Hallo Fradra,
willkommen im Forum!
Wir haben mit unseren Kindern (jetzt 9 und 10) schon einige Rundreisen gemacht, im Sommer mit Zelt. Das mit den Campgrounds kann ich nur bestätigen. Die sind ein einziger großer Abenteuerspielplatz. Wie das allerdings mit einem einzelnen Kind ist, kann ich nicht sagen.
Zum ersten Mal im Südwesten waren wir mit unseren Kindern als sie knapp 7 und 8 waren. Auch wenn sie noch nicht den Sinn für die Landschaft haben, kann ich nicht sagen, dass sie von den vielen Canyons etc. ständig angeödet waren. Eigentlich ging es überraschend gut. Allerdings haben wir auch eine recht gemütliche Tour gemacht.
Hier mal ein Auszug aus meinem Reisebericht Fazit:
Highlights der Kinder:
Ist noch schwieriger zu sagen, da sie nirgends in Begeisterungsstürme ausgebrochen sind. Wenn ich ihr Verhalten und Interesse richtig deute, dann waren das der Antelope Canyon und der Bryce Canyon. Und der Broken Arch im Arches. Oatman fanden sie klasse, wegen der Esel und der vielen Dollars an der Wand vom Oatman Hotel. Las Vegas war natürlich auch interessant, obwohl mein Sohn es bedauert hat, dass er a) nicht spielen und b) nicht Achterbahn fahren durfte.
Als echtes Highlight würde ich manche Visitor Center betrachten. Die Aussstellungen dort sind ja oft sehr interaktiv aufgebaut, das war dann der Hit und wir haben sie manchmal kaum wieder rausgebracht. Und durchaus nicht nur wegen Spielereien sondern weil es einfach interessiert hat.
Urlaub mit Kindern:
Wir haben das Glück, dass unsere Kinder gute Flieger sind. Unentbehrliche Begleiter sind die Gameboys geworden, die so manche Durststrecke im Flieger und auch bei sonstigen Warte- und Fahrtzeiten überbrücken helfen. Da sie zu Hause damit eher kurz gehalten werden, bleibt das auch spannend.
Im Flieger verbrachten sie einige Zeit mit Gameboy, malen und den Bordfilm schauen und viele Stunden mit schlafen.
Autofahrten auch auf “scenic” Strecken ging so einigermaßen. Es gab auch Kabbeleien und Streit und genervte Eltern, bis hin zu insgesamt zweimaligem Anhalten mit der (auch wahrgemachten) Drohung, erst weiterzufahren, wenn hinten Ruhe ist. Kinder sind ja sehr unterschiedlich, mit unseren kann man nicht tagelang hintereinander längere Strecken fahren. Das geht notfalls mal 2-3 Tage à maximal 3-4 Stunden, aber dann muss mindestens 1 Tag Pause sein. Und darf dann auch nicht weitergehen mit wieder 2-3 Tage jeden Tag fahren. Nicht so lange Strecken, +/- 2 Stunden, sind nicht so problematisch, auch mehrmals hintereinander. Die Landschaft draußen hat sie sehr unterschiedlich interessiert, interessanterweise jeweils bei beiden gleichermaßen. Auto fahren und rausgucken und Landschaft geniessen war jedenfalls nicht drin ... mal gucken bei besonders schön geformten Felsen ja, sonst “gähn”. Am interessantesten war die Anfahrt auf Las Vegas, auf das Lichtermeer haben sie lange und ausdauernd geschaut.
Was sie mit Sicherheit vermisst haben, sind Spielkameraden. Das lag auch nicht unbedingt an der Sprache, sondern einfach am Mangel an Kindern in ähnlichem Alter. Die Zeltplätze waren meistens ziemlich leer. Und wenn nicht, waren nur Erwachsene drumherum. Mit zwei Kindern geht das aber einigermaßen, sie hatten trotz diversen Streits auch schöne Spielphasen. Der einzige Kontakt mit anderen Kindern war mit dem Baby im Zion und mit einem 9-jährigen auf der Zugfahrt im Verde Valley. Julian und er haben sich auch ohne Sprachkenntnisse verstanden und einträchtig Gameboy gespielt.
