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Autor Thema: Winter im Südwesten - 4 Wochen NV, AR, UT, CO, NM, CA - Dezember 07/Januar 08  (Gelesen 44223 mal)

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Gipsy

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Hallo,

Nachdem ich sehr lange als Gast mitgelesen und ganz viele Informationen für meinen Trip im Winter gefunden hatte, wollte ich auch mal etwas zurückgeben. Deshalb will ich jetzt von der Reise berichten, die mit Hilfe der super Informationen, die ich hier gefunden hatte, ein unvergeßliches Erlebnis wurde.

Der Reisetermin war vom 15. Dezember 2007 bis 11. Januar 2008, also in der kalten Jahreszeit. Und dabei mag ich gar keinen Schnee und versuche, dieser kalten Masse so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Deshalb war die geplante Route ein Kompromis aus Gegenden, die zwar kalt sind, ich aber unbedingt besuchen mußte und der Wärme Süd-Arizonas und Südkaliforniens, die ich auch noch mitnehmen wollte. Und so entstand folgende Route:
Las Vegas - Valley of Fire - Death Valley - Grand Canyon - Page - Moab - Mesa Verde - Sante Fe - Albuquerque - White Sands - Carlsbad Caverns - Canyon de Chelly - Petrified Forest - Sedona - Tuscon - Organ Pipe - Yuma - Joshua Tree - Las Vegas

Daß es sich dabei um eine Mammuttour handelt, von der jeder abraten würde, war mir klar. Und ich konnte diese Tour auch fast genau wie geplant durchziehen. Nur einmal mußte ich wetterbedingt umplanen und später wollte ich noch etwas länger an einem bestimmten Ort bleiben. Aber dazu komme ich noch im Laufe des Berichts.

Weil ich ja ganz neu hier bin und noch niemand etwas über mich weiß, hier ein paar kurze Informationen zu meiner Person:
weilblich, Ende 40, allein unterwegs mit einem Mietwagen, Übernachtung in Motels, recht ordentliche Kenntnisse der englischen Sprache

Habt Ihr Lust, mehr über mich und diese Tour zu erfahren?

Bis später

Gipsy
Bis später
Gipsy

Susan26

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Klingt gut - ich bin dabei  :D
Susan
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Gipsy

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Da hat ja schon jemand geantwortet. So macht das doch Spaß.

Bis später
Gipsy

Gipsy

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Die Planung

Irgendwann so Ende Juni, Anfang Juli 2007 kam die Frage nach meinem Jahresurlaub auf. Wann und wohin?
Das Wohin war ganz schnell klar: Ich habe Bekannte in Las Vegas, bei denen ich im Frühjahr 2004 war. Damals hatten wir eine kleine Tour nach Arizona und einen Ausflug ins Valley of Fire unternommen und seither rufen die roten Steine, Saguaros und Joshua Trees nach mir. Dieses Jahr war der Ruf so laut, dass ich ihn wirklich nicht mehr überhören konnte. Somit war das Ziel klar: Amerikas Südwesten
Nur der Zeitpunkt war nicht so einfach festzulegen. Nach einigen Diskussionen mit Kollegen kamen wir zu dem Schluss, dass Mitte Dezember bis Mitte Januar terminlich wohl am Besten passen würde. Hat es dann am Ende natürlich nicht, aber es ging trotzdem. Ich musste halt vor dem Urlaub einiges vorarbeiten und nach dem Urlaub gleich wieder voll ran, so dass ich erst jetzt zur Nachbereitung komme. Aber zurück zur Planung.

Als jetzt feststand, dass ich erst im Winter zu den roten Steinen konnte, und ich Schnee aber überhaupt nicht mag (auch nicht hier in Deutschland), war natürlich eine besonders sorgfältige Planung erforderlich.
Aber zuerst suchte ich einen Flug, so dass ich den genauen Urlaubstermin bei der Arbeit festmachen konnte. Und Delta bot da einen passenden Flug an von Stuttgart über Atlanta nach Las Vegas. Für den Rückweg suchte ich mir eine Verbindung, bei der ich näher an der Ostküste der USA umsteigen konnte. Ich fliege nämlich überhaupt nicht gerne und schon gar nicht nachts. Da werde ich nach ungefähr 6 Stunden ganz nervös und hätte am liebsten einen Fallschirm. Also ging der Rückflug mit dem Delta-Partner Air France von Las Vegas über New York und Paris nach Stuttgart.

