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Autor Thema: Mein armes Amerika  (Gelesen 3753 mal)

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Davidc

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #45 am: 31.10.2011, 21:00 Uhr »

Und übrigens: das deutsche Sozialsystem ist sicher nicht ideal, wie ich leider jeden Tag wieder erlebe.
Nur durchschnittl. eines von 3 Kindern aus "Sozialhilfeadelfamilien" schafft es, ein Leben ohne ALG 2 zu führen.

Gaby


Und warum ist das so deiner Meinung nach?

Ist das nun so weil das deutsche Sozialsystem zu viel oder zu wenig bietet? Oder noch aus ganz anderen Gründen?

usa2008

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #46 am: 31.10.2011, 21:31 Uhr »
Ich glaube das hier zu erklären würde zu sehr OT führen, daher nur soviel:

- Es ist sehr schwierig ein Gesetz zu schaffen, dass tatsächlich keine Schlupflöcher bietet, das SGB II hat leider viele Schwachstellen.
- ca. 40 - 60% der ALG 2 Empfänger besch... uns, weil sie Einnahmen (z.B. durch Schwarzarbeit) nicht angeben und die AG (auch große Firmen) fördern das noch.
   Die Personal- und Verwaltungskosten für entsprechende Kontrollen sind nicht bezahlbar. Das Verwaltungsbudget ist schon jetzt unverhältnismäßig hoch, aber nicht, weil die Leute nichts oder
   zu langsam arbeiten, sondern weil die Umsetzung des Gesetzes eben mit großem Aufwand verbunden ist.
- Die Sozialgerichte entscheiden leider bei der kleinsten formalen (vom Inhalt mal abgesehen) Unstimmigkeit im Sinne der Leistungsempfänger, das motiviert die Mitarbeiter nicht.
- Die meisten Hilfeempfänger sind irgendwann mal tatsächlich unverschuldet in Not geraden, aber nur die wenigsten nehmen die Unterstützung an, um wieder
  unabhängig zu werden. Sie richten sich ein und machen alle anderen für ihre Lage verantwortlich, entwickeln ein unglaubliches Anspruchsdenken. Die Kinder
  übernehmen das Feind-/Freundbild, das Anspruchsdenken, das "Ichkannjanichtsdafürdenken" und richten sich ebenfalls ein, bekommen früh Kinder, verpassen die
  Chance auf eine gescheite Ausbildung und "führen die Tradition" weiter.  :(
   
Das ist nur ein sehr grober Abriss. Ich habe keine Ideallösung, aber Deutschland bzw. die Politik ist auf jedem Fall auf dem falschen Weg.

Gaby






dschlei

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #47 am: 31.10.2011, 23:39 Uhr »
Und das ist in den USA eben nicht moeglich.  Es gibt bestimmte Stops, die in die Gesetze eingebaut wurden, und diese verhindern solche Sachen zum groessten Teil.  Wenn nach einer gewissen zeit keine Arbeit aufgenommen wird, fallen alle Geldhilfen fort, und es gibt nur noch Sachhilfen.  Kinder von beduerftigen Familien bekommen morgens in der Schule ihr Fruehstueck und mittags ihr Mittagessen, damit wird dann auch sichergestellt, dass sie einigermassen gut ernaehrt werden.  Alle Sozialhilfen koennen normalerweise nicht eingeklagt werden, da es Verwaltungsakte sind.  Wenn Doch, entscheidet der Richter von Fall zu Fall, ob die Klage angenommen wird.  Da diese Richter Wahlpositionen innehaben ueberlegen sie sich sehr vorsichtig, ob sie frivole Sachen annehmen (falls sie wiedergewaehlt werden wollen).
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

Gast

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #48 am: 01.11.2011, 08:08 Uhr »
Der Artikel enthält sicher einige Übertreibungen bzw. falsche Aussagen, wenn die
"Kenner" des amerikanischen Alltags die richtigstellen, ist das sicher hilfreich und ich bin
dankbar dafür. Aber dafür muss ich auch als Amerikaner oder Amerikaliebhaber in der
Lage sein, zutreffende Aussagen zu bestätigen und nicht platt zu reden. Die Grundaussage des Artikels "Da hat
sich so einiges negativ entwickelt in (Teilen) Amerikas" ist sicher richtig und darüber sollte
sich Amerika Gedanken machen.

Ist die Grundaussage auf LA bezogen wirklich richtig? Der Zerfall von Downtown begann schon in den 50er und 60er Jahren. Mit dem absoluten Tiefpunkt in etwa in den 80ern, als das Viertel Central City East auch Skid Row genannt im absoluten Elend versank. Damals waren die Obdachlosen und Drogenabhängigen auf sich alleine gestellt. Das war die Zeit des Cracks und es gab vor Ort keine Hilfe. Im Verlauf der Jahre wurden Hilfsstellen errichtet, Obdachlosenunterkünfte erstellt, Wiedereingliederungsprogramme liefen an und der Stadtteil selber wurde wieder aufgebaut. Heute ist es möglich wieder in downtown zu leben.

