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Autor Thema: Absturz vor Augen  (Gelesen 1751 mal)

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McC

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Absturz vor Augen
« am: 08.11.2016, 10:13 Uhr »
In der US-Gesellschaft wird die Kluft zwischen Arm und Reich tiefer und tiefer. Die Mittelschicht schrumpft - und ausgerechnet die Boomregion San Francisco ist das Symbol einer neuen sozialen Spaltung.
Die Stadt verfügt derzeit über ein Budget von 8,9 Milliarden Dollar, aber wo das Geld bleibt, ist vielen ein Rätsel. Seit Jahren strömen immer neue Obdachlose in die Wohnviertel, schlafen in Hauseingängen, durchwühlen den Müll. Um sie kümmern sich 15 städtische Sozialdienstmitarbeiter. Der öffentliche Nahverkehr ist langsam und verhasst. Wer kann, nutzt private Minibuslinien. Die Monatskarte für 120 Dollar. Parken in der Innenstadt kostet 40 Dollar pro Tag.......


http://www.spiegel.de/spiegel/usa-kluft-zwischen-arm-und-reich-wird-tiefer-und-tiefer-a-1120075.html

gecko1a

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Re: Absturz vor Augen
« Antwort #1 am: 08.11.2016, 10:40 Uhr »
Ein Resultat der Wirtschaft und auch nur die kann es lösen.

Jeder neuer Wohnraum, und sei er noch so klein, wird teuer verkauft.
Menschen ohne Arbeit oder Rentner (was oft das gleiche ist) haben keine Chance in der Bay zu wohnen. Aber wohin?
Letztens noch ein Bericht gesehen mit einer ca. 45 Personen High Tech WG in einem Haus und das auch im Tenderloin Bezirk (glaube ich).
Ein Zimmer mit 6-8m² kostet 1200$. Viele nehmen ein Doppelbett, damit es "nur" 600$ kostet.

Das wird auch zum Problem für Normalverdiener (Mittelschicht), Lehrer, Verkäufer, Staatsbedienstete,... die das Leben dort am laufen halten.
Ein Kindergartenplatz, der 2000$ im Monat kostet, Private Grundschule für 2500$, ....

Die Folge ist und wird sein, dass die Normalverdiener immer weiter draußen wohnen oder sich eine ´Wohn- und Arbeitsstelle suchen, die zum Gehalt passen.

Ich in den Ballungsräumen München, Berlin, Köln, Hamburg sind die gleichen Tendenzen zu sehen. Hier greift aber noch sehr oft die SOZIALE Marktwirkschaft.

DocHoliday

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Re: Absturz vor Augen
« Antwort #2 am: 08.11.2016, 11:44 Uhr »
Ein Resultat der Wirtschaft und auch nur die kann es lösen.

Stellt sich die Frage: Wer ist "die Wirtschaft"?

Die Hausbesitzer, die sich freuen, höhere Mieten für ihre Wohnung zu bekommen, die Parkhausbetreiber, die natürlich ausreizen, wie viel Geld sie bekommen können, etc., etc.?
Preise in Ballungsräumen regulieren, kann eigentlich nur die Politik. Und auch das klappt selten vernünftig (siehe Mietpreisbremse).
Gruß
Dirk

Microbi

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Re: Absturz vor Augen
« Antwort #3 am: 08.11.2016, 13:48 Uhr »
In München greift die "soziale Marktwirtschaft" schon lange nicht mehr. Jahrzehntelang verschlief der SPD OB jede Entwicklung, ob Wohnungsmarkt, oder Gewerbe.
Man hätte an Wien ein Beispiel nehmen können. Zumal Wien in vielerlei Hinsicht als "nahestehend" bezeichnet werden kann. Zumindest näher, als z.B. Berlin.  :wink:

Die meisten Mietwohnungen - weltweit - schmücken oft die Portfolios von Superreichen, die Immobilen vom Wohnraum zum Spekulationsobjekt gemacht haben. Ich bezweifele nur, dass einfache Lohnempfänger lang genug durchhalten, bis auch diese Blase platzt.
Das ist wieder wieder nicht die reale Wirtschaft, sondern eine, die von Prognosen (=Kaffeesatzleserei) und Erwartungen lebt.

Mic

wolfi

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Re: Absturz vor Augen
« Antwort #4 am: 08.11.2016, 16:34 Uhr »
In gewisser Weise geht es gerade backwards in time ...

Vor fünfzig Jahren (da war ich Student ... :lol:) war es üblich, dass man als Student jeden Tag eine Stunde Weg zur Uni hatte - halbe Stunde mit der Bahn und dann zu Fuß ...

Dieselbe Anfahrzeit (und zurück nochmals) hatte ich auch als Jobber bei Daimler-Benz - da gab es noch eigene Zugverbindungen für die Früh- und die Spätschicht, später dann Busse.

Und in den USA ist doch eine Stunde für commuter ebenfalls normal.

Nicht ganz OT:

Bei einer meiner "Geschäftsreisen" nach USA vor etwa 30 Jahren wollte ich privat noch ein Wochenende in NYC dranhängen und bat die Sekretärin des uns betreuenden IBM-Managers, mir über IBM-Reisestelle ein preiswertes" Zimmer in Manhattan zu besorgen.

