieses Forum ist Klasse, ausser USA-Spezialisten tummeln sich hier noch Zoologen und Botaniker.  :o
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 06.11.2006, 22:25 Uhr
Ein Stinktier ist ein Skunk

Schau hier: http://www.striped-skunk.com/

Gruß

Palo
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Matze am 06.11.2006, 23:41 Uhr
Weiterhin ein toller Bericht, eines Zelt-Fans!  Es macht Spaß!!

Nur eins: Hättest Du nicht den Bericht gestern schreiben können?  :cry:  :cry:

Das eine Foto vom Canyon de Chelly war heute Bilderrätsel!!!   :wink:  :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: AndyOne am 07.11.2006, 09:10 Uhr
Hallo ihr zwei Camper,

lese gerne und eifrig Euren Bericht mit. Wirklich interessant, den Tagesablauf zu verfolgen.

Tip: Die Indian Country Map und auch andere guten Karten, bekommt man aber auch kostenlos in einem AAA Office.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Utah am 07.11.2006, 17:06 Uhr
Hallo Kate!

Ich bin heute mit zugestiegen, weiter so :daumen:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: jolly am 07.11.2006, 17:43 Uhr
Nachdem ich nun wieder im trüben Deutschland bin, habe ich mich erstmal mit dem Bericht up to date gebracht.
Wie schon mehrmals erwähnt, klasse Bericht mit super Fotos.

Zitat von: AndyOne

Tip: Die Indian Country Map und auch andere guten Karten, bekommt man aber auch kostenlos in einem AAA Office.


Dem kann ich zustimmen. Wir waren in Albuquerque in nem Office um ein paar Karten zu hamstern und die Indian Country Map habe ich so dazu bekommen. Was mich ein bisschen gewundert hat, denn letztes Jahr musste ich sie bei einem AAA-Office in Denver noch bezahlen, zwar vergünstigt, aber da gab's sie (noch) nicht umsonst...

Gruß Eva
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 07.11.2006, 22:15 Uhr
Zitat von: Matze

Das eine Foto vom Canyon de Chelly war heute Bilderrätsel!!!   :wink:  :wink:

Oh weh, hoffentlich habe ich das Bilderrätsel nicht vermasselt.  :oops:

Zitat
Tip: Die Indian Country Map und auch andere guten Karten, bekommt man aber auch kostenlos in einem AAA Office.

Gibt es die Karten auch, wenn man kein ADAC-Mitglied ist ?

Hinter der AAA Map war ich schon länger her, da es ja die legendäre Karte von Leutnant Leaphorn aus den Tony Hillerman Romanen ist.

In den Walmarts und Safeways in Utah und Arizona gabs die Karte auch.

@Utah: schön dass Du auch dabei bist.

@All:
Ich hoffe ihr könnt noch eine weitere Nacht im Zelt vertragen, es geht weiter ...
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 07.11.2006, 22:17 Uhr
Donnerstag, 14. September 2006

Auch heute sind wir bereits vor dem Weckerklingeln wach und schälen uns aus unseren Schlafsäcken. Ein Blick aus dem Zelt ergibt einen leicht bedeckten Himmel. Während Frank den Waschraum aufsucht, beginne ich mit den Frühstücksvorbereitungen. Die bleiben nicht lange unbemerkt und zwei streunende Hunde belagern in ca. 5 Metern Entfernung unsere Sitzgruppe. Kaum drehe ich einem den Rücken zu, kommt er direkt näher. Frank eilt mir zur Hilfe und nachdem wir als Drohgebärde einen Trekkingstock an den Tisch stellen und den Stock lupfen, sobald einer der Hunde die Distanz verringert können wir in Ruhe frühstücken.

Mittlerweile sind auch unsere Nachbarn wach geworden und das Navajo Paar fährt mit dem Pick Up zum Frühstücken. Neben uns zeltet eine Gruppe Amerikaner und zwei junge Frauen haben die beiden Streuner schnell ins Herz geschlossen und knuddeln und streicheln sie während die Männer der Gruppe das Frühstück zubereiten. Die struppigen Vierbeiner lassen sie gewähren und geniessen die Streicheleinheiten sichtlich. Zum Dank schnappen sie sich dann in einem unbeobachteten Moment eine Tüte Mini-Bagels vom Tisch, sehr zur Erheiterung der umliegenden Camper. Uns tun die mageren Fellknäule leid, die hier auf dem Campground um Nahrung betteln.

Nachdem wir aufgegessen haben und das Zelt verstaut im Kofferraum liegt, verfüttern wir unsere Brotreste an die noch immer hungrigen Schlappohren. Auf einer Plastiktüte servieren wir noch die Reste des angerührten Milchpulvers und werden dafür mit einem dankbaren Blick aus treuen Hundeaugen belohnt. Nachdem die Beiden ihre Mahlzeit beendet haben und zum nächsten Stellplatz weiterziehen, räumen wir noch die Reste der Hundemahlzeit in den Papierkorb und fahren los.

Unser erstes Ziel heute Morgen ist der wohl bekannteste Aussichtspunkt des National Monuments. Die gut 18 Meilen bis zum Spider Rock Overlook fahren wir im gemächlichem Tempo bergauf und geniessen den Blick auf die Abbruchkante des Canyons und das Defiance Plateau. Die Berge in der Ferne sind die Chuska Mountains. Am Parkplatz des Spider Rocks parkt ein Reisebus und auf dem kurzen Trail zum Aussichtspunkt begegnen uns die Reisenden, eine französische Gruppe, die laut schnatternd ihrem Fahrzeug entgegenstreben. Jetzt haben wir den Aussichtspunkt für uns alleine, bekommen aber kurze Zeit später Gesellschaft von drei Deutschen, die aber sofort zum 2. Viewpoint weiterziehen. Wir geniessen am 1. Viewpoint die Aussicht auf die markante Felsnadel.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/Spider_Rock.JPG)
Nachdem wir den 244 m vom Talboden aufragenden Spider Rock gebührend bewundert haben, laufen auch wir weiter.

Vom 2. Punkt am Overlook bietet sich eine Aussicht, die bis zum Grund des gewaltigen Sandsteinturmes und in den Monument Canyon hinein reicht. Zur Verdeutlichung der Dimensionen dieses Wunderwerks der Natur: es ist fast so hoch wie das Empire State Building in New York. Im Glauben der Navajo ist der Fels der Sitz der mythischen Spider Women (Spinnenfrau). Von dieser hoch verehrten Göttin, erlernten sie die lebenswichtige Gabe des Spinnens von Wolle. Changing Women lernte von Spider Women das Weben und unterrichtete wiederum die Navajos. Spider Man zeigte den Navajos wie sie den Webstuhl und die Werkzeuge herstellen können und die schönen Verzierungen aus Muscheln und Türkisen anbringen können. Die weisse Spitze des Spider Rocks soll, wenn man einer weiteren Mythologischen Erzählung Glauben schenken darf, aus den sonnengebleichten Knochen von unartigen Kindern bestehen, die sich Spider Women geholt hat.

Da uns der Viewpoint so beeindruckt hat, laufen wir noch mal zum Auto und kehren mit dem Stativ zurück um ein gemeinsames Foto der Canyoncrawler zu schiessen. Wieder zurück am Auto, setzen wir unsere Panoramatour im Canyon de Chelly fort. Am Face Rock Overlook treffen wir auf Navajo-Frauen, die auf einfachen Holztischen und im Kofferraum ihrer Pick Up’s Handarbeiten und Schmuck zum Verkauf anbieten. Auch vom Face Rock View Point bieten sich phantastische Blicke auf die bis zu 300 m aufragenden Canyonwände.
Bei den Navajos auf dem Parkplatz erwerben wir eine schöne handbemalte Vase, die uns durch ihre filigranen Muster begeistert. Die Grossmutter der jungen Frau hat das Stück in mühevoller Arbeit mit einem Muster aus leuchtenden Farben und Linien versehen. Nachdem wir das gute Stück sicher unter dem Sitz verstaut haben, setzen wir unsere Erkundungstour fort.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/sl_house.JPG)
Unser nächster Halt erfolgt am Sliding House Overlook, wo wir auf eine sehenswerte Erhebung auf dem Canyonboden blicken.

Am White House Overlook halten wir nur kurz, da wir hier bereits den gestrigen Abend zur Erkundung genutzt haben. Auf den Abstieg zur Ruine verzichten wir, denn in Mesa Verde warten noch viele Siedlungen auf uns. Der Navajo-Junge mit den Steintafeln ist nicht vor Ort, wahrscheinlich ist er noch in der Schule. Ich verabschiede mich schon mal innerlich von diesen schönen Steinzeichnungen. Mittlerweile haben sich die Wolken zu einer drohenden Regenfront zusammengeballt, aufkommender Wind kündigt ein Unwetter an.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/Junc_over.JPG)
Am Junction Overlook treffen wir auf 2 Navajokünstler, die ihre Steinmalereien und Felsritzungen zum Verkauf anbieten. Bei einem der Navajo erwerben wir eine sehr schöne Steintafel mit Ritzungen von klassischen Motiven der Mythologie und modernen Farbzeichnungen von Anasazi-Tongefässen unter einer Mondsichel. Der andere erläutert uns die Bedeutung seiner Kunstwerke. Er ritzt auffallend oft den traditionellen Flötenspieler, jedoch nur 3 der möglichen 4 Kokopellis. Er erklärt dies damit, dass er noch nicht alle 4 heiligen Berge in den 4 Himmelrichtungen besucht hätte. Der Kokopelli würde ihm das Übel nehmen, wenn er ohne die an diesem Ort durchzuführenden Zeremonien das Abbild ritzen würde.

Er berichtet uns, dass er in seinem Haus noch weitere Steintafeln hat und dass viele seiner Kunstwerke nach Europa, speziell nach Deutschland und Italien gehen. Die Amerikaner und Kanadier würden die grösseren Felsplatten bevorzugen um sie sich neben den Kamin zu hängen. Wir beneiden mal wieder die Amerikaner, die mit ihren grossen Wohnmobilen, Vans und Geländewagen reisen und bei ihren Mitbringseln kein Airline-Gepäcklimit fürchten müssen. Auch Sandgemälde könnte er uns in seinem Atelier zeigen. Wir lehnen ab, bedanken uns aber freundlich für seine Mühe, uns von seinem Glauben zu erzählen. Frank verkneift es sich, den Navajos von meiner Indianer-Internetseite zu erzählen, da diese seit einiger Zeit Offline ist und auf Überarbeitung wartet. Ansonsten hat er in jedem Gespräch mit einem Ureinwohner von der Website berichtet und ich konnte dann eine ganze Zeit lang erklären, warum ich mich in Europa ausgerechnet für die Geschichte der Indianer in den USA interessiere. Zwar haben sich dadurch schon viele nette Unterhaltungen ergeben, da mein Englisch aber nicht so perfekt ist, sind die Gespräche eher anstrengend.

Am Tsegi und Tunnel Overlook stoppen wir nur noch mal kurz und verlassen anschliessend den South Rim.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/Tunnel_ov.JPG)
Am Visitor Centre stoppen wir erneut um uns den Hogan anzuschauen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/PICT0260.JPG)

Um keine Zeit mit Kochen zu verlieren, biegen wir nochmal Richtung Chinle ab und gönnen uns im Burger King ein Menü - das muss bis heute Abend reichen. Unser nächstes Ziel ist der Canyon del Muerto, an dessen Abbruchkante der 17 Meilen lange North Rim Drive entlangführt.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/C_muerto.JPG)
Der Canyon erhielt seinen Namen 1882, als man bei einer Expedition in den Canyon auf die Grabstätten präkolumbischer Indianer traf. An der V-förmigen Mündungsstelle von Canyon de Chelly und Canyon del Muerto ragen die Canyonwände nur etwa 10 Meter hoch. Auch der Canyon del Muerto bietet bis zu 300 m hoch über den kleinen Farmhäusern, Wasserläufen und Cottonwoodbäumen aufragende Canyonwände. Am North Rim existieren 4 Overlooks, die man über von der Hauptroute abzweigende Fahrspuren erreicht. Der erste Overlook zur Ledge Ruin war aus uns unbekannten Gründen gesperrt, so gewinnen wir etwas Zeit und steuern den Antelope House Overlook an.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/Ahouse_ov.JPG)
Das Antelope House ist benannt nach den Pronghorn-Antilopen-Felszeichnungen, die dem Künstler Little Sheep zugeordnet werden, der um 1800 im Canyon lebte. An der gleichen Felswand finden sich noch Malereien, die jahrhunderte Älter sind.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/A_house.JPG)
Die mehrstöckige Ruine wurde in den 1970er Jahren ausgegraben. Der eindrucksvolle kreisförmige Vorplatz wurde um das Jahr 1200 errichtet.

Wir machen noch einen Abstecher zum Fortress Viewpoint. Dieser Sandsteinfelsen diente den Navajos seit Jahrhunderten als natürliche Festung, zuletzt gegen Kid Carson in den Jahren 1863-64. Bei Gefahr kletterten die Navajos an Seilen hinauf und zogen diese hoch. Ihre Feinde bombardierten sie mit einem Hagel aus Steinen.
Unser nächster Halt ist Mummy Cave Overlook.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CC/M_cave.JPG)
Wir blicken auf eine der grössten Cliffdwelling-Anlagen im Canyon de Chelly, benannt nach den beiden 1880 hier gefundenen Mumien. Die Siedlung bestand aus etwa 90 Räumen und mehreren Kivas. Eine tausendjährige durchgängige Besiedlung bis um das Jahr 1300 lässt sich archäologisch belegen. Die Bauten gleichen den Anlagen in Mesa Verde und man vermutet, dass die Erbauer von Mesa Verde eingewandert sind.

Dem nächsten Aussichtspunkt sehen wir mit gemischten Gefühlen entgegen. Es ist Massacre Cave. In dieser Höhle wurden im Jahr 1805 115 Navajo von Spanischen Soldaten niedergemetzelt. Nicht weit daneben blickt man auf Yucca Cave, eine Pueblo-Anlage aus 4 Räumen bestehend.
Nach so viel Unterricht in präkolumbischer und postkolumbischer Geschichte verlassen wir schliesslich den Canyon de Chelly Richtung Tsaile.

Jetzt wird es langsam spannend, auf unserer Hallwag-Karte haben die Strassen schon längst keine Nummern mehr, die Strecke Richtung Lukachukai ist nur als schmale, geriffelte graue Linie eingezeichnet und wäre demnach teilweise unasphaltiert. Ein Blick auf unsere neue AAA Indian Country Map gibt Entwarnung, wir können zumindest mit einer durchgängigen Teerdecke rechnen. Wir kommen am Dine College vorbei und biegen schliesslich bei Tsaile in die Indian Road 12 Richtung Lukachukai ein.

Der Name hört sich schon vielversprechend an und wir werden nicht enttäuscht. Vor uns breitet sich ein rotes Sandsteinpanorama vom Feinsten aus. Tafelberge die der kleine Bruder des Monument Valleys sein könnten, bestimmen das Bild. Würden wir geradeaus fahren, kämen wir über Round Rock nach Mexican Water und zum Highway 191. Wir haben uns aber für die Fahrt zum Mesa Verde die Strecke durch die Chuska Mountains ausgeschaut. In Lukachukai biegen wir in die Indian Road 13 Richtung Red Valley ein. Wir queren die Grenze zu New Mexico. Hier wird noch scharf geschossen, wie uns das Schild unschwer verrät.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/New_mexico.JPG)
Wenige Meilen östlich von Lukachukai schlängelt sich die Indian Road durch eine zauberhafte alpine Landschaft mit Espenwäldern, die bereits das spektakuläre rot-gelbe Kleid des Indian Summer tragen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/Espen.JPG)
In Richtung Red Valley verflacht die Landschaft dann wieder, weder grüne Wälder noch Red Rocks, sondern gräuliches Gestein mit einzelnen Buttes mit so klangvollen Namen wie Mitten Rock und The Thumb.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/Thumb.JPG)
Bereits bei der Abfahrt aus den Chuska Mountains nach dem Lukachukai Pass erblicken wir die markante Landmarke des Shiprock. Dicht an ihm vorbei führt die Indian Road und trifft 3,2 mls südlich des gleichnamigen Ortes auf die US 491 (auf alten Karten noch die US666). Kurz vor Shiprock braut sich ein heftiges Unwetter zusammen, das den Shiprock fast vollständig in Dunkelheit taucht.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/Shiprock.JPG)
Nur noch ein schmaler Streifen wird von der Sonne beschienen und sorgt damit für einen dramatischen Effekt. In der Nähe der Chuska Mountains liegen noch die Lukachukai Mountains (eher Hügel) und nördlich die Carizzo Mntns., die auch stattliche Höhen erreichen.

Wir können dem prasselnden Regen nicht davon fahren. Im Schneckentempo fahren wir auf dem Highway 491 Richtung Shiprock. Die Fahrbahnsenken sind bereits stellenweise überflutet und so kommen wir nur sehr langsam voran. Es beginnt bereits zu dämmern als wir am Chimney Rock beim Mountain Ute Tribal Park vorbeifahren, in Cortez ist bereits die Strassenbeleuchtung eingeschaltet. Eigentlich wollten wir heute direkt im Mesa Verde zelten, aber bei dem starken Regen entscheiden wir uns für einen Campground direkt vor der Zufahrt mit überdachten Zeltplätzen. Kurz vor 19.00 Uhr, gerade rechtzeitig bevor das Office schliesst, stehen wir frierend im Büro des A & A Mesa Verde RV Park und Campground (http://mesaverdecamping.com/mesaverde.html) und füllen unsere Registration aus.

Wir haben Glück und die überdachten Zeltplätze sind noch frei. Es regnet noch immer in Strömen, als wir unter der Carport-ähnlichen Konstruktion im Licht der Stirnlampen unser Zelt errichten. Mit der Tischgruppe mit Bänken wird es jetzt eng unter unserem Verschlag, beim Vorbereiten des Abendessens stolpern wir mehrmals fluchend über die Zeltleinen. Es ist ziemlich kalt, sodass wir unsere Trekkingjacken überziehen. Nach einer heissen Dusche flüchten wir ins Auto und lesen im Schein der Leselampen noch gemütlich in unseren Büchern bevor wir uns gegen 10 PM in unseren Schlafsäcken ausrollen. Es regnet die ganze Nacht und der Regen prasselt unaufhörlich und geräuschvoll auf das Blechdach, trotzdem schlafen wir gut und träumen uns dem neuen Tag entgegen.

Gefahrene Meilen: 188
Übernachtung: A & A Mesa Verde RV Park und Campground  22,10 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Heiner am 08.11.2006, 09:21 Uhr
Hi Kate!

Vielen Dank für den Informativen Bericht über den Canyon de Chelly.
Herrlich als ob man selbst wieder da war.

Gruß Heiner
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 08.11.2006, 20:12 Uhr
Freitag, 15. September 2006

Als wir gegen 7.00 Uhr den Reissverschluss unseres Zeltes aufziehen ist die Zelthaut noch triefend nass, da der Wind den Regen unter das Dach gepeitscht hat. Es ist so frisch, dass wir uns sofort die Fleecejacke überziehen. Auch die Bank ist nass, doch es ist Hoffnung - man erkennt bereits einige Wolkenlücken mit einem schmalen Streifen Blauen Himmels. Unsere Vorräte sind mittlerweile ganz schön zusammengeschrumpft und so besteht unser Frühstück aus Getreideringen die wir mit Milchpulver und Wasser anrühren, dazu gibt es Jacobs Cappuccino, den wir von zu Hause in Portionsbeuteln „importiert“ haben. Der warme Kaffee vertreibt die Kälte und nach einer Dusche sind wir bereit für unseren Tag im Mesa Verde. Das etwas abgetrocknete aber noch immer ziemlich nasse Zelt verstauen wir in einem grossen Müllsack im Kofferraum.

Im Büro des Campgrounds liegt bereits die Parkzeitschrift aus und so verschaffe ich mir auf der kurzen Fahrt zum Eingang einen Überblick über die angebotenen geführten Touren. Uns interessiert sowohl der Cliff Palace als auch Balcony House. Beides ist nicht möglich, da jeder Besucher bis Oktober wegen des grossen Andrangs nur täglich eine der geführten Touren in Anspruch nehmen darf. Da unser Campground direkt gegenüber des Park Drives liegt, sind es nur etwa 2 Meilen bis zur Entrance Station. Wir zeigen unseren National Park Pass und erhalten die Karte des Parks. Die Strasse führt an bewaldeten Hängen entlang und am Morefield Campground vorbei. Hier steht jede Menge Wasser neben der Strasse und wir stellen uns vor, wie nass es erst im Mesa Verde Park gewesen wäre. Der Himmel ist noch immer wolkenverhangen, wir durchfahren einen Tunnel und halten kurz am Montezuma Valley Overlook. Man blickt weit über das Tal bis nach Cortez. Da die Ebene durch die Wolken noch im Schatten liegt, verzichten wir auf ein Foto.  

Jetzt windet sich die Strasse in Serpentinen weiter nach oben. Den kurzen Abzweig zum Park Point Overlook gönnen wir uns und blicken auf einen markanten Tafelberg und über eine Ebene mit schneebedeckten Bergen in der Ferne. Oh weh, sollten das die Rocky Mountains sein, die schon unter einer Schneehaube verschwinden? Um Gewicht beim Flug zu sparen haben wir ja unsere Sommerschlafsäcke dabei. Am Geologic Overlook sehen wir nicht viel und fahren direkt weiter zum Visitor Centre. Wir stellen unsere SUV auf den gut gefüllten Parkplatz und gehen durch die Unterführung zum Besucherzentrum. Hier herrscht reger Betrieb. Vor dem Rangerpult hat sich eine längere Schlange gebildet, so gehen wir erst Mal nach hinten und schauen uns die Ausstellung an und stöbern ein wenig im Book Store. Schon bald halte ich strahlend ein Buch über die Indianervölker im Südwesten in den Händen. Frank kann sich ein Lächeln nicht verkneifen und meint dass unser Bücherregal mit der Indianerliteratur wohl demnächst zusammenbrechen wird - aber nicht weit fallen könnte, da es ja von unserer umfangreichen USA-Literatur gestützt würde.
Ich kaufe dass Buch trotzdem, dazu noch einige Faltblätter des National Park Service mit Informationen zu den Ruinen auf der Chapin Mesa.

Wir wissen noch immer nicht, ob wir lieber Balcony House oder Cliff Palace besichtigen sollen. Balcony House ist die Abenteurvariante und Cliff Palace die grösste Anlage im Park. Wir machen die audio-visuelle Computer-Tour und entscheiden uns für Cliff Palace. Gelegenheit über schmale Tritte an Felswänden entlang zu kraxeln und uns durch enge Spalten zu zwängen, werden wir noch reichlich haben. Aber eine solch gewaltige Klippenwohnung wie Cliff Palace sucht man ansonsten vergebens.
Wir nutzen die Gelegenheit dass die Gruppe am Rangerpult noch uneins ist, ob die Cliff Palace Tour nicht zu anstrengend für die etwas korpulenteren Ladies und Gentlemen wäre und kaufen unsere Tickets für die 11.00 Uhr Tour. Jetzt müssen wir uns sputen, haben wir doch noch ein gutes Stück auf der Chapin Mesa Road bis zum Trailhead der Anlage zurückzulegen. Wir sind um 10.45 am Parkplatz, packen Wasser und Power Bar Riegel in unsere Rucksäcke. Da es noch immer sehr kühl ist, ziehen wir die Trekkingjacken an. Der Trail endet vorläufig an einem mit einer Kette gesicherten Eisentor. Hier warten wir auf unseren Ranger. Vom Overlook bestaunen wir schon mal den Klippenpalast und schiessen die ersten Fotos.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/cliff_pal.JPG)
Mit etwas Glück würde der Himmel bald aufreissen und wir hoffen darauf, dass die Sonne die Felsnische etwas ausleuchten würde. Um eine grosse Kiva in der Tiefe hat sich eine andere Tour gruppiert. Die Führungen finden alle 30 Minuten statt. Der Platz füllt sich langsam, einige hartgesottene tragen bereits Shorts und T-Shirt. Schon beim Anblick bekomme ich Gänsehaut und ziehe fröstelnd meinen Reissverschluss bis unters Kinn. Bis zum Eintreffen unseres Rangers verspeisen wir noch unsere Power Bar-Riegel und schauen mit dem Fernglas in die Schluchten unter uns. Dann ist es soweit, eine Rangerin begrüsst uns und erteilt uns die ersten Instruktionen. Sie belehrt die Gruppe darüber, dass es ein steiler Auf- und Abstieg werden würde und einige ausgesetzte Passagen und eine Holzleiter zu überwinden wären. Dazu wäre der Trail durch den Regen noch etwas rutschig. Zwei weniger sportlich aussehende Amerikanerinnen entschliessen sich darauf hin, nicht an der Tour teilzunehmen und lassen sich von ihren Ehemännern die Autoschlüssel reichen. Die restliche Gruppe setzt sich unerschrocken in Bewegung.

Wir bleiben hinten um die Aussicht zu geniessen. Den Abstieg finden wir nicht besonders schwierig, es geht zwischen dicken Felsbrocken auf einem sehr gut ausgebauten Weg nach unten. Aber wahrscheinlich musste die Rangerin vor dem Weg warnen, damit der National Park Service später nicht verklagt wird, wenn jemand nicht mehr mit eigener Kraft aus dem Canyon kommt. Kurz vor der Anlage stoppt die Gruppe und die Rangerin fordert uns auf, unsere Yucca-Sandalen anzuziehen. Sie erläutert uns den Alltag der Anasazi und macht daraus ein munteres Spiel und fordert die Teilnehmer u.a. dazu auf, die Nahrung der Anasazi aufzuzählen. Das gelingt nur mühsam, ich beteilige mich auch und bringe den Kürbis und Turkeys ein, die die Rangerin dankbar aufgreift und die Gruppe fragt, ob wir auch die drei Truthähne auf der Zufahrtstrasse gesehen hätten. Wir hatten die Tiere heute Morgen in der Nähe des Trailerabstellplatzes gesehen. Sie erklärt uns die Grunddaten des Cliff Palace und Grundsätzliches zur Besiedlungsgeschichte von Mesa Verde. Cliff Palace besteht aus 217 Räumen und 23 Kivas und beherbergte geschätzte 200 bis 250 Personen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/PICT0301.JPG)
Um das Jahr 1100 bis 1200 verliessen die Anasazi ihre Dörfer auf den Höhen der Mesas und begannen mit dem Bau der Felsenwohnungen. Die Cliff Dwellings zählen zur Spätphase der Besiedlung und wurden nur 75 bis 100 Jahre lang bewohnt. Insgesamt datieren Funde der Anasazi-Periode in Mesa Verde aus den Jahren 500 bis 1300 n. Chr. Der tatsächliche Name des steinzeitlichen Bauernvolkes ist nicht überliefert, Anasazi (= Die Alten) nennen die Navajo das Volk. Die Anasazi waren die ersten Sportkletterer im Südwesten. Zum Aufstieg entlang der steilen Canyonwände nutzten sie in den Felsen gehauene Grifflöcher, die ihnen Halt gaben. Wasser, Nahrung und Baumaterial wurde dabei auf Kopf oder Rücken transportiert. Als Mörtel diente gewässerter Lehm. Die Anlagen waren ursprünglich mit einem Innen- und Aussenputz versehen, von dem noch einige Reste erhalten blieben.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/C_pal_det.JPG)
Wir werden jetzt aufgefordert, die Yucca-Sandalen zu schnüren und gehen zur Anlage. Wir erfahren weitere Details zur Kleidung und den Werkzeugen. Es folgen weitere Instruktionen zur Bauweise der Anlage und Mutmaßungen über das Verschwinden der Anasazi. Ich beteilige mich wieder und gebe eine These zum Besten, die ich erst im letzen Jahr auf einer einschlägigen Internetseite gelesen hatte. Verschiedene Anasazi-Gruppen sollen sich überworfen haben und waren künftig untereinander verfeindet. Die knappen Resourcen führten schliesslich dazu, dass sie sich gegenseitig angriffen. Eine Gruppe galt als besonders grausam und ihnen wurde auch Kannibalismus nachgesagt. Als viele Anasazi bei den folgenden Unruhen bereits ums Leben gekommen waren, ganze Dörfer niedergebrannt, die Felder verwilderten und die Vorräte knapp wurden, zogen einzelne versprengte Gruppen zu den Mogollon und assimilierten im Laufe der Zeit. Das alles berichte ich etwas mühsam in stockendem Englisch.

Die Rangerin ist zunächst einmal sprachlos, stimmt mir dann zu, dass neuere Forschungsergebnisse tatsächlich auf eine Verbindung zwischen den Anasazi und Mogollon hindeuten würden, die weit über den normalen Handel und Austausch der Kulturen hinausgingen. Sie beendet weitere Spekulationen damit, dass es wahrscheinlich noch lange dauern würde, bis die verschiedenen Faktoren für den Exodus der Anasazi endgültig geklärt wären. Frank ist sichtlich beeindruckt von mir, foppt mich aber damit, ob ich die Führung nicht weiter machen würde, dann würden zur Abwechslung mal die Deutschen alles Verstehen. Unser nächster Stopp ist an der Kiva.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/PICT0304.JPG)
Wir erfahren mehr über die Bedeutung dieses zeremoniellen Raumes, über den „Schacht der Seelen“ und die ausgeklügelte Belüftung. Jede Kiva hatte ihre Feuerstelle und umlaufende Sitzbänke an der Innenwand. Die Felsvorsprünge trugen einst die Holzbalken des Daches. Die Kiva betrat man über eine Leiter durch ein Loch im Dach. Durch das Sipapu, ein kleines Loch in der hinteren Wand sind die ersten Menschen angeblich in die Welt gekommen. Diese Elemente findet man noch heute in den Mythen und Erzählungen der Navajo, die an einem Schilfrohr durch die 3 Welten in die 4. Welt geklettert sind. Zum Abschluss der Tour dürfen wir noch durch eines der winzigen Fenster in einen Turm blicken. Im Inneren finden sich Reste des Putzes und Malereien.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/PICT0317.JPG)
Auffallend sind die niedrigen Türen, die Rückschluss auf die Grösse der Anasazi geben: die Männer sollen zwischen 1,63 und 1,65, die Frauen zwischen 1,52 und 1,55 m gross gewesen sein und wurden nur etwa 35 Jahre alt.

Wir klettern der Gruppe hinterher aus dem Canyon. Mittlerweile hat der Himmel aufgerissen und das Blau überwiegt. Das freut uns und wir schiessen noch ein besseres Cliff Palace Overlook Foto. Am Auto gönnen wir uns jeder einen Apfel und beschliessen, das Kochen in die Picnic Area am Mesa Top Loop zu verlegen. Es ist mittlerweile warm geworden, endlich T-Shirt-Wetter.

Auf dem Cliff Palace Loop kommen wir am Sun Point View vorbei und blicken auf einige kleinere Anlagen. Balcony House ist von der Strasse nicht sichtbar, also halten wir nicht an und fahren direkt zum Soda Canyon Overlook, wo wir auf eine Felswand mit mehreren Alkoven blicken, darin Bauten und Häuserreste. Am bekanntesten ist das Hemenway House, dessen Erhalt in den 1880er Jahren in die Wege geleitet wurde, zu einer Zeit, als viele Artefakte geplündert wurden und Bauten zerstört wurden. Benannt wurde es nach Martha Tilesten Hemenway (1820-1894), einer Stütze der Bostoner Gesellschaft, die zahlreiche soziale und archäologische Projekte förderte.

Immer hartnäckiger verlangte unser Magen mittlerweile nach Nahrung und so fuhren wir zurück zur Chapin Mesa Road um in den Mesa Top Loop einzubiegen. Bis zur Picnic Area bei den Mesa Top Sites war es noch ein gutes Stück und nachdem wir ein ausgegrabenes Pithouse und den Navajo Canyon Viewpoint genossen hatten fuhren wir weiter zum Square Tower Overlook um uns die höchste Ruine im Park anzuschauen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/sq_tow_house.JPG)
Anschliessend ging es weiter zu noch mehr Pithouses. Ich knabberte derweil an einem Keks um meinen Hunger zu dämpfen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/pit_house.JPG)
Die Pithouses sind nur für den Interessierten und auf den Schautafeln am Rande des Ausgrabungsgeländes erkennt man mehr als in der Ausgrabung selbst. Es ist bereits drei Uhr Nachmittags, als wir unser Mittagessen Kochen und hungrig Nudeln mit Tomatensauce verzehren. Nach dem Abräumen schauen wir uns noch die Ausgrabungen der Mesa Top Sites an. Frank wird nun langsam ungeduldig, wir wollen heute noch bis Durango und uns noch eine weitere grosse Ruine, das Spruce Tree House anschauen. Also verlassen wir den Mesa Top Loop und halten nochmal kurz am Sun Temple und schlenderten zwischen den alten Mauern umher.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/PICT0341.JPG)

Jetzt müssen wir uns langsam sputen, um 18.00 Uhr wir Spruce Tree House geschlossen und es ist ein Stück zu gehen. Ich schnappe mir noch schnell das Faltblatt zu Spruce Tree House und ein Fläschchen Wasser und los geht es. Wir steigen langsam in den Spruce Tree Canyon hinab und erhaschen schon den ersten Blick auf die drittgrösste Anlage im Park.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/Sp_house.JPG)
Spruce Tree House besteht aus 114 Räumen und 8 Kivas und beherbergte einst 100 bis 120 Menschen. Vor Ort überwachen zwei Ranger das Treiben der Besucher.
Während unseres Aufenthaltes verhalten sich alle Besucher respektvoll. Ich steige in die restaurierte Kiva hinab und möchte gerne ein Foto der Kivaleiter mit dem einfallenden Licht schiessen. Mein Foto bleibt eine verwackelte Aufnahme, da sich immer wieder andere Besucher über die Leiter in die Kiva drängen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/PICT0363.JPG)
Als dann noch zwei tobende Kinder ordentlich Staub aufwirbeln, verlasse ich den unterirdischen Raum und trauere einem schönen Motiv hinterher.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MVE/Sp_house_det.JPG)
Wir bestaunen noch den Rest des Bauwerks und stapfen dann den Weg wieder nach oben.

Auf der Abfahrt von den Mesas halten wir noch am Mancos Valley Overlook und unser Blick schweift über die weitläufigen Ebenen und trifft wieder auf schneebedeckte Gipfel der San Juan Mountains in der Ferne. Uns scheint eine kalte Nacht bevorzustehen. Über den Highway 160 erreichen wir nach einem schönen Tag im Mesa Verde National Park schliesslich kurz vor 19.00 Uhr Durango und nehmen einen Zeltplatz auf dem KOA. Es ist mal wieder dunkel, als wir unser Zelt aufbauen und uns nach Abendessen und Dusche für eine kalte Nacht zu Füssen der schneebedeckten San Juan Mountains rüsten.

Gefahrene Meilen: 95
Übernachtung: KOA Durango 21,36 Dollar
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: boehm22 am 08.11.2006, 22:05 Uhr
Hi Kate,

bin jetzt auch schnell aufgesprungen, um den Bericht zu genießen. Vielen Dank für den Bericht mit den vielen Bildern.

Erst vor ein paar Tagen war ich eine Nacht auf dem Atlatl CG (Stellplatz Nr. 5 zwischen den roten Felsen) und war auch am White Dome.
War toll, schöner Sonnenuntergang, klare Vollmondnacht und angenehme Themperaturen.

Hätte ich mal Deinen Bericht vorher lesen können, dann hätte ich den SlotCanyon beim White Dome nicht verpasst :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 08.11.2006, 22:18 Uhr
Zitat von: CanyonCrawler

Schon bald halte ich strahlend ein Buch über die Indianervölker im Südwesten in den Händen. Frank kann sich ein Lächeln nicht verkneifen und meint dass unser Bücherregal mit der Indianerliteratur wohl demnächst zusammenbrechen wird - aber nicht weit fallen könnte, da es ja von unserer umfangreichen USA-Literatur gestützt würde.
Ich kaufe dass Buch trotzdem


Hm, noch jemand, der nach jedem USA Urlaub eine noch umfangreichere USA Buchsammlung zu Hause hat.  :wink:
Ich kann da auch meistens nie widerstehen und es sammeln sich in jeden Urlaub ein paar neue Exemplare an.
ÜBrigens ein richtig klasse Bericht mit sehr vielen Hinztergruninformationen, genau so suche ich auch immer am Liebsten die Infos zu bestimmten Zielen heraus.  Vielen Dank dafür :daumen:


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 09.11.2006, 01:17 Uhr
Wow was für herrliche und ausführliche Berichte über Canyon de Chelly und Mesa Verde :applaus:  :applaus:

Ist es denn irgendwo bewiesen, dass sich die Anazasi sich gegenseitig bekriegt haben und teilweise zu den Mogollon gezogen sind?

Gruss

Palo
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Edmund am 09.11.2006, 09:31 Uhr
Hallo Kate,

wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, kann man nicht in den Canyon de Chelly runter und die Anlagen dort besichtigen?
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 09.11.2006, 09:51 Uhr
Zitat von: Edmund


wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, kann man nicht in den Canyon de Chelly runter und die Anlagen dort besichtigen?


Edmund,

doch das kann man aber nur von den Navajos gefuehrt

Gruss

Palo
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 09.11.2006, 09:53 Uhr
Super Bericht. Da kann man richtig neidisch werden, das man so schnell nicht wieder in den Südwesten fahren "kann".

Freue mich schon auf die Weiterfahrt.  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: mrh400 am 09.11.2006, 12:20 Uhr
Zitat von: Palo
Zitat von: Edmund


wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, kann man nicht in den Canyon de Chelly runter und die Anlagen dort besichtigen?

 
doch das kann man aber nur von den Navajos gefuehrt
...und man kann ohne Führer den Weg vom White House Overlook hinunter zur White House Ruin gehen (übrigens sehr empfehlenswert, wenn man die Zeit dazu hat)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 09.11.2006, 12:29 Uhr
Zitat von: mrh400

...und man kann ohne Führer den Weg vom White House Overlook hinunter zur White House Ruin gehen (übrigens sehr empfehlenswert, wenn man die Zeit dazu hat)


 :)  :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 11.11.2006, 14:20 Uhr
Zitat von: Palo

Ist es denn irgendwo bewiesen, dass sich die Anazasi sich gegenseitig bekriegt haben und teilweise zu den Mogollon gezogen sind?


Hi,
nachdem ich im letzten Jahr einen Roman von Gear & Gear über die Ansazi gelesen hatte, bin ich anschliessend ein wenig im Internet unterwegs gewesen um die Thesen von Gear zu konkretisieren (Gear - Anthropologe und Archäologe, gilt als Kenner der Materie und verbaut in seinen Romanen immer viele Fakten).
Dabei bin ich im Web auf eine Dissertation aus den 90er Jahren eines Absolventen der University of Coloado (nagelt mich aber nicht fest das es tatsächlich die Colorado University war) gestossen. Die Dissertation war jedoch so umfangreich und die wissenschaftliche Sprache hat meine Englisch-Kenntnisse überfordert, dass ich irgendwann die Lektüre aufgegeben habe.
Im der Zusammenfassung stand jedenfalls, dass die untersuchten Spuren auf diese Richtung hindeuten, aber eindeutige Beweise gibt es dafür wohl nicht.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 11.11.2006, 14:23 Uhr
Samstag, 16. September 2006

Der Wind hat unser Zelt über Nacht getrocknet, trotzdem blicken wir etwas skeptisch gen Himmel, da zwischen dem überwiegenden Blau noch ein paar Dunkle Wolken hängen. Während Frank nach dem Frühstück unter der Dusche verschwindet, beginne ich schon mal mit dem Zeltabbau. Ich schaffe es, dass Zelt trocken im Kofferraum zu verstauen, als die ersten Regentropfen fallen, sich schnell in einen richtigen Platzregen verwandeln und ich ins Auto flüchte. Nach 5 min. ist der Schauer vorüber und auch die mittlerweile tropfnassen Gewebeplanen im Fahrzeug verstaut. Nachdem auch ich eine Dusche genommen habe, sind wir aufbruchsfertig.

Wir fahren zunächst auf der US 160 zurück in Richtung Durango und biegen auf den Parkplatz des Walmart Supercentre ein. Etwa eine Stunde später treten wir mit einem gut gefüllten Einkaufswagen durch die Automatiktüren des Supermarktes. Nachdem alles verstaut ist, sind wir endlich reisefertig und wir fahren Richtung Stadtzentrum von Durango. Zunächst empfängt uns die typische amerikanische Ausfallstrasseninfrastruktur aus Motels, Tankstellen, Fast Food-Läden. In Durango selbst erwarten uns phantastisch restaurierte viktorianische Fassaden. Besonders das Bahnhofsviertel ist ein Schmuckstück und hier wären wir gerne etwas umhergeschlendert.

Wir aber wollen weiter über die US 550 Richtung Montrose. Besser bekannt unter der Bezeichnung Million Dollar Highway, soll die Strasse durch die San Juan Mountains eine der schönsten Aussichtsstrassen in Colorado sein. Davon wollen wir uns selbst überzeugen. Zunächst geizt der Highway noch etwas mit seinen Reizen und die Landschaft erinnert eher an eine europäische Mittelgebirgslandschaft mit sanften, bewaldeten Hügeln. Doch schon bald erblicken wir die ersten schneebedeckten Gipfel.

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Die typische Gebirgs-Landschaft aus Wäldern, Flussläufen, kleinen Seen – dazu das Panorama der schneebedeckten San Juan Mountains.

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Hier gefällt es uns. Je höher wir uns auf dem Highway in die Berge schrauben, desto spektakulärer wird die Aussicht. Wir sind längst im Indian Summer angekommen, der uns in den höheren Lagen bereits mit einem Farbenrausch in gelb und rot betört.

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Wir können uns kaum satt sehen, an dem Kontrast aus leuchtenden Espen, grünen Nadelwäldern und den darüber thronenden weiss leuchtenden Gipfel. Die Natur empfängt uns in ihrem Festtagskleid und wir nehmen es dankbar zur Kenntnis, stoppen immer wieder, wenn eine Haltebucht dazu einlädt oder an einer übersichtlichen Stelle für ein Foto.

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Vor uns zieht ein restaurierter Pick Up einen Silver Wing-Trailer und wir geniessen die kurvenreiche Fahrt, bis uns ein abrupt abbremsendes Fahrzeug aus unseren Träumen reisst.

Der VW Käfer hat plötzlich gestoppt und wir erkennen schon bald den Grund dafür. Die Aussicht ist einfach grandios und auch wir verlassen kurz unser Fahrzeug. Heute sind scheinbar nur Touristen unterwegs und schon bald halten mind. 5 Fahrzeuge am Rand des Highways und bestaunen die majestätischen, schneebedeckten Gipfel die sich über der grünen Hügellandschaft der Nadelwaldzone erheben.

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Einzelne Laubbäume sorgen für farbenfrohe Tupfer. Auf der anderen Seite des Highways flankieren schroffe Gipfel unseren Haltepunkt. Die Weitläufigkeit und Wildheit dieses Highway-Abschnitts lassen sich nicht zufrieden stellend fotographieren, die Szenerie schreit förmlich nach einem Weitwinkelobjektiv, das wir nicht haben. Als Kompromiss schwenken wir mit dem Camcorder und steigen wieder in den Trailblazer. Fast gleichzeitig setzt sich die Kolonne wieder in Bewegung und so zuckeln wir bis zum nächsten zweispurigen Ausbau wieder hinter dem Silver Wing her und geniessen die Landschaft.

Wähnten wir uns schon auf dem Höhepunkt der Schönheit, beweist uns Mutter Natur wieder, dass sie sich immer noch steigern kann. Um jede Kurve lauert ein neues landschaftliches Highlight und wir sind inzwischen restlos begeistert.

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An der Molas Passhöhe (3322 m/ 10899 ft) stoppen wir wieder, erklimmen einen Hügel und blicken auf einen malerischen See, eingebettet in eine weite, hügelige Landschaft, begrenzt von der schneebedeckten Gebirgskette der San Juan Mountains.

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Pfade durchziehen die Landschaft und eine ¼ Meile nördlich des Molas Passes liegt der Zugang zum Colorado Trail. Dieser 470 Meilen lange Weitwanderweg verbindet Durango und Denver und quert dabei die spektakulären Hochgebirgspanoramen der San Juan Mountains. Hier würden wir gerne unsere Wanderschuhe schnüren, den Rucksack schultern und eintauchen in diesen faszinierenden Teil des amerikanischen Westens. Doch leider drängt die Zeit, wir müssen weiter.

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Hier auf der Höhe ist es beissend kalt und der Wind pfeift ordentlich durch die Kleider, wir steigen wieder ins warme Auto und setzen unsere Fahrt bei bestem Wetter und strahlend blauem Himmel fort. Wir nähern uns Silverton und der Reiz der Umgebung nimmt weiter zu. Langsam gehen mir die Superlative aus, alles andere als „Atemberaubend“ würde diesem Flecken nicht gerecht. Die alte Minenstadt Silverton selbst ist nach dem Niedergang mittlerweile eine florierende Touristenstadt, nicht zuletzt dank der historischen Eisenbahn die auf abenteuerlicher Streckenführung Silverton mit Durango verbindet.

Von einer Anhöhe erhaschen wir die ersten Blicke auf Silverton.

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Doch noch anziehender als das Städtchen ist die Landschaft aus vielfarbigen Steilhängen, gelb leuchtenden Espenhainen vor der Kulisse der schneebedeckten Berge.

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Silverton wurde in den 1870er Jahren zu einer Boomtown, als im Animas Valley die Minen wie Pilze aus dem Boden sprossen. Nach Eröffnung der Durango & Silverton Narrow Gauge Rail Road im Jahre 1882 erlebte Silverton seine Blütezeit und wurde zu einem Zentrum des Bergbaus - mit den damals üblichen rauen Sitten und berüchtigten wilden Umgangsformen. Nachdem die Silbervorkommen nahezu ausgebeutet waren, lösten Kupfer- und Zinkminen die Silberminen ab, die in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts pö a pö geschlossen wurden. Nachdem die letzte Mine ihren Betrieb einstellte, verkam Silverton zunächst, immer mehr Bewohner verliessen die Stadt. Der niedergehenden Ortschaft wurde durch die Inbetriebnahme der historischen Eisenbahn für Touristenfahrten neues Leben eingehaucht. Heute zieht Silverton, 45 Meilen nördlich von Durango gelegen, Besucher aus aller Welt an die durch die liebevoll restaurierten Fassaden bummeln. Die einstigen Saloons, Spielhöllen und Spelunken beherbergen heute schmucke Restaurants, Cafes und Galerien. Mit Verlassen der letzten Eisenbahn fällt Silverton am Ende des Tages wieder in einen gemächlichen Rhythmus, da nur wenige Gäste über Nacht bleiben.

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Als wir das Ortsschild von Silverton passieren, steht die altehrwürdige Antriebslok der Bahn bereits ordentlich unter Dampf und wir halten an um das Spektakel mitzuerleben. Rauchschwaden ziehen über den Ort und das durchdringende Pfeifen versetzt uns zurück in längst vergangene Zeiten. Das fauchende Stahlross setzt sich schliesslich in Bewegung und wir verfolgen gespannt die Ausfahrt des Trosses mit den gelben Ausflugwaggons aus dem Bahnhof. Bis zu seinem Endhalt in Durango schlängelt sich die Bahn auf einer Strecke von 145 km entlang des Animas Rivers über spektakuläre Brückenkonstruktionen und Tunnel durch den San Juan National Forest.

Wir wenden uns schliesslich ab und setzen unseren Trailblazer auf Kurs Richtung Silverton Zentrum.

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Entlang der Hauptstrasse reihen sich die malerischen Holz- und Steinbauten auf und wir wissen gar nicht, wohin wir schauen sollen.

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Kirchen, ehemalige Saloons, Hotels locken die Besucher von heute. Unser Blick fällt wieder zurück in die Vergangenheit und wir meinen  rhythmische Klavier-Klänge zu hören, die eine der klassisch-fröhlichen Saloonmelodien dudeln. Wir kurbeln die Fenster nach unten und haben uns nicht getäuscht, aus einer Taverne vernehmen wir jetzt deutlich die Musikklänge aus längst vergangenen Zeiten. Wir erwarten fast schon, dass gleich die Schwingtüren aufschlagen und staubige Revolverhelden die Strasse betreten. Aber jetzt geht unsere Phantasie mit uns durch. Zeit Silverton zu verlassen und unsere Fahrt auf dem Teilabschnitt des San Juan Skyways Richtung Ouray fortzusetzen.

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Wir nehmen wieder Fahrt auf  und stoppen bereits kurze Zeit später auf einer Anhöhe erneut. Hier am Red Mountain Pass blicken wir auf die erstaunlich gut erhaltenen hölzernen Förderanlagen einer stillgelegten Mine. Kahlschlag hat die rötlichen Hänge freigelegt und die grünen Nadelwälder bilden zusammen mit den weissen Schneehäubchen der Bergkämme einen pittoresken Anblick, den ein Landschaftsmaler nicht farbenfroher hinbekommen hätte.


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Staunend stehen wir einfach nur da und nutzen schliesslich die Gelegenheit und nehmen an einer Tischgruppe mit Blick auf die grandiose Umgebung ein spätes Mittagessen ein.  

Weiter geht es durch die phantastische Natur die hier im südlichen Colorado, entlang der US 550  ihren besonderen Liebreiz ausspielt. Die Strasse erhielt ihren Beinamen „Million Dollar Highway“ aufgrund des hohen Goldgehaltes im einstigen Schotterbelag. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, da der Highway durchgängig asphaltiert ist.

