----- Bitte verschieben, falls hier fehl am Platz! ------
Hi folks,
wie schon in der Reiseübersicht
http://www.usa-reise.net/forum/phpBB2/viewtopic.php?t=7973 angekündigt werde ich gelegentlich (wenn es dafür genug Zeit gibt) zu einzelnen Punkten noch ein bischen mehr schreiben. Hier ein Anfang:
Cathedral in the Desert
Zur Lage:
Cathedral in the Desert liegt im Clear Creek Canyon, einem westlichen Seitencanyon des Escalante Rivers nahe der Mündung in den Colorado River. Clear Creek ist max. 2 Meilen von der Hole-in-the-Rock-Road entfernt, aber aber ein Abstieg vom Plateau, auf dem die Road läuft, unmöglich. Die Lage ist auf USGS-Karten verzeichnet, allerdings ca 1,5 Meilen zu weit westlich! (Das erste Mal, dass ich bei diesem "amtlichen" Kartenmaterial auf einen Fehler gestossen bin)
Wir wurden darauf durch einen Glen Canyon SW-Bildband (vor der Flutung) aufmerksam. Die ungefähre Lage war beschrieben. Recherchen ergaben, dass der Ort völlig unter Wasser lag, somit verloren schien. Eine der wenigen Aufnahmen, die ich im Internet fand - sie ist nicht sonderlich gut, die SW-Aufnahmen sind wesentlich eindrucksvoller:
http://www.wildnesswithin.com/2000/00-2/seek.gif Durch den sinkenden Pegel wurde der Ort dieses Jahr wieder zugänglich, aber nur mit erheblichem Aufwand. Man benötigt ein Boot um hinzukommen. Die nächste Marina mit Bootsverleih ist Bullfrog ca. 35 Meilen entfernt. In Halls Crossing hat man den Verleih eingestellt.
Wir sind Anfang Juni 2004 hingefahren.
Da Bullfrog an einer Bucht des Lake Powell liegt, fährt man zunächst nach S zum Colorado River und diesen dann stromabwärts, bis man nach gut 30 Meilen die Escalante-Mündung erreicht. Die Strecke ist weniger reizvoll, da man wegen des niedrigen Pegels meist nur noch zwischen senkrechten Wänden fährt. Die reizvollen kleinen Sandstrände sind fast völlig verschwunden, was für Hausboote ein Problem darstellt.
Schnell nimmt der Bootsverkehr ab, lange Strecken sind wir ganz alleine. Die Attraktivität des Lake Powells ist wohl nicht mehr die frühere.
Man fährt in den Escalante ein. Hier ist die Szenerie reizvoller, weil duch den abgesenkten Wasserspiegel einige Alkoven neu zutage kommen bzw. andere sich in ihrem ganzen Ausmass darstellen. Nach Einfahrt in den Clear Creek wird es schnell enger - langsames Fahren ist angesagt. Man fragt sich, wie weit man noch vorankommt, weil man eigentlich nur noch Wände sieht.
Und dann plötzlich eine Erweiterung und im linken Eck, schon fast unter einem Alkoven geht es weiter. Vorsichtig lassen wir das Boot ums Eck laufen und sind völlig unvorbereitet plötzlich drin - in Cathedral in the Desert!
Vor uns tut sich eine Art Halle auf, die etwas an den Eingangsbereich des Upper Antelope erinnert, aber weitaus grösser ist. Nach oben enger werdend, die Decke ist nur durch einen Schlitz unterbrochen, durch den wenig Licht dringt. Wir sind somit quasi in einem unten erweiterten Slotcanyon. Im Hintergrund fällt Licht durch eine Öffnung, einen Ausgang! Dort befindet sich ein vielleicht 3 Meter hoher, kleiner Wasserfall. Phantastisch!
Daneben ist ein Seil angebracht, sportliche Leute können die Steinstufe überwinden. Mann kann mit dem Boot heranfahren und versuchen, ob man hinaufklettern kann oder man schwimmt hin. Leider kann man nicht anlegen und das Boot sichern, das ginge nur ausserhalb im Alkoven. Also kaum eine Möglichkeit, die Photoausrüstung dort hinauf zu bekommen. Ausserdem mangelt es uns an Sportlichkeit / Geschick für solche Seilakte.
Beeindruckend ist es in jedem Fall! Trotzdem bleibt Wehmut, weil die alten Bilder einen noch eindrucksvolleren Raum zeigen. Das liegt wohl daran, dass auch jetzt noch vielleicht 5 - 8 Meter Wasser in dem Raum stehen und den breitesten, unteren Teil noch immer verdecken. leider sind auch die Moos- und Farnbehänge noch nicht wieder nachgewachsen. Es bleibt die Hoffnung, dass Cathedral in the Desert im nächsten Jahr wieder in voller Schönheit zu erleben ist.
