So, es geht weiter – Part IIWir hatten die Wanderung als Tagestour geplant. So brauchten wir kein schweres Gepäck tragen und konnten damit die Eindrücke viel unbeschwerter auf uns wirken lassen. Natürlich mussten wir somit die Strecke zum Confluence (ca. 7 Meilen) auch am gleichen Tag wieder zurückgehen. Da wir nicht hetzen und den Canyon wieder voll genießen wollten, planten wir für die Tour einen ganzen langen Tag ein. Wir legten auch eine Umkehrzeit fest, damit wir noch halbwegs im Hellen oder zumindest in der Abenddämmerung zurück am Zelt wären. Stirnlampen haben wir immer dabei; man kann ja nie wissen… Nach dem Regen rechneten wir mit einigen Beschwerlichkeiten beim Wandern, so dass wir unser Ziel, den Confluence, vielleicht nicht erreichen würden. Vielleicht würden wir aber auch so viel Zeit mit Gucken und Genießen verbringen, dass wir es nicht bis zum Ziel schafften. Da war so ein bisschen Selbstdisziplin in Form einer Umkehrzeit schon ganz hilfreich.
In Anbetracht der zu erwartenden langen Wanderzeit hätten wir natürlich mit dem Sonnenaufgang aufbrechen sollen, aber bei morgendlichen Temperaturen von etwa 7°C hatte der Schlafsack doch recht starke Argumente
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Wir wollten doch wenigstens in der Sonne frühstücken bevor wir den ganzen Tag „Wasserwandern“ würden. Und der Gedanke ohne wärmende Sonnenstrahlen in die „Fluten einzutauchen“ behagte unserem inneren Schweinhund auch nicht. So begann unser Trip nicht ganz so früh am Morgen.
Am Klohäuschen noch mal Bill von der BLM-Station abgepasst, zwecks Wettercheck, und los konnte es gehen.
Eins war uns wie gesagt klar, wir würden großteils durch Wasser und auch durch viel Matsch laufen müssen. Also gab es als Schuhwerk wieder die bewährten Treckingsandalen mit dicken Wandersocken inside. Eine gute Entscheidung! Ansonsten halt die übliche Ausstattung für einen Dayhike und los ging es via „Hiking Route in River Bed“. Ehrlicherweise müssen wir gestehen, dass anfangs ein Trampelpfad neben dem Flussbett verläuft, den wir auch genutzt haben, um die ersten paar 100 m trockenen Fußes zurückzulegen. Aber dann mussten wir ab ins Wasser… wir haben uns erst etwas geziert … war aber dann gar nicht so schlimm, d.h. nicht so kalt, nicht so tief und nicht zu stark strömend
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Hier noch mal ein Blick zurück:
Langsam begann das Tal sich zu verengen und den Charakter eines Canyons mit steilen Seitenwänden anzunehmen. Viel Treibgut aus herausgerissenen Bäumen und Sträuchern hat sich an Ufern und Kiesbänken abgelagert. Ein schönes Materiallager, um zwei überaus nützliche Wanderstöcke für den Tag zu gewinnen.
Beim Waten durchs Wasser ist so ein Stock doch sehr hilfreich – er bietet Halt und man kann damit hervorragend die Wassertiefe ertasten, denn zu sehen war in dem sedimenthaltigen Wasser natürlich nichts. Außerdem hatten sich die Sandbänke und Uferbereiche des Flusses in heimtückische Schlick-Rutschbahnen verwandelt und ein zig-faches Betreten dieser Flächen war unvermeidbar.
Da war man für den Unterstützung durch einen Stock sehr dankbar.
Sehr schöne Auswaschungen in den Uferfelsen sind bereits auf den ersten Meilen zu sehen
Wir passierten bei einer nochmaligen Erweiterung des Canyons die spektakulären „Paria-Rapids“, die in Wirklichkeit nur so 1 bis 2 Feet Höhe aufweisen, je nach Feetgröße
Auf den Sandbänken dieser Erweiterung wäre es noch mal möglich, flutsicher zu Zelten. Für die große Backpacking-Tour lohnt sich das hier aber noch nicht!
