SA, 1.3.2014Dieser Tag bekommt leider nur eine Vier minus! ICH KANN ES NICHT MEHR SEHEN!!!!!!
Ich habe doch gestern immer brav aufgegessen und werde heute trotzdem sogar von Gewittergrollen geweckt. Der Fernseher berichtet immer noch von Mudslides und zeigt Springfluten, die aus Gullys kommen und deutlich beeindruckender aussehen als der Old Faithful of California.
Der Regen legt netterweise eine Pause ein, als ich meinen immer schwerer werdenden Trolley zum Auto ziehe, aber gleich darauf legen die Wolken wieder los.
Der Plan war, bei strahlendem Vorfrühlingswetter den einsamen Highway No. 1 zu fahren. Einsam ist es, irgendwie hat die düstere Stimmung auch durchaus etwas für sich, aber hätte ich nicht an den ersten Tagen schon Meer bei Sonne gehabt, wäre ich jetzt wahnsinnig enttäuscht.
Von Mudslides übrigens keine Spur, dafür fahren hochwichtig Räumfahrzeuge wie Schneeschieber über den Highway um die Bröckchen wegzuräumen, die die Nacht über gefallen sind.
Trotz des Wetters halte ich immer wieder. Besonders die Brandung hat es mir angetan, die wirklich gewaltig ist. OK, ich will mich ja nicht beklagen, schließlich habe ich diese Ecke auch schon mal schön sonnig im Spätsommer erlebt. Aus mancher Perspektive sieht es so aus, als ob man auf eine graue Wand zufährt, wenn man sich dem Meer nähert. Kurz vor San Simeon spritzt Gischt auf eine niedrig gelegene Brücke. Abends erfahre ich dann im TV wieder belegt mit Handyvideos, wie viele Boote bei der Brandung an der Küste zerschellt und wie viele Strandlokale überflutet wurden. OK, das hat eben auch nicht jeder so gesehen!
Wäre ich fotografisch interessiert und engagiert, wären hier sicherlich tolle düstere Bilder entstanden. So aber ist mir mein trockener Hintern wichtiger als der ausführliche fotografische Beweis dessen, dass Big Sur auch eine andere Seite hat. Das überlasse ich anderen, die es besser können.
Der Himmel ist so nett den Hahn besonders für den kurzen Moment zuzudrehen, den ich bei den Seeelefanten in San Simeon halte. Das heute hoch auflaufende wilde Wasser hat für den gemeinen Touri den Vorteil, dass die Seeelefanten sehr nah bei den Aussichtsterrassen sind. Was für ein Lärm! Die Kleinen rufen nach ihren Mamas und die Mamas nach ihren Kleinen. Leider liegen auch zwei tote Babys hier. Zum Glück ist ein Zaun zwischen Strand und Straße, denn sonst lägen die Dickhäuter sicher auch auf dem Highway. Und so groß und massig wie die sind, gäbe es da sicher Stau. So kann ich aber einige Fotos sozusagen Auge in Auge mit den Tieren machen. Meine Stimmung steigt.
In San Luis Obispo könnte ich eigentlich mal im Best Western nachfragen, ob es meine Dreiersteckdose noch gibt, die ich 2008 hier vergessen habe.
Bei einem Mc Donalds halte ich. Pommes wären jetzt recht und ein bisschen Internet auch. Leichtsinniger Weise entscheide ich mich hier das Update wegen der Sicherheitslücke auf das iPad laden zu wollen, aber das Wifi ist so lahm oder was weiß denn ich, was ich schon wieder falsch gemacht habe, jedenfalls verkündet irgendwann das iPad ab sofort keinen Handschlag mehr tun zu wollen, wenn ich es nicht per Kabel an iTunes anschließe. Tja, aber mein iTunes steht nun mal zu Hause, so etwa 11.000 km von hier entfernt.
Das Stimmungsbarometer fällt wieder ins Unermessliche. Wenn ich Pech habe, ist der Reisebericht weg, die Fotos auch, das ganze iPad vielleicht auch.
Und wieder beginnt es nach kurzer Sonnenkostprobe zu gießen. Kann ein Stimmungsbarometer eigentlich noch mehr fallen?
Zum Glück kennt die Navi den Apple Store in Santa Barbara und lotst mich nach dem Einchecken im Best Western Beachside Inn dorthin. Ich erkläre mein Problem und werde an Graydon verwiesen, der mit Engelsgeduld das iPad anschließt, das Update installiert. Leider ist das iPad nun zurückgesetzt, aber ich will ihn nicht noch mehr nerven und seine Zeit nicht noch mehr beanspruchen. Mit dem dortigen schnellen Wifi installiere ich noch fix die notwendigsten Apps. Mein Reisebericht und die Fotos sind dank Cloud noch da, die Stimmung steigt.
Was bin ich schuldig? Nichts! Wirklich? Wirklich, gern geschehen, nice to meet you. Die Sonne scheint, leider nur in meinem Herzen, draußen gießt es nämlich schon wieder. Zum Trost oder zur Feier des Tages (je nachdem, ob man zu den Menschen mit den halb vollen oder zu denen mit den halb leeren Gläsern gehört), gönne ich mir bei Cold Stone ein Eis, allerdings nicht das "Germän Chcöcöläte Cäke", das wirklich so geschrieben wird.
Eigentlich ist es hier sehr schön, allerdings fließen inzwischen wahre Sturzbäche die Gehwege herunter. Und irgendwie scheint die Erfindung der Regenrinne noch nicht hier angekommen zu sein, sodass der Regen überall von den Kanten der Dächer platscht. Die Kalifornier um mich herum haben damit kein Problem, schließlich erlebt die Westküste gerade einen sehr trockenen Winter und der Regen ist hoch willkommen. Aber hätte der Regen nicht nächste Woche kommen können oder vielleicht noch besser schon vor zwei Wochen? Dann hätte ich immerhin die Chance auf blühende Wüste in ein paar Tagen.
Ich trabe die Straße auf und ab, habe nun Hunger auf etwas Richtiges. das bedeutet heute Steak. Allerdings scheinen eher Italiener in zu sein als Steakhäuser. Schließlich werde ich fündig, die Laune steigt wieder eine Winzigkeit an. Ich befreie mein Auto aus der Parkgarage und fahre die paar Meter zum Hotel zurück.
Der Pool dampft verlockend. ich stecke die Hand rein. Er hat Badewannentemperatur. Ich genieße für eine halbe Stunde, wie mir in der Dunkelheit von oben kalte Regentropfen auf die Schulter fallen, während ich im warmen Wasser sitze. Das Stimmungsbarometer steigt deutlich. Es fällt mir schwer den Pool zu verlassen, aber ich muss ja noch den Wetterbericht checken und mir überlegen, was ich morgen so machen will. Die frisch installierte Wetterapp verspricht für morgen nur 1 mm Regen, und das auch nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 58%. Na endlich! Das Stimmungsbarometer steigt noch ein bisschen.
Das Reiseberichts schreiben und Hochladen der Fotos von heute ist unkompliziert! iPad tut seinen Dienst. die Welt ist wieder in Ordnung!