Richtung Ouray steigern sich die Ausblicke von Kurve und Kurve, wie berauscht fahren wir über diese absolute Traumstrasse - die Rocky Mountains müssen sich gewaltig anstrecken, wollen sie es mit den San Juan Mountains aufnehmen.

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Ouray selbst liegt in einem engen Tal, eingerahmt von beeindruckenden, mehr als 4000 m hohen Gipfeln. Die Strassen säumen farbenprächtige Bauten aus der viktorianischen Zeit. Eine Steigerung ist jetzt kaum noch möglich. Wenn wir uns rückblickend unseren Lieblingsort entlang des Million Dollar-Highways aussuchen, ist es Ouray. Ein wunderschönes Westernstädtchen, dass ein absolut authentisches Flair verströmt. Auf dem KOA Campground würden wir sogar eine erschwingliche Bleibe finden... .Wir setzen in Gedanken einen weiteren Highlight-Marker auf unsere USA-Karte mit Punkten, wo wir unbedingt nochmal hin wollen. Da eine spätere Rückkehr sehr wahrscheinlich ist, verzichten wir auch auf die Besichtigung der Box Canyon Falls, die wir uns lieber zukünftig während einer mehrstündigen Wanderung in der reizvollen Umgebung anschauen wollen.
Wehmütig verlassen wir Ouray in Richtung Montrose.

Sehr bald verlassen wir die alpinen Höhen und fahren durch eine sich wandelnde Landschaft. Man spürt deutlich, wohin der Weg führt, das schwärzliche Gestein der noch immer hoch aufragenden Felswände kündigt den nächst gelegenen National Park an: Black Canyon of the Gunnison.
Zuvor kommen wir an weitläufigen Farmgebieten vorbei, entdecken sogar eine Koppel mit  eindrucksvollen Long Horn-Rindern. Cowboy-Feeling pur.

Das Städtchen Montrose empfängt uns mit einer hektischen Betriebsamkeit und dichtem Verkehr, es stellt einen Knotenpunkt zwischen den Parks im Südosten Utahs und den Rocky Mountains dar. Wir fädeln uns auf den Highway 50 ein und fahren durch das Uncompahgre Valley Richtung Gunnison, nehmen die Abfahrt zur State Road 347 und nehmen Kurs auf einen der tiefsten und schmalsten Canyons der Welt. Es ist bereits später Nachmittag, als wir die Zufahrt zum National Park passieren und auf der South Rim Scenic Road die ersten Aussichtspunkte ansteuern.

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Wir stoppen am Tomichi Point und erhaschen den ersten Blick auf die im gleissenden Sonnenlicht liegenden schwarzen Felswände.

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Am tiefsten Punkt ist der Einschnitt des Gunnison Rivers bis zu 700 m tief, an der schmalsten Engstelle nur etwa 10 m weit, sodass nur sehr wenig Sonnenlicht bis auf den Grund der Schlucht fällt.

Wir steigen wieder ins Auto und stoppen erst wieder am bekanntesten View Point des Parks: Painted Wall View.

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Es mag an dem Überangebot an atemberaubenden Panoramen dieses Tages liegen oder auch daran, dass wir in Südfrankreich bereits zahlreiche Canyons bereist und erwandert haben, dass uns der Black Canyon heute nicht so begeistern kann,  wie wir es eigentlich erwartet haben. Die beste Fotozeit ist auch vorbei, an der Painted Wall haben wir mit störendem Gegenlicht zu kämpfen.

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Trotzdem schiessen wir ein paar Fotos und bewundern die in den Granit eingebetteten Quarzadern. Dieser Kontrast aus hellem und dunklem Gestein an der 800 m hohen Steilwand ist spektakulär.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/BLC/03410008.JPG)
An den folgenden View Points (Cedar und Dragon Point) laufen wir die verschiedenen Kurztrails bis zur Abbruchkante des Canyons. Ein eisiger Wind pfeift durch die Kleider und trotz Softshell-Jacke frösteln wir. Am Cedar Point erwischen uns stürmische Windboen und reissen uns fast die Kamera aus den Händen. Beim Filmen und Fotographieren müssen wir immer wieder absetzen und die heftigsten Böen abwarten.

Nach einem Halt am Sunset View fahren wir bis zum High Point auf 2523 m auf. Hier ist es noch kälter und windiger. Da es bereits Abend ist, schenken wir uns den Trail zum Warner Point und fahren zurück zum Besucherzentrum. Unterwegs halten wir an den Aussichtspunkten, die wir bei der Auffahrt ausgespart haben. Mittlerweile verdunkeln tiefe Schatten den Canyon und verhindern ansehnliche Fotos. Als wir am Besucherzentrum ankommen, ist es längst geschlossen und wir begnügen uns mit einem Blick durch die weiten Fenster des imposanten Blockhausbau. Hinter dem Visitor Centre steigen wir den Trail ein Stück in den Canyon hinab, da es aber bereits dämmert, müssen wir den Abstieg abbrechen und erklimmen die Höhenmeter nach oben bis zu einer Aussichtskanzel.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/BLC/PICT0038.JPG)
Zurück im Auto überlegen wir kurz, ob die kurvige East Portal bis zum Fluss noch machbar ist, da wir aber nicht im Black Canyon campen wollen, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt Richtung Gunnison und verlassen den National Park über die State Road 347.

Wir biegen wieder auf den US 50 ein und fahren schon bald an den gewaltigen Stauseen der Curecanti National Recreation Area vorbei. Das in der Dämmerung tintenblaue Wasser bildet einen reizvollen Kontrast zur umliegenden Canyonlandschaft. Als wir dann noch die Dillon Pinnacles erhaschen, entscheiden wir uns, hier in der Recreation Area zu zelten. Leider hängt an den Zufahrten zu den Campgrounds ein Schild: Closed.

Der einzige Campground der nach dem 15. September noch offen ist, liegt direkt neben dem Highway und ist ein hässlicher, kahler Platz der nur von Motorhomes bevölkert wird. Hier wollen wir nicht zelten und beschliessen bis zum KOA in Gunnison durchzufahren und müssen uns sputen.

Die Registration schliesst um 20.00 Uhr und da es draussen inzwischen nicht nur windig sondern bitter kalt ist, möchten wir diesen perfekten Tag nicht zähneklappernd in unseren Sommerschlafsäcken beenden.
Kurz vor 8.00 PM fahren wir auf dem Gunnison KOA vor und mieten für diese Nacht eine Cabin. Die schnucklige Blockhütte hat Elektro-Heizung und wir machen es uns nach dem Duschen beim Abendessen mit einer Flasche kalifornischen Wein gemütlich.

Gefahrene Meilen: 215
Übernachtung: Cabin auf dem Gunnison KOA Campground  45,57 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 11.11.2006, 14:25 Uhr
Sonntag, 17. September 2006

Heute weckt uns weder die Sonne, noch Regen, Wind oder das Heulen der Kojoten. Wir werden wach, weil es so eisig kalt ist. Wir hatten das Fenster unserer Hütte einen Spalt geöffnet und die Elektroheizung vor dem Einschlafen abgestellt. Jetzt haben wir die Quittung dafür. Es ist 3.53 AM und wir schlottern beide in unseren Schlafsäcken. Frank erbarmt sich schliesslich, krabbelt aus seinem Ajungilak, schliesst das Fenster und stellt die Heizung zum Aufwärmen auf die höchste Stufe. Nach 15 min. ist es wieder mollig warm und nachdem Frank die Heizung auf viertel Leistung zurückgedreht hat, schliessen wir noch für ein paar Stunden die Augen.

Um 7.00 Uhr sind wir wieder hellwach und ich linse vorsichtig durch das vordere, kleine Fenster nach Draussen. Unser Trailblazer, der Rasen, die Dächer der umliegenden Cabins und der Waschräume sind mit einer dicken Raureifschicht überzogen. Für den Gang zur Toilette mumme ich mich dick ein und betrachte mir den Campground im Hellen. Die Cabins stehen direkt neben den Zeltplätzen, doch dort nahezu gähnende Leere, nur ein unerschrockener Camper im zugereiften Kuppelzelt wünscht mir einen schönen guten Morgen während er in Fleecejacke und Pudelmütze auf der weiss gefrorenen Sitzgruppe sein Frühstück zubereitet.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/PICT0045.JPG)
Ich bin dankbar, dass Frank das Wasserkochen auf der Veranda übernimmt (Kochen ist in den Cabins nicht erlaubt). Ich lege meine Multifunktionsuhr nach draussen und schon bald haben wir Gewissheit, es ist noch immer -3,5 Grad. Die Komfortbereich unseres leichten Sommerschlafsacks reicht bis 7 Grad.
Während Frank in Richtung Waschraum verschwindet, gehe ich über den Rasen zur Kitchenshelter um den Abwasch zu erledigen. Ich drehe den Hahn auf und verfluche bereits den Platzwart, der in der kaum besuchten Tentarea bereits das Wasser abgedreht hat. Erst dann sehe ich den dicken Eispropf, der den Hahn verstopft. Ich mache mich auf den Weg zum Sanitärgebäude und versuche das Spülbecken dort, das gleiche Spiel.

Der Platzwart hat das Malheur bereits entdeckt und ist kurze Zeit später mit einem Gasbrenner zur Stelle, um die Wasserleitung aufzutauen. Mittlerweile ist Frank vom Duschen zurück und er übernimmt das Spülen, während ich mit einer heissen  Dusche die Kälte vertreibe.
Bevor wir starten, kratzt Frank noch mit einer CD-Hülle die Scheiben frei und ich setze einen Eiskratzer auf unsere Einkaufsliste. Der Winter hat uns eingeholt und das bereits bevor wir die Rocky Mountains erreichen.

Für die Weiterfahrt zum Rocky Mountain National Park haben wir uns das Tal des Arkansas Rivers ausgesucht, der durch den Pike und San Isabel National Forest fliesst.
Doch zunächst steuern wir den Safeway Markt in Gunnison an. Die Eiskratzer sind heute ausverkauft und so beschränken wir uns auf ein paar Lebensmittel und Feuerholz – damit ist der Kofferraum jetzt bis zum Anschlag gefüllt.

Von Gunnison fahren wir auf der US 50 durch das liebliche Tal des Tomichi Rivers und nähern uns über den Monarch Pass (3448 m, 11312 ft) der Sawatch Range der Rocky Mountains. Noch ist von Schnee nichts zu merken und hinter der Autoscheibe scheint der Bergsommer noch gegenwärtig. Doch sobald man nur für kurze Zeit das Fahrzeug verlässt, spürt man bereits die eisigen Vorboten des Winters. Bei Poncha Springs biegen wir auf die 285 in Richtung Johnston Village ab und fahren durch dünn besiedeltes Land.

Etwa ab Nathrop verläuft der Highway auf Sichtweite am Arkansas River entlang. Zahlreiche Raftinganbieter zeugen von der Kraft des White Waters am Arkansas. Doch jetzt ist keine Wildwasser-Saison, die Schlauchboote sind bereits alle für den Winter eingeholt. Die einzigen Sportler sind Angler, die es sich an den Ufern gemütlich gemacht haben und eine Gruppe Mountainbiker. Die Vegetation ist überraschend karg: steiniges Weideland mit niedrigem Buschwerk dominiert. Nur unmittelbar entlang des Wasserlaufes üppiger Baumbestand. In Johnson Village verlassen wir die US 285 und setzen unsere Tour auf dem US 24 fort.

Flankiert von Arkansas River rechts und der Sawatch Range links, fahren wir inzwischen durch die Laub- und Nadelwälder des San Isabell National Forest Richtung Leadville. Die Espen strahlen in einem intensiven Gelb und lassen uns immer wieder innehalten um eine besonders schöne Aussicht zu geniessen.

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Am Clear Creek Reservoir stoppen wir für unsere Mittagsrast. Bevor wir uns den frittierten Hähnchenteilen widmen können, ziehen wir uns lange Unterwäsche, Schal, Mütze und Handschuhe an.

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Jetzt lässt sich die beissende Kälte aushalten und wir bummeln nach dem Essen ein wenig am Wasser entlang und sehen zwei Anglern beim Fischen zu.

Unmittelbar vor Leadville - auf der Karte eingezeichnet als grösster Ort zwischen Vail im Norden und Salida im Süden - holt uns wieder das Sozialgefälle der USA ein: Das erste was wir von Leadville erblicken, sind heruntergekommene Trailersiedlungen und zwar in schockierender Anzahl. Das hatten wir hier in der dünn besiedelten Region nicht erwartet. In Leadville selbst auch bröckelnde Fassaden, dazwischen Touristen, die auf den Gehsteigen zwischen Silver Dollar Saloon und anderen historischen Lokalitäten flanieren.

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Wir halten nur kurz für ein paar Fotos von den best erhaltenen (oder restaurierten) Gebäuden und verlassen diese trostlose, sterbende Minenstadt über die State Road 91.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RM/03410006.JPG)
Die 91 trägt den Beinamen Top of the Rockies Scenic Byway und verwöhnt uns mit Alpinpanoramen vom Feinsten. Die Strasse windet sich in Höhen jenseits der 2700 m durch den Pike National Forest. Wir passieren Kokomo, einst eine florierende Minenstadt die 1881 von einem Feuer zerstört wurde. An die ehemals 12 Hotels, 5 General Stores, 20 Saloons, 4 Tanzsäle, Kirchen und andere Geschäfte erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an einem Haltepunkt über dem durch Climax-Abbau zerstörten Tal. Das Tal trägt den bezeichneten Namen Valley of Ghosts.

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Die Rekultivierung des Tales ist durch die Rückstände des Bergbaues schwierig. Über den Fremont Pass (3450 m, 11318 ft) erreichen wir Copper Mountain, das Skizentrum der Region. Die zahlreichen mehrgeschossigen Hotelanlagen sind noch verwaist und warten auf den Ansturm der Wintersportler. Wir halten nur kurz um zu tanken und biegen auf die Interstate 70 ein.

Der Himmel hat sich immer mehr zugezogen. Sind wir heute morgen noch bei nahezu wolkenlosem Himmel gestartet, drohen jetzt dunkle Wolken mit Niederschlägen. Wir sind kaum 5 Meilen auf der Interstate 70 gefahren, als die ersten Schneeflocken gegen unsere Windschutzscheibe klatschen. Durch dichtes Schneetreiben arbeiten wir uns langsam auf der stark befahrenen Schnellstrasse in Richtung Denver. Wir passieren die liebevoll instandgesetzten viktorianischen Städtchen Frisco und Dillon, für eine Besichtigung haben wir keine Zeit, da wir heute noch unbedingt bis zum westlichen Tor des Rocky Mountain National Park kommen wollen.

Bevor sich eine geschlossene Schneedecke bildet, lassen die Schneeschauer wieder nach, das erste Blau lugt bereits wieder vorsichtig zwischen den grauen Wolken hervor. Bis zu unserem Exit kommen wir an weiteren Minenstädtchen vorbei, darunter der Argo Mill Historic Mining Site. Bergbauinteressierte kommen hier im südwestlichen Colorado voll auf ihre Kosten. Bei Argo Town verlassen wir die Schnellstrasse und fahren kurzzeitig auf der US 6. Den Mount Evans Scenic Byway ab Idaho Springs tun wir uns nicht an. Die höchste Strasse der USA hat stets mit dichtem Besucherverkehr zu kämpfen, nach den heutigen Schneeschauern ist sie womöglich sogar gesperrt.

Stattdessen nehmen wir die State Road 119 in Richtung Boulder, die sich kurvig Black Hawk entgegen windet. Black Hawk, vor Jahren noch eine heruntergekommene Minenstadt, hat das Glücksspiel neues Leben eingehaucht. Heute reiht sich Casino an Casino, trotzdem hat die Stadt Charme, da die grosszügigen Bauten allesamt im Old Western Style errichtet sind. Man sieht imposante Forts mit wehrhaften Einfriedungen, Saloons, Planwagen, Indianerzelte u.v.m. Gerne wären wir ein wenig zwischen den Western-Kulissen umhergeschlendert, aber wir müssen weiter, die schmalen State Roads bis Estes Park werden noch Zeit kosten.

Ab Black Hawk trägt die SR 119 den Beinamen Peak to Peak Byway – und genau so fahren wir jetzt: von Passhöhe zu Passhöhe, durch die tiefgrüne Fichten, Kiefern- und Tannenwälder des Roosevelt National Forest, dazwischen immer wieder Espen  in den schillernden Farben des Indian Summers. Die dunklen Wolken haben sich verzogen, die Sonne bricht durch die weissen Stämme und taucht die Umgebung in ein Meer aus satten Grün-, Rot- und Gelbtönen, darüber spannt sich der blaue Himmel, in den die schneebedeckten Kuppen der Rocky Mountains eintauchen. Auf der SR 72 queren wir das Peaceful Valley und erreichen schliesslich die SR 7 und die Einfalltore des Rocky Mountain National Park.

In Allenspark und Meeker Park residieren die Besucher der Wild Basin Area des Rocky Mountain National Park. Heute ist die Zufahrt zum Wild Basin Trailhead gesperrt. Wahrscheinlich ist der Zugang zur von über 4000 m hohen, vergletscherten Gipfeln umrahmten Wildnis bereits für den Winter geschlossen. Der Longs Peak Trailhead ist noch geöffnet, an den Trailheads entlang des Tahosa Valleys parken Autos, immer wieder treffen wir auf Fotographen, die ihre Stative augebaut haben, um den Farbenrausch des Indian Summers festzuhalten. Vorbei an Lily Lake nähern wir uns Estes Park und laufen zuerst das Besucherzentrum an, um uns über die Unterkünfte zu informieren. Jetzt zur Zeit des Indian Summers sind die Room-Rates wieder angezogen und selbst einfache Motels verlangen Preise ab 69 Dollar/Nacht. Wir haben noch die Wahl zwischen Zelten und Cabins. Die meisten Cabins in der Umgebung von Estes Park sind luxuriöse Blockhütten mit eigenem Bad, Kochnische und Kamin - ab 120 Dollar/Nacht zu mieten.

Da weiterhin mit frostigen Temperaturen zu rechnen ist, beschliessen wir, unser Glück auf dem KOA Campground zu versuchen. Wir haben Glück und können die einfache Blockhütte für 45 Dollar mieten. Wir schaffen unsere Sachen in die Hütte und fahren direkt wieder los, um uns einen ersten Eindruck vom Rocky Mountain National Park zu verschaffen. Nachdem wir uns im Zentrum von Estes Park gründliche verfahren haben und die Business Route der US 34 entlang der Motel- und Gastronomie-Betriebe erwischen, entdecken wir die ersten Wapiti Hirsche, die sich von den Häusern in der Umgebung nicht stören lassen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RM/PICT0061.JPG)
Ein Wapiti mit besonders eindrucksvollem Geweih überspringt schliesslich einen der Zäune und nähert sich bis auf 20 m. Nachdem wir einige Minuten gefilmt haben und uns anschliessend durch den dichten Verkehr gefädelt haben, erreichen wir den Fall River Eingang des National Parks. An der Entrance Station dann die erste Enttäuschung, Old Fall River Road und Trail Ridge Road sind wegen Schnee gesperrt, wann die Strassen wieder offen sein werden, konnte uns der Angestellte leider nicht sagen. Wir trauern nicht lange, da wir das nächste Rudel Wapiti-Hirsche auf einer Lichtung entdecken.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0065.JPG)
Wir stoppen wieder und sehen dem Rudel beim Äsen zu. Der mächtige Bulle beobachtet aufmerksam seine Umgebung. Immer wieder hebt er den Kopf mit dem riesigen Geweih und stösst seinen Brunftschrei aus. Erwartet hatte ich einen gewaltigen, dröhnenden, tiefen Laut, stattdessen gleicht der Brunftschrei mehr einem hochtonigem Pfeifen. Macht nichts, wir bekommen trotzdem einiges Geboten, da die Hirschbullen in der Umgebung die Schreie beantworten und wir lauschen gebannt dem vielstimmigen Chor. Langsam wird es Dunkel und wir fahren weiter. Bei den Sheep Lakes treffen wir auf eine riesige Anzahl Wapitis. Es müssen um die 50 Tiere sein, die hier in den weiten Ebenen an den schlammigen Sheep Lakes die Lichtungen bevölkern.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0130.JPG)
Hier sind mehrere Platzhirsche präsent und wir verfolgen gespannt das Geschehen. Wir erwarten, dass schon bald die mächtigen Geweihe aneinander krachen, doch ohne Kampf räumt einer der gewaltigen Hirsche das Feld und hält sich fortan auf Distanz zu seinem Gegner. Von der anderen Seite nähert sich wieder ein Bulle, doch auch dieser Widersacher legt kurze Zeit später den Rückwärtsgang ein. Mit uns verfolgen noch etwa 30 weitere Besucher das Spektakel, der Parkplatz ist dicht belegt. Die Tiere stehen so dicht bei uns, dass wir weder Fernglas noch Teleobjektiv brauchen. Leider ist es bereits so dunkel, dass uns kein anständiges Foto gelingen will. Wir fahren weiter zum West Horseshoe Park und treffen auch hier wieder auf andere Besucher und auf weitere Wapitis. Elk Viewing ist eine der Lieblingsbeschäftigungen im Park und wir verstehen warum: Es ist einfach schön, die grossen Hirsche zu beobachten. Wir fahren mit offenem Fenster weiter, um weiter die brünftigen Elks hören zu können.

Erst als es zu dunkel ist, um noch etwas zu sehen, verlassen wir den Rocky Mountain National Park durch den Beaver Meadow Entrance. Über die US 36 erreichen wir  Estes Park und fahren nach einem Stopp am Safeway Markt auf den KOA Campground. Es ist so kalt, dass wir unseren Atem sehen können, doch die Elektroheizung unserer Cabin sorgt schnell für angenehme Temperaturen. Frank erklärt sich bereit, das Kochen zu übernehmen und schon bald bruzzelt unser Fleisch draussen auf dem Grill. Als das Wasser für die Mashed Potatoes auf dem Kocher dampft, rühre ich den Salat an und wir geniessen kurze Zeit später ein leckeres Abendessen. Eingemummt in lange Unterwäsche, Fleece, Mütze, Handschuhe und Trekkingjacke sitzen wir anschliessend noch kurz auf der Veranda und lauschen den Brunftlauten der Wapitis.  

Gefahrene Meilen: 287
Übernachtung: Cabin auf dem Estes Park KOA Campground 45,24 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Sedona am 13.11.2006, 13:00 Uhr
Muss beeindruckend sein, die Wapitis im Herbst zu erleben.
Wäre gerne dabei gewesen!  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 13.11.2006, 22:39 Uhr
Die Begegnungen mit den mächtigen Wapiti-Hirschen war ein ganz besonderes Erlebnis.
Wapitis in solcher Zahl und in so kurzer Distanz hatten wir gar nicht erwartet.
Nach 2 Tagen im Park war Elk-Viewing immer noch nicht langweilig.
Ich hätte die Tiere stundenlang beobachten können.

Aber nach den vielen Fahretappen ist es höchste Zeit für eine Wanderung:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 13.11.2006, 22:40 Uhr
Montag, 18. September 2006

Da wir uns keinen Wecker gestellt hatten, werden wir erst gegen 8.00 Uhr wach und nach Frühstück und Morgentoilette packen wir unsere Rucksäcke, verlängern die Cabin um eine Nacht und fahren über die US 36 Richtung Beaver Meadows Visitor Centre. Der Parkplatz des Visitor Centres ist gut besucht, wir finden einen Parkplatz neben einem knallroten Hummer, der uns ein Foto wert ist.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/PICT0067.JPG)
Im Visitor Centre schauen wir uns die Ausstellung und den Book Store an und reihen uns ein in die „Rangerline“. Als wir an der Reihe sind, fragen wir nach dem Zustand des Mills Lake Trails und erhalten die Auskunft, dass ausser einigen Schneeresten mit keinen Beeinträchtigungen zu rechnen ist. Mit der Trail Ridge Road sieht es anders aus. Es sind etwa 40 cm Schnee zu räumen und die Arbeiten dauern noch an. Der Ranger will sich nicht festlegen, ob die Strasse Morgen wieder offen ist, Übermorgen aber höchst wahrscheinlich. Wir sollten heute Abend noch mal den Strassenbericht abholen. Er drückt uns noch ein Faltblatt mit den Bear Lake Corridor Trails in die Hand und wünscht uns viel Spass beim Hiken. Den werden wir hoffentlich haben. Eine Meile nach dem Visitor Centre zweigt die Bear Lake Road ab und wir biegen in die 9 Meilen lange Stichstrasse ein.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0068.JPG)
Wir kommen nicht bis zum populären Bergsee, schon bald stoppt uns eine atemberaubende Szenerie: schneebedeckten Hänge einer 4000er Bergkette bilden einen liebreizenden Kontrast über dem tiefen Grün der Nadelwälder, dazwischen gelbe und orange-rote Farbtupfer – die Laubbäume.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0069.JPG)
Davor erstrecken sich weitläufige Wiesen und wir folgen schon bald einem Trail durch die Wiesenlandschaft. Als die Nadelbäume die Wiesenlandschaft ablösen und der Trail durch dichten Nadelwald führt, kehren wir zum Auto zurück.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0073.JPG)
Als wir den Bierstadt Lake Trailhead passieren, weißt ein Schild auf belegte Parkplätze am Glacier Gorge Trailhead hin. Wir beschliessen, trotzdem weiter zu fahren und schrauben uns schon bald die Serpentinen entlang des Glacier Creek hinauf. Die Aussicht ist überwältigend und der Parkplatz Glacier Gorge tatsächlich belegt. Eine Parkangestellte sorgt dafür, dass nicht wild geparkt wird und schickt uns weiter hinauf zum Bear Lake Trailhead. Das bedeutet eine halbe Meile längeren Fussweg, da wir zunächst dem Wander-Reitweg zum Glacier Gorge hinabsteigen müssen. Am Bear Lake ergattern wir einen der letzen Parkplätze und hoffen, dass nicht alle Besucher auf die Idee kommen, zum Mills Lake aufzusteigen. Da die Trail Ridge Road und die Old Fall  River Road gesperrt sind, konzentriert sich heute beinahe der gesamte Besucherandrang auf die Bear Lake Road.

Wir packen unseren Rucksack und ziehen die Schnürsenkel unserer Bergstiefel fest. Zum Schluss noch das Trail-Faltblatt in die Kartentasche, doch wo ist es? Wir stellen das halbe Auto auf den Kopf, aber die Hiking-Information bleibt verschollen. Wir haben zwar noch eine Wegbeschreibung aus dem Internet ausgedruckt, aber auf dem Blatt sind alle Seen und die Wanderwege mit Entfernungsangaben eingezeichnet und wir möchten nur ungern ohne los ziehen. Bevor wir wieder zurück zum Visitor Centre abfahren, sehen wir uns um, neben der Bushaltestelle ist ein Rangerkiosk und dort erhalten wir ein neues Informationsblatt, es kann also losgehen.

Wir laufen zunächst Richtung Bear Lake und sind froh, als wir kurze Zeit später in den weniger stark begangenen Weg Richtung Alberta Falls einbiegen können. Die 0,3 Meilen Richtung Bear Lake werden von ganzen Schwadronen bevölkert. Wir laufen an dem Abzweig zum Glacier Gorge vorbei, jetzt sind wir wieder auf dem Normalweg. Es kommen uns einige Wanderer entgegen und wir grüssen freundlich. Der Trail führt am Glacier Creek entlang und schon bald verändert sich die Lautstärke des Wasserlaufs. Es kann nicht mehr weit sein bis zu den Wasserfällen. In Kehren folgen wir dem Trail und sehen schon bald die Alberta Falls links neben uns. Wir steigen den Weg noch weiter nach oben und klettern ein paar Meter über die Felsen um zur Fallkante zu gelangen. Es stürzt nicht gerade viel Wasser nach unten, eine Folge des trockenen Sommers in den Rocky Mountains. Trotzdem erwischt ein wenig Gischt unsere Kamera und wir trocknen vorsichtig das Objektiv. Die Sonne steht ungünstig, die Fotos sind schlecht und wir wollen es beim Abstieg nochmals versuchen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/03410003.JPG)
Hier oben ist es bereits ziemlich kühl und wir holen Handschuhe und Mütze aus dem Rucksack. Wir haben etwa 1/3 der Wegstrecke zurückgelegt, ab den Alberta Falls wird der Trail deutlich schmaler, aber auch steiler und steiniger - wir freuen uns, dass wir endlich einen typischen Rocky Mountains Trail unter die Stiefel nehmen können. Der Weg führt abwechselnd durch lichten Kieferwald und an farbenfrohen Espenhainen vorbei, quert Felsbänder und kleine Wasserläufe, die man meistens mit einem grossen Schritt trocken überqueren kann.

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An einem breiteren Flusslauf hilft eine Holzbrücke. In den schattigen Waldstücken treffen wir auf den ersten Schnee, der etwa knöchelhoch auf dem Weg liegt. Doch für unsere gut profilierten Vibramsohlen ist der rutschige Untergrund kein Problem. Als uns eine ganze Schulklasse in luftiger Kleidung entgegenkommt witzelt Frank ob es da oben eine bewirtschaftete Hütte geben würde. Gibt es definitiv nicht und wir wundern uns, dass die zum Teil nur mit dünnen Sweatshirts bekleideten Jugendlichen nicht frieren. An einem Felsplateau rasten wir kurz und stopfen die Fleecejacke in den Rucksack.

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Mit Fleece- und Funktionsjacke wird es beim Aufstieg zu warm.

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Wir verweilen noch ein wenig, geniessen die Aussicht und schauen einem Chipmunk zu, dass ganz aufgeregt zwischen Felsen und Baumstümpfen herumspringt. Nachdem wir noch ein wenig fotographiert und gefilmt haben, stapfen wir weiter.

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Die Höhe merken wir inzwischen nicht nur an der Kälte, der Aufstieg in Höhen jenseits der 2500 m fordert etwas Kondition. Die haben wir normalerweise und ich bin glücklich, dass ich meine Erkältung überwunden habe und die Wanderung geniessen kann. An der Abzweigung Lake Haiyaha – The Loch – Mills Lake folgen wir der linken Spur, es sind laut Wegweisser noch 0,6 Meilen. Nachdem wir weitere Felsbänder gequert haben erhaschen wir den ersten Blick auf unser Ziel – den idyllischen Mills Lake.

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Er liegt eingebettet von schroffen, schneebedeckten Berggipfeln inmitten tiefgrüner Nadelbäume. Riesige Felsbrocken säumen den Uferbereich und zeugen von der schieren Kraft der Elemente. Wir laufen jetzt am Ufer des Sees entlang und suchen ein schönes Fleckchen für unser Lunch. Ausser uns sind nur ganz wenige Besucher hier oben, so bleibt genügend Platz für Jeden.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/03410002.JPG)
Unsere Wahl fällt auf eine Felszunge, die weit in den See hineinreicht und mir machen es uns hier in der Sonne auf einem grossen Stein gemütlich. Mit unseren Faltkissen aus PE-Schaum lässt es sich hier aushalten. Damit wir nicht zu sehr auskühlen, ziehen wir wieder eine Fleeceschicht unter die Trekkingjacken und geniessen in dieser Bilderbuch-Berglandschaft unsere mitgebrachten Sandwiches. Da wir noch immer Hunger haben, isst jeder einen Cliff Bar und wir verharren eine ganze Weile schweigend und bewundern die Ausformkraft der Natur die hier eine malerische Gebirgsseenlandschaft geschaffen hat.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0100.jpg)
Als weitere Wanderer nachkommen, räumen wir „unsere“ Felszunge und erkunden den Uferabschnitt des Mills Lake. Jetzt geht es weiter über einen s.g. Boardwalk - ein schmaler Holzsteg zur Schonung der Vegetation. Am Ende des Mills Lake angekommen, laufen wir das kurze Stück bis zum Jewel Lake weiter. Das kleine Anhängsel des Mills Lake liegt gänzlich in gleissendem Sonnenlicht und lässt sich nicht fotographieren, da von der anderen Seite Bäume die Sicht versperren. Macht nichts, so behalten wir die Erinnerung in unserem Herzen und beschränken uns auf einen Schwenk mit dem Camcorder bevor wir den Abstieg in Angriff nehmen. Wir lösen die Wanderstöcke vom Rucksack und steigen hinab.

Auf dem Rückweg erhaschen wir wieder völlig andere Perspektiven und so zieht sich der Abstieg, da wir zwischendurch immer wieder für ein Foto oder einen Videoschwenk innehalten. An der Weggabelung überlegen wir kurz, ob wir nicht den 3 Meilen längeren Loop über Lake Haiyaja, Dream Lake und Nymph Lake laufen sollen, aber Frank meint, dass ihm die 6,5 Meilen für heute reichen würden (mir eigentlich auch), zumal wir uns ja noch den Bear Lake und Sprague Lake anschauen und noch ein wenig Sightseeing im Park machen wollten. Da es bereits früher Nachmittag ist, eine vernünftige Entscheidung. Der Abstieg erfordert durch den rutschigen Untergrund, der von dem in der Sonne schmelzenden Schnee herrührt, Aufmerksamkeit und unsere Blicke schweifen immer wieder zwischen den Landschaftspanoramen auf unsere Füsse um die Trailbeschaffenheit zu prüfen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0102.JPG)
An den Alberta Falls stoppen wir für ein Foto, sind aber mit den Resultaten noch immer nicht zufrieden. Am Abzweig zur Glacier Gorge entscheiden wir uns für die faule Variante und sitzen kurze Zeit später im Shuttle Bus Richtung Bear Lake. Der breite, gut ausgebaute Weg zwischen Bear Lake und Glacier Gorge Trailhead war nicht so interessant, dass wir ihn unbedingt nochmal gehen müssen. Am Parkplatz schaffen wir die Rucksäcke ins Auto und tauschen die Mützen gegen unsere Baseballcaps.

Die flachen Schuhe haben wir in der Cabin gelassen und so laufen wir mit unseren Bergstiefeln in Richtung Bear Lake.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0104.JPG)
Damit sind wir reichlich overdressed: der Trail um den See ist ein breiter, ebener Schotterpfad, der von den vielen Besuchern stark frequentiert ist. Nach der Einsamkeit am Mills Lake holt uns der Besucherandrang hier aus unseren Wildnisphantasien. Wir bleiben nicht lange, nach Umrundung des Sees sitzen wir bald wieder im Auto und fahren die Bear Lake Road hinab.

Als nächstes steuern wir den Sprague Lake an, von dem uns heute schon mehrere Besucher erzählt haben und auf den so viel Lob gefallen ist.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0107.JPG)
Doch auch dieser See überwältigt uns heute nicht mehr, am interessantesten finden wir noch die Forellen in einem abgetrennten Basin.

Wir beschliessen, die Trail Ridge Road bis zur Sperrung zu fahren, biegen aber zuerst noch nach Moraine Park ab, um uns diesen mit Wasserläufen durchzogenen Parkabschnitt anzuschauen. Von hier starten die Wanderungen zum Cup Lake, Fern Lake und Odessa Lake, die wir uns für einen anderen Urlaub aufsparen müssen. ...
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 14.11.2006, 00:46 Uhr
schoene Photos und toller Reisebericht :applaus:  :applaus:

Gruss

Palo
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 14.11.2006, 09:01 Uhr
Wenn ich die Bilder aus den letzten Tagen sehe, frage ich mich, warum ich bei unserem nächsten Besuch (wann auch immer) die Arizona, Nevada, New Mexico Variante farvorisiert habe. Ich glaube,
diese Ecke, die Ihr gefahren und gewandert seit, würde mir mehr gefallen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual.  :roll:

Wie sieht es denn wettermäßig im Mai in dieser Gegend aus :?:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Ganimede am 14.11.2006, 12:46 Uhr
Zitat von: Schneewie
Wenn ich die Bilder aus den letzten Tagen sehe, frage ich mich, warum ich bei unserem nächsten Besuch (wann auch immer) die Arizona, Nevada, New Mexico Variante farvorisiert habe.


Weil es in Deutschland keine Wüsten gibt (außer Servicewüsten), aber dafür die Alpen, die meiner Meinung nach sich nicht so sehr von den Rockies unterscheiden  :D

Sehr schöner Reisebericht mit viel Liebe zum Detail  :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 14.11.2006, 15:04 Uhr
Zitat:  Weil es in Deutschland keine Wüsten gibt (außer Servicewüsten), aber dafür die Alpen, die meiner Meinung nach sich nicht so sehr von den Rockies unterscheiden  ..



Mhmmm  :roll:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 14.11.2006, 15:41 Uhr
Zitat von: Schneewie


Wie sieht es denn wettermäßig im Mai in dieser Gegend aus :?:


Ende April, Anfang Mai blueht die Wueste :D  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Sedona am 14.11.2006, 16:08 Uhr
Zitat von: Ganimede
Weil es in Deutschland keine Wüsten gibt (außer Servicewüsten), aber dafür die Alpen, die meiner Meinung nach sich nicht so sehr von den Rockies unterscheiden  :D


Da muss ich doch glatt ein bissi widersprechen...  :wink:

Es gibt sogar einiges, das mir persönlich an den Rockies wesentlich besser gefällt als bei uns in den Alpen:
Zum einen wäre da die Tierwelt. So gut Tierbeobachten kann man leider in den Alpen nirgends - auch wenn es hin und wieder zutrauliche Murmeltiere und Steinböcke gibt, aber es ist absolut kein Vergleich vor allem, wenn man gerne und viel fotografiert! Wenn ich an all die Raubvögel, Picas, Biber, Bären, Elche usw gleich neben der Straße denke oder mir Kate´s Wapitibilder ansehe, bekomme ich spontan Fernweh!  :wink:
Dadurch dass die meisten Berge um einiges höher sind als jene in den Alpen, verfärbt sich die Tundra ansatzweise im Herbst. In meinen Augen ein Traum dieses Farbspiel!
Dann gäbe es noch den Charme der alten verfallenen Minen und Ghost Towns und Golgräberstädte.
Und was hat zB der Glacier NP mit Europa gemeinsam? In meinen Augen nicht so viel. Dreieckige Berge, Bärengras und junge Schneeziegen - einfach nur schön!
Etwas, das ich auch immer genieße: unberührte Wälder, wo nicht der Förster alles, was am Boden liegt, schnell wegräumt.
In den Alpen gibt es zweifelsohne auch schöne Plätzchen, aber soviele traumhaft goldene Espenwälder umgeben von verschneiten 4000ern, das gibt es leider in Europa nicht in der Form.  
Und zuletzt fallen mir noch die zT einsamen, im Hochsommer mehlig/milchigen kanadischen Gletscherseen ein und da muss ich dann am deutlichsten widersprechen. So gut wie dort in den Bergen hat es mir noch nirgends in den Alpen gefallen, nicht mal in meiner Heimat Kärnten.  :wink:  

Ich mag die Rockies sehr gern, ich fürchte das merkt man. Tut Leid Kate, für das "weit Ausholen"... :wink:


Zitat von: Ganimede
Sehr schöner Reisebericht mit viel Liebe zum Detail  :wink:

Da gibts keinen Widerspruch, ganz im Gegenteil: 100%ige Zustimmung!!!  :D  :D  :D



@Schneewie: Mai ist noch relativ früh für den Rocky Mt NP. Der höchste Teil der Trail Ridge Road zB wird meist erst in der letzten Mai Woche für Besucher geöffnet. Wildblumen sind zu dieser Zeit sehr schön in den niedrigeren Gebieten, die höher gelegenen bzw die Tundra fängt z.T. erst Mitte Juli an zu blühen an.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 14.11.2006, 16:28 Uhr
Ich kann Sedona nur zustimmen, die Alpen erdrücken mich

Gruß

Palo
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 14.11.2006, 21:45 Uhr
Zitat von Sedona:

@Schneewie: Mai ist noch relativ früh für den Rocky Mt NP. Der höchste Teil der Trail Ridge Road zB wird meist erst in der letzten Mai Woche für Besucher geöffnet. Wildblumen sind zu dieser Zeit sehr schön in den niedrigeren Gebieten, die höher gelegenen bzw die Tundra fängt z.T. erst Mitte Juli an zu blühen an.[/quote]

Antwort von mir: (bekomme das mit dem zitieren einfach nicht hin)

Das ist ja blöd, da wir meist im Mai in den Urlaub fahren. Vielleicht kann man es aber auch ein wenig nach hinter schieben und im Juni fahren, oder dann doch ganz in den Herbst hineinverschieben.

Aber noch ist es nicht soweit und ich muß noch nicht entscheiden, will ich Wüste oder Berge.

Danke, Sedona.  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 14.11.2006, 21:54 Uhr
Hi,

Sedonas Ausführungen kann ich eigentlich kaum etwas hinzufügen, nur soviel: die Rocky Mountains kommen bei mir ganz vorne in meiner Hitliste der Lieblingsberge, zusammen mit den Dolomiten.

Ich habe schon einige Touren in den Dolomiten hinter mir, war schon in fast jeder Gruppe unterwegs, aber mit den Rocky Mountains kann man selbst die Unberührtheit im Adamello-Brenta Nationalpark nicht vergleichen, von dem Trubel im Grödnertal, Sella, Sexten ganz zu schweigen.

Speziell in Colorado sind die Rocky Mountains ein sehr beeindruckendes Gebirge, die Bergketten mit Höhen deutlich über 4000 m sind eine atemberaubende Landschaft, im Sommer wahrscheinlich nicht so sehr wie im Herbst in der Zeit des Indian Summers oder im Bergfrühling wenn die bunten Blumenwiesen blühen.

Noch eindrucksvoller als in Colorado fand ich die Rockys nur in Kanada und im Grand Teton National Park. In Teilen Wyomings und Montanas können die Rockys für meinen Geschmack nicht mit den südlichen Ausläufern in Colorado mithalten.

Mit den Alpen in Österreich sind sie schon gar nicht zu vergleichen.

Ob die Pyrenäen mit den Rockys konkurrieren können, wollen wir im nächsten Jahr mal testen ;)

Leider hatten wir durch unser straffes Programm nur kurze Zeit im Rocky Mountain National Park. Sollten wir aber eines Tages unsere Tour durch die Dakotas und Wyoming antreten (ich wollte schon immer mal die historischen Schauplätze der Plainsindianerkultur besichtigen), würden wir auch wieder im Rocky Mountain NP stoppen. Einige schöne Wanderungen hätten wir noch offen (z.B. den 2-Tagestrek von Moraine Park über die Lakes Fern, Odessa und Cub oder die Schleife über Dream Lake, Emerald Lake, Nymph Lake und Lake Haiyaha oder in einem anderen Teil des Parks über die Ouzel Falls in das Gletschergebiet).
Auch die Landschaft bei Ouray am Million Dollar Highway hat mich echt begeistert - und das obwohl es dort weder Canyons noch Sandstein gibt ;)

Der Highway 550 (Million Dollar Highway) wird das ganze Jahr über geräumt, der wäre auch im Mai kein Problem.
Die Trail Ridge Road ist durch das Höhenniveau in der Regel noch später befahrbar als die Tioga Road in der Sierra Nevada.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 14.11.2006, 22:19 Uhr
Schnewie, im Frühjahr musst Du die Wüste planen Mitte Sommer und frühen Herbst das Hochgebirge
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 14.11.2006, 22:21 Uhr
Fortsetzung, 18.09.2006:

An der Dear Ridge Junction wechseln wir auf die US 34, besser bekannt als Trail Ridge Road. Auf den 50 Meilen von Estes Park nach Grand Lake quert sie drei Vegetationszonen und gibt einen guten Überblick über die unterschiedlichen Lebensräume im National Park. 11 Meilen der Strasse verlaufen oberhalb der Baumgrenze, ihren höchsten Punkt erreicht die Strasse mit 3713 m in der Nähe des Fall River Passes.

Doch zunächst fahren wir an den Beaver Ponds vorbei (die Biberteiche am Hidden Valley Creek erreicht man über einen kurzen Holzplankenweg) und stoppen zum ersten Mal am Overlook der Many Parks Curve.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Many_Parks_Curve.JPG)
Zu unseren Füssen liegt ein vor 15.000 Jahren von Gletschern ausgehobenes, weitläufiges Tal mit bewaldeten Hängen, darüber bis zu 4000 m hohe Gipfel. Der höchste ist Longs Peak mit über 4400 m. Nachdem wir entlang der Holzbrüstung die Aussicht genossen haben, steigen wir wieder ins Auto, passieren kurze Zeit später die Baumgrenze und stoppen an einem der spektakulärsten Viewpoints entlang der Trail Ridge Road:

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Rainbow_Curve1.JPG)
Rainbow Curve bietet eine der klassischen Aussichten auf den Horseshoe Park, die Beaver Ponds und Hidden Valley und wieder bis zu 4000 m hohe Berge.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Rainbow_Curve.JPG)
Bald quert der Ute Trail die Trail Ridge Road: dieser alte Indianerpfad wurde von den Ute und Arapaho Indianern regelmässig begangen für den Wechsel zwischen Sommer- und Winterjagdgründen. Später wurde der Trail von Trappern, Goldsuchern und frühen Siedlern genutzt.

Am Forest Canyon tauchen wir ein in die Gebirgstundra und erblicken nach kurzem Fussweg ein U-förmiges, von hohen Gipfeln begrenztes Gletschertal.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Forest_Canyon1.JPG)
Am Strassenrand liegt der zusammengeschobene Schnee fast einen halben Meter hoch, von einer durchgängigen Schneedecke ist aber nichts mehr zu erkennen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Forest_Canyon.JPG)
Die Kraft der Spätsommersonne hat die die weisse Pracht bereits ordentlich geschmolzen.

Am Rock Cut führt die Trail Ridge Road mitten durch massige Steinmonolithen. Beim Bau der Strasse ebneten an diesem Hindernis 178 Sprengungen und eine halbe Tonne Schwarzpulver den Weg.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Rock_Cut.JPG)
Über der spärlichen Tundra-Vegetation erheben sich schneebedeckte Gipfel und bilden einen bizarren Kontrast aus bräunlichem Tundra-Gras, schroffen Felsabbrüchen und neuen Schneefeldern.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Rock_Cut1.JPG)
Wir fahren über den Iceberg Pass und setzen an den Lava Cliffs unseren heutigen Umkehrpunkt. Die Strasse scheint wieder durchgängig befahrbar zu sein – gute Aussichten für den nächsten Tag. Tiefe Schatten verdunkeln die Gletschertäler und Lavaabbrüche, die hereinbrechende Dämmerung verbannt langsam das Tageslicht, die Schatten werden immer länger, es ist kalt, windig und ungemütlich. Wir tauchen wieder in die subalpine und montane Zone ein.

Bevor es völlig dunkel ist, stossen wir am West Horseshoe Park wieder auf eine grössere Herde Wapitis und reihen uns ein in die Riege der Elk Viewers.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0141.JPG)
Wir halten nur kurz und biegen als nächstes in das Endovalley ein. Auch hier treffen wir in der Nähe des Alluvial Fan, den Überresten einer riesigen Wasser- und Geröll-Moräne, auf eine grössere Ansammlung Wapitis. Wir steigen aus dem Auto und setzen uns auf die Bänke der Picnic Area. Die riesigen Hirsche sind kaum 20 von uns entfernt – eigentlich sind wir viel zu nah dran – doch die Wapitis äsen friedlich das saftige Grün.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/99270024.JPG)
Als zwei Platzhirsche zu einem Duell antreten, ziehen wir uns etwas zurück und direkt neben dem Auto sehen wir, wie die beiden Bullen sich beäugen und ihre ausladenden Geweihe präsentieren. Der hochtönige Brunftschrei begleitet das Imponiergehabe. Auch hier endet der Machtkampf ohne Körperkontakt und der unterlegene Bulle räumt das Feld.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0140.JPG)
Wir steigen wieder ins Auto und nach einem letzten Halt an den Sheep Lakes, wo es allerdings mittlerweile so dunkel ist, dass wir die Wapitis nur noch durch die aufhellende Videokamera betrachten können, verlassen wir den Rocky Mountain National Park durch den Fall River Entrance und widmen uns nach einem erlebnisreichen Tag in der Cabin dem gemütlichen Teil des Abends.

Gefahrene Meilen: 70
Übernachtung: Cabin auf dem Estes Park KOA Campground 45,24 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 14.11.2006, 22:33 Uhr
Hi,

schönere Bilder von Colorado gibt es z.B. auf der Website von Sedona (http://www.isaczermak.com/colorado.html) (auch Panorama-Fotos (http://www.isaczermak.com/colorado2.html)) oder Steffen (http://www.synnatschke.de/foto_cf/album.html)

Die beiden können fotographieren, Frank und ich können nur knipsen. ;)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 14.11.2006, 22:42 Uhr
Tolle Bilder vom RMNP :applaus:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Sedona am 14.11.2006, 23:42 Uhr
Kate bitte nicht übertrieben!  :oops:  :wink:
Und auch nicht untertreiben, denn Deine Bilderreiseberichte sind absolut super! Nehme mir jedes Mal drüben vor wenigstens abends ein wenig aufzuschreiben, aber irgendwie gelingt es mir nie und zu Hause habe ich schon viele viele Details wieder vergessen...  :(  
Schreibst Du das alles eigentlich immer schon während der Reise oder erst im Nachhinein zu Hause?
LG,
Isa
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 15.11.2006, 07:04 Uhr
Ich habe jetzt die letzten Tage auch erst einmal still für mich genossen, das ist wirklich ein toller Reisebericht. Endlich auch mal ein paar Hintergrundinfos und Details, das ist ja immer das, worauf ich am Meißten aus bin.
Und wenn ich die tollen Bilder sehe, freu ich mich schon, wenn es bei mir bei einer der nächsten Touren auch nach Colorado und in die Rockies geht. Viele deiner beschriebenen Wanderungen stehen dann auch bei mir an.


