Chip-Tuning kann eine sehr heikle Angelegenheit sein. Meine Sache wäre es nicht.
Viele Anhänger des Chip-Tunings argumentieren, dass der Chip-Tuner lediglich die ohnehin vorhandenen Reserven des Serienmotors ausnutzt, also alles im sicheren Bereich stattfindet.
Vielleicht hätte man einer solchen Argumentation vor Jahren durchaus noch folgend können. Heutzutage ist das aber weitaus weniger richtig. (Ich arbeite im Automotive-Bereich und traue mir dieses Urteil durchaus zu).
Moderne Motoren sind von Hause aus weitaus mehr belastet, als dies "früher" der Fall war. Schon die Hersteller gehen vielfach an die Grenzen des Machbaren.
Das eigentliche Problem sind aber viele (nicht alle) Chip-Tuner selbst. Diese mögen zwar durchaus Elektronik-Experten sein, die noch mehr PS oder Newtonmeter aus dem Motor herauskitzeln können, haben vom Antriebsstrang insgesamt aber keine oder nur wenig Ahnung bzw. kümmern sich nicht darum.
Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regel. Es gibt durchaus einige wenige, die ihr Handwerk verstehen. Natürlich muß man "die Guten" kennen/erkennen. Hier ist es schon mal hilfreich, wenn man auf entsprechende Angebote aus der Bucht oder aus ominösen Kleinanzeigen von vornherein verzichtet. Man könnte z.B. mal in eine Vertragswerkstatt gehen und sich dort Rat einholen. Vielleicht kümmern die sich sogar selbst um eine Maßnahme. Dann hätte man zumindest mal einen Ansprechpartner.
Ein Indiz ist auch, ob die Tuning-Maßnahme durch eine Garantie abgedeckt ist, die in Art und Umfang mit einer Herstellergarantie vergleichbar ist, die im Regelfall bei einer Tuningmaßnahme verloren geht.
Man mag sich die unterschiedliche "Qualität", wie eine gewisse Motorleistung X zustandegekommen ist, auch wie folgt plausibel machen:
Wenn der Fahrzeughersteller z.B. aus einer vorhandenen 115 PS-Version eine 150 PS-Version bringen möchte, dann wird er nicht zu softwareseitig einige wenige Parameter verstellen, um auf diese Leistung zu kommen, sondern er wird auch einige Komponenten im Antriebsstrang daraufhin abstimmen und das Ganze im Anschluss ausgiebig erproben. Schließlich muß er für das Ganze hinterher gerade stehen.
Die Aussage, dass die Komponenten von schwächeren und stärkeren Motorvarianten identisch sind, stimmt im Grundsatz sicherlich nicht. Im Einzelfall, bei der einen oder anderen Komponente, mag es aber der Fall sein, wenn es in der Herstellung ökonomisch ist.
Das allergrößte Manko sehe ich selbst aber beim Weiterverkauf für den dann folgenden Käufer:
Häufig sind die Tuningmaßnahmen so geartet, dass man sie - im Nachhinein - nicht mehr nachvollziehen/erkennen kann.
Der nachfolgende Käufer kauft dann in guten Glauben (z.B.) einen 115 PS-Diesel, der durch eine Chiptuning-Maßnahme zuvor jedoch auf 150 PS gebracht wurde. Der ursprüngliche Eigner mag damit vielleicht 75.000 km seinen "Spaß" gehabt haben (und den wollte er ja wohl - siehe Tuning). Wie lange der nachfolgende Käufer aber noch Freude an dem Wagen haben wird, steht in den Sternen. Sehr wahrscheinlich wird er sich weniger lange am Wagen erfreuen können, als es ohne die Tuning-Historie der Fall gewesen wäre. Das ist zumindest die eindeutige Tendenz, so haben es verschiedene Untersuchungen ergeben. Die Lebensdauer verschiedener Komponenten des Antriebsstranges (oder der Abgasanlage, siehe Partikelfilter) wird verkürzt, da sie einem erhöhten Verschleiß ausgesetzt war.
Daher würde ich mir wünschen:
Chip-Tuning muß auch gegenüber dem nachfolgenden Käufer offen kommuniziert werden. Dann kann dieser selbst beurteilen, ob er den Wagen auch weiterhin möchte.
Chip-Tuning sollte auch sonst immer offen "kommuniziert" werden, weil es z.B. die Abgas- und/oder Verbrauchswerte ungünstig beeinflussen kann. Dies wiederum hat dann im Regelfall eine entsprechenden Einfluss auf die Besteuerung bzw. auf die Versicherungsprämie.
All dies dürfte bei einer Vielzahl - Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel! - derjeniger, die ihr Fahrzeug "gechipt" haben, höchst unpopulär sein. Von daher wird die offene Kommunikation einer solchen Tuning-Maßnahme zumeist nur ein Wunsch bleiben.