Nachdem der Flug gebucht war, machte ich mich an die Route. Dazu durchstöberte ich auf den Seiten des National Park Services sämtliche Nationalparks in den fraglichen Staaten im Hinblick auf 2 Fragen: Interessiert er mich? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für Schnee? Brice und damit auch Zion sind an der zweiten Frage gescheitert. Aber so habe ich schon einen Grund, mal im Frühjahr oder im Herbst wieder in den Südwesten zu kommen. Alle Parks und National Monuments, die übrig blieben, wurden in Google Earth mit Pins markiert.
Dann kam dasselbe Spiel mit den Stateparks und sonstigen interessanten Orten, die ich unter anderem hier bei den Highlights und Reiseberichten fand.
Am Ende hatte ich genug Pins für mindestens 2 Monate, und damit auch genug Alternativziele, falls ich die Route würde ändern müssen.

Da ich allein fahren würde, war schnell klar, dass ein Autonavigationsgerät ganz brauchbar sein würde. Also kaufte ich die USA-Karte für den TomTom One meiner Tochter, den ich mir ausleihen würde. Und dann stellte ich im Lauf der nächsten Monate eine ziemlich genaue Route für den TomTom zusammen.

Und dann konnte es endlich losgehen mit dem Zusammenstellen der Unterlagen und der Technik, die mitmussten:
An Technik und Unterlagen mussten mit:
  • Ein Ordner mit Klarsichthüllen für jeden Tag, in die ich zu Hause bereits Internetausdrucke schob und dann während der Tour alle Eintrittskarten, Parkpläne, Kassenzettel, Kreditkartenquittungen usw. des Tages.
  • Der Laptop meiner Tochter, damit ich genug Speicherplatz für die vielen Fotos haben würde und auch mein Tagebuch gleich schreiben konnte.
  • Die Digikamera meiner Tochter, für die ich noch ein kleines Stativ, einen Gorillapod, gekauft habe.
  • Die Wanderstiefel meiner Tochter (wir haben dieselbe Schuhgröße und benutzen selten gebrauchte Schuhe wie Wanderstiefel beide).
  • Das amerikanische Ladegerät für Akkus.
  • Ein Spannungswandler von 110 V auf 220 V für das Ladegerät meines Triband-Handys und meines Nintendo DS, der auch mitmusste.
  • Ein Spannungswandler von 12 V (Zigarettenanzünder) auf 110 V, damit ich notfalls den Laptop oder das Handy während der Fahrt etwas aufladen konnte.

So ausgerüstet, konnte der Urlaub dann endlich beginnen.
Am 14.12.2007 war es endlich so weit: Der erste Urlaubstag, den ich mit Kofferpacken begann. Dann fuhr ich mit dem Zug nach Stuttgart zu meiner Tochter, bei der ich die Nacht vor dem Flug verbrachte. Dort mußte ich bereits das erste Mal umpacken. Ich hatte nämlich einige Sachen für sie im Gepäck und tauschte diese dann gegen die Wanderstiefel und die Kamera. Und dann war es endlich soweit: Ich sollte nach Las Vegas fliegen.

Und davon erzähle ich später.

Gipsy
Bis später
Gipsy

Gipsy

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Der folgende Bericht ist ein Tagebuch, das ich bereits während der Reise geschrieben habe.


Der Flug oder Warum können wir immer noch nicht gebeamt werden?

Samstag, 15.12.2007

Was kann man zu einem Flug schon sagen. Fliegen ist halt ein notwendiges Übel, wenn man von A nach B möchte und A und B einige tausend Kilometer auseinanderliegen – und dann vielleicht auch noch ein großer Teich zwischen A und B liegt.

