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Autor Thema: East Coast für Anfänger - Boston, NYC + D.C. in 13 Tagen - Sept. '09  (Gelesen 10043 mal)

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bagel

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Hallo allerseits,

da ich seit meinem letzten Reisebericht ja sehr wenig zu diesem Forum beitragen konnte, dachte ich mir, ich sollte zumindest mal einen Bericht über meinen zweiten USA-Besuch abgeben. Ich hoffe, ihr habt daran soviel Spaß wie ich ihn hatte  :groove:

Kurz zur Vorgeschichte:
Nachdem ich meinen ersten Road Trip (bzw. meine "Selbstfindungsreise", haha) durch Kalifornien alleine gemeistert habe, konnte ich letzten Sommer eine Freundin dazu überreden sich mit mir doch mal die Ostküste anzusehen. Die ultimative Eingebung dafür gab mir eine meiner Lieblingsbands: sie kündigten eine kleine Clubtour durch die USA an. Hierzulande füllen sie die großen, kalten, Hallen - drüben wären es kleine, gemütliche Bars gewesen (mit Anfassgarantie  :liebe:). Hier sprengen ihre Ticketpreise schon die Grenze des guten Geschmacks, drüben wäre es ein kleiner "Umweltbeitrag" gewesen. Jedenfalls, obwohl die Herren die Tour dann noch Ende Juli wieder abgesagt haben, waren wir schon so "geil" auf diese Reise, dass wir einfach trotzdem unsere Sachen gepackt haben.

1. Tag, 17. September 2009

Morgens um 8:00 Uhr in München. Ein befreundetes Pärchen hat uns Salzburgern freundlicherweise ihre Couch als Nächtigungsmöglichkeit zur Verfügung gestellt. So konnten wir ein bisschen länger schlafen und konnten unsere Autos auch noch auf einem Gratis-Parkplatz vor ihrem Haus abstellen und gemütlich mit der S-Bahn fahren. Außerdem wurde uns sogar noch ein herrliches Frühstück serviert :D Überpünktlich und (nach einem kleinen "Ich-finde-meinen-Pass-nicht!!!"-Ausraster in der Bahn) vollkommen relaxt erreichten wir den Flughafen. Alles war easy, wir waren voll freudiger Erwartung.

Als der Flug zum Boarding aufgerufen wurde, standen wir ganz hinten in der Reihe. Plötzlich ein Knarzen in den Lautsprechern und die Ansage einer freundlichen Frauenstimme: "Alexandra H. und Petra L., bitte zum Schalter". Wir sahen uns an und dachten "Auweia, was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt?" Am Schalter angekommen sagte uns die Dame, dass der Flug wohl überbucht wäre und ob es uns etwas ausmachen würde (!!), wenn wir in die Economy Plus umziehen müssten. Ein paar Zentimeter Fußfreiheit mehr gratis, wer sagt denn da schon nein? Und noch viel mehr war das ein Vorfreudeschub, dieses Gefühl "wir sind was Besonderes", und kichernd wie die Schulmädchen stiegen wir dann ein. Nicht ahnend, dass wir mit dem Abflug auch dem kühlen deutschen Regenwetter lebewohl sagen würden...

Der Flug nach Chicago war sehr angenehm und kam uns gar nicht so lang vor. Bei der Ankunft in O'Hare wurden dann auch noch unsere letzten Bedenken vernichtet, dass wir uns auf einem der größten Flughafen der Welt wohl nicht zurechtfinden würden. Vom Flugzeug zu Gepäckband zu Immigration war es nur ein kurzer Spaziergang, zwei Meter später wurden uns die Koffer wieder abgenommen, noch einmal Umfallen und schon waren wir bei der Bahn die uns zum kontinentalen Teil des Flughafens brachte. Auch dort ging alles sehr flott, und als wir im Terminal waren hatten wir noch genug Zeit für Zeitschriftenshopping, mobiles Facebooking und Toillettenbesuch. Die Sonne strahlte mit uns um die Wette!

