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Autor Thema: Mein armes Amerika  (Gelesen 3743 mal)

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Heiner

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Mein armes Amerika
« am: 28.10.2011, 17:36 Uhr »
Hi!

Die Vereinigten Staaten waren immer der Sehnsuchtsort der Autorin. Bis sie im vorigen Winter hingezogen ist.
http://www.zeit.de/2011/44/USA-Los-Angeles

Gruß Heiner


Wat mutt, dat mutt

thorsti

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #1 am: 28.10.2011, 20:07 Uhr »
Der Artikel ist wirklich ausgezeichnet!

Es ist keiner der "Die USA sind so super" Artikel aber es wir auch kein "USA Bashing" betrieben.
Ich habe den Blick hinter die Kulissen zwar nicht, aber ich habe viele Bekannte drüben und da sind mir viele Anekdoten aus dem Artikel vertraut.

Kauschthaus

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #2 am: 28.10.2011, 22:01 Uhr »
Ein hoch interessanter Artikel, und sehr gut geschrieben, auch wenn manches sehr auf LA bezogen ist und sicher nicht automatisch auf Colorado Springs, Portland oder Boston übertragbar ist.

Amerika in der Geiselhaft einiger Fanatiker ... genau das scheint mir auch der Fall zu sein.  :(

Interessant auch der Gründer der Tea Party Bewegung in Tucson. Er hat Angst vor den zunehmenden Zwangsversteigerungen in der Nachbarschaft und dann wendet er sich denen zu, die genau diese absolute Spekulationsfreiheit propagieren. Hemmungslose, gerade obszöne Bereichung auf Kosten anderer.

Das erinnert mich an das Lied "Emma Klein" von Hannes Wader. Vielleicht sollte man es mal ins englische übersetzen:  :lol:

Nun hat die Bank schon zugeschlagen
und ganz schnell, fast über Nacht
das Haus samt Laden abgerissen
und `nen Parkplatz draus gemacht.
Der gehört dem Superkaufhaus
und das wiederum der Bank.
Doch das schärfste ist, dass Emma Klein
vor Kummer sterbenskrank
und bettelarm, sich noch immer
zu den Unternehmern zählt,
am Wahltag die Partei
der eignen Unterdrückung wählt.

Will nur mal fragen
sagt warum schlagen
so viele Leute
gestern wie heute
den eignen Interessen
voll ins Gesicht
und merken es nicht?

Na ja, immerhin wachen jetzt einige auf. :daumen:

Viele Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

dschlei

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #3 am: 28.10.2011, 22:33 Uhr »
Natuerlich hat die Dame hauptsaechlich ueber LA berichtet.  La ist fuer uns hier im Norden genauso exotisch wie fuer euch in Deutschland (und fast auch so weit weg).  Man darf halt nicht vergessen, dass in der Ecke von LA, wo diese Dame lebt, die Einkommen fast nur aus Service gemacht werden (ich bediene Dich, Du bedienst mich), weil dort keine Industrie angesiedelt ist.  Wenn man dagegen nach Orange County, oder Burbank geht, sieht die Welt schon ganz anders aus.

Natuerlich hat die Wirtschaftskriese die Situation nicht verbessert.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

Davidc

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #4 am: 29.10.2011, 12:33 Uhr »
Naja, man muss auch schauen in welcher "Zeitung" dieser Artikel ercheint, dann ist die Richtung in die er geht eigentlich schon klar.

Dass die Zeit über die USA und deren Gesellschaftssystem sowie Wirtschaftssystem objektiv berichtet ist doch sehr unwahrscheinlich. Da muss die Grundstimmung in Richtung "böser Kapitalismus" einfach eingehalten werden.

Wilder Löwe

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #5 am: 29.10.2011, 18:40 Uhr »
Sehr guter Bericht und sehr wahr. Ich habe in den USA oft das Gefühl, in einem Dritt-Welt-Land zu sein. Der Verfall der Infrastruktur ist beängstigend und der Anteil an offensichtlich armen Menschen im Straßenbild wird immer größer. L.A. hat mich diesen Sommer besonders geschockt, die Straßen sind eine absolute Katastrophe und die Armut vieler Menschen zeigte ich überall. In geradezu groteskem Widerspruch dazu steht der extreme Reichtum, der an einigen Orten zu finden ist.

Wir fahren seit 8 Jahren einmal jährlich nach Florida, immer in den gleichen Ort. Man kann von Jahr zu Jahr beobachten, wie die Verhältnisse schlechter werden. Immer mehr Geschäfte stehen leer, die Häuser wirken ungepflegter und ärmlicher, die Straßen werden löchriger. Ein langsamer, aber stetiger Verfall.

Auffallend ist auch, dass sich jede zweite TV-Werbung um die Beschaffung von Bargeld zu drehen scheint. Da wird nicht wie bei uns für Kaffee, Windeln oder eine Supermarktkette geworben, sondern um wieviel man die Zinszahlung reduzieren kann (= wieviel mehr cash jeden Monat), wenn man zur Bank XY wechselt. Oder dass man 2000$ cash ausgezahlt bekommt, wenn man dieses oder jenes Auto kauft.