Begonnen hat das Ganze kurz vor 9 in Stuttgart (A) mit dem üblichen Sicherheitsgespräch, dem man sich schon seit einer Ewigkeit unterziehen muss. Da wird dann gefragt, warum man nach Amerika will, wer den Koffer gepackt hat, ob der Koffer danach unbeaufsichtigt war, ob man von jemand anderem etwas zum Transport nach Amerika mitbekommen hat, welche technischen Gegenstände man mitführt, wem die gehören (natürlich alle mir), ob die kürzlich zur Reparatur waren und noch weitere nette Fragen in diesem Stil. Wenn man diesen Test bestanden hat kann man endlich einchecken und die Koffer loswerden.

Danach geht es zum Sicherheitscheck, der jetzt für alle Fluggesellschaften so gut ist, so daß die Amerikaner keinen zusätzlichen mehr brauchen. Früher war die erste Sicherheitskontrolle ja eher ein Witz und bei der zweiten (nur für Flüge nach Amerika) wurde immer das ganze Handgepäck durchwühlt. Jetzt wird schon bei der ersten alles durchwühlt und man muss nur noch einmal in der Schlange stehen.

Irgendwie wollten heute wohl nicht so viele Leute fliegen (oder sie waren alle später da), so daß das Einchecken und die Handgepäckkontrolle viel scheller durch waren als ich eigentlich erwartet hatte. Also durfte ich am Gate noch fast eine Stunde warten bis wir endlich in den Flieger durften. Der Flieger, eine Boeing 767, war fast voll. Ich sah nur 2 oder 3 freie Plätze in der Holzklasse. Für Inseat-Entertainment war der Flieger natürlich auch schon zu alt, so daß zur Unterhaltung nur noch Fotografieren und mein neuer Nintendo übrigblieben, da ich auf Filme schauen im lauten Flugzeug absolut keine Lust hatte.

Die 10 Stunden 40 Minuten Flugzeit nach Atlanta zogen sich wie Kaugummi. Zu fotografieren gab es meist nur eine geschlossene Wolkendecke, die aber über Neufundland/Labrador plötzlich weg war.
   
Sie kam dann aber wieder und brachte auch noch gratis Turbulenzen mit, die sich vor allem beim Überqueren der Ostküste in Höhe von Maine und New Hampshire unbedingt zeigen mussten und dann auch noch besonders heftig bei der Landung in Atlanta. Dort war es zwar warm (4 Uhr Ortszeit 17° C), aber es regnete heftig mit starken Böen.
   

Nachdem es ja im Flugzeug keine große Unterhaltung gab und die Unterhaltung draußen unter dichten Wolken begraben war, gab es nur noch die reichlich ausgeschenkten alkoholfreien Getränke und das Essen als Abwechslung. Ich hab schon sehr viel besser gegessen als bei diesem Flug. Als die Langeweile dann wieder fast unerträglich wurde, gab es für jeden einen kleinem Becher Eis und etwa eine Stunde vor der Landung in Atlanta wurde zwischen den Turbulenzen noch eine warme Pizza (mit der Pappverpackung mikrowellentauglich!) gereicht.

Durch die Turbulenzen war die angekündigte Flugzeitverkürzung natürlich nicht zu machen. Wir hatten am Ende sogar etwa 15 Minuten Verspätung

Die Immigration in Atlanta war sehr schnell. Ich war nach 30 Minuten durch und konnte meine Koffer vom Band aufsammeln, durch den Zoll (gar keine Schlange) bringen und wieder aufgeben (wieder keine Schlange). Nur die erneute Handgepäckkontrolle führte zu einiger Verzögerung. Die wollten in Atlanta nicht nur, daß Laptops ausgepackt und in eine Plastikwanne gelegt werden (wie z.B. in Stuttgart). Nein, alle technischen Geräte müssen ohne Umverpackung in die Plastikwanne, ebenso wie die Schuhe (die man in Stuttgart generell anbehalten durfte). Wieso schauen die Leute denn so erstaunt, wenn ich meine ganze Technik in der Wanne verstaue. Haben die noch nie festgestellt, daß man für fast alles ein eigenes Ladegerät braucht und sich die Kabel immer so schön verheddern, daß man entweder alles oder gar nichts auspacken kann? Es gibt halt Kabelsalat und ein großes Knäuel, wenn man auf Kabelbinder verzichtet und dafür einfach alles so im Rucksack verstaut.

