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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: ireula am 21.09.2017, 19:28 Uhr

Titel: Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 21.09.2017, 19:28 Uhr
Die Nische im Südosten

Reisepläne haben Farben, Gerüche, Geräusche. Und zwar schon, bevor man überhaupt Genaueres über die Gegend weiß, in die man reisen will. In unserem Fall klang der Begriff „Old South“ schon verheißungsvoll nach Hitze, nach „vom Winde verweht“, nach scharfer Karibikküche. Uns war klar, dass spektakuläre rote Felslandschaften oder Grizzlys diesmal nicht zu erwarten waren. Dafür hofften wir auf heile Welt à la Waltons kleiner Farm, auf hübsche Städte mit mehr als einer Hauptstraße und auf andere Wälder als den Wildwuchs von Reklametafeln an den Einfallstraßen.

Natürlich studierten wir Reiseführer und allerlei andere Informationsquellen. Nicht zuletzt das USA-Forum mit seinen wertvollen Beiträgen. Aber ganz so üppig wie für unsere anderen US-Touren sprudelten sie nicht. Der Südosten oberhalb von Florida ist offenkundig ein Nischenziel. Gerade richtig für uns!

Für Mitreisende wird es auf dieser Tour etwas enger, wir hatten uns diesmal gegen ein RV entschieden und sind ein paar Nummern kleiner unterwegs. Aber Platz bleibt dennoch. Die Türen sind geöffnet, und Gäste sind auf unserer Reise im Mai/Juni 2017 herzlich willkommen. Also: fasten seatbelts (it`s the law)

Irene und Dieter, und wir stellen uns gleich mal vor

(https://abload.de/img/21.mai8qs2z.jpg) Irene schmal ...

(https://abload.de/img/dsc04301tqssb.jpg)

... Dieter breit.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: NatureLover am 21.09.2017, 21:06 Uhr
Irene und Dieter, wie schön!  :) Mir gefällt eure wunderschön geschriebene Einleitung richtig gut und ich sicher mir direkt einen Platz zum Mitreisen.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: dschlei am 22.09.2017, 13:50 Uhr
Ich hoffe, dass ihr eine schoene Tour im Deep South hattet.  Aber Walton's Kleine Farm werdet ihr wohl vergeblich gesucht haben, denn die war in der Prairie von Minnesota.  Und Country Musik wird auch nicht viel gewesen sein, eher Blue Grass  und Cajun Style Musik.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: wolfmark am 22.09.2017, 18:00 Uhr
Ich steige auch noch schnell zu, hört sich nämlich gut an
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 22.09.2017, 20:36 Uhr
Liebe Amerika-Freunde,

den Mitreisenden und Gästen ein herzliches Willkommen. Wir starten also, und (hoffentlich) zur besseren Orientierung vorab unsere Reiseroute:

(https://abload.de/img/washingtonroute10016lskf.jpg)

Von Washington DC führte unser Weg in die Blue-Ridge-Mountains, bekannt auch aus der US-Familienserie „Die Waltons“, die hier, im Herzen von Virginia, ihre kleine Farm hatten. Weiter ging es nach Tennessee und Nashville, dem vor Country-Music bebenden „Country-Capitol of the World“, durch Georgia nach Savannah und von dort aus über South- und North-Carolina zurück nach Virginia und Washington. Zum Schluss waren es 3334 Meilen oder 5366 abwechslungsreiche Kilometer (kleine Änderung gegenüber dem obigen Plan: Wir sind nicht über Myrtle Beach, sondern über Durham zurück an den Atlantik gefahren. Doch davon später mehr). Jetzt Irenes Reisebericht, anfangs ein bisschen textlastig:

Der Alternativlose in Matschgrau

21. Mai 2017

Vier große Gepäckstücke, eines davon ist wieder Dieters Gitarrenkoffer, zwei Rucksäcke und eine Handtasche - das ist unsere Ausrüstung für die kommenden 26 Tage. Das wirkt überschaubar, ist aber doch alles in allem ziemlich unhandlich. Deshalb sind wir froh, dass wir nicht die kostenlosen Bahntickets von rail & fly nutzen, sondern mit dem Auto zum Flughafen nach Frankfurt fahren. Gebucht haben wir dort Terminal-Parking für 100 Euro.
Knapp zwei Stunden sind es bis dorthin, und diesmal haben wir ein bisschen gemischte Gefühle vor unserem USA-Trip. Es geht nach Washington DC und von dort auf eine Rundtour durch die Südstaaten: Virginia, Tennessee, Georgia, South Carolina und North Carolina. Zum ersten Mal sind wir in den Staaten nicht im Wohnmobil unterwegs, sondern fahren im Mietwagen. Ob uns das gefällt? Aus dem Koffer leben, immer aus- und einpacken, dauernd in einem anderen Bett schlafen, nur noch selten selbst kochen? Wir haben Zweifel. Aber die Entscheidung ist schon vor einem knappen Jahr gefallen, als sich herausstellte, dass Wohnmobile in Washington nur bei Cruise America zu bekommen sind, ein Anbieter, an dessen Vertrauenswürdigkeit uns aufgrund diverser Berichte Zweifel kommen. Vielleicht zu Unrecht, aber wir sind treue und zufriedene Roadbear-Kunden, wären jedoch auch mit El Monte gefahren. Dummerweise haben die aber ihre Mietstation in Washington vor kurzem aufgegeben. Also Mietwagen. Ein Standard-SUV soll es sein, denn auch zu zweit wollen wir genug Platz haben - vor allem fürs Gepäck (s. oben).

Großen Spaß hat uns in den vergangenen Monaten wie immer das Austüfteln der Reiseroute gemacht. Und spannender als sonst war natürlich das Buchen der Unterkünfte, denn ins Blaue fahren wie mit dem Wohnmobil wollten wir nicht. Deshalb haben wir nun eine durchgeplante Reise im Gepäck einschließlich eines dicken Pakets von Buchungsbestätigungen.
In Frankfurt stehen wir vor der ersten Hürde: Der QR-Code für das Parkhaus funktioniert an unserer Einfahrt nicht, die Schranke bleibt unten. Um den Verkehr nicht aufzuhalten, zieht Dieter kurzerhand ein Ticket. Wir hoffen, dass der QR-Code trotzdem bei der Ausfahrt funktioniert. Doch jetzt holen wir erst einmal einen Gepäckwagen zum Parkplatz, denn vier Hände sind einfach zu wenig.

(https://abload.de/img/dsc04302h0sb0.jpg)

Um 13.15 Uhr rollt das fast vollbesetzte Flugzeug zur Startbahn. Wir haben reichlich Platz auf 25 A und 25 C, Premium Economy. Dank Rückenwind sind wir schneller als geplant und landen schon um 15.10 Uhr in Washington DC. Ein paar technische Probleme beim Andocken und beim Shuttle lassen die gewonnene Zeit wieder verrinnen. Dann kommen wir zur Immigration - das heißt, von Immigration ist vor lauter Menschen nichts zu sehen. Wir reihen uns ein in die Schlange, die sich quälend langsam fortbewegt. Nach einer halben Stunde der Lichtblick: Für Passagiere, die ein Visum oder ESTA haben und die mit ihrem aktuellen Pass schon mindestens einmal in die USA eingereist sind, wird der Zugang zu den Immigration-Automaten geöffnet. Dort sind wir in Nullkommanichts durch, während die Schlange an den Schaltern immer noch zentimeterweise vorrückt. Den Alamo-Shuttle entern wir, und um 5.30 pm haben wir unseren Wagen aus der Choice Line ausgesucht. Einen Dodge Grand Caravan GT, nur 7900 Meilen gelaufen. Dieter, der zu Hause von einem sportlichen SUV geträumt hatte, ist nun auf einmal scharf auf diesen doch sehr biederen Van. Irene ist erstaunt, bringt kurz einen gerade reinkommenden weißen Jeep ins Spiel, aber Dieter hat die Koffer schon im Dodge verstaut. Na ja, Irene ist die Autofrage im Prinzip vollkommen gleichgültig. Auch wenn matschgrau keine Farbe ist ...

Dieter meint: Das kann man natürlich so sehen. Aber auch bei einem Mietwagen sollte man rational denken und emotionslos feststellen: Der Dodge hatte bis auf einen Beifahrerinnen-Schleudersitz die Top-Ausstattung der Modellreihe: versenkbare Sitze, jede Menge an aktiver Personal Safety (PS), er konnte jede Art von Benzin vertragen und war im Öko-Fahrbetrieb besonders spritsparend unterwegs. Auf die elektrisch verstellbaren Ledersitze, die beiden (von uns nicht genutzten) DVD-Player, die Zwei-Klimazonen-Automatik, den Touchscreen mit Sprachsteuerung, die Rückfahrkamera, den 115-Volt-Anschluss in der Mittelkonsole für die schnelle Rasur während der Fahrt inklusive des dafür erforderlichen beleuchteten Spiegels in der Fahrer-Sonnenblende und ein bis drei Dutzend weitere Ausstattungsdetails, die einer allein auf die Farbe eines Autos fixierten Betrachterin zwangsläufig verborgen bleiben müssen, will ich hier gar nicht eingehen. Fakt ist, dass sich Fahrzeuge mit Begriffen wie "bieder" und "matschgrau" nur höchst oberflächlich beschreiben und bewerten lassen. Blendet man derlei optisch gesteuertes Bauchgefühl einmal aus, dann war der Dodge das für unsere Zwecke und Route beste der vorhandenen Fahrzeuge. Was Irene später auch eingeräumt hat – auch wenn sie sich lieber die Zunge abbeißen würde, als dies in ihrem Reisebericht einzugestehen.

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Der Matschgraue links, der Silbergraue rechts.

Wir lehnen bei Alamo noch die gewohnt wortreich angepriesene zusätzliche Versicherung für die Road Assistance ab und lassen uns einen Toll-Transponder für die Windschutzscheibe geben (kostet 19,90 Dollar, enthebt uns aber unterwegs der Mautzahlungen. Die Gebühren werden am Ende von der Kreditkarte abgebucht).
Das Navi lotst uns zuverlässig durch den dichten Washingtoner Feierabendverkehr vom Dulles Airport zu unserem Hotel. Das Best Western Georgetown Hotel and Suites liegt in Foggy Bottom, hat aber keine Parkplätze. Noch zuhause hat Dieter gleich nebenan einen Platz in einer Parkgarage gebucht. Hier klappt der QR-Code bei der Einfahrt auf Anhieb.

Das Hotel ist mittelklassig, aber sauber und ordentlich. Wir haben eine Suite mit Queensize-Bett und einer kleinen Teeküche. Außerdem ist ein Frühstück inkludiert - es heißt zwar kontinental, ist aber nach unserem Maßstäben nicht sehr üppig und natürlich zu süß und zu fett.
Am ersten Abend gehen wir nur ein paar Schritte, denn gleich neben dem Hotel sind mehrere Restaurants. Wir entscheiden uns für das urige "Grillfish". Der Name ist Programm. Wir essen leckeren Fisch und köstliche Jakobsmuscheln, trinken Draft beer (Dieter) und Weißwein (Irene).
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: nordlicht am 22.09.2017, 20:44 Uhr
Und Country Musik wird auch nicht viel gewesen sein, eher Blue Grass  und Cajun Style Musik.
In Nashville gibt's keine Country Musik, oder was? :lachroll:
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: porter am 22.09.2017, 21:40 Uhr
Ich hoffe, dass ihr eine schoene Tour im Deep South hattet.  Aber Walton's Kleine Farm werdet ihr wohl vergeblich gesucht haben, denn die war in der Prairie von Minnesota.

 :oops: Da hat wohl jemand  die Waltons mit der kleinen Farm der Familie Ingalls verwechselt. Kann passieren. Aber die Waltons wohnten nun einmal in Virginia und sollten auch im Forum nicht nach Minnesota umgesiedelt werden. :shock:
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: gecko1a am 22.09.2017, 22:46 Uhr
super, wir wollen nächstes Jahr den Blue-Ridge-Parkway fahren und auch nach Nashville.
Ich freue mich auf Euren Bericht und Bilder.

Viele Grüße
Frank
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 22.09.2017, 23:12 Uhr
super, wir wollen nächstes Jahr den Blue-Ridge-Parkway fahren und auch nach Nashville.
Ich freue mich auf Euren Bericht und Bilder.

Hallo Frank,
eine absolut empfehlenswerte Route, vorab musst Du allerdings ein paar Tage mit uns in Washington, im Shenandaoh Nationalpark und in den Great Smokey Mountains verbringen. Sei unbesorgt: Es gibt Schlimmeres.
Gruß Irene
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: gecko1a am 22.09.2017, 23:46 Uhr
super, wir wollen nächstes Jahr den Blue-Ridge-Parkway fahren und auch nach Nashville.
Ich freue mich auf Euren Bericht und Bilder.

Hallo Frank,
eine absolut empfehlenswerte Route, vorab musst Du allerdings ein paar Tage mit uns in Washington, im Shenandaoh Nationalpark und in den Great Smokey Mountains verbringen. Sei unbesorgt: Es gibt Schlimmeres.
Gruß Irene

Der fast gemeinsame Teil der Route, den wir planen:
Nashville ,(Chattanooga), Knoxville, Cherokee, Galax, Roanoke, Waynesboro, Washington
Also 6 Tage von Nashville nach Washington. Bin mal gespannt, ob uns das reicht.

Ach ja, nördlich von Nashville sind wir auch unterwegs :-)


Viele Grüße
Frank
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: dschlei am 23.09.2017, 14:37 Uhr
Und Country Musik wird auch nicht viel gewesen sein, eher Blue Grass  und Cajun Style Musik.
In Nashville gibt's keine Country Musik, oder was? :lachroll:
Ich sagte "nicht viel", denn ausser dem Loop durch Tennessee von Knoxville bis Chattanooga ging der Trip eher durch Blue Grass Gebiete
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: dschlei am 23.09.2017, 14:41 Uhr
Ich hoffe, dass ihr eine schoene Tour im Deep South hattet.  Aber Walton's Kleine Farm werdet ihr wohl vergeblich gesucht haben, denn die war in der Prairie von Minnesota.

 :oops: Da hat wohl jemand  die Waltons mit der kleinen Farm der Familie Ingalls verwechselt. Kann passieren. Aber die Waltons wohnten nun einmal in Virginia und sollten auch im Forum nicht nach Minnesota umgesiedelt werden. :shock:
Du hast Recht, das habe ich wirklich verwechselt
The Waltons is an American television series created by Earl Hamner, Jr., based on his book Spencer's Mountain, and a 1963 film of the same name, about a family in rural Virginia during the Great Depression and World War II.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 23.09.2017, 19:30 Uhr
Eine Mall voller Gedenken

Montag, 22. Mai

Die Nacht endet erst zu ziviler Zeit gegen 7 Uhr, Jetlag merken wir kaum. Wie vorhergesagt regnet es in Strömen. Wir hatten eigentlich geplant, heute die National Mall zu erkunden, disponieren aber um und steuern per Taxi das Museum of American History an. Ein riesiger Komplex, viele Einzelausstellungen, so kurzweilig und interessant, dass sogar die Kids, die mit ihren Schulklassen da sind, offenbar angetan sind - so jedenfalls unser Eindruck. Es kostet keinen Eintritt, so wie bei allen Museen der Smithsonian Stiftung, aber akribische Taschenkontrollen. Man darf kein Wasser ins Museum mitnehmen.

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Das "star spangled banner" gibt es im Museum in Übergröße auch in Metall. Das Original darf man nicht fotografieren.

Wir streifen durch die drei Etagen. Die Ausstellung zum „star spangled banner“ mit der riesigen Originalflagge von 1776 ist sehr patriotisch. Die Münz- und Geldsammlung, gestaltet wie ein Tresorraum, gefällt uns, ebenso die Darstellung der Architektur- und Alltagsgeschichte anhand eines Originalhauses und seiner Entwicklung. Ein Höhepunkt: die Abteilung der Präsidenten im dritten Stock und die Ausstellung über die First Ladies einschließlich ihrer Kleider und des jeweiligen White House-Porzellans.

Als wir mittags das Museum verlassen, hat der Regen aufgehört. Wir spazieren zur Mall und beginnen mit dem Obelisken (George Washington Memorial). Die Aussichtsplattform ist wegen Erdbebenschäden seit 2011 nicht mehr zugänglich. Man kann nur noch um ihn herumwandern und hinaufschauen. Nur ein paar Schritte sind es zum Word War II Memorial. Für unseren Geschmack viel zu viel Pathos, Dieter fühlt sich an Walhalla erinnert.

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Wir wandern am Reflecting Pool entlang zum Lincoln Memorial. Grimmig sitzt er da - in seinem Tempel, der offenkundig eine Art Heiligenverehrung inszenieren soll. An die Anweisung auf den Schildern "respect, quiet please" halten sich die Besucher allerdings nicht.