17:00 Uhr Ortszeit, ab nach Boston. Langsam wurden wir müde, aber das tat unserer Stimmung keinen Abbruch. Auch Boston begrüßte uns mit warmen Wetter. Doch hier wurde es dann ein bisschen schwieriger...als wir das Gepäck geholt hatten, wurde uns plötzlich klar dass wir keinen Schimmer hatten, wie wir am besten zu unserem Hostel kommen könnten. Mein erster Gedanke war die T, nach dem Anfahrtsplan des HI Hostels der einfachste Weg. Doch alles was wir finden konnten war ein Bus, und wir gingen doch davon aus dass die Silver Line, wenn schon keine U-Bahn, zumindest eine S-Bahn sein sollte!?!  :?

Jedenfalls, wir stiegen in den nächsten Bus und fragten einfach den Fahrer. Der war zwar nicht besonders gut gelaunt, aber er deutete uns zumindest, dass wir mit ihm fahren könnten. Irgendwo stiegen wir dann in die Green Line um, und gefühlte Stunden später waren wir dann endlich am Hynes Conv. Center Stop. Wie sich herausstellte, habe ich mir aber auch den Fußweg von dort zum Hostel falsch notiert und wir gingen schnurstracks gleich wieder in die falsche Richtung. Irgendwo fast am Ende der Boylston St. wurde es uns dann zu blöd und wir nahmen uns ein Taxi. Der Taxifahrer verstand unseren Lachanfall nicht, als wir merkten, dass er umdrehte und in genau die Richtung fuhr, aus der wir gerade kamen  :lol: Auch er war nicht besonders gut gelaunt, und wir strapazierten seine Nerven zusätzlich damit, dass wir kein Bargeld dabei hatten und mit dem CC-Automaten im Auto nicht umgehen konnten. Wir lachten uns schlapp - er bat uns, jetzt aber mal endlich auszusteigen. Die Koffer hoben wir uns dann selber aus dem Kofferraum...egal. Wir waren da! Endlich da! Und kaum waren wir im Zimmer, fielen uns auch schon die Äuglein zu. Noch einmal kurz das Handy zum Facebooken angeschmissen, damit auch alle wissen dass wir es hier viel schöner haben als alle unsere Freunde zuhause, und dann hieß es "Gute Nacht, Boston. Träum was Schönes!"



Kauschthaus

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Hallo bagel,

ich bin auch schon im Hostel und freue mich auf das schöne Boston.

Viele Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Palo

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Da bin ich gespannt wie das weitergeht :D

Gruß

Palo

BigDADDY

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Inspired

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Na, ihr habt euch immerhin von schlecht gelaunten Amis nicht die Petersilie verhageln lassen - richtig so!

Reisefan62

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Bin dabei!
Der 1. Tag begann ja schon mal ziemlich interessant...

Der Taxifahrer dachte bestimmt "Weiber" :lol:

NähkreisSteffi

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Ich möchte auch noch mit.

bagel

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Der Taxifahrer dachte bestimmt "Weiber" :lol:

...gut möglich...  :lol:

na gut denn, haben auch alle festes Schuhwerk an? Heute wird nämlich viel gelaufen!

2. Tag, 18. September 2009

Nach ungefähr zehn Stunden Schlaf, den nicht mal das quietschende Stockbett und der schnarchende Engländer im Zimmer aufwecken konnte, haben wir uns gemütlich Richtung Frühstückslounge begeben. Wir dachten "je später, desto besser", weil da vielleicht nicht so viel los wäre am Buffet. Denkste! In dem Speisesaal wurlte es nur so vor Menschen und Bagel-Krümeln. Irgendwie haben wir es dann aber doch geschafft, uns ein Plätzchen zu suchen auf dem noch keine Marmeladeklecker in Kaffee-Pfützen schwammen...Noch schlimmer war das ganze Szenario, weil die Tischreihen so nah beieinander standen, dass man kaum durchgehen konnte selbst wenn keiner drin saß. Am Ende aber war ich heilfroh, endlich wieder Koffein zu tanken und meine heißgeliebten Zimt-Rosinen-Bagels zu futtern.