In Atlanta war dann natürlich viel zu viel Zeit übrig, so daß ich noch gut 1 Stunde irgendwie totschlagen musste. Zum Glück fiel mir noch rechtzeitig ein, daß es bei inneramerikanischen Flügen kein richtiges Essen sondern nur noch Snacks (ein paar wenige Erdnüsse, ein paar Rosinen, ein Keks) gibt. Also noch schnell was zum Essen organisiert und gefunden habe ich ein Phillychesestead-Sandwich, das wesentlich besser war als das Flugzeugessen.

Irgendwie war heute der Tag der Verspätungen. Der Flieger, mit dem ich nach Las Vegas sollte, kam aus Florida und war erst da, als wir bereits hätten einsteigen sollen. Aber stattdessen durfte die Putzkolonne rein. Auch das Einladen des Gepäcks nahm so viel Zeit in Anspruch, dass wir mit 45 Minuten Verspätung abhoben. Davon konnten wir wenigstens wieder 25 Minuten aufholen. Und der Flieger war halb leer, so daß fast jeder 2 Plätze beanspruchen konnte. Trotzdem wusste ich kaum noch, wie ich sitzen sollte und fragte mich ernsthaft, ob die schon Mitte der 60iger von der Enterprise erfundene Beam-Technologie noch immer nicht für den täglichen Gebrauch bereit ist.

In Las Vegas (endlich in Punkt B angekommen), wollte ich nur noch mit dem Shuttle zum Hotel und schlafen. Immerhin war es 23 Uhr Ortszeit, was 8 Uhr morgens in Deutschland bedeutet. Und außer wenigen Minuten dösen war nichts mit Schlafen zu wollen (das Flugzeug könnte ja abstürzen, ohne daß ich es von Anfang an mitbekomme).

Das Zimmer im Circus Circus war eines der Zimmer im Motelstil, was den Vorteil hatte, dass ich nicht durch das Casino musste. Es war groß, sauber und hatte ein großes Bett, eine Sitzecke und natürlich ein Bad mit Badewanne und Duschkopf. Und die Dusche hat auch nach nur kurzem Verweigern herrliches, warmes, leider leicht nach Chlor riechendes Wasser ausgespuckt. Nur warum man die Temperatur über die Wassermenge regeln muss, leuchtet mir nicht ganz ein: je weiter man das Wasser aufdreht desto wärmer wird es.

Morgen hole ich mir am Dollar-Rent-A-Car-Schalter im Circus Circus mein Auto ab und ziehe dann um in das Orleans.

Bis später
Gipsy

Crimson Tide

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Hallo Gipsy!

Da kommen wir natürlich mit!  :lol:

Der lange Flug ...jaja.... :lol:...das hilft nix! Da muß man durch!  Beamen ist nicht.... :zuck: :mrgreen:

Und die Geheimnisse der verschiedenen Dusch-bzw-Badewannen-Hähne....die werden mir auch immer ein Rätsel bleiben!  :lol:

L.G. Monika

Gipsy

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Hallo Crimson Tide!

Und noch ein Mitfahrer!  :lol: :lol:

Für meinen Chef und meine Kollegen hat der lange Flug einen ganz großen Vorteil: Ich will nicht jedes Jahr nach Amerika und beantrage deshalb nicht jedes Jahr 4 Wochen Urlaub am Stück. Aber ab und zu muss es einfach mal wieder sein.

Morgen geht es weiter. Da machen wir Las Vegas unsicher – auf 4 Rädern.
Bis später
Gipsy

knutshome

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Hallo Gipsy,

auch ich steig noch in dein Auto mit ein und freu mich schon auf den weiteren Verlauf
deiner Reise.
Hört sich alles sehr vielversprechend an.

