Ok. Ich glaube, wir lassen das hier. Ich mag das nicht. Hier wird total pauschalisiert, obwohl keiner unsere Gastgeber kennt und keiner mitgekriegt hat, wie wir alles miteinander geplant haben die letzten Monate.
Zum Beispiel die Kochsache. Es mag sein, dass VIELE Amis nicht gerne kochen und auch für Besuch mal eben was bestellen oder lieber essen gehen als selber was in die Pfanne zu hauen, aber sicher ist das nicht die unumstösslicher Regel der allermeisten Amerikaner. Ich habe echt Mühe damit, solche Pauschalisierungen mit in den Urlaub zu bekommen. Da wir keine Neulinge sind (und meine Mutter grad einwirft, sie habe durchweg positive Erlebnisse gehabt und es noch kein einziges Mal erlebt auf all ihren Reisen, dass irgendwer "komisch" war), lassen wir uns davon nicht verunsichern. Wären wir aber Ersttäter, wären wir jetzt vielleicht total misstrauisch und würden sogar absagen und lieber in ein Motel gehen oder so und uns dann unwohl fühlen, wenn wir sie mal besuchen, weil wir denken, wir sind eh nicht erwünscht. Und wenn sie uns dann noch etwas auftischen, das SELBST gekocht ist, dann müssen wir ein schlechtes Gewissen haben, weil kein Ami gerne kocht, sondern nur, weil sie ja fast müssen...
...einfach weil hier behauptet wird, man muss auf jeden Fall aufpassen und darf sich auf nichts einlassen, weil sonst der Urlaub zur Sau ist.
Eben, nehmen wir die Kochsache: Brenda, unsere Gastgeberin, ist eine leidenschaftliche Köchin. Sie ist in so nem Ladies-Club, wo sie gemeinsam neue Rezepte kreieren und auch Caterings veranstalten. Sie haben ein eigenes Kochbuch mit Rezepten herausgebracht, mit dem Namen der Erfinderin daneben, wir haben ein Exemplar hier zu Hause.
Sie wird uns mästen, das hat sie uns schon versprochen. Bei unserer Ankunft kocht sie z.B. abends ein Southern Dinner, das hat sie schon angekündigt.
Auf die Lasagne ist sie ganz wild, weil wir sie mit Rotwein-Sugo und allem drum und dran kochen werden, sie sowas noch nie gegessen hat und sie unbedingt das Rezept haben und zugucken will, wie sowas geht.
Tschuldigung, aber ich glaube kaum, dass ihre Begeisterung für den Lasagne-Abend daher rührt, dass sie dann nicht kochen muss. Ein bisschen was spüren und interpretieren kann ich auch noch. Aber sie ist ja Amerikanerin, also wird es ganz sicher so sein, dass sie nur froh ist, keinen Finger rühren zu müssen.
Von wegen "Amis kochen nicht selbst". Ist ja wohl bestimmt nicht so, dass KEIN Ami jemals selbst kocht und schon gar nicht für Besuch.
Wir waren so oft bei Freunden eingeladen früher und haben ganz fantastische, selbst gekochte, landestypische Gerichte aufgetischt bekommen! Darum muss ich auch so blöd wegen der Bezahlung im Restaurant fragen, weil wir nämlich nie dahin entführt, sondern immer bekocht wurden. Auch Lieferservice kam kein einziges Mal vor.
Und dass sie alle im Grunde froh sind, nicht bezahlen zu müssen und eigentlich allesamt keinen Bock drauf haben, jemanden länger als zwei Tage zu beherbergen (sie wollten uns eine bis zwei Wochen dabehalten, damit wir auch alles sehen, wir haben sie irgendwann davon überzeugen können, dass wir Rumreisen und noch weiter müssen)...sorry. Aber das finde ich alles ziemlich...strange.
Klar sind die Gepflogenheiten da anders und klar unterscheiden sie sich von Europäern und ihre "Freundschaftsmentalität" ist nicht dieselbe, das ist uns bewusst, aber von der amerikanischen Gastfreundschaft (selber oft genug erlebt, tut mir leid
) könnte sich so manch einer aus unserer Gegend eine dicke fette, beim Lieferservice georderte Scheibe von abschneiden.
Auch wenn sie eben ANDERS ist als hier und man nicht gleich die dickste Freundschaft hineininterpretieren muss. Aber wenn man das ja WEISS, ist es ja kein Problem.