Obdachlose gibt es dort immer noch mehr als genug und es sind in den letzten 2 Jahren sicherlich auch mehr geworden. Die jetzige Wirtschaftslage hat nicht geholfen. Das Elend der früheren Jahre ist es aber nicht.

Wovon genau spricht denn die Autorin? 

Davidc

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #49 am: 01.11.2011, 08:39 Uhr »
Und das ist in den USA eben nicht moeglich.  Es gibt bestimmte Stops, die in die Gesetze eingebaut wurden, und diese verhindern solche Sachen zum groessten Teil.  Wenn nach einer gewissen zeit keine Arbeit aufgenommen wird, fallen alle Geldhilfen fort, und es gibt nur noch Sachhilfen.  Kinder von beduerftigen Familien bekommen morgens in der Schule ihr Fruehstueck und mittags ihr Mittagessen, damit wird dann auch sichergestellt, dass sie einigermassen gut ernaehrt werden.  Alle Sozialhilfen koennen normalerweise nicht eingeklagt werden, da es Verwaltungsakte sind.  Wenn Doch, entscheidet der Richter von Fall zu Fall, ob die Klage angenommen wird.  Da diese Richter Wahlpositionen innehaben ueberlegen sie sich sehr vorsichtig, ob sie frivole Sachen annehmen (falls sie wiedergewaehlt werden wollen).

Schön - und genau dort sind die USA nicht hinter D zurückbleibend, sondern meiner Meinung nach viel besser und zukunftsorientierter. Das sind sie zwar nicht, weil sie fortschrittlicher und innovativer sein wollen, sondern eher weil das seit ihrer Gründung ihr Credo ist (Selbsthilfe vor Fremdhilfe, Freiheit vor Staat), aber diese Sozialpolitik ist die zukunftsfähigere Variante.

Davidc

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #50 am: 01.11.2011, 08:41 Uhr »
Ich glaube das hier zu erklären würde zu sehr OT führen, daher nur soviel:

- Es ist sehr schwierig ein Gesetz zu schaffen, dass tatsächlich keine Schlupflöcher bietet, das SGB II hat leider viele Schwachstellen.
- ca. 40 - 60% der ALG 2 Empfänger besch... uns, weil sie Einnahmen (z.B. durch Schwarzarbeit) nicht angeben und die AG (auch große Firmen) fördern das noch.
   Die Personal- und Verwaltungskosten für entsprechende Kontrollen sind nicht bezahlbar. Das Verwaltungsbudget ist schon jetzt unverhältnismäßig hoch, aber nicht, weil die Leute nichts oder
   zu langsam arbeiten, sondern weil die Umsetzung des Gesetzes eben mit großem Aufwand verbunden ist.
- Die Sozialgerichte entscheiden leider bei der kleinsten formalen (vom Inhalt mal abgesehen) Unstimmigkeit im Sinne der Leistungsempfänger, das motiviert die Mitarbeiter nicht.
- Die meisten Hilfeempfänger sind irgendwann mal tatsächlich unverschuldet in Not geraden, aber nur die wenigsten nehmen die Unterstützung an, um wieder
  unabhängig zu werden. Sie richten sich ein und machen alle anderen für ihre Lage verantwortlich, entwickeln ein unglaubliches Anspruchsdenken. Die Kinder
  übernehmen das Feind-/Freundbild, das Anspruchsdenken, das "Ichkannjanichtsdafürdenken" und richten sich ebenfalls ein, bekommen früh Kinder, verpassen die
  Chance auf eine gescheite Ausbildung und "führen die Tradition" weiter.  :(
   
Das ist nur ein sehr grober Abriss. Ich habe keine Ideallösung, aber Deutschland bzw. die Politik ist auf jedem Fall auf dem falschen Weg.

Gaby


Danke, dass du das so klar ausgesprochen hast. Auch wenn es politisch nicht korrekt ist. Ich will da nicht mehr drauf eingehen, weil es vom Kern des Thread zu weit wegführen würde.

Palo

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #51 am: 29.11.2011, 04:28 Uhr »

Die Authorin hat sich aber auch eine der schlachtesten Wohngegenden in L.A. ausgesucht, ds geht auch aus ihrem neuesten Artikel hervor.

Man wird aber wenigstens von den Nachbarn nicht angemotzt, weil mal am Samstag der Buergersteig oder das Treppenhaus nicht gefegt ist.;-)



 
Gruß

Palo

Kauschthaus

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Re: Mein armes Amerika
« Antwort #52 am: 29.11.2011, 09:01 Uhr »

Man wird aber wenigstens von den Nachbarn nicht angemotzt, weil mal am Samstag der Buergersteig oder das Treppenhaus nicht gefegt ist.;-)



Was, hen die koi Kehrwoche?  :shock: :shock:  :lol:
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!