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Wir steigen die Stufen herunter und gehen nach rechts zum Korean War Memorial. Die grauen Soldaten mit ihren Umhängen scheinen tatsächlich durch den Regenwald zu pirschen, obwohl sie nur in kniehohem Buschwerk stehen. Die schwarze Granitwand daneben mit den eingeätzten Bildern macht das Ganze noch gespenstischer.

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Auf der anderen Seite des Reflecting Pool wartet die Gedenkstätte schlechthin auf uns: das Vietnam Memorial. Das Kontrastprogramm zum schwülstigen Zweite-Weltkriegs-Denkmal. Eine schwarze Mauer aus Granit, in die rund 60 000 Namen der in Vietnam gefallenen Soldaten eingefräst sind. So viele Tote, so viele Schicksale. Eine Rangerin steht bereit, ein dickes Buch unter dem Arm, anhand dessen sie jeden Namen finden kann. Eine junge Frau sucht den Namen eines Angehörigen. Ist es der Vater oder Großvater? Die Rangerin setzt sich auf den Boden und paust mit einem schwarzen Kohlestift den Namen von der Wand auf ein Stück Papier, das die Frau dankbar mit nach Hause nimmt.

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Nach einem kleinen Snack an der Mall machen wir uns per U-Bahn auf den Weg zum Hotel. Ein Offizieller erklärt uns am Automaten das System: Man kauft eine Karte und lädt eine beliebige Summe auf. Am Ein- und Ausgang wird die Karte jeweils gescannt, das verbrauchte Geld wird abgebucht. Praktisch!

Nach einer Siesta im Hotel genießen wir den Abend bei chinesischem Essen im Mei Wah Restaurant. Wir sind in Deutschland keine China-Restaurant-Liebhaber - zu viel, zu matschig, zu glutamathaltig. Bei Mei Wah schmeckt es anders, durchaus lecker, aber für uns ein bisschen zu wenig exotisch. Aber der Laden an der New Hampshire Ave ist gut besucht - auch von vielen Chinesen. Also müssen die Köche wohl den Geschmack ihrer Landsleute treffen. Angenehm wie so oft in den USA: Eiswasser wird kostenlos serviert und stetig nachgeschenkt.

Zu jeder Station geben wir Hinweise auf unsere Unterkünfte. Vielleicht sind sie ja dem einen oder anderen hilfreich.

Best Western Georgetown Hotel and Suites
Ort: Washington DC, Foggy Bottom

Beschreibung: City Hotel Mittelklasse, nicht neu, aber sauber und ordentlich
Lage: sehr gut, fünf Minuten zur U- Bahn-Station Foggy Bottom
Zimmer: Suite mit Queensbed, Teeküche, Kühlschrank
Frühstück: inbegriffen, Buffet, relativ vielfältig, kein Aufschnitt und wenig frisches Obst, aber ein Pancake-Automat

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Unsere Unterkunft in Washington: das Best Western Georgetown Hotel and Suites - von außen und innen.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 24.09.2017, 12:48 Uhr
Werfen, schlagen, rennen: Rätsel Baseball

Dienstag, 23. Mai

Aus zwei Museen, die heute auf unserem Programm stehen, werden unversehens vier. Wir fahren mit der U-Bahn zur Mall und gehen von dort zur National Portrait Gallery. Wir hätten besser vorher in den Reiseführer geschaut, denn leider öffnet das Museum erst um 11.30 Uhr. Das stellen wir fest, als wir um 10 Uhr vor der Tür stehen. Also Plan B: das Museum ¨Women in the Arts¨. Dieses wunderschöne Gebäude haben wir fast für uns allein. Irene hat gewisse Zweifel, ob das Geschlecht der Künstler allein als Klammer für ein ganzes Museum taugt. So verschieden sind doch die Arbeiten, die Frauen während der vergangenen Jahrhunderte geschaffen haben. Andererseits: Die Ausstellung macht deutlich, dass bestimmte Themen tatsächlich von Frauen - und eben nicht von Männern - künstlerisch aufgegriffen worden sind. Ein Beispiel: Haare spielen in der Männerkunst nur selten eine Rolle. Dass das bei Frauen anders ist, kann man im Museum betrachten. Und der Zugang der Frauen zur Alltagskultur ist einfach anders. Kein Mann hätte die witzige Tupper-Installation (wie tupperware eine Küche ins Chaos stürzt ...) erschaffen können.

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Das Museum "Women in the Arts" hatte beim Innenausbau
offenkundig nicht unter Geldmangel zu leiden.


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Es beherbergt auch das: den Arbeitsplatz von Simone de Beauvoir.

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Die U-Bahn fährt in dichtem Takt, die Preisgestaltung hängt von der Uhrzeit ab, aber die Tickets
können notfalls auch noch nach Verlassen der Bahn aufgeladen werden. Sonst müsste man über
die Absperrung klettern.


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Immer wieder Orientierungsphasen

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und Schnappschüsse im Vorbeigehen.

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Kurz nach Öffnung der Portrait Gallery, die zusammen mit dem American Art Museum in einem Gebäude untergebracht ist, stehen wir dort auf der Matte. Der Hauptgrund unseres Besuchs ist die Ausstellung ¨Presidents¨, die die gemalten Portraits US-amerikanischer Präsidenten zeigt. Aber wir nehmen auch noch andere Teile der Portrait Gallery (z.B. die sehr interessanten Indianer-Porträts) und auch des Kunstmuseums (beeindruckend: die Kennedy-Fotoausstellung) mit. Alles wieder kostenlos.

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Die Präsidenten-Portraits sollte man sich möglichst nicht entgehen lassen.

Nach einem kleinen Imbiss bei ¨Jetties¨ machen wir uns auf zum ¨Newseum¨, einem Museum, das sich dem Nachrichtenwesen und dem Journalismus widmet. Mit uns sind Dutzende von Schulklassen unterwegs, in den Aufzügen geht es mitunter etwas wild zu, aber das Haus ist so weitläufig, dass man dennoch gut alle Ausstellungen besichtigen kann. Titelseiten des aktuellen Tages aus der ganzen Welt sind hier aufgehängt - man kann genau sehen, welche Zeitung den Terroranschlag in Manchester vom Vorabend noch verarbeiten konnte und bei welchen der Redaktionsschluss die aktuelle Berichterstattung verhindert hat.

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Titelseiten nach 9/11.

Am beeindruckendsten für uns: die Fotos der Pulitzerpreisträger. Diese Ausstellung bildet eine Art Brennglas für das Problem des journalistischen Ethos. Darf man Tote und Sterbende fotografieren und zur Schau stellen? Dieter sagt nein, Irene findet ja, wenn die Nachricht nur so Aufmerksamkeit findet. Sie sieht sich bestätigt durch ein junges Mädchen, das weinend vor einem Foto steht, das Bootsflüchtlinge zeigt. Aber die geballte Macht grausamer Fotos ist kaum zu verkraften.

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Das Newseum beleuchtet so viele Aspekte der Medienarbeit, dass auch Profis nicht alles aufnehmen können. Ein schöner Schlusspunkt: die Dachterrasse, von der aus man die Pennsylvania Avenue bis zum Capitol überblicken kann.

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Im Museum ist auch ein Mobilfunkmast des World-Trade-Centers zu sehen - oder eher das, was nach 9/11 davon übrig geblieben ist.

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Wir machen uns per U-Bahn auf zum Nationals' Park, wo wir uns zum ersten Mal ein Baseballspiel ansehen wollen. Die Nationals aus Washington treten gegen die Mariners aus Seattle an. Der Trubel ist ähnlich wie in den Football-Stadien. Allerdings beginnt es eine Stunde vor dem Spiel zu regnen. Das Tröpfeln wächst sich zu einem durchdringenden Landregen aus, und nach einer Stunde verlassen wir unsere Sitze in Row M. Die Nationals führen 2 zu 0, und wir haben die Spielzüge immer noch nicht wirklich begriffen.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: mrh400 am 25.09.2017, 18:39 Uhr
Hallo,

da fahre ich doch gerne mit. Auch erste Erinnerungen sind schon da:
Wir hätten besser vorher in den Reiseführer geschaut, denn leider öffnet das Museum erst um 11.30 Uhr. Das stellen wir fest, als wir um 10 Uhr vor der Tür stehen.
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12310/IMG_9469_DXO.jpg)
dafür sind nicht zuletzt die Öffnungszeiten verantwortlich...
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 25.09.2017, 21:47 Uhr
Herzlich willkommen, mrh400,

pardon, aber es ist auch etwas tröstlich, dass nicht nur wir hier und da Probleme mit den Öffnungszeiten der Museen gehabt haben.

Gruß Irene




Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 25.09.2017, 22:12 Uhr
Sensationen unter Tage

Mittwoch, 24. Mai

Wir verlassen die Hauptstadt und streben dem ländlichen Virginia zu. Vorher bummeln wir noch durch das morgendlich ruhige Georgetown. Abends ist hier geselliges Kneipenleben angesagt, tagsüber ist es ruhig. Kurze Stippvisite in der ehemals eigenständigen Stadt, die nun Teil der Hauptstadt geworden ist und eine Vielzahl von Botschaften beheimatet.

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Das älteste Haus Washingtons, gebaut 1765. 

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Blick von Georgetown auf und über den Potomac River.


Dann rollt der Dodge durch welliges Farmland und bewaldete Hügel. Fast wie zu Hause und doch ganz anders. Das erste Stück des Skyline Drive im Shenandoah National Park versinkt allerdings im dichten Nebel.

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Dann klart es zunehmend auf.

Wir machen Station bei den Luray Caverns, der größten Höhle im Osten der Staaten. Sie ist nicht nur groß, sondern von außerordentlicher Vielfalt und Schönheit. Überwältigende Formationen machen die einstündige Führung zu einem fortwährenden Ah- und Oh-Erlebnis, das Dieter sogar mit einem Discount genießen kann: 62 plus!

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Weil wir nicht nur in Hotels absteigen, sondern auch ein bisschen Campground-Feeling schnuppern wollen, haben wir für die kommenden beiden Nächte eine Cabin am KOA-Campground in Broadway gebucht. Die Cabin ist komfortabel, das Bett bezogen, Handtücher hängen bereit. Einen Herd gibt es allerdings nicht, nur Microwave Cooking ist angesagt. Wir finden es urig und machen uns auf den Weg zu einem Walmart-Einkauf. Kühlbox, Haushaltsutensilien, Getränke, ein paar Lebensmittel summieren sich auf 180 Dollar. Nachdem sie in Washington im Dodge bleiben musste, hält am Abend auch Dieters Gitarre Einzug in die Cabin, und es gibt auf dieser Reise das erste kleine Indoor-Konzert - Beethoven und Cohen.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 25.09.2017, 22:23 Uhr
Nachtrag:

Unsere Unterkunft  im Shenandoah National Park:


KOA Shenandoah Valley
Ort: Broadway, Harrisonburg

Beschreibung: Campground KOA, Pool, Fischteich, Horseshoe, Minigolf
Cabin: Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer (eins mit Doppelbett, eins mit Stockwerkbetten), Betten bezogen, Handtücher vorhanden. Bad mit Sitzwanne, Küche mit Kühlschrank und Mikrowelle, kein Herd. Große Holzveranda mit Sitzplätzen, Fireplace und Gasgrill.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: gecko1a am 26.09.2017, 07:54 Uhr
Seit ihr den Skylinedrive nur bis zur Höhle gefahren und dann direkt nach Harrisonburg gefahren oder nach den Höhlen wieder zurück auf den Skylinedrive?
Lohnt sich der Skylinedrive?

Wir finden auch die Öffnungszeiten immer sehr eingeschränkt, meist so, dass man an einem Tag nicht an zwei Orten (mit ein Bisschen fahren) sich zwei Sachen anschauen kann.
Ich hab eh den Eindruck, dass die Amerikaner später am Tag losziehen, als wir es machen :-)

Viele Grüße
Frank
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: NatureLover am 26.09.2017, 13:00 Uhr
Ich liebe solche urigen Hütten. Würde ich jederzeit einem Hotel vorziehen.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 26.09.2017, 18:42 Uhr
Seit ihr den Skylinedrive nur bis zur Höhle gefahren und dann direkt nach Harrisonburg gefahren oder nach den Höhlen wieder zurück auf den Skylinedrive?
Lohnt sich der Skylinedrive?


Hallo Frank,
wir sind den Skyline Drive von Front Royal bis zum Abzweig Luray gefahren und dann weiter zu unserer Cabin in Broadway. Nach dem Aufenthalt in Broadway sind wir über Luray wieder auf den Skyline Drive. Wegen des aufkommenden Nebels und aus Zeitgründen haben wir aber das letzte Drittel ausgelassen. Man braucht eben Zeit für den Drive. Schließlich will man ja kein Schwarzbär-Junges als Galionsfigur auf der Haube sehen. Kurzum: Der Skyline-Drive ist spektakulär, man muss aber auch Zeit haben, um hier und da anzuhalten, und man braucht vor allem vor allem gutes Wetter. Im Nebel macht es keinen Spaß. Ich empfehle, nach der Lage vor Ort zu entscheiden, wie weit man ihn fährt. Ich glaube, im Herbst ist er noch ein Stück weit spektakulärer als im Frühjahr. Wohl aber auch stärker befahren. Wir waren fast allein unterwegs.

Gruß Dieter
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 26.09.2017, 19:17 Uhr
Trail-Traum Appalachian

Donnerstag, 25. Mai

Die Nacht in unserer Hütte ist komfortabel - der Preis von rund 280 Dollar für zwei Nächte lohnt sich. Es schüttet die ganze Nacht, aber nach dem Frühstück können wir trockenen Fußes mit unseren Wanderschuhen ins Auto steigen. Wir fahren zurück zum Skyline Drive und halten dort am Little Stone Man Parking. Hier verwirklicht sich vor allem Irene einen Traum, mit dem sie Dieter angesteckt hat: Wir wandern auf dem Appalachian Trail - hiker sagen kurz "AT". Seit Irene das Buch "Laufen, essen, schlafen" von Christine Thürmer gelesen hat, die die drei großen US-Wanderwege - AT, Pacific Crest Trail und Continental Divide Trail - gelaufen ist, rumort dieser Wandertraum in des Weibes Herz. Klar ist, dass es ein Traum bleiben wird, aber die drei bis vier Meilen, die wir heute auf dem AT wandern, sind ein echtes Highlight, wir fühlen uns ein Stück weit mit denen verbunden, die das Wagnis des Schaffens oder Scheiterns eingegangen sind, und die sich aus dem beschaulichen Alltagsleben ausgeklinkt und mehr über sich selbst erfahren haben.
 
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Endlich: der "AT" ist erreicht, und ein kleiner Traum geht in Erfüllung.

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Herrliche Ausblicke: Am besten erlebt man diese beeindruckende Waldlandschaft immer noch zu Fuß.

Gleich nach den ersten Metern treffen wir auf eine Frauenwandergruppe, die Rast macht. Die Frauen wandern 35 Meilen in fünf Tagen, sind also in aller Ruhe unterwegs. Abends bringt ein Shuttle sie ins komfortable Hotel. Sie erzählen von deutschen Vorfahren und vom Vater, der bei der Landung in Omaha Beach dabei war und jahrelang jede Nacht schreiend aufwachte. Die Frauen lassen uns kaum gehen. Auch Dieter fällt der Abschied von der rund 20-köpfigen Damenriege schwer.

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Unser Trail gleicht zunächst einem Bachbett, das Wasser kommt überall aus dem Berg. Durch wunderschönen Wald steigen wir hinauf. Der Weg ist steinig, aber in gutem Zustand, ungefähr eineinhalb Meter breit. Uns kommt ein Wanderer entgegen, der uns empfiehlt, oben auf dem Pfad zu bleiben (das hatten wir ohnehin vor), dort treibe sich ein Bär herum! Irene ist begeistert - leider sehen wir den Bären nicht. Dafür begegnen wir zwei jungen Männern mit schnellem Schritt, zotteligen Bärten und leichtem Gepäck, die Irene anhand ihrer "Insiderkenntnisse" aus Christine Thürmers Buch als "thruhiker" identifiziert, also als Leute, die den kompletten AT von Süd nach Nord wandern (wollen). Weil die Hiker nicht gern Zeit verlieren, traut sie sich nicht zu fragen, fotografiert die zünftigen Jungs aber immerhin von hinten.

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Der "AT" ist keine Wüste, es gibt reichlich Wasser. Auch auf dem Weg.

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Die echt harten Jungs...


Wir verlassen den AT und wandern in einem großen Bogen weitere drei Meilen zurück zum Parkplatz. Rund drei Stunden sind wir unterwegs, und das Wetter hält, die Sonne wagt sich sogar durch die Wolken.

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Auf dem Parkplatz ist Umziehen angesagt. Und wenn man
schon nicht mit einem Bären kämpfen darf,
tut es zur Not auch ein Pullover.