Und klar muss ich mich nicht drei Wochen lang da einnisten, machen wir ja auch nicht. Aber wir wissen das ja. Und gerade WEIL wir schon unsere (vielen positiven) zwischenmenschlichen Erfahrungen machen durften, bin ich nicht für das Pauschalisieren.
Und würden wir unsere allererste USA-Reise planen und jemand schreibt "viel Spass trotzdem im Urlaub"...dann würde das für mich so klingen, als wären wir auf dem direkten Weg in unser Verderben.
Würde ja heissen, man sollte alle Einladungen direkt ausschlagen und diese Leute möglichst nicht ernst nehmen und schon gar nichts erwarten. Man wird sowieso nur enttäuscht (was wir echt niemals wurden in der Vergangenheit).
Ich wohne in der Schweiz und wie die meisten wissen, werden wir von deutschen Arbeitskräften regelrecht überflutet. Für mich und viele andere ist das ok, aber einige Schweizer haben Mühe damit. Und wisst ihr, warum unter anderem? Weil die Deutschen sehr oft arrogant rüberkommen, selbst bei mir, die nun wirklich nicht für Vorurteile ist. Das sind sie aber nicht. Deutsche sind nicht pauschal arrogant. Sie haben nur nicht dieselbe Mentalität wie wir. Bei uns läuft alles um sieben Ecken. Immer schön blumig und anständig verpacken, um nicht anzuecken. Wir sprechen verschlüsselt, damit Kritik dem Gegenüber bloss nicht in den falschen Hals kommt. Der Deutsche sagt einfach wie's ist und gut ist. Das interpretieren wir dann gerne als total arrogant.
Soll ich jetzt jeden, der mir erzählt, er wolle Urlaub in Deutschland machen, sofort warnen, dass die da aber alle fürchterlich arrogant sind? Und leider nur Weisswurst essen und Bier trinken? Aber nun ja, trotzdem viel Spass im Urlaub?
Mach ich doch nicht. Weil es Deutsche und Deutsche gibt. Sicher auch arrogante. Und sicher sind sie meist eher direkter als wir hier. Aber dennoch AUCH freundlich. AUCH einfühlsam. Und essen nicht nur Weisswurst.
Und uns Schweizern wird manchmal nachgesagt, wir hätten einen Stock im Arsch. Ja, mag sein, viele haben das bestimmt. Aber sind wir deswegen ein durchweg stockärschiges Völkchen mit null Sinn für ein bisschen Spontaneität? Nein.
Liebt jeder Spanier den Stierkampf? Nö.
Hat JEDER Franzose nur im Sinn, eine Frau zu verführen, sobald er sie anspricht? Njet.
Und darum nervt mich das. Ich hab doch geschrieben, wir WISSEN, dass wir vorsichtig sein sollten mit dem, was wir glauben und wir WISSEN, dass nicht jedes "kommt doch mal vorbei" auch so gemeint ist. Aber auch, dass wir denken, hier einschätzen zu können, dass das ein toller Besuch wird, aus verschiedenen Gründen.
Ich wollte nur wissen, wir wir diskret herausfinden könnten, wer denn nun bezahlt im Restaurant.
Vielleicht ist das ein typisch mitteleuropäisches Problem: Immer möglichst das Negative an den Haaren herbeiziehen und andere Leute erst mal pauschal in einen Topf werfen und dann froh sein, wenn es doch nicht so schlimm wird, anstatt einfach auf den gesunden Menschenverstand und ein bisschen "Intuition" vertrauen und einfach mal annehmen, dass einem tatsächlich mal was Gutes passieren könnte.
Sorry, ich ereifere mich hier grad etwas, aber wie gesagt, ich hab grad meine Mühe. Auf etwas hinweisen finde ich nett und unter Umständen wichtig...aber ich habe das Gefühl, es ist geradezu verboten, uns zu freuen, weil wir eh enttäuscht werden.
Aber gut, lassen wir das. Wir werden ja sehen, was passiert.
Danke jedenfalls für die Tipps
, der mit dem "einfach mal die Kreditkarte zücken und sehen was passiert" finde ich gut, oder auch zu Hause schon sagen, dass man sie einladen möchte und dann hört man ja, was passiert. Oder eben. Wenn man zwei Mal essen geht, darauf bestehen, dass man beim zweiten Mal der ist, der einlädt.