Offtopic:
Kate, ich weiß zwar nicht, ob man jetzt die Pyrenäen mit den Rockies vergleichen kann, aber wenn du Berge magst, wirst du dich dort auch wohlfühlen. Ich habe schon mehrere Touren dort unternommen, darunter auch einen 2-wöchige Trekking Tour quer durch und fand es einfach nur toll. :lol:
Wo genau in die Pyrenäen geht es denn hin?


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 15.11.2006, 08:05 Uhr
@Palo,

die Wüste im Mai "kenne" ich schon ein wenig, da wir bis jetzt 3x im Mai/Juni im Westen unterwegs waren.

Aber wie schon geschrieben, noch dauert es ein wenig, bis wir wieder in die USA fahren - leider!  :cry:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Ganimede am 15.11.2006, 12:58 Uhr
Zitat von: Schneewie
@Palo,

die Wüste im Mai "kenne" ich schon ein wenig, da wir bis jetzt 3x im Mai/Juni im Westen unterwegs waren.

Aber wie schon geschrieben, noch dauert es ein wenig, bis wir wieder in die USA fahren - leider!  :cry:


Australien ist aber auch nicht zu verachten  :wink:

OK, ich gebe mich geschlagen; die Rockies sind schöner als die Alpen. Mir hat der Besuch im Rocky Mountains NP im Gegensatz zu den Wüsten und kargen Landschaften von Nevada, Arizona und Utah nicht so gut gefallen. Ich mag lieber die Rote Steine Landschaften, die ich in Deutschland nicht habe.
Berge mag ich auch schon, aber am liebsten als Hintergrund auf dem Foto   :pfeifen:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 15.11.2006, 15:15 Uhr
Zitat von: Ganimede
Zitat von: Schneewie
@Palo,

die Wüste im Mai "kenne" ich schon ein wenig, da wir bis jetzt 3x im Mai/Juni im Westen unterwegs waren.

Aber wie schon geschrieben, noch dauert es ein wenig, bis wir wieder in die USA fahren - leider!  :cry:


Australien ist aber auch nicht zu verachten  :wink:

OK, ich gebe mich geschlagen; die Rockies sind schöner als die Alpen. Mir hat der Besuch im Rocky Mountains NP im Gegensatz zu den Wüsten und kargen Landschaften von Nevada, Arizona und Utah nicht so gut gefallen. Ich mag lieber die Rote Steine Landschaften, die ich in Deutschland nicht habe.
Berge mag ich auch schon, aber am liebsten als Hintergrund auf dem Foto   :pfeifen:



Stimmt Ganimede, Australien wird bestimmt toll. Ist unser 1. Mal dort. Ist aber nun doch ein wenig off topic  :oops:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 15.11.2006, 19:00 Uhr
@americanhero:
Zitat
Wo genau in die Pyrenäen geht es denn hin?


Ist noch nicht konkret, die Haute Route ist wahrscheinlich zu lang und zu hart, aber ein Teilabschnitt des GR10 oder auf der spanischen Seite der GR11 stehen auf dem Wunschzettel. Frank möchte schon seit Jahren in die Pyrenäen, bisher waren wir von der Jahreszeit jedoch immer zu früh in Südfrankreich (Anfang April bis Anfang Mai) und haben es daher bisher nie bis ins Hochgebirge geschafft.

@Sedona:
Sorry, wollte Dich nicht in Verlegenheit bringen, aber Du weisst ja, dass ich ein Fan von Euren Bildern (und Euren Websites) bin.  :D
Ich schreibe den Bericht erst zu Hause. Der 19. September existiert bisher nur auf einem Schmierzettel, und da steht nicht mehr als:
"19.09. Rocky Mountain NP - Trail Ridge Road - Moab 426 mls"
Mal sehen was ich daraus mache. Ich gehöre leider auch nicht zu den fleissigen Aufzeichnern. Auf einigen Etappen habe ich am Abend nochmals die verschiedenen Highways auf der Karte nachgeschlagen und notiert.
Zwischenzeitlich haben wir auch unsere 7 Videobänder durch und Vieles ist auch dadurch besser in Erinnerung geblieben. Einige Fakten (Höhenangaben, Jahreszahlen) schlage ich beim Schreibem im Web nach oder werfe einen Blick auf die NPS-Karten und in Heftchen und Broschüren, die wir mitgebracht haben.

@All:
Mit der Fortsetzung wird es möglicherweise diese Woche nichts mehr, da jemand aus der Familie ins Krankenhaus gekommen ist und jetzt regelmässige Krankenbesuche Vorrang haben.
Aber wir werden es bestimmt bis Utah und Arizona schaffen, denn noch mehr als die Berge begeistern mich auch die Roten Sandsteine, Canyons, Hoodoos ...

Fortsetzung folgt garantiert!
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Katja am 15.11.2006, 21:17 Uhr
Hallo Kate!
Ich bin auch dabei!
Wir wollen ja im Mai auch einen Teil dieser Tour fahren (Arizona, New Mexico, Südcolorado) - wenn der Urlaub genehmigt wird. Da finde ich sicher einige Tipps! Bin auch schon gespannt auf deine Routenübersicht, die ja hoffentlich noch kommt.

Die Ecke Durango/Silverton würde ich dann eher ans Ende der Tour legen wollen. Ob dort Mitte/Ende Mai noch viel Schnee liegt? In der Wüste blühen zu der Zeit ja vielleicht die Saguaro-Kakteen...

Die Rockies fand ich an den Grand Tetons schön, und den Icefields Parkway in Kanada. Aber ansonsten reizen mich die Nadelwälder auch nicht so sehr.

Es tut mir sehr leid zu hören, dass jemand aus eurer Familie ins Krankenhaus gekommen ist! Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes!

Lieben Gruß
Katja
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Sedona am 15.11.2006, 22:37 Uhr
Kate auch von mir viele gute Besserungswünsche!!!
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung. Habe die roten Steine und Hoodoos ja auch noch viel lieber als die Berge!  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 16.11.2006, 08:17 Uhr
....und auf die roten Steine freue ich mich auch schon!  :!:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 16.11.2006, 08:25 Uhr
So schön, wie die Berge auch sind, die Roten Steine und Hoodoos haben doch  mein vollstes Interesse und ich freue mich schon darauf, wie es weitergeht.
 Bin auch mal gespannt, welche tollen Hikes noch anstehen werden :wink:



Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Scooby Doo am 22.11.2006, 11:23 Uhr
Hallo Kate,

schöner Reisebericht, ich werde nun virtuell auch euren Spuren folgen. Da ich allerdings ein Späteinsteiger bin, hinke ich noch etwas hinterher. Ich bin gerade erst hinter Jerome auf den Stacheln zu liegen gekommen.

Und ja, ich kann mir gut vorstellen, wie schön ihr flucht, denn auch unsere Zeltaufbauten in Grönland und Island waren manchmal ähnlich chaotisch, wenn auch wenigstens immer im Hellen gewesen. Ich kann da auch so manches Leid klagen, würde aber trotzdem für ein paar Tage gerne wieder Zelten.

So, dann werde ich jetzt mal weiterlesen, will ja auch irgendwann in meinem Lieblingsstaat ankommen, Colorado.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Scooby Doo am 23.11.2006, 16:10 Uhr
So, jetzt bin ich auch im Rocky Mountain NP angekommen.

Mit dem Wetter hattet ihr ja zwischenzeitlich echt Pech, wenn ich immer wieder 'bedeckter Himmel', 'herannahendes Unwetter' usw lese. Da hatten wir 2002 ja richtig Glück gehabt, da waren wir 5 Wochen im Sept/Okt im Südwesten bis nach Colorado unterwegs und konnten meist überall im T-Shirt herumlaufen.

Schade, dass ihr anfangs in Colorado ziemlich gehetzt seid. Ich habe mehr fach gelesen 'gerne hätten wir uns dies und jenes noch angesehen, aber unser Zeitplan'. Ich mag Colorado und deshalb möchte ich diesem Bundesstaat, den ich schon zweimal besucht habe, auch gerne noch einmal länger besuchen, denn diese Bergwelt finde ich sogar noch aufregender als die roten Steine. Und was den Vergleich mit den Alpen angeht: Auch hier fehlt den Alpen etwas entscheidendes und zwar das amerikanische Flair.

Und bewerte deine Fotos nun nicht schlechter als sie sind, denn sie sind klasse geworden, besonders die mit der Laubfärbung. Ich freue mich schon darauf, wenn ich auch mal mit meiner Digitalkamera durch diese Landschaft ziehen kann und endlich mal ansehnliche Bilder zustande bringe, so wie eure.

Eine Frage habe ich noch: Wie lange, vom Parkplatz bis zum Mills Lake und zurück habt ihr gebraucht?

Und gute Besserung an die Familie.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 24.11.2006, 19:31 Uhr
Hallo Markus,

schön dass Du auch dabei bist.

Wir haben bis zum Mills Lake mit vielen Stopps um die Natur zu bewundern, zu filmen und fotographieren 1,5 Stunden gebraucht. Am See haben wir auch eine ganze Zeit gesessen, sodass wir insgesamt ca. 4 Stunden unterwegs waren. Als reine Gehzeit wird die Tour mit 2,5 Stunden hin und zurück ab dem Glacier Gorge Trailhead angegeben. Da wir ab Bear Lake gestartet sind, muss man dafür ca. 10 -15 min. zurechnen.

Auf den Hike bin ich übrigens übrigens über Onedayhikes.com gestossen:
http://www.onedayhikes.com/Hikes.asp?Hikesid=98

Viele Führer listen als Tophike ja meistens Emerald-Dream Lake, aber das war uns zu kurz.


Zelten finde ich eigentlich am schönsten, nur mit unserem Einbogen-Tunnelzelt werden wir wohl nie 100% warm werden. Im letzten Jahr haben wir noch versucht, es auf den passenden Footprint zu stellen, völlig nervenaufreibend.
Wir werden uns demnächst wohl ein Hilleberg Nallo 2 zulegen, dann dürfte der Ärger mit dem Zeltaufbau vorbei sein.

Das Wetter fand ich insgesamt gar nicht so schlimm (ausser in Moab - das kommt noch), ich hatte die Wetterbeschreibungen aufgenommen, da mich ein Forumsteilnehmer darum gebeten hatte.

Am Wochenende versuche ich, mit Euch endlich nach Utah zu fahren.
Unserem Patienten im Krankenhaus geht es zum Glück wieder besser, sodass ich jetzt auch wieder an die Fortsetzung des Berichtes denken kann.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Westernlady am 24.11.2006, 20:08 Uhr
Kate, es freut mich, dass Euer Patient auf dem Weg der Besserung ist  :daumen: Weiterhin alles Gute und schnelle Genesung!
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Scooby Doo am 27.11.2006, 19:56 Uhr
Zitat von: Canyoncrawler
schön dass Du auch dabei bist.


Sooft bekomme ich Colorado ja nicht geboten, da muss man halt zuschlagen.

Zitat von: Canyoncrawler
Wir haben bis zum Mills Lake mit vielen Stopps um die Natur zu bewundern, zu filmen und fotographieren 1,5 Stunden gebraucht. Am See haben wir auch eine ganze Zeit gesessen, sodass wir insgesamt ca. 4 Stunden unterwegs waren. Als reine Gehzeit wird die Tour mit 2,5 Stunden hin und zurück ab dem Glacier Gorge Trailhead angegeben.


Ok, also locker innerhalb eines Tages machbar. Wir suchen nämlich noch Programm für einen Wandertag auf der Ostseite des Parks. Bear Lake, Bierstadt Lake und Sprague Lake kenne ich schon, aber der Park hat mir so gut gefallen, da muss ich einfach nochmal hin und auch etwas länger. Deshalb wollte ich zwei Tage bleiben, einen Tag der Ostseite, einen Tag der Westseite widmen.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: boehm22 am 27.11.2006, 21:36 Uhr
Zitat von: Canyoncrawler
 Zelten finde ich eigentlich am schönsten, nur mit unserem Einbogen-Tunnelzelt werden wir wohl nie 100% warm werden.  ...
Wir werden uns demnächst wohl ein Hilleberg Nallo 2 zulegen, dann dürfte der Ärger mit dem Zeltaufbau vorbei sein.



Hi Kate,

aber nur, wenn man Tunnelzelte mag.

Ich hatte ja in Kanada ein HB Kaitum dabei, aber ich bin nciht warm damit geworden, außerdem viel zu viel Platzbedarf, habs dann wieder verkauft.

Mein nächstes 2-Personen-Zelt wird ein Black Diamond Skylight. Das steht auch ohne Heringe und ist sehr leicht. Nachteil: zur Hälfte nur ein Einwand-Zelt, angeblich nix in regenreichen Gebieten.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Doreen & Andreas am 28.11.2006, 08:37 Uhr
Zitat von: Canyoncrawler
Am Wochenende versuche ich, mit Euch endlich nach Utah zu fahren.

Welches Wochenende war denn eigentlich gemeint, Kate  :shock:  :?:  :?
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 28.11.2006, 21:45 Uhr
@Rosi:
bevor wir uns ein neues "Haus" anschaffen, muss ich mal wieder bei Euch Spezialisten im Outdoorforum vorbeischauen und mich beraten lassen.  :wink:

@Doreen und Andreas:
Ihr habt recht, ich meinte eigentlich das vergangene Wochenende, aber ich stecke noch immer an der Trail Ridge Road.  :oops:

@All:
bitte habt noch etwas Geduld mit mir, wir sind nebenbei noch die Wohnung komplett am renovieren. Aber es geht bestimmt bald weiter.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 29.11.2006, 01:19 Uhr
Dienstag, 19. September 2006

Als wir an diesem Morgen früh aus der Cabin schauen, empfängt uns ein klarer, frostiger Tag, ideale Bedingungen für die US 34, besser bekannt als Trail Ridge Road. Die Strasse ist der höchstgelegene, durchgängig asphaltierte Highway der USA und wurde in den Jahren 1926 bis 1932 mühsam den extremen Witterungsverhältnissen abgerungen. Die Planer legten grossen Wert auf Schonung der empfindlichen Landschaft und trotz der exponierten Höhenlage (3713 m) liegen die Steigungs- und Gefällestrecken bei etwa 5% (max. 7%). Ermöglicht wurde dies durch den Ausbau eines alten Indianerpfades. Und so werden wir heute auf den Spuren der Vorfahren der Utes und Arapahoes reisen, die montane Zone verlassen und uns hinaufschwingen durch die subalpine Zone in die unwirtlichen Höhen der alpinen Gebirgstundra.

Nachdem wir in Estes Park noch einmal vollgetankt haben, erreichen wir über die US 36 das Beaver Meadows Visitor Centre, halten kurz um die Strassenverhältnisse zu checken. Nachdem wir den Strassenbericht zur Trail Ridge Road (OPEN) gelesen haben, starten wir gutgelaunt in Richtung Meaver Meadows Entrance Station. Der Angestellte bei der Einfahrt begrüsst uns mit einem freundlichen guten Morgen und wünscht uns einen „Nice Day“. An der Dear Ridge Junction nehmen wir die US 34 und in der Nähe der Beaver Ponds empfängt uns das Schild des Scenic Byways.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/TRR-Sign.JPG)
Hier legen wir unseren ersten Stopp ein und beraten kurz darüber, ob wir uns die Biberburgen aus der Nähe anschauen sollen. Wir entschliessen uns zur Weiterfahrt (Biberburgen hatten wir in Kanada ausgiebig studieren können) und stoppen erst am Forest Canyon. Wir legen erneut den kurzen Fussweg zum Aussichtspunkt zurück und bewundern die noch immer vorhandenen Schneereste auf dem Tundragras. Einige Besucher haben mitten auf den steinigen Wiesen im Schnee ihre Fussabdrücke hinterlassen und wir hoffen, dass der unvorsichtige Ausflug der empflindlichen Vegetation nicht geschadet hat. Wir machen es ihnen nicht nach und bleiben, wie es die Hinweisschilder fordern, auf dem Trail. Am Overlook betrachten wir wieder ergriffen die von eiszeitlichen Kräften geformte Landschaft. Ein Blick auf die Uhr reisst uns aus unseren Betrachtungen und wir schlendern gemächlich durch die harsche Landschaft zurück zum Trailblazer. Fortan betrachten wir die Umgebung wieder durch die Scheibe und im Inneren des Fahrzeugs spüren wir die unwirtlichen Winde und die kühlen Temperaturen nicht länger.

Am Rock Cut beschränken wir uns auf einem Blick aus dem Auto und fahren entlang eines fast vollständig abgetragenen Urgebirges, weiter über den Iceberg Pass in für uns noch unbekannte Gefilde.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/PICT0151.JPG)
Die Schneereste bilden einen bizarren Kontrast auf dem bräunlichen Tundragras, eine abweisende und zugleich reizvolle Szenerie, die die hier in S-förmigen Kurven verlaufenden Trail Ridge Road einrahmt.

Am mit 3713 m höchsten Punkt der Strasse, zwischen Lava Cliffs und Gore Range, halten wir kurz und fahren weiter jenseits der 3500 m durch die Gebirgstundra zur Gore Range und blicken auf die Never Summer Mountains.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/Gore_Range.JPG)
Beim 3595 m hoch gelegenem Alpine Visitor Centre kratzen wir nochmals die 3600 m Marke an und queren erneut den Ute Trail, bevor sich die Strasse mit weiterhin spektakulärem Verlauf ganz langsam der alpinen Zone zuwindet. Auf dem Parkplatz des Visitor Centre parken die Autos dicht an dicht, hier sind die Millionen Besucher, die den National Park jährlich überrennen, wieder gegenwärtig. Am Fall River Pass mündet die 9 Meilen lange geschotterte Fahrspur der Old Fall River Road in die Trail Ridge Road ein. Wäre die Old Fall River Road nicht gesperrt gewesen, wäre diese heute unsere Auffahrroute zum Pass gewesen.

Medicine Bow Curve belohnt uns mit Aussichten auf die  Medicine Bow Mountains und die sind vom Feinsten. Am Milner Pass kreuzen wir die kontinentale Wasserscheide, die den amerikanischen Kontinent von Alaska bis Cap Horn zerschneidet. Alle Wasserläufe westlich der Continental Divide münden in den Pazifik, die Wasserläufe östlich davon in den Atlantik. Als wir vom Pass abfahren, erblicken wir eine Szenerie, die ein begabter Landschaftsmaler vergangener Jahrhunderte nicht idyllischer auf Leinwand hätte einfangen können. Die Trail Ridge Road führt direkt an der spiegelnden, blauen Wasserfläche des Poudre Lake vorbei, der nach dem trockenen Sommer nur mit wenig Wasser aufwarten kann. Die Ufer des Sees und der Cache la Poudre Creek werden von sattgrünen Nadelbäumen gesäumt, dahinter zeichnen sich schneebedeckte Gipfel ab die zusammen mit den noch vorhandenen Schneeresten auf den nahenden Winter einstimmen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RMNP/99270022.JPG)
Für ein ansprechendes Foto des Poudre Lake wenden wir bei nächster Gelegenheit unser Fahrzeug und fahren die aufsteigende Trail Ridge Road wieder Richtung Milner Pass hinauf, suchen uns eine passende Wendemöglichkeit und kurven wieder gemächlich die US 34 nach unten. Wir halten an einer einigermassen übersichtlichen Stelle direkt auf der Strasse, ich springe aus dem Wagen, laufe etwa 300 m zu Fuss, um in der Nähe des Poudre River Trailheads die unwirkliche Seenlandschaft einzufangen. Als ich in der Höhe die nächsten Autos erblicke, spurte ich zurück zum Wagen, Frank hat inzwischen die Videokamera ausgepackt und ich filme noch die Abfahrt.

Unser nächster Stopp ist Farview Curve, die uns mit schönen Ausblicken auf das grüne, von Gletschern ausgehobelte Kawuneeche Valley und die Never Summer Mountains verwöhnt. In der Never Summer Range kann man eine gewaltige Einkerbung ausmachen, dieser 14 Meilen lange Schnitt wurde von Menschenhand geschaffen um die trockenen, weiten Ebenen der Great Plains östlich der Rocky Mountains mit Wasser zu versorgen. 5 Meilen nördlich des Kawuneeche Valley liegen die Quellwasser des Colorado Rivers, dem wir heute bis Utah folgen werden. Am Timer Creek verweilen wir ein wenig und hoffen einen der wieder angesiedelten Elche zu erblicken. Doch auch dieses Jahr haben wir kein Glück – um einen Elch zu fotographieren, werden wir wohl nach Schweden fahren müssen, die nordamerikanischen Elche zeigen sich uns nicht. Vorbei an zahlreichen Trailheads, die zu den schönsten Wanderungen einladen, nähern wir uns Grand Lake.

Dem Kawuneeche Visitor Centre statten wir einen Kurzbesuch ab und nachdem jeder ein paar Plätzchen geknabbert hat, fahren wir weiter und nach passieren der National Park Grenze trägt die US 34 den schmucken Beinamen Colorado River Headwaters Scenic Byway. Den Colorado bekommen wir auf den nächsten Meilen nicht zu Gesicht, stattdessen linkerhand das schimmernde Blau von Grand Lake und Shadow Mountain Lake. Mit Erreichen der Arapaho National Recreation Area treffen wir auf die riesige Seenlandschaft des Lake Grandby, dessen glitzernde Wasserfläche einen reizvollen Kontrast zu den bewaldeten Hügeln und den gleissenden Gipfeln der Green Ridge bildet.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RM/PICT0156.JPG)
In der Picnic Area der Rainbow Bay rasten wir und ich versuche mich an das zu erinnern, was ich über die ehemaligen indianischen Bewohner noch weiss: die Arapahoes zählen zur Algonkin-Sprachfamilie und haben ihren Ursprung weiter im Osten (genauer am Cheyenne River und heutiges Minnesota). Nachdem sie von eindringenden Stämmen von ihrem angestammten Land vertrieben wurden, wanderten sie über den Big Horn River, North Platte River, Arkansas River und Saskatchewan River nach Westen. Sie entwickelten sich zu einem nomadisierenden Reitervolk und durchstreiften künftig Colrado, Kansas und Wyoming. Wir fahren weiter durch den Arapaho National Forest. Heute erinnert man sich im Zusammenhang mit der Geschichte des Arapahoe Indian Tribe besonders an zwei Ereignisse: das Sand Creek Massacre und die Schlacht am Little Bighorn. Erstere bedeutete eine bittere Niederlage, als Armeeeinheiten unter Colonel Chivington 1864 das friedliche Arapahoe/Cheyenne-Lager von Chief Black Kettle niedermetzelte. Little Big Horn steht für den grössten indianischen Sieg, als die vereinigten Stämme der Cheyenne, Arapahoe und Lakota im Juni 1876 unter Sitting Bull und Crazy Horse die 7. Kavallerie unter General Custer aufrieben und komplett vernichteten.

Nach diesem Rückblick in die blutigen Zeiten der jüngeren Vergangenheit treffen wir zwischen Lake Granby und der Ortschaft Granby auf den Colorado River dem wir bis Grandby folgen. In Granby nehmen wir die US 40 und fahren durch verschiedene Ski-Gebiete Richtung Interstate 70. Am frühen Nachmittag treffen wir mit knurrendem Magen in Winter Park ein, doch die lange Schlange vor den Schaltern des Fast Food-Tempels dämpft unser Hungergefühl und wir beschliessen, das nächste M oder die nächste Krone zu nehmen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/RM/99270023.JPG)
Daraus wird vorläufig nichts, am Berthoud Pass queren wir erneut die kontinentale Wasserscheide und stecken im Road Construction-Stau fest. Im Schneckentempo kriechen wir die die nächsten 5 Meilen dahin und sind heilfroh, als wir nach der Ortschaft Empire auf die Schnellstrasse treffen.
Mit „schnell“ ist aber weiterhin nichts, denn die Interstate 70 ist in diesem Abschnitt stark befahren und vor dem Eisenhower Tunnel kommt der Verkehr völlig zum Erliegen. Unsere Mägen knurren mittlerweile so laut, dass es sogar der Fahrer des Nachbarfahrzeugs hören muss, also behelfen wir uns mit einem Cliff Bar, den ich mit langgestrecktem Arm aus dem Fonds unseres Fahrzeugs angle. Direkt vor dem Tunnel verengt sich die Fahrbahn wegen Bauarbeiten auf eine Fahrspur, nachdem wir dieses Nadelöhr passiert haben, fliesst der Verkehr wieder besser und wir kommen jetzt zügig voran, passieren den bereits von der Anreise bekannten Abschnitt zwischen Dillon und Copper Mountain und nähern uns nach überqueren des Vail Passes einem Zentrum des Skisports in Colorado.

In Vail müssen wir uns für eine von drei Abfahrten entscheiden und landen auf der Suche nach Fastfood nach passieren verschiedener Kreisel mitten in einem Wohngebiet. Der ganze Innenstadtbereich von Vail ist verkehrsberuhigt, das Auto müssten wir in einer der Tiefgaragen parken. Doch so vollbepackt möchten wir unser Auto nicht unbeaufsichtigt zurücklassen und so fahren wir nach einer kurzen Tour durch weitere Wohngebiete wieder zurück Richtung Interstate. Unser Eindruck von Vail: man sieht, dass hier viel Geld zu Hause ist.

Die dritte Abfahrt listet verschiedene Fast Food-Lokale auf und wir folgen dem Richtungspfeil zu McDonalds und merken uns die Tankstelle für die Rückfahrt vor. Jetzt am frühen Nachmittag ist der McDonalds kaum besucht und wir geben unsere Bestellung für 2 Chicken Sandwich-Menues mit Bacon auf und essen bereits kurze Zeit später unsere Pommes und den Burger, spülen das ganze mit einem halben Liter Cola hinunter und gönnen uns zum Schluss noch ein Softeis. Von einem Ehepaar aus Nebraska werden wir angesprochen und nach unserem Heimatland befragt. Wieder einmal fragen wir uns, woran die Amerikaner die Europäer erkennen, an unseren Essgewohnheiten kann es nicht liegen, die sind heute sehr amerikanisch. Augenzwinkernd bringt Frank mal wieder das Schuhwerk ins Spiel und meint, dass wir uns zur Tarnung vielleicht jeder ein Paar weisse Tennisschuhe zulegen sollte.

Frisch gestärkt setzen wir unsere Reise fort und treffen wenige Meilen hinter Vail wieder auf den Colorado, der mittlerweile zu einem stattlichen Strom angeschwollen ist. Von der Interstate können wir jetzt den Lauf des Flusses verfolgen und queren ihn im mehrfach im weiteren Verlauf. Auf unserer Karte ist die Interstate 70 in Colorado als landschaftlich reizvolle Strecke verzeichnet und dies deckt sich mit unseren Eindrücken. Besonders spektakulär wird die Landschaft, als wir uns hinter Gypsum und Dotsero dem Glenwood Canyon nähern. Der Colorado hat hier ein wahres Meisterwerk aus rot-braunem Stein ausgewaschen.  Viele Meilen fahren wir durch den eindrucksvollen Canyon und ich als Beifahrer werfe immer wieder einen Blick in die Schlucht und halte nach Wanderwegen und Abstiegsmöglichkeiten Ausschau. Trotzdem eine gut ausgebaute Schnellstrasse durch den Canyon führt, ist die grüne Schlucht selbst ziemlich unzugänglich. Wir setzen in Gedanken wieder einen Marker auf unsere persönliche USA-Highlight-Karte und geben uns als Hausaufgaben mit auf den Weg, uns über Wanderungen im Glenwood Canyon zu informieren.

In Glenwood Springs passieren wir die Abfahrt in Richtung Aspen und fahren als weiter gen Westen. Als Etappenziel war eigentlich Grand Junction bzw. der Campground des Colorado National Monument angedacht, aber mittlerweile diskutieren wir, ob wir nicht das National Monument ausfallen lassen und direkt bis Moab durchfahren. Dabei würde dann allerdings auch der REI Store in Grand Junction auf der Strecke bleiben, denn ein Halt in diesem Mega-Outdoor--Shop würde uns mind. 3 geschätzte Stunden kosten. Ich verrenke mir fast den Hals, als wir uns dem Zentrum von Grand Junction nähern, kein REI Store in Sicht. Gut so, denn wäre er direkt neben der Interstate gewesen, hätten wir mit Sicherheit doch angehalten.

Wir fahren brav Richtung Rifle und in meinem Kopf beginnt eine Variante Gestalt an zu nehmen. Ich möchte gerne über die Fisher Towers nach Moab, da uns noch ein gescheites Foto des Titan ohne störendes Gegenlicht fehlt. Mein Antrag wird von Frank jedoch mit dem Hinweis abgeschmettert, dass er nach so vielen Meilen Fahrt keine Lust auf eine Wanderung hätte und er nach Möglichkeit noch vor Einbruch der Dunkelheit in Moab eintreffen möchte. Ich kann es ja verstehen, ich schmolle trotzdem ein wenig, als wir an der Abfahrt Cisco vorbeirauschen.

Als wir nach beinahe 400 Meilen endlich auf die US 191 einbiegen, wächst auch meine Vorfreude auf Moab und ich kann es kaum erwarten, wieder in die vertraute Landschaft von Utah einzutauchen. Am Ortseingang zu Moab sind Bauarbeiten in Gange, riesige Erdbewegungen haben hier stattgefunden, in den lehmigen Fahrrinnen, die die schweren Baufahrzeuge hinterlassen haben, steht noch Wasser. Sollte es etwa in unserem Outdoor-Mekka Moab geregnet haben? Zahlreiche Pfützen am Strassenrand deuten ebenfalls darauf hin.

Als wir die ersten Häuser von Moab erblicken, dämmert es bereits und wir beeilen uns, auf den Campground zu kommen. Entschieden haben wir uns diesmal für das Moab Valley RV Resort (http://www.moabvalleyrv.com/), das mit den besten Sanitäranlagen von Moab wirbt. Da wir nicht ernsthaft mit schlechtem Wetter rechnen und nach den kühlen Temperaturen in Colorado nach Sonne und Wärme lechzen, entscheiden wir uns für einen Zeltplatz ohne schützenden Pavillon. Im letzten Tageslicht setzen wir unseren Tunnel auf den Kiesuntergrund des Zeltplatzes und starten anschliessend einen Rundgang über den Campground. Wir sind mehr als zufrieden mit dem was wir hier vorgefunden haben und nach Zubereitung unseres Abendessens und anschliessender Dusche lümmeln wir uns in die Sommerschlafsäcke und freuen uns auf unsere 2 Tage in Moab.

Gefahrene Meilen: 426
Übernachtung: Moab Valley RV Resort 20,71 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 29.11.2006, 07:38 Uhr
Klasse, es geht weiter!! Und dann noch so ein toller Tag. Also diese Gebirgslandschaften von Colorado finde ich ja auch irgendwie interessant, die Bilder sehen so richtig idyllisch aus und erinnern mich ein wenig an die Pyrenäen.
Aber jetzt freue ich mich erst einmal total auf eure Tage in Moab, lass uns bitte nicht wieder so lange warten, Kate.  :lol:
Hm, die Baustelle in Moab scheint wohl immer noch die Gleiche von Ende Mai zu sein. Wie schaut es denn im Ort aus, kommt man da jetzt wieder besser mit dem Auto durch?

Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Doreen & Andreas am 29.11.2006, 09:02 Uhr
Vielen Dank, daß Du weiterschreibst, Kate.
Das war aber wirklich eine ganz schön lange Etappe, da hat sich ja das Warten wirklich gelohnt.  :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 29.11.2006, 12:14 Uhr
Hi,

eine Fortsetzung habe ich noch fertig, ein wenig unbekanntes Moab.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 29.11.2006, 12:19 Uhr
Mittwoch, 20. September 2006

Unsere freudige Stimmung wird gedämpft, als wir den Zeltreissverschluss öffnen und einen von Wolken verhangenen, trüben Himmel über Moab erblicken. Eigentlich steht heute die Wanderung zur Morning Glory Bridge im Negro Bill Canyon auf dem Programm, aber es sieht sehr nach Regen aus. Nach Frühstück und Morgentoilette sind wir schnell einsatzbereit und beschliessen im Visitor Centre die aktuelle Wettervorhersage abzuholen. Wir müssen erst gar nicht bis ins Visitor Centre, denn an einem Infoboard im Store unseres Campgrounds hängt der Wetterbericht für die nächsten Tage: mostly/partly cloudy, Thunderstorms, Showers, Temperaturen um die 70° Fahrenheit (um die 20°) – viel zu kühl für die Jahreszeit. Unsere Gesichter werden immer länger, als wir nochmals einen Blick in die Beschreibung des Negro Bill Canyon Hikes werfen: wir müssen auf den 4,5 Meilen im „Narrow Canyon“ mehrmals durch den Fluss und das bedeutet nasse Füsse. Über die Flash Flood Gefahr im Canyon finden wir nichts. Sicherheitshalber verabschieden wir uns wegen der unsicheren Wetterlage für heute vom Negro Bill Canyon und fahren weiter gen Moab.

Wir haben noch Alternativen für eine Wanderung. Im Internet bin ich auf Fotos von einem Gebiet gestossen, dass sich Behind the Rocks nennt, und nicht weit vom Stadtzentrum Moab entfernt sein soll. Je nach Lust und Laune kann man hier zwischen 1 und 5 Stunden durch bizarre Felsformationen wandern und für den Fall dass man noch nicht genug Navajo-Sandstein genossen hat, bietet sich das Nachbargebiet des Hidden Valley für weitere Wanderungen an. Für einen Besuch gibt es mehrere Möglichkeiten: Zufahrt über eine Dirtroad 12 Meilen südlich von Moab (wie sie Laurent Matres beschreibt), Zufahrt über den Kane Creek Boulevard in Moab (Beschreibung aus Foghorn Outdoors: Utah Hiking). Behind the Rocks ist bei 4-Wheelern und Mountainbikern populär und kann mit tollen Arches (Pritchett und Tuhkuhnikivats Arch) und einem Labyrinth aus Sandsteinzinnen und -türmen aufwarten. Es gibt keine gekennzeichneten Wanderwege, man läuft einfach der Nase lang und sucht sich seinen eigenen Pfad.

Wir folgen der Beschreibung aus unserem Foghorn Trailguide und biegen bei McDonalds in Moab in den Kane Creek Boulevard ein. Vor lauter Vorfreude vergessen wir jedoch am Abzweig unseren Meilenzähler zu nullen und folgen dem Kane Creek Boulevard vorbei an Sportstätten und durch Wohngebiete. Als irgendwann die Teerdecke endet und die Strasse als Gravel Road weiter in die rötliche Canyonlandschaft von Moab führt, fragen wir uns, ob wir schon die 3 Meilen bis zum unmarkierten Trailhead zurückgelegt haben.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/PICT0161.JPG)
Sind wir an einem Viehgatter vorbeigefahren ? Ich meine ja, ungefähr in Höhe der verfallenen Felswohnungen aus jüngerer Zeit. Frank stimmt mir zu, wir müssen schon mehr als 3 Meilen unterwegs sein, ihm gefällt die Landschaft aber so gut, dass er der Strasse noch ein Stück folgen möchte. Auf dem groben Massstab des Delorme Atlas & Gazetteer versuche ich den Strassenverlauf zu verfolgen. Laut Karte müsste sogar eine Rundfahrt über Hunter Canyon und Pritchet Canyon oder Hurrah Pass und Jackson Hole möglich sein.

Da wir die Strassenbeschaffenheit anhand der groben Karte nicht abschätzen können, beschliessen wir soweit zu fahren wie es geht und ggf. umzukehren. In der Nähe der Strasse entdecken wir einen grossen Felsbrocken mit Petroglyphen und nach kurzem Abstieg besichtigen wir das stark zerstörte Rock Art Panel und sind uns nicht mal sicher, ob die Felsritzungen tatsächlich indianischen Ursprungs sind.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/ROCKART.JPG)
An einer Kreuzung wissen wir nicht in welche Richtung wir fahren müssen und bereuen zum ersten Mal, dass wir im Store unseres Camprounds nicht die detaillierten Topo Maps von Latitude 40° gekauft haben. Wir folgen der breiteren Strasse und befinden uns noch immer auf der Kane Creek Road, die mittlerweile als Dirt Road immer tiefer in die zerklüfteten Canyons um Moab führt. Wir identifizieren den Kane Springs Canyon. Der Himmel hat sich mittlerweile zu einer einzigen weiss-grauen Wolkensuppe zugezogen und ich befürchte, dass es jeden Moment zu regnen beginnt.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/PICT0167.JPG)
Frank lässt sich davon nicht beirren und chauffiert unseren Trailblazer gelassen durch mehrere  trockene Flussbetten. Ich sorge mich, ob die Flussbetten trocken bleiben, falls wir umkehren müssen, doch Frank hat das Offroad-Fieber gepackt und er denkt gar nicht daran umzukehren.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/PICT0174.JPG)
Wir passieren weitere Campsites und treffen vereinzelt auf geparkte Pick-Ups deren Fahrer mit ATVs hier irgendwo im Gelände umher brettern.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/PICT0172.JPG)
Das beruhigt mich ein wenig, wenn die Strasse bei Regen Gefahr laufen würde, unpassierbar zu werden, wären die ATVler wahrscheinlich schon auf dem Rückweg ?? Ganz wohl ist mir trotzdem  nicht, zumal der Strassenzustand sich zunehmend verschlechtert. Frank umkurvt gekonnt die ärgsten Rippen und gewaltige Schlaglöcher, zirkelt den Trailblazer souverän durch tiefe Washes und über hochragende Felsbrocken. In einer Kurve die von einem weiteren Wash durchzogen ist, ist die Strasse zum Teil weggespült, auf der anderen Seite grenzen Felsvorsprünge den Aktionsradius ein. Ich verabschiede mit schon mal gedanklich von unserer Ölwanne, doch Frank nimmt auch gekonnt dieses Hindernis.

Etwa ½ Meile vor uns sind zwei hochbeinige Jeeps unterwegs die jetzt auf einer ebenen Fläche parken und eine Ladung Jeeptouristen ausspucken. Bevor wir zu dem Plateau gelangen, sind die bunten Geländewagen bereits wieder unterwegs und wir haben das Plateau für uns alleine. Wir schiessen Fotos, filmen und geniessen die Aussicht auf die wilde, zerklüftete Landschaft die der Colorado River im Laufe der Zeit in den Sandstein gegraben hat.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/99270020.JPG)
Wir verfolgen den Strassenverlauf und sehen die Jeeps plötzlich nur noch ganz langsam vorwärts kommen. Dort scheint ein wirklich schwieriges Hindernis zu sein, es vergehen 2 Minuten bevor die Fahrzeuge wieder mehr Fahrt aufnehmen können.

Meine Bitten umzukehren, werden jetzt erhört, zumal der Himmel jetzt von grau-schwarzen Wolken verdunkelt wird. Bei dem Gedanken an die ganzen Washes die wir auf dem Rückweg wieder durchfahren müssen, werde ich ganz blass, auch Frank ist die Grosswetterlage jetzt nicht mehr geheuer und er gibt auf dem Rückweg ordentlich Kitt. Wir haben eine markante Stelle ausgemacht, nach dessen Passage wir wahrscheinlich nicht mehr festsitzen würden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Kurze Zeit später tropft der erste Regen auf die Scheibe, zunächst noch spärlich, doch es dauert nicht lange bis dicke Regentropfen gegen die Scheibe trommeln. Frank meint noch immer halb so schlimm, aber nur deswegen, weil wir genügend Lebensmittel, unsere Fleeceinlets und eine gute Ausrüstung an Bord haben. Er möchte trotzdem nicht im Schlamm festsitzen und gibt weiterhin Gas.

Das haarige Flussbett ist noch immer trocken, nur ein wenig matschig, aber das bewältigt unser Trailblazer locker. Die Staubwolke hinter unserem Fahrzeug verschwindet, bei Nässe haftet der Belag. Es ist jetzt nicht mehr weit bis zu der Stelle die wir als kritisch eingestuft haben und wir scheinen den Wettlauf mit den Elementen zu gewinnen. Als wir uns nach Durchfahrung dieses breiten Flussbettes auf der anderen Seite des Canyons wieder nach oben schrauben, kann ich wieder lächeln und der Abenteuergeist übernimmt wieder die Oberhand. Bald haben wir wieder Gravel unter den Reifen und als wir wieder auf Asphalt fahren mache ich den Vorschlag, den Schauer abzuwarten und bei McDonalds den Meilenzähler zu nullen, den vorhin verpassten Trailhead zu suchen und doch noch zu wandern. Dies stösst bei Frank auf wenig Gegenliebe:  Bist Du wahnsinning, Du hast doch gelesen, dass der Aufstieg steil und bei Nässe rutschig und nicht ungefährlich ist. Ich halte mich nicht für wahnsinniger als er, der bei drohendem Regen immer weiter auf einer Dirt Road fährt. Doch ich schmolle diesmal nicht, sondern kümmere mich um Plan B. Es gibt ja noch einen Weg um Behind the Rocks zu erleben: die Poison Spider Mesa.

Doch zunächst halten wir in Moab im City Market und gönnen uns jeder einen knackigen Salat von der Salad Bar. Als wir aus dem Supermarkt kommen, hat der Regen nachgelassen und auf dem Campground ist es wieder trocken. Wir geniessen unseren Salat mit Hähnchenbrust, Ei, Tomaten, Gurken, Champignons, Ham, Käse und Ranch Dressing und wir planen den Rest des heutigen Tages.

Gegen die asphaltierte Potash Road und den „kurzen“ Aufstieg zur Poison Spider Mesa hat Frank nichts einzuwenden, anschliessend wollen wir uns noch um unseren Schmutzwäscheberg kümmern. Bei noch immer bedecktem Himmel fahren wir auf der US 191 nach Norden und biegen 3 Meilen nördlich von Moab in die State Road 279 ein. Die Potash Road trägt den Beinamen Lower Colorado River Scenic Byway und folgt nach kurzer Zeit den Windungen des Colorado Rivers. Wir beschliessen die Potash Road bis zum Ende des Asphalts zu erkunden und nach den Trailheads zur Poison Spider Mesa und Corona Arch Ausschau zu halten.

An der Wallstreet entdecken wir in den Felsen Rockclimber, wenig später halten wir um die Indian Paintings zu bewundern. Ich kann nicht wirklich viel erkennen und so fahren wir alsbald weiter zu den Dinosaur Tracks. Auf dem Parkplatz, der gleichzeitig der Trailhead zur Poison Spider Mesa ist, beginnt es wieder leicht zu regnen und wir verbringen etwa 30 Minuten damit, das Ende des Schauers abzuwarten. Kaum ist der letzte Regentropfen auf die Scheibe gefallen, springen wir aus dem Auto, schultern die Rucksäcke und beginnen den Aufstieg über die Jeep-Route. Wagemutige SUVler könnte die Piste auch noch ein Stück nach oben fahren, doch ein Blick auf die derben Felsabsätze am Beginn genügt, wir hatten wir heute schon genug Offroad-Abenteuer.

Also stapfen wir den steilen Jeep-Track nach oben und kommen ganz schön ins Schnaufen. Frank brummelt, hoffentlich würden sich die Mühen auch lohnen und hechtet dann mit einem Sprung von der Strasse, als zwei ATVs im Höllentempo um die Kurve brettern. Sie sind genauso erschrocken wie wir, halten kurz an und entschuldigen sich für die unvorsichtige Fahrweise. Kein Problem, Franks Reflexe haben ihn ja vor einem Schaden bewart, Adrenalin pumpt trotzdem durch unsere Gefässe und wir rasten eine Weile, bis sich unser Pulsschlag wieder normalisiert. Da einige ATV-Spuren cross-country, abseits der Piste führen, beschliessen wir, die endlosen Kehren ebenfalls durch eine Cross-Country-Route abzukürzen. So ist der Aufstieg zwar noch steiler aber wir sparen einiges an Zeit und verkürzen die 2,5 Meilen Distanz ein wenig. Langsam tauchen hinter den Felswänden die ersten Spitzen auf, der Colorado River und die Strasse wird immer kleiner, die Sicht leider nicht besser.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/POISON-SPIDER.JPG)
Es ist so trüb, dass von den La Sal Mountain-Gipfeln, die über den roten Felsen drohnen, nichts zu sehen ist.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/BEHIND-THE-ROCKS.JPG)
Schade - gerade die schneebedeckten La Sal Mountains hätten einen reizvollen Kontrast über den Felsnadeln von Behind the Rocks ergeben. Da es immer mehr eintrübt, und sich bereits der nächste Regenschauer ankündigt, steigen wir gar nicht bis zur optimalsten Fotostelle hinauf, sondern schiessen ein paar Fotos, filmen ein wenig und steigen wieder ab.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/POISON-SPIDER-MESA.JPG)
Wir schaffen es noch trocken bis ins Auto auf dem Weg zum Corona Arch Trailhead klatschen aber die nächsten dicken Tropfen auf die Windschutzscheibe und der Hike zum Corona Arch ist für heute gestorben. An der Gold Bar Recreation Site laufen wir auf der betonierten Bootsrampe bis zum Colorado und besichtigen die Landungsstelle der Raftboote.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/JUGHANDLE-ARCH.JPG)
Am Long Canyon halten wir für ein Foto des Jug Hundle Arch, fahren bis zum Ende des Asphalts, wenden dann und fahren gemächlich zurück nach Moab um unsere Schmutzwäsche zu waschen. Zuvor fahren wir aber nochmals in den Supermarkt, um uns nach dem wettertechnisch durchwachsenem Tag wenigstens ein anständiges Abendessen zu gönnen.

Bepackt wie die Nikoläuse mit zwei grossen blauen Müllsäcken stapfen wir nach Rückkehr auf den Campground zum Laundry und füllen 2 Maschinen mit Wäsche, die wir zuvor in Hell und Dunkel sortiert haben. Nachdem wir auch noch genügend Quarters für die anschliessende Trocknung eingetauscht haben, kehren wir zur Campsite zurück um uns ums Abendessen zu kümmer. Frank brät Fleisch, ich bereite die Hash Browns und den Salat vor. Uns gegenüber campt eine Reisegruppe von Trek America, die es geschafft haben, 5 Zelte auf einem gekiesten Stellplatz zu platzieren. Dafür können sie wahrscheinlich jeden Atemzug im Nachbarzelt hören. Nach dem Essen schichte ich die Wäsche in den Trockner während Frank sich um den Abwasch kümmert und die beiden Latitude 40° Topomaps im Campgroundstore käuft.

Wir besprechen den nächsten Tag: wir wollen zum Sunrise am Mesa Arch und gehen daher früh schlafen. Hoffentlich spielt das Wetter mit.

Gefahrene Meilen: 85
Übernachtung: Moab Valley RV Resort 20,71 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: User1211 am 29.11.2006, 13:42 Uhr
Mal ne blöde Frage zwischendurch, warum machst Du denn das Nummernschild am Auto unkenntlich?
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 29.11.2006, 14:09 Uhr
Zitat von: User1211
Mal ne blöde Frage zwischendurch, warum machst Du denn das Nummernschild am Auto unkenntlich?


Halte mich für paranoid, aber weil das Internet und damit auch jedes Forum ein öffentlicher Ort ist und es nicht auszuschliessen ist, dass ein Webnutzer (kein Forumer!) kriminelle Energien entwickelt und mit unserem License-Plate Unfung treiben könnte, habe ich die Kombination mit einem Bildbearbeitungsprogramm retouchiert.

Übrigens Nicht wegen den Vermietbedingungen: Alamo würde uns wohl trotzdem ausfindig machen können, wenn sie sehen wohin wir mit dem Trailblazer noch überall gefahren sind. ;-)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Scooby Doo am 01.12.2006, 11:37 Uhr
Hallo Kate,

schön, dass es weiter geht.

Fragt man euch eigentlich, aus welchem Land ihr kommt oder einfach nur, woher ihr kommt (Where are you from?)? Letzteres hat nämlich nichts damit zu tun, dass ihr Europäer seid und sie es ggf gemerkt haben, denn wenn ich mit einer Gruppe Amis unterwegs war, haben die sich auch ständig gegenseitig gefragt, woher sie kämen, wobei dann meist Bundesstaaten genannt wurde.

Zitat
Wir folgen der Beschreibung aus unserem Foghorn Trailguide und biegen bei McDonalds in Moab in den Kane Creek Boulevard ein. Vor lauter Vorfreude vergessen wir jedoch am Abzweig unseren Meilenzähler zu nullen und folgen dem Kane Creek Boulevard vorbei an Sportstätten und durch Wohngebiete. Als irgendwann die Teerdecke endet und die Strasse als Gravel Road weiter in die rötliche Canyonlandschaft von Moab führt, fragen wir uns, ob wir schon die 3 Meilen bis zum unmarkierten Trailhead zurückgelegt haben.


Hihi, das ist uns auch mal passiert. Da wir aber nicht mehr weiter wussten, sind wir extra zurück zum Abzweig gefahren und haben dort genullt.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 01.12.2006, 17:34 Uhr
Hi Markus,

schönes Nikolausmützchen. :)

Zitat
Fragt man euch eigentlich, aus welchem Land ihr kommt oder einfach nur, woher ihr kommt


Wir werden meistens gefragt "Hi, where are you guys from" und häufiger auch direkt aus welchem Land, irgendwie sieht man es uns doch an, dass wir keine Amerikaner sind.

