Hallo,
als bisheriger Wohnmobilist und diesjähriger Ersttäter in Sachen Mietwagen ist mir beim Stöbern durch das Forum hier aufgefallen, dass einige Urlauber das Thema "Versicherungen" umtreibt und sie sich fragen, was eigentlich die Versicherungen in den USA tatsächlich abdecken. Hinzukommt, dass die zahlreichen pauschalen Angaben von Mietwagenvermittlern und zusätzlich buchbaren Versicherungspakete teilweise verwirren, was man eigentlich braucht und was nicht. Als Jurist, der sich diesbezüglich mittlerweile ein wenig kundig gemacht hat, möchte ich hier versuchen, ein wenig Klarheit zu schaffen. Dies ist natürlich nicht als Rechtsberatung gedacht und kann sich niemals auf den Einzelfall beziehen. Vielmehr soll das eine allgemeine Übersicht sein und jeder sollte seinen Mietvertrag natürlich selbst lesen.
Was gibt es für Versicherungen?
Haftpflicht
Die wichtigste Versicherung ist natürlich die Haftpflichtversicherung, in den USA meistens als Liability Insurance bezeichnet. WIe jedem interessierten bekannt sein sollte, ist die Pflichtdeckungssumme in den USA recht gering auf wenige tausend Dollar begrenzt. Hier lohnt sich also in jedem Fall der Abschluss einer Zusatzhaftpflicht. Die meisten Anbieter in Deutschland bieten dies allerdings mit einer erhöhten Deckungssumme von 1 Mio Euro an. Es gibt auch Versicherungspakete, die darüber liegen, jedoch oftmals auch deutlich teurer sind. Es gibt einen Anbieter, der hat pauschal 2 Mio Euro zu einem verträglichen Preis, dies empfiehlt sich sicherlich. Prinzipiell ist man aber auch damit unterversichert (im Vergleich zu Deutschland), sodass man schon fast geneigt sein kann, zu sagen, dass 1 Mio oder 2 Mio Euro auch keine Rolle spielen. Die meisten Versicherungen sind jedoch nur subsidiäre Versicherungen. D.h., dass man erst die Versicherung des Mietwagenunternehmens ausschöpfen muss, um diese in Anspruch zu nehmen. Es sollte vielleicht auch bedacht werden, dass ein Unfallschaden von 1 Mio eh den Urlaub ganz schön vermiest. Dies sind ja vor allem Personenschäden und man dürfte in einem solchen Fall eh ganz andere Probleme als das reine Geld haben, wenn einem sowas in den USA passiert. In Deutschland hat man schließlich auch fast immer ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung am Hals, wenn sowas passieren sollte. Wenn man dann im Ausland ist, denke ich, dass der Urlaub eh etwas "pflichtverlängert" wird.
"Kaskoversicherung"
Hinsichtlich des Sparpotentials und der Unübersichtlichkeit ist die Kaskoversicherung sicherlich die interessanteste Versicherung, wo man ansetzen muss. Hier sind die zusätzlichen Versicherungspakete nämlich recht unübersichtlich und es drängt sich mir der Eindruck auf, dass dies die Mietwagenvermittler absichtlich tun, um teurere Pakete abzuschließen.
In den USA heißt die Kaskoversicherung Collision Damage Waiver. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine klassische Versicherung, sondern um einen Haftungsausschluss. Der Unterschied wird so deutlich: Während bei einer Versicherung das Mietwagenunternehmen weiterhin den Mieter in Anspruch nehmen könnte, der sich das Geld von der Versicherung zurückholt, schließt eine Haftungsbeschränkung (CDW) die Haftung aus. Das Mietwagenunternehmen wird also nicht den Mieter in Anspruch nehmen. Bei Alamo/National in den USA ist es grundsätzlich so, dass es keine Selbstbeteiligung gibt. Das wird bei Versicherungspaketen in Deutschland gerne verschwiegen, weshalb dann der Ausschluss einer Selbstbeteiligung zu einem höheren Preis abzuschließen ist. Das braucht man aber nicht, da es wie gesehen in der Regel eh keine Selbstbeteiligung gibt. Ferner heißt es in den Mietbedingung oft "bei manchen Mietwagenunternehmen gilt die Kaskoversicherung nicht bei Reifenpannen, Glas und Dach". Daher gibt es zusätzliche Pakete, die gerade dies dann in eine Zusatzkaskoversicherung einschließen. Alamo z.B. bezieht seine CDW aber auf alle Schäden am Mietwagen, d.h. auch auf Reifenpannen usw. Ein Zusatzpaket, in dem also auch solche Schäden ausgeschlossen werden, muss daher grundsätzlich auch nicht dazugebucht werden. Das gleiche gilt bei Alamo direkt z.B. auch für den Roadside Plan, der von Alamo wohl gerne mit dem Hinweis auf Reifenpannen "verkauft" wird.
Roadside Plan kann sich wegen Abschleppen, Schlüssel usw. eventuell lohnen. Man braucht es aber nicht, um den Reifenwechsel/reparatur selbst ersetzt zu bekommen.
Sonstige Versicherungen
Personeninsassenversicherungen usw.
Auch diese sind in der Regel nicht unbedingt die Versicherungen, die vor Ort dringend abgeschlossen werden müssen.
Insgesamt kann man also sagen, dass es in den USA oftmals reicht, dass man auf den CDW achtet und eine erhöhte Haftpflichtversicherung hat. Zusatzversicherungen wie für Glas, Dach und Reifen muss man dann in der Regel nicht mit abschließen. So lassen sich schon mal gut und gerne 80 bis 150 Euro sparen. Am besten fragt ihr vor der Buchung per email euren Mietwagenvermittler, was alles im CDW inbegriffen ist. Dann habt ihr Sicherheit und ihr könnt Euch u.U. getrost teure Zusatzkaskoversicherungen sparen.
Wie gesagt, jedem muss natürlich selbst überlassen sein, zu welchen Konditionen er bucht. Aber es empfiehlt sich immer per email mal nachzufragen, was eigentlich durch den CDW des Mietwagenunternehmens gedeckt ist.