Anoka hat da ja schon etwas "angedroht", auf das ich sehr gespannt bin
Ach, wo denkst Du hin...
So, hier mal meine Anmerkungen dazu:
Anders als jetzt in der Schweiz kennt man in den USA keine Landeskirchen. Es gibt darum auch keine Kirchensteuern und die Konfessionszugehörigkeit in unserem Sinne kennt man in den USA auch nicht. Jede Glaubensrichtung wird gleich behandelt. In der First Amendment ist die Trennung zwischen Staat und Religion vorgeschrieben. Aber nicht, weil die Kirche in den Staat Einfluss nehmen könnte, sondern damit der Staat den Kirchen nichts vorschreiben kann.
Die protestantischen Glaubensbewegungen sind sich ähnlich, unterscheiden sich aber in den Details. Manche üben z. B. die Kindstaufe aus, andere wiederum lehnen das ab und taufen nur bekennende Gläubige. Einige Kirchen sind streng strukturiert andere nur lose organisiert. usw. Darum werden diese Glaubensbewegungen in z. B. mainline protestant, charismatic protestant, evangelical protestant usw. unterteilt.
Unter Major Christian Denomination kann man die Unterschiede zwischen den Glaubensrichtungen im Feld zum Scrollen nachlesen. Denomination bedeutet Zugehörigkeit zu einer bestimmten Richtung. Die meisten Kirchen sind congregational, was autonom oder selbstverwaltend bedeutet.
http://mb-soft.com/believe/txh/denomi2.htmHier noch die Zahlen über die Religionszugehörigkeit in den USA 1990 und heute.
http://www.adherents.com/rel_USA.htmlDie Zugehörigkeit zu einer bestimmten Glaubengruppe gehört zum amerikanischen Leben dazu. Zum einen wird es ihnen sehr leicht gemacht, da es für jede erdenkliche Richtung mind. eine Kirche gibt. Wenn es sie noch nicht gibt, steht es jedem frei eine Kirche zu gründen. Finden sich auch noch Gleichgesinnte, steht der neuen Gemeinde nichts im Wege.
Darum gibt es z. B. auch die Atheistic Church, wo sich Atheisten treffen, natürlich nicht zum Beten.
Auch Agnostiker haben ihre Gruppen.usw.
In den Städten kommen non-denomational Kirchen auf, die sich keiner bestimmten Glaubensrichtung verschreiben und einzig den Glauben an eine höhere Macht gemeinsam haben. Das sind z.b. die Kirchen der Universalisten und Unitarier. Vergessen darf man auch nicht die Naturreligionen der Wiccans usw.
Die USA sind ein richtiger religiöser Selbstbedienungsladen.
Ein weiterer Grund, warum die Religion in den USA so wichtig ist, ist die unruhige Lebensweise der Menschen. Die tiefe Verwurzelung mit der eigenen Gemeinde und Region, die die meisten Schweizer fühlen, kennen die Amerikaner eher nicht.
Das Land ist gross, alle 5 Jahre wird im Durchschnitt umgezogen. Da praktisch alle Amerikaner irgendwann mal eingewandert sind, ist die Bevölkerung sehr heterogen im Vergleich zu europäischen Ländern. Die Unterschiede sind so gross, dass es viele Aussenstehende sehr verwirrt, wie man auch in diesem Forum lesen kann. Die Rede ist von Doppelmoral. Dabei vergisst man aber gerne, dass die im Pornogewerbe, nicht die gleichen sind, die so was ablehnen.
Tja, und wie will man in diesem Gewusel Leute kennenlernen, die zu einem passen. Die USA ist keine klassenlose Gesellschaft und die entsprechenden Gruppen sind gerne unter sich. Eine gute Möglichkeit an einem neuen Ort den richtigen Anschluss zu finden, sind die Kirchengemeinden. Da kann man sich nach Lust und Laune die Gemeinde aussuchen, die einem am ehesten entspricht und wo die Leute ähnliche moralische Vorstellungen und Lebensauffassungen haben. Es ist wichtig einer Gruppe zugehörig zu sein, da man in Krisenzeiten auf Hilfe angewiesen ist. Die Kirchenmitglieder sind nicht einfach nur Glaubensbrüder und Mitbeter sondern es wird eine sehr lebendige Gemeinschaft in ständigen Geben und Nehmen gelebt. Wer Hilfe braucht, bekommt sie von seinen Kirchgemeindemitgliedern. Die Hilfe geht von Networking und Beziehungen, über praktische Hilfen wie Essen kochen oder Lebensmittel einkaufen, bis zu Barem. Da man wie man weiss, in den USA schnell durch das staatliche soziale Netz fallen kann, ist es sehr wichtig innert kürzester Zeit verlässliche Gleichgesinnte zu haben. Das ist meines Erachtens ein wichtiger Grund, warum in den USA die Kirchen voll sind.