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Auf der Rückfahrt machen wir Station in dem Städtchen Harrisonburg, das sich durch große Gebäude und durch sonst nichts auszeichnet. Aber wir wollen Harrisonburg nicht unrecht tun. Es gibt ein Discovery museum für Kinder und ein Quilt-Museum. Wir besuchen weder das eine noch das andere. Abends schaffen wir es auf unserem Campground in Broadway zehn Sekunden vor einem heftigen Gewitter, unser Steak vom Gasgrill zu holen.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 27.09.2017, 20:38 Uhr
Swingen auf der Bridge

Freitag, 26. Mai

Zum ersten Mal packen wir morgens unsere Kühlbox. Für die Kälte sorgen die beiden aus Deutschland mitgebrachten Eisbeutel (eigentlich gegen Sportverletzungen), die wir mit Wasser gefüllt und ins Gefrierfach des Kühlschranks gelegt haben. Wir versuchen, auch die Koffer einigermaßen intelligent zu packen, weil wir im nächsten Hotel natürlich nicht unser ganzes Gepäck aufs Zimmer schleppen wollen. Es klappt - so leidlich.

Wir schenken uns heute Morgen das letzte Drittel des wolkenverhangenen Skyline Drive und steuern stattdessen direkt Harrisonburg und von dort den Blue Ridge Parkway an. Der Himmel reißt auf, und auf dieser traumhaften Straße begleitet uns die Sonne. Neidlos erkennen wir an: Diese Wälder sind riesig und wunderschön. Wir sind zu Hause im waldreichsten Kreis Deutschlands, aber was wir heute sehen, stellt unsere fichtendominierten Wirtschaftswälder weit in den Schatten. Die Ansicht, dass sich der Blue Ridge Parkway nur im Herbst zur Laubfärbung lohnt, teilen wir nicht, denn das frische Mai-Grün der vielen unterschiedlichen Laubbäume hat einen besonderen Reiz. Wie es dort im Herbst aussieht, können wir allerdings nur erahnen. Es könnte überwältigend sein. 

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Bei Sonnenschein und blau-weißem Himmel ist der Blue Ridge Parkway traumhaft schön.

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Der matschgraue Dodge in saftigem Grün.

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Man kann nicht überall anhalten, aber der Blick auf und über diese Waldlandschaft unterscheidet sich von stark von unserer Fichten-Kultur.


Der Sheronda Lake ist uns einen 6-Dollar-Abstecher in den George Washington National Forest wert. Hier haben die Angler ihr Paradies, Forellen tummeln sich im See. Wir umwandern ihn auf einem guten Halbstunden-Loop.

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Überrascht hat uns die Vielzahl von Azaleen rund um den See.


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Wasserfälle gibt es auf unserer Tour reichlich, auch am kleinen Sheronda Lake.

Als sich der mittägliche Appetit einstellt, machen wir Halt in dem kleinen Nest Buchanan am James River. Im Swinging Bridge Cafe essen wir Turkey Toast (Dieter) und Chicken Wings (Irene). Außerdem erfahren wir einiges über die Reiseerlebnisse der Chefin, die uns eindringlich einen Besuch in Lynchburg empfiehlt. Aber diesen Umweg wollen wir nicht machen. Unsere nächste Station liegt schließlich in Blacksburg, viel weiter im Westen. Aber die Swinging Bridge lassen wir uns nicht entgehen. Sie schwankt tatsächlich gefährlich über dem Hochwasser führenden, braun schäumenden River. Maximal drei Personen dürfen gleichzeitig die Brücke betreten.

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Die Swinging Bridge in Buchanan. Wenn man durchkommt: anhalten, falls...

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...man sehr gut schwimmen kann.

Wegen eines Unfalls bildet sich ein langer Stau auf der Interstate 81. Wir fahren ab und auf kleinen Landstraßen nach Süden. Wunderschöne Hügellandschaft, kleine Farmhäuser, Viehweiden und Wälder wechseln sich ab. Vor manchem Haus flattert die Südstaatenflagge im Wind, ein Farmer tut auf einem Schild kund: "I trust in God and in my guns". Blitzsauber ist es hier. Und ein bisschen spießig. Irene hört es einmal wispern: "Gute Nacht, John-Boy!"

In Blacksburg checken wir im Hilton Garden Hill ein, schwimmen eine entspannende Runde im Indoor-Pool und entscheiden uns nach einem kurzen Walk durch die Nachbarschaft im Restaurant für die Fischempfehlung des Tages: Flunder (Dieter) und Schwertfisch (Irene). Beides ist recht gut. Wir beschließen den Tag mit einem Glas Merlot auf der Hotelterrasse.

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Also gut, alles Leugnen macht keinen Sinn mehr: Wir haben im Urlaub auch Wein getrunken – aber nie während der Fahrt.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 27.09.2017, 20:51 Uhr
Nachtrag: unsere Unterkunft in Blacksburg

Hilton Garden Inn
Ort: Blacksburg, Virginia

Beschreibung: Ordentliches Hotel, Pool, Bar, Restaurant
Lage: Ruhig, etwa 5 Meilen außerhalb der Stadt
Zimmer: Kingbett, Teeküche, große Dusche
Frühstück: 9,95 $, reichhaltig und gut. Köstliche Eierspeisen werden nach Bestellung zubereitet und an den Tisch gebracht. Es gibt Porridge, frisches Obst und sehr freundlichen Service.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 28.09.2017, 19:51 Uhr
Treffpunkt der Ökos

Samstag, 27. Mai

Nach einem Super-Frühstück starten wir auf dem Farmers market in downtown Blacksburg. Ein kleiner, feiner Markt mit vielen Bioprodukten, das Publikum gehört offenkundig zur gebildeten Mittelklasse mit alternativem Touch. Wir kaufen knackige Erbsen zum Naschen, geröstete Mandeln in Honig und eine interessante Schafsmilchseife, die in Schafswolle eingepackt ist. Außerdem decken wir uns mit Ökosnacks für den Tag ein. Dazu gibt's gratis Livemusic von einer Bluegrassband. Für uns der Auftakt zu einer auch musikalischen Reise durch den Süden, die von Country-Songs über Bluegrass bis hin zu Blues und Gospels der in Deutschland wenig bekannten Gullah-Musik tief im Süden von Georgia reicht. 

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Die Schafsmilchseife in Schafswolle hat überraschend lang gehalten.

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Die Farmer-Märkte in der Region sind meist nicht groß und finden häufig statt, es herrscht aber immer reges Treiben.

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In einer Bluegrassband darf das Banjo natürlich nicht fehlen.

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Nein, wir haben es nicht gekauft.

Blacksburg ist ein sehr hübsches und aufgeräumtes Städtchen. Die technische Universität bringt Leben in den Ort, uns gefällt es hier.

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Die Main Street.

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Die Wanderung im Ellett Valley, die wir uns heute vorgenommen haben, entpuppt sich als kürzer als vermutet, aber sie führt durch wunderschönen Wald und ist wegen der Höhenunterschiede ziemlich anspruchsvoll. Informationstafeln am Wegesrand geben interessante Erläuterungen. Wir hatten zum Beispiel keine Ahnung, dass Virginia der Hotspot schlechthin für Salamander ist. Oder dass es in Virginia nur zwei giftige Schlangenarten gibt, nämlich eine Rattlesnake und die Copperhead. Wir geraten beim Wandern richtig ins Schwitzen, denn die Luftfeuchtigkeit ist hoch bei über 80 degrees.

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Schön, dass die Amis den Unwissenden immer alles so gut erklären.

Für den Nachmittag steuern wir den Claytor Lake State Park (7 Dollar) an. Es gibt Picknick unter Bäumen, danach erkunden wir den nicht besonders großen State Park auf verschiedenen hiking trails.

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Entgegen der Wettervorhersage bleibt es trocken. Nach einer kleinen Siesta im Hotel und einer Runde im Pool gehen wir zum Dinner: Catfish für Dieter und Spinach Salat mit Erdbeeren für Irene. Das Hotel ist mittlerweile zu einem Hauptquartier für Mädchen-Volleyballmannschaften geworden. Wir kommen uns ein bisschen alt vor. Merlot!
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 29.09.2017, 19:14 Uhr
Glaubensstarke Community aus Mähren

Sonntag, 28. Mai

Wir verlassen Blacksburg und überqueren bei unserer Fahrt Richtung Südwesten die Grenze nach North Carolina. Bevor wir unser heutiges Quartier begutachten, besichtigen wir das Museumsdorf Old Salem in Winston Salem. Das Museum konserviert und restauriert die alten Häuser der Community der Moravier, die hier von 1730 bis 1850 heimisch war. Die Moravier sind eine protestantische Glaubensgruppe, die den Lehren von Jan Hus folgte. Sie legten viel Wert auf die Gemeinschaft, Individualität galt weniger als die Gruppe. Die Moravier hatten ihren Ursprung in der Herrnhuther Brüdergemeine (ohne d!). Der bei uns allseits bekannte "Herrnhuther Stern" heißt hier "Moravian star". Der Name "Moravier" ist dann auch wenig geheimnisvoll. Er gibt lediglich die Herkunft der Community wieder: Mähren, heute ein Teil von Tschechien.

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Der Stern der Herrnhuther Brüdergemeine heißt hier am Zugang zu Old Salem "Moravian star".

Ungewöhnlich in diesem Museum ist, dass ungefähr zwei Drittel der Häuser zwar historisch sind, aber jetzt von ganz normalen Privatleuten bewohnt werden. Vor den Häusern parken Autos, man kann auch ohne Eintritt durch das Viertel gehen oder fahren. Nur wenn man in die Museumshäuser hinein und dort von den Guides in historischen Trachten herumgeführt werden möchte, zahlt man an einem Sonntag 22 Dollar Eintritt. Pro Kopf.

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Old Salem ist teils Museumsdorf, teils lebendiger Stadtteil von Winston Salem.

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In den originalgetreu möblierten Häusern erfahren wir allerlei über die fleißigen und geschäftstüchtigen Moravier. Der reiche Uhrmacher erbaute seiner jungen Frau ein repräsentatives Haus, und auch der Doktor lebte recht vornehm. Die unverheirateten jungen Männer und Mädchen aber wurden als Teenager von den Eltern getrennt und kamen schon mit zwölf bzw. 14 Jahren in das "single brother house" bzw. das " single sister house". Dort lebten bis zu 60 Menschen in Gemeinschaft und gingen ihrer Arbeit nach. Werkstätten gehörten zum Haus, aber einige Bewohner gingen auch außerhalb ihrem Tagwerk nach. Was Irene besonders gut gefällt: Alles in allem waren die sisters mit ihrem Business erfolgreicher als ihre männlichen Counterparts auf der anderen Seite der Straße. So steht es im Museum geschrieben.

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Diese Dame erläutert uns ihre Stickerei in gebrochenem Deutsch. Nicht wenige, die im Museumsdorf arbeiten, haben deutsche Vorfahren.

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Er nicht, seine Vorfahren stammen aus England.

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Wie meist in den USA sind die Museen in Darstellung und Vermittlung um Längen besser als in Deutschland. Auch Old Salem ist bei allem touristischen Drumherum einfach super gemacht.

Die Kirche im Dorf ist noch immer Mittelpunkt der Glaubensgemeinschaft. 1200 Mitglieder zählt sie heute noch in der Region um Winston Salem, eine Million auf der ganzen Welt. Am aktivsten ist diese Kirche derzeit in Afrika.

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Der Friedhof in Old Salem. Auch im Tod soll niemand vor Gott herausragen.

Als wir nach einer kurzen Fahrt in Greensboro (abweichend von unserem Routenplan zu Beginn des Reiseberichts, sorry) ankommen, wartet ein Schock auf uns. Der Campground liegt direkt neben der vielbefahrenen Interstate, entsprechend laut ist es hier. Und dann die Cabin! Ein Doppelbett und ein Stockwerkbett, jeweils mit blanken Matratzen, dazu ein Schrank. Das war's. Selbst Dieter, der diese Ein-Raum-Cabin gebucht hatte, ist leicht entsetzt. Wobei wir gar nicht genau wissen, was wir erwartet haben.

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Egal: Jetzt muss ein Abendessen herbei. Wir fahren sofort zu einem Walmart, denn wir brauchen auch noch Kopfkissen und eine Decke. Dünne und besonders leichte Stoffschlafsäcke haben wir aus Deutschland mitgebracht.
Nachdem wir ein gebratenes Hähnchen und Makkaronisalat im Magen haben, sieht die Cabin schon viel netter aus. Dieter entert noch den Pool, dann gibt es einen gemütlichen Abend vor der Cabin mit Gitarrenspiel und Boggle. Wir schlafen tatsächlich gar nicht so schlecht in unseren Baumwollschlafsäcken, eine Decke brauchen wir nicht. Es ist warm.

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Hier gibt es nichts zu beschönigen: Trotz der großen Ladefläche im Dodge ist der ständige Wechsel zwischen Cabin und Hotel gepäcktechnisch eine logistische Herausforderung, die sich wegen der unterschiedlichen Bewertung der Präferenzen in der von Spannungen nicht völlig freien Gemeinschaft von Mann und Frau  nicht immer befriedigend lösen läßt.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: gecko1a am 29.09.2017, 21:21 Uhr
Wir waren bei den letzten 4 Malen ähnlich mit dem Gepäck unterwegs. Was sich am Anfang noch in den Koffern und der Kühlbox verstauen ließ, wandert in immer mehr Taschen und Beuteln aus. Vor allem hat man ja nach kurzer Zeit duzende davon.

Gruß Frank
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 30.09.2017, 08:05 Uhr
Nachtrag: Unsere Cabin in Greensboro, NC:

KOA Greensboro

Beschreibung: Campground mit vielen Wohnmobilplätzen, sieben Cabins, Restrooms und Duschen zentral im Officebuilding, kleiner Store, Pool

Lage: Direkt an der Interstate 40, laut,

Cabin: one room cabin mit Doppelbett und Stockwerkbett, nur Matratzen vorhanden, Fernseher, AC, kleine überdachte Veranda, Picknicktable, Schaukelbank für zwei. Könnte wie viele Cabins auf dem KOA gut einen neuen Anstrich vertragen.


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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: Simone_JJ am 30.09.2017, 10:12 Uhr
Hallo Irene, hallo Dieter  :winke:

vielen lieben Dank fürs mitnehmen in diese schöne, grüne Gegend.

Zitat
Hier gibt es nichts zu beschönigen: Trotz der großen Ladefläche im Dodge ist der ständige Wechsel zwischen Cabin und Hotel gepäcktechnisch eine logistische Herausforderung, die sich wegen der unterschiedlichen Bewertung der Präferenzen in der von Spannungen nicht völlig freien Gemeinschaft von Mann und Frau  nicht immer befriedigend lösen läßt.
Habt ihr zwei eingefleischten WoMo-Urlauber mal daran gedacht, einfach nicht ständig umzupacken? 
Bei uns läuft es so, dass wir fast alles was wir besitzen in den Koffern mit ins Hotel nehmen. Kleinkram (Kekse, Tempos, Reiseführer) wandern morgens aus Handtasche/Rucksack ins Handschuhfach und abends zurück. Ausnahme sind nur Wasserflaschen und 1 Paar (Wander-)Schuhe, die bleiben dauerhaft im Auto. Bei Ankunft im Hotel/Cabin werden die Koffer aufgeklappt und bei Abfahrt wieder zugeklappt. Für das was sich so im Auto ansammelt, nutze ich die Tankstops. Mein Mann tankt und ich schaffe 3 Minuten lang Ordnung.
Da ich die Annehmlichkeiten eines WoMos nicht kenne, habe ich noch nie vermisst, tagsüber nicht ständig alles griffbereit zu haben, aber ihr habt in D tagsüber doch auch nicht euren Hausstand dabei. Vielleicht eine streßfreie  :zwinker: Alternative?
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 30.09.2017, 12:37 Uhr
Hallo Simone, das haben wir nicht ausprobiert. Klingt plausibel, wie du es schilderst. Aber zum einen hatten wir drei große Koffer - das ist echt lästig zu schleppen. Und zum anderen diente viel von dem Kram im Auto der Selbstversorgung in den Cabins. Dieses Zeug  ins Hotel mitzunehmen, macht ja keinen Sinn. Irgendwie war alles ein bisschen kompliziert.

Eigentlich ist die Logistikfrage für uns ein weiteres Argument, künftig den Hotels wieder weitgehend zu entsagen. Wohnmobil, Cabin oder Ferienhaus ist einfach eher unsers.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 30.09.2017, 13:11 Uhr
Memorial day

Montag, 29. Mai

Um halb acht verlassen wir den Campground - ohne Frühstück, denn diese Cabin bietet ja dafür keinerlei Equipment. Wir halten deshalb beim "biscuit house" und stärken uns mit pancakes, Rührei und Schinken. Der Kaffee ist gut, die Pancakes handgemacht und ausgestochen.