Das Wetter war auch heute wieder traumhaft, leider etwas windig. Im Zwiebel-Outfit machten wir uns relativ planlos auf den Weg. Erster Halt: Newbury Street. Vom Hostel nur zwei Kreuzungen entfernt. Meine liebe Begleiterin wusste, dass es da ein paar nette Shops gibt, und spätestens als sie das Logo der Urban Outfitters am Anfang der Straße sah, gab es kein Halten mehr. Wir waren keine zwei Minuten gegangen und verbrachten dann gleich zwei Stunden im Laden. Wär ja auch langweilig, ganz ohne Einkaufstüten durch die Stadt zu spazieren  :roll:

Weiter gings nach einem kurzen Snack durch den Rest der Newbury Street. Wirklich hübsch die Häuschen da, aber mir war definitiv zu viel los. Eingekauft haben wir dann glücklicherweise nichts mehr (man glaubt es kaum  :lol:), wir wollten ja nicht unser gesamtes Budget schon am ersten Tag verprassen. Irgendwann aber tauchten wir dann im Dunkelgrün des Public Garden ein, und all der Menschenauflauf war vergessen. Dort haben wir uns dann gleich dem Park-Tempo angepasst und uns immer wieder mal hingesetzt und durchgeatmet.



Was mir da schon zum ersten Mal auffiel: der Kontrast zwischen Grün, alter Kirche und modernem Hochhaus kommt gut an bei den Bostonern.

Weiter gings danach durch die Charles Street, dieses wunderbare Gässchen, in dem man sich fühlt wie in Irland, mit diesen alten Backsteinen, Schildern und den altmodischen Kramläden. Dort würd ich gerne wohnen! Aber kaum biegt man einmal nach links, ist man schon wieder quasi mitten auf nem Highway in der Rush-hour. Wir haben uns über eine Brücke auf die Esplanades geflüchtet, wo man tolle Fotos schießen konnte und einem der Wind an den Haaren zog.



Wir gingen am Ufer entlang bis zum Charlesbank Park, aber da wurde es uns dann doch ein wenig zu ungemütlich, da war es nicht mehr besonders hübsch. Nachdem wir keinen Stadtplan mithatten (wozu auch  :roll:) und keine Ahnung hatten, wo wir eigentlich waren, mussten wir uns mal eben einem Jogger in den Weg werfen. In Österreich/Deutschland hätte uns so jemand bestimmt angepfaucht, was uns denn einfiele ihn in vollem Speed einfach aufzuhalten...dieser Jogger hier war supernett, hat uns fünf Minuten lang erklärt in welchem Zipfel der Stadt wir gerade sind und wie wir am besten zum Quincy Market kommen, denn das wär nicht mehr weit weg und wenn wir ohnehin zu Fuß sind, ein Punkt auf der Touri-Liste den man doch abhaken könnte. Wow! Wir waren echt baff von so viel Hilfsbereitschaft!

Gesagt getan. Auf dem Weg den uns der freundliche Herr beschrieben hat, kamen wir bequemerweise auch noch an der City Hall vorbei - wo wir gleich mal wieder auf Deutsche stießen, die uns nach dem Weg fragen wollten. Sie hielten uns für Einheimische, wie süß  :wink:



Der Quincy Market bzw. die Faneuil Hall waren wirklich ein Erlebnis. Wieder viele viele Menschen auf einem Fleck, aber diesmal nicht ganz so gestresst wie am Vormittag. Alle hatten irgendwas essbares in der Hand oder einen Haufen Postkarten. Überall roch es nach Crab Cakes und so Zeug. Wir shoppten Souveniers und waren ganz glücklich, mal ein bisschen richtigen Touristenkram zu machen. Irgendwann am späten Nachmittag ging es dann aber wieder zurück - diesmal mit der T, denn so gerne wir auch laufen, irgendwann is auch wieder gut.