Viele Grüsse
Carmen

Willi

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Hi Gipsy,

Besonders groß scheint das Auto zwar nicht zu sein aber irgendwo paß ich da noch mit rein.

Bin auch dabei  :)

Gipsy

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So, es geht weiter.

Gebucht war wirklich ein ganz kleines Auto bei Dollar, bekommen habe ich genug Platz für einige Mitfahrer, vor allem, wenn das Gepäck auf´s Dach verbannt wird. Aber lest selbst.


Der erste Tag zum Eingewöhnen oder "Muss das alles so groß sein?"

Sonntag, 16.12.2007

Gefahrene Meilen: 48.6 (= 78 km)

Der Jetlag hat mich gut im Griff. Obwohl es gestern ein sehr, sehr langer Tag war und ich trotz der Zeitverschiebung erst nach Mitternacht ins Bett kam, war ich um 6 Uhr wieder wach. Eine halbe Stunde später war es draußen schon hell bei strahlend blauem Himmel. Da musste ich natürlich aufstehen.

Es gab ja noch so viel zu tun vor dem Aus-Checken aus dem Hotel. Ich musste noch das notwendigste umpacken und mich vor allem mal mit dem aus Deutschland mitgebrachten Navigationsgerät (TomTom One mit USA-Karte) beschäftigen. Ohne auf der Karte liegenden aktuellen GPS-Daten konnte ich in Deutschland keine Route berechnen bzw. mit einem anderen Tool berechnete Routen anschauen. Also erst mal das Gerät anschalten und warten, bis nach ca. 5 min. die aktuelle Position festgestellt war. Jetzt konnte ich noch die Adressen aus dem Telefonbuch raussuchen und als Favoriten in den TomTom übertragen, die ich vergessen hatte.

Dann war es auch schon höchste Zeit, auszuchecken und mein auf 8 Uhr vorbestelltes Auto mit 30 Minuten Verspätung abzuholen. Das Einlösen der in Deutschland getätigten Reservierung ging problemlos vonstatten. Es wurde kein Versuch unternommen, mir eine weitere, unnötige Versicherung aufzudrängen. Dann bekam ich den Schlüssel zu dem mir zugewiesenen Auto und die Information, wo ich es finden würde. OK, also los mit dem ganzen Gepäck und das Auto suchen. Als ich am richtigen Platz stand, traute ich meinen Augen nicht. Aber der Schlüssel passte. Reserviert hatte ich die kleinste Klasse mit 2 Türen und vor mir stand ein Chrysler Pacifica in taubenblau mit vier Einzelsitzen mit hellgrauem Kunstlederbezug. Die hinterste (dritte) Sitzreihe war schon umgeklappt, so daß sich da ein großer Kofferraum präsentierte. Hilfe, ich wollte doch bloß ein kleines Auto und keinen so großen Schlitten. Immerhin brauche ich keine Leiter zum Einsteigen, aber etwas hoch ist es doch. Und wenigstens ist das Auto nicht ganz neu; knapp 20000 Meilen ist es schon gefahren.



Also erst mal alles Gepäck einladen, die Gepäckabdeckung zuziehen und herausfinden, wie ich den Fahrersitz so weit nach vorne bekomme, daß ich keine Beinverlängerung brauche. Irgendwie ist da nirgends ein Hebel zum Verstellen des Sitzes zu finden. Und was sind denn das da alles für Knöpfe? Glücklicherweise hatte ich schon bei der allerersten Inspektion des Kofferraums in einem Fach das noch originalverpackte Handbuch gefunden, das jetzt nicht mehr verpackt ist. Aha, da ist so ein Schiebehebel an der Tür, mit dem ich den Sitz vor- und zurückfahren lassen kann. Und die Lehne kann dort auch verstellt werden. So, jetzt reichen meine Füße an die Pedale. Nimm bloß den linken Fuß von der Bremse, sonst gibt es ganz tolle Kupplungsversuche! Ob das wirklich stimmt, mußte ich natürlich noch ein paar Mal ausprobieren. Das Handbuch muß ich heute abend ausgiebig durchblättern. Ich muss ja wissen, wie ich die ebenfalls vorhandene Cruise Control aktivieren kann.