Rund 4 Stunden Fahrt bis Gatlinburg liegen vor uns. Heute ist Memorial Day, und Irene möchte zu gern eine Parade sehen. Auf dem Weg liegen allerhand Städte, und wir versuchen unser Glück zuerst in Morganton. Dort soll es eine Ceremony geben. Allerdings sind keine klaren Anfangszeiten zu ermitteln, und es scheint auf verschiedenen Friedhöfen etwas stattzufinden. Wir begnügen uns deshalb damit, einen der Friedhöfe zu besichtigen. Aus dem ausgedehnten Wiesengelände ragen Tausende von knallbunten künstlichen Blumensträußen heraus.

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Wir fahren weiter. Obwohl wir ein bisschen zu früh dran sind, entscheiden für uns für die Memorial day-Feier in Asheville. Eine sehr hübsche Stadt ist das mit einem richtigen Zentrum und der Shopping-Meile auf der Main Street. Leider hat das Thomas Wolfe-Museum heute zu, so muss sich Irene mit einem Blick auf die alten Ausgaben von "Look homeward angle" begnügen. Das Buch in der deutschen Version ist ihre abendliche Lektüre. Wolfe hat in Asheville seine Kindheit verbracht, und Irene rätselt, ob sein Alter ego in "Schau heimwärts, Engel" der verträumte Eugene oder der empfindsame Ben ist.
Zum Lunch kehren wir in die Old Pack Tavern direkt am Pack Square Park ein, und Dieter bestellt mutig "grits" mit Shrimps. Nach dem ersten Bissen tauschen wir aber die Teller. Irene schmeckt der Brei aus Maisgrütze, ein typisches Südstaatengericht, recht gut.

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Eine gute Stunde dauert die Gedenkfeier, und einige 100 Leute haben sich im Park eingefunden. Vorne sind Stuhlreihen für Veteranen und andere special guests reserviert. Das normale Volk, also auch wir, verteilt sich auf dem Rasen und den Steinstufen. Die Stadtprominenz ist da, eine Militärblaskapelle und ein dünnstimmiger Chor, der sich redlich müht. Boyscouts verteilen US-Fähnchen - wir nehmen natürlich auch welche - und das Programm. Das Ganze ist würdig und feierlich, auch pathetisch. Die Hymne wird gesungen, aber auch "God bless America". Es gibt eine Kranzniederlegung, einen Fahnenappell und Salutschüsse. Der Keynote speaker, ein Offizier a. D., hält eine bewegende Ansprache. Direkt vor uns haben die Boyscouts zwei hochbetagte Männer in ihren Rollstühlen platziert. Als der Master of ceremony das Publikum bittet, für die Hymne aufzustehen, kommt Bewegung in diese beiden Veteranen. Sie können sich kaum rühren, aber mit Hilfe dreier Damen schaffen sie es tatsächlich in die Senkrechte und erweisen zitternd, gehalten nicht von ihren Beinen, sondern von den kräftigen Frauen, ihrem Land die Ehre. Das wiederholt sich noch einmal, als die Angehörigen der verschiedenen Waffengattungen aufgefordert werden aufzustehen, während die Band das entsprechende Lied spielt.

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Wir sind tief beeindruckt von der Feier. Zu Hause haben wir schon viele solcher Gedenkstunden erlebt. Der elementare Unterschied liegt natürlich in der Tatsache, dass die US-Amerikaner ein ungebrochenes Verhältnis zu ihrer Geschichte und zu ihrem Militär haben. Sie können ihre gefallenen Soldaten als Helden ehren, die sich für die gute Sache und ihr großartiges Land geopfert haben. Wie sagte der Redner: Es mögen nicht alle Strategien richtig und auch nicht alle Kriege gerecht gewesen und ohne Fehleinschätzungen geführt worden sein, aber am Ende sei es doch auch in Vietnam, in Korea, in Afghanistan und im Irak um Freiheit und Demokratie gegangen.

Eine Stunde Fahrt trennt uns noch vom smoky bear campground, wo wir für die kommenden drei Nächte die Mama Bear Cabin gemietet haben. Schon von der Autobahn aus macht der Nationalpark seinem Namen Ehre: Wolkenschleier hängen zwischen den grünen Bergen, es sieht aus, als ob Rauchfahnen aus dem Wald aufsteigen. Aber dann klart es doch auf.

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Auf dem Campground weist uns Klaire ein und empfiehlt den Supermarkt "food city" für den Abendeinkauf, 11 Meilen entfernt. Günstig: Der Laden ist 24 Stunden geöffnet. Unsere Cabin ist mit zwei Räumen und Bad relativ klein, aber gemütlich und mit allem ausgestattet, was wir brauchen. Wir verspeisen zum Abendessen Lachsspieße, die Peas vom Farmers Market, Coleslaw und frische Tomaten.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 30.09.2017, 14:01 Uhr
Nachtrag: Unterkunft im Great Smoky Mountain National Park

Smoky Bear Campground

Lage: 10 Meilen von Gatlinburg entfernt, am Nationalpark

Beschreibung: Schön gelegener Platz für Wohnmobile und Zelte, einige Cabins. Pool, Laundry, kleiner Store, Host Klaire ist sehr freundlich. Top: das sechsseitige Handout mit Tipps für Hikes und scenic drives, sehr gut zu gebrauchen.

Cabin: Die Mama Bear Cabin ist für zwei, mit Doppelbett (Decke und Kissen vorhanden, aber keine Bettwäsche). Bad mit Dusche, Wohnraum und Küche integriert, Herd, Mikrowelle, Geschirr, Besteck, Kochgeschirr.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 30.09.2017, 15:35 Uhr
Hallo liebe Amerika-Freunde,

nicht nur die USA haben schöne Ecken, auch Deutschland und Europa. Deshalb melden wir uns auch für die nächsten zwei Wochen in die Provence ab, wir wollen den Mont Ventoux per Rad erkunden (natürlich per E-Bike, wie es sich für Trend-Follower wie uns gehört).

(https://abload.de/img/20170329_1312232o2srp.jpg) :urlaub: :urlaub:
Eine gute Zeit wünschen Irene  und Dieter  8) 8)
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: dschlei am 30.09.2017, 15:46 Uhr
Das  als Zweites gezeigte Cabin (KOA) entspricht der Cabin-Art, die ich hauptsaechlich kenne.
Das erste Cabin sah wie ein single wide Mobilhome aus, und ist eher nicht so ueblich wie das Zweite.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 30.09.2017, 17:44 Uhr
Das  als Zweites gezeigte Cabin (KOA) entspricht der Cabin-Art, die ich hauptsaechlich kenne.
Das erste Cabin sah wie ein single wide Mobilhome aus, und ist eher nicht so ueblich wie das Zweite.

Wie Du schreibst, waren unsere Cabins auf den KOAs im Schnittrecht einfach. Dagegen ist ja auch nichts zu sagen, nur könnte man eine Cabin bei 70 oder 80 Dollar pro Nacht alle 15 Jahre einmal streichen. In Greensboro schien der Stuff zwar an einer guten Bewertung interessiert, war ansonsten aber nicht sonderlich organisiert und engagiert.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 15.10.2017, 18:55 Uhr
Schuhe bärensicher begraben

Dienstag, 30. Mai

Von den Wanderempfehlungen, die Klaire uns überreicht hat, suchen wir den "hen wallow trail" aus, der zu einem 95 Fuß hohen Wasserfall führt. Der Trail ist 4,6 Meilen lang, wir brauchen zweidreiviertel Stunden bei gemächlichem Tempo. Ein herrlicher Weg durch dichten Laubwald und wilden Rhododendron, der immer Bäche kreuzt. Anfangs ist es bewölkt, es wird aber zunehmend sonnig. Die Luftfeuchtigkeit ist nach wie vor hoch. Wir treffen einige Wanderer unterwegs, und mehrere berichten von einem kleinen  Schwarzbären, den sie soeben gesehen haben. Wir schöpfen Hoffnung auf eine Bärensichtung, aber leider hat sich der schmale Bär schon dünne gemacht.

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Am Wasserfall macht Irenes rechter Wanderschuh schlapp. Die Sohle hat sich gelöst. Viele Jahre waren die Schuhe treue Wandergefährten. Jetzt schaffen sie es gerade noch zum Parkplatz zurück, dann werden sie feierlich in der bärensicheren Abfallbox versenkt. Morgen wird es einen Schuheinkauf geben müssen.

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Es sind nur Schuhe, aber ein trauriger Moment ist der Abschied dennoch.

Nach dem Lunch im Applehouse und dem Spontankauf einer ganzen Gallone naturtrüben Apfelsafts frisch vom Hof fahren wir eine gute Stunde zum Clingman's Dome, mit 6600 Fuß der höchste Aussichtspunkt im Nationalpark. Auf dem Weg durchqueren wir Gatlinburg - unglaublich, welch ein Rummelplatz sich hier am Rande der Wildnis entwickelt hat. Himmel und Menschen, Geschäft an Geschäft. Nichts für uns. Aber noch kennen wir das benachbarte Pidgeon Forge nicht, es soll noch schlimmer sein.


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Der Trubel in Gatlinburg ist nichts für uns.


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Den Clingman's dome "ziert" eine Aussichtplattform, die einen weiten Blick über die Wälder eröffnet.

Den Clingman's dome haben wir auch nicht für uns allein, darauf deuten die vielen Autos hin, die mit uns die kurvige Straße hinauffahren. Der große Parkplatz oben ist voll, wie muss das erst am Wochenende aussehen? Eine steile halbe Meile asphaltierter Fußweg liegt vor den Besuchern, dann erreicht man den Betonturm, von dem aus sich ein weiter Ausblick in alle Richtungen bietet. Unmittelbar am Clingman's dome führt übrigens wieder der appalachian trail entlang, und zwei verwegene, hagere thruhiker eilen vorbei. Welch ein Kontrast zu den vielen Schwergewichten, die ihre McDonalds-Zentner nur mühsam und unter Ausnutzung sämtlicher Sitzgelegenheiten mit hochrotem Kopf keuchend den Berg hochwuchten.


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Abends grillen wir vor unserer Cabin, und Dieters Gitarrenmusik – Mondschein-Variationen in Moll –  begleiten uns (und die wenigen Campingnachbarn) in die Nacht.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 16.10.2017, 20:30 Uhr
Spielspaß – nicht für alle

Mittwoch, 31. Mai

Mit Hilfe der für einen Dollar im Clingman's Dome Visitor Center erstandenen Wanderkarte baldowern wir den heutigen Hike aus. Es soll von Elkmont aus auf einen Rundweg gehen: jake's trail, little river trail, cucumber trail. Insgesamt etwa 6 Meilen. Auf der Hinfahrt versuchen wir in Gatlinburg bei foot gear Wanderschuhe zu kaufen. Nachdem schon das Parken in diesem Zirkusnest schwierig ist, erleben wir beim Shop eine Enttäuschung: Er öffnet erst um 2 pm. Macht nichts, Irene probiert es mit den Treckingsandalen.

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Mit Gatlinburg werden wir auch beim zweiten Anlauf nicht warm.

Am Elkmont Parking finden wir zwar den Einstieg in den little river trail, aber auch ein Schild, das mitteilt: This trail is closed because of bear activities. Da kann man nichts machen, immerhin haben die Bären Ende Mai Junge, und dann ist mit den Müttern nicht zu spaßen.

Also suchen wir einen anderen Einstieg und folgen dem Jake's trail. Er führt an Häuserruinen vorbei, eine ganze verfallende Siedlung steht hier. Eine Infotafel erklärt, dass es sich um Reste der Elkmont community handelt, einer Gruppe von Aussteigern und Naturfreunden, die hier lebte. Die Nationalparkverwaltung hat die Menschen gegen Entschädigung enteignet. Die letzten beiden Häuser wurden erst 2001 aufgegeben.

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Nicht römisch oder griechisch, aber auch "ruinös": Elkmont.

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Der Weg führt stetig bergan am Fluss entlang. Nach einer knappen Meile Schotterstraße verkündet ein Wegweiser, dass "Jake's gap" in 2,9 Meilen Entfernung liegt. Wir treffen auf dem Pfad durch dichten Laubwald keine Menschenseele. Immer wieder müssen wir über umgestürzte Bäume klettern, die auf dem Weg liegen. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft: Werden wir einen Bären zu Gesicht bekommen? Und wenn ja, ist er uns friedlich gesonnen? Aber leider - es bleibt bei Sichtungen von Deers, Squirrels, Schmetterlingen und einer Art von Tausendfüßlern. Vermutlich hochgiftig, etwa so wie ein Skorpion, wie wir kurze Zeit später per WhatsApp von einem befreundeten Biologen erfahren, an den unsere pfiffigen Kinder ein Bild weitergeleitet hatten. Gut, dass wir sie nicht angefasst haben. Das Wetter ist herrlich, sonnig und warm. Insgesamt sind wir vier genussreiche Stunden unterwegs.

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Diese "Tausendfüßler" sind ganz nett anzuschauen, aber: besser nicht anfassen!

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Dieter ist besorgt: Hoffentlich passiert der Kamera nichts.

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Leider nur ein Handy-Foto.

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Statt uns in Gatlinburg in einen überteuerten Fastfood-Schuppen zu begeben, decken wir uns im Supermarkt mit Sushi und Algensalat ein und dinieren vor unserer Cabin. Ein paar Runden im Pool bei knapp 30 Grad tun gut. Es folgen Haushaltspflichten, denn eine Ladung Wäsche wartet auf Säuberung. So harmonisch dieser Tag auch verlaufen ist - in der Dämmerung kommt es fast noch zu einer Missstimmung. Nachdem Irene beim Bauernskat - wieso kann sie sich die Regeln auch nie merken? - erwartungsgemäß untergeht, sind auch die nachfolgenden Partien Mau-Mau nicht dazu angetan, ihre Laune zu heben. Die Tatsache, dass sich die Spieler nach einer Stunde nicht einigen konnten, ob es 2 zu 12 oder 3 zu 27 steht, beschreibt die Lage wohl hinreichend.

Dieter meint:
Von Missstimmung konnte keine Rede sein, jedenfalls nicht bei mir.
Der kurze Spieleabend endete übrigens 1 zu 27. Aber das ist völlig
nebensächlich, weil es beim Spiel doch einzig und allein um den Spaß geht.
Der allerdings war aus Irenes Antlitz mit fortschreitendem Kräftemessen
zunehmend entschwunden. Was auch daran lag, dass sich ihr Haupt
mehr und mehr senkte und zum Schluss mit der Tischplatte zu einem
amorphen Häufchen aus Frust und Elend verschmolz. Dieses zu Tränen
rührende Gebilde aus organischer Flora und Fauna vermochte nicht
einmal mein aufmunternder Hinweis zu durchdringen, dass es beim Mau-Mau
und beim Bauernskat nicht dem Können, sondern einzig dem Zufall im
Randbereich des statistisch gerade noch Möglichen zuzuschreiben ist,
wenn dieser unberechenbare Geselle einem der beiden Spieler 26 Mal
hintereinander das deutlich bessere Blatt in die Hände spielt. Was an
jenem denkwürdigen Abend in den Smokeys offenkundig bei mir bei
mir der Fall gewesen zu sein schien. Was sich aber irgendwann in fünf
oder zehn Jahren vielleicht auch einmal umkehren und Irene den Sieg
bescheren könnte.
Vorausgesetzt, dass sie nicht die falschen Schlüsse zieht und dem
Kartenspiel entsagt. Was ich - in völliger Übereinstimmung mit dem Zufall -
bedauern würde.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: gecko1a am 16.10.2017, 21:25 Uhr
Es geht weiter :-)

Ich hoffe, ihr hatten einen schönen Urlaub
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 16.10.2017, 21:54 Uhr
Es geht weiter :-)

Ich hoffe, ihr hatten einen schönen Urlaub

Er war super - nur Karten wollte Irene leider nicht spielen...  :nono: :nono:
Gruß Dieter
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 17.10.2017, 19:31 Uhr
Bären in Sicht

Donnerstag, 1. Juni

Bevor wir den Smokys ade sagen, gönnen wir uns noch einen kleinen hike zu den laurel falls, nur 2,5 Meilen lang und ziemlich beliebt. Die Autos stehen schon morgens dicht an dicht. Der Pfad ist komplett asphaltiert - na ja. Nach einer halben Meile, die wir zusammen mit vielen anderen Touristen marschiert sind, gibt es einen Stau. Die Leute schauen hinunter in den Wald, und da sind sie, unsere ersten Bären! Eine Mutter mit zwei noch ganz kleinen Jungen. Sie stromern durchs Unterholz, fressen wohl, tauchen auf und verschwinden wieder. Man glaubt es nicht, aber auf dem Weg, der so frequentiert ist wie der Drachenfels, ein paar 100 Meter von einer Haupterschließungsstraße entfernt, sehen wir Bären, die sich bei unseren einsamen Touren nicht blicken ließen.