Wir waren plötzlich todmüde. Die Abendgestaltung viel quasi aus, ein bisschen Internetten und sich im Aufenthaltsraum mit anderen Hostellern anfreunden, das wars. Mehr wäre wirklich nicht mehr drin gewesen - wir waren schon froh, dass uns unsere Beine überhaupt noch in den 4. Stock (plus 1/2, ich musste ja auch noch aufs Stockbett  :roll:) hinaufgetragen haben. Das Bostoner Sandmännchen hat uns ganz bald wieder in den Tiefschlaf gepustet...



Reisefan62

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Schöner Bericht und flüssig zu lesen.
Weiter so :lol:

Wobei ich froh bin, aus dem Hostel-Alter raus zu sein, dass ist definitiv nichts für mich.

Lotus

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weiter so ich bin dabei
03/2006 - Ostküstenrundreise (NY bis Chicago)
03/2007 New York Citytrip inkl. Shopping
09/2007 Südwestschleife inkl. Hochzeit in Las Vegas
11/2008 Floridarundreise
02/2009 San Francisco und die Küste
06/2009 Boston+NeuEngland
11/2009 Florida

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Hallo!

Boston sehe ich mir gerne immer wieder an, kann also weiter gehen bitteschööööön!

Kauschthaus

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Wobei ich froh bin, aus dem Hostel-Alter raus zu sein, dass ist definitiv nichts für mich.

Genau das habe ich auch gedacht.  :lol:

Grüße, Petra

Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

bagel

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Wobei ich froh bin, aus dem Hostel-Alter raus zu sein, dass ist definitiv nichts für mich.

Genau das habe ich auch gedacht.  :lol:

Grüße, Petra


Haha  :D, ja ihr habt Recht, bei mir dauerts auch bestimmt nicht mehr lang, bis ich mich den Hostels verweigere. Aber im Moment is noch ganz gut so. Bis jetzt hatte ich Glück mit meinen Hostels, und mehr als ein Bett und ein sauberes Bad brauch ich nicht, wenn ich auf Urlaub bin - Bin ja doch nie "zuhause". Außerdem freu ich mich dann zwischendurch noch viel mehr, wenn ich doch mal ein schniekes Hotelzimmer buche. Das tolle ist halt einfach dass man immer jemanden kennen lernt.

3. Tag, 19. September 2009

Hete haben wir mal richtig schön lang geschlafen und damit auch den Frühstücksterror ausgelassen. Die Nacht war diesmal aber nicht komplett unterbrechungsfrei – es war zwar nicht der Engländer, sondern ein Koreaner, aber geschnarcht hat der auch ganz ordentlich.
Wir haben erst mal gemütlich Lebensmittel eingekauft, noch ein paar Souveniers gefunden und uns dann entschlossen, eine vom Hostel organisierte Hahvahd Tour mitzumachen. Die Hinreise der Gruppe sah für Außenstehende sicher aus wie ein Schulausflug, vor allem im Bus waren wir glaub ich eher eine störende Geräuschkulisse für die "normalen" Fahrgäste... In Cambridge angekommen wurden wir von zwei Harvard Studenten abgeholt, die uns dann erst mal erklärt haben wieso auf ihren Pullis "Hahvahd" steht und nicht Harvard. Diese Tour wird nämlich von tatsächlichen Studenten dort gemacht, für ein Trinkgeld, und um sich von den offiziellen Touren abzuheben wird der Universitätsname eben in Boston accent (ohne R's) geschrieben. Dafür bekommt man 1,5 Stunden gute Unterhaltung - die Jungs reden nämlich frei Schnauze, es fehlen eigentlich nur noch ein Mikro und die rote Brickwall im Hintergrund, und Oliver Pocher würde neben den beiden heulend zusammenbrechen vor Neid. Man bekommt also quasi die Uni-Geschichte als Comedy-Programm serviert mit einem Salat aus Geschichten über Nackt-Demos, Matt Damon's ehemaligem Dorm Room und den Spitznamen der Profs. Wir haben uns wirklich köstlich amüsiert und waren extra lieb mit dem Trinkgeld.