Organisatorisches:
Bootsverleih:
Bullfrog Marina liegt am nächsten. Ein Powerboat 18' kostet ca. 234$/Tag. Hinzu kommen ca 15$ Versicherung und Benzin/Öl. Das Boot steht ab 8:30 am zur Verfügung und muss spätestens um 5:00 pm wieder abgegeben sein. Danach werden pro angefangener Stunde 50$ Strafe fällig.
Da wir in Moab wohnen und die Anfahrt nach Bullfrog fast 180 Meilen beträgt übernachten wir in Hanksville im Wispering Sands Motel. Einfach, aber ok! Dinner im Red Rock Restaurant. Home cooking, auch in Ordnung! Breakfast am Morgen in Ticaboo, weil in Hanksville niemand früh genug öffnet. Das Restaurant/Coffee Shop ist auch ok.
Bootsübernahme:
Bootsübernahme wegen des Papierkrams erst kurz vor 9 am, Schwierigkeiten mit dem Aussenborder - unrunder Lauf, absterben! Wir verlangen ein anderes Boot, die Lady wiegelt erst ab, alles wäre vermietet. Als ich ihr androhe, den Vertrag zu annullieren (der dezente Hinweis auf meine AAA-Mitgliedschaft war auch hilfreich) bekommen wir das nächste in der Marina liegende Boot. Offensichtlich ist es doch nicht so, dass alle Boote vermietet sind. Umladen von Ice-Chest, Fotoausrüstung und Kleinkram. Abfahrt gegen 9:15 am.
Was man beim Boot mieten wissen sollte:
Die Boote fassen ca 50 gal Treibstoff, haben 8 Sitzplätze und sind mit 150 PS knapp über 30 mph schnell. Abgabe wieder vollgetankt! Bei der Übergabe auf Vollständigkeit der Ausrüstung (Schwimmwesten, Taue, Ruder) achten. Die Schiffschraube kann man im Übrigen nicht versichern! Beschädigt man diese an einem Felsen, werden gut über 300$ fällig. Wird bei Abgabe immer kontrolliert.
Die Boote sind ziemlich primitiv. Ein Problem: bei schneller Fahrt kommt der Bug hoch und nimmt dem Steuernden die Sicht! Daher ist man fast gezwungen, entweder im Stehen oder auf der Lehne des Fahrersitzes sitzend zu fahren. Beides ist sehr unbequem.
Verbrauch:
Full throttle verbrauchen die Boote bis zu 15 gal/h Treibstoff, man kommt also nur etwas mehr als 3 Stunden weit. das ist für Cathedral in the Desert grenzlagig knapp. Es gibt unterwegs keine Tankmöglichkeit. Wenn man es langsamer angehen lässt sinkt der Verbrauch. Wir beliessen es bei knapp unter 25 mph und kamen damit ganz gut rum.
Tanken:
muss man vor Rückgabe erfolgen! Zwischen 4 und 5 pm wollen alle tanken und man muss Zeit einkalkulieren. Mindestens eine halbe Stunde, ggf auch noch mehr. Bootssprit ist teuer, wir haben 3,09$/gal bezahlt. Verbrauch betrug knapp 40 Gallonen. Hinzu kommt noch das Zweitaktöl. Hier waren wir mit ca. 5 Gallonen und rund 20$ dabei. Summe etwas über 145$, also nicht unerheblich!
Nach unserer Meinung ist der Verbrauch mittelalterlich (2-Takter!). Der Ölnebel der Motoren stinkt und legt sich aufs Wasser, bei dem es sich ja letztendlich um Trinkwasser handelt.
Fahrtzeit:
von Bullfrog bis zur Cathedral mindestens 1,5 Stunden, zwei Stunden sind aber realistischer. Erstens darf man an der Marine bzw der Tankstelle nur Schritttempo fahren, zweitens gehts im Escalante und Clear Creek auch nur mit verminderter Geschwindigkeit.
Nachmittags wird es oft recht windig, es entstehen nicht zu verachtende Wellen, die ein Boot auch zum Kentern bringen können. Daher ist Vorsicht, Fahrkönnen und ggf. reduzierte Geschwindigkeit erforderlich. Durch die senkrechten Wände werden wellen am Ufer reflektiert, was an manchen Stellen zu sehr ungleichmässigen Wellenmustern führt.
Lake Powell selbst:
Bullfrog Bay ist in weiten Teilen ausgetrocknet, die Marina weit verlegt. Die Zufahrten sind streckenweise noch provisorisch. Wie schon erwähnt führt der niedrige Pegel dazu, dass viele Anlandemöglichkeiten verlorengingen und viele kleine Seitenarme nicht mehr mit Booten erreicht werden können. Die bei Hausbootfahrern beliebten Uferplätze zum abendlichen Anlegen sind weitgehend verschwunden.
An den Ufern treten die Schäden des Aufstauens zutage. Der hässliche "Bathtub-Ring" ist noch das Wenigste. Deutlich sieht man was vorhergesagt wurde: das Wasser laugt die Bindemittel im Sandstein aus, die Ufer werden teilweise instabil, es kommt zu Felsstürzen. © RRS
Fragen? Natürlich gerne, soweit ich weiterhelfen kann!
Gruss
Rolf