Spielzeug hatten wir wenig mit. Kuscheltier, Malsachen, 1-2 Bücher pro Kind. Unterwegs haben wir so Billigstspielzeug gekauft, z.B. eine Tüte voll mit Gummitierchen und 1 voll mit Soldaten und Plastikautos, das hat sie lange beschäftigt. Nett war, wenn die Tierarmada (samt Gummischlangen) aufgereiht stand und gegen die Soldaten marschiert ist ...
Ansonsten gab die Natur um die Campingplätze genug zum Spielen her. Einmal wurde auch auf Felsen eine Schmiedewerkstatt eingerichtet und mit Gummihammer und verbogenen Zelthäringen “geschmiedet”. Da sind Kinder ja ganz phantasievoll ...
Nicht so richtig gepasst hat ihnen sicher der viele Wechsel. Sie sind zwar nicht mehr so klein, dass das schwierig ist, aber andauernd woanders hin, wo es aus ihrer Sicht auch nicht viel anders aussah, konnten sie nicht so nachvollziehen. Sie haben dann auch ab und zu gefragt, wann wir wieder mal einen Urlaub machen, in dem man eine ganze Woche in einem Hotel ist. (wie wir das ab und zu gemacht haben, als sie zwischen 2-3 und 6-7 waren).
Für die Kinder wäre eine Woche in Griechenland am Strand sicher toller gewesen. Mit jeder Menge anderer Kinder und mit nervigen Eltern, die unbedingt auch vom Hotel aus Ausflüge machen wollen ...
Insgesamt war es aber nicht schwierig. Nervig manchmal, das schon, aber nicht wirklich nervtötend. Die Kinder waren auf der Reise knapp 8 und fast 7 und ich bilde mir ein, dass sie einigermaßen interessiert an den verschiedensten Dingen, also weder besonders tumb noch irgendwie außergewöhnlich sind. Aber sie haben nun mal (noch) ihre eigene Welt, die manchmal mit der unseren kollidiert. Da ist Rücksicht von beiden Seiten angebracht. Wir haben das mit der Route getan, die ja nicht besonders lang war. Und sie haben gut mitgemacht und sicher nicht irgendwie gelitten.
Und ein Jahr später (Kalifornien):
Die Kinder haben sehr gut mitgemacht, obwohl wir öfters längere Fahrstrecken hatten. Sie sind nun schon groß genug, um sich mit lesen, spielen, DVD auf dem Laptop schauen u.ä. zu beschäftigen und auch längere Fahrstrecken ganz gut zu überstehen. Auf den Campgrounds waren sie immer beschäftigt, da war ja der Abenteuerspielplatz meistens inclusive. Wir haben sie auf abgelegenen Campgrounds immer im Auge behalten, und wenn es einen Spielplatz auf einem “normalen” Campground gab, durften sie auch so losziehen.
In San Francisco waren sie völlig zufrieden. Fishermans Wharf mit den Seelöwen und einem Jongleur, dem U-Boot und den alten coin-operated Automaten, Cables Cars und Alcatraz, all das war überhaupt kein Besichtigungs-Problem, sondern auch für die Kinder interessant. Meine Tochter war nur einmal unzufrieden, weil wir ihr in dem Disney Store in der Innenstadt kein Arielle Kostüm gekauft haben. Wink
Und sie waren auch geduldig, wenn wir mal was gemacht haben, was für sie nicht so spannend ist, wie z.B. die Golden Gate Bridge bei Sonnenuntergang.
Essen gehen war mit Kindern auch kein Problem. In Mels Diner bekamen sie Stifte und was zum Ausmalen in einem Papp-Cadillac, das war klasse. Und sie können jetzt schon ein Weilchen auch so sitzen und sich unterhalten, oder die Gameboys wurden hervorgeholt.
Die Besichtigungen unterwegs waren unterschiedlich interessant. Städtchen wie Nevada City mit den alten Fassaden langweilen sie, aber stöbern in einem indianischen Kunsthandwerksladen war okay. Las Vegas mögen sie, aber diesmal haben wir nicht so viel Zeit gehabt wie letztes Jahr. Das Gaslamp Quarter in San Diego war absolut langweilig, aber Seaworld war der Hit. Und der Flugzeugträger war ebenfalls recht interessant.