Frank meint, dass es nicht nur am Schuhwerk (wir haben häufig unsere hohen Bergstiefel an) liegt, sondern auch an unserer Trekkingkleidung, mit der Amerikaner nicht so alltäglich unterwegs sind. Die Fishing und Huntingkleidung der Amis sieht anders aus als unsere Hikingausrüstung.

Zitat
Hihi, das ist uns auch mal passiert. Da wir aber nicht mehr weiter wussten, sind wir extra zurück zum Abzweig gefahren und haben dort genullt.

Da das Wetter im Moab wirklich bescheiden war, haben wir es diesmal nicht nach "Behind the Rocks" geschafft, aber ich würde auch nie ernsthaft eine Südwestreise ohne Moab planen und jetzt haben wir noch mehrere interessante Sachen round Moab offen. :D

@All:
Fortsetzung folgt wahrscheinlich erst nach dem Wochenende, da ich 2 Tage unterwegs bin und Abends keinen schnellen DSL zur Verfügung habe um noch die Bilder für den Tagesbericht upzuloaden.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 02.12.2006, 13:54 Uhr
Donnerstag, 21. September 2006

Um 4.30 Uhr reisst uns der unerbittliche Alarmton des Weckers aus unseren Träumen. Während Frank mit dem Reissverschluss seines Schlafsacks kämpft, murmele ich: Ich steht nicht auf, es ist sowieso stark bewölkt und da lohnt sich der Mesa Arch nicht.
Als ich ihn nach dem Wetter frage, antwortet er nur, schau selbst und verschwindet Richtung Waschraum. Die Neugier siegt schliesslich über die Müdigkeit und ich schäle mich auch aus meinem Schlafsack. Ein Blick aus dem Zelt genügt: am Himmel vom Moab funkeln hunderte von Sternen, kein Wolkenschleier trübt den Blick.
Schlagartig bin ich hell wach und krieche nur noch mal ins Zelt um in meine Kleider zu schlüpfen. Als Frank aus dem Bad kommt, habe ich sogar schon die Schuhe geschnürt und verschwinde noch kurz, um die Zähne zu putzen und für einen Bürstenstrich. Die von der Nacht zerzausten Haare lassen wir unter einer Baseballmütze verschwinden und um 4.45 Uhr fahren wir mit unserem Trailblazer so leise wie möglich vom Campground.

Auf der US 191 North ist kein Auto unterwegs und wir nutzen die zulässige Höchstgeschwindigkeit aus. Wir haben es versäumt, uns nach den genauen Sunrise-Zeiten zu erkundigen und so sputen wir uns, um die ersten Sonnenstrahlen über den Canyonlands nicht zu verpassen. Bis zum Besucherzentrum des Island-in-the-Sky-Bezirks sind es von Moab 31 Meilen, bis zum Mesa Arch noch etwa 6 Meilen mehr. Mit erreichen der State Road 313 sinkt unser Meilenmittel, es ist stockdunkel. Das schlechte Licht des Trailblazers leuchtet die Fahrbahn nur ungenügend aus.

Als wir den Parkplatz des Mesa Arch Trailheads erreichen, parkt bereits ein weiteres Auto dort und Fahrer samt Beifahrer dösen noch ein wenig im Wagen. Während wir noch unseren Rucksack mit der Fotoausrüstung packen, biegt ein weiteres Fahrzeug auf den Parkplatz ein und jetzt herrscht allgemeine Aufbruchstimmung. Zu fünft machen wir uns auf den Weg. Mit unseren Stirnlampen ist die Orientierung kein Problem und wir haben die ½ Meile zum Plateaurand schnell zurückgelegt. Der Morgen graut bereits, als wir unsere Stative errichten. Es herrscht erwartungsvolle Stille, erst als ein weiteres Paar den Arch erreicht, kommen so langsam die ersten leisen Gespräche in Gang. Jeder experimentiert noch mit der Stativhöhe und die digitalen Spiegelreflex-Kameras klicken bereits für die ersten Aufnahmen. Die Resultate sind jedoch noch ernüchternd, und die Bilder werden wieder gelöscht. Langsam zeigen sich jetzt die ersten Farben: zartes rosa, tiefes Blau und davor die schwarze Silhouette des Mesa Arch. Wenn man genau hinschaut, erkennt man bereits den Durchbruch des Washer Women Arch in der Tiefe.

Ein unheimliches Husten reisst uns aus unseren Gedanken, es hört sich mehr tierisch als menschlich an. Als ein weiterer Fotograph ankommt, ordnen wir ihm dieses Geräusch zu. Jetzt sind echte Profis am Werk: die Kameraausrüstung muss mehrere Tausend Dollar wert sein, das Display misst mind. 10 cm Breite und die Beine des Stativs haben den Durchmesser eines Besenstils. Wir sind die einzigen, die noch eine Kleinbild-Spiegelreflex auf unser Stativ gesteckt haben, alle anderen fotographieren mit digitalen Canon- oder Nikon-SLR. Jetzt ist auch Frank davon überzeugt, dass die Tage unserer liebgewonnenen Minolta Dynax gezählt sind. Mit unserer 2. Kamera, einer digitalen Zoomcamera schiesse ich auch die ersten Fotos und die ersten Scherze machen die Runde.

Ein lautes Stolpern lässt die Runde jäh herumfahren, ein stattliches Bighornsheep mit mächtigem Gehörn verschwindet in nur 30 m Entfernung über den Sandsteinhügeln. Mein Foto ist verwackelt, da es noch zu dunkel ist und sich der Bock zu schnell bewegt hat, aber jetzt haben wir den Ursprung des tiefkehligen Hustens identifiziert.

Langsam werden die Farben intensiver, aus dem zarten rosa werden Gelb-Orange-Töne, das dunkle Blau hellt sich auf. Noch immer ist keine Spur von Glühen im Bogen wahrnehmbar und die nächsten leisen Unterhaltungen drehen sich darum, wie man mit Photoshop das intensive Glühen retouchieren kann. ;)

Die Sonne hat mittlerweile die wärmenden Strahlen über die Ebene unterhalb des Plateaus verteilt, Washer Women Arch und Airport Tower strahlen bereits in einem sanften Licht. Plötzlich das erst zarte Glimmen auf der Unterseite des Mesa Arches, wir halten den Atem an, doch noch immer hat das ausstrucksstarke Farbenspiel nicht richtig begonnen. Das Leuchten nimmt etwas zu. Die Kameras klicken bereits ordentlich, nur ein älterer Herr bleibt völlig gelassen, er hat noch keine einzige Aufnahme gemacht, er scheint genau zu wissen, was uns erwarten wird. Meine Speicherkarte ist bereits voll, ich wechsle sie schnell, Frank legt zwischenzeitlich einen neuen Film ein: auch er hat bereits 7 Kleinbild-Fotos verschossen. Rechts des Mesa Arches beginnen die Felsen zu glühen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/PICT0199.JPG)
Noch immer ist das Leuchten im Mesa Arch eher schwach, die Sonne steht noch zu tief um alle Schatten auf der Unterseite des Bogens zu vertreiben. Kurze Zeit später ist die Sonne so hoch, dass sich das Gegenlicht bereits störend auswirkt, sollte dass schon alles gewesen sein ?

Langsam dämmert es mir, die Sonne muss auf gleiche Höhe des Arch steigen, dann wird das Leuchten am stärksten sein. Wir harren weiter aus, es ist noch kühl und ich bin dankbar für die lange Unterwäsche, die ich unter meine Hose gezogen habe. Trotzdem fröstelt es mich. Gemächlich steigt die Sonne nach oben und verschwindet allmählich hinter dem Felsbogen des Mesa Arch. Jetzt ist die beste Fotozeit und es kommt auch Bewegung in den älteren Herrn.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/99270008.JPG)
Wir wechseln zwischendurch die Standorte, alles bleibt locker, es gibt keinen Streit um die besten Plätze, jeder darf mal nach vorne, in die Mitte, nach Links, es bleibt sogar Zeit für ein paar Fotos mit den Fotographen im Bogen.

Das gemeinsame Warten hat uns zu einer harmonischen Zweckgemeinschaft verbunden. Noch etwas Filmen mit dem Camcorder, ein letzer Schuss von scharf rechts, die Sonne taucht über dem Bogen auf, das Holzkohleartige Glühen erlischt, das Spektakel ist vorbei.  

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Aus den Rucksäcken werden die Thermoskannen und Sandwiches geholt, auf den Digitaldisplays die Bilder bewundert. Nachdem wir uns die nähere Umgebung angesehen haben, verabschieden wir uns und einer nach dem anderen verschwindet über den Trail zum Parkplatz.

Gegenüber des Parkplatzes drohnt eine fotogene Felsformation, die wir noch ablichten. Wir haben unser Frühstück im Auto und unsere Mägen verlangen immer fordernder nach Nahrung. Ein Blick auf die Karte und unser Frühstücksplatz steht fest: die Picnic Area beim White Rim Overlook. Dort machen wir es uns mit French Baguette, Putenbrust-Aufschnitt und Jacobs Cappucino gemütlich. Die Aussicht ist genial, wir haben uns eine Sitzgruppe direkt in der Nähe eines knorrigen alten Baumes ausgesucht, der sich bereits über die Abbruchkante beugt.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/03360019.JPG)
Unter uns die weitläufige Landschaft der Canyonlands mit den eindrucksvollen Verwitterungen der White Rim Kante. Nach dem Essen laufen wir die paar Meter zum Canyonrand und erblicken ganz klein in der Tiefe die Fahrspur des White Rim Trails, auf dem wir heute auch eine kurzes Stück zurücklegen möchten. Wir müssen uns losreissen, fahren zum Grand View Point, wo uns eine französische Reisegruppe entgegenkommt. Wir folgen ein Stück weit dem Grand View Trail bis wir eine gute Position für ein Foto gefunden haben.

Über dem Herzstück des Grand View Points, den verwitterten Steinsäulen des Monument Basins scheint uns die Sonne direkt in die Kamera und die Bilder sind trotz Polfilter und Sonnenblende viel zu hell. Hier ist der Nachmittag die bessere Zeit. So lange können wir nicht warten, wir stoppen noch am Green River Overlook und erblicken in der Ferne das grüne Band des Green Rivers, der hier durch den Stillwater Canyon fliesst. Die weitläufige Landschaft ist faszinierend. Da der Vormittag bereits ziemlich fortgeschritten ist und Frank auch nicht viel Lust auf  Indianerruinen hat, streichen wir sowohl die Aztec Butte Ruin als auch die False Kiva an der Upheaval Dome Road aus dem Programm, bewundern noch den Candlestick Tower ...

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/03360014.JPG)
... und machen uns direkt auf dem Weg zum Shafer Canyon Overlook, gegenüber des Visitor Centres. Um uns die abenteuerlichen Serpentinen, die wir gleich hinunterfahren wollen, aus der Vogelperspektive anzuschauen, klettern wir auf den mit einem Geländer gesicherten Hügel.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/03360013.JPG)
In der Tiefe erkennen wir ganz klein ein Fahrzeug, dass mitten auf dem Trail parkt. Kann es auch, es herrscht trotz bester Wetterverhältnisse kaum Verkehr. Uns hält es nicht mehr auf dem Plateau, wir wollen hineintauchen in die braunrote Welt des Shafer Canyons und biegen rechts auf die unbefestigte Strasse ab. Zunächst beginnt der Shafer Trail noch harmlos, lediglich die waschbrettartigen Rippen in der Fahrbahn lassen die Edelstahltassen in der Spülschüssel klappern. Wenig später stehen wir oberhalb der ersten Kehre und diese Perspektive ist nichts für Passagiere mit Höhenangst.

Schnell ein Foto und ein Camcorderschwenk und weiter geht’s. Als uns ein Jeep entgegenkommt, der unsere Fahrspur mitbenutzt und dabei mitten durch eine grosse Pfütze fährt und das braune Wasser ordentlich nach oben spritzt, scherzen wir noch, dass das Show für die Gallerie war. An der Stelle angekommen, müssen wir uns jedoch revidieren: hier ist die halbe Fahrbahn weggeschwemmt und da wo eigentlich die Fahrspur sein sollte, sieht man nur noch die Wurzel eines sich an den Abhang klammernden Strauches. Mit deutlich mehr Respekt setzen wir unsere Fahrt fort und schrauben uns die engen, steinigen Kehren nach unten. Immer wieder müssen wir unser Tempo auf Schrittgeschwindigkeit verlangsamen, da Felsabsätze und geröllige Abschnitte zu passieren sind. Unsere Edelstahltassen tanzen mittlerweile einen nervtötenden Sambarhythmus und wir umwickeln zusätzlich auch noch das Edelstahlgeschirr mit unserem Spüllappen/Geschirrtuch um die Fahrgeräusche erträglich zu machen. Eine besonders steinigen Stelle entlockt uns beiden gleichzeitig ein „Ach Du Sch...eibenkleister“ und ich springe aus dem Wagen um die dicksten Felsbrocken aus der Fahspur zu hieven, halte den Abschnitt aber vorher noch auf einem Foto für die Nachwelt fest.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/PICT0044.JPG)
Das sollte nicht die letzte Bewährungsprobe für unseren Unterboden sein, doch Frank schafft es, mit nur einem klitzekleinen Ausetzer den Trailblazer durch den Shafer Canyon Richtung White Rim Road zu zirkeln. Sehr gesprächig sind wir beide nicht, die Piste erfordert ernorme Konzentration. Wir stoppen gelegentlich um uns die Landschaft anzuschauen und die Stille zu geniessen. Es sind kaum Fahrzeuge unterwegs und so winkt man den wenigen freundlich zu. Jeder der den Shafer Trail als einfache Dirt Road bezeichnet, ist entweder mit einem „echten“ Offroader unterwegs oder kennt den Trail noch aus besseren Zeiten. Wir finden die Piste jedenfalls anspruchsvoll und sind froh, als wir den Abzweig zur Potash Road erreichen.

Da wir trotz der steinigen Abschnitte noch nicht Genug Offroad-Vergnügen hatten, biegen wir in die White Rim Road ein, um zumindest die fünf Meilen bis zum Musselman Arch zurückzulegen. Zu Beginn ist die White Rim Road in einem deutlich besseren Zustand als der Shafer Trail, aber schon bald queren wir auch hier Felsbänder und umfahren tiefe Löcher und zirkeln über Geröll. Am Goosenecks Overlook legen wir einen Halt ein und laufen die ½ Meile bis zum Aussichtspunkt über eine fotogene Schleife des Colorado Rivers. Die gleiche Schleife kann man aus anderer Höhe übrigens vom Dead Horse Point State Park besichtigen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/03360007.JPG)
Um die Schleife komplett zu fotographieren, bräuchte man ein Weitwinkel, das wir nicht haben und so fotographieren wir jeweils einen Teil und schwenken den Camcorder für ein Panorama. Jetzt wird es wieder besonders steinig und Frank navigiert unseren Trailblazer vorsichtig über und um die ärgsten Hindernisse und Rippen. Der Musselman Arch ist sogar beschildert, ein einsames Holzschild weißt auf den Musselman Arch Trail hin. Vom Arch ist noch nichts zu sehen, er spannt sich in etwa auf Höhenniveau der Abbruchkante zwischen  tonnenartige Verwitterungen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/PICT0070.JPG)
Der Arch ist stabil und breit, trotzdem beschleicht mich beim Überqueren ein mulmiges Gefühl – ein Schwindelanfall hier und der Trailblazer hätte einen Passagier weniger. Auch Frank zögert zunächst, doch auch er läuft für den Videofilm über den Steinbogen. Leider sind keine anderen Besucher da, die uns fotographieren könnten und eine Aktion mit Stativ und Selbstauslöser ist uns auf dem Bogen zu gewagt. Wir fahren noch etwa 1 Meilen weiter und versuchen noch eine Distanzaufnahme, aber der Musselman Arch verschwindet im Canyon und so kehren wir um, damit wir über die Potash Road zurück nach Moab fahren können.

Es ist bereits Nachmittag und an einem grösseren Pullout bereiten wir unser Mittagessen aus der Konserve zu und fahren anschliessend weiter. Vom Zustand her ist zwischen dem unasphaltierten Teil der Potash Road und des Shafer Trails kaum ein Unterschied, trotzdem hat es ein Strassenfahrzeug bis zu einer weiteren Schleife des Colorado an der Potash Road geschafft. Wir halten kurz und schauen in die Schlucht, fahren bald weiter und haben den Strassen-PKW als Verfolger im Nacken. An steinigen Stellen fällt er zurück, holt aber auf den ebeneren Abschnitten mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal wieder auf. Ein kurzer Halt und wir sind den Drängler los und wünschen ihm und seiner Ölwanne viel Glück.

In der Ferne leuchten bereits die blauen, mineralischen Ablagerungsbecken des Pottasche-Betriebes und wir fahren eine ganze Weile über das weitläufige Betriebsgelände, bevor wir wieder auf die Asphaltdecke der State Road 279 treffen. Obwohl wir den Abschnitt bereits kennen, halten wir erneut am Jughandle Arch und an der Gold Bar Recreation Site. Mittlerweile ist es ziemlich bewölkt, wir sind aber froh, dass wir den Shafer Trail bei bestem Wetter fahren durften.

Am Coronar Arch Trailhead parkt ein weiteres Auto und wir schultern zum Ersten Mal für heute die Rucksäcke und sind dankbar, dass wir nach den Stunden im Auto ein wenig laufen können. Den Corona Arch Trail findet man auch im Foghorn Outdoors Utah Hiking Guide, für die deutschsprachigen Hiker hat Fritz Zeher jedoch eine hervorragende Trailbeschreibung (http://www.zehrer-online.de/htm_hikes_corona.htm) auf seiner schönen Internetseite. Wir gehen durch ein Viehgatter, queren die Bahngleise und steigen den Steinmännchen folgend den Trail in den Bootlegger Canyon hinauf. Laut Fritz Zehrer soll man als erstes den Pinto Arch sehen – wir können ihn aber nicht entdecken. Dafür treffen wir bald auf die Aufstiegshilfen, klettern die kurze Eisenleiter hinauf und laufen am Drahtseil entlang, das man aber eigentlich nicht bräuchte. Wir haben den Corona Arch bereits in der Ferne entdeckt, auch den Bow Tie Arch sehen wir und halten auf dem markierten Pfad direkt darauf zu. Ein Paar mit Hund kommt uns entgegen, dass müssen die Fahrer des anderen Wagens sein und wir grüssen uns freundlich.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/BOWTIE.JPG)
Am Bow Tie Arch stoppen wir kurz und blicken in den Alkoven mit dem imposanten Durchbruch hinauf. Man sieht die schwarzen Rückstände, die eindringendes Wasser hinterlassen hat. Immer wieder schweift unser Blick ab zu dem gewaltigen Bogen in der Nähe. Little Rainbow Bridge ist treffend, aber klein ist sie wirklich nicht. Wir verrenken uns die Hälse um im Arch nach oben schauen zu können.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/CORONA.JPG)
Erst der Grössvergleich mit einem Menschen, verdeutlicht die imposanten Ausmasse dieses Wunderwerks der Natur. Ein Vergleich mit dem Delicate Arch drängt sich förmlich auf, wobei der Delicate Arch aufgrund seiner freistehenden Erhebung auf einem Slickrock-Plateau noch eindrucksvoller ist. Doch auch Corona Arch ist die kleinen Mühen des Anstiegs wert, und dazu haben wir den Bogen für uns alleine. Corona Arch misst beeindruckende 140 x 105 ft (~ 42 x 32 m) und angeblich soll ein heimischer Pilot mit einer Propeller-Maschine unter dem Bogen durchgeflogen sein.

Die Umgebung hier im Bootlegger Canyon erinnert uns ein wenig an die Sandsteinformationen im östlichen Abschnitt des Zion National Parks, Frank geht sogar so weit, dass die Landschaft auch ein wenig Ähnlichkeit mit den Coyote Buttes aufweisen kann. Schade, dass es bereits später Nachmittag ist, wir wären dem Canyon gerne noch weiter gefolgt. Auf der Karte laufen die Höhenlinien irgendwann so eng zusammen, dass uns eigentlich ein Dryfall erwarten müsste, den man, wenn ich die Karte korrekt deute, bei rechtzeitigem Verlassen des Canyonverlaufs auf relativ ebenem Terrain umgehen kann. Doch für weitere Abenteuer ist es heute zu spät. Beim Abstieg halten wir nochmal nach Pinto Arch Ausschau und sehen ihn peinlicherweise wieder nicht. Jetzt würde uns das GPS helfen, doch das haben wir im Auto gelassen, da wir nicht ernsthaft mit Orientierungsproblemen gerechnet haben. Langsam wandern wir zurück zum Auto, gehen zuvor noch weiter nach Westen, sehen aber auch dort keinen Pinto Arch und beenden offiziell unsere Suche mit der Erkenntnis, dass aus Canyoncrawlern nicht so einfach Archhunter werden. ;)

Zurück auf dem Campground lassen wir beim Kochen diesen erlebnisreichen Tag Revue passieren und ich beschliesse den Hot Tub zu nutzen. Nachdem ich mir unter der Dusche den Staub des Tages abgespült habe, laufe ich mit Bikini und Badetuch frierend zum Pool und tauche ein in die warme, blubbernde Wasserlandschaft des Hot Tubs.

Gefahrene Meilen: 105
Übernachtung: Moab Valley RV Resort 20,71 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 02.12.2006, 23:27 Uhr
Hallo Kate,


Ein perfekter Tag!! :applaus: Genau so wie ihr ihn bestritten habt, möchte ich das ja im nächsten Jahr auch auf meiner Utah Tour machen.
Das Bild vom Mesa Arch ist ja einfach nur genial. Dafür stehe dann sogar ich Langschläfer gerne früh auf. :lol:

Und das Bild vom Shafer Trail sieht ja auch ganz abenteuerlich aus. Aber trotzdem, der Trail muß einfach im nächsten Jahr sein.
Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Tage eurer Tour und bin gespannt, was ihr noch so gesehen habt, was auf meiner Liste für nächstes Jahr steht.


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: JohnMcEnroe am 03.12.2006, 11:39 Uhr
(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CL/PICT0044.JPG)

jetzt weiss ich auch warum die mietwagenfirmen reinschreiben das man nur auf befestigten straßen fahren darf :D  :D  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 04.12.2006, 01:03 Uhr
Toller Bericht :)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 05.12.2006, 20:59 Uhr
Hallo,

schön dass Ihr noch immer an Bord seit.

Ich hoffe ihr habt die Regenschirme griffbereit, in Moab erwarten uns wieder die Unbilden des Wetters.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 05.12.2006, 21:01 Uhr
Freitag, 22. September 2006

Geweckt werden wir in den frühen Morgenstunden von heftigen Winden, die unser Zelt ordentlich durchrütteln, dazu starker Regen, der wie ein Trommelfeuer auf unser Aussenzelt hämmert. Bevor uns der Regen Wasser durch die Lüftungsklappe hineinpeitscht, schliessen wir den Reissverschluss und hadern damit, welche Überraschungen Moab heuer noch zu bieten hätte. Wir versuchen noch ein wenig zu schlafen, doch die entfesselten Elemente toben so geräuschvoll um unsere Hütte, dass an Schlaf kaum zu denken. Irgendwann gleiten wir doch wieder ins Reich der Träume hinein, sind aber bereits wieder vor dem Weckerklingeln wach. Ungebremst entlädt sich das Unwetter weiterhin über unserem Zelt. Zwischen Gewebeplanen und Zeltboden hat sich bereits reichlich Wasser angesammelt, dass sich bei festem Druck mit der flachen Handfläche auf den Zeltboden durch den von Dornen ramponierten Zeltboden drückt, zurück in Deutschland werden wir einiges an Arbeit haben, die Löcher aufzuspüren und den Boden wieder abzudichten. Glücklicherweise halten unsere Isomatten das meiste Wasser zurück, sodass wenigstens die Daunenschlafsäcke trocken bleiben. Eigentlich ist es längst Zeit zum Aufstehen und für Frühstück, bei der Nässe hat selbst Frank keine Lust dazu und wir diskutieren, wer zum Auto hechtet und unsere Trekkingjacken holt. Da ich in unserem Querlieger hinten liege und Frank beim Ausgang, erbarmt er sich schliesslich und als er kurze Zeit später zurück ins Zelt hechtet, sind Haare, Schultern und Gesicht pitschnass.

Ein paar Dollar mehr für einen mit Pavillon überdachten Zeltplatz, wären keine schlechte Investition gewesen, aber so müssen wir sehen, wie wir klar kommen. Wir ziehen uns die Jacken über und die Socken aus, da die Füsse bei den vielen Pfützen nicht trocken bleiben können. Uns gegenüber stehen die Camper von Trek America wie begossene Pudel am Van, haben sich mit Kapuzen notdürftig vor dem Regen geschützt und bereiten das Frühstück zu. Bei der Campgrounderkundung hatte ich eine grosse, überdachte Picnic-Area gesehen und ich schlage vor, unser Frühstück dahin zu verlegen. Wir laufen zum Auto und fahren zur Picnic Area, wo wir uns einen Tisch ziemlich in der Mitte suchen, da der Wind ordentlich Regen unter die grosse Zeltkuppel bläst. Es ist kühl und nass, dazu ein böiger Wind, der unsere Frühstücksutensilien ordentlich durcheinander wirbelt. Frank holt schliesslich das Auto direkt neben die Überdachung und nachdem wir noch den Windschutz unseres Kochers mit Geschirr gegen die Böen beschwert haben, wird sogar das Kaffeewasser langsam warm und wir können frühstücken. Die Picnic Area liegt direkt gegenüber der Cabins und die Bewohner der einfachen Hütten hasten mit zum Teil abenteuerlichem Regenschutz zwischen Waschenraum und Cabin hin und her.

Mit Regen in Moab haben wir zuallerletzt gerechnet, den hätten wir eher in den Rocky Mountains erwartet. Die Planung für den heutigen Tag ist damit so gut wie gelaufen, da wir eigentlich die unbefestigte Strasse im Arches National Park zum Tower Arch und den Marshing Men bei den Klondike Bluffs fahren wollten. Auch unsere weitere Wunschliste in Moab: Onion Creek Road, Mary Jane & Negro Bill Canyon würde warten müssen. Nach dem Frühstück verschwindet Frank im Bad und nach dem Abwasch möchte ich mit dem Trailblazer zurück zum Zeltplatz um mit dem Abbau des Zeltes zu beginnen.

Daraus wird vorläufig aber nichts: beim Zurücksetzen gräbt sich der Trailblazer mit beiden Vorderrädern tief in den aufgeweichten Untergrund ein. Ich steige aus und betrachte mir die Bescherung: die Vorderreifen stecken in etwa 30 – 40 cm Tiefe im Kies fest. Ein Versuch, das Fahrzeug mit 4WD-Unterstützung und Vollgas aus dem Loch zu befreien, führt nur dazu, dass es noch tiefer einsinkt. Ich laufe die paar Meter zum Sanitärgebäude, öffne die Tür zum Herrenwaschraum und rufe: Frank, Du musst sofort kommen, unser Auto versinkt im Kies. Die Antwort ist ein: Ja, ja, ich komme gleich. Am Tonfall höre ich schon, dass Frank die Situation nicht ernst nimmt und ich bekräftige mein Hilfegesuch noch damit, dass es verdammt ernst ist.
Zurück am Auto, naht Hilfe aus den Cabins. Zwei Männer bieten mir spontan ihre Hilfe an und möchten das Fahrzeug aus dem Kies manövrieren. Ich lehne erst mal dankend ab mit dem Hinweis „my husband is coming“, da ich nicht sicher bin, ob ihre Fahrkünste besser sind als meine. Die komplette Umgebung der Vorderräder besteht aus losem Kies, ich als Fussgänger sinke bis zu den Knien ein und mir wird langsam mulmig, da ich die Tiefe der Löcher nicht richtig einschätzen kann. Nach 5 Minuten immer noch keine Spur von Frank und ich laufe nochmals zum Herrenwaschraum und brülle diesmal durch den Türspalt, er solle sich verdammt nochmal beeilen, das Auto würde immer weiter einsinken. Rund um die Vorderreifen, wäre nur noch lockerer Kies. Die Antwort ist ein Fluchen und die Aussage, er käme gleich.
2 Minuten später tritt er dann wirklich aus dem Waschraum und ich sehe ihn schon von Weitem mit dem Kopf schütteln und höre ihn brummeln, wie hast Du denn das angestellt. Meine Antwort besteht aus der Feststellung, dass er den Wagen auf die Picnic Area gefahren hat und dass ich ja nicht ahnen könnte, dass der Untergrund hier nicht so fest ist wie anderswo.

Nachdem Frank den Schlamassel näher inspiziert hat und auch das Publikum hinter den Fenstern der Cabins registriert hat, steigt er in den Wagen und versucht die Geländeuntersetzung zuzuschalten. Dies misslingt und so muss er mit Hi-4WD Vorlieb nehmen. Frank schaltet auf Getriebestufe 1 und gibt gefühlvoll Gas. Die Reaktion des Trailblazers ist jedoch nur ein Durchdrehen der Räder und das Spritzen von Kies. Er ruft mir zu, ich solle zwischen die Tische verschwinden. Nachdem ich mich dort in Sicherheit gebracht habe, gibt Frank Vollgas, wieder stiebt Kies durch die Gegend und das Auto fängt an zu schaukeln und sich leicht zu drehen. Diesmal schafft er es und alle vier Räder sind wieder frei und Frank rollt den Wagen langsam zum Parkplatz des Sanitärgebäudes.
Er geht zurück zur Picnic Area und betrachtet die Krater, die unser Trailblazer hinterlassen hat. Die Löcher sind so tief, dass man sich darin die Beine brechen könnte. Frank gibt mir noch die Anweisung, ich solle schon mal mit dem Schaufeln beginnen, er würde sich fertig anziehen, die Haare föhnen und mir dann helfen.
Mit unserer kleinen Klappschaufel schippe ich die Löcher zu. Ein zeitaufwendiges Unterfangen, also weiche ich auf Körpereinsatz aus und schiebe mit den Füssen/Beinen die aufgetürmten Kieshügel über den Rand in die Löcher, kniee nieder und glätte zum Schluss mit der Schaufel die Oberflächen. Als Frank aus dem Bad kommt, erinnert nichts mehr an unsere missliche Lage und Frank inspiziert anerkennend den Abschluss der Erdarbeiten.

Wir können sogar schon wieder lachen und bedauern es, dass wir in der Aufregung kein Foto unserer eingesunkenen Autos geschossen haben, dass wäre ein schöner Schnappschuss geworden. Ein letzter Lauf über die Picnic Area, noch immer ist der Kiesuntergrund an einigen Stellen so weich, dass man bereits als Fussgänger leicht einsinkt und wir beschliessen den Platzwart davon zu unterrichten. Doch zunächst verschwinde ich im Waschraum, um mir den Schlamm abzuspülen und mich Abreisefertig zu machen. Es regnet noch immer, als wir das klatschnasse Zelt abschlagen und es in einem grossen Müllsack im Kofferraum verstauen. Bei unseren Nachbarn unter dem Pavillion ist der Zeltabbau auch nicht angenehmer, der Wind hat auch hier den Regon  so unter das Überdach gepeitscht, dass auch deren Zelte vor Nässe triefen.

Wir checken aus und unsere Information über den bedenklichen Zustand der Picnic Area stösst beim Angestellten auf ein ungläubiges bzw. uninteressiertes „Really, we will check this later“. Da unser Vorrat an Speicherkarten und Mini-DV-Bändern sich dem Ende zu neigt, biegen wir Richtung Moab Zentrum ab und kaufen bei Radio Shack neue Bänder und eine 1 GB SD-Card, stocken im City Market unsere Lebensmittel auf und verlassen ein regnerisches Moab in Richtung Arches National Park.

Die Sicht ist so trüb, dass man von den La Sal Mountains nichts sieht. Über dem Arches National Park sind zwischen den dunklen Regenwolken noch einige Flecken grau-blauen Himmels zu sehen und so wollen wir unser Glück im Arches National Park versuchen. Wallstreet und Courthouse Towers werden bereits von der Schlechtwetterfront verdunkelt.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/PARKROAD.JPG)
Über der Window Section machen wir noch blauen Himmel aus und wir biegen ab, um vielleicht noch ein Foto des Double-Arches ohne Schatten zu schiessen.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/ELEPHANT.JPG)
Vorbei an der Parade of Elephants erreichen wir die Schleife der Window Section.

Kaum haben wir den Wagen geparkt, verschwindet jedoch auch hier das letzte Blau unter den grau-schwarzen Regenwolken und gerade als wir aussteigen wollen, trommeln die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Wir hoffen noch auf einen kurzen Schauer, doch 15 Minuten später, klatscht der Regen mit unverminderter Intensität auf unser Fahrzeug. Ein Blick zum Himmel, bei Fierry Furnance und im Devils Garden könnte es noch trocken sein, aber auch über diesen Abschnitten drohen bereits düstere Wolken.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/SALT-VALLEY.JPG)
Die Badlands-Szenerie des Salt Valleys und die Felsnadeln von Fierry Furnance finden sich in einem eigenartigen Zwielicht, das die Farben ganz gut zur Geltung bringt. Eingekesselt von gespenstisch grauen Regenwolken, scheinen dies die einzigen Orte im Park zu sein, die noch trocken sind.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/MOAB/FIERRY.JPG)
Wir schiessen ein paar Fotos und treffen in der Nähe des Sand Dune Arch Trailheads auf den zweiten Abzweig der Salt Valley Road. Hier startet die Rundfahrt durch das Salt Valley, doch die etwa 20 Meilen Tour auf unbefestigter Strasse können wir bei diesen Verhältnissen unmöglich riskieren. Wir fahren weiter Richtung Devils Garden und hoffen auf eine Regenpause. Der Parkplatz ist trotz des Mistwetters gut besucht und die Autos parken bis zum Campground am Strassenrand. Die Besucher sehen mit ihren Kapuzen und Regencapes aus wie die Zwerge und viele Unerschrockene machen sich auf dem Weg zum Landscape Arch.

Wir haben den Landscape Arch und den Primitive Trail des Devils Gardens bereits vor 6 Jahren bei bestem Wetter erlebt und fahren weiter, stoppen nochmal am Visitor Centre um uns nach dem Zustand der Salt Valley Road zu erkundigen. Die Ranger haben heute noch keine Kontrollfahrt unternommen, vermuten aber, dass die Strasse abschnittsweise impassable wäre  – zumal einige Washes zu durchfahren sind. Das gleiche haben wir uns auch schon gedacht, und auch nicht ernsthaft grünes Licht für die Tour erwartet. Wir streifen nochmal durch den Shop, erstehen ein paar nette Souvenirs und verlassen dann den Arches National Park, über dem sich noch immer tiefschwarze Unwetterwolken ballen.

Die Wolken verfolgen uns hartnäckig und immer wieder müssen wir auf dem Highway 191 trotz 4WD die Geschwindigkeit fast auf Schritttempo reduzieren, da sich gewaltige Wassermengen über unser Auto  auf die Fahrbahn ergiessen. Von den Felsen am Strassenrand schiesst das Wasser in braun-trüben Wasserfällen, sammelt sich in riesigen Pfützen und spült Schlamm und kleine Steine auf die Fahrbahn. Wie entfesselt toben die Naturgewalten und wir kommen nur sehr langsam vorwärts.

Mit Erreichen der Interstate lassen die Niederschläge ein wenig nach, doch unsere Sicht wird weiterhin entweder durch den Regen oder die aufschäumende Gicht eines vorausfahrenden Fahrzeugs eingeschränkt. Eigentlich wollen wir bis heute Abend im Capitol Reef National Park ankommen, doch bei den Unwettern können wir unsere Fahrzeit überhaupt nicht abschätzen. Je weiter wir auf der Interstate 70 nach Westen fahren, desto heller wird es. Die tiefschwarzen Regenwolken werden von Grauen Quellwolken abgelöst, aus denen kaum noch Niederschlag fällt. Als wir den Exit zum Highway 24 erreichen, ist die Fahrbahn trocken, der Himmel noch immer wolkenverhangen, aber in der Ferne zeigt sich ein wenig Blau und wir können es kaum fassen, dass wir aus der Schlechtwetterzone herausfahren. Unsere Stimmung steigt, als wir uns der Abfahrt zum Goblin Valley nähern und in der Ferne den Temple Mountain erblicken, dazu die ersten Sonnenstrahlen und Sanddünen, die mit gelben Blumen im Vordergrund ein reizvolles Fotomotiv bilden.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/PICT0105.JPG)
Goblin Valley und den Little Wild Horse Canyon kennen wir bereits von unserer letzten Tour, irgendwann werden wir aber nochmal in die San Rafael Swell zurückkehren, um auch die anderen Slotcanyons und die tollen Sandsteinformationen zu erkunden. Für die Horseshoe Canyon Unit des Canyonlands National Park mit den bekannten Felszeichnungen der Great Gallery haben wir heute ebenfalls keine Gelegenheit, besonders da wir den Zustand der unbefestigen Zufahrtstrasse nicht kennen. Über Hanksville werden die blauen Wolkenlücken zahlreicher und da ich Franks Abneigung gegen Hanksville kenne, mache ich mir einen Spass und filme die Ortsdurchfahrt. Frank tut mir sogar den Gefallen und fährt nochmal zurück, sodass wir beide Seiten der „Mainstreet“ auf Film haben. Wir entdecken unser Motel von vor 6 Jahren – Best Value Inn. Dieses hielten wir im letzten Jahr noch für geschlossen, heuer überrascht uns aber ein neu gebauter Swimming Pool mitten im Hof, und so kommen wir zu dem Schluss, dass die Besitzer noch immer auf Gäste warten. Dafür scheint der Besitzer des Supermarkts aufgegeben zu haben und ich bedaure die Einwohner, die für einen Einkauf eine halbe Tagesreise auf sich nehmen müssen.

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In der Ferne entdecken wir die schneebedeckten Gipfel der Henry Mountains, die sich über den Badlands am Highway 24 erheben.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/PICT0111.JPG)
Bei Caineville treffen wir auf den Factory Butte, dessen verwitterte Felsabbrüche einst Meeresboden bildeten und die ihren Reiz von der schieren Grösse und der isolierten Erhebung in der ansonsten völlig flachen Landschaft bezieht.
Der Highway 24 führt an einigen wenigen Farmen durch weitgehend unbesiedeltes Gebiet. Wir merken uns die Abfahrt zur Caineville Wash Road und der Hartnet Road, registrieren, dass der Fremont River eine Menge Wasser führt und hoffen auf eine durchfahrbare Furt für den Cathedral Valley Loop am morgigen Tag.

Als wir den Capitol Reef National Park erreichen, haben sich die dunklen Wolken fast vollständig verzogen und die roten und gelben Felsformationen strahlen wie verzaubert im sanften Licht der langsam sinkenden Sonne. Den Highway 24 durch den Capitol Reef National Park sind wir zuletzt vor 6 Jahren gefahren und wir können uns kaum noch daran erinnern, Umsomehr begeistert uns jetzt diese tolle Canyonlandschaft. Ein Stopp an der Behunin Cabin und am Grand Wash frischt unsere Erinnerungen auf. Die Petroglyphen entdecken wir sogar beim Blick durchs Fernrohr von der Strasse aus. Auch das Fruita School House erkennen wir sofort wieder, ebenso die markante Felsformation mit den trutzigen Pfeilern: The Castle drohnt gegenüber vom Visitor Centre. Leider bereitet uns das Schild des Fruita Campgrounds keine Freude: FULL. Was nun ? Wir wollten eigentlich hier in der grünen Fruita-Oase bei angenehmen Temperaturen zelten. Müssen wir eben bis nach Torrey weiterfahren.

Doch zunächst stoppen wir am Chimney Rock und bewundern diesen bizarr verwitterten, rostroten Felsen, der sich wie eine Barriere über den bereits durch Erosion abgetragen Schichten ausbreitet.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/CHIMNEY.JPG)
Wir machen den kurzen Abstecher zum Panorama Point und bestaunen den reizvollen Kontrast aus zerklüfteter, roter Canyonlandschaft und den schneebedeckten Gipfeln der Boulder Mountains am fernen Horizont.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/PANORAMA_POINT.JPG)
Noch ein letzter Blick auf den Highway 24 und es wir Zeit, sich um eine Bleibe für die Nacht zu kümmern.

(http://people.freenet.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/PANORAMA.JPG)
Anmerkung: die Fotos vom Capitol Reef NP haben wir nicht mehr an dem Abend aufgenommen sondern am nächsten Morgen früh, als die Sonne günstiger stand und ausschliesslich Schönwetterwolken den Himmel zierten

Wir verlassen den Capitol Reef in Richtung Torrey, dort sind im AAA Campbook die nächsten Plätze gelistet und unsere Wahl fällt auf den Thousand Lakes RV Park. Auf den 11 Meilen zwischen Fruita Oase und Torrey überwinden wir einen Höhenunterschied von etwa 400 m und beim Volltanken an der Kreuzung mit dem Highway 12 frösteln wir ziemlich und richten uns für eine eiskalte Nacht zu Füssen der schneebeckten Boulder Gipfel.

Der Thousand Lakes RV Park liegt nicht weit vom Highway in Richtung Bicknell und nach einer Rundfahrt über den mit RVs gut besuchten Platz und einem Temperatur-Check parken wir vor der Registration, um nach einem Zeltplatz zu fragen. Die Registration ist gleichzeitig auch die Kasse des angegliederten Campstores und so dauert es eine Weile bis wir an der Reihe sind. Derweil haben wir Gelegenheit, den Wetterbericht zu studieren, der an einem Infoboard neben der Theke hängt: Tiefstemperaturen zwischen 25 und 30 ° F, was einer Temperatur im einstelligen Minusbereich der Celsius-Skala entspricht. Brrr. Unsere Frage nach einem Zeltplatz beantwortet der ältere Herr hinter der Theke mit einer Gegenfrage: ob wir wissen, wie kalt es hier Nachts wird und ein Camper im RV rät uns ebenfalls vom Zelten ab. Alle Cabins auf dem Platz sind belegt und so empfiehlt uns der Herr ein Motel und lässt uns die Option offen, dass wir auch nach Schliessung der Registration zurückkommen und unser Zelt auf einem der allesamt unbelegten Tentsites aufbauen dürfen. Da das Preisniveau in Torrey gerade am Wocheende hoch sei (kein Zimmer unter 70 Dollar), empfiehlt er uns, die paar Meilen bis nach Bicknell ins Aquarius Inn zu fahren. Wir bedanken uns freundlich und wundern uns darüber, dass sich der nette alte Herr so um unser Wohlergehen sorgt, dass er überhaupt nicht an sein Geschäft denkt.

Bevor wir aber nach Bicknell in ein Motel gehen, möchten wir lieber in einer urigen Cabin übernachten und fahren zurück Richtung Torrey. Cabins und Schlafräume der Sand Creek Hostel sind entweder belegt oder reserviert, auch die einfachen Hütten der Trading Post und die anderen Cabins in Torrey sind vermietet, ebenso die Miet-Trailer auf dem Wonderland Inn-RV Park. Versuchen wir es doch mit einem Motel: No Vacancy an den Unterkünften die „günstig“ ausschauen. Das Days Inn möchte 85 Dollar + Tax haben – ist uns zu teuer. Mittlerweile ist es dunkel und Zeit die 9 Meilen bis nach Bicknell zu fahren.
Bicknell ist kleiner als wir erwartet haben, es gibt nur 2 Motels im Ort, eines ist das Aquarius Inn, das andere gefällt uns besser, aber es ist kein Zimmer mehr frei. Unentschlossen fahren wir zum Aquarius Inn zurück und betreten frierend das Office. Vor uns warten noch andere Reisende auf ihre Receipt und als wir an der Reihe sind, klingelt das Telefon. Der ältere Herr (vielleicht ein Schulfreund des Herren vom Thousand Lakes Park) drückt das Gespräch aber weg und fragt uns nach unseren Wünschen. Wir wünschen ein Zimmer und fragen nach dem Preis. Es kostet 48 Dollar + Tax, leider wäre es ein Raucherzimmer, alle anderen Räume sind bereits vermietet. Wir nehmen es ungesehen und der Herr holt sich das Gespräch zurück und bedauert, dass er soeben das letzte Zimmer an Gäste vermietet hat, die bereits im Office gewartet haben. Das finden wir anständig und nach kurzer Zeit sind die Formalitäten erledigt, wir erhalten eine Speisekarte des Restaurants und den Hinweis, dass wir bei Benutzung des Indoor-Pools dort kostenlose Handtücher erhalten.

Mit dem Zimmerschlüssel in den Händen fahren wir kurze Zeit hinüber zum anderen Block und nehmen unsere Bleibe in Augenschein. Es riecht deutlich nach Zigarettenrauch, ausserdem ist es noch kalt. Es ist aber sauber und wir haben keinen Grund zur Beanstandung. Nachdem wir die Heizung angeworfen haben, entladen wir unser Gepäck und kümmern uns ums Abendessen. Für einen Besuch des Pools sind wir zu faul und zu müde und so haben wir nach längerer Zeit mal wieder die Gelegenheit amerikanisches Fernsehen zu schauen. In den Nachrichtensendern werden mir mit sich ständig wiederholenden Berichten über den plötzlichen Tod des Sohnes von Anna Nicole Smith „gequält“. Nachdem wir uns noch die Wettervorhersage angeschaut haben, finden wir einen Dokumentationskanal und schauen uns nach einer Dusche eine Reportage über den Bürgerkrieg und anschliessend auf dem Outdoor-Kanal eine Lehrstunde über Angeln an, bevor wir nach diesem durchwachsenen Tag auf einer durchgelegenen Matratze im Aquarius Inn die Augen schliessen.

Gefahrene Meilen: 232
Übernachtung: Aquarius Inn Motel, Bicknell 51,12 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Lottis Vater am 05.12.2006, 22:35 Uhr
Klasse, Dein Bericht! Wir hatten zwar auch kein so gutes Wetter Mitte Juli in Moab (Murenabgang auf der 191 nach einem Hagelschauer auf dem Rückweg vom Canyonlands NP), aber wir hatten wenigstens ein festes Dach über dem Kopf!

Ich verfolge Deinen Bericht schon von Anfang an mit großem Interesse. Irgendwie werde ich auch das Gefühl nicht los, dass Ihr mit dem selben Auto unterwegs seid, dass auch wir hatten. Es hatte auch befleckte Bodenmatten und klebrige Getränkehalter und ein Colorado license plate. Die Farbe und die Felgen stimmen auf jeden Fall. Und viel roten Staub haben wir auch auf unsere Tour durch Utah aufgewirbelt. Abgegeben haben wir unseren Trailblazer mit einem Stand von 8930 Meilen am 21.07.2006. Vielleicht passt das ja. :)

Lottis Vater
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Westernlady am 05.12.2006, 23:41 Uhr
Puhhhh, da setzt man ja schon beim Lesen wegen dem Regen Rost an  :roll:

Ich hoffe, dass Ihr dem Regen entkommen konntet und es im Capitol Reef & Cathedral Valley nun trockener weiter geht.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Matze am 06.12.2006, 00:12 Uhr
Ich freue mich auch über diesen Bericht - auch wenn er vielleicht nun erst recht einige vom Zelten abhält - solche Regentage hat man ja nicht dauernd!

Und wahrscheinlich war es richtig, in Torrey nicht zu zelten, denn wie kalt es dort werden kann, erlebten wir auf unserer Tour 2003! (wir sind da gerade an dieser Stelle mit dem RB!  :wink: )

Und die Freundlichkeit der Leute auf dem Thousand Lakes RV habe wir auch so erlebt. Für uns käme in dieser Gegend kein anderer Campgr. in Frage.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Sedona am 06.12.2006, 09:49 Uhr
Kate, schade dass Ihr kein Foto vom "versunkenen Auto" habt!  :wink:
Ich ärgere mich auch heute noch nicht unseren in der Luft hängenden Reifen bei Little Finland fotografiert zu haben.  :(
Aber irgendwie hat man in der Situation nur Panik, das Auto nie mehr wegzubekommen, oder?
Ein recht ungutes Gefühl...  :?

Schade dass es Euch die herrliche Gegend um Moab so verregnet hat!  :(

LG aus DD,
Isa
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 06.12.2006, 10:23 Uhr
Da bin ich froh, das wir nicht zelten  :wink:

Aber in Deinem Reisebericht hat es was.... vor allem wenn man das liest, ist man froh, daß man bei solchen Unwettern dann im warmen Motel ist.  :wink:

Die Aktion mit dem eingesunkenen Wagen kann ich mir so richtig vorstellen. Wirklich schade, das es davon kein Bild gibt, aber wie Sedona schon schrieb, da hat man andere Dinge im Kopf, als Bilder machen.  :wink:

Mein Mann würde mich auch einen Kopf kürzer machen, wenn ich sagen würde, stop, halt, ich muß erst noch Bilder machen :evil:  obwohl dadurch, wie in Eurem Fall, der Wagen auch nicht tiefer gesunken wäre.  :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Scooby Doo am 06.12.2006, 10:36 Uhr
Hallo Kate,

die Story mit dem versunkenen Auto und deine Versuche, Frank aus dem Waschraum zu holen - ich kann verstehen, dass dir in der Situation sicher das Herz bis wer weiß wo geschlagen hat, aber mal im Ernst, im NACHHINEIN sind doch gerade solchen gut überstandenen Erlebnisse das Salz in der Suppe bzw. im Reisebericht, oder? Ach, ich liebe solche Geschichten, wenn sie gut ausgehen.