Weiter drangen wir nun in den sich immer mehr verengenden Canyon ein. Bis zum Beginn der eigentlichen Narrow-Sektion waren wir schon etwa 1 Stunde unterwegs.
Bald ist der Paria gezwungen, sich in enger werdenden Windungen einen Weg tief durch den wunderschön farbigen Sandstein des Paria-Plateaus zu fräsen. Die Wanderung wurde trotz Tendenz zur Mittagszeit viel schattiger und wohltemperiert
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Der Canyon nahm uns mit seiner Stimmung gefangen.
Wir gingen viel auf den seitlichen Kiesbänken, doch in jeder Windung musste die Flussseite gewechselt werden. Der oben erwähnte Schlamm erwies sich doch als recht heimtückisch, aber echte Probleme hatten wir damit nicht.
Engstellen, an denen der Fluss kein begehbares Ufer mehr aufweist, waren am Anfang seltener, nahmen aber mit der Zeit zu. Dann ging es also nur noch durch das Flussbett vorwärts, aber darauf waren wir ja eingerichtet. An den tiefsten Stellen reichte das Wasser vereinzelt bis über die Knie, also nicht wirklich problematisch.
An manchen Engstellen konnte man inzwischen gut erkennen, wo der Pegel der letzten Flut verlaufen war, dabei ist es hier noch nicht mal am Engsten
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Die hohen Canyonwände verbreiteten keinesfalls ein bedrückendes Gefühl. In warmen Farben mit vielen angeleuchteten Highlights beeindruckten sie nach jeder Kurve mit ihrer Pracht und Vielfalt.
Hier wehrt sich seit Millionen von Jahren ein riesiger Pfeiler gegen die Übermacht der Erosion des Flusses.
Und es wurde immer tiefer und enger . . . . .
Eine Aufweitung des Spaltes gelingt ab und zu nur noch in Form einer “Subway” – sehr beeindruckend.
Der Slot wurde seinem Namen nun völlig gerecht. Im Wasser vor uns spiegelte sich der schmale Lichtspalt, der weit über uns zu sehen war. So bekamen wir keine Genickstarre vom ständigen Aufschauen mehr und hatten trotzdem alles im Blick.
Unsere geplante Umkehrzeit war eigentlich schon überschritten, aber wir konnten einfach nicht umkehren. Gleich, gleich mussten wir doch da sein … bestimmt hinter der nächsten Kurve … nein, hinter der nächsten Kurve … o.k., eine Kurve bestimmt bloß noch … so viel zur Selbstdisziplin
Dann steigerte sich die Enge zum großen Finale …
. . . und plötzlich und endlich waren wir da – der Confluence war erreicht. Rotbraunes Wasser aus dem Buckskin Gulch mischte sich in das hellgraue Wasser des Paria River.
Der Spalt über uns wurde zum “Y”
Hier waren wir schon, damals, bei unserer großen Durchquerung.
Wir konnten es uns trotz fortgeschrittener Zeit nicht verkneifen, noch ein Stückchen in den Arm des Buckskin Gulch hineinzulaufen. Denn unweit von hier, bei den grünen Bäumen im Bild, ist ein Canyonstück, das wir als besonders schön in Erinnerung haben und die Erinnerung hatte Recht. Grünes Laubwerk vor rot-orangem Felsenhintergrund, dazu der braun bis grau glänzende Canyonboden mit einem strahlend blauen Himmelsband im Zenit. Wir waren wirklich gerührt …
Doch nun mussten wir wirklich zurück – und das auch noch bergauf
Es war doch merklich kühler geworden und das Waten durch Wasser und Schlamm fiel auf dem Rückweg deutlich schwerer. Die wundersame Welt des Canyons spulte sich nun noch einmal rückwärts ab;
… von dem tiefen Spalt…
… über verschlungene Flusswindungen zwischen beeindruckenden Felswänden…
… vorbei an vielerlei sonstigen Gesteinsformationen…
… bis der Canyon sich langsam wieder weitet…
… zum normalen Flusstal wurde und uns kurz vor Sonnenuntergang bei White House wieder in unser Camp entließ.