Oh, das freut mich aber, dass ich die Tour gleich in netter Gesellschaft beginne. Und den Platz neben der Kühlbox darfst du natürlich gerne haben - in etwa zehn Tagen kommen da aber noch zwei Kartons voller Steine dazu, die musst du dann auf den Schoß nehmen. Aber jetzt geht es erst mal los:
Sonntag, 9. September 2007Am Freitag wurde auf der Arbeit noch mal ordentlich rangeklotzt, am Samstag haben wir gepackt. Und heute, am frühen Sonntagmorgen, wird mir beim Blick auf unser Gepäck schon schlecht. Nein, ich nehme nur einen Koffer mit, hat mein Freund noch am Samstagabend verkündet. Und falls ich doch eine zweite Tasche mitnehme, dann bloß die kleine. Auf keinen Fall die große Trolley-Tasche.
Na ja, es ist dann natürlich doch die große Trolley-Tasche geworden, und weil ich auch einen Koffer und eine große Tasche dabei habe, und mein Freund sich pünktlich vier Wochen vorm Urlaub zu einer ungeplanten Bandscheiben-OP begeben hatte und nicht schwer heben darf, sehe ich mich schon unter 80 kg Gepäck zusammenbrechen.
Aber egal, jetzt geht es los. Mit dem Auto zum Bahnhof, mit dem Zug nach Frankfurt und dort mit dem Gepäckwagen ins Terminal 2 zum Delta-Schalter. Schnell noch die letzten Kofferanhänger geschrieben, dann wird es zum ersten mal ernst: Die energische Dame hinterm Schalter wechselt angesichts unserer vorreservierten Plätze am Notausgang mal eben die Sprache und testet unsere Englisch-Kenntnisse. Wir beantworten alles mit einem nachdrücklich „Yes", darunter auch die Bemerkung: „So your English is perfect?" „Yes!"
Um halb elf sollen wir zur Sicherheitskontrolle, der Flug geht um halb zwölf. Also spazieren wir noch mal hoch zu McDoof, wie es die Tradition bei unseren Urlaubsflügen verlangt, essen den letzten heimischen Burger (wer weiß, was man in den USA zu essen kriegt!) und sehen den Flugzeugen bei der Landung zu. Und weil im Terminal 2 eh nichts los ist, stehen wir schon um kurz nach zehn bei der Sicherheitskontrolle an. Nicht zu früh, denn die Schlangen sind lang, es geht nur stockend vorwärts und hinter dem Duty-Free-Bereich erwartet uns noch eine zweite Kontrolle, bei der ich so gründlich abgetastet werde wie noch nie in meinem Leben. Als wir das Gate erreichen, hat das Boarding schon begonnen. Die Mitarbeiterin am Gate schimpft noch ein bißchen über ihre Kollegin am Schalter, weil sie irgendwelche Aufkleber nicht dorthin geklebt hat, wo sie hingehören, wir marschieren ins Flugzeug und sind angenehm überrascht, wie viel mehr Platz die Reihe am Notausgang tatsächlich bietet.
Nachdem uns letztendlich vier (!) Stewardessen über unsere besonderen Pflichten informiert haben, starten wir. Der Flug ist ruhig, das Essen in Ordnung, wer mag, bekommt noch einen Wein dazu, und die anderen Getränke gibt es problemlos auch ohne Unmengen Eis. Ohne irgendwelche Vorkommnisse erreichen wir Atlanta und landen dort erheblich früher als erwartet. Die Wartezeit bei der Immigration ist kurz, das Gespräch mit dem Officer ganz locker, aber dann müssen wir beide noch zur Sonderkontrolle abbiegen, weil wir Vollkornbrot mitgenommen haben und bei der Frage nach der Einfuhr von Lebensmitteln wahrheitsgemäß unsere Kreuzchen bei „Ja" gemacht haben. Die Kontrolle verläuft merkwürdig: Das gesamte Gepäck wird durchleuchtet, dann fragt man uns, was wir dabei haben, und dann dürfen wir weiter, ohne dass sich jemand die Taschen und Koffer von innen anschaut. Also schnell das Gepäck aufs nächste Band, auf Socken durch die Sicherheitskontrolle und mit dem Shuttle zum Abfluggate. Und weil wir so schön früh gelandet sind, dürfen wir jetzt auch schön lange bis zum Weiterflug nach Las Vegas warten. Dort sitzen wir leider auf „normalen" Plätzen und fühlen uns wie in der Sardinenbüchse. Aber es sind ja nur noch vier Stunden, und um halb zehn Ortszeit sehen wir im Flughafen Las Vegas die ersten Spielautomaten.
Mittlerweile fühle ich mich schon leicht komatös, aber als wir unser Gepäck in den Shuttlebus zu den Mietwagen gewuchtet haben, ist mein Kreislauf wieder in Schwung. Die Anmietung bei Alamo funktioniert problemlos, den Versuch, uns irgendeine „medical assistance" anzudrehen wehren wir ab und suchen uns dann unter den Fullsize-Autos einen knallroten Pontiac Grand Prix aus. Aber erst nach einem Blick in den Kofferraum. Und der ist zum Glück problemlos in der Lage, unseren Hausrat aufzunehmen.
Bei den ersten Fahrversuchen mit Automatik legt mein Freund dann gleich eine Vollbremsung hin, bei der wir nach vorne in die Gurte fliegen. Und das noch auf dem Parkdeck, etwa zwanzig Meter vor dem Mann im Glaskasten an der Schranke. Der schaut uns dann auch ganz fasziniert zu, als wir die Vollbremsungen Nummer 2 und 3 vollführen. Mein Freund ist ratlos, warum macht das Auto bloß sowas? Dann die Erkenntnis: Er hat versucht, mit beiden Füßen zu fahren, und der energische linke Kupplungsfuß ist ein zartes Antippen des Bremspedals nicht gewöhnt. Also wird der linke Fuß weggepackt, und plötzlich funktioniert's. Der Mann an der Schranke schaut zwar noch etwas skeptisch, aber nach einem Blick in den Führerschein lässt er uns dann doch ziehen.
Auf dem Weg zum vorgebuchten Motel6 verfahren wir uns leider schon kurz hinter dem Parkdeck und testen erst mal die drei falschen Himmelsrichtungen aus, bevor wir uns endlich auf dem Las Vegas Boulevard wiederfinden. Da sind sie also, die berühmten Hotels. Ganz besonders schauen wir nach dem MGM, denn dort werden wir am Ende des Urlaubs noch drei Nächte verbringen. Jetzt biegen wir aber erst mal zum Motel6 ab, nehmen ein Zimmer im First Floor und parken rückwärts vor unserer Zimmertür ein. So sind es nur noch ein paar Meter, die unser Gepäck heute noch zurücklegen muss.
Und plötzlich ist die bleierne Müdigkeit weg. Wir sind endlich in Las Vegas und wollen wenigstens noch eine kleine Runde drehen. So spazieren wir wieder zum Strip, machen einen Bummel am Excalibur vorbei, schauen uns schon mal das Lion Habitat im MGM an und greifen zum Handy, um die Lieben daheim, die schon längst wieder aufgestanden sind, über unsere glückliche Ankunft zu informieren.
Irgendwann nach Mitternacht fallen wir dann ins Bett. Morgen beginnt unsere Tour.