Wir sind ja dieses Jahr bei der White Pocket im Sand stecken geblieben und haben die Lage erstmal fotografiert und gefilmt (immerhin), nur nachher hätte ich mir gewünscht, wir hätten die Kamera auch auf ein Stativ gestellt, als ich den Wagen angeschoben hatte, dabei mit Sand beworfen wurde und stellenweise dem Auto hinterher gerannt bin. Aber an so etwas denkt man selten im Urlaub.

Schade, dass der Tag so verregnet gewesne ist, aber dafür hast du heute einige sehr tolle Fotos gemacht (ich meine die mit den dunklen Wolken als Kontrast, gibt der ganzen Szenerie etwas Dramatik).
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: DocHoliday am 12.12.2006, 02:14 Uhr
Hi Kate,
jetzt hast Du es geschafft, dass ich in ein paar Stunden wohl nur sehr schwer aus dem Bett kommen werde ;). Habe gerade Deinen ganzen Reisebericht in einem Zug gelesen und bin schwer begeistert. Klasse geschrieben und sehr schöne Bilder. Besonders der Colorado-Teil hat mir gefallen. Der steht prinzipiell für nächstes Jahr auch bei mir auf dem Programm (ja ich weiß, kaum wieder zuhause schon wieder den nächsten Urlaub in Planung ;). Aber irgendwie ist die Vorfreude auch jetzt schon schön.).
Allerdings frage ich mich jetzt, ob das eine so gute Idee ist, da ich wahrscheinlich erst Anfang Oktober starten werde (ab Denver). Wenn ich Deinen Bericht lese, muss ich da ja wohl schon damit rechenen, dass Schnee liegt und einzelne Päse nicht mehr befahrbar sind. Außerdem hatte ich eigentlich auf Indian Summer und schöne Laubfärbung gehofft. Habe ich da noch eine Chance? Vielleicht kann ja auch einer der anderen "Colorado-Experten" etwas dazu sagen.

Deinem Beitrag über den Shafer Trail kann ich nur zustimmen. Der sah 6 Wochen später noch haargenauso aus. Die Stelle, an der die halbe Straße fehlte, ist mir auch noch in "guter" Erinnerung. Die Potash Road fand ich allerdings auch nicht wesentlich besser. Ich habe erst da die Stabilität des Unterbodens getestet.

So, jetzt brauche ich wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf! :schlafen:

Ich träume bestimmt von schneebedeckten Rockies und Wapiti-Rudeln :).
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 12.12.2006, 07:44 Uhr
Hallo Kate,



Ich drängel ja nicht gerne, aber ich bekomme so langsam Entzugserscheinungen. Wann geht es denn weiter?  :lol:
Ich bin doch noch so gespannt, was ihr alles so unternommen habt.


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 13.12.2006, 21:09 Uhr
Hallo ihr treuen Seelen,

erinnert mit ruhig nochmal an meine "Pflichten", ich habe es ein wenig schleifen lassen, da ich in den letzten Tage meine freie Zeit in das Colorado/New Mexico Buch von Laurent Matres gesteckt habe.
Ich stecke beim Schreiben im Cathedral Valley noch an den South Desert Overlooks fest. Es gibt aber bald eine Fortsetzung, versprochen.

Zitat
Irgendwie werde ich auch das Gefühl nicht los, dass Ihr mit dem selben Auto unterwegs seid, dass auch wir hatten. Es hatte auch befleckte Bodenmatten und klebrige Getränkehalter und ein Colorado license plate.

@Lottis Vater: ist gut möglich. Würde gerne mal wissen, wie oft Alamo die Autos Innen reinigt. ;-)
Zitat
Ich hoffe, dass Ihr dem Regen entkommen konntet und es im Capitol Reef & Cathedral Valley nun trockener weiter geht.

@Silke: den Rest der Tour hatten wir nur Top-Wetter und haben beim Wandern ordentlich geschwitzt und in der Dry Fork fast einen Sonnenstich bekommen...
Zitat
auch wenn er vielleicht nun erst recht einige vom Zelten abhält - solche Regentage hat man ja nicht dauernd!

@ Matze: Das wäre schade, ich kann bestätigen, dass es das 1. Mal war, dass es bei uns im USA-Urlaub so heftig geregnet hat.
Zitat
Ich ärgere mich auch heute noch nicht unseren in der Luft hängenden Reifen bei Little Finland fotografiert zu haben. Sad
Aber irgendwie hat man in der Situation nur Panik, das Auto nie mehr wegzubekommen, oder?

Zitat
Die Aktion mit dem eingesunkenen Wagen kann ich mir so richtig vorstellen. Wirklich schade, das es davon kein Bild gibt, aber wie Sedona schon schrieb, da hat man andere Dinge im Kopf, als Bilder machen.

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die Story mit dem versunkenen Auto und deine Versuche, Frank aus dem Waschraum zu holen - ich kann verstehen, dass dir in der Situation sicher das Herz bis wer weiß wo geschlagen hat, aber mal im Ernst, im NACHHINEIN sind doch gerade solchen gut überstandenen Erlebnisse das Salz in der Suppe bzw. im Reisebericht, oder? Ach, ich liebe solche Geschichten, wenn sie gut ausgehen.

@Sedona, Schneewie, Scooby-Doo:
Ja die Aktion mit dem Auto war schon ein Highlight über das wir zu Hause noch des öfteren geschmunzelt haben. Ich bin allerdings froh, dass wir dieses Malheur auf einem Campingplatz hatten und nicht wie ihr irgendwo auf einer Dirtroad im Niemandsland.
Wir hätten wenigstens keine Erklärungsnöte gehabt, wenn wir Alamo zum abschleppen hätten rufen müssen ;-)

Nach der Lektüre von Laurents neuem Buch, habe ich mich schon ordentlich geärgert, woran wir gerade in den San Juan Mountains so alles vorbeigefahren sind...
@ Doc Holiday: mach es nächstes Jahr besser!
Wir hatten im September eigentlich noch gar nicht mit Indian Summer und Schnee/Frost gerechnet (daher ja auch unsere Fehlplanung mit den Sommerschlafsäcken). Ich glaube auch, dass es dieses Jahr einen früheren Wintereinbruch gab - jedenfalls kein normales Jahr. Oktober ist bestimmt noch in Ordnung. Isabell und Steffen haben ja tolle Fall Color-Fotos aus Colorado mitgebracht, auch wenn es sie zwischendurch mal eingeschneit hatte ...

Frank hat mir gestern 'gebeichtet', dass er im Internet schon mal die Flugpreise für nächsten September gescheckt hat ... und das wo wir doch nächstes Jahr eine klassische Trekkingtour in Europa machen wollten.:roll:
Ich sehe uns schon auf den Spuren von Laurent Matres durch New Mexico, Südarizona und Texas reisen ...:lol:

Habt noch ein wenig Geduld, die Bilder vom Cathedral Valley sind schon auf dem Server und der Bericht wird bald fertig sein.
Ich möchte mit Euch doch auch zum Adventureplayground Grand Staircase fahren...
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 14.12.2006, 20:49 Uhr
Samstag, 23. September 2006

Bevor wir nach dem Frühstück Richtung Capitol Reef National Park starten können, mühen wir uns mit einer CD-Hülle an den vereisten Autoscheiben ab und beschliessen, dass ein Eiskratzer unbedingt auf unsere Packliste gehört. Mit unserer Multifunktionsuhr messen wir die Aussentemperatur: -7° C. Mit Unterstützung von Heizgebläse, Klimaanlage und Heckscheibenheizung haben wir die Scheiben in wenigen Minuten vom Eis befreit und fahren durch das frostige Bicknell Richtung Torrey. Entlang der Farmen am Ortsrand haben die Bewässerungsanlagen der Viehweiden die Landschaft in ein glitzerndes Wunderland aus Raureif und Eiskristallen verwandelt. Kleine Rinnsale am Highwayrand sind zu spiegelnden Eisströmen erstarrt, darüber lacht bereits die Sonne von einem beinahe wolkenlosen Himmel. Die schneebedeckten Gipfel der Boulder Mountains bilden eine würdige Kulisse für die frostige Frühwintervorstellung.

Wir sind früh dran, es ist erst 8.00 Uhr als wir Torrey erreichen und den Aufbruch einer Gruppe Motorradfahrer mitbekommen, die bereits in voller Ledermontur ihre schweren Highwaycruiser vor einem Motel warm laufen lassen. Im Capitol Reef National Park gönnen wir uns den erneuten Halt am Panorama Point und den kurzen Abstecher zu den Goosenecks bevor wir am Visitor Centre stoppen, um uns nach dem Zustand der Cathedral Valley Loop Road zu erkundigen. Das Visitor Centre ist gut besucht und einige Besuchergruppen in Wanderkluft umlagern die Rangerpulte. Unsere Frage nach der Passage der Fremont River Furt an der Hartnet Road beantwortet die Rangerin mit einer Gegenfrage. Was wir für ein Auto hätten und ob wir Erfahrung auf unbefestigten Strassen und bei der Querung von Flussbetten hätten. Wir berichten von unseren ‚Referenzen’, dass wir vor 2 Tagen in Canyonlands den Shafer Trail mit einem Trailblazer, im letzten Jahr eine muddy Cottonwood Canyon und House Rock Valley Road  gemeistert hätten. „Try it“ ist ihre Antwort und sie händigt uns noch ein Faltblatt mit den Sehenswürdigkeiten des Cathedral Valleys aus und wünscht uns einen schönen Tag.

Etwa 11 Meilen östlich des Visitor Centres zweigt die markierte Hartnet Road nach Norden ab. Nach ca. 600 m stehen wir vor dem Fremont River und der Wasserstand lässt mir erst einmal das Herz in die Hose rutschen. Frank ist wagemutiger und als ich mich noch frage, wo die Strasse aus dem Flussbett hinausführt, pflügt unser Trailblazer schon in nordöstliche Richtung durch die Fluten des Fremont. Etwa 100 m weiter fährt Frank unser Fahrzeug vorsichtig aus dem steinigen Flussbett und schlägt ernsthaft eine erneute Durchfahrt für die Videokamera vor. Die Kamerafrau droht mit Streik und so setzen wir unsere Fahrt fort, weiter in Richtung der Bentonite Hills. Die öde flache Landschaft wird schon bald von den farbenfrohen, hügeligen Badlands der Bentonite Hills abgelöst.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/HARTNET_ROAD.JPG)
Von Weiss  über Braun, Rot bis Purpurfarben sind in Bentonite alle farblichen Schichten vertreten. Vegetation findet man entlang dieser sanften Hügelketten keine, da die Pflanzenwurzeln das Quellen und Verfestigen des im trockenen Zustand lockeren Materials bei Niederschlägen nicht überleben. Wir brauchen uns heute ausnahmsweise mal nicht um Regen zu sorgen, nur wenige Wolken bringen Kontrast in den sattblauen Himmel. Am westlichen Horizont begrenzt die zerklüftete Waterpocket Fold die weitläufige Ödnis. Unser Auto bringt uns nach 9 Meilen zu den Bentonite Hills.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/BENTONITE.JPG)
Hier windet sich die Strasse in sanften Kehren die Bentonite Hügel hinauf zu The Hartnet, einem Plateau über der South Desert. Bis zum  Abzweig des Lower South Desert Overlook (nach etwa 14 Meilen) haben wir noch kein anderes Fahrzeug gesehen und wir geniessen unseren Ausflug in diese menschenleere Weite. Den Trailblazer  parken wir am Trailhead und folgen dem mit Steinmännchen markierten Pfad zu einem Aussichtspunkt. Auf einer Felsstufe, 120 m über dem Talgrund, überblicken wir das weitläufige Tal das parallel zur Waterpocket Fold verläuft.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/LOWER_DESERT.JPG)
Vom Talboden erheben sich die beeindruckenden Formationen des Temple und Jailhouse vor den Thousand Lake Mountains im Hintergrund. Zurück am Auto treffen wir auf ein weiteres Fahrzeug. Die Insassen steigen beim Anblick eines Trails direkt wieder ins Auto und fahren weiter. Wir geben ihnen noch ein wenig Vorsprung und brechen dann ebenfalls auf. Nach etwa 3 Meilen lassen wir den Trail zum Upper Cathedral Valley rechts liegen und biegen nach etwa 10 weiteren Meilen auf die Nebenpiste zum Upper South Desert Overlook ab. Hier treffen wir auf eine guided Tour, ein Outfitter aus Torrey führt zwei Franzosen. Wir folgen einem Pfad einen Hügel hoch und unvermittelt öffnet sich der Blick auf eine weitläufige Szenerie aus erodiertem Gestein.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/UPPER_DESERT.JPG)
Ein Vogel müsste man sein, um die gigantischen Ausmasse der Landschaft zu erkunden. Zu Fuss kann man hier tagelang umherstreifen ohne einem Menschen zu begegnen. Wir begnügen uns mit einem kleinen Aussichtsplateau, das man über einen etwas ausgesetzten Pfad erreicht, nehmen schweigsam das Gefühl von Grösse und Erhabenheit in uns auf, bevor wir mit dem Auto zum nächsten Viewpoint weiterfahren. Die Strasse zum Upper Cathedral Valley Overlook ist in einem miserablen Zustand.

Wir parken an der Kreuzung und laufen die halbe Meile zu Fuss. Am Parkplatz des Overlook treffen wir wieder auf den Guide aus Torrey, der in seinem Wagen luncht. Wir wechseln ein paar Worte und begegenen auf dem Trail zum Viewpoint den beiden Franzosen, die gerade auf dem Rückweg sind. Also haben wir diesen First-Class-Aussichtspunkt wieder für uns alleine, laufen an der Abbruchkante entlang und suchen den besten Standplatz für ein Foto.

Die Sonne ist mittlerweile hinter einigen Wolken verschwunden und es dauert eine Weile bis wir eine Wolkenlücke zum Fotographien und Filmen nutzen können. Frank turnt auf einem Plateau herum und hat es schwer, ohne Abzustürzen einen dornigen Strauch zu passieren um die Freifläche dahinter zu erreichen. Seine nicht gerade unscheinbare Statur ist in der weitläufigen Landschaft kaum auszumachen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/UPPER_VALLEY1.JPG)
Im Tal ragen bis zu 150 m hohe majestätische Felskathedralen auf und reihen sich perlenkettengleich aneinander. Im Hintergrund erkennt man die massiven Felswände der Walls of Jericho. Die lunchenden Franzosen erinnern uns an unsere knurrenden Mägen.

Wir passieren verschiedene Abzweige, u.a. die Kreuzung mit der Thousand Lakes Mountain Road, die sich über eine sehr steinige Piste in alpine Höhen schraubt und via Forsyth Reservoir auf die State Road 72 bei Fremont trifft. Die 5 Stellplätze des Cathedral Valley Campgrounds liegen verlassen da. Wir nutzen einen der Picnic Tables zum Kochen und stärken uns in dieser einsamen, wilden Landschaft mit einer Portion Chef Boyardee Nudeln in Tomatensauce, packen nach dem Kochen unseren Müll ein und nach einem Besuch der Pit Toilet sind wir wieder on the Road. Wir fahren über steinige Serpentinen Richtung Lower Cathedral Valley ab, halten am Strassenrand um die Monolithen der Middle Desert zu bewundern, laufen querfeldein und platzieren uns vor den beeindruckenden Steintempeln.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/MONOLITHS.JPG)
Ein weiteres Fahrzeug fährt vorbei – die 3 Amerikaner die sich am South Desert Overlook als etwas fussfaul präsentierten sind jetzt wieder vor uns. Wir gönnen ihnen noch etwas Vorsprung, streifen durch die stachlige Vegetation zum Fusse der Felsgiganten und treffen auf vereinzelte, getrocknete Kuhfladen und fragen uns, wessen Rinder sich in dieses abgelegene Gebiet verirrt haben.

Für unser Auto ist jetzt Schluss mit lustig, die Strecke entwickelt sich langsam zu einer Rallye durch trockene Flussbetten. Immer wieder verliert sich die Strasse in Washes, das bedeutet vorsichtig abbremsen, Auto sachte ablassen, nach Felsbrocken Ausschau halten, auf der anderen Seite mit Gefühl aus dem Flussbett steuern und schnell Gas geben, da die Ränder der Washes teilweise ziemlich sandig sind.

Wir verlassen die Grenzen des Capitol Reef National Park, fahren auf kurviger und teilweise steiniger und ausgewaschener Strecke Richtung Caineville, queren unzählige Washes und möchten nur noch ankommen, an den bekannten Monolithen des Lower Cathedral Valleys. Zwischendurch verliert sich die Strasse völlig in einem Wash und wir fahren mehrere hundert Meter durch das felsige Bett des Wasserlaufs.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/CAINEVILLE_WASH.JPG)
Als wir endlich in die Piste zum Temple of the Sun, Temple of the Moon einbiegen, bin ich schon ordentlich durchgerüttelt und erschöpft von den zahlreichen Washquerungen. Der Anblick der beiden 120 m hoch vom Talboden aufragenden Solitärfelsen belebt unseren Entdeckergeist. Schnell ist die Kamera geschnappt und wir springen aus dem Fahrzeug um uns die Steintempel aus der Nähe anzuschauen.

Die poetischen Namen -
(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/SUN_TEMPLE.JPG)
Temple of the Sun und

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/MOON_TEMPLE.JPG)
Temple of the Moon – erinnern an geheimnisvolle Bräuche und Rituale. Wie mögen sich die Ureinwohner die Entstehung dieser Naturwunder erklärt haben? Vor lauter Begeisterung für die Kathedralen vergessen wir den Glass Mountain zu fotografieren und erinnern uns nur noch an die marmorartige Struktur der Felsen in der Umgebung. Nachdem die Fotos im Kasten sind prüft die Caineville Wash Road weiter die Leidensfähigkeit des Beifahrers.

Beim Stand von über 40 Wash-Querungen habe ich es irgendwann aufgegeben, die Flussbetten zu zählen, durch die wir heute gefahren sind. Frank ist noch immer guter Dinge und geniesst die Offroad-Einlagen sichtlich. Bei interessanten geologischen Features hält er immer wieder an. Mein Gesicht hellt sich erst wieder auf, als ich bei den Caineville Badlands immer wieder Hoodoos entdecke und am liebsten direkt loslaufen würde um die Gegend zu erforschen.

Mittlerweile ist es später Nachmittag und höchste Zeit für Asphalt unter den Rädern, da wir im Capitol Reef noch den Trail bis zur Hickman Bridge laufen wollten. Doch daraus wird vorläufig nichts, da wir auf den verbleibenden 16 Meilen von den Tempeln bis zum Highway noch immer durch die trockenen Wasserläufe der Caineville Wash Road rumpeln. Im unteren Abschnitt fahren wir durch farbenfrohe Badlands

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CR/CAINEVILLE_WASH_ROAD.JPG)
- ähnlich denen an der Hartnet Road und ich bin happy, als wir nach etwa 7 Stunden auf dem 57 Meilen Kurs des Cathedral Valleys bei Caineville auf den Highway 24 West einbiegen können. Für die Wanderung zur Hickman Bridge und Pectols Pyramid ist es heute zu spät, geplant ist die Übernachtung auf dem Campground der Calf Creek Recreation Area am Highway 12. Doch wir liebäugeln mit dem Fruita Campground und der Wanderung in den Morgenstunden. Das erledigt sich, als wir die Abfahrt zum Scenic Drive passieren und uns das „Campground full“-Schild entgegen lacht.

Jetzt heisst es Meilen machen, bis zur Recreation Area in der Nähe von Boulder ist es noch ein gutes Stück durch den Dixie National Forest. Dieser Abschnitt ist einer der schönsten und führt durch eine wunderbare Waldlandschaft aus Nadel- und Laubbäumen. Es dämmert bereits und zwischen Grover und Boulder sind mehr Rinder als Fahrzeuge unterwegs. Gelbe Flaggen an den Open Range-Verkehrsschildern signalisieren Gefahr und immer wieder werden wir von direkt neben der Strasse weidenden Kühen und Kälbern zum Anhalten gezwungen. An einem Viewpoint halten wir und geniessen bei beissender Kälte den Kontrast aus sattgrünen Wäldern, dem tiefblauen Wasser des Oak Creek und dem gelb-roten Gestein der weitläufigen Canyonlandschaften.

Ab Boulder sind es noch etwa 12 Meilen bis zur Calf Creek Recreation Area und wir liefern uns ein aussichtsloses Rennen mit der untergehenden Sonne. Im letzten Licht des Tages biegen wir in die Zufahrt zur Recreation Area ein und können unsere Hoffnung auf eine Campsite auf diesem beliebten Campground kurze Zeit später begraben. Alle Stellplätze incl. der 3 Walk-in-Sites für Zelte sind belegt und wir müssen noch weitere 15 Meilen fahren - bis nach Escalante. Inzwischen ist es so dunkel, dass wir von den grandiosen Landschaften der Escalante Canyons links und rechts der Strasse nichts mehr sehen. Wir erreichen Escalante und der kleine Ort liegt noch immer ziemlich verträumt am Rande eines grossartigen Naturparks, dem Grand Staircase Esclante National Monument. Die Fenster der wenigen Gastronomiebetriebe sind heimelig erleuchtet und die Escalante Outfitters vermieten schnuckelige Cabins.

Doch heute halten uns die gemütlichen Hüttchen nicht vom Zelten ab und wir und steuern unsere 2. Wahl für die Übernachtung an. Es ist der Escalante Petrified Forest State Park und wir bangen um einen freien Platz auf dem 22 Sites umfassenden Campground. Etwa 2 Meilen westlich von Escalante biegen wir in die befestigte Zufahrtsstrasse ein und erwischen einen der wenigen freien Stellplätze. Wieder einmal im Dunkeln errichten wir unser Zelt. Da es tratschnass direkt aus der Mülltüte kommt und wir ihm noch etwas Zeit zum Abtrocknen geben müssen, erledigen wir vor dem Einräumen der Schlafutensilien die Self Registration, entfachen ein Campfire und beginnen mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Nach dem Essen kümmert sich Frank um die Zelteinrichtung und ich gehe zum Geschirrspülen.

Die Dish-Washing-Station erinnert mehr an eine Zapfanlage und ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich das Spülbecken ist. Unser Platznachbar, ein Kanadier aus British Columbia beruhigt mich und beim Abwasch machen wir uns miteinander bekannt. Er und seine Frau stammen aus der Nähe von Kamlooops und sie sind mit zwei BMW-Motorrädern unterwegs. Am Campfire erzählen sie uns, dass sie mit den Bikes die Küstenstrasse via Washington und Oregon bis nach Kalifornien gefahren sind, anschliessend über Death Valley nach Las Vegas und zum Grand Canyon. Jetzt sind sie hier und wollen noch bis zum Bryce Canyon und anschliessend über Salt Lake City und die Rocky Mountains zurück nach Kanada. Nachdem wir noch eine Weile geplaudert haben, fallen wir hundemüde ins Zelt und schlafen bereits bevor die letzten Scheite unseres Campfires verglüht sind.

Gefahrene Meilen: 181 Meilen
Übernachtung: Escalante Petrified Forest State Park 15 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 14.12.2006, 21:04 Uhr
Fabelhafte Beschreibung und Bilder :applaus:  :applaus:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: DocHoliday am 14.12.2006, 23:04 Uhr
Zitat von: Palo
Fabelhafte Beschreibung und Bilder :applaus:  :applaus:


Stimmt!

Bestärkt mich darin, dass ich mir das Upper Cathedral Valley unbedingt auch noch ansehen muss, das ich ja leider dieses Jahr wegen gesperrter Straßen nicht erreichen konnte.

Die Temples of the Sun & the Moon sehen auch im Nachmittagslicht gut aus.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: jolly am 15.12.2006, 21:40 Uhr
Hi Kate!

Auch ich verfolge Deinen Reisebericht noch immer rege und muss sagen, nachdem was ich über eure Tour durchs Cathedral Valley gelesen habe, bin ich froh, das wir im Mai mehr oder weniger ohne Rücksicht auf Verluste durchbrausen konnten.
Die Bilder sind klasse, wir hatten das gleiche Bilderbuchwetter.
Freu mich auf die Fortsetung.

Gruß Eva
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 15.12.2006, 22:34 Uhr
Hi,

Cathedral Valley war schön, aber die Zu- und Abfahrt durch die relativ reizlosen Badlands doch etwas langwierig.

Eigentlich wollten wir auch von Norden von der Interstate 70 kommen, da wir aber keinen Plan von den Wetterverhältnissen und dem Strassenzustand hatten, haben wir kuzerhand umdisponiert und sind über die 24 gefahren.
Die schönste Strecke (und auch die schwierigste) soll über die Thousand Lakes Mountain Road führen.

Das Upper Valley hat mir übrigens besser gefallen, da die Monolithen hier zahlreicher waren als im Lower Valley.

Als nächstes geht es zu den Slot Canyons der Dry Fork, aber den Bericht habe ich noch nicht angefangen...  :(
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: DocHoliday am 15.12.2006, 23:27 Uhr
Zitat von: Canyoncrawler
Als nächstes geht es zu den Slot Canyons der Dry Fork, aber den Bericht habe ich noch nicht angefangen...  :(


Na dann aber mal hurtig! ;) ;)
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 17.12.2006, 03:40 Uhr
Tolle Bilder und klasse Bericht, Kate. :daumen:
Gerade das Cathedral Valley ist ja auch noch eine Ecke, die ich noch nicht besucht habe.
Und wenn ich so die Bilder ansehe, dann sollte ich das doch mal schleunigst nachholen in der Zukunft.



Zitat von: Canyoncrawler


Als nächstes geht es zu den Slot Canyons der Dry Fork, aber den Bericht habe ich noch nicht angefangen...


Oh, da lass uns aber nicht zu lange warten. Das ist ja noch eine  Ecke, die mich brennend interessiert, da ich gerne etwas davon in die nächste Tour einbauen möchte.  :lol:
Ich warte also gespannt auf die Fortsetzung....


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Sedona am 17.12.2006, 09:47 Uhr
Zitat von: Canyoncrawler
Frank hat mir gestern 'gebeichtet', dass er im Internet schon mal die Flugpreise für nächsten September gescheckt hat ... und das wo wir doch nächstes Jahr eine klassische Trekkingtour in Europa machen wollten.:roll:
Ich sehe uns schon auf den Spuren von Laurent Matres durch New Mexico, Südarizona und Texas reisen ...:lol:

Hallo Kate,
Frank´s Idee ist sicher nicht die schlechteste...  :D  :wink:
Und wer weiß, vielleicht rennen wir uns dann in New Mexico ev. sogar irgendwo über den Weg!  :D
LG,
Isa

PS: Apropos Texas... Der Big Bend würde Euch sicher sehr gut gefallen! Ist etwas für Leute die gerne durch einsame schöne Landschaften wandern!
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Utah am 17.12.2006, 11:12 Uhr
Hi Kate!

Ich muß deinen Bericht vom 23. September ausdrücklich loben, du hast Talent mit Worten umzugehen!!! :applaus:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 26.12.2006, 14:32 Uhr
Hallo,

ich hoffe ihr habt das Interesse noch nicht verloren: es geht endlich weiter.

Schnürt Eure Wanderschuhe und packt genügend Wasser ein ...
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 26.12.2006, 15:04 Uhr
Sonntag, 24. September 2006

Nach Frühstück und Köperpflege sitzen wir bereits zeitig im Auto und fahren die 2 Meilen in Richtung Escalante. An der Tankstelle am Ortsausgang tanken wir voll und stoppen zunächst am Visitor Centre. Das Besucherzentrum kennen wir bereits vom letzten Mal, nur ist es heute viel voller hier. Die Rangerpulte sind umlagert von Besuchertrauben, von denen nicht alle so aussehen, als würden sie einen Fussmarsch von mehr als einer Meile im heissen Wüstenklima überstehen. Wir sehen uns um und finden den Wetter- und Strassenbericht an einem Infoboard auf dem Parkplatz. Ein Lächeln huscht über unsere Gesichter: alle Strassen im Grand Staircase sind befahrbar. Für Hole in the Rock Road (HitRR) und Cottonwood Canyon Road (CCR) lautet der Zustandsbericht: passable by Passenger Car. Das Wetter meint es ebenfalls gut: mostly sunny – was will man mehr.

Etwa 4,5 Meilen ausserhalb von Escalante in Richtung Boulder biegen wir auf die Hole-in-the-Rock Road (HitRR) ein und kurze Zeit später fahren wir, eingehüllt in eine grosse Staubwolke, zügig die gute Gravelroad nach Süden. Bei einem Fotostopp überholt uns die Wolke aus feinem Staub und lässt uns schnell zurück ins Fahrzeug flüchten. Der Zustand der HitRR ist hervorragend. Mit sorglosen 45 mpH brettern wir die gegradete Backroad hinunter, rechterhand begrenzen die Aufwerfungen des Kaiparowits Plateau unsere Sicht, linkerhand erstreckt sich die Landschaft der Canyons of the Escalante schier bis ins Unendliche. Wir passieren nach knapp 11 Meilen die Abfahrt zum Harris Wash und merken uns bei Meilenstand 12,3 den Abzweig zum Devils Garden für den Nachmittag vor. Die nächsten Abfahrten zum Egypt Trailhead, Left Hand Collet Road und Early Weed interessieren uns diesmal nicht und so biegen wir nach etwa 26 Meilen nach Links in den Dry Fork Turnoff ein (BLM Road 252 / 253).

Bis zum Trailhead am Ende der BLM Road 252 sind es etwa 2 Meilen über eine ausgewaschene Dirtroad mit vielen Schlaglöchern und Rippen, für Strassenfahrzeuge möglicherweise problematisch. Am Trailhead parken bereits 5 Geländewagen und gerade marschiert eine vierköpfige Gruppe unter lautem Geschnatter los. Wir finden ein Plätzchen für unseren staubbedeckten Trialblazer und packen die Rucksäcke. Unsere Trekking-Wassersport-Sandalen trocknen neben dem Zelt in der Sonne und wir ärgern uns gründlich, dass wir unsere Wadingboots nicht zur Verfügung haben. In flachen Trekkingschuhen laufen wir los und uns bleibt noch die Hoffnung auf trockene Gumpen im Peek-a-boo Slot Canyon. Unsere Cowboyhüte bleiben im Wagen, in den engen Canyons wären die ausladenen Hutkrempen nur hinderlich.  Frank setzt stattdessen seine Baseballcap auf, ich verzichte auf Sonnenschutz, grösstenteils werden wir uns in den schattigen Canyons aufhalten. An der Registraturbox tragen wir uns ins Trailbook ein und beginnen kurz darauf über griffigen Fels eine steile Felskante nach unten zu klettern. Steinmännchen leiten uns sicher über Felsbänder und durch sandige Passagen. Am Ende des Hangs können wir bereits den Einstieg ins Flussbett erkennen. Der schattige Zustieg in die Dry Fork of the Coyote Gulch ragt wie eine klaffende Wunde aus der zerklüfteten Felslandschaft.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/COYOTE-GULCH.JPG)
Vorbei an grünem Bewuchs laufen wir auf die gähnende Öffnung im Fels zu und verschwinden kurze Zeit später zwischen den schattenspendenden Felswänden. Hier kann man noch nicht von Narrows sprechen. Das Flussbett ist weit, auf der rechten Seite laufen wir durch lockeren Sand direkt an der glatt geschliffenen Felswand entlang, links türmen sich Hügel von Sand. Fußspuren verraten uns, dass wir auf dem richtigen Weg sein müssen. Gelegentlich ist der Weg mit Cairns (Steinmännchen) markiert.

Wir folgen dem Weg weiter durch den lockeren Sand und stehen bald vor dem Eingang des Peek-a-boo-Canyons. Vor uns hadert eine Familie mit dem Eingang in etwa 4 Metern Höhe. Die Mutter findet es zu gefährlich, die Kinder und der Vater möchten in den Canyon klettern. Nach kurzer Diskussion setzt sich der abenteuerlustige Teil der Familie durch und der Junge klettert geschickt unter Zuhilfenahmen der Trittkerben nach oben. Seine Schwester folgt ihm im zügigen Tempo bevor sich der Vater anschickt ihnen nachzuklettern. Hoch oben stockt die Versammlung und es beginnt eine neue Debatte, anscheinend steht Wasser im Canyon.

Wir geben ihnen noch etwas Vorsprung und wenden uns zunächst nach Westen, in etwa 200 m Entfernung haben wir eine unscheinbare Öffnung in der Felswand entdeckt, der Eingang zu den Upper Narrows. Die Felswände stehen gut 2 m auseinander und verengen sich auch nach einigen Windungen nicht merklich. Zurück am Peek-a-boo Slot treffen wir auf die Amerikaner, die mit nassen Füssen die Peek-a-boo-Erkundung abgebrochen haben. Jetzt sind wir an der Reihe. Ich klettere zuerst. Direkt unter dem Einstieg befindet sich ein grösseres Schlammloch. Ich überquere es mit einem grossen Schritt und stelle mich auf einen Felsbrocken, damit meine Schuhe schlammfrei bleiben. In die Felswand hat jemand Trittkerben gemeisselt, die bereits durch Schlamm rutschig geworden sind. Der Aufstieg gelingt trotzdem im 1. Versuch und in etwa 4 m Höhe inspiziere ich den Canyoneingang und winke zu Frank runter, dass er hochkommen soll. Der fotographiert noch und erwischt mich mit einem Schnappschuss mit den Händen vorm Gesicht beim Nase putzen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/PEEKABOO.JPG)
Diese Geste kann man auch anders deuten: Oh Gott, ist das hoch, wie komme ich hier wieder runter. ;-) Statt ich runter, kommt Frank hoch und ist, beladen mit 2 Kameras, beim Klettern leise am Fluchen. Der Aufstieg ist kein Problem, aber ein Sturz und das teure Foto- und Videoequipment wäre hinüber. Wir klettern über eine Felsbarriere tiefer in den Canyon und stehen vor einem gewaltigen Pool, gefüllt mit schmutzig-schlammigem Wasser. Die Überquerung trockenen Fusses würde nicht einfach werden. Doch wir wollen noch weiter, bis zu den Fenstern im Canyon. Diese Felsdurchbrüche sind ein schönes Fotomotiv. Ein amerikanischer Hiker in Teva-Sandalen hat mittlerweile zu uns aufgeschlossen und wir unterhalten uns kurz. Er rät uns zu dem Rundweg über Peek-a-boo und Spooky. Der Cross-Country Weg wäre mittlerweile gut markiert und man könnte sich praktisch nicht mehr verlaufen. Doch vor dem Ausgang warten noch zahlreiche Pools mit trüber, brauner Brühe. Der Amerikaner schickt sich an, mit seinen Sandalen die geschliffenen, rutschigen Canyonwände zu erklimmen und rutscht ab und steht mehr als knöchelhoch in der trüben Suppe. Jetzt ist es egal und er schwingt sich mit dem Hintern zuerst auf die Felsbarriere, die das Wasserloch vom nächsten Pool trennt. Er berichtet uns, dass auch hier im nächsten Trog Wasser steht, allerdings nicht mehr ganz so hoch wie im ersten.

Frank schaut mittlerweile besorgt auf seine nagelneuen Trekkingschuhe, in den Jack Wolfskin Tretern hat er noch keine 50 Kilometer zu Fuss zurückgelegt und er möchte sie ungern ruinieren. Ich habe eigentlich auch keine Lust auf nasse Füsse, speziell nicht, da es so unappetitlich trüb-braunes Wasser ist. Ich verkünde, ich werde den Pool trockenen Fusses überklettern und mir die nächsten Pools mal anschauen. Ich wähle eine andere Route als der amerikanische Hiker und ziehe mich an einer Felskante unter Aufbietung meiner gesamten Armkraft nach oben und gelange trockenen Fusses auf die Felsbarriere. Doch wo hin jetzt? Der nächste Pool ist anscheinend nicht so tief, aber dafür breiter. Ich versuche mit einem Spreizschritt die trockenen Anteile des Troges zu erreichen, keine Chance, langsam - in Zeitlupe - rutsche ich auf dem glitschigen Untergrund nach unten und stehe knöcheltief in der trüben Brühe. Frank kommentiert das Platschgeräusch mit einem „das habe ich mir gedacht, trocken schaffen wir das nicht“. Ich hebe meinen Fuss aus der Brühe, das Wasser steht gut 5 cm über den Schuhrand und mein Schuh ist bereits voll gelaufen. Meine Halbschuhe sind schon betagt und abgelaufen und sollten sowieso den Weg über den Teich nicht mehr zurück schaffen. Ich stakse durch den Pool und lasse mir die Kamera geben. Wenn die Füsse jetzt ehe schon eingesifft sind, kann ich auch genausogut noch ein wenig weiter in den Canyon und das Fenster fotographieren. Das kommt schon nach dem nächsten Pool, ich bin allerdings zu dicht dran und klettere wieder etwas zurück.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/PEEKABOO1.JPG)
Frank wartet noch immer in der Nähe des Canyoneingangs. Ohne ihn macht mir das Canyonklettern keinen Spass und schon bald stehe ich mit völlig verdreckten Schuhen, bespritzter Hose neben ihm am Eingang. Jetzt heisst es noch ohne Sturz wieder nach unten zu gelangen was mit den glitschigen, schlammigen Schuhen noch schwieriger ist. Nachdem ich die Wand zur Hälfte hinuntergeklettert bin, springe ich den Rest ab und es gelingt mir sogar, mich soweit von der Canyonwand weg zu katapultieren, dass ich nicht im Matsch lande. Frank folgt mir und klettert geschickt, mit SLR-Kamera und Camcorder bewaffnet, nach unten. Mit unserer dritten Kamera, der Digitalen, halte ich Franks Abstieg fest.

Unten angekommen ist es Zeit für einen grossen Schluck aus dem Wasserpack und für einen Striptease. Damit wir uns an den engen Windungen des Canyons nicht die Haut aufschürfen, trägt Frank ein Sweatshirt und ich meine Fleecejacke. Diese Kleidungsstücke binden wir uns jetzt um die Hüften und nachdem ich meine Socken ausgewrungen habe sind wir bereit für neue Abenteuer und stapfen in östliche Richtung zunächst durch Tiefsand zum Spooky Canyon davon.

Ausser uns sind noch weitere Wanderer in der Dry Fork unterwegs, die meisten allerdings in umgekehrte Richtung. Bei der ersten Gelegenheit wechseln wir in das feste Bett des Dry Fork Wash, kommen jetzt zügig voran und legen den km bis zum Eingang des Spooky Gulch binnen kürzester Zeit zurück. Angeblich kann man den Canyoneingang beim Gehen im Wash auch übersehen, vielleicht haben wir einfach nur Glück, dass wir genau auf die gähnende Öffnung in der Felswand zulaufen und praktisch direkt vor dem Eingang der Spooky Gulch stehen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/SPOOKY_IN.JPG)
Der Canyon beginnt zunächst unspektakulär, die Felswände stehen etwa 3 m auseinander, binnen kürzester Zeit verengen sich diese so weit, dass Frank die Kamerataschen und ich den Wasserrucksack vor dem Bauch tragen muss. Wir schieben uns seitwärts durch die schmalen Windungen der Spooky Gulch. Auf einem Felsvorsprung in Augenhöhe liegt ein riesiger Skorpion, den ein vorsichtiger Wanderer getötet und ihm den Schwanz mit dem Stachel abgebrochen hat. Mit deutlich mehr Respekt betrachten wir jetzt den Canyon und schauen ganz genau in Felsnischen unter denen wir uns hindurchdrücken.

Die Sonne steht nahezu senkrecht über dem Canyon, es ist schwierig ohne Stativ anständige Fotos zu schiessen. Von den Canyonwänden hallen unsere schlurfenden Schritte und die gedämpfte Unterhaltung wieder. Der Rückhall kündigt weitere Wanderer an: Zwei Frauen unterhalten sich unüberhörbar und jauchzen immer wieder lautstark. Wir schieben uns bis zu einer Ausbuchtung im Canyon, wo wir die beiden bequem passieren lassen können. Doch die beiden sind stehengeblieben und machen keine Anstalten weiterzugehen. Also raffen wir unser Equipment und quetschen uns weiter durch die engen Felsschluchten und stecken bald fest. Die Amerikanerinnen vor uns und einen Felsspalt von nur etwa 30 cm Breite im Rücken. Die beiden Wanderer mit ihren bunten Kopftüchern, Trekkingblusen- und Hosen legen den Rückwärtsgang ein und nach etwa 10 m sind wir an einer Stelle wo wir zu viert bequem stehen können. Wir erfüllen die Bitte eines Fotos und knipsen die beiden Frauen, die ihre Köpfe lachend aus dem engen Canyongang strecken.

Hier in den Slotcanyons der Dry Fork werden Erwachsene wieder zu Kindern, es macht riesigen Spass durch die schmalen Canyons zu kriechen und sich immer wieder seitlich durch die engen Windungen zu schieben.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/SPOOKY2.JPG)
Manchmal ist der Canyon in Brusthöhe so eng, dass wir auf allen Vieren durch den Sand robben müssen, an einigen Stellen klettern wir in Kamintechnik die seitlichen Canyonwände hinauf um vorwärts zu kommen. An einer solchen Stelle posieren wir abwechselnd für ein Foto. Leider sorgt senkrecht einfallendes Licht dafür, dass die Fotos nicht zu den Best Shots gehören.

Immer wieder wirbeln wir beim Gehen, Krabbeln, Klettern Sand auf und schon bald sind wir eingehüllt in eine im Licht tanzende Wolke feinsten Sandes, der sich auch auf dem Filter unserer Objektive absetzt. Bevor die Kameras völlig gesandstrahlt werden, packen wir diese in die Taschen und quetschen uns noch weitere Meter durch diesen Funcanyon bevor wir umkehren.

Auf dem Rückweg kommt uns ein amerikanisches Ehepaar entgegen, die uns überreden wollen, mit ihnen gemeinsam den Rundweg über Spooky und Peek-a-boo zu laufen. Wir lehnen ab mit Hinweis auf die vielen Pools im Peek-a-boo und wünschen ihnen viel Spass. Im Nachhinein wäre es sicher doch möglich gewesen den Rundweg zu laufen, da man den Peek-a-boo Slot auch über einen etwa 800 m langen Pfad über einen Sandhügel umgehen kann und so vom Eingang zum Ausgang oder umgekehrt gelangen kann.

Am Ausgang des Spooky Gulch ist es Zeit für einen kleinen Snack und wir verspeisen jeder einen Power Bar Riegel und nehmen einen kräftigen Zug aus dem Wassersack. Die Sonne brutzelt unerbittlich vom Himmel, trotzdem entschliessen wir uns, zum Brimstone Gulch weiterzulaufen. Wir sind uns nicht sicher, wo er genau abzweigt, wir müssen zunächst östlich dem Verlauf des Washs folgen. Prophylaktisch krame ich den Wanderführer von Peter Felix Schäfer - Wandern im Südwesten der USA und das GPS-Gerät hervor, schalte das Gitter auf UTM um und tippe die Koordinaten des Brimstone ein.

Luftlinie ist es wenig mehr wie eine Meile, tatsächlich windet sich der Wash in einigen Kehren zwischen den Felswänden hindurch, sodass die tatsächliche Wegstrecke sich entsprechend verlängert. An einigen Stellen ist das Bett bereits so trocken, dass der feste Untergrund von lockerem Sand durchzogen ist und wir laufen kreuz und quer und halten uns an den trockenen, aufgesprungenen, aber festen lehmigen Untergrund. Der Wash verengt sich und führt in eine Felsöffnung, deren Durchlass von einem Chalkstone etwa zu ¾ versperrt wird.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/COYOTE_NARROWS.JPG)
Auf den Seiten ist jeweils ein schmaler Durchlass, dahinter ein Dryfall und der Canyonboden liegt in etwa 1,5 – 2 m Tiefe. Ich schaue etwas ratlos zu Frank, der meinen Blick mit einer Frage erwidert: Schaffen wir es hier wieder nach oben? Hier wäre etwas Reepschnur ganz nützlich, die wir als Aufstiegshilfe zurücklassen könnten, doch die liegt in unserem Wanderrucksack im Auto. Wir sind trotzdem optimistisch und ich klettere vor. Von unten sieht der Aufstieg schon deutlich schwieriger aus und mir schwant bereits, dass es viel Kraft kosten wird, sich hier wieder nach oben zu ziehen. Frank reicht mir die Kameras nach unten und ich fotographiere ihn, als er an dem gewaltigen Chalkstone vorbei nach unten klettert. Wir befinden uns jetzt in den Lower Narrows. Die Wände treten so eng zusammen, dass nur wenig Licht hineinfällt. Auf halbem Weg steckt ein weiterer riesiger Chalkstone wie ein Korken im Canyon fest und wir denken an Aaron Ralston, einen jungen Amerikaner der seinen Arm bei einer Canyontour eingebüsst hat, als ein riesiger Felsbrocken seinen Arm festklemmte und er, ohne Aussicht auf fremde Hilfe, in einem abgelegenen Canyon in den Canyonlands festsass und sich den eigenen Arm mit einem Taschenmesser amputierten musste um frei zu kommen.

Nach etwa 100 m weitet sich der Canyon wieder und wir treten hinaus in das lichtdurchflutete Bett des Coyote Creek. Ich bereue inzwischen, dass ich meine Mütze im Auto habe, in dem weiten Wash brennt die Sonne unbarmherzig. Frank bietet mir seine Mütze an, aber sein Haupt wird von bereits etwas schütterem Haar bedeckt und er könnte sich schnell einen Sonnenbrand am Hinterkopf holen. Vor kurzem muss das Flussbett noch matschig gewesen sein, doch die Sonne hat den Matsch mittlerweile getrocknet und auf dem Untergrund ist der lehmige Boden inzwischen schuppig aufgesprungen. Bei jedem Tritt raschelt es, als unsere Sohlen die rissigen Strukturen zermahlen. Der Wasservorrat in unserem Rucksack ist bereits ziemlich zusammengeschmolzen, weniger als die Hälfte des Wassers steht uns für den Rückweg zur Verfügung, da wir bereits eine der beiden Reservefläschchen ausgetrunken haben. Das GPS weist uns den Weg, wir stapfen dem Richtungspfeil hinterher, es sind noch etwa 300 m, als im Wash auf der linken Seite ein sandiger Nebenlauf abzweigt. Frank meint, das müsste der Brimstone sein, ich verlass mich lieber auf das GPS, das nicht lügen kann und so laufen wir weiter durch die schattenlose Weite in dem hier menschenleeren Gebiet.

Da wo der Eingang zum Canyon sein soll, stehen wir vor einer etwa 10 m hohen Felswand, auf der anderen Seite sieht es nicht besser aus, dorniges Gestrüpp aber kein Canyoneingang. Wir folgen dem Wash noch etwa 500 m, passieren ausgebleichte Rinderknochen, die die Wassermassen mitgerissen haben. In einer Felsnische entdeckt Frank ein riesiges Nest, darunter hebt sich schwarz-weisser Vogelkot deutlich von der roten Felswand ab. Wir rätseln, welcher riesige Vogel hier brütet und tippen auf einen Geier. Es könnte allerdings auch ein Condor sein, da sich die nächste gesicherte Population weniger als 150 Meilen weiter südlich in den Vermilion Cliffs befindet. Mit dem Camcorder zoomt Frank das Nest heran, unser Fernglas liegt auch im Rucksack und wir verwünschen uns dafür, dass wir so schlecht gerüstet den Hike in dieser faszinierenden Landschaft angetreten haben. Durch das Zoomobjektiv der Spiegelreflex kann ich auch nicht mehr erkennen und wir einigen uns auf ein Geiernest, bevor wir umkehren um den Brimstone Eingang zu suchen.

Frank fordert mich auf, dass GPS auszuschalten, er verlässt sich lieber auf seine Nase und die lässt ihn auch diesmal nicht im Stich. Der sandige Abzweig ist der Eingang zum Brimstone Gulch und wir stapfen schon bald durch den tiefen rötlichen Sand.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/BRIMSTONE.JPG)
Nach den engen Canyons können wir hier echtes Sandwüstenfeeling erleben. Leider geht es nur sehr mühsam vorwärts. Meine nassen Schuhe sind mittlerweile schon wieder fast abgetrocknet, jetzt dringt feinster Sand von oben in die Schuhe ein und erzeugt beim Gehen Reibung. Frank geht es mit seinen flachen Schuhen nicht besser. Wir kämpfen uns durch die Sanddünen bis zur nächsten Biegung vor, dahinter vermuten wir die sich verengenden Felswindungen, doch weit gefehlt, es geht weiter müsahm durch den losen, lockeren Sand. Nach weiteren 10 anstrengenden Minuten beginnen sich die Felswände ganz allmählich zu verjüngen, der Trail wird steiniger und schattiger.