Ein bisschen haben wir uns danach in Cambridge noch herumgetrieben, was gegessen (keine Studentenpreise, soviel steht fest :shock:) und dann sind wir wieder retour. Es war wieder mal so schön draußen, dass wir uns noch ein Stündchen in nen Park gesetzt haben. Obwohl gerade die Rush Hour begann und die I90 vorbei führt - wir hörten keinen Ton. Es war so leise und idyllisch, dass man glatt glauben konnte irgendwo am Land zu sein! Die Lebensqualität muss in Boston gigantisch sein.

Als wir dann wieder im Hostel waren, haben wir uns dann mit einem Deutschen zusammengetan, der uns von einem Pub Crawl erzählte, dass er mit ein paar Leuten aus Belgien und Frankreich machen wollte. Später am Abend trafen wir uns vor dem Hostel, auf dem Weg Richtung Pubs haben wir uns gegenseitig ein paar Geschichten über uns erzählt und uns besser kennen gelernt. Eines der Mädels arbeitet öfter mal in Boston und wollte uns zu einer supertollen Bar führen – doch irgendwie hatten wir das Gefühl, dass sie keine Ahnung hatte wo sie eigentlich hingeht, auch wenn sie es vehement abstritt. Gefühlte Stunden später waren wir dann endlich beim ersten Pub – und dann kamen zwei der fünf Menschen mit denen wir da unterwegs waren, drauf, dass sie keine IDs dabei hatten. Mannometer. Man sollte meinen, USA Touristen wüssten das besser. Oder liegt es nur an uns, weil wir immer schon auf zehn Jahre jünger geschätzt werden und sowieso generell überall nen Ausweis dabei haben? Jedenfalls, ich konnte mir da nen blöden Kommentar nicht verkneifen. Der Türsteher blieb hart und ließ uns nicht rein. Wir wollten schon wieder umdrehen und dem belgischen Blondie folgen, als ich mich umsah und bemerkte, dass wir die ganze Zeit über wohl nen ganz schönen Umweg gelaufen sind, nur um jetzt grad um die Ecke vom Hostel zu stehen. Ich wies die anderen darauf hin dass wir doch besser in die andere Richtung gehen – da vorne wär nämlich die Boylston Street, mit den ganzen Bars und so. Plötzlich sah ich in den Augen der anderen auch die Lichtlein aufgehen, haha  :wink:. Logischerweise kamen wir aber auch hier wieder nirgendwo rein. Bzw. wir schon – die zwei Nasen, deren IDs im Hostel lagen und die zu faul waren, sie schnell zu holen aber nicht. Wir waren schon etwas genervt, als die anderen jetzt doch lieber wieder in ne andere Richtung gehen wollten…wir wollten einfach nur endlich wo rein, ein Bier trinken und fertig. Am liebsten wären wir einfach ohne die zwei irgendwo rein. Schlussendlich landeten wir auf ner Amüsiermeile am Fenway Park. Als die Superhelden da auch kein Glück ohne IDs hatten, beschlossen wir, sie jetzt einfach da stehen zu lassen. Wir meinten noch sie könnten ja nachkommen, aber sie wurden nie wieder gesehen. Wir hatten Glück, wir haben einen echt schönen Schuppen erwischt. Live-Musik, Bier und Nachos und die drei netten Mitbewohner, was will man mehr? Wir haben getanzt bis sie uns irgendwann um drei Uhr raus schmissen. Und diesmal waren es wohl wir selber, die ein bisschen geschnarcht haben  :P!



bagel

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4. Tag, 20. September 2009

Hemenway Street, 11 Uhr morgens. Draußen ist es wie gewohnt zwar schön, aber das kleine Fenster mit dem dicken dunkelblauen Vorhang in den Innenhof lässt kaum Licht herein. Und so fällt die kleine Alex im Halbschlaf fast aus dem Stockbett, als sie sich auf den Weg ins Bad macht. Irgendwie find ich aber doch den Weg in die Freiheit - nur ist die leider nicht nur auf fünf Stockwerke verteilt, sondern in jedem Stockwerk auch noch so verzweigt, dass sich die kleine Alex in ihrem Dusel glatt verläuft.  :roll: Irgendwann hatte ich tatsächlich keinen Plan mehr, wo ich bin und wie ich hier wieder raus komm...ich dachte schon an einen lauten Hilferuf nach meiner noch im Tiefschlaf befindlichen Begleiterin, hab mich dann aber doch eines besseren besonnen. Wie das passieren konnte dass ich das Bad nicht fand, ist mir bis heute ein Rätsel - lag es doch eigentlich nur zwei Türen weiter rechts im selben Flur....Tja. Das war wohl die Rache dafür, dass ich mich am Abend davor über die Navigation der Belgierin lustig gemacht hab....

Es hat noch ne Weile gedauert, bis wir beide wieder einigermaßen bei Laune waren, aber zwei Kaffee und ein Oreo-Frühstück später konnten wir wieder dem Sonnenlicht entgegensehen, ohne mit einem Zisch-Flupp zu Staub zu zerfallen. Ich wollte unbedingt wieder ein bisschen zu Fuß laufen, denn ich bin der Meinung, dass man da den interessantesten Sachen über den Weg läuft. Außerdem wollte ich als großer Fan von Denny Crane und Alan Shore zur 500 Boylston Street. Leider hat meine Mini-Kamera keine Möglichkeit gefunden, das Gebäude in seiner vollen Pracht auf den Schirm zu bringen  :( Wir haben aber am Copley Square und rund um die Trinity Church wieder ne Menge Speicherplatz unserer Kameras verprasst und uns wieder mal gefreut, wie grün hier selbst mitten in der Stadt alles ist.




und hier ist es wieder: alt, neu, baum. die perfekte konstellation.

Gestärkt haben wir uns an diesem Tag zum wiederholten Mal bei Boloco, diesem tollen Schnellimbiss der so herrlich unamerikanisch gesund kocht. Das waren wohl die besten Wraps und Erdbeershakes die ich jemals gegessen hab! Und ich bin ja sowieso nicht der Fastfoodfan. Wir aßen im Vorgarten am Park Plaza und haben beim Leute beobachten gesehen, dass gleich nebenan ein Old Town Trolley Stop war. Spontan entschieden wir uns (doch noch ein bisschen lauf-faul), mal eine Runde mitzufahren. Kaum hatten wir die Karten gekauft kam auch schon der nächste Wagen. Wir sind erst einen Teil der großen Tour mitgefahren - über den Christian Science Plaza zum Fenway Park (wo gerade ein Filmteam mit ganz vielen Wohnwägen stationiert war, laut unserem Chauffeur wohl wieder mal ein neuer Matt Damon / Ben Affleck Streifen. Die beiden verfolgten uns sowieso in Boston. Es gibt wohl keinen Ort, wo die in Boston noch nicht gefilmt hätten. Oder gegessen. Oder geschlafen. Alles in Boston wurde schon mal mindestens von einem der beiden berührt.), über die Harvard Bridge nach Cambridge, zum Beacon Hill, und dann über Downtown zum Hafen, wo der eigentliche Startpunkt liegt. Obwohl wir unseren Chauffeur superlieb fanden (er erinnerte mich ein bisschen an meinen Opa) und wir noch gerne mehr von seinen privaten Anekdoten gehört hätten, sind wir dort dann ausgestiegen und getreu dem Motto "einfach mal abhängen" haben wir uns an den Pier gelegt. In die Sonne, natürlich. Das sah dann so aus:




das nenn ich liebevoll "Mein rosa Ufo".


und ja, wir lagen da wirklich flach auf dem boden.

Hier haben wir ne Stunde lang gelegen, Postkarten geschrieben und nem Wahnsinnigen zugesehen, wie er sich unter lauter Anfeuerung seiner "Freunde" bis auf die Boxershorts auszog und einfach mal fröhlich ins Wasser sprang  :shock: :shock: Ich mein, es war wirklich warm, aber deswegen spring ich doch nicht in den Atlantik!! Wir hatten unsere Augen ne Weile auf Alarmstand, ob er denn auch wieder raus kam...glücklicherweise war er klug genug, direkt neben ner Leiter rein zu springen, und nach ein paar Minuten war er wieder an Land.

Wir waren dann mal ganz crazy ( :lol:) und haben uns anstatt in die grüne in die orange Trolley Linie gesetzt. Unterschied: Sie fährt nur ne kleine Biegung aus. In dem Wagen saß außer uns niemand und so mussten wir uns ständig mit der Fahrerin unterhalten, die ganz offensichtlich krampfhaft versuchte, uns zu einem Gespräch über Boston zu animieren. Wir wünschten uns den Opi zurück! Und dann...kamen wir in den Seaport District. Meiner Meinung nach vollkommen verzichtbar, da sehr industriell, karg und überhaupt nicht hübsch. Wenigstens stiegen hier ein paar Leute zu, die uns dann das Gespräch mit der Fahrerin abgenommen haben. Wir stiegen dann wieder um in die Grüne und vollendeten unseren angefahrenen Kreis. Nicht ohne noch einmal eine ehemalige Film location von Matt Damon präsentiert zu bekommen...langsam ging er mir auf die Nerven  :roll:

Für alle, die das vielleicht noch nicht kennen, hier die Trolley Tour Map http://www.trolleytours.com/boston/boston-map.html.

Danach latschten wir noch ein bisschen Richtung South End. Schließlich hatten wir uns heute kaum bewegt  :oops: Und Hallelujah, ich fand einen Foot Locker - ich wollte hier nichts lieber einkaufen als ein paar günstige Chucks! Ich liebe diese Schuhe, und wenn man in USA dort regulär schon die Hälfte zahlt wie hier, dann musste da auch mindestens ein paar mit nach Hause. Ich konnte mich lange nicht zwischen zwei Paar entscheiden, hab dann doch nur eines genommen, weil ich dachte ich komm bestimmt später noch mal an einem Locker vorbei - doch da hab ich wieder mal die Arschkarte gezogen, auf der ganzen restlichen Tour gab es keine ordentlichen Chucks mehr.  :(

Nach einem gemütlichen Spaziergang nach Hause und einem Zwischenstopp bei 7/11 haben wir uns dann noch mal fein rausgeputzt. Auf dem Plan des Hostels stand ein Pub Crawl. Ein neuer Mitbewohner aus...ich glaub es war Weißrussland wurde auch gleich mitgeschleppt. So, und dann waren wir ungefähr 20 Leute und uns fiel nichts besseres ein als in das nächst beste Lokal in der Boylston Street zu gehen. Die meisten anderen waren auch irgendwie komische Menschen, und so saßen wir dann zu dritt an der Bar und haben gequatscht. Ich fühlte mich gelangweilt, obwohl der Weißrusse total freundlich war und immer wieder das Gespräch in Gang bringen wollte. Plötzlich ging mir ein Licht auf, wieso ich so gedrosselt fuhr: ich war nicht gelangweilt, ich war todmüde, und ich fing immer öfter an zu niesen, die Nase fing mir an zu laufen...auweia. Ich hab mich recht schnell verabschiedet und mich in die Hälfte meines Kofferinhaltes gewickelt und gleich ne mitgebrachte Wiedergutwerd-Pille genommen. Ich hoffte, dass ich dann am nächsten Tag wieder fit sein würde...schließlich stand mir da ein aufregender Tag bevor!



BigDADDY

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Ich hoffte, dass ich dann am nächsten Tag wieder fit sein würde...schließlich stand mir da ein aufregender Tag bevor!

Na, das hoffe ich doch auch und freue mich auf das nächste Posting diesbezüglich!
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