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Zugegeben: Es erfordert ein bisschen guten Willen, aber
bei genauem Hinsehen müssten die kleinen schwarzen
Öhrchen zu erkennen sein. Leider nur ein Handy-Foto.


Zehn Minuten später die nächste Tiersichtung: eine ziemlich große black snake, die sich um einen Busch schlängelt. Auch hier danke an die Mitwanderer, ohne die wir achtlos an der Schlange vorbeigegangen wären. Die laurel falls selbst sind ganz hübsch, aber nach der bärigen Begegnung nur noch Beiwerk.

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Ungiftig: eine black snake am Wegesrand.

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An den laurel falls herrscht ziemlicher Trubel, den das Foto allerdings ausblendet.

Wir haben 250 Meilen bis Nashville vor uns. Peu à peu wird es wärmer, die Temperatur klettert auf 87 bis 89 Grad. Wir beziehen unser Zimmer im Capitol Hotel, nachdem wir das Auto zum Valet Parking abgegeben haben. Organisatorisch sind wir darauf gar nicht vorbereitet und müssen uns noch zweimal vom Valet Boy das Auto öffnen lassen, weil wir Gepäck vergessen haben.
Gegen 6 stürzen wir ins in abendliche Nashville. Auf dem Broadway steppt schon der Bär. Aus jeder Kneipe schallt laute Musik, die boardwalks füllen sich zusehends. Wir kehren für ein erstes Bier ins Honkey tonk ein, ziemlich laut und ziemlich voll. So aufgebrezelt wie hier haben wir die Amerikanerinnen noch nie gesehen. Wir bummeln weiter und besuchen noch zwei andere Lokale. Alle haben Livemusik, die Musiker wechseln meist alle zwei Stunden.

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Zwischendurch beobachten wir, wie ein Truck zentimetergenau quer auf den Broadway manövriert wird. Eine Riesenaktion, hier wird eine gewaltige Bühne aufgebaut. Das hängt offenbar mit dem Eishockeyspiel der heimischen Predators am Samstag zusammen, ein Livekonzert ist unmittelbar vor der Arena geplant.
Gegen halb elf haben wir genug Nachtleben inhaliert - es war nett, aber auch anstrengend.

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Fast geschafft. Tags darauf entwickelt sich der Truck zu einer Super-Bühne. Die komplette Innenstadt ist für den Verkehr gesperrt. Musik hat eben Vorrang in Nashville.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 18.10.2017, 19:39 Uhr
„Country Capital of the world“

Freitag, 2. Juni

Country music satt steht heute auf dem Programm. Erst die country music hall of fame, das riesige Museum. Eine Mischung aus Informationen und Starkult, garniert mit viel Musik. Im shop erstehen wir ein paar Kleinigkeiten und bummeln dann durch die heiße Stadt. Der Riverfront park, unser eigentliches Ziel, besteht nur aus ein paar Wegen und Rasenflächen. Was auf unserem Stadtplan als Park ausgewiesen ist, wird inzwischen offenkundig flächendeckend privatisiert und bebaut. Wir versuchen unser Glück noch auf der anderen Seite des Cumberland River, aber auch hier Fehlanzeige. Auf dem Weg am Capitol vorbei zu unserem Hotel entdecken wir stattdessen eine schön angelegte Gedenkstätte für die Opfer der Vietnam- und des Koreakriegs.

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In der country music hall of fame.

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In der Stadt.

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Nach einer Siesta im Hotel ist es Zeit für die Grand Ole Opry. Trotz Navi und (sparsamer) Ausschilderung haben wir gehörig Mühe, die Parkplätze zu finden. Immer wieder kurven wir herum, bis wir schließlich am Ziel sind. Gekauft hat Irene die Tickets (144 Dollar für beide) vor zwei Tagen via Smartphone. Der Barcode wird problemlos erkannt. Wir sitzen etwas seitlich der Bühne auf dem Balkon und haben von hier aus einen tollen Überblick über das 4400-Plätze-Haus, das heute Abend nicht ganz voll ist.

Um Punkt 7 leuchten die Schilder "on air" rot auf, die Grand Ole Opry geht auf Sendung. Die Show wird stets landesweit live im Radio übertragen. Sie ist aufgeteilt in vier Halbstundenabschnitte mit je drei Gruppen bzw. Künstlern. Da wir Countrymusic zwar mögen, aber keine eingefleischten Fans sind, kennen wir niemanden der Auftretenden. Zum Teil sind es Musiker, die schon viele Jahrzehnte auf der Bühne standen. Das Publikum feiert sie begeistert, und wir müssen sagen: Singen können sie alle, die Fingerfertigkeit an Gitarre, Banjo und fiddle ist beeindruckend. Witzig: Der Sprecher mit der sonoren Baritonstimme, der zwischendurch live unerschütterlich für Humana und die Boots von Barnes wirbt und die Grand Ole Opry Merchandizing-Artikel anpreist. Sozusagen Werbung unplugged.

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Die Grand Ole Opry. In Nashville ein absolutes Muss.

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Nach zweieinhalb kurzweiligen Stunden quälen wir uns durch das chaotische Highway-Gewimmel von Nashville zurück zum Hotel. Zum Abschluss wollen wir noch einmal Broadwayluft schnuppern. Hier ist inzwischen die Hölle los. Fast der komplette Lower Broadway ist gesperrt. Zum einen für die Predators Party, die morgen zum Spiel stattfinden wird, zum anderen aber auch schon für das CMA Festival der countrymusic, das kommende Woche beginnt und Nashville vermutlich endgültig in den Ausnahmezustand versetzen wird. Einen Vorgeschmack erleben wir heute Abend. Die Leute drängen sich auf den Bürgersteigen und in den Lokalen, bei vielen ist der Alkoholpegel schon über das verträgliche Maß hinaus gestiegen. Wir nehmen noch ein spätes Dinner im Brewery Restaurant.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 18.10.2017, 20:45 Uhr
Nachtrag:

The Capitol Hotel Nashville

Lage: Innenstadt, nahe Capitol, drei Blocks vom Broadway entfernt

Beschreibung: angenehmes Hotel, etwas hellhörig, Frühstück inbegriffen, Frühstücksangebot recht gut, allerdings Pappteller und Plastikbesteck. Valet parking 18 Dollar

Zimmer: mittelgroß, Bad mit Wanne, Kaffeemaschine und Kühlschrank. Zimmer über eine Galerie erreichbar, Tagesgardinen schirmen die Sicht ins Zimmer nicht hinreichend ab.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 20.10.2017, 20:24 Uhr
Prost im dry county

Samstag, 3. Juni

Auf dem Weg nach Chattanooga liegt Lynchburg, die Heimat des berühmten Jack Daniels Whiskey. Für die eineinhalbstündige "angels dust tour" muss man mindestens 21 sein. Obwohl die Brennerei in einem "dry county" liegt, bekommt man auf dieser Tour (22 Dollar) eine ordentliche Portion Whiskey zu kosten. Das Alter der Tourteilnehmer wird übrigens ausnahmslos per ID geprüft, da hilft der Augenschein auch dem 70-Jährigen nicht. Auch am Abend im Restaurant in Chattanooga muss der in Ehren ergraute Dieter für eine harmlose Bierbestellung seinen Ausweis zeigen.

Die Brennerei unweit des winzigen historic Centers von Lynchburg ist tatsächlich einen Besuch wert. Die informative Führung stellt sämtliche Produktionsschritte von den Rohstoffen (Gerste, Mais, Roggen und Quellwasser) über die Maische, die Gärung, die Destillation bis zur Fassherstellung und Abfüllung dar. Und wir erfahren das Geheimnis des besonderen Jack-Daniels-Geschmacks: Der Whiskey sickert tropfenweise durch eine 14 Fuß hohe Schicht aus kleinen Holzkohlestücken, die die Brennerei selbst aus Ahornholz herstellt. Die verbrauchte Holzkohle gilt als Geheimtipp unter Grillfreunden - Steak mit Whiskey-Aroma.

Auf den letzten Teil der Führung haben die meisten Teilnehmer sehnsüchtig gewartet. Die Hitze macht durstig, deswegen finden wir den Becher Eiswasser zunächst am begehrenswertesten. Aber vor uns stehen außerdem fünf kleine Whiskeyproben. Unsere Nachbarn in dem nachgebauten Fasslager trinken die Plastikbecher komplett leer, wir begnügen uns mit jeweils einem kleinen Schluck. Denn der Stoff ist hochprozentig, und wir haben gerade mal 2 Uhr. Die Sorte, die uns am besten geschmeckt hat (Select), erstehen wir im Store.

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Schnap(s)schuss aus Lynchburg.

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Weil Irene eine Kleinigkeit im Van vergessen hat und das Auto auf dem Parkplatz nicht wiederfindet, muss Dieter drei Shuttles zur Brennerei passieren lassen, was er gewohnt humorvoll erträgt.

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Endlich bei Jack Daniels eingetroffen. Es kann losgehen.

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Hier wird das Ahorn für das spezielle Aroma "geröstet".

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Ohne Aufenthalt düsen wir nach Chattanooga. Dabei müssen wir die Uhren wieder zurückstellen, denn Chattanooga hat, wie der restliche Süden, eastern time (6 Stunden hinter Deutschland), während in Nashville central time (7 Stunden zurück) gilt.

Direkt vor dem Read House in Chattanooga gibt es an der Broad Street freie Parkplätze. Von den Parkuhren braucht man sich nicht beeindrucken zu lassen - das Parken ist free.

Der Portier gibt den guten Tipp, mit dem free shuttle - der Kleinbus hält alle paar Minuten gleich gegenüber vom Hotel - bis zum Tennessee Aquarium zu fahren. Von dort lassen sich die Innenstadt und der angesagte Bluff District gut zu Fuß erkunden. Was Nashville abgeht, bietet Chattanooga in Perfektion: eine herrliche Riverfront am Tennessee River, eine ganz auf Fußgänger abgestimmte Innenstadt mit einer Fülle von Skulpturen und wunderschön angelegten Gartenanlagen. Rund um das Aquarium, das sehr lohnend sein soll, ist ein Spielparadies für Kinder entstanden, mit phantasievoll gestalteten Wasserläufen, in denen sich auch Erwachsene Abkühlung von der Hitze gönnen.

Auf einem Hügel direkt am Tennessee River ist das Hunter Museum (hochgelobt für seine Kunstsammlung) zu Hause. An diesem Abend bleibt die Terrasse mit dem spektakulären Blick für das Publikum geschlossen, denn hier findet eine schicke Hochzeit statt, wir sehen allein zwölf einheitlich gekleidete Brautjungfern.

Chattanooga macht uns Spaß, die Stadt hat die richtige Balance zwischen geplantem Design und Natürlichkeit. Vor wenigen Jahren noch galt sie als etwas heruntergekommen, inzwischen wurde sie zur fußgängerfreundlichsten Stadt der USA gewählt.

Wir essen heute Abend Tacos und schauen den Predators zu, die in Nashville wider Erwarten die Pinguine aus Pittsburg in der Endspiel-Serie um den Stanley-Cup mit 5 zu 1 auseinandernehmen (den Titel haben sich einige Tage später dann aber doch wieder die Pinguine gesichert).

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Chattanooga hat uns in jeder Beziehung sehr gut gefallen. Hier sind offenkundig Stadtplaner(innen) am Werk, die man sich auch in vielen deutschen Städten wünschen würde.

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Das Hunter Museum ist wegen einer schicken Hochzeit leider geschlossen.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 21.10.2017, 13:12 Uhr
Nachtrag: Unterkunft in Chattanooga:

Read house inn & suites Chattanooga, Tennessee

Lage: zentral, direkt vor dem Hotel Haltestelle des free shuttle, der den bluff district und die riverfront in einem Loop abfährt. Parken direkt vor dem Hotel kostenlos an Parkuhren. Hotel ist in einem historischen Gebäude. Restaurant porter's steakhouse im Haus, roomservice. Porter's bietet Frühstück, lunch und dinner. Direkt nebenan starbucks.

Beschreibung: Großes Hotel, historisches Gebäude, ältestes Hotel in Chattanooga. Etwas abgewohnt, aber stilvoll.

Zimmer: geräumig, hellhörig.


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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 21.10.2017, 19:31 Uhr
Scarlett und Rhett auf der Veranda

Sonntag, 4. Juni

In Chattanooga gäbe es eine Menge zu sehen, aber wir haben nur einen Tag Aufenthalt. Das bedeutet: Wir müssen uns entscheiden. Kunstmuseum, Aquarium, Ruby Falls, Lookout Mountain oder Incline Railway, die steilste Passagierbahn der Welt? Angesichts des Regens heute Morgen scheiden die Freiluftattraktionen aus, das Kunstmuseum öffnet erst um 12. Deshalb fällt die Wahl auf Ruby Falls. Auch ein Superlativ: der größte unterirdische Wasserfall der USA. Eineinhalb Stunden dauert die Tour durch die Höhle, die hübsche Kalksteinformationen aufweist. Allerdings: Im Vergleich zur Luray Cavern sind das doch nur Peanuts. Gewaltig dagegen der 145 feet hohe Wasserfall, der senkrecht auf den Höhlenboden stürzt. Er liegt 1100 Fuß unter der Erde - außergewöhnlich beeindruckend, zumal er nach dem vielen Regen der vergangenen Wochen richtig angeschwollen ist, berichtet der Guide. Woher sich das Wasser seinen Weg bahnt, weiß allerdings niemand. Alle Versuche, seinem Gang nachzuspüren, erwiesen sich bislang als Schlag ins Wasser.

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Blick von den Ruby Falls auf den Tennessee River.

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Die Höhle selbst ist nicht sonderlich spektakulär.

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Aber je näher wir Ruby Falls kommen, desto mehr steigt die Spannung.

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Wir werden nicht enttäuscht: Der unterirdische Wasserfall hat es in allen Farben in sich.

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Durch anhaltenden Regen fahren wir rund 175 Meilen nach Südosten. Ziel ist Madison in Georgia. Hier beginnt der Antebellum Trail, auf dem die berühmte Südstaatenarchitektur zu bewundern ist.

Zunächst aber sind wir hellauf begeistert von unserer Unterkunft, dem Brady Inn. Selbst eine kleine Südstaaten-Villa, ist das Haus auch innen mit so viel Liebe zum Detail ausgestattet, dass wir uns gar nicht sattsehen können. Und wir sind allein im Haus, außer uns sind heute keine Gäste da. Die Gastgeber haben Schlüssel und Infos in einem Umschlag ("Dieter") im Postkasten hinterlegt. Neben unserer Suite liegt ein Wohnzimmer, das wir ebenso wie alle anderen Gemeinschaftsräume, Veranda und Garten nun also als unsere Privatresidenz betrachten können.

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Das Brady Inn versetzt uns tatsächlich in die Vergangenheit, unglaublich.

Pünktlich zum Bummel durch Madison hört der warme Regen auf, und wir bestaunen die vornehmen Häuser, die dutzendweise die ruhigen Straßen von Madison säumen. Mehrstöckige Holzhäuser mit schaukelstuhlbestückten Veranden sind meist weiß, manchmal aber auch gelb gestrichen. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert. Manche der zu Geld gekommenen Plantagenbesitzer hatten ein Faible für das antike Griechenland und bauten deshalb kapitale (Holz-)Säulen unter die Vordächer ihrer Domizile.

Madison wirkt sehr gepflegt, aber an diesem Sonntag fast wie ausgestorben. So sind wir ganz froh, dass wir zum Abendessen im Amici's ein volles Lokal antreffen. Die "guten" Restaurants der Stadt haben sonntags ohnehin geschlossen. Am Brady Inn ist auch nach unserer Rückkehr vom Dinner kein weiterer Gast eingetroffen, obwohl noch ein weiterer Umschlag im Briefkasten wartet. Wir haben das Haus in dieser Nacht komplett für uns, sozusagen mit privatem Wohnzimmer. Am schönsten ist es aber auf der Veranda mit den herrlichen Holzschaukelstühlen. Irene schreibt Tagebuch, Dieter spielt Gitarre, und wir fühlen uns ein kleines bisschen wie Scarlett und Rhett.

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Der Rundgang durch Madison ist ein paar Bilder mehr wert.

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Einschub:

Nach genau zwei Wochen ist es Zeit für ein Zwischenfazit, was
die Reiseorganisation betrifft. Wie befürchtet, ist die Gepäckorganisation lästig.
Da wir immer nur eine Reisetasche mit ins Hotel nehmen, bleibt ein Großteil der
Kleidung in den beiden Koffern im Auto. Saubere und schmutzige Wäsche muss
hin- und hergepackt werden. Besonders lästig beim Valet parking, wenn man
für jedes vergessene Teil den Boy bemühen muss.

