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Autor Thema: 40 Jahre "I Have a Dream"  (Gelesen 714 mal)

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AZcowboy

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40 Jahre "I Have a Dream"
« am: 28.08.2003, 18:49 Uhr »
Vor genau 40 Jahren hielt Martin Luther King seine bekannte Rede "I Have a Dream".

Wer sich den kurzen Original-Volltext einer der berühmtesten Ansprachen mal durchlesen möchte, kann dies hier:
http://new.blackvoices.com/news/aol/sns-mlk-ihaveadream,0,845194.story
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"Dreams are teachers - they tell us a story to follow."


Lordadmiral

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Re: 40 Jahre "I Have a Dream"
« Antwort #1 am: 30.08.2003, 00:11 Uhr »
Ich glaube die Rede ist es wert in ihrem vollen Wortlaut zur Kenntnis genommen zu werden. Sie war ein wichtiger Meilenstein Amerika zu dem zu machen was es heute ist und wir wir es lieben. Deshalb hier die deutsche Übersetzung:

Ich bin glücklich, heute mit euch hier zu sein, an dem Tag, der in die Geschichte als der Tag, der größten Demonstration für die Freiheit unserer Nation eingehen wird.

Vor fünf Generationen hat ein großer Amerikaner, in dessen symbolischen Schatten wir heute stehen, die Proklamation zur Befreiung unterschrieben. Diese bedeutsame Entwicklung war ein großes Leuchtfeuer der Hoffnung für Millionen von Negersklaven, die unter dem Feuer der vernichtenden Ungerechtigkeit litten. Sie kam wie ein freudiger Tagesanbruch nach einer langen Nacht der Gefangenschaft.

Aber 100 Jahre später ist der Schwarze immer noch nicht frei. Einhundert Jahre später ist das Leben des Schwarzen immer noch traurig und gelähmt durch die Fesseln der Rassentrennung und die Ketten der Diskriminierung. Einhundert Jahre später lebt der Schwarze auf einer einsamen Insel der Armut in der Mitte eines riesigen Ozeans materiellen Wohlstandes. Einhundert Jahre später liegt der Schwarze schmachtend am Rande der amerikanischen Gesellschaft in einem Exil in seinem eigenen Land. Wir sind hier zusammengekommen, um diesen beschämenden Zustand deutlich zu machen.

In diesem Sinne sind wir in unsere Hauptstadt gekommen um einen Scheck einzulösen. Als die Väter unserer Republik die herrlichen Worte der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung schrieben, unterschrieben sie ein Versprechen, welches an  alle Amerikaner vererbt werden sollte. Dieses Dokument ist eine Versprechen, dass allen Menschen - ja, schwarzen Menschen genauso wie weißen Menschen – die unantastbaren Rechte auf Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück garantiert.

Es ist heute offensichtlich, das Amerika diese Versprechen, soweit es seine farbigen Bürger betrifft, nicht erfüllt. Anstelle diese heilige Verpflichtung zu Ehren, hat Amerika der schwarzen Bevölkerung einen schlechten Scheck ausgestellt, einen Scheck der mit dem mit Vermerk „ungedeckt“ zurückkam.

Aber wir lehnen es ab zu glauben, dass die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist. Wir lehnen es ab zu glauben, dass die Konten dieser so leistungsfähigen Nation ungedeckt sind. Und wir kommen um diesen Scheck zu kassieren, einen Scheck der unsere Forderung nach Freiheit und Gerechtigkeit erfüllt. Wir sind auch zu diesem bestimmten Ort gekommen um Amerika an die außerordentliche Dringlichkeit zu erinnern. Dies ist nicht die Zeit um sich in dem Luxus der Geduld zu üben oder die Droge der allmählichen Beruhigung zu nehmen. Jetzt ist die Zeit die Versprechungen der Demokratie zu verwirklichen. Jetzt ist die Zeit sich aus dem dunklen und desolaten Tal der Rassentrennung zu lösen und sich auf den sonnigen Pfad der Rassengleichheit zu begeben. Jetzt ist die Zeit unsere Nation aus dem Sumpf der Rassendiskriminierung zum festen Fels der Bruderschaft zu führen. Jetzt ist die Zeit Gerechtigkeit für alle Kinder Gottes zu schaffen.

Es wäre fatal für die Nation den Dringlichkeit des Momentes zu übersehen. Dieser schwüle Sommer legitimer Unzufriedenheit der Schwarzen wird nicht vergehen bis ein starker Herbst der Freiheit und der Gleichheit angebrochen ist. 1963 ist nicht das Ende, es ist ein Anfang. Jene, die meinen, der Scharze muss nur mal wieder richtig Dampf ablassen und wird sich dann wieder beruhigen, werden ein böses Erwachen haben, sollte die Gesellschaft versuchen zu der normalen Tagesordnung zurückzukehren. Es wir keine Ruhe und kein Frieden mehr sein in Amerika, bis der Schwarze seine garantierten Bürgerrechte erhält. Der Wirbelwind der Revolution wird weitergehen um an den Grundfesten unserer Nation zu rütteln bis der helle Tag der Gerechtigkeit anbricht.