Ich hoffe, dieses wunderbare Land bekommt irgendwie die Kurve, aber wenn ich mir anschaue, was die Konsorten von der Tea Party für dumpfe Parolen rausgeben und wieviele Menschen ihnen zujubeln, habe ich so meine Zweifel.
Viele Grüße
Katrin

dschlei

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #6 am: 29.10.2011, 19:26 Uhr »
Neben Kalifornien ist Florida der Staat, den die Wirtschaftskriese am meisten getroffen hat.  Dort gibt es dopplestellige Arbeitslosenzahlen, waehrend hier nur rund 4,8% arbeitslos sind.

Florida ist auch ein Staat, der hauptsaechlich Dienstleistungen als Industrie hat (Gast und Hotelgewerbe), und wenn die Gaeste wegbleiben, sieht es dumm aus.  Las Vegas hat aehnliche Probleme.  Durch die Groesse Amerikas geht es einfach nicht, einzelne Ecken des Landes als allgemein gueltig zu zeigen.  Die Dakots, z. B., haben von der Wirtschaftskrise ueberhaupt nichts gemerkt, da waren die Arbeitslosenzahlen waehrend der letzten Jahre immer so um 2,8%!
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

Wilder Löwe

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #7 am: 29.10.2011, 21:23 Uhr »
Neben Kalifornien ist Florida der Staat, den die Wirtschaftskriese am meisten getroffen hat.  Dort gibt es dopplestellige Arbeitslosenzahlen, waehrend hier nur rund 4,8% arbeitslos sind.

Florida ist auch ein Staat, der hauptsaechlich Dienstleistungen als Industrie hat (Gast und Hotelgewerbe), und wenn die Gaeste wegbleiben, sieht es dumm aus.  Las Vegas hat aehnliche Probleme.  Durch die Groesse Amerikas geht es einfach nicht, einzelne Ecken des Landes als allgemein gueltig zu zeigen.  Die Dakots, z. B., haben von der Wirtschaftskrise ueberhaupt nichts gemerkt, da waren die Arbeitslosenzahlen waehrend der letzten Jahre immer so um 2,8%!

Das wäre schön, wenn es in anderen Teilen der USA besser aussähe, denn langsam fange ich schon an, mir Sorgen zu machen. Der Verfall ist ziemlich offensichtlich.
Viele Grüße
Katrin

dschlei

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #8 am: 30.10.2011, 03:11 Uhr »
Neben Kalifornien ist Florida der Staat, den die Wirtschaftskriese am meisten getroffen hat.  Dort gibt es dopplestellige Arbeitslosenzahlen, waehrend hier nur rund 4,8% arbeitslos sind.

Florida ist auch ein Staat, der hauptsaechlich Dienstleistungen als Industrie hat (Gast und Hotelgewerbe), und wenn die Gaeste wegbleiben, sieht es dumm aus.  Las Vegas hat aehnliche Probleme.  Durch die Groesse Amerikas geht es einfach nicht, einzelne Ecken des Landes als allgemein gueltig zu zeigen.  Die Dakots, z. B., haben von der Wirtschaftskrise ueberhaupt nichts gemerkt, da waren die Arbeitslosenzahlen waehrend der letzten Jahre immer so um 2,8%!

Das wäre schön, wenn es in anderen Teilen der USA besser aussähe, denn langsam fange ich schon an, mir Sorgen zu machen. Der Verfall ist ziemlich offensichtlich.
Hier bei uns im Norden kann man von Verfall nicht reden, natuerlich hat die Rezession auch hier nicht geholfen, aber bei 5,2 % Arbeitslosigkeit merkt man da nicht so viel von.  Wenn ich durch St. Paul/Minneapolis fahre, sehe ich keine sonderlich auffallenden Probleme, waehrend LA mir nie so ganz geheuerlich war.  Vor einigen Wochen war ich in Chicago, und auch da fand ich nichts auffallend anders als vor ein paar Jahren, als unser Sohn noch da lebte.
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missy