Da wir uns teilweise auch in Cabins selbst verpflegen, müssen eingekaufte
Lebensmittel kühl gehalten werden. Wir betreiben zwar keine große
Vorratshaltung, aber der Orangensaft und die Butter mögen die Hitze
des Südens nicht so. Unsere Eisbeutel funktionieren, müssen aber
gemanagt werden.

Es wäre deutlich weniger kompliziert, wenn man sich - abseits vom Fahren
im Wohnmobil, was bei unserer Reiseroute angesichts des dichten Verkehrs
wohl nicht zu empfehlen ist - für eine der beiden Varianten entscheidet:
nur Hotelübernachtungen und Essen im Restaurant oder nur Cabins auf
Campgrounds und vorwiegend Selbstverpflegung. Bei mindestens drei
Cabin-Übernachtungen an einem Ort wäre das gewiss die entspannteste
Variante. Allerdings liegt der Reiseschwerpunkt dann eindeutig auf
Natur und Hiking, mit gelegentlichen Abstechern in die Stadt.

Wichtig: Campgrounds sehr sorgfältig aussuchen! Sie liegen im Osten
unfassbarerweise oft direkt neben der Autobahn, und eine Einraum-Cabin
ist auch nicht besonders gemütlich.

Nun Dieters Zwischenfazit:

Der Begriff „Zwischenfazit“ sagt mir wenig. Zu oft schon hat
Schalke zur Halbzeit vorne gelegen und am Ende doch noch verloren. Ich denke,
bevor ich hier Halbzeit-Spekulationen anstelle, warte ich lieber den Schlusspfiff ab.
Ich halte das für seriöser, schließlich stehen wir auch gegenüber den Leserinnen
und Lesern dieses Berichts in einer gewissen Verantwortung. Andererseits habe
ich natürlich vollstes Verständnis, wenn jemand glaubt, Dritten auch dann ihre
Meinung näherbringen zu müssen, wenn sie nicht weiß, was noch passiert.
Ebenso klar möchte ich betonen: Ich bin weit davon entfernt, derartige
Mitteilsamkeit als „typisch weiblich“ zu qualifizieren. Es gibt auch Männer,
die sich zu einem solchen Vorab-Resümee veranlasst sehen.
Siehe etwa: „www.https://zwischenfazit-von-männern.com“.

Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 21.10.2017, 22:15 Uhr
Nachtrag zur Unterkunft in Madison:

Brady Inn B & B in Madison, Georgia

Lage: Ruhige Anliegerstraße ein paar Schritte vom Zentrum entfernt.

Beschreibung: Zwei verbundene Häuser mit einer Handvoll Gästezimmer. Traditionelle Südstaateneinrichtung mit ausgesuchten alten Möbeln. Ein Gemeinschaftswohnzimmer mit Kamin und Fernseher, Bibliothek, Speisezimmer. Das Haus ist außergewöhnlich und sehr reizvoll. Sehr freundliches Personal, das allerdings nur zum Frühstück erscheint. Wir haben das gesamte Anwesen für uns alleine.

Zimmer: Wir bewohnen das McIntyre-Zimmer. Ein wunderschöner Raum mit Kamin, eingebautem Schrank, Sitzecke. Ein Gang führt über zwei Ecken ins geräumige Bad mit Wanne, Dusche und zwei Waschbecken. Es gibt einen Kühlschrank und eine Kaffeemaschine.

Frühstück: Für alle Gäste (sofern vorhanden) gemeinsam um 8.30 bzw. 9 Uhr (sonntags) serviert. Es ist sehr gut: O-Saft, anständiger Kaffee, als erstes frische, zuckersüße Pfirsiche mit Kirschgelee und Cream, dann ein perfektes Omelett, gefüllt mit frischem Spinat, Pilzen und Käse, gegrillte Tomaten, Bacon, ein warmer knuspriger Biscuit mit Pfirsichmarmelade. Das Frühstück hält vor bis zum Dinner!

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 22.10.2017, 15:51 Uhr
Waschküchenwetter

Montag, 5. Juni

Gegen 7.30 Uhr hören wir, dass unsere Gastgeber im Brady Inn eintrudeln. Punkt 8.30 am bekommen wir unser Frühstück serviert: frische Pfirsiche, kurz gedünstet und mit Kirschkompott und Cream angerichtet, dann Omelett gefüllt mit Spinat, Pilzen und Käse, gegrillte Tomaten, Bacon, Biscuit und Gelee. Dazu Kaffee, Orangensaft und eine freundliche Bedienung, die sich als Liebhaberin Irlands und der Britischen Inseln outet. Auch die Köchin stellt sich auch vor. Es macht uns fast ein bisschen befangen, dass sie eine Schwarze ist - die Rollenverteilung in den Südstaaten wie vor 150 Jahren…

Mit Blick auf das Faible für Britannien und als kleines Dankeschön für das herausragende Frühstück packt Dieter kurzerhand die Gitarre aus und serviert den Damen den Klassiker „Greensleeves“. Unsere Gastgeberinnen zeigen sich ergriffen. Bezahlen müssen wir trotzdem.

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Zum Frühstück im Brady Inn erwarten uns gleich mehrere leckere Gänge.

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Gut gestärkt unternehmen wir einen weiteren kurzen Rundgang durch Madison, denn bei der ersten Tour haben wir längst nicht alles gesehen.

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Die beiden Fotos zeigen das auch in unseren Reiseführern erwähnte Hunter House, das man "liken" soll.

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Unser Tagesziel ist Dublin. Der Antebellum Trail zieht sich insgesamt 130 Meilen von Nord nach Süd. Neben Madison ist Eatenton ein Hotspot. Wir legen einen Stopp ein und unternehmen einen Spaziergang über den dortigen Heritage Trail.

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Zwischenstation in Eatenton mit nochmals reichhaltiger Südstaaten-Architektur.
Und einer besonderen Art Parkhilfe?


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Nach dem Rundgang holen uns die dunklen Wolken endgültig ein (oder wir sie). Kapitale Wolkenbrüche
entladen sich. Dabei kühlt sich die Luft kurzfristig von 84 auf 72 Grad ab. Ist die Regenfront vorüber, heizt sie sich im Nu wieder auf, man fühlt sich wie in einer heißen Waschküche.

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Die Gewitter fallen kurz und heftig aus. Die Sicht ist bei der Fahrt entsprechend eingeschränkt, und die Schlierenbildung der Scheibenwischer setzt nicht erst bei den gewohnten 280 km/h ein. Deshalb muss sich Dieter darauf verlassen, dass Irene bei dem Wolkenbruch aus dem Beifahrer-Fenster etwas mehr sieht und richtig dirigiert. Am Ende geht alles gut. :liar:

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Na also, geht doch!

Im Page House in Dublin wohnen wir für eine Nacht. Das Hotel mit den sechs Zimmern ist plüschig eingerichtet und mit Antiquitäten bestückt, uns gefiel Brady Inn besser. Das Zimmer, der Porter's Room, ist klein, hat aber einen hübschen Balkon. Wir machen einen Spaziergang in die Stadt, die ein paar nette Backsteingebäude, aber sonst nichts Besonderes zu bieten hat. Es sei denn, man ist am St. Patricks day im März hier. Dann gibt es tagelang ein Riesenprogramm, denn die Dubliner sind offenkundig sehr stolz auf ihre irischen Wurzeln.

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Dublin hat nichts Sehenswertes zu bieten. Es ist nur schwül-heiß.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ziony am 22.10.2017, 17:52 Uhr
Bin noch zugestiegen, sehr schöner Bericht.  :D
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 22.10.2017, 20:24 Uhr
Nachtrag Unterkunft Dublin:

Page House in Dublin, Georgia

Lage: eine knappe Meile außerhalb der Innenstadt

Beschreibung: Antebellum-Villa mit plüschigem Interieur. Mit Gepäck sind einige Treppen zu überwinden, Parkplätze direkt am Haus. Es gibt Kaffee und Tee zur freien Bedienung, außerdem eine ziemlich große Auswahl an Snacks und Obst, pro Stück 50 Cents.

Zimmer: Der Porter's room im ersten Stock mit einem Queenbett ist klein, ebenso das Bad, dafür hat er aber einen ziemlich geräumigen Balkon. Kühlschrank.

Frühstück: Serviert zwischen 7 und 8.30 Uhr! Auswahl zwischen neun verschiedenen Varianten american breakfast.
Kaffee mittelmäßig, Essen ok.

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Frühstück in stilvollem Ambiente frisch zu bereitet und ok.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 23.10.2017, 20:22 Uhr
Filmstar: die Wormsloe-Allee

Dienstag, 6. Juni

So früh haben wir in diesem Urlaub noch nicht am Frühstückstisch gesessen, aber Chefin Joann und ihr Partner halten 7 bis 8.30 Uhr für die angemessene Breakfast time. Das American breakfast, das sie servieren (Auswahl aus neun Varianten), ist okay (siehe oben).

Gegen 11 Uhr sind wir an der Wormsloe Plantage bei Savannah. Sie ist vor allem berühmt und oft filmisch in Szene gesetzt wegen der wunderschönen Allee von live oaks (live, weil die Eichen in diesem Klima im Winter ihr Laub nicht verlieren). Die Allee ist 1,4 Meilen lang, und die Bäume, deren Kronen sich über die Straße wölben, sind dick mit spanish moss behängt.

Von der Plantage selbst sind nur noch Ruinen erhalten. Der Film im Visitor Center ist informativ und berichtet über die ersten Siedler in Georgia. Ein Gruppe englischer Gentlemen, sie nannte sich "Trustees", hatte mit der Kolonie an der Küste besondere Pläne. Man wollte keine Riesenplantagen erlauben, sondern beschränkte den Landerwerb auf 500 acres pro Familie. Außerdem durften die Kolonisten keine Sklaven halten, und harte Drinks waren verpönt. Trotz oder wegen dieser strengen Regeln prosperierte die Georgia-Kolonie nicht so recht. Von den zuerst gelandeten 39 Familien überlebte nur eine, die Familie von Noble Jones. Neue Siedler kamen erst dann, als von England aus die Regeln gelockert wurden - Sklavenhaltung war nun erlaubt, und auch die Rumeinfuhr wurde vom Trust genehmigt.

Der Rundgang durch die ehemalige Plantage ist informativ und lässt zumindest ansatzweise nachempfinden, mit welchen Widrigkeiten die ersten Siedler zu kämpfen hatten.

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Die Allee zur ehemaligen Wormsloe Plantage ist sehenswert und eine Herausforderung für die Stoßdämpfer.

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Florida ist nah, und das merkt man auch an der Vegetation.

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Das Grab von Noble Jones und seiner Ehefrau macht uns nachdenklich, angesichts des oft vergeblichen Überlebenskampfs der Siedler und dem heutigen Überfluss.

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Die letzten Reste der damaligen Siedlung, gebaut mit Muschelzement.

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Uns zieht es weiter zur Küste nach Savannah. Im dortigen Visitor Center rüsten wir uns mit Stadtplan und einem Parking Pass (14 Dollar für 48 Stunden) aus. Damit kann man auf allen öffentlichen Plätzen und an den Parkuhren ohne Zeitbegrenzung stehen. Der Pass ist im Prinzip eine gute Sache - für uns allerdings nur bedingt hilfreich, weil das Hotel, wie wir kurz darauf erfahren, freie Parkplätze anbietet.

Wir bummeln durch Savannah, erkunden die Riverfront und machen eine ausgedehnte "Stadtrundfahrt" mit dem kostenlosen dot-Bus. Zum Abendessen haben wir online einen Tisch im "Alligator Soul" reserviert. Das Essen im dem gepflegten Restaurant ist gut, die Weinkarte verhältnismäßig reichhaltig.

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Erste Eindrücke aus Savannah.

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Der dot-Bus rumpelt und rattert, aber man kommt ans Ziel, und das auch noch kostenlos.

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Savannah ist weitaus gepflegter, als es dieses Hinterhof-Foto vermuten lässt.

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Auch die Grünflächen und Plätze sind in guten Gärtner-Händen.

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Man kümmert sich sehr hilfsbereit um Touristen.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 24.10.2017, 20:58 Uhr
Rassentrennung – erst 50 Jahre her

Mittwoch, 7. Juni

Es regnet in Savannah, und die Temperaturen liegen im angenehmen 70er-Bereich. Im Hotel gibt es ein nettes kontinentales Frühstück, wobei eigentlich die zentralen Bestandteile des deutschen Frühstücks, nämlich Wurst- und Käseaufschnitt, fehlen.

Angesichts des Wetters ist heute Museumstag. Wir schaffen vier. Als erstes ist das Civil Rights Museum dran, das sich mit der Rassentrennung und dem Kampf dagegen befasst. Es ist schon beklemmend, den Wasserbehälter mit dem Schild "coloured Water" zu sehen.

Eine Museumsangestellte berichtet uns aus ihrer Jugend, als Schwarze nicht in den Restaurants für Weiße bedient wurden, als sie hinten im Bus einsteigen mussten uns nur in Geschäften für Schwarze einkaufen durften und wie sie sich erfolgreich gegen die Willkür der Inhaber gewehrt haben.

Das Museum gibt einen beeindruckenden Überblick über die Jahre der Rassentrennung und die Bürgerrechtsbewegung in den 60er-Jahren. Das Highlight der Ausstellung ist der Nachbau des Diners Levy's mit lebensgroßen Figuren. Man kann selbst am Tresen neben einem Schwarzen Platz nehmen. Drückt man einen schwarzen Knopf, entspannt sich der Dialog mit der Angestellten, die sich weigert, den Kunden zu bedienen. Der Polizist steht schon in der Tür, um den ungebetenen Gast hinauszuwerfen. Drückt man auf den weißen Knopf, klingt das alles ganz anders ....

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Das Civil Rights Museum zeichnet die Zeit der Rassentrennung in Georgia anschaulich nach. Selbst Urteile des Supreme Court - etwa zum gemeinsamen Schulunterricht - blieben in Georgia lange Zeit unbeachtet.

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Echt...,


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...eher ein Test, wie Besucher reagieren.

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Wie die wohlhabenden Weißen und die Sklaven in der Stadt in 19. Jahrhundert gelebt haben, erfahren wir im Owen Thomas Haus. Im Rahmen einer Führung kann man das Haus im Regency Stil (betont elegant, stark symmetrisch aufgebaut, mit Sinn für besondere Details) besichtigen.

Für 20 Dollar Eintritt kann man nicht nur das Owen Thomas House, sondern auch das Telfare museum und das zugehörige Jepson House besuchen. Beide lohnen sich. Im Telfair gibt es Kunst aus Europa und den USA, meist aus dem 19. Und 20. Jahrhundert. Im Jepson ist zeitgenössische Kunst in verschiedenen Wechselausstellungen zu sehen - bemerkenswert.

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Das Owen Thomas House ist zwar weit davon entfernt, ein "must see" zu sein, interessant ist aber zu beobachten, wie US-Amerikaner auf die Führung reagieren. Die Maßstäbe, was baugeschichtlich von Bedeutung ist, weichen zwischen Europa und den USA deutlich voneinander ab. Wie auch anders?: Die Möbel, die im Owen Thomas House bestaunt werden, sind bei uns in nicht wenigen Haushalten immer noch in Gebrauch.

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Da liegen uns die Kunstmuseen schon mehr, wobei auch die nicht herausragend sind.

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Nick Cave begleitet uns mittlerweile auf vielen Reisen,
er stellt nicht nur in den USA aus.


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Savannah ist eine Stadt, die sich gut zu Fuß erkunden lässt. Mit dem Auto kann man sich aber auch stressfrei bewegen und vor allem parken, denn überall sind Parkuhren aufgestellt. Am schönsten sind die grünen Plätze an den Straßenkreuzungen, mit alten Bäumen und gepflegten Blumenrabatten.

Abends essen wir in unserem Hotel. Das Restaurant ist gesteckt voll, das Menü in Ordnung. Danach machen wir noch einen Schlenker an die Bar und lernen ein paar guys aus Savannah kennen, mit denen wir einen unterhaltsamen Abend verbringen. Witzig: einer war vor 25 Jahren zum Schüleraustausch in Ennepetal und kannte natürlich Wuppertal, wo Irene aufgewachsen ist, und die Schwebebahn. Als schönsten deutschen Satz hat er in Erinnerung "Ich habe keine Lust!" Na ja …

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Auch solche Abende bleiben in guter Erinnerung, an denen man viel redet, viel lacht und mit den US-guys mehr als nur oberflächlich ins Gespräch kommt.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 24.10.2017, 22:22 Uhr
Nachtrag: Unterkunft in Savannah

17hundred90 in Savannah, Georgia

Lage: Im historical district, Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar, um die Ecke hält der dot-Bus, der kostenlos durch Savannah kutschiert. Parkplätze kostenlos am Haus. Das Hotel mit einem für die USA ambitionierten, stimmungsvollen Restaurant besteht aus einem Haupthaus und einem Gästehaus. Sehr freundliche Gastgeber.