Jetzt war es Zeit, meinen TomTom mit Lisa als Stimme (auf Deutsch) zu aktivieren und in das schon vorab herausgesuchte Restaurant zum Frühstücken zu fahren. Zumindest mein Magen war dieser Ansicht. Aber das war leichter gedacht als getan: Lisa erwähnte immer wieder Einfahrten, in die ich auch prompt fuhr, obwohl sie nur zur Orientierung gedacht waren. So landete ich immerhin u.a. auch in der Auffahrt zum Venetian, die durch Sicherheitsbeamte gesichert ist. Als ich die Frage nach dem Wohin mit einem „Hab mich verfahren“ beantwortet hatte, hat mir der freundliche Herr erklärt, wie ich durch das Venetian auf die dahinter verlaufende Strasse komme, zu der ich ja auch wollte. Und wenn Lisa dann mal wirklich abbiegen wollte, hat sie es so spät angemerkt, daß ich natürlich prompt auf der gerade entgegengesetzten Seite der mindestens 3-spurigen Straße war und nicht mehr auf die richtige Spur wechseln konnte. Das Display des Navis zusätzlich zu dem chaotischen Verkehr, den ungewohnten Schildern, den riesigen Straßen mit der erdrückenden Werbung überall und dem total ungewohnten Automatik-Auto auch noch im Auge zu behalten, war da einfach nicht drin. Also endete meine Suche nach dem Frühstückslokal und später den verschiedenen Läden für die ersten Einkäufe der wichtigsten Dinge für die nächste Zeit mit ungewollten Stadtrundfahrten, die Lisa immer mit „wenden“ kommentieren musste.

Beim Frühstückslokal angekommen, sollte ich etwa 40 Minuten in deren Spielcasino auf einen freien Tisch warten. Da ich dazu absolut keine Lust hatte (das Gebimmel und Geblinke der Spielautomaten ging mir jetzt schon auf die Nerven), wollte ich mal zu einer Mall fahren und den dortigen Food Court inspizieren. Auf dem Weg dorthin fiel mir dann der Namenszug des Palace Station Casinos ins Auge und ich fand tatsächlich dort hin. Das Essen in den Station Casinos soll auch generell gut und günstig sein. Und so war es auch: für 4.30$ bekam ich einen großen Humpen Kaffee, Rühreier, Speck, Rösti und Toast mit verschiedenen Fruchtgelees. Als alles aufgegessen war, war ich auch gut satt. Da es aber auch schon kurz nach 11 Uhr war, brauchte ich mir um das Mittagessen auch keine Sorgen zu machen.

Anschließend ging es los zum Einkaufen. Und zwar suchte ich ein Walmart Supercenter, um dort die benötigten Dinge zu kaufen. Auf der Suche nach weiteren Läden fuhr ich halt einfach mal einige größere Straßen entlang. Lisa wußte ja immer genau, wo ich gerade war und würde mich schon noch zum Hotel bringen, in das ich noch einchecken mußte. Beim Einkaufen fand ich auch eine Schüssel mit frischem, kleingeschnittenen Obst, das ich am frühen Nachmittag essen wollte. Bei der ganzen Rumfahrerei blieb das Essen aber irgendwie auf der Strecke, so dass es das Obst einfach als Abendessen auf dem Zimmer gab.

Im Vergleich zu dem motelartigen Zimmer im Circus Circus ist das Zimmer im Orleans doch einiges komfortabler und edler.

Auf dem Zimmer mußte erst einmal umgepackt werden, so daß meine Sachen für die weitere Reise besser greifbar sind. Z.B. muß die Technik aus dem Rucksack zum größten Teil in einen Koffer umziehen, damit der Rucksack für etwas längere Wanderungen zur Verfügung steht. Die Fahrerei in Las Vegas und das Umpacken haben doch so viel Zeit in Anspruch genommen, dass ich jetzt ziemlich geschafft bin und nur noch schlafen möchte.

