In NYC haben wir uns an einigen Stellen schon etwas unsicher gefühlt - sicher zu recht, denn so ein friedliches Paradies, wie es sich hier viele einreden wollen, ist es noch lange nicht und wird es wohl auch nicht so bald sein. Das gilt natürlich für alle Großstädte mit ärmeren Vierteln, sei es London, Marseille, Neapel, Los Angeles oder auch Berlin. Zunächst sollte man sich in etwas abgewandelter Form an den alten Spruch erinnern, dass Hochmut vor dem Fall komme, denn sich "nicht unsicher" zu fühlen, halte ich für falsch. Unsicherheit, ungute Gefühle und Angst halte ich für natürliche Begabungen, die uns warnen sollen. Es hilft IMHO nichts, ohne Argwohn bestimmte Gebiete aufzusuchen (oder aus Versehen in sie geraten), und dann pfeifend die Straße entlang zu schlendern. Dass einige hier in 25 Jahren nicht einmal überfallen wurden, oder dass irgendwelche Kriminalitätsstatistiken für sich sprechen, bedeutet nicht, dass es einen beim nächsten Besuch nicht treffen kann. Darüber hinaus sollte man bei jedem Gewalt-Delikt nicht unbedingt an einen Überfall zwecks Geldbeschaffung denken: genauso wie man in einem Pub in London Millwall auch ohne Streit in eine Schlägererei geraten kann, könnte man in NYC auch ohne triftigere Gründe in ernsthafte Gefahr geraten. Und dabei spielt das Vorhandensein von Schusswaffen eine nicht unbedeutende Rolle, in diesem Punkt unterscheiden sich die USA zumindestens von den Europäischen Großstädten, obgleich natürlich auch hier Waffen auf dem Schwarzmarkt zu beschaffen sind. Ein Unterschied mag auch die Verteilung der "farbigen" und "weißen" Einwohner in einem Viertel sein, ähnlich wie hier von Nazis in Halle/Saale berichtet wurde, kann es einem quasi in umgekehrter, jedoch unpolitischer Absicht, beispielsweise in NYC/Harlem ergehen, wo die Mehrheit noch immer schwarz ist. Dies soll nicht heißen, dass die Schwarzen der Stadt generell eine Gefahr darstellen, nein, es ist nur eine völlig wertfreie Feststellung, dass man in solchen Vierteln sehr schnell auffällt, auch ohne mit Geld zu wedeln, Schmuck zu tragen usw. (die üblichen Dinge, die man lt. Reiseführer zum eigenen Schutz unterlassen sollte). Meiner Meinung nach, bedarf es generell einer ganzen Reihe von "Tarnmaßnahmen", um in einer Gegend nicht aufzufallen. Kleidung und Auftreten sind bei den meisten Touristen das beste Erkennungsmerkmal und all diese Sachen lassen sich nicht einfach aneignen und umsetzen, deshalb ist IMHO meine 1. Hauptregel: Begebe dich nicht in Viertel,
die du nicht kennst,
in denen man dich nicht kennt,
in denen man dich sofort erkennt.
Ein "Problem" in NYC ist dabei allerdings, dass man z.B. einen wohlhabenden Block mit restaurierten schmucken Häusern passiert, die nächste Straße überquert und plötzlich an einem armen Block vorbei muss, mit dunklen Häusern ohne Fenster, wo zwielichte Gestalten vor der Tür herumlungern.
In solchen Fällen gilt meine 2. Hauptregel:
nicht anhalten (und nach dem Weg fragen),
niemanden in die Augen schauen oder anquatschen lassen (Ampel),
wenn zu Fuß, zügig weitermaschieren, der nächste Block ist oft schon wieder besser,
notfalls Straßenseite wechseln oder abbiegen (Auto),
Hauptstraßen nicht verlassen, Umwege in Kauf nehmen.
Einheimische Bekannte (schwarz) versicherten uns leider, dass es nach wie vor sehr üble Ecken gibt (die gibt es selbstverständlich überall auf der Welt, nur ist das hier nunmal das USA-Forum), in denen leider alle 32 Stunden Morde auf offener Straße geschehen. Dies gilt allerdings in nahezu allen Fällen für die Zeit von 0 bis 8 Uhr nachts. Wichtig hierbei: Nachts kann es überall gefährlich sein, auch am belebten Time Square oder sonstwo, also muss man sich bloß nicht verrückt machen und dort einfach die Augen einfach offen halten. Trotzdem sei gesagt, dass man manche Gegenden nach Einbruch der Dunkelheit tunlichst meiden sollte, auch wenn man vielleicht einen Grund hat, diese zu durchqueren oder zu besuchen. Diese Gegenden sind, wie oben beschrieben, nicht an einem Viertel, Neighbourhood oder Boro festzumachen, sondern es hängt oft ganz von der Straße und dem Block ab.
Meine 3. Hauptregel würde also lauten: Nicht zur falschen Zeit am falschen Ort sein!
Benutzt man nachts den New Jersey Turnpike und fährt falsch ab, sollte man meiner Meinung nach die Hafen-/Supfgegend zwischen Newark und Jersey City/Hoboken meiden. Wenden und zurückfahren ist die Devise, auch wenn man nochmal Toll zahlen muss. Uns ist es auch am Tage fast unmöglich gewesen, vom Turnpike aus diese Gegend zu durchqueren um nach Union City zu gelangen, wo in etwa der "rettende" Lincoln-Tunnel liegt. Die Straßen führen in einem undurchschaubaren System durch die Industriegebiete, hierbei ist zu bedenken, dass eine Karte nur 2-dimensional ist, was wie eine Kurve aussieht entpuppt sich leicht als eine Brückenauffahrt, die ein auf Straßen bringt, die einen noch weiter vom Ziel abbringen usw.
Es ist nett, bei Sonnenuntergang die neue Waterfront in Jersey City aufzusuchen bzw. den benachbarten Liberty-State-Park. Die Gegend süd-westlich dieser neuen Geschäftsviertel, in Richtung Jersey City/Bayonne halte ich im dunkeln, insbesondere zu Fuß für bedenklich. Die (78) führt einen aus der Gegend heraus, fährt man jedoch aus Versehen in Richtung Newark, kann man diese Achse vor der Brücke in Bayonne verlassen und beruhigt drehen. Im etwas unübersichtlichen Jersey City (am Hang gebaut) kann man sich auch an den J.F.Kennedy-Boulevard halten, der entweder zu den Tunneln führt oder eben nach Bayonne, man muss nur stur auf der Straße bleiben.
Einen tollen, kostenlosen Ausblick auf die funkelnde Eastside von Midtown Manhattan hat man nachts von der Queensborough-Bridge aus, entlang der auch die berühmte Seilbahn geht. Hier sollte man meiner Meinung nach die Gegend am Brückenfuß, auf der Queens-Seite, und auch den dort liegenden Park, nachts dringend meiden, also weder dort mit dem Auto landen, noch die dortige Subwaystation zu Fuß ansteueren. Die "Queensbridge Projects", insgesamt 96 Häuser (also nichts mit "schnell durchhasten") gelten zu recht als High-Crime-Area, selbst in der so oft zitierten Bronx gibt es kaum so üble Gegenden. Die Erwähnung dieses Projects zwischen Vernon Boulevard und der 21. halte aus versch. Gründen wichtig: 1. wird selten davor in Berichten und Führern gewarnt, 2. liegen sie ungeahnt nahe zur "sicheren" Midtown, 3. gilt Queens sonst als eher ruhig, 4. ist Queensbridge ein Schmelztiegel, der unglaublich viele Hip-Hop-Künstler hervorgebracht hat (Nas, Capone, Mobb Deep, Onyx u.v.a.) und in manchen Musik-Foren ist tatsächlich zu lesen, man plane diese Gegend zu "besichtigen" ... %)
Harlem, Queens und Brooklyn sind beileibe nicht so schlimm wie oft behauptet. Ziegelrote Towerblocks zeigen einem jedoch unübersichtlich, dass man in der falschen Ecke ist. Frederick-Douglass-Boulevard, Höhe 155. ist z.B. in Harlem eine solche Gegend, in Brooklyn diverse Projects an der Fulton Street, die South-Bronx und auch ein abendlicher Besuch des Yankees-Stadions ohne Spiel sollten nach wie vor tabu sein. In/auf Manhatten selbst sollte man Stuyvesant im Südosten, generell die Projects zwischen Williamsburg- und Brooklyn-Bridge nachts besser meiden, auch wenn man entlang des East Rivers spazieren möchte oder dergleichen.
Diese paar Gegenden habe ich erwähnt, weil man sich hierhin unbeabsichtigt und leicht verirren könnte, wenn man touristisch irgendwohin wollte. Eine vollständige Liste aller Gefahrenpunkte kann und wird es nie geben, da Blocks renorviert werden und andere verfallen und so weiter und so fort!
Schlussendlich möchte ich betonen, dass wir uns abgesehen von den erwähnten Gegenden überall sicher gefühlt haben! Die Amerikaner, egal welcher Rasse oder Hautfarbe waren durchweg zuvorkommend, und höflich. Ganz im Gegensatz zu vielen Deutschen ...