Mit zwei Schlucken ist unsere 2. Reserveflasche Wasser leer und wir werden vernünftig. Wir haben den grössten Teil unseres Wasservorrates verbraucht und es ist höchste Zeit umzukehren, wollen wir in der erbarmungslosen Hitze dieser Fels- und Sandwüste nicht dehydrieren. Auch mein Hirn fühlt sich allmählich gekocht an, wahrscheinlich habe ich bereits einen leichten Sonnenstich, ich fühle mich etwas schwach. Frank nötigt mir jetzt seine Mütze auf und zieht sich sein Sweatshirt als Sonnenschutz übers Haupt. Als Beduine verkleidet stapft er jetzt voraus, wählt ein gemächliches Tempo, damit wir nicht unsere Kräfte verpulvern und den steilen Schlussanstieg noch schaffen können. Das erste Problem ist der Chalkstone in den Lower Narrows. Mein erster Aufstiegsversuch misslingt, kraftlos sinke ich zurück auf den Canyonboden. Frank versucht es und zieht sich hinauf, keilt sich am Chalkstone fest und will mir anschliessend von oben die Hand reichen um mich hinaufzuziehen. Jetzt bin ich in meiner Ehre gepackt und ich sage ich würde es auch alleine schaffen. Jemand hat ein paar Felsbrocken als Aufstiegshilfe platziert. Damit bin ich aber gerade mal 30 cm über dem Canyonboden, bleiben noch etwa 1,50 m. Es gibt keine guten Tritte für die Füsse, also ziehe ich mich unter Aufbietung all meiner Armkraft an dem Chalkstone nach oben, stemme mich gegen den riesigen Stein und erklimme mit zitternden Armen und Beinen das letzte Stück zurück in den Wash.

Nach einer kurzen Pause habe ich mich erholt und wir folgen dem Flussbett zurück zum Spooky Canyon. Diesmal laufen wir an der Felswand entlang durch den Sand zum Peek-a-boo Canyon und zweifeln zwischendrin, ob wir uns möglicherweise verirrt haben, es ist kein Mensch mehr zu sehen. Wo wir heute Morgen noch ein Dutzend Leute getroffen haben, scheinen wir jetzt die einzigen Wanderer zu sein. Den Abstecher zum Brimstone haben sich die meisten wohl gespart. Am Peek-a-boo laufen wir über einen sandigen Hügel und treffen auf die ersten Cairns, die uns den Weg aus der Dry Fork weisen. Wir passieren den schmalen Ein-/Ausstieg und schauen den steilen Hügel hinauf, hinter dem der Parkplatz mit dem Trailblazer und unseren Getränken liegt. Der Anstieg ist schweisstreibend und anstrengend, bis nach oben haben wir den letzten Tropfen Wasser ausgetrunken.

Noch nie haben wir uns so über warme Getränke im Auto gefreut wie heute. Eine Flasche Gatorade Orange rinnt fast in einem Zug unsere ausgedörrten Kehlen hinunter. Für den Hunger gibt es für jeden einen weichen Cliff Bar, kochen wollen wir erst am Devils Garden. Wir öffnen alle Türen, Fenster und die Heckklappe und nach kurzer Zeit ist die Temperatur im Innenraum so erträglich, dass wir einsteigen können. Zur Abwechslung darf ich jetzt fahren und ich schaffe es ohne Aufsetzer über die ausgewaschene Dirtroad zur Hole-in-the-Rock Road.

Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir für die Wanderung zum Sunset Arch und Moonrise Arch zu spät dran sind, da wir zur Golden Hour unbedingt am Devils Garden sein wollen. Eigentlich sind wir für heute auch genug durch die Wildnis gestapft und so verschieben wir die Wanderung zu diesen beiden endrucksvollen Felsbögen auf das nächste Mal, denn die Hole-in-the-Rock Road wird uns nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Von Süden brettert ein Auto an uns vorbei und wir schlucken zur Abwechslung mal fremden Staub, als ich mit 45 mpH die Verfolgung aufnehme. Das Fahrzeug ist zu schnell für uns, 50 oder 55 mpH möchte ich nicht fahren und so zieht bald nur unsere eigene Staubwolke die HitRR hinauf. Die Sonne steht jetzt ungünstig über dem Kaiparowits Plateau, eigentlich wollte ich noch ein paar Aufnahmen machen, so beschränken wir uns auf einen Schwenk des Camcorders aus dem fahrenden Auto hinaus und auf die Landschaft auf der rechten Seite, die Canyons of the Escalante.

Die Abfahrt zum Devils Garden verpasse ich bei dem Höllentempo beinahe und im letzten Moment erwische ich den Abzweig mit der BLM Nr. 225. Auf dem Parkplatz steht ein weiterer Wagen, von den Insassen keine Spur. Wir nutzen die Zeit und erkunden die vielgestaltigen Felsformationen im Devils Garden, klettern auf die Plateaus zu Füssen der Felskobolde, drücken uns dazwischen hindurch, laufen über die Trampelpfade zur nächsten Formation und haben eine Menge Spass beim Erkunden der Sandsteingestalten im Devils Garden.

Es ist ein aussergewöhnlicher geologischer Bezirk mit den eigentümlichsten Erscheinungen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, mit etwas gutem Willen erkennt man neben den allgegenwärtigen Hoodoos, Domen und Kobolden auch Tiere. Der Metate Arch ist eine weitere bekannte Formation im Devils Garden und wir machen uns auf die Suche.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/METATE_ARCH.JPG)
Er ist nicht schwer zu finden und wir möchten gerne ein ähnliches Foto schiessen wie Karsten Rau, das im Buch [[Photographing the Southwest]] von Laurent Matres abgedruckt ist. Karsten (http://www.karsten-rau.de) hat den Felsbogen so photographiert, dass zwei benachbarte Hoodoos im Zentrum stehen. Die Photoposition stellt uns zunächst vor ein Rätsel. Wir klettern auf die umliegenden Felsen, legen uns sogar flach auf den Bauch. Jetzt sind wir viel zu nah dran und es macht sich die Erkenntnis breit, dass die Aufnahme wohl mit einem Weitwinkel geschossen wurde. Schade, das haben wir nicht. Also lichten wir den Metate Arch und die Hooodoos getrennt ab und gehen dann zurück zum Auto um uns vor der Golden Hour ein frühes Abendessen zu kochen.

Es gibt mal wieder Chef Boyardee Nudeln und nach kurzer Zeit faucht unser Gaskocher und erhitzt den Edelstahltopf mit den Nudeln in Tomatensauce. Wir angeln aus der Styropor-Box jeder eine Dose Cola und geniessen das nicht ganz kühle Getränk an einem Tisch der Picnic Area mit Blick auf eine markante Wand aus Sandsteinhoodoos.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/DEVILS_GARDEN1.JPG)
Nach den Nudeln gibt es für jeden eine Dose Obst und nachdem der letzte Bissen verzehrt und Müll und Abwasch im Auto verstaut sind, beginnen wir mit Teil 2 der Erkundung von Devils Garden. Während des Essens ist ein Geländewagen vorgefahren und ein Ehepaar ausgestiegen. Wir halten einen Plausch, es sind zwei Deutsche und es entwickelt sich eine nette Unterhaltung, nicht zuletzt deshalb, da wir uns bereits im Forum begegnet sind. Sie und wir erzählen vom bisherigen Urlaub, die beiden hatten bisher mehr Glück mit dem Wetter, während wir in Moab im Regen davonschwammen sind die beiden erst in Las Vegas gestartet und hatten bisher nur schönes Wetter. Die weitere Reise soll sie bis nach New Mexico führen.

Wir verabschieden uns, schnappen unsere Kamera und tauchen zur Fotosession nochmals ein in die verwunschene Sandsteinwelt des Devils Garden. Wir platzieren uns zwischen zwei mächtigen Hoodoos auf einem Felsplateau und unter gewaltigem Laufeinsatz gelingt Frank eine Aufnahme mit dem Selbstauslöser der Kamera.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/HITR/DEVILS_GARDEN2.JPG)
Im Metate Arch schiessen wir ebenfalls ein gemeinsames Foto der Canyoncrawler, bevor wir uns wieder den Domen und Hoodoos zuwenden, die zur Golden Hour in ein phantastisches Licht gehüllt sind und die letzten Strahlen der Sonne zu reflektieren scheinen. Noch eine ganze Weile nach Sonnenuntergang laufen wir im Halbdunkeln zwischen den langen Schatten der bizarren Felsen herum. Ohne die Sonne wir es schnell kühl und ein wenig unheimlich sind die vielen Schatten und die Geräusche der einsetzenden Nacht schon.

Wir steigen ins Auto und fahren nach einem rundum gelungen Tag in Richtung Escalante und gönnen uns zum Ausklang des Tages unsere letzte Flasche Wein aus den Vorräten und entfachen ein heimeliges Lagerfeuer. Schon ein wenig beschwipst nehmen wir zu vorgerückter Stunde eine Dusche und verkriechen uns schläfrig in unseren Schlafsäcken und träumen uns dem neuen Tag entgegen.

Gefahrene Meilen: 66 Meilen
Übernachtung: Escalante Petrified Forest State Park 15 USD
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 29.12.2006, 20:25 Uhr
Montag, 25. September 2006

Nach Frühstück, Morgenhygiene und Zeltabbau drücken wir uns noch solange auf dem Platz herum, bis wir unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung bei einem Anruf in der Heimat jemanden antreffen. Eine Hiobsbotschaft wartet auf uns, eine Tante von Frank ist plötzlich verstorben und bereits beerdigt. Das müssen wir erst einmal verdauen und verziehen uns zum Trauern an das Wide Hollow, den Stausee im State Park.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/ESCALANTE.JPG)
Die Stimmung ist verständlicherweise sehr gedrückt. Nachdem wir den ersten Schock überwunden haben, denken wir darüber nach, wie wir den heutigen Tag noch gestalten können.
Geplant war die Wanderung zum Lower Calf Creek Fall, doch nach den schlechten Nachrichten fehlt es uns an Schwung.  

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/ESCALANTE2.JPG)
Wir laufen am  Ufer des 526000 m² grossen Stausees entlang und entschliessen uns, nachdem der halbe Vormittag bereits verstrichen ist, zur Calf Creek Recreation Area zu fahren. In Escalante stoppen wir an der Tankstelle am Ortsausgang und wollen im angeschlossenen Store unsere Vorräte aufstocken. Wasser ist ausverkauft und so verschieben wir die Einkäufe im Supermarkt auf den Nachmittag. Es ist schon beinahe 11.00 Uhr und wir gönnen uns jeder eine Mini-Pizza aus der heissen Theke. Diese verzehren wir wenige Meilen ausserhalb von Escalante am Boynton Overlook mit Blick auf das grüne Pflanzenband entlang des Escalante Rivers und fahren anschliessend weiter in Richtung Boulder.

Die Calf Creek Recreation Area liegt zwischen Escalante und Boulder, beinahe unmittelbar am Highway 12. Etwa 15 Meilen östlich von Escalante zweigt die beschilderte Zufahrt zur Recreation Area ab. Der Parkplatz derselben ist voll belegt - mit Glück erwischen wir eine Parklücke die just im Moment unserer Ankunft frei wird. An der Selfregistration Box erwerben wir für 4 Dollar (2 Dollar pro Person) ein Day Use Permit und platzieren den Kontrollabschnitt hinter unserer Windschutzscheibe, packen unseren Rucksack und marschieren los in Richtung Campground. Heute hätten wir mehr Glück, einige wenige der 13 Stellplätze sind noch verfügbar. Unsere Planung für die Übernachtung ist jedoch eine andere und so folgen wir der Beschilderung Lower Calf Creek Fall einen Hügel hinauf. Damit haben wir bereits den nennenswertesten Anstieg überwunden, der Trail – der einzige unterhaltene Wanderweg im gesamnten Grand Staircase-Escalante National Monument – folgt ohne merklichen Höhenunterschied dem Lauf des malerischen Calf Creek und ist daher auch für Gelegenheitswanderer machbar. An der Trailregisterbox tragen wir uns in das Trailbook ein und erwerben ein illustriertes Faltblatt, auf dem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Stopps entlang des 3 Meilen (one-way) langen Trails verzeichnet sind. Trotz moderaten Höhenprofils verlangt der Pfad im Sommer in einigen sandigen Abschnitten ein wenig Kondition, Zeitbedarf für den 6 Meilen Roundtrip ist zwischen 3 und 4 Stunden, je nach Länge des Aufenthaltes am Fusse des Wasserfalls.

Im Gegensatz zu vielen Wasserläufen im Südwesten, fliesst der Strom des Calf Creek das ganze Jahr über und versiegt selbst in heissesten Sommern nicht vollständig.
 
(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/CALF-CREEK.JPG)
Daraus resultiert eine reichhaltige Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Auch der Mensch nutzt das stetige Wasservorkommen seit vielen Tausend Jahren. Der Calf Creek ist eine ausgeprochene Flash Flood Area, bei Niederschlägen tosen gewaltige Wassermassen durch den Canyon und reissen selbst mächtige Felsbrocken mit. Seinen Namen verdankt der Strom dem Ideenreichtum der frühen Siedler, die die natürlichen Barrieren des Canyons als Kälberpferch nutzten. Von der ehemaligen Zaunlinie am Canyonausgang ist heute kaum mehr etwas zu sehen. Der Trail führt immer wieder an Schwemm- und Marschland vorbei, aufgestaut durch Biberdämme.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/CALF-CREEK1.JPG)
Um das Jahr 1900 nutzte ein lokaler Farmer das fruchtbare Land für die Wassermelonenzucht. Vor mehr als 800 Jahren bauten die Menschen der präkolumbischen Fremontkultur Lagerräume für Vorräte und Werkzeuge in die Klippen, deren zerfallende Steinmauern noch heute sichtbar sind. Millionen Jahre früher bedeckte eine Sandwüste wie die Sahara das gesamte Gebiet. Der heute allgegenwärtige Navajo-Sandstein ist das Resultat von mehr als hundert Meter hohen Sanddünen die sich verschoben und sich im Laufe der Zeit verfestigten. Der bestens ausgebaute und markierte Trail führt durch eine prächtige Canyonlandschaft, die vorherrschenden Farben sind weiss, gelb und zarte Rot-und Brauntöne.

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Einen Höhepunkt des Trails erreicht man nach etwa 2 km. Die rötlichen Farbpigmente der Felszeichnungen sind noch heute mit dem blossen Auge zu erkennen. Mit dem dreieckigen Körper, den Gliedmassen und dem Kopfschmuck gelten die Pictogramme als typisches Beispiel für die Rockart der Fremont-Indianerkultur.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/FREMONT-PIC.JPG)
Bei einem weiteren Fotostopp stellt Frank seinen Rucksack an den Rand des Wanderwegs und unsere Aufmerksamkeit wird schon bald auf ein leises Rascheln im Gebüsch gelenkt. Wir stehen völlig regungslos, starren in das trockene Gestrüpp und erwarten ein Erdhörnchen oder ähnlichen Kleinnager. Stattdessen erblicken wir bei genauem Hinsehen ein Schlangennest. Die kurzen Leiber der noch kleinen Tiere kriechen wild durcheinander. Ein besonders neugieriges Exemplar steckt züngelnd seinen Kopf aus den Sträuchern und nähert sich Franks Rucksack. Das ist jetzt zu viel des guten, bevor Mama-Snake noch auf uns aufmerksam wird, schultert Frank seinen Rucksack und wir machen uns auf den Weg.  
 
(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/CC-TRAIL-F.jpg)
Nach einer Weile treffen wir zwei bekannte Gesichter: die beiden Deutschen, die wir am Abend zuvor am Devils Garden getroffen haben, sind hier auch unterwegs und bereits auf dem Rückweg. Welch netter Zufall, dass wir uns erneut begegnen. Wir stoppen und halten einen kurzen Plausch. Es wäre nicht mehr weit und sie hätten auch die kleinen Schlangen gesehen.

Der Weg führt jetzt in sanften Kehren leicht bergan, die Intensität und das Fliessgeräusch des Wassers nehmen zu. Langsam nähern wir uns dem Wasserfall, laufen kurzzeitig durch einen schattigen Wald. Das tosende Geräusch hinabstürzenden Wassers ist unüberhörbar als wir aus dem kleinen Waldstück heraustreten und den Blick auf eines der phantastischen Naturwunder im Grand Staircase fällt. Staunend betrachten wir den 38 m hohen Wasserfall.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/CC_FALL.JPG)
In mehreren Kaskaden stürzen die Wassermassen des Calf Creek über beinahe vertikale Klippen in die Tiefe. Am Fusse des Wasserfalls sammelt sich das Wasser in einem grossen Teich, bevor der Wasserlauf des Calf Creek etwa 2 km weiter südlich in den Escalante River mündet. Das Farbenspiel an den Sandsteinwänden des Canyons ist phantastisch. Die steilen und hochaufragenden Felsen sind von einer blau-grünen Algenschicht bedeckt und von dunklen Streifen Desert Varnish (Wüstenlack) überzogen. Die Dimensionen des Wasserfalls werden deutlicher, wenn man einen Menschen (hier Frank) für den Grössenvergleich einbezieht.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/CC_FALL-F.JPG)
Wir suchen nach einer Möglichkeit, den Calf Creek trockenen Fusses zu überqueren und balancieren über glitschige Steine zur anderen Seite des Flusslaufes um den Wasserfall aus einer anderen Perspektive zu betrachten und ein ruhiges Fleckchen für ein Picnic zu suchen. Die Wiesen östlich des Wasserfalles sind sehr sumpfig. Von den Felswänden neben dem Wasserfall tropft ständig Feuchtigkeit und verwandelt den Navajo-Sandstein in eine farbenfrohe Leinwand aus nass schimmernden Braun- und Ockertönen.

Ich teste die Temperatur des smaragdgrünen Wassers indem ich meine Hand hineintauche: es ist ziemlich kalt. Eine amerikanische Gruppe ist weniger zimperlich. Einer nach dem Anderen schmeisst seine Kleider auf die Seite und springt splitterfasernackt in das kühle Nass. Lange hält es niemand aus, binnen kürzester Zeit eilen die Badefreunde aus dem Wasser und rubbeln sich trocken. Ich habe für heute genug nackte Hintern und wippende Körperteile gesehen und brummele zu Frank, dass er mich zuhause daran erinnern soll, dass ich einen Leserbrief an Reise-Know-How schreibe. Die müssen anscheinend den Reiseführer umschreiben. Es ist nicht mehr erforderlich, die Europäer vor dem Nacktbaden und dem Schamgefühl der Amerikaner zu warnen, denn die US-Bürger die heute hier versammelt sind, geben sich viel freizügiger als die Europäer. Auf dem Rückweg überholen wir ein älteres Ehepaar, die sich über die Nacktbadeeinlage empören und wissen möchten, was wir davon halten. Ich antworte unverbindlich, dass die Freiheit des Einzelnen da aufhören sollte, wo sich ein Anderer gestört fühlt. Frank ist heute so ziemlich alles egal und er brummelt nur, dass er den scheinbaren Gruppenzwang eher komisch als belästigend fand.

Nach mehreren Fotostopps und einem Beinahe-Unfall mit einem grossen Kakteenpulk stehen wir wieder am Auto. Frank ist wegen des Todes seiner Tante ziemlich niedergeschlagen und hat keine Lust, für eine weitere Wanderung zum Upper Calf Creek Fall, Escalante Natural Arch oder Escalante Overlook. Ich überrede ihn jedoch zur Besichtigung des Cedar Wash Arches und der Steinbrücke in der Nähe. Dafür fahren wir zunächst zurück nach Escalante und biegen beim Padre Motel auf die Centre Street ab und folgen der Strasse, dessen Teerdecke einige Meilen ausserhalb der Stadt endet und als Cedar Wash Road in die Hole-in-the-Rock Road mündet.

Während der Fahrt füttere ich das GPS mit den Koordinaten aus Peter Felix Schäfers Buch Wandern im Südwesten der USA und beginne mich irgendwann zu Fragen, ob wir den Führer nicht besser zum Entfachen eines Lagerfeuers nutzen sollten... . Hat die Gemeinde Escalante nach einer Flash Flood den Verlauf der Cedar Wash Road verändert? Die Koordinaten des Startpunkts zur Covered Wagon Natural Bridge sind mit dem PKW unerreichbar, man müsste noch ein Stück cross-country vordringen, was in dem Gelände aber nur per Pferd oder ATV möglich ist. Wir fahren zurück und gelangen zu einer Stelle, die der beschriebene „Parkplatz“ sein könnte und halten nach einem Hügel Ausschau. Nichts zu sehen, weit und breit keine Fußspuren. Dafür fesselt eine Begegnung kurzfristig unsere Aufmerksamkeit: in etwa 5 m Entfernung kriecht eine Schlange über die staubige Strasse. Wir nähern uns aufgeregt aber vorsichtig und inspizieren Kopfform und Schwanzende. Juchu, wir treffen hier auf unsere erste lebende Klapperschlange und so haben wir doch noch etwas zu Fotographieren.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CRA/PICT0059.jpg)
Das Geräusch der Klapper am Schwanzende ist viel leiser als erwartet, es ist kaum hörbar und beim Wandern auch leicht überhörbar. Als wir uns bis auf 1,5 m nähern, richtet sich die Schlange auf, das ist zu nah und wir gehen wieder auf Abstand. Wir verfolgen den Rattler mit den Augen, bis er auf der anderen Seite der Cedar Wash Road in unübersichtlichem Gestrüpp verschwindet. Das war jetzt doch noch ein Highlight und wir freuen uns über die Begegnung.

Die Covered Wagon Natural Bridge haken wir ab, wir finden sie nicht. Beim Ausgangspunkt zum Cedar Wash Arch das gleiche Spiel: wir laufen umher und suchen nach den Pfadspuren, nichts zu sehen. Das ist doch nicht möglich, dass die so detaillierten Wegbeschreibungen und die Koordinaten alle falsch sind. Der Fehler muss bei uns liegen! Ich blättere im Buch um Bezugskoordinatensystem und Kartendatum zu überprüfen: UTM-Gitter – habe ich eingestellt, NAD27 – haben wir nicht!!! Das Kartendatum steht auf WGS84 – kein Wunder, dass wir weder den Eingang zum Brimstone Gulch noch die Steinbrücke und den Felsbogen hier bei Escalante mit dem GPS finden. Das ist peinlich, ich bin davon ausgegangen, dass sich das Garmin beim Umschalten auf UTM das Kartendatum automatisch zieht. Dem ist jedoch nicht so, da es gebietsabhängig, verschiedene Versionen von NAD27 gibt.

Frank hat für heute genug und möchte nur noch Einkaufen und zum Zeltplatz. Wir fahren die Cedar Wash Road bis zum Ende, stossen auf die Hole-in-the-Rock Road, erreichen Escalante und stoppen am Supermarkt um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Hier erleben wir die nächste Überraschung. Wasser ist auch hier ausverkauft. Wir erstehen noch eine 1 Oz-lasche teures Evian-Wasser und beschliessen die leeren Kanister auf dem Campground aufzufüllen. Es ist nach 19.00 Uhr, als wir uns Cannonville und dem Abzweig zum Kodachrome State Park nähern. Leider haben wir die heutige Portion Pech noch nicht verbraucht und es wartet eine weitere Enttäuschung. Der Campground des Kodachrome State Parks ist voll. Das ist besonders schade, da der Park beim letzten Aufenthalt wegen einer Wanderung im Bryce Canyon viel zu Kurz gekommen ist und wir noch nicht einmal den Shakespeare Arch besichtigt haben. Wieder müssen wir improvisieren und entscheiden uns für den KOA Campground in Cannonville und nutzen die Gelegenheit um im Laundry unsere staubigen Wanderkleider zu waschen.

Gefahrene Meilen: 112
Übernachtung: Bryce Valley KOA Campground Cannonville 22$
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 29.12.2006, 20:49 Uhr
Das waren ja wieder zwei tolle Tage, auch wenn diese Nachricht von der Tante eure Reise etwas getrübt hat.
Die Wanderung zu den Lower Calf Creek Falls habe ich auch noch in bester Erinnerung und mit dem Interpretive Trail fand ich die auch ganz toll.  Ins Wasser hatte ich mich auch nur bis zur Hüfte getraut, das wsr selbst mir eindeutig zu kalt. :roll:

Habt ihr eigentlich ziemlich zu Beginn auch den Mini Arch gesehen?  Der ist vielleicht nur einen halben Meter groß oder so. Ich würde ja gerne mal wissen, ob der einen Namen hat, bisher bin ich noch nicht fündig geworden. Sollte ich vielleicht im nächsten Jahr noch einmal probieren, da was herauszubekommen.
Und eine Klapperschlange als Krönung an dem Tag, toll. Ich habe leider noch keine in Natura gesehen, schade eigentlich.


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 05.01.2007, 16:30 Uhr
Zitat
Habt ihr eigentlich ziemlich zu Beginn auch den Mini Arch gesehen?


Hi Yvonne,
ich meine mich Dunkel an einen kleinen Arch erinnern zu können, bin mir aber nicht mehr sicher, ob es am Calf Creek Trail war.

Ich habe gerade die Fotos für die nächsten Tage hochgeladen, es dauert nicht mehr lange bis zur Fortsetzung.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Anonymous am 06.01.2007, 15:10 Uhr
Dienstag, 26. September 2006

Aus unseren zusammengeschrumpften Vorräten zaubern wir uns ein Frühstück und starten nach Zeltabbau und Morgenhygieneprogramm in Richtung Cottonwood Canyon Road. Die direkte Zufahrtstrasse in Cannonville vom Highway 12 am Visitor Centre vorbei in Richtung Kodachrome State Park ist auch heute Morgen noch gesperrt. Wir nehmen die Parallelstrasse und folgen den Umleitungsschildern. Erst als wir am Abzweig zum Kodachrome Park vorbeikommen, fällt uns ein, dass wir aufgrund der Umleitung das Visitor Centre verfehlt und vergessen haben, den aktuellen Wetterbericht abzuholen. Ein Blick zum Himmel – fast wolkenlos, wir werden die unbefestigte Cottonwood Canyon Road riskieren.

Die 46 Meilen zwischen dem Kodachrome State Park und dem Highway 89 im Süden waren wir bereits im Herbst 2005 gefahren und auf eine nach heftigen Niederschläge schlammige und ausgewaschene Dirt Road getroffen, deren Befahrung einige Nerven gekostet hatte. Heute ist nichts der gleichen zu befürchten, der Strassenzustandsbericht vor 2 Tagen war gut und seitdem hat es nicht geregnet. Es kann also losgehen.

Auf den ersten Meilen führt die Strasse durch eine karge Landschaft, geprägt von niedrigem Buschwerk und streifigen rot-weissen Felsabbrüchen, die in der Nähe des Grosvenor Arch durch gelbliches Gestein abgelöst werden.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CCR/PICT0068.JPG)
Den sehenswerten grossen Doppelbogen, der sich in luftiger Höhe spannt sparen wir uns, da wir ihn bereits gesehen haben. Wir stoppen erst, als sich die Strasse verengt und wir beim Cottonwood Wash zu den Narrows gelangen. Hier windet sich die Piste besonders malerisch durch die gezackten, rot-weissen Felsen die sich in den bizarrsten Verwitterungsformationen am Strassenrand erheben. Nachdem wir diese spektakuläre Erosionslandschaft gebührend bewundert haben, setzen wir unseren Trailblazer wieder auf Kurs.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CCR/PICT0081.JPG)
Ein Schlagloch zwingt uns zur Tempoverringerung, bisher das einzige nenneswerte Unebenheit auf der Cottonwood Road, die sich ansonsten in einem sehr guten Zustand präsentiert. Am Ausgang der Narrows stoppen wir erneut und betrachten diese reizvolle vielgestaltige und vielfarbige Wunderlandschaft aus Stein. Wir suchen den unteren Einstieg zu den Cottonwood Narrows, einem einfach zu erreichenden Canyon und passieren die fotogene Engestelle des Cottonwood Canyon.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CCR/PICT0102.JPG)

Mit dem GPS in der Hand dirigiere ich Frank auf der Suche nach dem Trailhead noch weiter in südliche Richtung. Den Abzweig sehen wir dann auch direkt und wenig später parkt unser Trailblazer auf einem welligen, mit Schlaglöchern durchzogenen Platz zwischen einigen hochgewachsenen, schattenspendenden Büchen. Nach einem letzten Blick in den Wanderführer stapfen wir mit leichtem Gepäck davon und halten auf den Einschnitt in den hochaufragenden Felswänden zu, die von eingen Hoodoos gekrönt werden.

Der Trail folgt zunächst auf bequemen Weg dem verfestigten Sand des Cottonwood Wash und das Gehen bereitet zunächst keine Mühe. Unvermittelt stehen wir vor einer Blockhalde und suchen uns einen Weg vorbei an den riesigen Felsbrocken, das ist der Einstieg zu den südlichen Narrows.

Im Schatten der steilwandigen Sandsteinwände folgen wir dem natürlichen Verlauf, den der Cottonwood Creek im Laufe der Zeit in das weiche Gestein gegraben hat. Wir erkunden einen seitlich abzweigenden Slotcanyon, stehen aber schon bald vor einem unüberwindbaren Hindernis.

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Zwischendrin weitet sich der Canyon immer wieder und einzelne grüne Sträucher sorgen für schöne Farbtupfer zwischen den gelb-weiss-roten Canyonwänden. Plötzlich verengt sich der Canyon so weit, dass wir uns unseren Pfad durch von tosendem Wasser ausgewaschenen Trögen bahnen müssen.

Das glattgeschliffene Gestein gibt Zeugnis von den Urgewalten, mit denen die Flash Floods durch den Canyon schiessen und immer wieder riesige Felsbrocken, Baumstämme und Geröll mitreissen.

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Mit hallendem Stimmenklang kündigen sich zwei weitere Hiker an. Es sind zwei ältere, aber gut ausgerüstete Damen, die den nördlichen Einstieg genommen haben und jetzt mit hohen Wanderstiefeln, Trekkingstöcken und Daypack durch den Canyon wandern. Nach ein wenig Small Talk laufen wir weiter, um uns auch die oberen Narrows anzuschauen. Das Bett wird jetzt steiniger, das hält Frank trotzdem nicht davon ab, unsere Wanderung zu Filmen. Wir passieren den Ausstieg und streifen weiter nach Norden und folgen dem Verlauf bis zu einem weiteren abzweigenden Slotcanyon. An den Upper Narrows verengt sich der Canyon zunehmend, wir sind am Ende unserer Tour angelangt und kehren um. Den Ausstieg meistern wir mit wenig Mühe und stehen inmitten bizarrer Felsen neben der Cottonwood Canyon Road.

Wir begeben uns auf die Suche nach „Candyland“. Dieses von Laurent Matres beschriebene Wunderland aus vielfarbigen, aufragenden Felstürmen finden wir ein wenig die Strasse runter auf der anderen Strassenseite und bahnen uns einen Weg durch die niedrige aber teilweise stachlige Vegetation, stetig bemüht, mit unseren Tritten so wenig Schaden wie möglich anzurichten.

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Ich möchte gerne die umliegenden Hügel erklimmen und die Gegend erkunden. Frank zeigt dafür wenig Begeisterung, denkt er doch an die Kamerataschen, die uns rechts und links um die Hüften baumeln und die wir beim Klettern nicht in den Rucksack stecken können, da dieser im Auto ist. Unser Wasservorrat in dem kleinen Hydrobag neigt sich auch allmählich dem Ende zu und nach einer knappen halben Stunde cross-country stehen wir wieder auf der staubigen Cottonwood Road. Das GPS hätten wir heute nicht gebraucht, da ich es um den Hals hängen habe, starte ich die Navigation und wir folgen spasseshalber dem Richtungspfeil zu unserem Auto. Es sind etwa 2 km die Cottonwood Road runter und trotz Hitze eilen wir zügig unserem Fahrzeug entgegen. Für die Wanderung mit dem kleinen Ausflug ins „Candyland“ haben wir etwa 2,5 Stunden gebraucht.

Viel Zeit zum Rasten haben wir nicht, es ist noch eine weitere Wanderung geplant. Wir stärken uns mit Energieriegel, Plätzchen, etwas Obst und weiter geht’s nach Süden. Die Strasse folgt einer langen, schmalen Verwerfung der Erdkruste, dem Cockscomb. Dieser Hügelkamm trennt die geologische Formation des Grand Staircase von der des Kaiparowits Plateaus im Osten. Die Landschaft ist hier besonders malerisch, nach allen Richtungen bieten sich phantastische Blicke auf die Canyon- und Felswildnis. Die Strasse verläuft jetzt im Tal des Paria River, zahlreiche Trailheads zu Wanderungen laden zur Erkundung dieser Canyons ein. Einer der schönsten Canyons der Region ist der Hackberry Canyon, den man mit dem Paria und Hogeye Canyon zu einer mehrtägigen Rundtour verbinden kann.

Unser nächster Halt ist der Abzweig der Brigham Plains Road, wir wollen auf den Yellow Rock. An einem auffallenden, quer zur Fahrbahn verlaufenden Felskamm inmitten unwirtlicher brauner Erosionsstrukturen startet die Wanderung auf den farbenfrohen Felsen, den man hoch oben bereits von der Strasse ausmachen kann. Der Zugang ist über eine steile Felsrinne in einem Seitencanyon unterhalb des Hackberry Canyon möglich. Von dieser Rinne trennt uns ein breites Band aus hohen, stachligen Sträuchern die den Hackberry Creek säumen. Wir halten auf das Dickicht zu, nehmen nach kurzer Zeit schützend die Arme vors Gesicht und kämpfen uns durch das dichte, teilweise dornige Gestrüpp. Kleine Dornen stechen durch die Hosen und kratzen an Armen und Gesicht entlang. Frank fordert mich auf, Stehen zu bleiben um sich zu orientieren. Eingerahmt von stachligen grünen Sträuchern sehen wir so gut wie gar nichts, ausser einigen schmalen Pfaden, die von getrockneten Kuhfladen gesäumt werden. Einem solchen Viehpfad folgen wir jetzt. Nur haben die Viecher es nicht so eilig gehabt, zum Fluss zu kommen. Sie sind kreuz und quer durchs Gebüsch und haben zahlreiche Haken geschlagen. Wir folgen jeder Windung, Hauptsache wir kommen vorwärts und bleiben nicht stecken. Meine Frage, was wir tun, wenn wir in dem Engen Gebüsch plötzlich auf eine verwilderte Kuh treffen, wiegelt Frank ab. Ich solle lieber aufpassen und schauen wo ich hintrete,  damit ich nicht versehentlich Bekanntschaft mit einem Rattler mache. Irgendwann versagt unsere Theorie von Kühen die den Fluss erreichen.

Das Vieh muss entweder weitergeflogen oder in dem Labyrinth auf gleichem Weg wieder zurückgelaufen sein. Es gibt keinen Durchbruch in dem struppigen Gesträuch in Richtung Flussbett. Na prima, jetzt heisst es wieder Hände vors Gesicht, Augen abwechselnd nach vorne und auf den Boden und durch. Frank krantelt, dass wir hier gut eine Machete gebrauchen könnten und wirft mir vor, dass ich im Walmart keine kaufen wollte. Diese Investition fand ich überflüssig, da wir zu Hause bereits ein Haumesser für die südeuropäische Machia haben. Eine grosse Klinge um uns den Weg zu bahnen wäre aber auch hier sinvoll gewesen.

Haben wir nicht, wir müssen also so weiter. Die Wanderstöcke, die wir für den Abstieg am Rucksack befestigt haben verfangen sich immer wieder in dem Geäst und ich bin dankbar für meine robusten Wanderhosen mit Kevlarfaseranteil. Baumwollfasern hätte ich mir wahrscheinlich längst zerrissen. Frank flucht gewaltig und ist bereits kurz davor umzukehren. Ein letzter Kraftakt und etwa 1 m unter uns sehen wir tatsächlich den versiegten Wasserlauf des Hackberry Creek. Wir haben einen mind. 300 m breiten Streifen Gestrüpp durchquert und haben durch die vielen Haken und Schlenker auf der Suche nach einem Durchlass viele Meter mehr gelaufen. Jetzt springen wir in das matschige Flussbett und mit schmatzenden Schritten halten wir auf den Einschnitt in der Felswand zu. Aber zuerst eine kurze Pause. Unsere Unterarme zieren einige oberflächige Kratzwunden, die Wanderstiefel sind staubig von Sand und jetzt auch noch matschig vom Flussbett. Am Rucksack und am geflochtenen Hutband hat sich etwas Grünzeug verfangen, aber Mensch und Ausrüstung haben die „Dschungeldurchquerung“ unbeschadet überstanden.

Franks Laune bessert sich nicht, als er den steilen Aufstieg sieht. Er murmelt irgendetwas davon dass er mich oben an den Füssen packen würde und über den Abgrund baumeln liesse, wenn es sich nicht lohnen würde darauf zu gehen. Das beeindruckt mich nicht, ich spare meinen Atem lieber für den Berg. Wenig später folgen wir dem steinigen Pfad, der schon bald immer steiler wird und über loses Geröll führt. Bei jedem Schritt muss man aufpassen wo man hintritt, ein falscher Schritt und die halbe Bergflanke würde mit uns nach unten rutschen. Einige wenige Steinmännchen lotsen uns durch den lockeren Schotter und wir schinden uns in engen, steilen Kehren den Hang nach oben. Bei der Hitze ist der Weg eine schweisstreibende Angelegenheit und trotz des steil abfallenden Geländes rasten wir um etwas zu trinken. Frank macht eine Bemerkung darüber, dass ich mich schon erstaunlich gut von meiner Erkältung erholt habe und ich solle gefälligst etwas langsamer laufen. Frank hat letzte Nacht viel über seine verstorbene Tante gegrübelt und sehr schlecht geschlafen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für die konditionsfordernde Tour auf den Yellow Rock.

Ich gehe nicht langsamer sondern warte lieber oben auf Frank, der sich kurz nach mir mit einem letzten kräftigen Schritt und einem „heilige Sch… war das steil“ auf das Plateau wuchtet. Ja das war es und wir machen erstmal Pause um wieder Atem zu schöpfen.

Wir geniessen die Aussicht auf die gewaltige Cockscomb-Auffaltung und die schmale Fahrspur der Cottonwood Road in der Tiefe. Lange hält es uns jedoch nicht, die vielfarbige Bergflanke des Yellow Rock lockt. Über einen jetzt sanften Anstieg, flankiert von kantigen Felszähnen, nähern wir uns dem Fusse des Yellow Rock. Nach Überquerung einer letzten Kuppe schweift der Blick ungehindert auf den gelben Slickrock des Yellow Rock.

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Frank bremst meinen Enthusiasmus mit einem besorgten Blick gen Himmel. Es ist stark bewölkt und im Nordosten drohen dunkle Wolken. Jetzt rächt es sich, dass wir den Wetterbericht für heute nicht abgeholt haben. Ich bin optimistisch, es wird nicht regnen, trotzdem machen wir noch mal Pause um die Lage zu erörtern.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CCR/YR0129.JPG)
Frank möchte auf der unbefestigten Cottonwood Road und auf der exponierten Bergflanke kein Risiko eingehen und mahnt zum baldigen Abstieg. Ich glaube nicht recht an ein aufkommendes Unwetter habe jedoch auch ein wenig Gamaschen davor, hier hoch oben von einem Gewitter überrascht zu werden. Wir wären zweifellos die höchste Erhebung hier und ein rascher Abstieg ist bei nassem Slickrock und dem losen Geröll der Rinne kaum möglich. Wir einigen uns auf einen Kompromiss. Wir laufen ein wenig an der Südflanke des Yellow Rock umher und sparen uns die besonders farbenfrohe Ostflanke für einen weiteren Urlaub auf. Frank ist einverstanden und wir nähern uns dem schuppigen Bergrücken. Die Struktur erinnert an vergrösserte Elefantenhaut, die Farben reichen von Orange über Weiss, und Rot  bis hin zum allgegenwärtigen Gelb.

Leider verhindern die vielen Wolken, dass die Farben so richtig prächtig strahlen können. Ein Grund mehr, um bei wolkenlosem Himmel noch mal wiederzukommen. Ein weiterer Blick nach Norden – die Wolkensuppe ist noch dichter, deutlich dunklelgrau und - was mich jetzt auch besorgt - die Berge im Norden zeichnen sich nicht mehr klar am Horizont ab. Es sieht so aus, als würden tatsächlich Regenschauer die Sicht eintrüben. Jetzt habe auch ich genug und mahne zum Abstieg. Nur keine Panik, der Regen wird uns so schnell nicht einholen können, meint Frank und wir laufen gemächlich zur Rinne zurück.

Wir verschaffen und einen Überblick über den Rückweg und erspähen tatsächlich einen Weg zurück zur Cottonwood Road, der nur einen ganz schmalen Streifen durch Gebüsch führt, an einem Zaun entlang und neben einem Viehgatter direkt neben der Strasse endet. Am oberen Ende der Steilrinne lösen wir unsere Trekkingstöcke vom Rücken und stützen uns beim Abstieg darauf. Wir müssen trotzdem sehr vorsichtig sein, immer wieder lösen sich kleinere Steine und rutschen mit einer Mini-Geröll-Lawine ins Tal. Ich habe meine Augen nicht da wo sie sein sollen und ich lande kurzfristig auf dem Hosenboden und stemme mich mit meinen Hacken gegen den Berg um die kurze Talfahrt zu bremsen. Frank ist sichtlich erschrocken und hat mich schon abstürzen sehen. Besorgt hilft er mir auf die Beine und klopft mir den Staub von den Kleidern. Nichts passiert, doch mit etwas mehr Vorsicht steige ich fortan nach unten. Nach der Rinne folgen wir dem steinigen Pfad zurück ins Flussbett, dem wir schätzungsweise 400 m nach Süden folgen müssen.

Unsere Schritte erzeugen wieder schmatzende Geräusche, als wir durch das matschige Bett des Hackberry Creek stapfen. Mein Trekkingstock versinkt bis über den Teller in dem flüssigen Lehm und ich Laufe zur Mitte des breiten, flachen Stroms, wo noch ein Rest Wasser fliesst. Hier wasche ich den Stock und säubere auch meine Schuhe und gehe am Rand des fliessenden Wassers entlang. Völlig unvorbereitet treffen wir ausserhalb des Washes auf einen Tierkadaver und gleichermassen angewidert und fasziniert starren wir auf die faltigen, zerfransten Überreste einer Kuh. Die liegt schon länger hier, Raubtiere, Vögel und andere Aasfresser haben sie bereits bis auf die Haut und Knochen ausgeweidet. Da wo man glänzende Augen erwartet, findet sich nur eine klaffende, faltige Höhle. Frank lässt es sich nicht nehmen, ein Foto zu schiessen, das möchte ich aber nicht zeigen, da der Anblick selbst auf dem Foto abstossend ist.

Dem Weidezaun, den wir aus der Höhe gesehen haben, folgen wir bis zur Cottonwood Road und in etwa 300 m Entfernung sehen wir unser Auto neben dem Abzweig der Brigham Plains Road stehen. Als wir dort eintreffen biegt ein Geländewagen in die BLM Road #430 ein und die Insassen halten kurz an. Die beiden Burschen sind aus Deutschland - wen wunderts ;) und sind auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt. Anschliessend wollen sie über die BLM #431 zurück zur Cottonwood Road fahren. Sie wissen, dass der Rundkurs etwas heikel ist, sind ihn aber vor zwei Jahren schon mal gefahren. Wir wünschen ihnen viel Spass und der Geländewagen verschwindet, eingehüllt in eine Staubwolke aus unserem Blickwinkel.

Wir hatten eigentlich noch den Besuch der Paria Contact Station geplant, um uns über die Strassenverhältnisse Richtung Cottonwood Cove zu informieren. Das schaffen wir aber nicht, da die Rangerstelle um 5.00 Uhr schliesst und wir praktisch fliegen müssten um noch rechtzeitig einzutreffen. Also lassen wir uns Zeit auf dem letzten Abschnitt der Cottonwood Road, die jetzt durch das Tal des Paria Rivers führt. Wir queren einige Washes, einen alten Korral und halten auf einer Anhöhe um zurückzublicken.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CCR/PICT0115.JPG)
Anschliessend führt die Strecke durch eine weitläufige Landschaft aus grau-braunen Badlands. Um etwa 18.00 Uhr stossen wir wieder auf Asphalt und fahren über den Highway 89 in Richtung Page.

Geplant ist die Übernachtung auf dem Wahweap Campground, den wir als nächstes ansteuern und anschliessend nach Page zum Einkaufen fahren wollen. Am Westentrance der Wahweap Marina biegen wir auf den Lakeshore Drive ein und nähern uns dem Wahweap Campground. Bereits von weitem sehen wir die neue Baustelle. Die Arbeiten zur Erweiterung des RV-Parks sind in vollem Gange, gewaltige Erdbewegungen und schweres Räumgerät zeugen davon. An der Anmeldung erstehen wir einen Stellplatz und bezahlen 19 Dollar/Nacht - 1 Dollar mehr als im letzten Jahr.

Reisende mit Wohnmobil haben weniger Glück, sie können statt der gewünschten 3 Nächte nur für 2 Nächte einen Stellplatz mit Anschlüssen mieten, der RV-Abschnitt ist vollbelegt und wenn kein Platz mehr frei werden sollte, müssen sie die 3. Nacht ohne Anschlüsse campen oder weiterfahren.

Waren wir letzten November neben einem alten Wohnmobil die einzigen Camper auf dem Campground, treffen wir jetzt in der Schleife auf mind. 10 Zelte. Neugierig betrachten wir bei der Anfahrt auf dem Rundkurs die Behausungen und gelangen zu dem Schluss: Wahweap Campground ist fest in deutscher Hand. Anhand der Zelte schliessen wir, dass nur in dem Familienzelt in der Nähe der Ausfahrt Amerikaner campen, der Rest schläft in Tunnel- und Kuppelzelten von Vaude, Wolfskin und Salewa – ein untrügliches Zeichen für die europäische Herkunft.

Wir inspizieren unseren Stellplatz und suchen einen schönen Platz für unsere Hütte. Unser Vaude-Tunnel thront kurze Zeit später auf dem sandigen Boden, noch schnell Matten und Schlafsäcke rein und weiter geht’s.

Von der Glen Canyon NRA haben wir, trotzdem wir schon zum 2. Mal hier sind, noch nicht viel gesehen. Daher brechen wir auf, fahren erneut zum Westeingang hinaus um noch verschiedene Viewpoints anzufahren. Unser erster Stopp ist ein Aussichtspunkt über den See, von dem man einen phantastischen Blick über die Wahweap Marina im unwirklichen Glanz der untergehenden Sonne hat.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LPOW/PICT0142.JPG)
Wir können uns kaum losreissen von diesem Blick. Die weissen Hausboote auf der spiegelnden Wasserfläche, dahinter die gelblichen und rötlichen Felsen die den Lake Powell in der Wahweap Bay umspielen. Bevor die Sonne vollends untergeht, gehen wir zurück zum Fahrzeug, um noch im Hellen in Page anzukommen und den Safeway Markt zu suchen. Wir finden ihn direkt am Business Loop der US 89 und verschwinden für geraume Zeit um unsere geschrumpften Vorräte aufzufrischen. Bewaffnet mit allerlei Leckereien und zwei gekühlten Dosen Bier verlassen wir den Supermarkt um uns dem gemütlichen Teil des Abends zu widmen.

Gefahrene Meilen: 94
Übernachtung: Wahweap Campground Glen Canyon NRA 19$


Heute ist es mir sehr schwer gefallen, bei 10 Fotos zu bleiben, daher ein LINK zu den weiteren Bildern des heutigen Tages: http://www.canyoncrawler.de/html/gsenm.html
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 06.01.2007, 15:25 Uhr
Uups, der Gast war ich.  :?
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Ganimede am 06.01.2007, 15:32 Uhr
Sehr schöne Beschreibung. Bei unserer "Besteigung" des Yellow Rock hatten wir auch zu kämpfen, durch das Grünzeug + Kuhfladen den Weg zu finden. Zu der Zeit war das Gestrüpp aber nicht sehr hoch und der Creek fast trocken. Auf dem Aufstieg an der Geröllhalde bin ich dann fast darüber gestolpert (der Kopf war schon wieder im Gebüsch):

(http://666kb.com/i/akqd9z20fof2zxjhf.jpg)

Schade das ihr zum Erkunden nicht mehr Zeit hattet. Bei Sonnenschein konnte man gute Bilder machen und das herumlaufen hat super Spaß gemacht  :D

Gruß
Volker
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 06.01.2007, 15:44 Uhr
Hi Volker,

ist Dein Schnappschuss ein Rattler oder eine Bullsnake, ich kann das Schwanzende nicht gut erkennen ?

Mit dem Yellow Rock ist es bei uns etwas dumm gelaufen, aber wir waren mit Sicherheit nicht zum letzten Mal im Südwesten und im Grand Staircase haben wir noch einiges von Interesse, das wir uns anschauen wollen.

@All:
Der Reisebericht führt uns als nächstes über abenteuerliche Pisten zum Cottonwood Cove und den Cottonwood Teepees in den Coyote Buttes South.

Die Bilder von den CBS habe ich gestern hochgeladen. Wer schon mal spicken möchte:
http://www.canyoncrawler.de/html/coyote_buttes_south.html
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: jolly am 06.01.2007, 16:01 Uhr
Hi Kate!

Beim Lesen des letzten Tages sind bei mir auch gleich Erinnerungen an die Wanderung hoch zum Yellow Rock wach geworden.
Obwohl mir Volker mit seinem Kommentar zuvor gekommen ist, möchte ich trotzdem noch mal anmerken, dass die Tour schon ein bisschen abenteuerlich war. Erst das Gestrüpp und dann den Geröllhügel hoch. Da musste man wirklich aufpassen das man nicht abrutscht - im Nachhinein gesehen fanden wir das teilweise doch recht riskant.

Freu mich schon auf die SCB denn da waren wir noch nicht.
Aber wer weiß, im Mai sind wir wieder in der Ecke unterwegs, deswegen werde ich Deinen Reisebericht auch noch einmal in aller Ausführlichkeit durchlesen, speziell auch den Moab-Teil.