Zimmer: Nummer 302 im Gästehaus ist groß, Bad mit Whirlpool und großer Dampfdusche. Von der Toilette aus geht es auf einen kleinen, lauschigen Balkon. Das Wohnzimmer neben Zimmer 302 ist zur Nutzung für die Gäste von 302 vorgesehen, lässt sich allerdings nicht abschließen und ist nur über das allgemein zugängliche Treppenhaus zu erreichen.

Frühstück: continental breakfast wird angeboten und ist ok.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: Simone_JJ am 25.10.2017, 17:13 Uhr
Guckt mal:
http://17hundred90.com/ (http://17hundred90.com/) Wir hatten zi. 302 soooo schön.
  :D :D :D Wir waren sogar im gleichen Zimmer!!! :D :D :D
Ein sehr schöner Bericht. Bin zur Zeit selbst im Urlaub, lese aber regelmäßig mit. Von Nashville ward ihr gar nicht so sehr begeistert, oder irre ich?
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 25.10.2017, 19:39 Uhr
Von Nashville ward ihr gar nicht so sehr begeistert, oder irre ich?

Das kann man so nicht sagen. Die Musik und die Atmosphäre sind toll - unbedingt eine Reise wert. Die Stadtanlage, vor allem an der Riverfront, fanden wir aber enttäuschend. Und nach zwei Tagen hatten wir tatsächlich genug vom Verkehr, den Menschenmassen und der Lautstärke.

Dass wir im selben Zimmer waren, ist echt witzig.  Schönen Urlaub noch!
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 25.10.2017, 20:29 Uhr
Singen mit den Gullah-Frauen

Donnerstag, 8. Juni

Charleston ist das Ziel des heutigen Tages. Gegen Mittag sind wir an der Boone Hall Plantation im Norden der Stadt. Die dreiviertel Meile lange Zufahrt ist abenteuerlich, denn der Regen der vergangenen Tage hat die Piste in eine schmierige Schlaglochsammlung verwandelt.

Wir besichtigen das Herrenhaus - allerdings nur drei Räume im Erdgeschoss. Der Guide im Kostüm erzählt allerlei Informatives über die Familien, die hier lebten. Auf eigene Faust kann man die früheren Sklavenquartiere erkunden. Sie galten offenbar als vorbildlich, jedenfalls erzählt ein Storyteller, dass die Sklaven auf Boone Hall gut behandelt worden seien. Auf Bildern ist allerdings zu sehen, wie Sklaven verprügelt wurden, manchmal auch bis zum Tod.

Die Plantage lebte vom Reisanbau, für den Sklaven aus Angola nach South Carolina gebracht wurden. Später wurde Baumwolle angebaut, danach Hunderte von imposanten Pecannuss-Bäumen, die auch heute noch zu bewundern sind und abgeerntet werden.

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Die Zufahrt zur Boone Hall Plantation.

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Sklavenhäuser...

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...und "Herrenhäuser", die auch heute noch von Zeit zu Zeit von den Erben bewohnt werden.

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Interessant ist die Vorführung im Butterfly Cafe, die uns als Film angekündigt wurde. Vom Film aber ist keine Rede, sondern zwei schwarze Frauen (Mutter und Tochter, wie sich herausstellt) erzählen und singen von der Gullah-Kultur und -Sprache der Sklaven auf Boone Hall.

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Eine gute Meile dauert der Spaziergang von unserem Hotel in Charleston zum White Point Park direkt am Wasser. Der breite Fluss Cooper fließt hier in den Atlantik. Die schicken Häuser leuchten in allen Farben, fast jedes hat wunderschöne Veranden. In den Wohnstraßen ist es ruhig und beschaulich, in den Geschäftsstraßen extrem touristisch. Im Vergleich zu Savannah kommt uns Charleston keineswegs eleganter vor. Eher im Gegenteil. Wirklich unangenehm ist der durchdringende Uringeruch in manchen Straßen. Hier fühlen sich offensichtlich auch viele Katzen wohl.

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Das Highlight des Tages ist das Dinner -  jedenfalls für Irene. Im crab house bestellt sie einen "Steam pot" mit alascan crab. Es handelt sich um eine Riesenkrabbe, deren Beine mehr oder weniger mühsam erst geknackt werden müssen. Der Gast bekommt extra ein Lätzchen umgebunden, als Werkzeug dient eine Art Nussknacker. Irene ist hellauf begeistert von diesem Essen. Das Krabbenfleisch ist köstlich, und das Essen mit den Fingern macht richtig Spaß.

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Nicht gerade ein Sterne-Restaurant, aber in Sachen Krabben eine absolute
Empfehlung: das crab house. Wenn man es denn mag...
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 26.10.2017, 19:44 Uhr
Nachtrag: Unterkunft in Charleston

Andrew Pinckney Inn Charleston, South Carolina

Lage: Das Hotel liegt im historic district, drei Minuten vom touristischen French Market entfernt.

Beschreibung: ein modernes Hotel in einem historischen Gebäude. Die Zimmer sind über mehrere Häuser verteilt. Über den Eingang Church Street erreicht man die Dachterrasse im vierten Stock, auf der Hotelgäste sitzen können, wann immer sie wollen. Hier wird auch das inkludierte Frühstück serviert. 

Zimmer: Nr. 216 besteht aus einem Wohnraum mit Kaffeemaschine und Toilette und einem Schlafzimmer in der oberen Etage mit einem Duschbad und Balkon. Die Einrichtung ist nicht neu, aber ordentlich. 

Frühstück: kontinental vom Bufett auf der Rooftop Terrace, tolle Location und  eine sehr gute Auswahl.

Parken: Valet Parking im Hotel-Innenhof.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 27.10.2017, 19:28 Uhr
Der Felsen des Raben

Freitag, 9. Juni

Wir beschließen, statt der eigentlich geplanten Magnolia Plantation lieber ein bisschen Natur zu genießen. Vor allem Dieter steht der Sinn nach Wald und Wandern. Auf dem Weg zu unserem Hotel in Durham, North Carolina, hat er den Raven Rock Statepark ausfindig gemacht. Wir picknicken dort am späten Mittag und machen uns dann auf den Eineinhalbstunden-trail zum Raven Rock.

Der Felsen ist eine erstaunliche Formation, die sich durch tektonische Verschiebungen aufgefaltet hat. Überhängende Felswände wie im französischen Perigord oder im Mesa Verde Nationalpark sind am malerischen Cape Fear River entstanden. Die Wanderung durch den traumhaft schönen Wald lohnt sich wirklich, zumal das Wetter inzwischen sonnig und warm ist.

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Der Weg zum Raven Rock ist nicht wirklich gefährlich, aber Wanderschuhe wären doch die bessere Wahl gewesen. Sofern vorhanden...

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Manchmal sind es gerade die kleineren Stateparks, die ihre besonderen Reize haben. Der Raven Rock gehört dazu.

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In Durham sind wir im aloft Hotel mitten in der City untergebracht - was diesmal die Anfahrt kompliziert, weil heute Abend ein Baseballspiel und ein Musical stattfinden. Wir schaffen es schließlich nach zwei Ehrenrunden doch noch in die Parkgarage.

An diesem Freitagabend ist es gar nicht so einfach, ohne Reservierung einen Tisch im Restaurant im Downtown Durham zu bekommen. Wir landen schließlich bei torro, einem Italiener. Keine Empfehlung. Zur Entschädigung für schlechtes Essen und miesen Service lassen wir den Abend unter jungen Leuten in einem großen und gemütlichen Biergarten ausklingen. Es sind immer noch deutlich über 70 degrees.

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Nach einem missglückten Dinner lassen wir den Abend unter jungen Leuten nett ausklingen.

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Die alte Arbeiterstadt Durham ist sichtlich bemüht, mit Kultur, Sport und Universität ein neues Profil herauszubilden und an Attraktivität zu gewinnen. Einiges ist passiert, wie man an der Umnutzung ehemaliger Industrieanlagen erkennen kann. Nach unserem zugegebenermaßen oberflächlichen Eindruck bleibt allerdings noch vieles zu tun. Ein Stadtplaner aus Chattanooga könnte hilfreich sein.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 28.10.2017, 09:21 Uhr
Nachtrag: Unterkunft in Durham, North Carolina

Aloft Hotel Durham

Lage: in der Innenstadt, zum angesagten Downtownbezirk drei Minuten zu Fuß.

Beschreibung: modernes Designhotel, öffentliche Parkgarage gleich nebenan, man bekommt einen QR- Code für die Ausfahrt. Relativ kleiner Open-air-Pool im dritten Stock. Ziemlich große  Bar in der Lobby, Snack-, Kaffee- und Frühstücksbereich (gegen Bezahlung) im Erdgeschoss.

Zimmer: sehr geräumig mit zwei Seitenarmen, Kaffeemaschine, Kühlschrank, Safe. Modern eingerichtet, mehrere Sitzgelegenheiten. Fernseher drehbar vom Bett  zum Sofa.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 28.10.2017, 17:06 Uhr
Ein Cottage in der ersten Reihe

Samstag, 10. Juni

Jetzt gibt es zunächst nur eine Richtung: ostwärts. Der Atlantik ist das Ziel. Das Frühstück im Aloft (plastikverpackte Ware zur Selbstbedienung) schenken wir uns und essen stattdessen ein Sandwich von gestern auf dem Zimmer. Der Kaffee aus der Maschine ist gar nicht übel.

Die Fahrt zieht sich. Der ursprüngliche Plan, das North Carolina Aquarium zu besuchen, erweist sich als zu kühn. Wir müssen für die nächsten Tage noch einkaufen, denn in der Cabin in Cape Hatteras steht Selbstverpflegung auf dem Plan.

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Atlantik, wir kommen.

Die Cabin weicht zwar von der Beschreibung auf unserer Buchungsbestätigung ab, allerdings nur zum Positiven. Wir bekommen auf dem KOA eine Deluxe Cabin in erster Strandreihe. Das Holzhaus steht auf Stelzen, von unserer Veranda aus blicken wir direkt auf den Atlantik und hören das Meer rauschen. Die Cabin ist mit einem Doppelbett (schon bezogen) und einem Stockwerkbett eingerichtet. Es gibt ein Bad, Handtücher, Seife und Shampoo liegen bereit. In der Küche finden wir eine große Mikrowelle, Toaster, Kaffeemaschine und einen Keurig-Kaffeebereiter mit vier Cups vor. Was es nicht gibt: Herd, Spüle, Geschirr und Besteck. Dafür steht auf der Veranda ein schicker Weber-Gasgrill. Gut, dass wir mit Plastiktellern, Weingläsern und Besteck ausgerüstet sind. So steht weder einem anständigen Frühstück noch einem zünftigen Steakessen etwas entgegen.

Zunächst aber erkunden wir den Strand. Der KOA ist gesteckt voll - kein Wunder bei Sonnenschein, 30 Grad und Wochenende. Am kilometerlangen Sandstrand verläuft sich die Menschenmenge aber schnell, es ist angenehm. Die Brandung ist durch den Wind recht ordentlich, die Eltern lassen ihre im seichten Wasser spielenden Kinder keine Sekunde aus den Augen. Selbst Erwachsene werden von einer unerwartet großen Welle einfach umgeworfen.

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Keine Badewannen-, aber immerhin Badetemperatur.

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Der Campground ist am Wochenende zwar voll, aber am Strand ist reichlich Platz.

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Blick von unserer Cabin nach hinten auf den KOA. Es ist Samstagabend.

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Meeresrauschen und Gitarrenmusik, das war schon immer eine gefühlvolle Mischung.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 30.10.2017, 19:22 Uhr
Ein Leuchtturm zog um

Sonntag, 11. Juni

Heute darf sich Geburtstagskind Irene wünschen, wie der Tag verläuft. Obwohl: wünschen darf sie sich einen Tagesablauf  ja eigentlich immer. Aber diesmal hat der Wunsch doch ein gewisses Maß an Verbindlichkeit. Nach einem gemütlichen Frühstück auf der sonnigen Veranda geht es also an den Strand, und diesmal wird wunschgemäß geschwommen. Das heißt: Die Wellen lassen eine(n) richtig tanzen. Das macht Spaß! Andere versuchen sich auf dem Surfbrett oder angeln vom Strand aus. Einen Fisch bekommen wir allerdings bei all den Weitwurf-Orgien mit drei oder vier Ruten pro Mann nie zu sehen. Vielleicht handelt es sich ja auch um einen anderen Sport, den wir nicht kennen.

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Irenes Geburtstag: Frühstück mit Atlantikblick und Sonnenschein.

Wir nehmen die Angelei hin, so wie sie ist, ohne die Ruten-Gang auf den Sinn ihres fischlosen Treibens anzusprechen. Stattdessen machen wir uns am Nachmittag wunschgemäß auf dem Weg zum Leuchtturm von Cape Hatteras. Er liegt über 30 Kilometer vom Campingplatz entfernt. Die Fahrt führt durch mehr oder weniger touristische Dörfer und die geschützte Seashore.

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Am Wegesrand stoßen wir immer wieder auf schmucke Häuschen.

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Das lighthouse rühmt sich als größter Backsteinleuchtturm der Welt. Die Ranger geben allerdings zu, dass vor Polen in der Baltischen See ein Leuchtturm den gleichen Anspruch erhebt und – wenn man ehrlich ist –  wohl auch ein paar Zentimeter höher ist.
Nach dem vielstufigen Aufstieg bietet sich ein herrlicher Rundblick über die Halbinsel, das Meer und den Pamlico Sound.

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Die eigentliche Besonderheit des Cape Hatteras lighthouse ist aber ein Ereignis aus dem Jahr 1999. Der Leuchtturm stand nämlich ursprünglich an einer anderen Stelle. Hier sorgten Bewegungen im Untergrund dafür, dass er nicht mehr standfest war.  Deswegen wurde der 59 Meter hohe Turm in voller Größe eine Viertelmeile weit versetzt. Per Hydraulik hat man das komplette Bauwerk um rund zwei Meter angehoben und dann über ein Bett von Rollen zentimeterweise zu seinem neuen Standort transportiert. Die Fahrt dauerte 23 Tage – eine unglaubliche Ingenieurleistung. Einzelheiten und Bilder zu dieser Aktion kann man im Museum sehen.

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Die Umsiedlung des Leuchtturms ist anschaulich dokumentiert.

Im Obergeschoss sind außerdem interessante Informationen zum U-Boot-Krieg zusammengetragen, den die Deutschen vor der Küste von North Carolina geführt haben. Sie kreuzten nicht nur 1942 hier auf und versenkten innerhalb der ersten Wochen fast täglich ein US-amerikanisches Schiff, sondern sie hatten sich auch 1917 schon hergewagt – ebenfalls militärisch erfolgreich.

Wir besuchen noch die Landspitze von Cape Hatteras. Wer von hier nach Ocracoke Island will, muss die Fähre nehmen. Die hat Irene allerdings nicht auf ihrer Wunschliste, deshalb verzichten wir auf eine Überfahrt und kehren nach einem Eis mit Blick auf den Hafen zurück zu unserer Cabin.

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Hier ist Ende, von hier ab geht es nur noch mit der Fähre weiter. Oder man muss schwimmen.

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Auf dem Rückweg zu unserem Campground.

Am Strand toben wir noch einmal in den Wellen. Dieter warnt vor sharks und mahnt, in Strandnähe zu bleiben. Irene findet das witzig, schwimmt weit hinaus und schlägt Dieters verzweifelte Rufe umzukehren in den böigen Wind. Nach späteren Internet-Recherchen muss sie allerdings ganz kleine Brötchen backen. Seit 2015 gilt North Carolina als Hai-Hotspot. Acht Haiangriffe innerhalb weniger Wochen, der Juni ist besonders gefährlich. Und die Viecher greifen die Menschen im flachen Wasser am Strand an. Shocking!

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Dieter wird von den Wellen bereits am Einstieg in den Atlantik aufgehalten.

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Irene nicht, sie nimmt Kurs aufs offene Meer, bis Dieter sie als kleinen Punkt irgendwo ganz weit draußen aus dem Blick verliert. Ein Angler, der ohnehin keinen Fisch gefangen hat, hält die Szene mit seiner Kamera fest.

Das Fläschchen kalifornischer "Champagner" zum Steak beruhigt dann wieder, aber morgen wird doch ein bisschen strandnäher geplanscht. Das hat sich Dieter gewünscht. Und wünschen darf man sich ja eigentlich immer etwas.

