Guten Abend,
Bin zwar spät an, aber hier die versprochene Fortsetzung... und übrigens schön daß doch einige mitlesen, wie es uns bei unserer ersten Südwesten-Erkundung ergangen ist. Zumal natürlich einige von Euren persönlichen Tipps in diese Reise eingegangen sind
4. Tag
01.09.2006Gegen 4:30 Uhr wache ich auf und kann nicht mehr einschlafen. Ich bin einfach zu aufgeregt und will auf keinen Fall den Sunrise verpassen. Um 5 Uhr nerve ich den Hasen solange, bis er genervt aufgibt. Allerdings nur um kurz rauszuschauen und mir zu erklären, dass es noch stockfinster ist und kein einziges Auto auf dem Weg Richtung Bryce ist
Na gut, ich warte noch bis 6 Uhr und bin dann nicht mehr aufzuhalten. Am Sunrise Point sind vielleicht 10 Leute und es ist bitterkalt (vielleicht 5 Grad) und wir sind froh über unsere teuer erkauften “Bryce-Canyon-Shirts“ aus dem General Store.
Natürlich lässt sich Frau Sonne bis fast 7 Uhr Zeit zum aufstehen. Dann ist es aber wirklich ein atemberaubender Anblick. Diese Farben sind einfach der Hammer. Ich kann kaum aufhören zu fotografieren. Auch schon vorher hab ich natürlich jede Phase des Sonnenaufgangs festgehalten. Da schauen tatsächlich mittlerweile vielleicht 30 erwachsene Menschen gebannt auf ein Schauspiel, das sich jeden Tag wiederholt. Eigentlich ein bißchen verrückt, aber so schön wie hier hab’ ich noch keinen Sonnenaufgang erlebt.
So viel Sunrise musste jetzt einfach sein (ist natürlich nur ein kleiner Auszug)
Ich kann mich kaum losreißen, aber natürlich verlangt der Körper jetzt vehement nach Koffein. Beim Rausfahren sehen wir wieder grasende Rehe *schöhöööön* Jetzt einen heißen Kaffee (leider keinen von Starbuck’s ist aber trinkbar) und ein süsses Frühstück, bestehend aus Butterhörnchen mit Cream Cheese und so was das aussieht wie unsere Apfeltaschen, aber gefüllt ist mit Blaubeeren. Sehr süß und sehr lecker.
Nach einer heißen Dusche will ich noch schnell gegenüber im Old Bryce (sehr schön nachgebautes(?) Westerndorf mit allerlei Souvenirläden) ein paar Ansichtskarten gekauft. Außerdem einen Weihnachts-Elch. Patrick verdreht nur die Augen
Dann um 10:30 Uhr wollen wir unsere restlichen Sachen einpacken und los Richtung Page. Leider geht der Zimmerschlüssel schon nicht mehr, obwohl Check-Out erst um 11 Uhr ist. Ich also zur Rezeption um den Schlüssel wieder freischalten zu lassen. Wieder nix *grummel* Jetzt laufe ich aber nicht mehr zur Rezeption, sondern lass mir vom Zimmermädchen wieder aufschließen. Koffer raus in den Ford und ab Richtung Page. Unterwegs sehen wir einen Auto-Friedhof der “besonderen” Art. Lauter US-Dreamcars die hier rostend auf ihr Ende warten. Patrick’s Kfz-Mechaniker-Herz blutet. Am liebsten würde er einige oder doch wenigstens eines mitnehmen. Schade, dass die Wagen hier so verrotten. Das Haus neben dem Grundstück sieht auch aus, als ob es ziemlich plötzlich verlassen wurde. Ich mutmaße, dass der alte Besitzer ohne Erben oder Verwandte gestorben ist und sich deshalb keiner verantwortlich fühlt.
Weil wir immer noch keinen Handy-Empfang haben, suchen wir jetzt erstmal eine Telefonzelle, in der wir mit der im Ruby’s Inn erstandenen Telefonkarte telefonieren können. Irgendwie hat das Telefon aber bloß einen “Schlitz” für Münzen und ich kann keinen Schacht für Karten erkennen. Im direkt daneben liegenden Souvenir-Laden erklärt mir die freundliche Dame dann die Handhabung der Telefonkarte. Geheimnummer freirubbeln und die angegebene Telefonnummer wählen. Dann den Anweisungen folgen. Oh Mann… wie blöd kann man eigentlich sein? Wer lesen kann, ist halt klar im Vorteil
In Kanab decken wir uns im Supermarkt noch mit Wasser und leckeren Sandwiches ein, nach deren Genuß wir noch mal duschen könnten (lecker belegt mit Käse, Schinken, Gurken, Tomaten, Salat, Zwiebeln und jeder Menge Mayo und Senf - mjam). An der Kreuzung der 89 mit der alten 89 entschließen wir uns für den längeren Weg, was aufgrund der vielen Ausflügler (incl. Bootsanhänger) am Labor Day Wochenende durchaus sinnvoll erscheint. Der Weg bis Jakob Lake gibt wieder Blicke frei auf eine unendliche scheinende Landschaft. Keine Häuser, keine Menschen, höchstens mal die berühmten Briefkästen am Wegesrand. Dann fahren wir meilenweit durch dichten Kiefernwald und ich denke schon “also das meint der ADAC mit sehenswerter Landschaft” (war in der Karte so vermerkt). Ich hab es kaum Patrick gegenüber ausgesprochen, da hört der Wald urplötzlich auf und unter uns liegt das Plateau der Vermillion Cliffs. Boah. Unglaublich, als hätte jemand eine Tür geöffnet und uns ins nächste Zimmer gebeten. Hier hat man gar nicht genug Augen für die sich abwechselnden Aussichten.