Die rief irgendwann ganz verzweifelt zurück - es sei kein Zimmer mehr unter 500$ zu haben und bot mir ein schönes Zimmer im Crowne Plaza in White Plains zum IBM-Tarif an. Ich habe zugesagt und bin dann halt Freitag bis Montag jeden Morgen mit dem "Schnellzug" nach Manhattan rein gefahren - umgeben von Anzug-Trägern mit Aktenkoffern, die in ihren Ordnern lasen und schrieben ...

Davidc

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Re: Absturz vor Augen
« Antwort #5 am: 10.11.2016, 19:34 Uhr »
Ein Resultat der Wirtschaft und auch nur die kann es lösen.

Jeder neuer Wohnraum, und sei er noch so klein, wird teuer verkauft.
Menschen ohne Arbeit oder Rentner (was oft das gleiche ist) haben keine Chance in der Bay zu wohnen. Aber wohin?
Letztens noch ein Bericht gesehen mit einer ca. 45 Personen High Tech WG in einem Haus und das auch im Tenderloin Bezirk (glaube ich).
Ein Zimmer mit 6-8m² kostet 1200$. Viele nehmen ein Doppelbett, damit es "nur" 600$ kostet.

Das wird auch zum Problem für Normalverdiener (Mittelschicht), Lehrer, Verkäufer, Staatsbedienstete,... die das Leben dort am laufen halten.
Ein Kindergartenplatz, der 2000$ im Monat kostet, Private Grundschule für 2500$, ....

Die Folge ist und wird sein, dass die Normalverdiener immer weiter draußen wohnen oder sich eine ´Wohn- und Arbeitsstelle suchen, die zum Gehalt passen.

Ich in den Ballungsräumen München, Berlin, Köln, Hamburg sind die gleichen Tendenzen zu sehen. Hier greift aber noch sehr oft die SOZIALE Marktwirkschaft.


Und woran liegt es? Man kann sich auch mal die Hotelpreise in der Region um SFO und in der Silicon Valley Area anschauen. Es liegt daran, dass die High Techs die Preise ruinieren bzw. auf den Mond treiben. Die Firmen dort bezahlen Mondgehälter und zahlen auch Hotelpreise von 300 Dollar / Nacht aufwärts für die Geschäftskunden und treiben somit das ganze Niveau in die Höhe.

missy

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Re: Absturz vor Augen
« Antwort #6 am: 10.11.2016, 20:52 Uhr »
Ich schau immer mal wo ich mich als naechstes hinversetzen lassen koennte. Als Beamtin kein Problem, Stellenausschreibungen gibt es genug.
Aber die bay area wird nicht werden. Laut Bezahlungstabelle wuerde ich in San Francisco zwar 35% Aufschlag auf mein Gehalt bekommen, aber ich bekomm jetzt schon 20% Aufschlag fuer Dallas und hier sind die Lebenshaltungskosten normal bis etwas unterdurchschnittlich. Ich wuerde mir in San Francisco wohl noch nicht mal ein Studioapartment leisten koennen, in Dallas hab ich ein grosses Haus mit Garten fuer die Haelfte des Mietpreises fuer das Studio in San Francisco.
Trotzdem wuerde es mich mal interessieren wie die ganzen government und state employees dort ueber die Runden kommen. Vielleicht wohnen viele in Oakland und pendeln.
Bay area ist auf jeden Fall von der Liste gestrichen.


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dschlei

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Re: Absturz vor Augen
« Antwort #7 am: 11.11.2016, 18:05 Uhr »
Ich schau immer mal wo ich mich als naechstes hinversetzen lassen koennte. Als Beamtin kein Problem, Stellenausschreibungen gibt es genug.
Aber die bay area wird nicht werden. Laut Bezahlungstabelle wuerde ich in San Francisco zwar 35% Aufschlag auf mein Gehalt bekommen, aber ich bekomm jetzt schon 20% Aufschlag fuer Dallas und hier sind die Lebenshaltungskosten normal bis etwas unterdurchschnittlich. Ich wuerde mir in San Francisco wohl noch nicht mal ein Studioapartment leisten koennen, in Dallas hab ich ein grosses Haus mit Garten fuer die Haelfte des Mietpreises fuer das Studio in San Francisco.
Trotzdem wuerde es mich mal interessieren wie die ganzen government und state employees dort ueber die Runden kommen. Vielleicht wohnen viele in Oakland und pendeln.
Bay area ist auf jeden Fall von der Liste gestrichen.


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Meine Schwaegerin und ihr Mann (sie Fish & Wildlife, er National Park Service) haben sich mal nach Hawaii versetzen lassen.  Dort haben sie es etwa 3/4 Jahr ausgehalten, ehe sie sich wieder nach zurueck kamen.  Obwohl sie ja Doppelverdiener waren, mit allen moeglichen Zuschlaegen, mussten sie ihren Lebensstandard so einschraenken, dass das Leben dort keinen Spass mehr machte!
Die Kollegen, die dort immer gearbeitet hatten, kannten den Unterschied nicht, und daher machte es ihnen nicht viel aus.
Ich nehme an, dass es den Government Mitarbeitern in der Bay Region aehnlich geht.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River