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #9 am: 30.10.2011, 05:28 Uhr »
Sorry...ich kann mit dem Artikel ueberhaupt nix anfangen....sentimentale Vergangenheitssehnsucht. An der Ostkueste gabs frueher nur burgers, ohne credit history gibts keine Wohnung, die 'Kriegsdurchgedrehten' werden von Privatleuten gepflegt, und furchtbare Ueberlandleitungen gibt es auch, hat sie festgestellt (waren die vor 20 Jahren noch nicht da?), Amerikaner sind pruede, bumsen aber froehlich durch die Gegend bis man 'exclusive' ist, dann wird der Vertrag abgeschlossen und man heiratet. Sie hat bemerkt das Supermaerkte Foodstamps nehmen. Aha. Auch die gabs schon vor 20 Jahren und auch da war das ausgeschrieben.
Nach ein paar Wochen wird sie paranoid wegen HFCS und kauft nur noch bei Whole Foods.Amis werfen beim Umzug alles weg und es wird neu gekauft.Amis in LA hupen nicht aus Misstrauen weil es sein koennte das der Angehupte ne Knarre hat. Wow. Es ist typisch subtiles bashing, beim Lesen muss jeder nicht amerikanische Leser das gute,warme Gefuehl bekommen, das er dem amerikanischen Volk haushoch ueberlegen ist und er es doch soviel besser hat.
Sie haette einen anderen Bericht schreiben koennen, wenn sie gewollt haette, haette ueber die Schildchen im Supermarkt schreiben koennen die da lesen WIC, oder mal in nem Veterans Medical Center vorbei schauen koennen um zu schauen wie hervorragend die Kriegsdurchgedrehten umsonst bis an ihr Lebensende versorgt werden.Sie haette darueber schreiben koennen,das credit history nicht bedeutet das man Schulden machen muss...oder mal in paar Paare befragen koennen wieviel andere Paare sie rammeln weil sie noch nicht den Vertrag ausgehandelt haben. Aber nein....an der Oberflaeche soll bitte nicht gekratzt werden, das zerstoert die stereotypes.

Ist aber sicher klar, das wenn die den Artikel anders geschrieben haette, er nicht in der Zeit erschienen waere.

Vor solchen subtil biased Leuten gruselt es mir.

BigDADDY

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #10 am: 30.10.2011, 07:56 Uhr »
Mh,

wirklich interessanter Artikel, der, da stimme ich zu: hier vergleicht jemand USA-Reisen mit in den USA leben und macht darin einen Unterschied aus, aha! Und natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Showbusiness und Realität, dass die Krise diesmal existenzieller ist, glaube ich gern, davor kann man die Augen nicht verschließen. In Griechenland und Großbritannien auch nicht!
Reducing Truck Traffic since 2007!

HS777

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #11 am: 30.10.2011, 10:02 Uhr »
Klar, der Artikel paßt ja zur Zeit, aber die Unwahrheit hat die Reporterin nicht geschrieben.
Habe noch in keinen Land der westlichen Welt so viele Obdachlose,Bettler und Tagelöhner gesehen.

Davidc

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #12 am: 30.10.2011, 10:36 Uhr »
Klar, der Artikel paßt ja zur Zeit, aber die Unwahrheit hat die Reporterin nicht geschrieben.
Habe noch in keinen Land der westlichen Welt so viele Obdachlose,Bettler und Tagelöhner gesehen.


Die Tagelöhner sind zu einem Gutteil Illegale und eben deshalb Tagelöhner.

Vielleicht hätte die Dame in der "Zeit" auch mal feststellen sollen, dass es schon seit Jahrzehnten unüblich und gesetzlich verboten ist, im Krankenhaus (bei einem Notfall) oder Schule nach dem Status der Leistungsempfänger zu fragen - also ob sie überhaupt legal im Land sind oder illegal eingereist. Sieht so etwa ein unsoziales Land aus? Das spricht doch eher für die USA und ihr Sozialsystem.

Und klar sind die Stromleitungen und Kabel-TV Leitungen in der Luft hässlich und altmodisch - aber in Neubauvierteln werden sie kaum noch verbaut. Also: Fortschritt! ;)

Wilder Löwe

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #13 am: 30.10.2011, 11:26 Uhr »

Sieht so etwa ein unsoziales Land aus? Das spricht doch eher für die USA und ihr Sozialsystem.


Ja, die USA sind in meinen Augen ein unsoziales Land, auf jeden Fall wenn man sozial = staatlich verabreichte Wohldaten definiert, so wie dies in Deutschland der Fall ist. Von staatlicher Seite gibt es nur sehr begrenzt Sozailleistungen, da ist jeder auf sich selbst gestellt oder aber auf die zugegebenermaßen sehr ausgeprägt privat organisierte Hilfe angewiesen.
Bei einem Notfall wird vielleicht nicht nach dem Status der Leistungsempfänger gefragt, aber ansonsten sieht es für sozial schwächere Personen doch recht düster aus, gerade im medizinischen Bereich. Ich musste letzte Woche in Florida wegen akuter Zahnschmerzen zum Zahnarzt. Einmal Bohren und Füllen am Wochenende (150$ Wochenendzuschlag beim Notdienst!) haben schlappe 720$ gekostet. Da fragt man sich schon, wie das jemand ohne Krankenversicherung wohl finanziert.
Viele Grüße
Katrin

dschlei

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #14 am: 30.10.2011, 15:29 Uhr »
Ich musste letzte Woche in Florida wegen akuter Zahnschmerzen zum Zahnarzt. Einmal Bohren und Füllen am Wochenende (150$ Wochenendzuschlag beim Notdienst!) haben schlappe 720$ gekostet. Da fragt man sich schon, wie das jemand ohne Krankenversicherung wohl finanziert.
Jemand ohne Krankenversicherung hat entweder die noetigen finanziellen Mittel, oder er geht zur Notaufnahme in Krankenhaeusern, da wird dann kostenlos geholfen, wenn die Mittel nicht vorhanden sind.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River