Unterwegs sehen wir riesige Steine, die wohl vom Berg gekullert sind. In einem war allem Anschein nach sogar mal eine Tankstelle untergebracht, als die Straße noch bedeutsam war. Weiter geht’s über die Navajo-Bridge und wir sehen zum ersten Mal den Colorado River im Marble Canyon. Es ist unser 4. Urlaubstag und wir haben schon sooooo viel gesehen. Ich werde ganz sentimental und könnte fast heulen.
Aber wir müssen weiter. Also über den Antelope-Pass gedüst. Immer wieder großartige Ausblicke über das Plateau. Bei dieser Fahrt stimmte sogar die Musik, wenn es denn überhaupt mal einen ordentlichen Radio-Empfang gab. Vom Bryce Richtung Mount Carmel Jct. Hören wir Country-Musik und warten drauf, dass “der Mann aus den Bergen” (der schon wieder) auftaucht. Unterwegs dann Nickelback und schließlich bei der Anfahrt auf Page Bon Jovi mit Can’t go home. Wir singen laut mit und sind einfach nur froh darüber so ein Glück zu haben, so was herrliches erleben zu dürfen. In Page kommen wir bei der Hotel-Suche zufällig zum Glen Canyon Dam und gehen ins Visitor Center. Dort sind wir beim Eintritt erstmal irritiert, dass es eine Kontrolle wie am Flughafen gibt. Aber die Amis haben eben große Angst vor einem Anschlag auf einen ihrer Dämme. Morgen wollen wir hier eine Führung mitmachen. Nach ein paar Fotos machen wir uns auf dem Weg zu unserem vorgebuchten Hotel.
Wir haben Glück… kaum haben wir eingecheckt und sind auf dem Zimmer regnet es plötzlich wie verrückt. Nachdem es aufgehört hat, machen wir uns gegen 17 Uhr auf den Weg zum Horseshoe Bend. Es ist immer noch trübe, was der Landschaft einen irgendwie irrationalen Touch gibt. Nach einer kurzen Wanderung erreichen wir ein Plateau aus ..na was wohl? Ja richtig.. Aus roten Steinen
Als dahinter der Horseshoe Bend auftaucht, bin ich einfach nur für einige Sekunden sprachlos. Diese Aussicht ist einfach unglaublich und durch das schlechte Wetter sind wir auch fast allein hier. In weiter Ferne zieht ein Gewitter vorbei und immer wieder zucken Blitze vom Himmel. Die Atmosphäre ist wirklich ein bißchen unheimlich, aber auch einfach nur grandios. Während ich oben am Rand stehe und der Wind ziemlich heftig weht, denke ich so bei mir “ein falscher Schritt und alles ist vorbei.. Aber wenigstens ne schöne Aussicht” Dann ist der Gedanke auch schon wieder weg.
Auf der Rückfahrt zum Hotel noch schnell zum Walmart. Wir brauchen wirklich eine neue SD-Karte für die Kamera. Na ja 39 $ für die 1GB-Karte geht noch. Danach sind wir hungrig und da mir nach “italienisch” ist, suchen wir nach der im Hotel empfohlenen Pizzeria. Aber im “Stromboli’s” ist alles voll und sieht auch nicht so wirklich einladend aus. Also dann eben Pizza-Hut. Nach gefühlten 3 Stunden Wartezeit und 1 Liter Pepsi verlassen wir leicht genervt den Laden. Im Hotel dann schnell das Bud mit Eis ins Handwaschbecken gelegt und die Pizza verschlungen. Lecker war sie trotzdem
Gefahrene Meilen 198
Kosten
Frühstück 9,02 $
Pizza-Hut 27,50 $
Fazit Romani: Von Sonnenaufgang bis zum atemberaubenden Blick auf den Horseshoe-Bend ein Mega-Tag nur getrübt durch die Pleite im Pizza-Hut. In den Vermillion Cliffs wartete ich nur auf den stolzen Indianer-Häuptling “kleiner Drache mit roter Feder” der mit seinemStamm oben auf dem Plateau auftaucht. Apropos Indianer… irgendwie hab ich fast keinen freundlichen oder lächelnden Indianer gesehen. Fehlen denen die Enzyme?
Fazit Patrick: Kann es noch eine Steigerung zu diesem Tag geben? Ich fand einfach alles nur überwältigend.
Jetzt wo ich das mit den Bildern hinkriege, werdet Ihr schier erschlagen
Spätestens Freitag gehts weiter.
Gute Nacht
Romani