Aber da ist einiges das ich meinen Leuten sagen muss, die an der warmen Schwelle zum Palast der Gerechtigkeit stehen. Im Fortschritt zum Erhalt unserer Rechte müssen wir nicht schuldig werden an bösen Taten. Last uns nicht befriedigen unseren Durst nach Freiheit indem wir an dem Kelch der Verbitterung und des Hasses trinken. Wir müssen unseren Kampf immer auf einem hohen Level von Würde und von Disziplin führen. Wir dürfen unseren kreativen Protest nicht in körperliche Gewalttätigkeit degenerieren lassen. Immer wieder müssen wir zu den majestätischen Höhen steigen und die körperliche Kraft mit der Kraft der Seele verbinden. Der erstaunliche neue Militarismus, der die schwarze Gemeinschaft unterdrückt, muss uns nicht zu einem Misstrauen gegenüber allen weißen Menschen führen. Viele unserer weißen Brüder, haben durch ihre Anwesenheit hier bewiesen,  dass ihr Schicksal mit unserem Schicksal verbunden ist. Und sie sind gekommen, um zu erkennen, dass ihre Freiheit unentwirrbar verbunden ist zu unserer Freiheit. Wir können nicht alleine gehen.


Während wir weitergehen, müssen wir dafür bürgen,  dass wir immer voran marschieren. Wir können nicht zurück. Da gibt es welche, die die eifrigen Anhänger von Zivilrechten fragen, " Wann werdet Ihr zufrieden sein?"  Wir können keine Befriedigung erlangen, so lange der Schwarze  das Opfer von unaussprechlichen  Grausamkeiten der brutalen Polizei ist. Wir können keine Befriedigung erlangen, so lange wir uns, müde von der langen Reise, kein Zimmer in einem  Motel an der Landstraße oder in einem  Hotel in der Stadt mieten können. Wir können keine Befriedigung erlangen, solange die grundlegende Mobilität der Schwarzen behindert wird indem ein kleineres Getto durch ein größeres Getto ersetzt wird. Wir können keine Befriedigung erlangen, solange unsere Kinder an ihrer Selbstbestimmung gehindert werden und ihrer Würde durch Zeichen wie "Nur für Weiße" beraubt werden.  Wir können keine Befriedigung erlangen, solange ein Schwarzer in Mississippi nicht wählen kann und ein Schwarzer in New York glaubt, dass es keinen gibt dem er seine Stimm geben kann. Nein, Nein, wir sind nicht befriedigt und wir werden nicht befriedigt sein, bis die Gerechtigkeit so selbstverständlich ist wie die Tatsache das Wasser nach unten läuft.

Ich mache mir nichts vor,  viele von euch sind unter großer Belastung und unter großer Bedrängnis hierher gekommen.  Einige von euch sind direkt aus schmalen Gefängniszellen hierher gekommen . Einige von euch kommen von Plätzen an denen eure Suche nach Freiheit zerschlagen wird durch die Stürme der Verfolgung, und die Brutalität der Polizei euch schwanken lässt. Ihr seid die Veteranen des kreativen Leidens gewesen. Fahrt fort, mit dem Glauben zu arbeiten, damit das unverdiente Leid euch erlöst.

Geht zurück nach Mississippi, geht zurück nach Alabama, geht zurück nach South Carolina, geht zurück nach Georgia, geht zurück nach Louisiana, geht zurück in die Slums und Ghettos der nördlichen Städte, wissend das diese Situation irgendwie geändert werden kann und wird.

Last uns nicht verharren im Tal der Hoffnungslosigkeit. Ich sage euch heute meine Freunde – auch wenn wir heute und morgen Schwierigkeiten gegenüberstehen, ich habe immer noch einen Traum. Es ist ein Traum der tief verwurzelt ist mit dem amerikanischen Traum.

Freedom is just another word
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Lordadmiral

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Re: 40 Jahre "I Have a Dream"
« Antwort #2 am: 30.08.2003, 00:13 Uhr »
Fortsetzung der Rede Kings:

Ich habe einen Traum, das eines Tages diese Nation aufsteht und die wahre Bedeutung seines Glaubensbekenntnisses auslebt: „Wir erkennen diese selbstverständliche Wahrheit, das alle Menschen gleich geschaffen wurden.“

Ich habe einen Traum, das eines Tages in den roten Hügeln von Georgia die Söhne der früheren Sklaven und die Söhne  der früheren Sklavenhalter fähig sein werden sich zusammen zu setzen an dem Tisch der Brüderlichkeit.