Gruß Eva
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Ganimede am 06.01.2007, 16:29 Uhr
Zitat von: Canyoncrawler
Hi Volker,

ist Dein Schnappschuss ein Rattler oder eine Bullsnake, ich kann das Schwanzende nicht gut erkennen ?


Keine Ahnung, dachte eigentlich das es eine Gopher Snake ist (ungiftig). Hier ein Bild:  http://www.gc.maricopa.edu/biology/aznature/pages/pituophis.html

Ist aber Off Topic jetzt, ich will Deinen Reisebericht nicht mit den Postings zerstückeln.

Schreibe doch ruhig schon mal weiter  :pfeifen:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 06.01.2007, 18:05 Uhr
Klasse Bericht, danke Kate. :daumen:
Der Yellow Rock steht ja bei  mir schon lange auf der Liste und ich hoffe, dieses Jahr klappt es dann auch damit und das Wetter spielt  auch mit. Gerade für solche abenteuerlichen Wanderungen bin ich ja immer zu haben.
Wie lange habt ihr insgesamt für den Auf und Abstieg gebraucht?

Auf die CBS freue ich mich auch total und werde den Bericht mit großen Interesse lesen und verfolgen, zumal die CBS ja in diesem Jahr auch geplant sind.


Greetz,

Yvonen
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Katja am 07.01.2007, 13:43 Uhr
Also Volker und ich brauchten eine Stunde bis zum Fuß des Yellow Rock. Den Rückweg, bei dem man den Schotterabhang ja fast schon hinunterschlitterte, schafften wir dann in einer halben Stunde. Auf dem Yellow Rock liefen wir noch mal eine Stunde herum, also mit 2,5 Stunden insgesamt sollte man schon mindestens rechnen.
Gruß
Katja
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 13.01.2007, 16:23 Uhr
Mittwoch, 27. September 2006

Beim Aufwachen ist es schon da, ein Kribbeln im Bauch und das Gefühl, dass heute ein besonderer Tag ist. Heute ist Coyote Buttes-Tag, wir haben Permits für die Coyote Buttes South. Eigentlich nichts ungewöhnliches, da die Permits für die South Coyote Buttes wesentlich einfacher zu bekommen sind als für die Coyote Buttes North mit der populären Wave. Trotzdem sind wir etwas aufgeregt, denn wir wollen zu den Cottonwood Teepees und von der Anfahrt haben wir schon viel gelesen. Bis zum Cottonwood Cove Trailhead benötigt man schon etwas Abenteuergeist um den Tiefsand und die ruppigen Felsen zu meistern. In gespannter Erwartung erledigen wir unsere Morgenhygiene und gönnen uns ein paar Leckereien zum Frühstück, rollen die Schlafsäcke zusammen und verstauen sie im Fahrzeug. Genügend Wasser und Lebensmittel haben wir ebenfalls an Board - es kann losgehen.

Wir haben uns für die Anfahrt über den Highway 89A entschieden und stossen über den Lakeshore Drive zunächst auf den US-Highway 89 und fahren in Richtung Page. Nachdem wir dort noch einmal voll getankt haben verlassen wir Page in Richtung Bitter Springs und fahren kurze Zeit später am Parkplatz des Horseshoe Bend vorbei und erreichen ein Wunderland aus roten Felsen. Da wo die Strasse kurvig durch einen Felsdurchbruch führt wird die Strecke besonders malerisch und ich geniesse die Aussicht auf den hier wie dahingeschmolzen aussehenden Sandstein. Bei Bitter Springs biegen wir in den US 89A ein und fahren in Richtung Grand Canyon North Rim, überqueren den Colorado beim Marble Canyon über die Navajo Bridge und erreichen die bizarre Schönheit der Vermillion Cliffs. Unser Ziel, die Coyote Buttes South liegen in der Paria Canyon-Vermilion Cliffs Wilderness Area im nordwestlichen Teil des im November 2000 gegründeten Vermilion Cliffs National Monument.

Unweit dem Abzweig der BLM Road #1065 wird unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Wir treffen auf eine der in den USA typischen „Wanderbaustellen“. Die Strassenarbeiter sind gerade dabei einen längeren Strassenabschnitt Instand zu setzen und auf einer Länge von mehreren hundert Metern wird dampfender Asphalt gewalzt. Der Verkehr kommt beidseitig völlig zum Erliegen und in beiden Richtungen bildet sich rasch eine Schlange von wenigstens 20 Fahrzeugen. Da wir gerade nicht Besseres zu tun haben, steigen wir aus und halten Small Talk mit den anderen Wartenden. Schnell ist eine nette Unterhaltung im Gange, man scherzt während man sich die Beine vertritt. Der zum Schutz vor der Sonne mit weissen Tüchern vermummte Navajo-Strassenarbeiter, dessen Aufgabe heute darin besteht, das Verkehrsschild von Stop auf Slow zu drehen, gibt einige Anekdoten zum Besten. Die Stimmung ist, anders als an Baustellen im europäischen Strassenverkehr, locker und gelöst. Es dauert beinahe 30 Minuten bis der Verkehrsfluss wieder in Gang kommt. Zunächst ist der Gegenverkehr an der Reihe und die Fahrer winken den Wartenden in unserer Schlange freundlich zu.

Nach gut 30 Minuten verschluckt uns der Staub der House Rock Valley Road. Etwa 9 Meilen legen wir auf der Dirtroad zurück, die sich - im Gegensatz zum letzten Besuch - in perfektem Zustand befindet, bevor wir auf die Corral Valley Road (BLM # 1017) einbiegen und unseren Meilenzähler nullen. Die ersten Meilen sind noch relativ problemlos, Frank navigiert das Auto souverän über einige felsige Abschnitte. Ernst wird es erst nach 3,1 Meilen. Wir verlassen die BLM 1017 und biegen in die BLM Road #1066 ein. Jetzt ist Schluss mit lustig, der Allradschalter soll von der Position „Auto“ auf "Low4WD". Trotz mehreren Versuchen in unterrschiedlichen Getriebe- und  Zündschlüsselstellungen gelingt es nicht. Wir müssen mit "Hi4WD" auskommen und nach kurzer Zeit geht es nur noch langsam voran.

Einige heftige Felsbänder bringen nicht nur die Unterhaltung im Fahrzeug nahezu vollständig zum Erliegen. Meine Hände werden feucht, ich bin jetzt merklich aufgeregt und sitze angespannt auf dem Beifahrersitz während Frank unseren Trailblazer vorsichtig über spitze Steinbrocken und hohe Felsabsätze zirkelt. Zwischendrin immer wieder sandige Abschnitte. Die Tiefsandpassagen werden immer schlimmer, zeitweise pflügen wir mit Vollgas durch den lockeren Sand und kommen doch nur langsam vorwärts. Die Dosierung von Bremse und Gas ist jetzt eine Herausforderung für den Fahrer. Rechtzeitiges Bremsen ist angesagt, damit uns die ruppigen, quer zur Fahrbahn verlaufenden Felsbänder nicht unsanft stoppen. Dazwischen immer wieder Sandfallen. In diesen ausgefahrenen Rinnen tänzelt der Trailblazer unwirsch nach rechts und links, die Räder drehen trotz 4WD durch und Frank muss kräftig gegenlenken um nicht aus der Spur zu geraten.

Unser nächster Abzweig soll nach etwa 6 Meilen kommen, doch hier ist nichts. Wir fahren zur Sicherheit noch eine halbe Meile weiter, wenden dann und fahren zurück. Wir sind zuvor an einer Weggabelung vorbeigekommen, die Fahrspur ist mit Sträuchern ziemlich zugewachsen, passt aber vom Meilenstand (5,3) perfekt zur Wegbeschreibung von Steffen Synnatschke (http://www.synnatschke.de/cbs/cbs.html). Wir werfen die andere Beschreibung nach hinten und halten uns jetzt an Steffen, der die linke Fahrspur empfiehlt. Hier kommen wir vergleichsweise gut voran. Die nachwachsende Beifuss-Vegetation hat einen guten Teil der Fahrrinne überwuchert, was den positiven Nebeneffekt hat, dass die Räder deutlich seltener durchdrehen. Dieser Zustand dauert nicht lange an, es geht wieder durch Sand, Frank ruft nur noch  „Festhalten!“ sobald er eine Sandfalle  an der ausgeschlagenen Spur erkennt und das Fahrzeug unwillig durch den Tiefsand ackert.

Ich klammere mich an den Türgriff, Vollgas ist angesagt und beinahe unberechenbar schlingert der Chevrolet durch diese Passagen. Fahrer und Beifahrer sind beinahe mit den Nerven am Ende und vergessen vor lauter Aufregung sogar das Erinnerungsfoto an diese tückische Dirt Road. Frank ist ziemlich ungehalten und mault mich an, ob ich sicher wäre, dass schon mal jemand lebend und ohne Achsbruch oder Reifenschaden dieses Gelände wieder verlassen hat. Ja, ich bin mir sicher - habe aber auch schon einige Reiseberichte gelesen, wo jemand im Sand feststeckte. :-(

Je ärger die Piste wird – kaum zu glauben, aber der Strassenzustand konnte sich tatsächlich noch verschlechtern – desto mauliger wird Frank. Er ist jetzt heftig am Schimpfen, nur Irre würden solche Strassen wie diese fahren. Irre und Geisteskranke! Wenn wir nicht bald da wären, würde er auf der Stelle umkehren und nur noch Cluburlaub machen. An seinem Gesichtsausdruck kann ich jedoch sehen, dass er es nicht ernst meint, im Grunde liebt er Abenteuer wie diese. Die Kreuzung rettet mich erstmal vor dem Schicksal Cluburlaub. Leider steht hier weit und breit kein Schild. Sollten wir uns doch verfahren haben? Wir haben die Qual der Wahl: 3 Fahrspuren - alle gleichermassen sandig und schlecht - stehen zur Verfügung.

Etwas ratlos schaue ich auf die ausgedruckte Karte, ich kann nichts erkennen, mein Bauchgefühl sagt mir nach links. Von meinem Bauchgefühl willl Frank nichts hören, sein Bauch sagt halblinks. Besonders überzeugend finde ich das auch nicht und nehme das GPS aus dem Rucksack, tippe die Koordinaten des Trailheads ein, starte die Navigation und folge mit dem GPS der von mir bevorzugten linken Fahrspur. Nach einer Weile zeigt der Richtungspfeil des GPS nicht mehr in Richtung der Spur. Ich laufe zurück und Frank trommelt bereits ungeduldig mit den Fingern auf das Autodach. Dass habe ihm gerade noch gefehlt. Ironisch meint er, wir könnten ja ein paar Tage warten, bis jemand vorbeikäme, den wir nach dem Weg fragen könnten.

Ein finsterer Blick in seine Richtung lässt ihn verstummen. Aber nicht lange, er würde nächstes Jahr auf alle Fälle Cluburlaub machen, und zwar mit dem Frosch. In seinen grau-grünen Augen blitzt der Spass, er geniesst es, mich zu necken. Bei etwa 30° im Schatten heisst es kühlen Kopf bewahren und der Spur halb links folgen. Nach 250 m sieht es vielversprechend aus, der Richtungspfeil des GPS verläuft noch immer deckungsgleich mit der Fahrrinne. Zurück am Auto ist die Entscheidung gefallen, wir müssen nach halblinks, Frank hat mal wieder ohne techn. Hilfsmittel den Weg geahnt.

Dafür bin ich mir sicher, dass es rechts zur Poverty Flat Ranch und White Pocket geht wo wir anschliessend noch hin wollen. Unterwegs habe ich die Gebäude und das Windrand der verlassenen Ranch in der Ferne ausmachen können. Wir sind wieder auf Kurs und nach weiteren elendig langen Minuten durch Tiefsand erspähen wir das Hinweisschild auf die Coyote Buttes Special Managed Area. Frank ist weiter zu Scherzen aufgelegt und übersetzt für mich den Text: Herzlichen Glückwunsch, Sie Irrer und Geisteskranker, dass Sie es bis hierhin geschafft haben. Wenn Sie noch einen Funken Verstand haben, kehren Sie jetzt um. Falls Sie Hilfe beim Einsammeln der Einzelteile Ihres Autos benötigen, halten Sie das nächste Flugzeug an oder warten Sie auf den nächsten Irren, vorzugsweise aus Germany.

Wie um seine Worte zu untermauern, lacht uns kurze Zeit später ein ausgebleichter Rinderschädel an. Jemand hat die Überreste gut sichtbar auf einer roten Sandsteinplatte platziert.

Jetzt sind es nur noch wenige hundert Meter. Es gibt reichlich Parkmöglichkeiten. Den letzten sandigen Hügel bis zum Ende der Fahrspur sparen wir uns, der könnte bei der Auffahrt zum Problem werden. Wir parken das Auto in einem natürlichen Pullout und Reifenspuren verraten uns, dass wir nicht die ersten sind, die die Piste nicht bis nach unten fahren. In der Ferne erblicken wir bereits die markanten kegelförmigen Felsformationen die unser heutiges Ziel sind: die Cottonwood Teepees. Ein letzter kontrollierender Blick in den Rucksack, das GPS und die Kamera um den Hals, den Parkabschnitt des Permits hinter die Scheibe und wir stapfen den sandigen Hügel hinab. Am Trailhead parkt ein robuster, hochbeiniger Jeep mit dem Schriftzug eines Outfitters aus Page. Der Fahrer ist gut gerüstet mit zwei Ersatzrädern, Sandblechen, einer ausladenden Schaufel, einem Reservekanister, einer Seilwinde und weiterem Equipment, verstaut in einer Alubox auf dem Dachträger. Fehlende Ausrüstung kompensieren wir mit Abenteuergeist und Zuversicht.

Voller Vorfreunde folgen wir den wenigen, aber deutlich sichtbaren Fußspuren Richtung Teepees und tauchen ein in das reichlich gefüllte Schatzkästchen von Mutter Natur. Bereits aus der Distanz wirken die Kegelfelsen prächtig und wir bleiben stehen, um die Formationen in der Nähe zu betrachten.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/TEEPEES1.JPG)
Je näher wir den Teepees kommen, desto höher steigt unser Begeisterungspegel. Die Landschaft, die wir bisher nur von Fotos kannten, zieht uns in ihren Bann.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/TEEPEES.JPG)
Überwältigt von Farben und Formen wissen wir nicht, wohin wir zuerst gehen sollen. Wir schauen uns zunächst die fragilen Strukturen zu Füssen der Teepees an.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/PICT0165.JPG)
Die Schichten wirken wie so filigran wie hauchzarte Bätterteigplätzchen. Vorsichtig laufen wir auf den Felsen herum, stetig bemüht an den empfindlichen Felsplatten keinen Schaden anzurichten.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/SCHICHTEN.JPG)
Leider war in der Vergangenheit nicht jeder so rücksichtsvoll, bröckelnde Strukturen zeugen von unüberlegten Schritten. Das Gestein ist durchzogen von verschiedenen Farbtönen im Streifenmuster. Die Kraft von Wind, Wasser und viel viel Zeit haben die Felsen zu einem Wunderland aus Farben und Formen erodiert. Wir suchen eine Aufstiegsmöglichkeit auf das Plateau – wollen so wenig Schaden wie möglich anrichten und finden ene Route über einen Felssattel mit stabileren Gesteinsschichten.

Oben angekommen ist es erstmal Zeit für unser Lunch. Wir suchen uns ein schönes Fleckchen und geniessen das mitgebrachtes French Bread mit smoked Turkey Breast. Als Nachtisch verspeist jeder einen Apfel. Erst einmal haben wir in einer ähnlich faszinierenden Landschaft diniert, vor beinahe einem Jahr in den Coyote Buttes North. Wenn ich mich festlegen müsste, welche Landschaft mir am besten gefällt, könnte ich mich nicht entscheiden. Die Coyote Buttes South sind mindestens so attraktiv wie die Coyote Buttes North mit dem Top Rock.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/COYOTE-BUTTES-VIEW.JPG)
Einige Spitzen der Teepees sehen aus wie Tiere. Wir erkennen einen Uhu und einen Adler und machen einen Wettbewerb daraus, phantasiereich die Felsen in der Umgebung zu deuten. Längst sind wir wieder unterwegs. Am härtesten ist es für die Kameras, pausenlos klicken die Blenden und Frank hat bereits den Film gewechselt. Die Speicherkarte meiner Digitalkamera ist ebenfalls voll aber wir sind bestens gerüstet, wir haben noch 2 GB zum Fotographieren. Frank wechselt ständig zwischen SLR und Camcorder, hält dazwischen immer wieder ehrfürchtig inne, ein Gesicht zeigt grösste Bewunderung für die Einzigartigkeit dieser Landschaftsformationen. Ich bin nicht weniger angetan, es ist so schön, dass ich vor Rührung heulen könnte.

Stattdessen streife ich immer weiter über das Plateau und geniesse unseren Aufenthalt in dieser einmaligen Umgebung. Ich entdecke Felsen, die ich von Fotos kenne und unzählige Motive die nur darauf warten, von uns abgelichtet zu werden.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/HALF.JPG)
(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/ROCK.JPG)
Kleine Bögen, plattenförmig aufeinandergeschichtete Türmchen, rundliche Haufen, erodierte Hoodoos, Brainrocks, Knubbel, Kleckse, Platten, kreisförmige Farbmuster, Figuren in den unterschiedlichsten Grössen und Farbschattierungen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/COYOTE-BUTTES-VIEW1.JPG)
(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/KATE-ON-THE-ROCKS.JPG)
Rosa und Gelb sind besonders markant, eine Fläche von der grösse eines Sportplatzes schimmert fotogen in den tollsten Farben.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/FRANK-ON-THE-ROCKS.JPG)
Wir entdecken den Weird Rock ...

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/WEIRD_ROCK.JPG)
... und geschliffene, wellenförmige Flächen, die stark an die Wave in den Coyote Buttes North erinnern.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/WAVE.JPG)

Weitere Teepees am Horizont. Kaum eine Landschaft hat uns je so vereinnahmt wie die Coyote Buttes, die Zeit vergeht wie im Fluge.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/COYOTE-BUTTES-VIEW2.JPG)
Bei unseren Streifzügen treffen wir auf den Outfitter aus Page, der ein älteres Ehepaar führt und wechseln ein paar Worte. Der Outfitter meint, wir wären ziemlich mutig, dass wir alleine hier nach draussen fahren würden, und das mit einem Trailblazer. Wenn wir stecken oder liegen bleiben, würde das Abschleppen aus dieser entlegenen Gegend 1500 Dollar kosten. Das sind vermutlich Tatsachen, aber für Abschreckung ist es bereits zu spät und der Outfitter weißt bestimmt nicht ganz uneigennützig darauf hin. Die Drei sind auf dem Rückweg zum Auto, wir sind noch lange nicht durch. Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wir die White Pocket für heute vergessen können.

Macht nichts, bleibt mehr Zeit für die Coyote Buttes. Zwischendrin trennen wir uns, aber nicht für lange, wir locken uns gegenseitig mit Begeisterungsrufen und möchten unsere Entdeckungen unbedingt mit dem Anderen teilen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/TOWER1.JPG)
Wir haben noch viel zu zeigen und zu bestaunen bevor wir uns irgendwann loreissen und zur Umkehr zwingen müssen, damit wir bis zur Dämmerung die sandigen Abschnitte hinter uns lassen können. In dieser betörenden Landschaft sind die Stunden wie im Zeitraffer verflogen und ein Tag mit unglaublichen Eindrücken und Entdeckungen neigt sich dem Ende zu. Mit dem GPS möchten wir zurück zum Auto, Luftlinie sind es von unserem Standort etwa 2 Meilen. Dafür müssen wir das gesamte Plateau überqueren und uns anschliessend durch den sandigen Untergrund am Einstieg der Teepees bis zur Fahrspur kämpfen. Um die Vegetation zu schonen, suchen wir nach unseren Fußabdrücken und laufen in unserer eigenen Spur zurück zum Auto. Geschafft aber unheimlich glücklich plumsen wir ins Auto und verabschieden uns mit einem letzten Blick Richtung Cottonwood Teepees.

Die Rückfahrt ist nicht minder abenteuerlich als die Anfahrt. Richtig schocken kann uns die Strecke jetzt aber nicht mehr, da wir sie schon einmal gemeistert haben und die Piste keine nennenswerten Steigungen oder Gefällestrecken aufweist. Trotzdem atmen wir tief durch, als wir die unberechenbare BLM Road 1066 hinter uns lassen und die weniger anspruchsvolle 1017 auf uns wartet. Erleichterung macht sich breit, als wir die vertrauten Formationen der Vermilion Cliffs in der Nähe der House Rock Valley Road entdecken und fortan auf der gut ausgebauten Dirt Road nach Norden fahren.

Am Parkplatz des Wirepass Trailheads stoppen wir und treffen auf viele glückliche und strahlende Gesichter, auch den Wavewanderern hat es gefallen. In einem Autokorso zuckeln wir anschliessend die Houserock Valley Road nach Norden und planen das Abendprogramm. Ich möchte gerne noch zur Pahreah Townsite um die farbenprächtigen Chinle-Badlands zu bewundern und mir selbst ein Bild vom abgebrannten Paria Movieset machen. Frank ist einverstanden und anstelle von Page, fahren wir auf dem US 89 Richtung Kanab. Kurz nach der langgezogenen Biegung zweigt die BLM Road 585 zum Movieset ab.

Wir parken vor den Schautafeln und studieren die Geschichte der verlassenen Mormonensiedlung als uns ein älterer Herr anspricht und uns berichtet, dass das Movieset abgebrannt sei. Das wissen wir und eine aufgeklebte Notiz des BLM weist ebenfalls daraufhin. Der Einheimische mit dem alten Pickup wartet hier auf seinen Sohn mit dem Viehhänger und verteibt sich durch Unterhaltungen mit den Touristen ein wenig die Zeit. Er  erzählt uns, dass er zur Bürgerintiative gehört, die einst das Movieset nach der Zerstörung durch eine Flutwelle in Kooperation mit dem BLM errichtet hat. Unsere Frage nach dem Wideraufbau beantwortet er positiv, der Aufbau wäre früh im nächsten Jahr geplant. Wir bedanken uns für das nette Gespräch und fahren auf der etwas ausgewaschenen Dirt Road zum Paria Movieset.

Bereits bei der Anfahrt beeindrucken die lilafarbenen Chinle-Formationen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/CBS/PARIA.JPG)
Der Tag neigt sich dem Ende, die Schatten sind lang und die Felsen glühen in einem intensiven Farbton. An die schönen Holzgebäude des Movieset erinnern nur noch einige geschwärzte Metallstümpfe, die einst das Fundament bildeten und einige verbogene Metallteile. Ein Baum in der Nähe hat den Brand ebenfalls nicht überlebt und das verkohlte Skelett zeugt von der enormen Hitze des Feuers. Am Trailhead zur Pahreah Townsite nehmen wir uns ein Faltblatt aus dem Behälter und lesen, dass von der verlassenen Mormonensiedlung nichts mehr sichtbar ist als ein paar umgefallene Grabsteine auf dem Friedhof.

Da es bereits spät ist, sparen wir uns die Kurzwanderung und brechen auf um in Page einzukaufen.

Zum Ausklang dieses besonderen Tages gönnen wir uns ein Brathähnchen von der heissen Theke im Safeway, einen Salat für jeden und eine Flasche Wein, mit der wir nach einer wohlverdienten Dusche den gemütlichen Teil des Abends auf dem Zeltplatz einläuten.

Gefahrene Meilen: 187
Übernachtung: Wahweap Campground Glen Canyon NRA 19$
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 23.01.2007, 07:02 Uhr
Donnerstag, 28. September 2006

Den 5.00 Uhr Hoodoo-Wecker ignorieren wir und träumen noch ein wenig von den Coyote Buttes South. Um 6.30 Uhr schält Frank sich als erstes aus dem Schlafsack und beginnt mit den Frühstücksvorbereitungen. Als ich um 7.00 Uhr noch ein wenig verschlafen aus dem Zelt krieche, hat er bereits das schmutzige Geschirr vom Vorabend erledigt und den Tisch für das Frühstück gedeckt. Der Wasserkessel brodelt und feine Dampfschwaden ziehen einladend über den Tisch. Am verlockendsten sind die frischen Croissants und ich beeile mich im Bad. Wenig später frühstücken wir in aller Ruhe und blicken auf den Lake Powell, der sich, noch in wenige Dunstwolken gehüllt, friedlich und still vor uns ausbreitet. Langsam kommt auch Bewegung in unsere Platznachbarn, Leute wuseln zwischen Sanitärgebäude und Stellplatz hin und her, Autotüren schlagen und die ersten Reisenden verlassen den Platz. So weit sind wir noch lange nicht, bis wir den Abwasch gemacht und uns in die Reihe geschafft haben, ist es so spät, dass wir noch das Zelt abschlagen müssen, da wir es bis zur Check Out Time um 11.00 Uhr auf keinen Fall bis zurück auf den Platz schaffen.

Um 8.30 Uhr sind wir on the Road und fahren gemächlich den Lakeshore Drive nach Westen, biegen in die US 89 North ein, passieren Big Water und Churchwells und erreichen die Abfahrt der Cottonwood Canyon Road. Unser Ziel sind die weissen Hoodoos der Wahweap Drainage, deren offizielle Bezeichnung Wahweap Hoodoos lautet. Diese profane Namensgebung wird dem Gebiet jedoch nicht gerecht, der klangvolle Titel von Karsten Rau - „Valley of the White Ghosts“ – passt besser. Nach 1,4 Meilen auf der Cottonwood Canyon Road biegen wir in die BLM Road #431 ein. Von hier lautet die Wegbeschreibung die wir haben: 4 Meilen immer nach Nordost, die restlichen 8 Meilen in östliche Richtung fahren, bis man den Wahweap Wash erreicht. Hört sich so einfach an, ist es in der Praxis aber nicht, da zahlreiche Weggabelungen von der Spur abzweigen. Wir versuchen Kurs zu halten und lassen uns auch nicht davon beirren, dass die BLM Road 431 nach Kreuzung mit der Brigham Plains Road (BLM #430) abrupt endet und wir im Niemandsland umherfahren.

Die Landschaft besteht aus einer kargen, bräunlichen Hügellandschaft und wir wären schon längst umgekehrt, wenn nicht die einzigartigen strahlend weissen Felstürmchen mit den schokobraunen Häubchen auf uns warten würden. Wir queren zahlreiche Washes deren Durchfahrung nahezu die gesamte Bodenfreiheit unseres Trailblazers aufbraucht. An einigen Flussbetten lese ich vor der Durchfahrt kleinere Felsbrocken auf und an einer besonders haarigen Stelle haben andere Reisende eine Fahrspur aus Gestein gebaut, die wir für die Querung nutzen. Mehrmals hänge ich mit der Nase direkt über dem Boden und dirigiere Frank mit Handzeichen durch das Flussbett. Zwischen die Frontschürze unseres Trailblazers und die Felsbrocken im Wash passt an der schlimmsten Stelle kaum mehr als ein Blatt Papier. Doch aufgeben ist nicht, die „Towers of Silence“, wie sie von einem amerikanischen Naturfotographen tituliert wurden, wollte ich mir schon bei unserer ersten Reise ins Grand Staircase anschauen. Vor knapp einem Jahr verhinderte jedoch ein weggeschwemmter Strassenteilabschnitt die Zufahrt.

Der letzte Hügel hat es besonders in sich: auf einer schmalen Lehmspur geht es mit Haarnadelkurve steil bergab. Diese Kurve möchte ich bei rutschigen Verhältnissen nicht fahren, da es in dem abschüssigen Gelände kein Halten mehr gibt und das Fahrzeug unweigerlich nach unten rutschen würde. Wir haben Glück, es ist trocken und Frank navigiert das SUV vorsichtig den Hang hinab. Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück, bis zum Wahweap Creek. Als wir ankommen, verladen zwei junge Männer gerade ihre Rucksäcke in ihren Geländewagen und wenig später fährt der GMC Envoy ab. Wir wenden und parken unseren Trailblazer auf dem freigewordenen „Parkplatz“, direkt neben dem Zaun des Wahweap Creeks. Von hier geht es offiziell nur noch zu Fuss weiter, sollte man meinen, aber Reifenspuren im Wash verraten uns, dass die Fahrer von ATVs die Verbotsschilder einfach ignorieren und mit ihren Quad-Vehikeln im Flussbett weiterfahren.

Wir packen Getränke und die Kameras in die Rucksäcke und stapfen los. Von hier sind es in südliche Richtung knapp 2 km bis zur nördlichsten der drei Hoodoo-Gruppen und wir schlüpfen über den Zaun ins Flussbett. Im breiten Strom des Wahweap Creek fliesst nur ganz in der Mitte ein kläglicher Rinnsal Wasser und wir laufen durch das steinige Flussbett. Nach 20 minuten entdecken wir die Kopfbedeckungen der ersten Hoodoo-Gruppe und folgen einem Trampelpfad aus dem Flussbett. Der Aha-Effekt stellt sich direkt ein, als wir den schlanken grossen Geist entdecken.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/03390025.JPG)
Der schlaksige lange Kerl hat es uns direkt angetan und wir nähern uns vorsichtig den empflindlichen weissen Formationen mit der Kappe aus braunem Sandstein.
Die Erosion hat hier ein wahres Meisterstück geschaffen. Die Szenerie aus gipsartigen weissen Felstürmen mit den dunklen Caprocks ist so unwirklich, dass man sie einem Märchenbuchillustrator zubilligen möge. Auch Frank ist sichtlich beeindruckt und blickt ehrfürchtig zu den Geister-Hoodoos.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/03390020.JPG)
Dass die Felswand bereits mächtige Schatten wirft, stört uns nur wenig und wir erkunden das Areal.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/PICT0227.JPG)
Einige unvorsichtige Tritte haben Schaden in den äusserst empfindlichen Strukturen hinterlassen. Die Abdrücke von schweren Stiefeln mit Profilsohlen findet man nicht nur im Sand, sondern auch in den weissen Erosionsschichten an der Basis der Hoodoos. Ein Hoodoo hat seine Kopfdeckung verloren. Die liegt direkt daneben und man ist versucht, sie wieder aufzusetzen.

Wir machen uns auf zur mittleren Gruppe und finden sie praktisch direkt hinter der nächsten Biegung des Flussbettes.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/03390019.JPG)
Das ist die Hoodoo-Familie mit dem mächtigen, breiten Gespenst und wir suchen nach einem Aufstieg auf das Plateau.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/PICT0252.JPG)
Dabei stellen wir fest, das einige der niedlichen winzig kleinen Hoodoos einfach platt getrampelt wurden und das macht mich einfach traurig. Daher ein dringender Appell: seit vorsichtig und tragt durch sorgfältig gewählte Schritte dazu bei, dass noch viele Generationen von Reisenden die Wahweap Hoodoos in ihrer einmaligen Schönheit bewundern können.

Im unteren Bereich der Hoodoo-Gruppe finden wir zwei sehr fotogene Hoodoos, die sich durch sanfte braunen Streifen von den übrigen Türmen unterscheiden.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/PICT0246.JPG)
Anstelle des dunkelbraunen Sandsteins tragen einige Hoodoos Kappen aus rötlich-braunem Gestein. Nachdem wir diese Hoodoos gebührend bewundert haben, bleibt noch das südlichste der drei Hoodoo-Areale und das liegt auch beinahe um die Ecke.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/PICT0256.JPG)
Hier scheint die Sonne direkt in die Kamera, sodass die Foto-Perspektiven ziemlich begrenzt sind.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/WH/03390015.JPG)
Wir streifen zwischen den Hoodoos umher und folgen schliesslich einem Trampelpfad zurück zur mittleren Hoodoo-Gruppe. Hier hat sich ein Fotograph mit Stativ breit gemacht, wir winken freundlich und nehmen den nächsten Trampelpfad zurück ins Flussbett des Wahweap Creek.

Auf dem Weg zum Auto überrede ich Frank, noch den Abstecher zu einem weiteren Hoodoo-Canyon zu fahren, für den sich im deutschen Sprachgebrauch die Bezeichnung „Rainbow Valley“ eingebürgert hat. Wir nehmen den nächsten Abzweig in südliche Richtung und rumpeln über die staubige Dirt Road, die von tiefen Fahrrinnen durchzogen wird. Unwillig tänzelt der Trailblazer in dieser ausgefahrenen Spur. Zum grossen Ärger sind wir auch noch falsch gefahren, anstelle der Aussicht auf den Hoodoo-Canyon erblicken wir nur bräunliches bis ockerfarbenes Gestein. Wieder zurück auf die Hauptroute, die nächste Abfahrt ist die richtige und nach wenigen Minuten haben wir einen atemberaubenden Ausblick auf ein Meer aus pastellfarbenen Hoodoos und vielgestaltigen Felsformationen. Ich springe aus dem Auto und suche bereits nach einer Abstiegsmöglichkeit. Frank bremst mich in meinen Bemühungen mit einem Tippen auf die Uhr. Wir haben über 3 Stunden bei den Wahweap Hoodoos verbracht und es ist bereits nach 1.00 Uhr nachmittags. Alles Verhandeln hilft nichts, es gibt keine Rainbow-Hoodoos, das Auto fährt zurück nach Page zum Einkaufen.

Ich sehe es ja auch ein, wenn wir erstmal unten im Tal sind, dass 2 Stunden wie im Fluge vergehen und wir garantiert nicht mehr bis zum Zion NP kommen. Trotzdem tue ich auf der Rückfahrt meinen Unmut ein wenig schmollend kund. Ein Burger in Page und das neue Walmart Supercentre versöhnen mich dann teilweise. Nach einer guten Stunde verlassen wir vollbepackt das gut sortierte Warenhaus, nicht ohne einen Abstecher in die Camping-, Fishing und Huntingabteilung gemacht zu haben. Um einige Ausrüstungsgegenstände reicher und etliche Dollars ärmer verlassen wir Page und halten am Carl Hayden Visitor Centre.

Eine etwas forsche Besucherin bekommt beinahe einen Anfall, als ich mit Rucksack über den Parkplatz laufe: „Backpacks are forbidden“„No Problem“ - sie versteht nicht, dass wir gar nichts ins Gebäude wollen, sondern lediglich die Staumauer und die Schlucht an der Brücke bewundern wollen. Kopfschüttelnd betritt sie das Besucherzentrum, für die Ausstellungen und die Führungen haben wir keine Lust, die Details des Glen Canyon Dams kennen wir bereits aus dem Web und den Reiseführern. Die Aussicht auf die gewaltige Staumauer sollte man sich jedoch im Original gönnen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LPOW/PICT0265.JPG)
Ein weiterer Abstecher zum Lone Rock Beach beschert uns wieder eine Sandpiste. Ausnahmsweise ist hier das Befahren des Strandes mit Fahrzeugen erlaubt und Frank pflügt mit reichlich Gas bis zum Ufer des Stausees. Unser Blick fällt auf den markanten Lone Rock, ein von Wasser umspülter gewaltiger Felsen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LPOW/PICT0263.JPG)
Der Strand gefällt uns gut, hier würden wir gerne Zelten und merken uns das Fleckchen für den nächsten Aufenthalt in Page. Die Sandherige sollte man allerdings nicht vergessen, da der gesamte Uferabschnitt aus lockerem Sand besteht.

Zahlreiche Wohnmobile und nur ganz wenige Zelte bevölkern diese malerische Bucht und die Urlauber sitzen auf Campingstühlen direkt am Wasser oder plantschen in dem kühlen Nass. Ich ziehe Schuhe und Strümpfe aus und tauche meine Füsse in den Lake Powell, bevor wir nach 30 min. Aufenthalt in Richtung Kanab davonfahren.

Bis zum Zion National Park sind es über die US 89 und den Highway 9 etwas 110 Meilen und die zügige Fahrt endet bereits bei Mount Carmel Junction. Da wir kein Ticket riskieren wollen, halten wir uns an die Geschwindigkeitsbeschränkung und tuckern gemächlich den Zion-Mount Carmel Highway entlang. Kurz vor der Einfahrt in den Park stoppen wir, um die vielköpfige Bisonherde eines Restaurants zu bewundern. Der gewaltige Bulle gibt sich völlig gelassen und schreitet in bester Fotodistanz auf der riesigen Koppel umher.

Die Schatten sind bereits ziemlich lang, als wir den Eingang des National Park passieren und eintauchen in die Wunderwelt aus glattgeschliffenen rot-weissen Gesteinsschichten im Zion National Park. Bis zum Tunnel läuft der Verkehr ausserdordentlich zäh. Strassenbauarbeiten sind im vollen Gange. Direkt vor dem Tunnel warten wir besonders lange, da gerade dampfender Asphalt aufgetragen wird und verteilt werden muss, bevor der Verkehr über eine Fahrspur wieder abwechselnd freigegeben wird. Der Overlook Trail ist wegen der Road Construction geperrt. Am Trailhead neben dem Rangerhäuschen parkt schweres Baugerät. Gemächlich schrauben wir uns auf den Serpentinen des Highways nach unten in das Tal des Virgin Rivers.

Dort wartet eine unschöne Überraschung: die Campgrounds im Park sind belegt, und das obwohl noch nicht einmal Wochenende ist. Wir haben Glück und finden auf dem Zion Canyon Campground, direkt neben dem Park ein freies Plätzchen für unser Zelt. Mit Wohnmobil hätten wir hier ziemlich schlechte Karten gehabt, die Plätze sind alle belegt und die Dame an der Registration muss das Paar vor uns weiterschicken. Einige Plätze für Zelte sind noch frei und die sind tatsächlich den Zeltern vorbehalten und werden nicht an kleinere Wohnmobile vermietet. Unser Stellplatz liegt direkt am Virgin River, unmittelbar gegenüber dem Campground des Parks. Wir sind wieder versöhnt und besichtigen nach dem Zeltaufbau die Anlagen. Der Platz ist brechend voll, ähnlich sieht es in den beiden Sanitärgebäuden aus, viel zu wenig Kapazitäten für die vielen Besucher. Anstelle einer Dusche kochen wir unser Abendessen und vesenken eine Flasche Wein zur Kühlung in den Fluten des Virgin Rivers. Das Wasser ist kälter als erwartet und wir können schon bald mit einem wohltemperierten Glas Wein im Schein der Gaslaterne den gemütlichen Teil des Abends einläuten. Kurz vor den Nachtruhezeiten schlüpfen wir unter die Dusche und haben erfreulicherweise auch noch heisses Wasser zur Verfügung.

Gefahrene Meilen: 203
Übernachtung: Zion Canyon Campground 24,53 $
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 23.01.2007, 07:17 Uhr
Ach, es ging ja schon letztens weiter!!!  :oops:
Jetzt habe ich die beiden tollen Tage erst einmal in vollen Zügen genossen und freue mich umso mehr auf das, was uns erwarten wird. Ich bin mal gespannt, ob wir den Weg zun den Coyote Buttes South auch so verfluchen werden, das war ja wirklich sehr abenteuerlich....
Kate, das sind klasse Bilder von zwei tollen Tagen und die machen echt Lust auf mehr!!
Bitte mehr davon  :lol:

Wie tief schätzt du die Sandpassagen ein auf dem Weg zu den CBS?



Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 23.01.2007, 19:31 Uhr
Hallo Yvonne,

langsam geht die Reise zu Ende, wir haben aber noch einen Tag in Zion bevor es zurück nach Las Vegas geht.
Und der Tag verlief anders als geplant.

Ich kann nicht genau sagen, wie tief der Sand war. Zeitweise haben wir mit dem Unterboden aufgesessen und einige Büsche hatten sich verfangen. Frank hat auf dem Campground kurz unter dem Auto gelegen und hat etwas Grünzeug entfernt, bevor es sich am heissen Auspuff entzünden kann.  :oops:

Ich schätze dass es stellenweise ca. 40-50 cm tiefe und viele Meter lange Sandfallen gab.

Die White Pocket-Anfahrt soll ja noch schlimmer sein ...

Trotz der schweissnassen Hände und dem teilweise etwas mulmigen Gefühl würden wir es wieder riskieren.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 24.01.2007, 08:48 Uhr
TOLL!!!   :applaus:

Wir hätten uns nie getraut, diese Strecken zu fahren. Obwohl wir ja auch einen Trailblazer hatten, würde uns der Mut fehlen, sich so ins Gelände zu wagen.
So kann ich mir halt nur Deine super schönen Bilder anschauen.  :!:

Ein Vorteil hat das ganze schon, es ist an diesen tollen Stellen dann nicht so voll  
 :dafuer:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 07.02.2007, 22:02 Uhr
Hallo Kate,


ich drängele ja ungern, aber wann kommt der letzte Teil? Denn gerade der Teil über den Zion interessiert mich doch brennend. :P



Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 07.02.2007, 22:23 Uhr
Hi Yvonne,
der Bericht ist schon halb fertig.
War die letzten Wochen überwiegend mit der Planung für die nächste Tour beschäftigt  :P und habe den Bericht etwas schleifen lassen.
Es geht bald weiter.

Bei den Recherchen zu dem Trail im Zion NP über den wir per Zufall "gestolpert" sind, habe ich eine schöne Seite mit Hikes im Zion NP gefunden, vielleicht verkürzt die Site die Wartezeit:
http://www.citrusmilo.com/zionguide/
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 07.02.2007, 22:46 Uhr
Hi Yvonne,
der Bericht ist schon halb fertig.
War die letzten Wochen überwiegend mit der Planung für die nächste Tour beschäftigt  :P und habe den Bericht etwas schleifen lassen.
Es geht bald weiter.

Bei den Recherchen zu dem Trail im Zion NP über den wir per Zufall "gestolpert" sind, habe ich eine schöne Seite mit Hikes im Zion NP gefunden, vielleicht verkürzt die Site die Wartezeit:
http://www.citrusmilo.com/zionguide/



Ja, Tourplanungen, das kommt mir doch total bekannt vor.  :lol:
Und super, vielen dank für den Link. Die Site kannte ich noch gar nicht. Da werde ich nachher doch gleich mal herumstöbern.


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 09.02.2007, 10:57 Uhr
Prima Bericht und schöne Bilder!!
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Matze am 09.02.2007, 11:07 Uhr
Prima Bericht und schöne Bilder!!

Irgendwie hast Du das vervielfältigt!   :lol: :lol: :wink: :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: OWL am 09.02.2007, 11:18 Uhr
Ich bin ja nicht während des Berichts mitgefahren :oops:, aber ich habe ihn jetzt noch durchgelesen und bin begeistert von Text und Bildern! :applaus: :applaus: :applaus:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Edmund am 10.02.2007, 22:33 Uhr
Hallo Kate,

ein toller Bericht. Für meine nächste Tour werde ich sicherlich vieles selbst ausprobieren, nur eins nicht - zelten!

Nochmals danke.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: jolly am 11.02.2007, 15:04 Uhr

Bei den Recherchen zu dem Trail im Zion NP über den wir per Zufall "gestolpert" sind, habe ich eine schöne Seite mit Hikes im Zion NP gefunden, vielleicht verkürzt die Site die Wartezeit:
http://www.citrusmilo.com/zionguide/


Die Seite ist echt klasse - wenn man auch noch Canyoning-Erfahrung hat kann man sich ja im Zion wochenland aufhalten ohne das Langeweile aufkommt.
 
Warte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung von Deinem Bericht.

Gruß Eva
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 11.02.2007, 15:23 Uhr

Bei den Recherchen zu dem Trail im Zion NP über den wir per Zufall "gestolpert" sind, habe ich eine schöne Seite mit Hikes im Zion NP gefunden, vielleicht verkürzt die Site die Wartezeit:
http://www.citrusmilo.com/zionguide/


Die Seite ist echt klasse - wenn man auch noch Canyoning-Erfahrung hat kann man sich ja im Zion wochenland aufhalten ohne das Langeweile aufkommt

Ich glaube, irgendwann mache ich auch endlich mal einen Canyoneering Kurs. Dann kann man im Zion echt wahnsinnig viel unternehmen. Schon letztes Jahr bin ich da an einer Stelle gescheitert, weil das technical Equipment fehlte. Ich freue mich auch schon, wenn es weitergeht.  :D


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.02.2007, 18:37 Uhr
Hi,

ich danke Euch für das Lob und Eure Geduld, es folgt der nächste Tagesbericht.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.02.2007, 18:41 Uhr
Freitag, 29. September 2006

Noch vor dem Wecker reisst uns ein intensives Brummen aus dem Schlaf. Ein Blick auf die Uhr, es ist gerade mal 6.02 Uhr morgens. Der Geräuschpegel ist so laut, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Ich verwünsche den rücksichtslosen RVler der zu unchristlicher Zeit seinen Generator laufen lässt. Frank beschliesst dem nachhaltigen Brummen auf den Grund zu gehen und berichtet mir schon bald darauf, dass auf dem nordöstlich angrenzenden Grundstück eine Maschine zur Holzverarbeitung in Gang gesetzt wurde. Die frühe Störung bewirkt, dass schon bald auf den Nachbarplätzen Reissverschlüsse auf- und zugezogen werden, die Morgenstunde ist erfüllt von leisem Stimmengewirr und knirrschenden Schritten auf dem Kies. Als Frank vom Sanitärhäuschen zurückkommt und Geschirrklappern das nahende Frühstück ankündigt, schäle auch ich mich aus dem Schlafsack und laufe mit wenig Begeisterung zum Sanitärgebäude. Im Hellen wirkt es etwas heruntergekommen und als ich die Tür öffne und eintrete, schauen mich etwa 10 Augenpaare neugierig an. Der weibliche Teil einer Trek America Gruppe hat sich im Waschraum breit gemacht und belagert mit allerlei Utensilien die 3 Waschbecken vor dem grossen Spiegel. Ich wünsche den Mädels einen Guten Morgen und laufe weiter zum anderen Sanitärhäuschen. Auch dieser Waschraum ist fest in den Händen von Trek America, mir wird jedoch spontan ein Fleckchen freigeräumt. So kommt es, dass ich bereits am frühen Morgen mit der Zahnbürste im Mund Konservation betreibe und schon bald im Bilde bin, dass die Truppe heute zum Wandern aufbricht und noch eine weitere Nacht auf dem Campground verbringt, genau wie die 4 anderen Gruppen des Veranstalters von Campingreisen. Frank verfällt nicht gerade in Begeisterungsstürme, da auch der Herrenwaschraum von den America Trekkern belagert wurde und es nur 2 Steckdosen gab, wovon eine noch durch ein Batterieladegerät blockiert war. Dummerweise haben wir bereits für 2 Nächte bezahlt und können nicht auf einen Parkcampground flüchten. Nach dem Frühstück stehen wir in der Schlange vor den Geschirrspülbecken und verwünschen diesen überfüllten Campground mit den ungenügenden, teilweise maroden Anlagen. Unsere Platznachbarn haben noch weniger Freude: sie haben simples Kaffeewasser auf der Campsite verschüttet und schon bald kämpfen Kakerlaken verschiedener Grösse um die besten Plätze in der feuchten Erde und sie laden uns ein, das Schauspiel zu verfolgen. Mich schüttelt es und ich hoffe inständig, dass die ekligen Kriechtiere die Grenzen der Campsite kennen. Vorsichtshalber entfernen wir vor dem Aufbruch alles was nicht zum Zelt gehört und verfrachten es ins Auto.

Unser Plan sieht vor, dass wir heute Morgen den Zion-Mount Carmel Highway bis zum östlichen Parkeingang fahren um die Staus vor den Baustellen zu vermeiden und die Wanderung auf den Nachmittag legen. Schon bald sind wir via Südeingang auf der Strasse durch den östlichen Parkabschnitt unterwegs und schrauben uns über die Serpentinenstrecke aus dem Wüstenboden zum Hochplateau in Richtung Tunnel. Vorbei am 120 m hohen Great Arch folgen wir den Spitzkehren des Pine Creek Canyons. Insgesamt überwindet der Highway 9 zwischen Springdale und East Entrance Station einen Höhenunterschied von 600 Höhenmetern. Da der Canyon Overlook Trail wegen der Bauarbeiten gesperrt ist, stoppen wir an verschiedenen Haltebuchten entlang des Highways und erklimmen die einzigartigen, glatt geschliffenen Felsen des Zion National Park.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ZION/PICT0277.JPG)
Die malerischen Felsformationen strahlen im Licht der Morgensonne und verzaubern mit sanften Weiss- und Pastelltönen.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ZION/PICT0281.JPG)
Dazwischen Nadelhölzer im satten Grün und in Herbstfarben glühende Laubbäume. Eine der bekanntesten Viewpoints ist der Halt an der Checkerboard Mesa und wir geniessen die Aussicht auf die zerfurchte Oberfläche des Tafelberges aus Navajo-Sandstein.

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Ein weiterer Stopp und wir entdecken Hoodoos, hoch oben auf einer Felsflanke. Während Frank bereits am Aufstieg ist, werde ich von einem atemberaubenden Herbstpanorama aufgehalten. Die Laubsträucher am Fusse des Hanges strahlen in feurigen Rot- und Gelbtönen. Die Hoodoos am Felsen wirken, als hätte sie die Hand eines Riesen platziert.

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Dazwischen finden sich unzählige Felsbrocken aus lavaartigem, schwärzlichem Gestein. Wir streifen ein wenig durch diese gefällige Landschaft, erreichen den Osteingang und kehren um. Mittlerweile schieben sich schon deutlich mehr Fahrzeuge dem Tal des Virgin Rivers entgegen und wir reihen uns ein in die nicht versiegende Autoschlange, die die populären Nationalparks des Grand Circle durchzieht.

