Ich frage mich, woher die Meinung kommt, dass man mit Gewalt und Mord mehr erreichen könnte als mit einstehen für die eigenen Werte und Überzeugungen. Seit 9/11 haben die Amis (mit ihren Verbündeten wie uns) 2 Kriege begonnen, 2 Länder besetzt, hunderte von Milliarden ausgegeben, zigtausend Tote "produziert", im Inland (Patriot Act) und Ausland (Guantanamo, Folter, etc., etc.) ihr eigenes Rechtssystem ausgehebelt - und mit welchem Ergebnis?
Ist die Welt heute sicherer oder freier? Ist die Terrorgefahr heute geringer? Ist diel Lage in den arabischen Staaten stabiler?
Der "arabische Frühling" wäre eine Chance gewesen, den Einfluss radikaler Islamisten in den arabischen Ländern zurück zu drängen, wenn man sich nicht schon vorher durch den Einmarsch im Irak und den Krieg in Afghanistan auch bei gemäßigten Kräften in der Region diskreditiert hätte. Statt Demokratisierung und Öffnung in Richtung Westen wird es in den nächsten Jahren diverse islamistische Regimes geben und nicht weniger sondern mehr Unterstützung für Al-Qaida und Konsorten. Das ist doch das Ergebnis der bisherigen Cowboy-Politik (erst schießen, dann fragen).
Auch wenn man es noch so gerne glauben möchte - die einfachen Lösungen (Gewalt und Krieg) funktionieren schlicht nicht. Und wenn man als naiv und "Gutmensch" bezeichnet wird, weil man an die grundlegendsten Werte unserer Zivilisation glaubt und diese auch im Angesicht des Terrors nicht aufgeben will, weil andernfalls von unserer Gesellschaft nicht viel übrig bleibt, kann ich diejenigen, die das tun, umgekehrt nur als noch viel naiver bezeichnen, wenn sie nicht erkennen wollen oder können, dass Gewalt in dieser Frage keine Lösung sein kann sondern im Gegenteil Ursache des Problems ist.