Ich habe einen Traum, das eines Tages auch der Staat Mississippi, ein Staat der drückend heiß ist durch die Hitze der Ungerechtigkeit, drückend heiß durch die Hitze der Unterdrückung, umgewandelt wird in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit.  

Ich habe einen Traum, das meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben in der sie nicht nach ihrer Hautfarbe sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden.



Ich habe einen Traum, heute.

Ich habe einen Traum, das eines Tages unten in Alabama, mit seinen bösartigen Rassisten, mit einem Gouverneur, dessen Lippen triefen von Wörtern wie Eingreifen und Annullierung – eines Tages gerade dort in Alabama es möglich sein wird, das schwarze kleine Jungen und schwarze Mädchen Hand in Hand mit kleinen weißen Jungen und weißen Mädchen als Schwerstern und Brüder zusammen zu sein.  

Ich habe einen Traum, heute.

Ich habe einen Traum, das eines Tages alle Höhen und Tiefen ausgeglichen werden, die unebenen  Gebiete geglättet sind, krumme Plätze begradigt sind und die Herrlichkeit Gottes sichtbar wird und alle es sehen werden.

Dies ist unsere Hoffnung. Dies ist der Glaube den ich mit in den Süden zurücknehme. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein aus dem Berg der Hoffnungslosigkeit einen Stein der Hoffnung zu schlagen. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, den Misston unserer Nation in eine schöne Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, zusammen zu arbeiten, zusammen zu beten, zusammen zu kämpfen, gemeinsam ins Gefängnis zu gehen, zusammen aufzustehen für die Freiheit, wissend, dass wir eines Tages frei sein werden.

Dies wird der Tag sein, dies wird der Tag sein an dem alle Kinder Gottes mit der neuen Bedeutung singen können: „Mein Land, dieses eine, süßes Land der Freiheit, von dem ich singe. Land, wo mein Vater starb, Stolz der Pilger, von jedem Berghang lass Freiheit klingen.“

Und wenn Amerika eine große Nation ist, muss dies wahr werden. Und so last Freiheit klingen von den wunderbaren Gipfeln New Hampshires. Last Freiheit klingen von den mächtigen Bergen  von New York. Last Freiheit klingen von den erhöhten Alleghenies von Pennsylvania.

Last Freiheit klingen von den schneebedeckten Felsen Colorados. Last Freiheit klingen von den kurvenreichen Abhängen Kaliforniens.

Aber nicht nur das; last Freiheit klingen von den Stone Mountains Georgias.

Last Freiheit klingen von den Lookout Mountain von Tennessee.
Last Freiheit klingen von allen Hügeln und von Maulwurfshügeln von Mississippi – von allen Berghängen.

Last Freiheit klingen. Und wenn das passiert, und wir alle Freiheit rufen – wenn wir es klingen lassen aus allen Dörfern  und Weilern, aus jedem Staat und jeder Stadt, der Tag wird schneller kommen, an dem alle Kinder Gottes – schwarz und weiß, Juden und Nichtjuden, Protestanten und Katholiken – dazu fähig sind Hand in Hand den alten Neger-Spiritual zu singen: „Endlich frei! Endlich frei! Dankt Gott dem Allmächtigen, wir sind endlich frei.
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DocHoliday

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Re: 40 Jahre "I Have a Dream"
« Antwort #3 am: 30.08.2003, 02:20 Uhr »
Meiner Meinung nach eine der stärksten Reden, die je gehalten wurden, und nach 40 Jahren immer noch so aktuell wie damals und das nicht nur in den USA!
Ersetze Schwarze und Weiße durch Türken und Deutsche, Kurden und Türken, Palästinenser und Juden, Hindus und Moslems, Hutu und Tutsi, Tchetchenen und Russen,... und diese Rede könnte heute noch nahezu überall auf der Welt gehalten werden.
Wobei ich die Situation in den verschiedenen Ländern keinesfalls gleichsetzen möchte, nur um Missverständnissen vorzubeugen. Aber den alltäglichen Rassismus gibt es halt in mehr oder weniger starker Ausprägung überall.
Was mich außerdem an dieser Rede begeistert ist die sprachliche, ja geradezu poetische Kraft und ihr Pathos, das nie ins kitschige abgleitet (von den letzten zwei oder drei Absätzen vielleicht einmal abgesehen). In der neueren deutschen Geschichte kann ich mich an keine solche Rede erinnern. Allenfalls noch die Weizäcker-Rede zum 8. Mai 1985 kann da auch nur andeutungsweise mithalten.
Gruß
Dirk