Zurück in Springdale parken wir den Trailblazer auf unserem Stellplatz auf dem Campground und nehmen den kostenlosen Shuttle zum Zion Canyon, der direkt neben der Campground-Einfahrt hält. Der Bus ist gut gefüllt mit Touristen aus aller Herren Länder: Asiaten, Europäer, Amerikaner und einige wenige Besucher indianischer Abstammung. An der Haltestelle zum Beginn des Park Scenic Drive heisst es umsteigen und wir quetschen uns zusammen mit den anderen Reisenden aus dem Bus. Der Bus Stopp wird belagert von einer quirligen Menschenansammlung, aus denen eine grössere Gruppe Jugendlicher durch lautstarke Zurufe und gegenseitiges Schubsen unangenehm auffällt. Wir sind auf dem Weg zur Grotto Picnic Area, dem Trailhead für die Wanderung zum Aussichtsfelsen Angels Landing. Als zwischen zwei Angehörigen dieser Gruppe die Wortfetzen „Angels Landing“ und „Hiking“ fallen, haben wir genug vom Massentourismus im Zion und wechseln wortlos in stillschweigender Übereinstimmung die Haltestelle und fahren mit dem nächstmöglichen Shuttle zurück zum Campground. Auf eine Wanderung in einem Pulk unvernünftiger Jugendlicher auf dem im oberen Bereich ausgesetzen Trail haben wir definitiv keine Lust. Es ist unser letzter voller Tag in der Natur und den möchten wir in Ruhe geniessen.

Der Alternativplan ist schnell gefasst: die Kolob Terrace Road kennen wir noch nicht und soll uns in einsame Gefilde des Zion National Park führen. In Virgin nehmen wir die abzweigende Kolob Terrace Road und fahren schon bald durch dünn besiedelte Gebiete entlang des North Creek. Der grösste Teil der 21 Meilen bis zum Lava Point verläuft ausserhalb der Parkgrenzen des Zion NP. Einzelne Farmgebäude und Weideland kennzeichnen die Landschaft. Auf einer von Aspen gesäumten Koppel äsen einige Quarterhorses.

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Dazwischen immer wieder weitläufige Naturlandschaften und wunderschöne Ausblicke auf die Kolob Terraces.

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Langsam macht sich unser Magen bemerkbar und wir nutzen die nächste Bank für eine verspätete Mittagsrast. Während Frank fleissig unsere Nudeln in Tomatensauce umrührt, folge ich neugierig einem Trampelpfad in den lichten Kiefernwald und nach kurzer Zeit überwältigt mich ein Panorama aus kunterbunten Herbstfarben und eindrucksvoller Felslandschaft. Ich stürze über den kurzen Trail zurück, schnappe mir Kamera und Camcorder um den atemberaubenden Anblick festzuhalten.

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Anschliessend übernehme ich die Verantwortung für den Essenstopf und Frank erfreut sich an der farbenfrohen Herbstlaubfärbung. Nach dem selbstgekochten Mittagsmahl folgen wir wieder der Strasse zum Kolob Reservoir und treffen am Ende der asphaltierten Strasse auf einen prächtigen Stausee, dessen spiegelnde Wasserfläche von Wäldern in malerischen Herbstfarben eingerahmt wird. Ein Bild so kitschig, wie das Gemälde eines Landschaftsmalers aus vergangenen Jahrhunderten.

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Wir schauen einigen Anglern beim fischen zu und umrunden das Kolob Reservoir mit dem Fahrzeug. Dabei treffen wir auf die Forest Road, die die Kolob Terraces mit dem Cedar Breaks National Monument verbindet. Die Versuchung ist gross, aber heute siegt die Vernunft und wir kehren um, um verschiedene Aussichtspunkte anzulaufen und uns ein wenig die Füsse zu vertreten.

Der Abzweig zum Lava Point hat es in sich. Die Piste ist ausgewaschen und übersät mit Schlaglöchern, trotzdem haben es einige Strassen-PKW auf den Parkplatz geschafft. Wir laufen das kurze Stück bis zum Lava Point und geniessen den Blick aus der Vogelperspektive.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ZION/LAVAPOINT.JPG)
Unter uns erstreckt sich eine weitläufige Szenerie aus dichten grünen Nadelwäldern, gelb-braunen Laubbäumen, toten Baumskletten, die von einer Feuersbrunst zeugen und ein Labyrinth aus Felsabbrüchen. Dazwischen können wir mühelos die ersten Meilen des 14 Meilen langen West Rim Trails verfolgen, dem man binnen 2 Tagen zur Grotto Picnic Area im Zion Canyon folgen kann. Ausser uns sind nur wenige Besucher am 2405 m hoch gelegenen Lava Point und wir verweilen eine ganze Zeit lang und schauen einfach nur stumm auf die Weite der Landschaft die unter uns liegt. Noch ein paar Fotos und Camcorderschwenke und wir laufen zurück zum Auto.

Wir haben Lust, uns ein wenig die Beine zu vertreten, da uns die Landschaft des West Rim Trails auf den ersten Meilen aber nicht so zusagt, wollen wir einen der nächsten Trailheads anlaufen. In der Parkzeitung haben wir vom Wildcat Trail gelesen, der hinauf zum Lava Point führt. Der Name hört sich interessant an und wenige Minuten später parkt unser Trailblazer am Trailhead und wir marschieren mit leichtem Gepäck los. Der Pfad unterscheidet sich kaum vom West Rim Trail, er führt über Wiesen und durch lichten Wald. Wir laufen querfeldein zur Abbruchkante,  doch statt der erhofften zerklüfteten Canyonlandschaft blicken wir auf weitläufige, sattgrüne Nadelwälder. Enttäuscht geht es zurück zum Trail. Wir laufen etwa 2 Meilen und queren immer wieder zum Rand des Plateaus, die Aussichten verändern sich kaum. Gelegentlich lugt ein wenig weissliches Gestein zwischen dem grünen Nadelbaumteppich hervor. Richtige spektakuläre Aussichten bleiben uns aber verwehrt. Enttäuscht drehen wir um und fahren mit dem Auto die Kolob Terrace Road hinab. Es bieten sich jetzt wieder völlig andere Ausblicke als bei der Auffahrt und wir stoppen an verschiedenen Aussichtspunkten, bevor wir bei Virgin wieder auf die State Road 9 stossen.

Es ist noch zu früh um zum Campground zurückzufahren und wir blättern im Guide von Laurent Martres: Photographing the Southwest. Ganz in der Nähe liegt eine verlassene Mormonensiedlung und wir beschliessen, uns die Ghosttown anzuschauen. Die Abfahrt liegt in Rockville, einem Dörfchen mit kaum mehr als ein paar Häusern. Trotzdem gelingt es uns, 2x an der Zufahrt vorbeizufahren bis wir endlich die leicht zu übersehende Abfahrt erwischen. Schon bald haben wir die meisten Häuser hinter uns gelassen und fahren über eine historische Brücke, deren Gewirr aus genieteten Stahlträgern noch immer einen soliden und robusten Eindruck macht.

Wir passieren die letzten Siedlungen aus der heutigen Zeit und folgen jetzt einer sehr guten Gravel Road, dem Smithonian Butte Scenic Backway. Diese unbefestigte Strasse quert die Canaan Mountains und mündet bei Colorado City in die State Road 389. Unterwegs soll es phantastische Blicke auf den Zion Canyon geben. Wir verlassen den Backway in Höhe des alten Friedhofes von Grafton und laufen zwischen den restaurierten Grabstätten umher. Eine Initiative „Grafton Heritage Project“ hat Gelder gesammelt und die Gräber der ehemaligen Bewohner von Grafton rekonstruiert. So erfahren wir mehr über die Verwandschaftsgrade und das eine junge Ehefrau im Alter von nur 20 Jahren am 2. April 1866 von Indianern getötet wurde. Am gleichen Tag starb ihr 23 Jahre alter Ehemann. Viele weitere Mormonen die hier begraben sind, sind nicht älter als 40 Jahre geworden. Es muss eine unvorstellbar harte Zeit gewesen sein. Etwas nachdenklich steigen wir wieder ins Auto und fahren weiter zum Dorf. Aufgrund von Besitzstreitigkeiten sind noch nicht alle Gebäude wieder restauriert. So kommt es, dass man zuerst an völlig zugewucherten Gebäuderesten vorbeifährt, an deren Besichtigung uns ein Private Property Schild hindert. Wenige Meter weiter stehen die restaurierte Dorftkirche und ein instandgesetztes Wohnhaus.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/GRAFTON1.JPG)
Neugierig schreiten wir näher und rütteln an der Tür – abgeschlossen. Ein Blick durch die Fenster zeigt uns, dass nur die äusseren Fassaden wiederhergestellt wurden. Das Innere der Häuser präsentiert sich noch in einem verfallenen Zustand. Man erkennt einzelne alte Gerätschaften, die die letzten Bewohner achtlos zurückgelassen haben.

An einem Metallpfosten hinterlassen wir eine Donation und nehmen ein Faltblatt mit, dass die Geschichte beschreibt. Mehrfach wurde Grafton von Überschwemmungen ausradiert und die Mormonen fanden immer wieder die Kraft zum Neuanfang. Erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde die Siedlung nach und nach verlassen und im Jahr 1945 zogen die letzten Bewohner fort. Die Initiative „Grafton Heritage Project“, darunter viele Nachkommen der ehemaligen Bewohner, bemüht sich um den Ankauf der anderen Wohnhausreste zwecks Restaurierung und ist auch um die Grabpflege bemüht.

Nach diesem Ausflug in die jüngere Vergangenheit fahren wir zurück nach Rockville und entdecken das Geschäftsgebäude eines bekannten Fotographen. Fatali unterhält hier ein „Schoolhouse of Photography“. Vor dem Haus steht ein liebevoll restaurierter Oldtimer, ein Pickup-Modell von GMC mit einer hölzernen Einfriedung der Ladefläche und ausladenden Trittbrettern aus Riffelblech und Zwillingreifen hinten.

Jetzt freuen wir uns auf den letzten Abend im Zelt. Ein wenig getrübt wird die Vorfreude, als wir über den Campingplatz fahren. Mittlerweile ist der Platz bis zum Bersten gefüllt und wir blicken neidisch über den Fluss, wo die Stellplätze auf dem Campground des National Parks so grosszügig bemessen sind, dass mehr Privatsphäre bleibt. Dafür entschädigt der Ausblick auf die im sanften Abendlicht strahlenden Felsformationen oberhalb des Campgrounds.Wir nutzen wieder die kalte Strömung des Virgin Rivers und köpfen eine Stunde später eine wohltemperierte Flasche kalifornischen Weins.

Gefahrene Meilen: 123
Übernachtung: Zion Canyon Campground 24,53 $

Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: jolly am 12.02.2007, 18:48 Uhr
Einen schönen letzten Tag habt ihr da verbracht.
Der East-Teil vom Zion ist wirklich klasse - bei den Hoodoos waren wir auch.
Wenn wir im Mai zurückkehren werden wir vielleicht auch dort noch mal ein bisschen durchs Gelände streifen.

Gruß Eva


Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.02.2007, 18:59 Uhr
Hi Eva,

der Tag war zwar anders wie geplant, aber dennoch ganz gelungen.

Die Scenic Road und verschiedene Kurzwanderungen im Zion Canyon hatten wir schon vor 6 Jahren, den Canyon Overlook Trail und den Kolob Canyon im Jahr 2005 bei miesem Wetter.
Bleiben noch einige tolle Wanderungen ... mal sehn wann wir wieder nach Utah kommen.  :D

Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 12.02.2007, 19:07 Uhr
Ach herrlich!! Wenn ich deine Bilder so sehe, Kate, kann ich es kaum erwarten, wieder im Zion zu sein. Der ist nicht umsonst mein Lieblingspark.  :lol:
Bis Juni muß ich noch warten, dann wird  unter anderem auch ein wenig der Bereich vom East Zion erkundet. Das hatte letztes Jahr leider nicht mehr geklappt.
Und wenn ich die Bilder von der Kolob Terrace so sehe, weiß ich schon, wo ich dann beim nächsten Zion Aufenthalt hin muß.
Die Grafton Ghost Town steht ja bei uns auch noch auf der Liste. Lohnt sich der kleine Abstecher?  Schaut jedenfalls interessant aus.


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.02.2007, 19:13 Uhr
Hi Yvonne,
Grafton lohnt nur bedingt, es gibt nur noch ein weiteres restauriertes Wohnhaus und ein Haus zu sehen, dass zumindest vom Gestrüpp befreit wurde.
Die Bilder sind hier:
http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/GRAFTON3.JPG
http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/GRAFTON2.JPG
Und noch eine Aufnahme vom Friedhof:
http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ROAD/GRAFTON.JPG

Der Smithsonian Butte Scenic Backway soll aber sehr schön sein, mit tollen Aussichten auf den Zion Canyon, die wüstenhafte Tiefebene und die Canaan Mountains (schreibt Laurent Martres).

Noch ein kleiner Nachschlag vom Ostteil des Zion:
http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ZION/PICT0285.JPG
http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/ZION/PICT0293.JPG
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 12.02.2007, 19:23 Uhr
Der Smithsonian Butte Scenic Backway soll aber sehr schön sein, mit tollen Aussichten auf den Zion Canyon, die wüstenhafte Tiefebene und die Canaan Mountains (schreibt Laurent Martres).


Danke Kate  :P
Über den Smithsonian Butte Scenic Backway hatte ich auch schon gelesen und das macht mich neugierig. Ich glaube, schon alleine deswegen würde ich den kleinen Abstecher machen. Müssen wir mal schauen, was zeitlich machbar ist


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Matze am 12.02.2007, 19:29 Uhr
Wirklich ein schöner Bericht, und vieles konnten wir nicht sehen in dieser Gegend, weil wir mit WoMo da nicht hin gekommen sind! Das ist schon ein Nachteil des WoMo!

Aber vielleicht kommen wir irgendwann noch mal hierher und dann holen wir einiges nach!

Übrigens, so schlimm haben wir den Campgr. nicht in Erinnerung - allerdings brauchten wir auch kaum die Sanitäranlagen - wieder ein Vorteil des WoMO!  :lol: :lol:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.02.2007, 19:34 Uhr
Hi Matze,

ein Zelt ist auch nicht immer vorteilhaft, wie man im Laufe des Berichts ja feststellen konnte  :wink:

Den Campground fand ich einfach nur grauenhaft überfüllt. Vielleicht war unsere Schmerzgrenze nach den vielen Wildnisgebieten davor auch etwas niedriger als sonst.  :lol:

Trotzdem werden wir bei der nächsten Tour auch wieder mit dem Zelt unterwegs sein.

Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Ganimede am 12.02.2007, 22:23 Uhr

Der Smithsonian Butte Scenic Backway soll aber sehr schön sein, mit tollen Aussichten auf den Zion Canyon,

Ja, der Backway ist sehr schön, sage auch ich   :wink:  . Es gibt nur einen kleinen, steilen Anstieg. Mit einem SUV aber kein Problem.

(http://666kb.com/i/als65vcvf7jm31pok.jpg)


(http://666kb.com/i/als66dtydpsxidlc4.jpg)

Wenn man in Hurricane übernachtet kann man das als Alternativroute vom Zion aus nehmen.

Sehr schöner Reisebericht  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: AZcowboy am 13.02.2007, 11:09 Uhr
Wirklich toller Bericht. Tut mir jetzt leid, daß ich erst so spät zugestiegen bin.

Winke
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Palo am 15.02.2007, 22:33 Uhr
 :applaus: :applaus: :applaus: :groove: :winke:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 19.02.2007, 22:16 Uhr
Samstag, 30. September 2006

Um die Massen im Waschraum zu umgehen sehen wir bereits um 6.30 Uhr auf, nehmen eine Dusche und frühstücken gemütlich, bevor wir anschliessend unsere nicht mehr benötigen Ausrüstungsgegenstände entsorgen, die Campingausrüstung notdürftig reinigen und für den Rückflug verpacken. Gegen 10.00 Uhr Uhr sind wir abfahrbereit und verlassen den Zion National Park. In einer fruchtlosen Diskussion versuche ich noch Frank zu einem Besuch des  Snow Canyon State Parks zu bewegen – zwecklos. Gemeinhin wirft man den Frauen vor, ein extra Shopping-Gen zu besitzen, diesmal ist es der männliche Part der Canyoncrawler, der es kaum erwarten kann, in Las Vegas die Outletmalls zu stürmen. Auf der State Road 9 nehmen wir Kurs auf die Interstate 15, stoppen in La Verkin an einer Self Wash Station und entfernen mit dem Hochdruckstrahl die Spuren der Offroad Abenteuer. Anschliessend glänzt der Trailblazer in frischem titanium-grey und ist bereit für seinen Auftritt auf Asphalt in der Glitzermetropole Las Vegas. Über die Interstate rauschen wir dem Spielerparadies entgegen. In St. George noch ein letzter Versuch, Snow Canyon wird erneut abgelehnt und ich bereite mich auf den Trubel in der Casinohochburg vor.

Entlang des Virgin Rivers nach Mesquite fahren wir durch die eintönige Hügellandschaft, erreichen die Aussenbezirke von Las Vegas und haben erst einmal Hunger. Wir verlassen die Interstate und wollen zum nächsten Burger King. Wir verpassen die Zufahrt zum Fastfood-Lokal und fahren geradeaus. Keine gute Wahl. Ein Blick genügt: Autowracks im „Vorgarten“, verfallene Wohncontainer, herumfliegendes Papier, verbeulte Einkaufswagen und abgerissene Gestalten. Wir verlassen schleunigst den schäbigen Bezirk und verschieben die Mahlzeit bis zur Outlet Mall. Die Outlett Mall am Las Vegas Boulevard südlich des Flughafens kennen wir schon, jetzt möchten wir zum Premium Outlett an der Interstate. Irgendwie ist heute nicht unser Tag. Wir erwischen zwar die richtige Abfahrt von der Interstate, biegen aber dann in die falsche Richtung ab und nähern uns Downtown Las Vegas. Es herrscht dichter Verkehr und wir nutzen die nächste Nebenstrasse um zu wenden. Das gleiche Spiel, die Zufahrt zur Mall scheint wie vernagelt, wir sind schon wieder vorbei gerauscht. Die nächste Rampe der Interstate ist nicht weit und wir verlegen die Shopping Tour in bekannte Gefilde.

Der Parkplatz der Las Vegas Outlett Mall ist gut besucht, wir ergattern einen Parkplatz am äusseren Rand des riesigen Areals und laufen an verschiedenen Eingängen vorbei, bis wir den Eingang haben, der uns direkt zum Nike Store bringt. Bevor wir eintauchen in die Shoppingwelten der grossen Labels stärken wir uns mit einer Pepperoni Pizza und bringen anschliessend Füsse und Kreditkarte zum qualmen. Eigentlich nur zur Überbrückung bis zur Check-in-Time gedacht, läuft unsere Shoppingtour zeitlich völlig aus dem Rahmen und es ist 6.00 Uhr am Abend, als wir unseren mit Tüten reich bepackten Trailblazer auf Kurs Richtung Strip bringen. Las Vegas ist an diesem Wochenende gut besucht. Die Stadt platzt aus allen Nähten. In einer endlosen Blechkarawane quälen wir uns den Strip in nördliche Richtung. Bis zum Circus Circus brauchen wir bei dem dichten Verkehr eine gute Stunde und haben ausgiebig Gelegenheit, bei den Rotphasen der Ampeln die blinkenden Casinobauten zu bewundern.

Am Empfangstresen des Circus Circus eine Schlange, die an die Warteschlangen an besonders attraktiven Fahrgeschäften in Vergnügungsparks erinnert. Es dauert eine gute halbe Stunde, bis wir unsere Keycards in Empfang nehmen und das Zimmer beziehen können. Wir sind im Anbau untergebracht und bezahlen 10 Dollar weniger als die Gäste im Hauptgebäude und können zudem unser Fahrzeug direkt unter dem Zimmerfenster des motelartigen Komplexes parken und sparen uns so die Gepäcktortour vom mehrstöckigen Parkhaus durch endlose Casinogänge. Wir haben ein Double mit 2 Queenbeds, das Badezimmer ist zweckmässig modern und relativ neu. Nach einer Dusche und einem kurzen Zap durch die Fernsehprogramme sind wir fertig für den Strip und laufen über das weitläufige Circus Circus Casinogelände, vorbei am Adventure Dome zum Las Vegas Boulevard. Die Haltestellte der Linie 301 befindet sich direkt vor dem Casino. Die Bushaltestelle ist so überfüllt, dass wir mit dem ankommenden Bus nicht mehr mitkommen und  es dauert eine ganze Weile bis der nächste Bus vorfährt und wir uns in Richtung South Strip bewegen. Die Strasse ist verstopft, entnervte Taxifahrer hupen immer wieder, wenn sich jemand mit einem waghalsigen Manöver vor sie setzt. Auf den Bürgersteigen sind ganze Heerscharen unterwegs. Besonders belebt ist der Strip zwischen Mirage und MGM. Hier schieben sich Menschenmassen aneinander vorbei. Mit dem Bus sind wir noch deutlich langsamer als der ohnehin beinahe stehende Verkehr, da wir etwa alle 200 m eine Haltestelle anlaufen und uns dann wieder mühsam in die Fahrzeugkolonne einfädeln müssen.

Wir wollen zum Pharaos Pheast Buffet im Luxor und benötigen vom Circus Circus bis zum Luxor Casino eine halbe Ewigkeit bis uns der mittlerweile fast leere Bus ausspuckt. Das Buffet schliesst um 10.00 Uhr Abends und es ist schon beinahe 9.00 PM. Ein Vorteil hat die lange Anreise, die üblichen Schlangen vor dem Eingang sind mittlerweile verschwunden und wir werden direkt zu einem Tisch im Nichtraucherbereich geführt. Vom Ambiente sind wir angenehm überrascht. Anstatt Plastikbechern und dünnen Papierservietten serviert man uns die Softdrinks in richtigen Gläsern. Das Besteck liegt ansehnlich platziert auf dem Tisch, die Tischdecken sind sauber, keine Krümmel auf den Stühlen und es gibt flauschige Zellstoffservietten. Am Buffet die nächste Überraschung. Wir wissen gar nicht wo wir anfangen sollen. Es gibt leckere Vorspeisen, üppige Salatplatten und eine riesige Auswahl an Hauptgerichten und Beilagen. Für jede Geschmacksrichtung findet sich hier etwas. Wir kosten zuerst traditionelle amerikanische Küche mit gegrilltem Steak und Potato Wedges, gehen über zu Mexikanisch, Indisch und zum Schluss Sushi. An den Nachspeisen kommen wir nicht vorbei, die Auswahl ist auch zu dieser späten Stunde noch üppig. Die paar Dollar mehr für ein etwas hochpreisigeres Buffet schlagen sich nicht nur in der Vielfalt der Speisen wieder sondern auch in deren Qualität. Wir können uns kaum entscheiden und fangen mit frischem Obst an, setzen mit Törtchen fort und gönnen uns zum Schluss noch einen Klecks Icecream. Nach den kargen Campingmahlzeiten der letzten Wochen haben wir heute richtig zugeschlagen, sind aber mit unseren Portionen noch weit hinter den Mengen der amerikanischen Familie am Nebentisch geblieben. Trotzdem kugeln wir uns sprichwörtlich zum Ausgang.

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Zur Verdauung unternehmen wir zuerst eine Fahrt mit der Tram zum Mandalay Bay. Dieses Casino wurde bei unserem Aufenthalt im Jahr 2000 gerade neu errichtet und im letzten Jahr haben wir es wegen einer Magenverstimmung nicht bis zum South Strip geschafft. Die Besichtigung holen wir jetzt nach, so richtig begeistern kann uns die gediegene, asiatisch anmutende Einrichtung aber nicht.

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Zurück zum Luxor und weiter zum Excalibur.

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Diese Ausgeburt an Türmchen und Zinnen ist einfach nur stillos und kitschig, aber wir haben ein Stück auf dem Strip abgekürzt.

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Zu Fuss geht es weiter zum New York New York. Wir laufen wieder über die Brooklyn Bridge und blicken auf die erleuchteten Fassaden der Megacasinos. Wir wechseln die Strassenseite. Irgendwo beim MGM geht es in die Tropicana Avenue. Wir suchen das Hooters Casino. Bis dahin sind es etwa 10 min. Fussmarsch.

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Ein besonderes Motto scheint das im Jahr 2006 eröffnete Hooters nicht zu haben, es ist nichts Besonderes, ein bodenständiges amerikanisches Ambiente. Wir erkunden das Tropicana. Zurück am MGM bekommen wir wieder die gigantischen Ausmasse dieses Komplexes zu spüren. Es dauert eine Weile bis wir uns in nördliche Richtung Las Vegas Boulevard sortiert haben. Wir wechseln die Strassenseite und als wir am Bellagio vorbeilaufen setzt gerade die Wassersymphonie ein. Die Inszenierung ist ziemlich patriotisch. Untermalt von der Nationalhymne speien hunderte Fontänen ihren majestätischen Wasserschwall in die Luft.

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Auf unserem Camcorder halten wir das Schauspiel fest. Über das Paris zum Caesars Palace. Hier hat sich nichts verändert. Die Forumshops präsentieren sich noch genau so gediegen und hochpreisig wie bei unserem letzten Aufenthalt. An einer riesigen Videowall verfolgen wir aktuelle Sportereignisse.

Am Mirage können wir unsere Füsse nicht mehr länger ignorieren und wir suchen uns eine Sitzgelegenheit um den brennenden Füssen eine Pause zu gönnen.

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Nach kurzer Pause sind wir wieder auf der Piste und überlegen, ob wir die Strassenseite wechseln und durch die Häuserfluchten des Markusplatzes im Venetian bummeln sollen.

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Der Strip fordert mittlerweile seinen Tribut, die zusätzlichen Meter sind uns zuviel. Stattdessen laufen wir über die Holzplanken am Treasure Island und sehen in der Ferne den grossen Clown des Circus Circus.

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Es sind noch ein paar Meter, vorbei am New Frontier und am Stardust, dass im März 2007 gesprengt wird.

Endlich am Circus Circus angekommen nehmen wir den Weg durchs Casino und laufen entlang von klimpernden Slotmaschines in Richtung Adventure Dome. Wir kommen durch eine Passage mit netten Geschäften und Snackbars und nehmen die Rolltreppe zu den Manor Buildings, wo wir um etwa 1.30 AM mit qualmenden Füssen und ziemlich müde eintreffen. Zu müde für unsere letzte Flasche Wein sind wir noch nicht und so schlürfen wir mit Blick auf einen Teil des Stratosphere Towers einen kalifornischen Tropfen.

Gefahrene Meilen: 172
Übernachtung: Circus Circus Hotel & Casino 109 $

Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: americanhero am 20.02.2007, 00:20 Uhr
Na, da habt ihr aber einen langen Marsch über den Strip hinter euch. Ich finde sowieso, daß solche Touren auf Asphalt viel viel anstrengender sind als Ganztagestouren auf irgendeinen Trail.
Und deine  Beschreibung von Las Vegas trifft es vollkommen. Ich hatte nach 14 Tagen Ruhe und Natur erst einmal einen Kulturschock und fand diese überfüllte laute und hektische Stadt einfach nur schrecklich. Nach einer Weile ging es dann einigermaßen, aber zu meinen Lieblingszielen wird Las Vegas wohl nie gehören.


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Zati am 20.02.2007, 09:33 Uhr
Hallo Kate,

ich möchte mich mal wieder melden. Das istein ganz toller Reisebericht mit genialen Fotos. Für unsere Womo Tour, die in zwei Monaten beginnt, konnte ich mir noch ein gute Tipps aufschreiben.

Die Wanderungen sind wirklich super, aber ich fürchte, wir sind dazu nicht gut genug in Form  :(

Gruß

Efty  :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Matze am 20.02.2007, 12:07 Uhr

Und deine  Beschreibung von Las Vegas trifft es vollkommen. Ich hatte nach 14 Tagen Ruhe und Natur erst einmal einen Kulturschock und fand diese überfüllte laute und hektische Stadt einfach nur schrecklich. Nach einer Weile ging es dann einigermaßen, aber zu meinen Lieblingszielen wird Las Vegas wohl nie gehören.


Greetz,

Yvonne

Uns (naja, eigentlich mehr nur mir  :roll: :lol: ) geht es da ganz anders! Finde dieses laute, überfüllte und hektische Treiben nicht so schlimm! Es ist ein Tummelplatz für Erwachsenen, und da fühle ich mich phasenweise ganz gut dabei!

Und wenn ich aus der Ruhe der Landschaften komme, sauge ich den Trubel mitunter regelrecht auf! (Die Stille der Landschaft gefällt mir auch eine Zeit, aber irgendwann möchte ich wieder Geräusche um mich haben!)
Aber LV ist halt ähnlich wie LA - entweder man mag es oder nicht!
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 20.02.2007, 13:32 Uhr
Hi, schön dass Ihr noch alle an Bord seit.

Eigentlich mag ich überhaupt keine Großstädte, Las Vegas ist aber eine Ausnahme. Es ist zwar ein Kunstprodukt, aber dafür kann man die sozialen Abgründe die in den Metropolen besonders krass hervortreten in Vegas ganz gut ausblenden und eintauchen in diesen riesigen Abenteuerspielplatz für Erwachsene.

Nach der Einsamkeit in der Natur dauert es aber einen Moment, um sich wieder in den Trubel, die Hektik, den Lärm und das Verkehrschaos einer Großstadt einfinden zu können.

Wir werden in ein paar Monaten wieder ab Las Vegas aufbrechen und ich freue mich wieder genauso wie bei unserer ersten Tour auf diese Glitzermetropole. Diesmal landen wir am späten Abend und ich freue mich besonders auf den Landeanflug auf Vegas in der Dunkelheit. Diesen unvergesslichen Anblick der strahlenden Casinoresorts aus der Luft haben wir schon mal vor 2 Jahren erblicken dürfen und es war der absolute Hammer, die grossen Themenbauten von oben zu erblicken und dann im Tiefflug direkt über die riesigen beleuchteten Areale von Luxor und Mandalay Bay zu schweben.
Den Landeanflug im Hellen hatten wir ja dieses Mal, das war lange nicht so aufregend. Im Dunkeln erwacht Las Vegas erst so richtig zum Leben.
Trotzdem bin ich froh, wenn ich nach ein paar Tagen diesem Trubel den Rücken kehren kann, für auf Dauer zu wohnen wäre Las Vegas für mich nichts, da würde ich mir lieber ein schönes Fleckchen in Utah oder Montana suchen...
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: boehm22 am 20.02.2007, 14:12 Uhr
Hi Kate,

toll geschrieben. Ich bin immer noch fleißig am mitlesen.
In Las Vegas gings mir ähnlich, viel zu viele Autos - stop and go, viel zu viele Menschen die Boardwalks rauf und runter.

Aber die Gegend hat was. Man müßte ja nicht in Las Vegas direkt wohnen, da gibts im Umkreis ein paar ruhige Ecken, Richtung Lake Las Vegas (vermutlich teuer) oder Richtung Red Rock Canyon (rege Bautätigkeit) - aber eben immer schnell erreichbar durch das Drehkreuz Las Vegas.

Aber darüber können wir intensiver nachdenken, wenn wir im Lotto gewinnen oder in Rente gehen - das eine ist unrealistisch, das andere noch weit weg. :wink:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.05.2007, 16:16 Uhr
Gerade habe ich es geschafft, unseren nicht mehr ganz taufrischen Reisebericht zu Ende zu schreiben.

Vielleicht möchte ja noch jemand den Tag in Las Vegas mit uns verbringen, bevor es zurück nach Deutschland geht:

Sonntag, 01.Oktober 2006

Anstelle eines üppigen Frühstücksbüffets begnügen wir uns mit einem Frühstück aus unseren letzten Vorräten und brechen auf in Richtung Bass Pro Shop. Einen Besuch in diesem Outdor-Sportgeschäft hatten wir schon bei unserer letzten Tour auf der Wunschliste, aber aus Zeitgründen ausfallen lassen. Ein Blick auf die Strassenkarte von Las Vegas und los geht’s. Über die rückwärtig am Circus Circus Casino Hotel vorbeilaufende Industrial Road nehmen wir Kurs in Richtung Silverton Casino. Hier herrscht kaum Verkehr und nach 15 Minuten biegen wir auf den Parkplatz des Bass Pro Shops ein.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LV/PICT0329.JPG)
Die Outdoor World in dem imposanten Blockhaus beherbergt Ausrüstung für die Outdoorträume der Amerikaner: Hunting, Fishing, Boating, RV-ing.
Wir schauen uns um, bestaunen die liebevolle rustikale Einrichtung. Zahlreiche Jagdthrophäen in Lebensgrösse zieren die Verkaufsräume: Elche, Bären, Hirsche, Kojoten, Dickhornschaafe, Bergziegen, Antilopen, Puma, Wolf, Vögel und sogar einige Vertreter der afrikanischen Fauna: Giraffe, Leopard u.v.m.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LV/PICT0334.JPG)
Wir streifen durch die Campingabteilung: die Ausrüstung ist weder hochwertig noch Lightweight und so schonen wir (noch) unsere Reisekasse. Bergsportartikel suchen wir vergebens. Die Schlafsäcke sind wohlbekannte Modelle von The North Face, Coleman etc. Nichts Edles oder Hochwertiges.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LV/PICT0330.JPG)
Bei der Bekleidung werden wir fündig: Krempelshorts von Columbia für mich, ein Trekkinghemd von TNF für Frank. Am T-Shirt-Stand halten wir uns etwas länger auf. Es vergeht einige Zeit, bis wir die verschiedenen BassPro Modelle in Augenschein genommen haben und uns für Shirt in ausgewaschenem Braun und mit einem Fotoprint eines Bären und Bass Pro Schriftzug. Das Shirt macht sich gut zu unseren braunen Hüten. Ein Stockwerk höher tauchen wir ein in die Erlebniswelt aus Jagd und Jagdausrüstung. Die Glasvitrine mit den Garmin GPS-Geräten schaue ich mir etwas intensiver an. Mein Wunschmodell ist das Garmin GPS map 60 CSX. Dieses ist nicht verfügbar und ich liebäugle mit dem Kauf eines neuen etrex mit Farbdisplay, SD-Slot und leistungsfähigem SirfstarIII-Empfänger für 299 $. Ich widerstehe den Verlockungen und beschliesse noch ein wenig auf das GPS 60cxs zu warten anstatt mich mit einer Verlegensheitslösung zu begnügen. Bei den Auslagen mit den Messern kommt dann der Härtetest für unsere Reisekasse. Frank ist direkt Feuer und Flamme von einem edlen Buck Knive mit Rosenholzgriffschalen, doch leider ist in der Maserung eine dunkle Linie die ihm nicht gefällt und dies ist zurzeit das einzige Alpha Hunter. Kurz durch atmen, aber nicht für lange. In den Regalen mit den weniger hochpreisigen Messern schlägt Frank jetzt zu: Folding Hunter, ein Modell von Gerber, und gleich zwei verschiedene Mini-Knives von Buck. Unsere Kreditkarte hat die Attacke noch nicht ausgestanden: es gibt Mini-Tools von Gerber und von Leatherman. Zwischenzeitlich knurrt der Magen und wir deponieren unsere Einkäufe an der Kasse und verlassen den Laden in Richtung Silverton Casino zum Essen. An einem der Stände holen wir uns einige Kleinigkeit und stärken uns für weitere Einkäufe und einer kurzen Besichtigung des Casino-Komplexes.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LV/PICT0337.JPG)
Zurück im Laden statten wir noch der Geschenkeabteilung einen Besuch ab. Das schöne Welcome-Holzschild ist wohl etwas zu gross für unser Reisegepäck und wir verlassen den Laden um etliche Dollar ärmer diesmal durch die Kassenreihe. Auf dem Parkplatz haben die Boyscouts of America einen Stand und verkaufen Hot Dogs and Sausages. Wir gönnen uns jeder eine amerikanische Bratwurst und das Lob von den „Bratwurst-Experten“ aus Deutschland über die wohlschmeckende Wurst freut die Kids und die Väter. Wir halten einen netten Plausch und verabschieden uns. Unser nächstes Ziel ist die Las Vegas Outlet Mall am südlichen Strip.

Wir queren die Interstate und suchen uns eine Lücke auf dem gut gefüllten Parkplatz der Mall. Erneut tauchen wir ein in die Einkaufswelten der grossen Jeans- und Sportmodelabels. Nach einer ausgedehnten Shoppingtour die unser Gepäcklimit bis zum Anschlag ausreizen dürfte verlassen wir die Mall und fahren über die Industrial Road zurück zum Circus Circus.

Packen ist angesagt. Gar nicht so leicht, die ganzen Einkäufe und unser Campinggepäck überhaupt in den 4 Trolleys zu verstauen, geschweige denn so zu verteilen, dass wir mit jedem Koffer unter dem Limit bleiben. Wir haben eine kleine Federwaage im Gepäck und nach 3 Stunden haben wir es endlich geschafft. Unser Auto auf dem Parkplatz ist leergeräumt, die beiden Mülltonnen vor dem Wohnkomplex voll ;-) und wir haben jeden Koffer knapp bis unter das Limit vollgeladen.

Es ist viel später geworden als erwartet und wir müssen uns entscheiden: Fremont Street oder Strip. Die Entscheidung fällt zugunsten des Strip und nach einer schnellen Dusche sind wir auf Abschiedstour auf der hell erleuchteten Casinomeile. Vorbei an blinkenden Leuchtreklamen bahnen wir uns unseren Weg durch das Getümmel auf den Bürgersteigen und erwischen einen Bus zum Centre Strip. Dieser hält wieder alle paar Meter und die Busfahrt wird erneut zu einer Geduldsprobe. Hätten wir doch bloss die Mono Rail ab dem Sahara genommen, damit wären wir deutlich schneller beim Venetian gewesen.

Wir lassen uns treiben, schauen hierhin und dorthin, schiessen die letzten Bilder von Las Vegas by Night:   

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LV/99310009.JPG)
Mit brennenden Füssen geht es zu nächtlicher Stunde am Riviera vorbei zurück zum Circus Circus.

(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/LV/99310003.JPG)

Gefahrene Meilen: 32
Übernachtung: Circus Circus Hotel & Casino 59 $

Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.05.2007, 16:18 Uhr
Montag, 2. Oktober 2006:

Wieder einmal haben wir eine unchristliche Zeit für den Rückflug erwischt (7.00 Uhr Morgens). Noch völlig verschlafen nach einer sehr kurzen Nacht fahren wir um kurz nach 4.00 Uhr Morgens den Strip hinunter in Richtung Mc Carren International Airport in Las Vegas. Der Strip ist beinahe leer gefegt. Noch einige Wenige übernächtigt wirkende Gestalten der letzten Nacht streifen auf den Gehwegen entlang. Die Frühschicht bei der Stadtreinigung hat bereits begonnen, genau wie der Versorgungs- und Lieferverkehr für die Casino-Komplexe.
Nur wenige PKW sind auf der Strasse unterwegs und wir kommen zwischen den wenigen Müll- und Lieferwagen zügig voran. Wir biegen in die Sunset Road ein und erreichen gegen 4.30 Uhr Morgens das Alamo Gelände in der Bermuda Road. Die Rückgabe unseres Wagens verläuft schnell und unkompliziert und wir eilen mit unserem Gepäck zur Haltestelle des Shuttle Busses. Der Alamo/National Bus parkt mit laufendem Motor, vom Fahrer keine Spur.

Noch haben wir etwas Zeit, der Bus braucht nur wenige Minuten bis zu den Terminals des Mc Carren Airport. Trotzdem zerrt die Wartezeit an unseren Nerven. Ein Amerikaner sieht bereits mehrmals auf die Uhr, er hat es eilig und er strebt nach etwa 15 Minuten vergeblichen Wartens auf das Alamo-Office zu. Wenig später kommt er, gefolgt von einem mürrisch wirkenden Afroamerikaner mit Dreadlocks aus der Halle und es kann los gehen. Bisher waren wir es gewohnt, dass unsere Koffer vom Fahrer verladen wurden. Der Rastaman macht aber keine Anstalten und so wuchten wir und die wenigen anderen Wartenden unser Gepäck selbst auf und unter die Ablägefläche in der Mitte des Busses. Der Fahrer scheint seinen Stopp wieder aufholen zu wollen und im zügigen Tempo nähern wir uns dem Airport. In jeder Kurve heisst es gut festhalten, bei den Bremsmanövern ebenfalls. Anstelle von Beschwerden kippt die Stimmung in leises Gelächter um und so verlassen 5 Menschen vollbepackt aber mit heiteren Gesichtern den Alamo-Bus und streben den Eingängen zu.

Es ist jetzt etwa 5.00 Uhr Morgens, 2 Stunden bis zum Abflug. Doch der Schalter von Delta Airlines ist nocht nicht besetzt. Zwischen den aufgestellten Absperrbändern zur regulierung der Warteschlangen reihen wir uns in die Reihe ein. An vorderster Front eine Gruppe Deutscher, die sich bereits darüber aufregen, dass die Schalter nicht besetzt sind. Die Amerikaner in der Schlange sind noch ganz entspannt, wir auch. Es dauert noch beinahe 30 Minunten, die Ungeduld am Anfang der Warteschlange äussert sich durch immer lautere Unmutsäusserungen und Beschwerden. Reisende die an den Automaten einchecken können, da sie kein Gepäck aufzugeben haben, werden misstrauisch beäugt, dass sich bloss niemand vordrängelt.

Frank und ich reden nicht viel, wenn dann nur ganz leise. Unsere Landsleute, ausstaffiert in sichtbar neuen Jeans, Turnschuhen und Shirts/Hemden sind uns heute Morgen ein wenig peinlich. Ich ziehe mir meinen Cowboyhut etwas tiefer ins Gesicht und hoffe, dass ich als Amerikaner oder Australier durchgehe, nicht als nörgelnder Europäer.

Beinahe gleichzeitig öffnen sich die Türen und die Angestellten von Delta Airlines nehmen ihre Plätze hintern den Schaltern ein. Binnen weniger Minuten hat sich die Schlange der Wartenden beinahe halbiert. So schnell habe ich das noch nicht erlebt. Unser nächster Weg führt zum Terminal.
Die Slotmachines blinken und dudeln uns das Vegas-typische Abschiedslied. Noch ein kurzer Halt bei Starbucks und nach einer reibungslosen Sicherheitskontrolle verschluckt uns das Abflug-Terminal.

Mir ist ziemlich schwer ums Herz.

Diese Reise hat uns - obwohl zunächst mit krankheitsbedingt etwas improvisiertem Beginn - unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse beschert. Wir haben atemberaubende Landschaften in entlegenen Gebieten besucht. Sind viele Meilen mit dem Geländewagen durch faszinierende Fels-, Canyon- und Wüstenlandschaften gebraust. Im Hochgebirge der Rocky Mountains haben wir den eisigen Hauch des nahenden Winters gespürt. Unsere Augen konnten sich kaum satt sehen an den Wundern, die die Ausformkräfte des Wassers, des Windes, der Witterung über den Zeitraum von vielen, vielen Menschleben geschaffen haben.

Imposante Steinbögen, unwirtliche Hochgebirgs- und Wüstenlandschaften, liebliche Gebirgstäler, spiegelnde Seen, reissende Flüsse, gigantische Felsabbrüche und Canyons, klaustrophobische Slot Canyons, bizarre Hoodoo-Formationen, immergrüne Nadelwälder, leuchtende Laubbäume im satten rot-gelben Kleid des Indian Summers, schneebedeckte Gipfel, eindrucksvolle Relikte vergangener Indianerkulturen, schweisstreibende Wanderwege, die unwirkliche Glitzerwelt von Fabulous Las Vegas …

All dies erinnerungswürdige Ereignisse einer besonderen Reise. Wir werden mit Wehmut zurückdenken an die schönen Tage im Westen der USA. Die Zeit die bis zu unserer Rückkehr in den Westen vergehen wird, mildert den Gedanken an die vorhandenen unangenehmeren Momente. Übrig bleibt ein Kaleidoskop von schönen Erinnerungen.

The End

Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: leia am 12.05.2007, 18:01 Uhr
Ich gebs zu, ich bin heimlich mitgefahren :oops: und ich fands sehr schön mal wieder Zeltcamping zu erleben! Danke für diesen schönen Bericht!
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 12.05.2007, 22:25 Uhr
@ Leia:
Ach Du warst der unbekannte Passagier mit der Schlafsackrolle im Kofferraum.  :wink:

Zitat
Danke für diesen schönen Bericht!
Gerne, ich lese selbst gerne Reiseberichte.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: leia am 12.05.2007, 22:56 Uhr
Zitat
@ Leia:
Ach Du warst der unbekannte Passagier mit der Schlafsackrolle im Kofferraum. 


Und ich dachte es bemerkt keiner bei den kleinen Packmaßen des  Sommerschlafsacks :oops: zur Strafe wars für die Sommerdecke manchmal etwas frisch :o

Zitat
Zitat
Danke für diesen schönen Bericht!
Gerne, ich lese selbst gerne Reiseberichte.

Winkt da ein Zaunpfahl? :rotor:
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 14.05.2007, 17:52 Uhr
Zitat
Winkt da ein Zaunpfahl?

Nein, war nur ganz allgemein gesagt.
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Schneewie am 15.05.2007, 08:03 Uhr
Jetzt muß ich noch schnell den Reisebericht nachlesen. Danke für Deine Arbeit.  :D
Titel: Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
Beitrag von: Canyoncrawler am 17.05.2007, 09:01 Uhr
Zitat
Danke für Deine Arbeit.
Hat mir Spass gemacht.

Unsere Reiseroute:
(http://freenet-homepage.de/canyoncrawler/RB_2006/Route2006.jpg)
Copyrightfreie Karten zum Downloaden bei: http://www.lib.utexas.edu/maps/united_states.html

Hier noch eine Kostenübersicht:

Gesamte Fahrstrecke: 3974 mls - 6359 km

24 Tage Mietwagen Kategorie EQ (= Midsize SUV):                            786,60 €
1. Tankfüllung, Steuern u. Gebühren                                 $80,64   /  63,43 €
--> über die Choiceline in Las Vegas dann kostenloses Upgrading auf Standard-SUV (Chevrolet Trailblazer)

Benzin:                                                                       $537,00 / 425,60 €

2 Flüge Delta Airlines incl. Steuern + Gebühren:                             1.098,00 €
Reiserücktrittversicherung für die Flugtickets:                                    46,00 €
Übergepäck (auf dem Rückflug  ;D):                                    $50,00 /  39,25 €


Unterkünfte                                                       (Gesamt 809,30 $ /647,30 €):
3 Nächte Upper Pines Campground Yosemite Valley                $60,00 /   47,45 €
2 Nächte Zion Canyon Campground                                $49,06 /   38,45 €
1 Nacht KOA Campground Cannonville                        $22,00 /   17,35 €
2 Nächte Wahweap Campground Page                     $38,00 /    29,90 €
3 Nächte Moab Valley Campground                                $62,13 /    48,90 €
1 Nacht Lo Lo Mai Springs Campground Sedona                 $32,06 /    25,15 €
1 Nacht KOA Campground Durango                                $21,36 /    16,85 €
1 Nacht A & A Mesa Verde Campground                       $22,10 /   17,45 €
1 Nacht Valley of Fire Atlatl Rock Campground                 $14,00/    10,95 €
1 Nacht Dead Horse Ranch State Park Campground                 $12,00 /    9,40 €
2 Nächte Escalante State Park Campground                    $30,00 /  23,40 €
1 Nacht Cottonwood Campground Canyon de Chelly                     $0,00   /       -   €
1 Nacht Jumbo Rock Campground, Joshua Tree NP                 $5,00  /   3,90 €
1 Nacht Palace Station Hotel & Casino Las Vegas                     $79,39 / 66,00 €
Service Tax                                                              $4,95  /   3,90 €
2 Nächte Circus Circus Hotel & Casino Las Vegas                    $168,09/ 139,85 €
Service Tax                                                              $2,00 /    1,60 €
1 Nacht Aquarius Inn Motel Bicknell                              $51,12  / 39,86 €
1 Nacht Estes Park KOA Cabin (Cabin= kl.Blockhütte)                  $45,24  / 35,65 €
1 Nacht Estes Park KOA Cabin                                      $45,24 / 35,65 €
1 Nacht Gunnison KOA Cabin                                      $45,57 / 35,95 €
         

Eintrittsgelder & Tickets                                             (Gesamt $32,00 / 25,45 €):            
Permits   Yosemite John Muir Trail                                     $10,00 / 7,85 €
Coyote Buttes South                                                  $10,00 / 8,15 €
Entrance Fee   Red Rock State Park, Sedona                          $5,00 / 3,90 €
Red Rock Crossing Crescent Moon                                       $7,00 / 5,45 €
National Park Pass von 2005 noch gültig                               $0,00 /   -   €
            

Fast Food & Las Vegas Buffet:                                               $106,44  /  84,55 €

Einkäufe Lebensmittel, Campingartikel,
Brennstoffe, Hygieneartikel:                                                  $706,60  / 551,20 €

Sonstiges (z.B. Trinkgelder, Duschen, Autowäsche,
kl. Einkäufe & sonstige Barzahlungen):                                    $ 125,00 /   97,50 €

Parken am Flughafen in Düsseldorf                                            105,00 €


    Gesamtkosten: ~ 3970 € (~ 1990 €/Person)

Zuzüglich Kosten für persönliche Einkäufe + Fotos + Filme