Für Naturschönheiten haben sie noch nicht so das Auge. Der Trail im Calaveras Big Trees State Park war toll, die Wasservögel auf dem Mono Lake auch einige Blicke wert und das Death Valley fanden sie spannend. Das verlor sich aber nach einiger Zeit, denn es war eine lange Fahrt. Wenn es nicht so heiß gewesen wäre und wir auch mal gehalten hätten, wäre das sicher interessanter geworden.
Der Sonnenaufgangstrip durch die Alabama Hills war anfangs ganz interessant, aber dort über eine Stunde zu verbringen ist in Kinderaugen dann übertrieben.
Der Sternenhimmel im Joshua Tree war ein tolles Erlebnis, zumal Lothar einiges dazu erklärt und erzählt hat.
Wie auch im Jahr zuvor waren einige der Visitor Center interessant. Es gab einiges zu sehen, Bärengebisse bei dem Tuolumne Visitor Center im Yosemite oder die Tierwelt am Mono Lake in dem VC von Lee Vining. Wobei ich sagen muss, dass das interessant war, als sie da waren. Ob sie das heute noch wissen, müsste ich mal erfragen ... Laughing
Ansonsten sind sie, wie Kinder im Alter von 8-9 halt sind, und am meisten Spaß machen oftmals die elementarsten Dinge, wie schwimmen, toben, klettern etc.
Wenn ich einen Rat geben sollte, was Reisen mit Kindern im Grundschulalter angeht, so würde ich folgendes sagen:
Plant die Route nicht zu lang. Auch wenn sich Kinder im Auto ganz gut beschäftigen können, so ist es nicht der Sinn vom Urlaub, sie im Auto ruhig zu halten. Das geht mal über ein paar Tage, wenn man Strecke machen muss, aber sollte nicht den ganzen Urlaub andauern.
Bei Städten wie San Francisco muss man eigentlich keine Scheu haben, wenn man nicht gerade nur Architektur oder Kunstausstellungen anschaut, gibt es immer viel zu sehen und zu erleben.
In der Natur darf es nicht zu langweilig werden. Wanderwege sollten abwechlungsreich sein, je mehr Balanceakte über Baumwurzeln desto besser. (Baumwurzeln einfach als Synonym für nicht topfgerade, langweilige Wege nehmen.) Wink
Erwartet nicht, dass sich Kinder für Aussichten begeistern. Das kann mal sein, aber wahrscheinlich kapieren sie nicht, was heute so anders als gestern aussieht.
Und überhaupt, erwartet nicht zu viel. Rechnet nicht damit, dass Kinder alles Gebotene gleich speichern und honorieren.
Nach nunmehr einigen Reisen in die Ferne kann ich den Wahrheitsgehalt von folgender Story voll bestätigen, die ich neulich las.
In Kürze wiederholt: Eltern sind mit ihrem 8-jährigen Sohn nach San Francisco gereist. Sie haben alle Besichtigungen ganz “kindgerecht” geplant, waren auch im Exploratorium und haben alles getan, damit sich das Kind wohlfühlt. Das hat es auch getan und war absolut zufrieden und beschäftigt. Die Eltern fühlten sich voll bestätigt, dass sie mit ihrem Kind - allen Unkenrufen zu Hause zum Trotz - einen tollen Stadtaufenthalt hatten und alles ganz pädagogisch wertvoll gemacht haben. Dann sollte er in das Reisetagebuch einen Eintrag machen, was er an dem Tag erlebt hat. Nach ein paar Minuten war er fertig und die Eltern lasen: “Heute war es etwas kalt und ich musste eine Jacke anziehen.”
Ich glaube diese Story unbesehen. Die Vielfalt von Gesehenem wiederzugeben, überfordert die Kinder noch, aber sie speichern es trotzdem, davon bin ich überzeugt.
Kinder sind natürlich unterschiedlich und zu zweit ist es noch mal anders, aber vielleicht hilft es ja als grobe Einschätzung fürs Reisealter.
Viele Grüße, Petra