19. September 2007Wir starten gegen Mittag vom Crystal Creek Campground und fahren auf der 133 nach Süden, bevor es zum Pass hoch geht, biegen wir links nach Marble ab. Kurz nach Marble und auf dem Abzweig Richtung Crystal weist uns ein Schild darauf hin, dass die eigentliche Straße 314 wegen Bauarbeiten gesperrt und nur die 315 nach Crystal befahrbar ist und diese "only for 4 WD" and "severe" sei. Dass die Gravelroad es in sich hat, haben wir aus Laurent Martres Buch, doch bezieht sich die Wegbeschreibung auf die gesperrte Variante, die gesamt 5.5 Meilen beträgt, wovon 4 Meilen "non technical", dafür aber "extremely rocky road" ist. Da wir nicht davon ausgehen, dass die 315er Wegvariante viel schlimmer ist, fahren wir los und lassen uns da auf etwas ein, was wir - hätten wir es vorher gewusst - so sicherlich nicht gemacht hätten. Aber hinterher ist man immer schlauer.
Die erste Meile ist schon mehr als heftig und von Weg kann hier kaum mehr die Rede sein; die Strecke ist völlig von den letzten und vorvorletzten Regenfällen zerfurcht und Geröll und große Steine liegen wild verstreut oder stecken mitten in der Spur - zudem ist die Strecke schon zu Beginn sehr steil. Wir sind ja Einiges gewöhnt, doch das hat es in sich. Erst später stellt sich heraus, dass die Umleitungsstrecke (FR 315 Lost Creek Trail to Lead King Basin) fast doppelt so lang als die von L. Martres beschriebene (FR 314 Crystal Creek Road) ist. Es geht steil in engen Kehren nach oben, manchmal bleibt gerade noch eine Reifenbreite zum Abgrund und es kommen uns immer wieder Fahrzeuge entgegen.
Lost Creek Trail
Lead King Basin mit Arkansas Mountain
Arkansas Mountain
Als wir endlich den Lost Creek Trail hinter uns gebracht haben und aus dem Wald raus kommen, entlohnt der weite Blick über das Lead King Basin, mit Arkansas Mountain und Maroon Peak von hinten. Dann geht es aber in genauso engen Serpentinen wieder hinab. Ein Creek muss durchquert werden, aber der Untergrund ist felsig und macht kein Problem. Bei Meile 8 geht es über ein Geröllfeld, der Hang rutscht wohl immer wieder ab und begräbt den Weg unter sich, er ist zwar geräumt, aber es geht nur über Geröll weiter und wieder in den Wald, wo es nochmal eine Spur heftiger wird. Hier erwartet uns eine Herausforderung, die wir dann aber - knapp einen Kilometer Luftlinie vom Ziel entfernt sein lassen, das Auto abstellen und uns die letzten Meter zu Fuß aufmachen. Selbst zum Laufen ist der Weg nicht easy; bei jedem Schritt muss man sich auf den Weg konzentrieren, um sich bei dem mit mehr als groben und großen Steinen durchsetzten Weg nicht den Fuß zu vertreten. 20 Minuten später - es geht bergab - erreichen wir den Ort Crystal, der 1880 als Silberminen Camp entstand und eigentlich Crystal City heißt.
Geröllfeld
Schluss mit lustig
Der Name rührt von dem Kristallähnlichen Quartz, den man entlang des Creek entdeckt hatte. Der Weg von Crested Butte nach Crystal via Schofield Pass war seit jeher anstrengend und beschwerlich. Der ungwegsame Trail machte es unmöglich, etwas nach oder aus Crystal zu transportieren. Letztendlich wurde ein Weg errichtet, der Crystal mit Carbondale verband. Etwa um 1885 zählte Crystal 500 Einwohner. Auch hier wurde eine Zeitung gedruckt, es gab einen General Store, etliche Wohnhäuser, einige Saloons und den Crystal Club, der den Männern vorbehalten war. Das Gebäude ist bis heute erhalten geblieben. Die Lead King war die Hauptmine der Region und förderte bis ins Jahr 1913. Silber aus der Black Queen Mine wurde im Jahr 1893 auf der Chicagoer Weltausstellung präsentiert. Crystal überlebte den Silver Crash im Jahr 1893, da neben Gold und Silber auch Kupfer, Blei und Zink gefördert wurde. Die Crystal Mill, die zur Stromerzeugung diente, ist noch gut erhalten und thront auf einem Felsvorsprung direkt am Wasserfall.Crystal Mill
Wir habe es doch tatsächlich geschafft und sind erst mal glücklich überhaupt soweit gekommen zu sein und machen jede Menge Fotos. Schließlich müssen wir uns an den anstrengenden Aufstieg aufmachen. Um 17.00 h sind wir wieder am Auto und löschen erst mal unseren Durst. Als wir gut eine Stunde später wieder im Tal in Marble ankommen schicke ich einen Dank nach oben, dass wir wohlbehalten, ohne platten Reifen oder sonstige Verluste wieder Teer unter den Rädern haben. Zum Abendessen geht es ein letztes Mal nach Carbondale in den Red Rock Diner und danach zum Campground. Die Nacht scheint heute nicht ganz so kalt zu werden wie gestern. Was für ein langer, ereignisreicher und eindrucksvoller Tag! (Wir waren bereits um 6:00 Uhr früh bei den Marron Bells)
Maroon Bells von hinten
Maroon Bells (gehört nicht zu dieser Tour)
Crystal Creek Campground
Wir haben uns erst hinterher über den Trail ins Lead King Basin erkundigt und dann erschreckt festgestellt, dass dieser mit einer 5 bewertet wird. Nun waren die Schwierigkeiten, die wir zu überwinden hatten, klar. Denn einen 5er Trail hätten wir bestimmt nicht in Angriff genommen, aber wie wir gelernt haben, ist auch das zu meistern. Das schwierigste Stück, das glücklicherweise am Ende liegt, haben wir jedoch nur zu Fuß zurück gelegt. Zu empfehlen ist der ganze Trail, meines erachtens nicht. Wir werden dieses Jahr vermutlich nochmal nach Crystal fahren, aber nur auf dem normalen Weg, falls er wieder geöffnet ist.
Der privat geführte Campground an der 133 südlich von Carbondale können wir zum übernachten empfehlen. Es gibt auch eingerichtete Cabins dort. Die Campsites liegen direkt am Fluss und es gibt warme Duschen inklusive.