Da ich heute sonst nicht fotografiert habe, gibt es nur ein paar Bilder vom Zimmer:

   

   

   
Bis später
Gipsy

ilnyc

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Ich will auch noch mit!!!!

Willi

  • Gast
Jetzt war es Zeit, meinen TomTom mit Lisa als Stimme (auf Deutsch) zu aktivieren und in das schon vorab herausgesuchte Restaurant zum Frühstücken zu fahren.........

Spätestens nach dieser Schilderung weiß ich, warum meine Lisa immer noch "papiermäßiger Stadtplan" heißt.  :lol:

Mit dem Pacifica hast Du ja ein tolles Auto erwischt, da können wir es uns ja alle richtig gemütlich machen und uns von Dir durch die Gegend kutschieren lassen.


NickMUC

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1.) Daß es sich dabei um eine Mammuttour handelt, von der jeder abraten würde, war mir klar.
2.) Habt Ihr Lust, mehr über mich und diese Tour zu erfahren?


zu 1.) Och, wieso? Ist relativ genau die Tour, die ich im letzten Januar auch in 4 Wochen gefahren bin. Ich war zwar nicht in Page, Moab, Mesa Verde, aber zum Ausgleich noch in San Francisco...

zu 2.) Aber ja doch!
Grüße,
Nick
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(Garry Winogrand)

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Gipsy

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Wie schön, noch mehr Mitfahrer! Immer einsteigen, noch hat es genug Platz.

@Willi
Eine "Papier-Lisa" oder besser ein Rand McNally Road Atlas stand noch auf meiner Einkaufsliste und fuhr dann immer auf dem Beifahrersitz mit.
Aber nach den Anlaufschwierigkeiten mit Lisa ging es dann doch ganz gut. Auf jeden Fall besser als zu fahren und gleichzeitig in der Karte nach der nächsten Abzweigung zu stöbern.

Da kamen auch ein paar Probleme zusammen:
- das erste Mal mit dem Auto in USA
- das erste Mal mit Navigationssystem (hatte ich vorher noch nie ausprobiert, was ein Fehler war)
- wenig Fahrpraxis
Und deshalb habe ich nur auf die Stimme gehört und nicht die Anzeige am Navi selbst beachtet. Als ich dann mal geschnallt hatte, dass da auch die Richtung der nächsten Abzweigung einschl. Entfernung angezeigt wird, ging es plötzlich (fast) ohne Probleme.

Auch wenn der erste Tag mit Navi anders klingt, kann ich es nur empfehlen und werde das nächste Mal ganz sicher wieder ein elektronisches Navi mitnehmen, egal ob ein menschliches Navi mitkommt oder ich das menschliche Navi bin. Das Raussuchen der Route am Abend vorher und Eingeben ins Navi erspart das Suchen in Landkarten während der Fahrt. Aber ohne Papier- oder Online-Landkarte und ohne vorherige Kontrolle der Route, die das Navi nehmen möchte, kann ich es nicht unbedingt empfehlen - außer es man fährt einen Geländewagen, der auch Maultierpfade und Wanderwege packt.

Geliebt habe ich später am Navi, dass ich auch mal eine Abzweigung verpassen konnte oder einfach nach rechts statt links abbiegen und dann halt über eine leicht geänderte Route ans Ziel kam. Das war vor allem dann vor Vorteil, wenn ich auf der Interstate mal wieder auf der der Abfahrt entgegengesetzten Seite war und mich nicht getraute, quer über 4 oder 5 Spuren in Richtung Aussfahrt zu preschen. Da hab ich halt einfach die nächste Ausfahrt genommen und dem Navi hämisch bei der Neuberechnung der Route zugesehen.

Bis später
Gipsy

GreyWolf

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Man denkt ja, langsam kennt man alle Arten von Reiseberichten. Und dann gibt es doch schon wieder was ganz Anderes - im tiefsten Winter durch den Südwesten. Also ich bin dabei, zumal sich die ersten Tagesberichte sehr gut lesen.

Noch eine Bitte: kannst Du ein bisschen erzählen, wie die Temperaturen an den einzelnen Tagen waren?
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte