Teil 18 - Disneyworld und New York - 3.1. und 4.1. Morgens standen wir recht spät auf, da wir am Vorabend relativ spät ins Bett gekommen waren. Wir ließen das Hotel“frühstück“ sausen und gingen nebenan ins IHOP – International House of Pancakes, um es mal auszuprobieren. Das Menü stellte sich als ähnlich wie Denny’s heraus und ich bestellte Crepes mit Früchten und Heiko das typisch amerikanische Frühstück mit Pancakes, Eiern und Speck – und einem gefüllten French Toast, mhhh!
Dann fuhren wir in zu unserem einzigen heutigen Ziel: dem Magic Kingdom in Disneyworld. Auf der Straße war nicht besonders viel los – wo wir uns nicht sicher waren, ob das daran lag, dass es heute ein ruhiger Tag war, oder ob deren Verkehrsleitsysteme so reibungslos liefen. Am Parkticketschalter lächelte uns ein Opa so nett an, dass ich nicht anders konnte als breit zurückzugrinsen – und ganz im Disneystil hieß es dann von ihm „Well, you seem to be really excited to see the park, right?“ mit einem noch breiteren Grinsen. „Have a wonderful day!“
Wir wurden dann dem „Bösewichte“-Parkplatz zugewiesen (der Parkplatz ist in zwei riesige Areale aufgeteilt, Bösewichte und Helden, und dann gibt es natürlich jeweils Disneyhelden, die dazugehören – wir parkten bei Captain Hook) – war ja klar
– und von fünf verschiedenen Mitarbeitern in eine Parklücke manövriert. Noch während wir unsere Sachen aus dem Auto schnappten, füllten sich vier weitere Reihen auf dem Parkplatz, soviel zum Thema „ob heute wohl viel los ist?“. Mit einer Art Straßenbahn fuhren wir dann nicht etwa zum Parkeingang, sondern erstmal zum „Ticket and Transportation Center“. Während der Fahrt hörten wir nette Ansagen zu unserer Sicherheit: keine Arme, Beine und Kinder raushalten, nicht während der Fahrt aussteigen und wenn etwas herunterfällt, nicht hinterher fallen sondern abwarten…alles mögliche, damit Disney nicht verklagt wird.
Wir mussten nur kurz warten (und wurden dann mit einem Zauberstabgeräusch – blliiinnggg – zum nächsten offenen Schalter gerufen), löhnten viel Geld und konnten dann weiter.
Aber es ging immer noch nicht in den Park. Nun konnten wir uns nämlich noch aussuchen, ob wir mit der Magnetbahn, dem Bus, der Bahn oder der Fähre zum Park möchten. Wir nahmen die Fähre und tuckerten über einen – klar, ihr habt’s erraten – künstlichen See zum Magic Kingdom.
Unterwegs kamen wir an gigantischen Hotelresorts vorbei, die aussahen wie Urwald- oder Prinzessinenhotels. Schließlich legten wir an, ließen unser Ticket und unseren Fingerabdruck scannen (!?
) und standen dann im lang erwarteten Park. „Let Memories Begin...“
Wir fanden uns auf einem großen Platz wieder, umrahmt von ultrakitschigen, auf alt gemachten Häusern, inklusive einem Post Office und so weiter (natürlich beherbergte alles Disney-Shops und nicht was draufstand). Um uns herum: Menschenmassen. Wir brauchten ein paar Minuten, um den Drehschwindel zu überwinden, schauten Pluto dabei zu wie er sich zum Affen machte und stürzten uns dann ins Gefecht.
Auf der Main Street fielen wir dem Disney-Verkaufsprinzip das erste Mal zum Opfer und Fredi bekam plötzlich Appetit auf rooosa Zuckerwatte, die wir in einem superkitschigen Süßigkeitenladen kauften.
Die Disneyfizierung beginnt:
Die Attraktion, bei der man Prinzessinnen treffen konnte, hatte leider eine angezeigte Wartezeit von 70 Minuten, so dass wir uns das schenkten. Am Schloss angekommen, machten wir natürlich Fotos (und spielten das allseits beliebte Spiel „wer bekommt am wenigsten andere Touristen mit drauf“) und schauten dann noch eine Parade an, bei der übertrieben glückliche Menschen irgendwas von "Welcome" und „have a good time“ sangen.
Im „Adventureland“ – es war übrigens überall gleich voll – machten wir einen Rundgang im Dschungelhaus von Robinson Crusoe, weil dort die Wartezeit nicht lang war. Wir liefen über einen beeindruckend echt gestalteten Riesenbaum und konnten Robinson Crusoe’s Wohnung angucken, wobei wir darüber philosophierten dass wir auch gerne ein Baumhaus hätten. Anschließen stellten wir uns bei der „Jungle Cruise“ an, wo eine Wartezeit von 65 Minuten angezeigt war – „aach, die Übertreiben doch bestimmt völlig, das ist nur zur Abschreckung“. Wie wir wenig später herausfanden, verstecken die Amis ihre Warteschlangen, und nach 10 Minuten hatten wir dann den großen Raum mit der Warteschlange entdeckt („das sah von außen gar nicht nach so viel warten aus“) und vertrieben uns die Stunde Wartezeit damit, die Gesichter der Leute zu beobachten, die den versteckten Raum betraten und innerlich kollabierten.
Nach 65 Minuten waren wir dann an der Reihe – und durch im Kopf.
Wir fanden sogar Robotertaranteln in Plastikkäfigen, die zur Deko gehörten, spannend und konnten die Geräuschkulisse mit „Aye aye Kaptn, Schiff ist fertig zum Ablegen“ usw. schon auswendig. Wir wetten, ob die bevorstehende Bootsfahrt nun 5 oder 10 Minuten dauern würde. Sie dauerte 10 Minuten und führte durch einen zugegebenermaßen wunderschönen Dschungel, der allerdings mit Plastikpuppen (wasserspritzende Elefanten, Kannibalen, etc.) versehen waren, die die Geschichte unserer Bootsführerin unterstützten.
Sie machte einen guten Job und trug tapfer ihre Geschichte vor; wir fragten uns allerdings, was für ein Mitarbeiterverschleiß Disney hat, wenn die Mitarbeiter 300x pro Tag die gleiche bekloppte Geschichte erzählen müssen, während das Boot auf Schienen im Kreis fährt.
Nach diesem Erlebnis schworen wir uns, nie wieder irgendwo so lange anzustehen. Da die nächsten 10 Attraktionen, an denen wir vorbeikamen, aber sogar mehr als 70 Minuten Wartezeit hatten, setzten wir uns frustriert an die Seite auf eine Mauer und beschlossen, die Anzahl lächelnder Menschen zu zählen, die an uns vorbeiliefen. Unter 100 Passanten sahen nur 5 glücklich aus, und ein Pärchen davon war verliebt, also nicht repräsentativ.
Wie soll es auch anders sein, in diesem überlaufenen Park voller schreiender Kinder. Aber wir ließen uns nicht unterkriegen, so dass wir erst einmal einen „Fastpass“ für die Thunder Mountain Railroad, eine Achterbahn, für 8 Uhr abends lösten.
Damit konnten wir um 8 Uhr wiederkommen und dann einfach an der Schlange vorbeilaufen. Anschließend schauten wir uns Attraktionen an, für die wir kaum anstehen mussten. Wir machten eine Tour mit einem „Raddampfer“, der allerdings auf Unterwasserschienen lief.
Mittlerweile war es so voll geworden, dass auf einer engen Stelle sogar Pfeile auf den Boden gemalt wurde, die den Menschenverkehr regelten, und Angestellte sagten „Please move on, do not stand here, please move on, please move on...“ Dann liefen wir zum Prinzessinnenschloss, aßen ein paar Mandarinen und beobachteten die kleinen, zurechtgemachten Prinzessinnen.
Wir schlenderten noch weiter herum und liefen dann zur Lilo & Stitch Experience, wo wir nur 20 Minuten warten mussten (!). Es wurde einem eine weniger spannende Geschichte über einen entlaufenen Alien erzählt, bevor man dann in einen dunklen Raum kam, wo man mit Aliensabber besprüht wurde. Na ja.
Als wir wieder draußen waren, wurde es leider langsam kalt und begann zu regnen, so dass wir uns entschlossen zum Auto zurückzugehen, um uns wärmere Sachen anzuziehen, das erste Mal seit langer Zeit wieder eine lange Hose. Auf dem Weg in den Park nahmen wir dann die Magnetbahn, wobei wir teilweise auch die Hotelanlagen vom Park passierten, die einfach gigantisch angelegt waren. Eine Stunde später waren wir dann wieder im Park und aßen Burger zum Abendbrot. Mittlerweile war es dunkel und der Park war wunderschön und kitschig hell erleuchtet.
Wir fuhren als erstes eine Runde mit dem „Peoplemover“ im Tomorrowland, eine Art langsame Metro, die alle Attraktionen in dem Bezirk abfuhr und teilweise auch Einblick in das Innenleben von Achterbahnen gab – eine tolle Attraktion! Dann fuhren wir mit sich drehenden Tassen aus „Alice im Wunderland“, wobei Heiko erst einmal angstverzerrt guckte (er mag drehende Fahrgeschäfte noch weniger als Fredi), dann aber doch Spaß zu haben schien, während wir im Kreis wirbelten. Schließlich war es Zeit für unseren Fastpass bei der Thunder Mountain Railroad – Heikos erste Achterbahn – und hatten richtig Spaß. Die Achterbahn ist nicht besonders nervenaufreibend, macht einfach nur Spaß und ist trotzdem ein bisschen rasant. Mehr zufällig als geplant kamen wir dann genau zum richtigen Zeitpunkt, um „Disney’s Electrical Parade“ zu sehen, die Nachtversion der Parade mit allen Disneyfiguren, die 3x täglich stattfindet. Beleuchtete Wagen, wie z.B. Cinderellas Kürbis oder Alices Riesenpilz fuhren entlang einer abgesteckten Route ungefähr eine dreiviertel Stunde lang durch den Park. Das ganze kam mit einer absolut nervenzermürbenden, bekloppten Musik, deren Melodie sich unendlich wiederholte und bei der wir uns fragten, nach wie vielen Durchgängen die Disneyfiguren in der Parade psychiatriereif sind.
Den Abschlusswagen bildete übrigens eine 30m lange USA-Flagge.
Als nächstes kam dann das Feuerwerk, was jeden Tag über und hinter dem Prinzessinnenschloss in die Höhe geht. Wir standen hinter dem Schloss, so dass wir von zwei Seiten mit Feuerwerk beschossen wurden, was wunderschön und sehr eindrucksvoll war, begleitet von kitschiger Musik und Gehirnwäschegebrabbel á la „lass deine Wünsche wahr werden“.
Aufgrund des schlechten Wetters und der späten Stunde – ca. 9 Uhr abends - war es mittlerweile relativ leer im Park, so dass wir jetzt noch eine letzte Runde machten, bei der wir alles mitnahmen, bei dem wir nicht anstehen mussten. Dazu gehörte noch eine kleinere spaßige Achterbahn; eine Art „Autorennstrecke“, bei der man aber in der Mitte angeschient war und dadurch nicht wirklich schnell oder rennstreckenartig fahren konnte; dem House of Horror, wo es eine Geisterbahn gab, die aber nicht besonders gruselig war und die Buzz Lightyear Experience, wo man auf einer Bahn fuhr und dabei mit Pistolen auf Ziele schießen und Punkte sammeln konnte – ein gelungener Abschluss eines bizarren, langen und spaßigen Tages.
Konzentriert beim Erfüllen der "Mission":
Wir sind fertig disneyfiziert:
Wir quälten uns durch den inzwischen starken Regen zum Parkausgang – mittlerweile konnte man auch endlich in einem normalen Tempo laufen, ohne mit jedem Schritt gegen 23 Kinderbuggys zu stoßen
– und waren nach einer halben Stunde am Auto. Geschafft!
...Wir wären ja nicht Heiko und Fredi, wenn das wirklich das Ende des Tages gewesen wäre. Heiko flog am Abend des 5.1. wieder nach Hause, und zwar von New York. Und heute war der 3.1. – aufmerksame Leser, werden sich jetzt fragen: „Aber sie sind ja noch in Florida?!“ Richtig. Und genau deshalb stellten wir, sobald wir nachts um 12 Uhr im Auto saßen, das Navi auf New York City ein – 1792 Kilometer und 18:21 h Fahrzeit.
Heiko erklärte sich bereit, die ersten Fahrstunden zu übernehmen und Fredi blieb gerade noch so lange wach, um Downtown Orlando zu sehen. Danach schlief sie vier Stunden lang tief und fest, während Heiko sich durch die Nacht quälte. Dann hielten wir das erste Mal an, um zu tanken (und Energy Drinks zu kaufen), und um einen Fahrerwechsel zu machen – mittlerweile waren wir sogar schon in Georgia und es war 4 Uhr morgens. Fredi fuhr dann die nächsten zwei Stunden durch, bis sie die Autobahn doppelt sah, so dass wir gezwungenermaßen auf einem Parkplatz anhielten und beide eine Stunde bis zum Morgengrauen ratzten.
Dann machte Fredi einen kurzen Spaziergang draußen, um wach zu werden, und setzte sich wieder hinters Steuer, um weitere zwei Stunden bis zur Grenze zwischen North und South Carolina (zwei weitere Bundesstaaten geschafft!) durchzufahren.
Während es hell wurde, fuhren wir noch lange durch dichten Nebel; als dieser sich dann aber lichtete kitzelte die aufgehende Sonne Heiko in den Augen und er wurde wach.
Wir hielten dann bei „South of the Border“ an, dem verrückten Mexikanershop den wir auf der Hinfahrt gesehen hatten, und durchstöberten die seltsamen Souvenirläden (nicht ohne uns über die pinken Kühe und Einhornfiguren und den gigantischen Sombrero zu wundern). Im Delirium der Mammutfahrt erstanden wir einen Billigstrohhut und zwei handpuppenartige Plastikfiguren, die ihren Mund auf und zu machen wenn man einen Hebel bewegt, einen Flamingo und ein Krokodil.
Als nächstes hielten wir dann noch beim Waffle House an, einem weiteren Frühstücksrestaurant das wir ausprobieren wollten, und aßen furchtbar süße Waffeln und tranken Kaffee. So langsam kehrten die Lebensgeister zurück und wir waren optimistisch für die restlichen Meilen.
450 Meilen nachdem Fredi angefangen hatte zu fahren gab es dann einen weiteren Fahrerwechsel, ab Virginia fuhr Heiko dann eine ganze Weile weiter. Wieder durch die üblichen Staaten hindurch – Washington DC, Maryland, Delaware, Pennsylvania, New Jersey....
In Washington ging dann die Sonne wieder unter, wir hatten dieses Mal glücklicherweise aber keine Probleme mit Stau (das hätte noch gefehlt!), in Washington war der Verkehr nur etwas zähflüssig. Nördlich von Baltimore, 180 Meilen von New York entfernt, machten wir einen weiteren Stopp (mittlerweile war es natürlich wieder eisekalt beim Aussteigen
), buchten bei McDonalds ein Motel am Airport in New York und gingen dann nebenan bei Chick-Fil-A (einer weiteren Empfehlung von den Middlebury-Freunden) Burger essen. Wir waren schon stolz, der Bedienung unsere blutunterlaufenen Augen damit erklären zu können, „dass wir gerade aus Orlando, Florida, kommen“.
Das Essen war lecker, und dann setzte Fredi sich wieder ans Steuer. Der restliche Weg war uninteressant aber eine Tortur, denn wir waren mittlerweile völlig erledigt. Um 23 Uhr erreichten wir dann endlich unser Motel (das heißt, wir haben unterwegs gute 4 Stunden „verloren“), nachdem wir genau 23 Stunden unterwegs waren. Geschafft – diesmal aber wirklich!
Unser Zimmer war im Keller eines Best Western in Jamaica, NY in der Nähe von JFK, so dass wir unsere Koffer durch das ebenerdige Fenster einladen konnten. Wir (zer)fielen mit einem Lachanfall aufs Bett und sobald wir die Augen zumachten, sahen wir eine Autobahn vor unserem inneren Auge. Immerhin hatten wir durch unsere Mammutfahrt jedoch noch fast 24 Stunden Ruhe vor Abflug, um unser Hab und Gut zu sortieren, Bilder auszutauschen und unsere Wunden von der langen, anstrengenden aber unglaublich erlebnisreichen Reise zu lecken... Wir würden alles wieder genau so machen!
Viele Bilder vom langen heutigen Tag gibt's im Album:
http://s169.photobucket.com/user/Elli_0991/slideshow/Go%20South%2012-13/Part%2018 (Passwort D00494)