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Irgendwann kehrt stimmungsvolle Abendruhe ein. Der Mond wünscht uns eine gute Nacht.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 31.10.2017, 12:04 Uhr
Tauchen und fliegen

Montag, 12. Juni

Das entschleunigte Strandfeeling hat uns in unserem traumhaften Häuschen fest im Griff. Zum Sonnenaufgang stehen wir - ganz zufällig - auf, beobachten den feuerroten Ball bei seinem Aufstieg aus dem Meer. Dann gehen wir wieder gemütlich ins Bett. Vormittags wird eine letzte Ladung Wäsche gewaschen, dann stürzen wir uns in die Brandung. Die heiße Sonne von North Carolina hat uns die Haut ordentlich gerötet, deswegen ist nach einer  Stunde am Strand Schluss. Ein Obstimbiss mit Kirschen und Melonen, dann halten wir Siesta.

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Für uns ungewöhnlich: Sonnenaufgang über dem Meer. Das ist es schon wert, kurz nach 5 aufzustehen.

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Nach dem Frühstück zieht es uns noch einmal ans und ins Meer.

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Für den Abend müssen wir uns zwischen Restaurant und eigenem Grill entscheiden. Wir machen die Entscheidung davon abhängig, ob wir frisches Seafood bekommen. Und haben Glück: zwei Lobsterschwänze sowie Tunfisch- und Goldmakrelen (Mahi-)Filet legen wir auf den Grill. Dazu gibt es sehr guten Algensalat, Coleslaw und gemischten Salat. Köstlich!

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Schweren Herzens nehmen wir nach dem Frühstück Abschied von unserer Cabin - Cape Hatteras wird als ein Highlight in unseren Herzen bleiben.

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Auch von unserem Mitbewohner müssen wir Abschied nehmen. Er (oder sie) hat unter dem Stelzenhaus drei Tage lang verlässlich Wache gehalten.

Wir besuchen heute Morgen das North Carolina Aquarium in Manteo. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte hier unbedingt einen Stopp einlegen. Die Tiere sind samt und sonders in North Carolina heimisch. Wir unterhalten uns mit Tauchern im Haibecken, sehen bei der Fütterung der wuseligen Otter zu, beobachten einen Albino-Alligator und lassen uns das Rettungsprogramm für kranke Meeresschildkröten erklären, die hier mühevoll wieder aufgepäppelt werden. Das Museum ist nicht besonders groß - das bedeutet, man ermüdet nicht so schnell -, es ist aber mit großen Aufwand konzipiert.

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Dieser Alligator steht offenbar lieber auf zwei Beinen.
Vielleicht will er sich aber auch nur in voller Pracht zeigen.


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In dem Aquarium machen freiwillige Helfer verletzte oder kranke Schildkröten fit für den Weg in die Freiheit.

Die zweite Station des Tages bei weiterhin brütender Hitze ist das Gebrüder Wright Nat. Monument, wo endlich mal wieder unser Interagency-Pass zum Einsatz kommt. Das Denkmal auf dem Hügel für die beiden Flugpioniere ist ganz schön protzig. Passend zum Thema ziehen Flugzeuge und Hubschrauber mit Werbebannern ihre Bahn rund um den hill. Die eigentliche Gedenkstätte aber befindet sich unten auf der Wiese. Hier ist die 60 Fuß lange Schiene nachgebaut, auf der die Wrights ihr Fluggefährt 1903 beschleunigt haben. Vier Steine markieren die Weiten, die bei den ersten vier Flugversuchen erreicht wurden.

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Das Gebrüder Wright National Monument.

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Der Verkehr Richtung Williamsburg wird immer dichter, wir stehen vor dem Chesapeak-Tunnel im Stau. Der KOA-Campground und die Lage unserer Cabin (nur ein Raum, weder Bad noch Küche, keine Bettwäsche) entschädigt uns aber. Wunderschön zwischen Bäumen gelegen, mit Schaukelbank auf der Veranda, Picknicktisch und Grill - unser letzter Abend in der Natur. Wir grillen ein gewaltiges Sirloinsteak, dazu gibt's Katoffelsalat und frische Erbsen. Ein Gedicht!

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Zuvor lernen wir im Pool die Familie Keebler aus Pennsylvania kennen. Die Tochter hat in der Schule vier Jahre lang Deutsch gelernt und kann sich mit uns noch ein bisschen unterhalten. Vater Keebler findet den Südosten zu crowdy und empfiehlt Neuengland als Reiseziel. Auch diese Familie hat, wie  viele hier, deutsche Wurzeln: Kübler lautete nach ihren Recherchen der ursprünglicher Nachname - eine alte Berufsbezeichnung wie Scheffler oder Böttcher, für einen Mann, der Kübel, kleine Holzfässer und Wannen anfertigte.

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Auf diesem abgelegenen Teil des weitläufigen Campgrounds sind wir alleine.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 31.10.2017, 19:51 Uhr
Nachtrag: Unterkunft auf Cape Hatteras, NC

KOA Cape Hatteras Resort

Beschreibung: Großer Platz mit Pool, Laundry und zahlreiche weiteren Einrichtungen, auch und speziell für Kinder. Zum ersten Restaurant knapp zwei Meilen zu Fuß, ganzjährig geöffnet mit allen Übernachtungsmöglichkeiten, vom Zelt bis zu mehrachsigen Mammut-Gefährten.

Cabin: Deluxe Cabin auf Stelzen in erster Strandreihe mit zwei Schlafräumen, bezogenem Doppelbett, TV, Badezimmer mit Dusche, Rundum-Veranda, Gasgrill, Microwave, Kühlschrank, Toaster, Kaffeemaschine, Klimaanlage, aber ohne Besteck, Geschirr und Backofen.

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Nachtrag: Unterkunft in Williamsburg, Virginia

KOA Campground Williamsburg

Beschreibung: Platz im Wald gelegen, aber die Straße ist nah und laut. Hübsch angelegt mit genug Platz zwischen den Cabins, keine motorhomes im Cabin- und Zeltbereich. Der Campground besteht aus zwei Teilen: family part und quiet site. Pool. Kein Frühstück angeboten. Waschräume ok.

Cabin: Einraumcabin auf der quiet site. Doppelbett und Stockwerkbett, kleiner Fernseher, AC, Veranda mit Holzschaukel, Grill, Picknicktisch, Fire pit. Nett.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 01.11.2017, 16:53 Uhr
Unterhaltsame Geschichtsstunden

Mittwoch, 13. Juni

Noch vor dem Frühstück leisten wir Schwerstarbeit - zumindest geistig. Denn wir packen unsere Koffer für die Rückreise so um, dass wir für den letzten Tag im Hotel alles in einer Tasche haben. Was wir nicht mehr brauchen - Teller, Weingläser, Besteck, Grillsauce, Kerze etc. - wandert in diverse Mülltüten, die wir am Wegesrand für die Abfuhr stapeln. Der Müllabholer wird gestaunt haben. Unsere Kühlbox, Korkenzieher, Klebstoff und einige andere kleinere Utensilien lassen wir in der Cabin in der neu gekauften Kühl- und Vorratsbox stehen, versehen mit einem Zettel "for free use".

Nun steuern wir das sechs Meilen entfernte "Colonial Williamsburg" an. Ein Freilichtmuseum in großen Dimensionen, der Andrang ist entsprechend. Wir besorgen uns ein Single Day Ticket (wieder mit Senior-Discount für Dieter), das Zugang zu allen Häusern ermöglicht. In vielen von ihnen nämlich wird altes Handwerk erklärt und gezeigt, und Guides in historischen Kostümen berichten allerlei.

Zuerst haben wir allerdings kein Interesse an geschichtlichen Lehrstunden, sondern brauchen etwas im Magen. Auf Empfehlung der Ticketlady (mit enger familiärer Verbindung nach Fulda) fahren wir mit dem Shuttlebus quer durch das Dorf zum Merchants Square und tun uns im "aroma's" an Quiche und Rührei gütlich.

Rund vier Stunden bleiben wir in Williamsburg - und haben am Ende noch längst nicht alles gesehen. Vor den zugänglichen Häusern weht eine US-Flagge, die übrigen kann man nur von außen betrachten. Breite Straßen führen durch die Siedlung, in der im 18. Jahrhundert recht wohlhabende Bürger lebten. Wir schauen dem Silberschmied bei der Arbeit zu, sehen, wie eine der drei früheren Zeitungen gedruckt wird, besichtigen das Waffenarsenal, sind beim Schuhmacher zu Besuch und erfahren, welche Spiele die Kinder damals spielten. Eine Variante von Boggle, das auf dieser Reise bei uns wieder zu abendlichen Ehren kommt, ist auch dabei.

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Eine Führung gibt es durch das große Gebäude des Capitols, wo die Stadtverordneten berieten und auch Gericht gehalten wurde. Die Besucher übernehmen während der Tour unter der geschickten Regie des Guides Rollen - originell gemacht und für die vielen Schüler ein besonderer pädagogischer Kniff.

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Letzter Programmpunkt in Williamsburg ist das Folk Art Museum. Wir schauen die Sonderausstellung German Toys in Amerika an, die sich vor allem mit Erzgebirgsspielzeug beschäftigt. Das Porzellan ist außerdem sehenswert, ansonsten bietet das Museum keine besonderen Höhepunkte. Die Qualität der historischen Malerei hält sich in sehr engen Grenzen.

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Die Capital Region rund um Washington ist gut 120 Meilen entfernt, aber der Stau vor der Hauptstadt zieht die Fahrt in die Länge.

Gegen 7 Uhr, nach einer kurzen Abkühlung im Indoor Pool des Autograph Hotels - der lifeguard, der in einer Ecke „on duty“ ist, wacht aufmerksam darüber, dass den beiden Schwimmern aus Germany nichts passiert - , suchen wir uns an der King Street ein Restaurant, um den letzten Abend unserer Reise würdig zu begehen. Die Wahl fällt auf das "Magnolia's", und wir werden nicht enttäuscht. Als Vorspeise teilen wir uns einen Teller sehr gute Muscheln in Weißwein und Knoblauch, dann gibt es Entenbrust (Dieter) und Rockfish (Irene). Zum Dessert gönnt sich Irene noch ein Rhabarber crumble, Dieter begnügt sich mit erstklassigem Port.
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 01.11.2017, 18:48 Uhr
Nachtrag: Unterkunft in Alexandria

Alexandrian autograph hotel

Beschreibung: gelegen an der King Street mitten in Downtown, ideal zum Bummeln. Parkhaus kostet 32 Dollar die Nacht. Indoor Pool hat einen lifeguard! Frühstück in angeschlossenem Jackson's Restaurant überteuert.

Zimmer: mittelgroß, gut ausgestattet. Preis hoch.

Restaurantempfehlung (dazu besteht Anlass): Magnolia`s, 703 King St., wirklich gut, mit schönem Blick auf die King Street, vor allem, wenn man die obere Etage wählt.

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Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ireula am 05.11.2017, 11:32 Uhr
Am Grab des großen Kennedy

Donnerstag, 15. Juni

Es gibt unterschiedlich ausgeprägte Neigungen zur Nervosität. Das zeigt sich wieder einmal am Morgen unseres Abreisetags. Irene möchte zum Nationalfriedhof nach Arlington, der auf dem Weg zum Flughafen liegt. Dieter hat für solche Ausflüge auf den letzten Drücker eigentlich keinen Sinn, er möchte mit stundenlangem Zeitpuffer am Flughafen sein. Wer setzt sich durch? Beide! Irene steuert den braven Dodge nach Arlington, wo schon um 10 Uhr eine ganze Menge los ist. Dieter besteht darauf, nur den Spaziergang zwischen den weißen Grabsteinreihen zum Kennedy-Grab zu machen. Das Grabmal des unbekannten Soldaten und der Change of the Guards, die eigentlich noch auf Irenes Wunschliste standen, werden gestrichen. Aber Kennedy war beeindruckend. Seine Appelle für Frieden, Freiheit und Verantwortung, in große Steinquader gemeißelt, haben nach über 50 Jahren immer noch eine beklemmende Aktualität.

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Das Grabmal der Kennedys.

Ab jetzt läuft alles wie am Schnürchen. Die Rückgabe des Autos ist eine Sache von zwei Minuten, wir zahlen 23 Dollar Toll-Gebühren, dann bringt uns das Alamo-Shuttle zum Flughafen. Einmal kurz in die Augen schauen wir uns,  als wir beim Einchecken gefragt werden, ob wir nicht lieber erst am nächsten Tag nach Frankfurt fliegen möchten. 800 Dollar pro Person bietet der nette junge Mann am Lufthansaschalter dafür. Die Maschine ist überbucht. Aber wir lehnen ab. Ein bisschen Shoppen im Duty Free vertreibt die Zeit bis zum Abheben.

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Dem Morgenrot entgegen...


FAZIT:

Gefahrene Meilen: 3334

Kilometer: 5366

Zahl der Hotelübernachtungen: 15

Zahl der Cabin-Übernachtungen: 10

8 mal nur eine Nacht an einem Ort

4 mal zwei Nächte an einem Ort

3 mal drei Nächte an einem Ort

Wetter: gemischt, aber überwiegend sehr warm und sonnig (vor allem in der zweiten Urlaubshälfte).

Gesamturteil Irene:

Sehr schöne Reise, viel Abwechslung, Art der Aktivitäten gut ausgewogen. Planung ließ sich ausnahmslos gut umsetzen. Die großen Landschaftssensationen des Westens gab es nicht.

Schulnote 2+

Auf jeden Fall wieder: Flüge mit Premium-Economy, Mehrausgabe lohnt sich in unseren Augen.

Ergebnis des Experiments, Camping und Hotelurlaub zu kombinieren: ist möglich, wir würden uns in Zukunft aber entscheiden: nur Hotels (eher nicht unser Favorit) oder nur Camping in Cabins. Der Vorteil der Cabin-Variante gegenüber dem Wohnmobil-Urlaub: man hat einen Pkw zur Verfügung und ist in Städten deutlich beweglicher als mit dem RV. Wo Städte keine große Rolle spielen: Wohnmobil!

Highlights der Reise:

Wandern in den Great Smoky Mountains
Nashville (Grand Ole Opry und Musik-Kneipen)
Cape Hatteras (Cabin am Strand)
Savannah (trotz Regen)
Chattanooga

Gesamturteil Dieter (Fazit):

Im Kern stimme ich Irene zu. Die Hin- und Herpackerei, der Einkauf und die Lagerung von Essen und Getränken waren im permanenten Wechsel zwischen Hotel und Hütte nicht ganz einfach (vielleicht für uns auch nur ungewohnt). Reine Hotel-Übernachtungen sind logistisch sicherlich leichter zu bewältigen, gehen aber zulasten des Natur-Erlebnisses bei Übernachtung in mehr oder weniger abgelegenen Hütten. Und was wäre mit den Gitarren-Abenden, wenn wir nur Hotels genommen hätten? Allerdings hatte sich bereits bei der Planung gezeigt, dass die schönsten und einsamsten Hütten in den Smokeys und in anderen Waldgebieten meist eine Mindestmietdauer haben, nicht selten von drei Tagen, manchmal auch mehr. Wollte man die ergattern, müsste die Rundtour also etwas kleiner ausfallen, wenn man nicht komplette Fahrtage mit 300 Meilen und mehr zwischenschalten will.

Alles in allem genommen fand ich die Abwechslung zwischen Hütte und Hotel, zwischen Einsamkeit und Trubel eine richtige Entscheidung. Bei den Hütten und Cabins sind wir zwar nicht auf die Nase gefallen, aber rückblickend hätte ich zwei oder drei Stationen weniger eingelegt, um bei den Übernachtungstagen in der Natur aufzustocken und nicht nur zweimal drei Tage zu bleiben. Das hätte bei den Unterkünften auch eine größere Auswahl ermöglicht. Charleston und Dublin wären m. E. verzichtbar gewesen, ebenso der Abstecher nach Greensboro. Aber wer außer euch weiß das schon im Voraus?
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: gecko1a am 06.11.2017, 07:01 Uhr
Hallo ihr beiden,

vielen Dank für den unterhaltsamen Reisebericht und die vielen Bilder.
Ich konnte für unsere kommende Reise einige Punkte mitnehmen.

Viele Grüße

Frank
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: Simone_JJ am 06.11.2017, 08:31 Uhr
Auch von mir ganz lieben Dank. Die Abwechslung zwischen Natur, großen und kleinen Städten und Südstaatenromantik fand ich auch ganz toll und würde am liebsten den Koffer packen und genau so hinterherfahren.  :winke:
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: Coach am 06.11.2017, 18:41 Uhr
Schöner Bericht, ich freue mich auch schon zumindest von Louisiana etwas zu sehen...
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: wolfi am 06.11.2017, 19:16 Uhr
Auch von mir nochmals herzlichen Dank, auch für die tollen Fotos - und nicht zuletzt für die erfrischenden Beschreibungen mancher Dinge.

Bei einigem kommt Wehmut auf - manche Eurer Stationen habe ich ja schon gesehen, aber eben nicht "alles". Aber Euer Bericht hat quasi dafür entschädigt.

Ist schon eine tolle "Ecke", der Südosten!
Titel: Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
Beitrag von: ziony am 07.11.2017, 00:02 Uhr
Danke fürs Mitnehmen  :clap: