Erfahrungen mit der Greencard-Bewerbung habe ich keine, aber wir haben einige Jahre in den USA gelebt. Mein Mann arbeitete fuer eine Schweizer Firma, die international taetig ist und Niederlassungen auf der ganzen Welt hat. Wenn eine Niederlassung ihr Geld vor allem in den USA verdient, dann ist es kein Problem Visa fuer auslaendische Mitarbeiter zu bekommen. Die Belegschaft in Minneapolis, wohin mein Mann versetzt wurde, bestand zu 20 % aus Auslaendern (vornehmlich CH, D, NL ). Um einige Jahre USA zu schnuppern, ist diese Moeglichkeit hervorragend, denn die Firma, die bereits Erfahrung hat, kuemmert sich um alles. Umzug wird organisiert und bezahlt. Wer die Moebel nicht mitnehmen will, kriegt einen Zuschuss um neue zu kaufen. Es gibt noch etliche Zuschuesse um sich das Leben in den USA einzurichten und das beste ist, Versicherungen, Rente usw. laufen weiter in der Schweiz. Man geht kein grosses Risiko ein und kann jederzeit wieder zurueck. Will man aber fuer laenger bleiben, wird die Greencard durch einen Anwalt organisiert. Als ich noch dort lebte, konnte jeder Greencard Interessent innerhalb der Firma beruecksichtigt werden, aber das war vor 9/11.
Aber trotz aller Hilfe, bringt ein solcher Schritt emotionale Hoehen und Tiefen und man sollte auch genug Ersparnisse haben, denn sich ein neues Leben einzurichten kostet mehr Geld, als man denkt.
Alltag ist nicht Urlaub, das ist allen klar. Trotzdem sehe ich es nicht so duester, wie Stephan es beschrieben hat. Uns hat es sehr gut gefallen. Aber anderen in der gleichen Situation, mit dem selben kulturellen Hintergrund, konnten sich mit dem Leben in den USA nicht anfreunden. Es haengt sehr vom Charakter ab auch wie man mit ungewohnten Situationen klar kommt. Eine gewisse geistige Stabilitaet sollte man haben, denn man nimmt die Probleme eben doch mit.
Ich kann die USA nur mit der Schweiz vergleichen, aber nicht mit Grossstaedten in Deutschland oder Oesterreich.
Krankenversicherung laeuft ueber die Firma, man bezahlt nur einen Bruchteil der tatsaechlichen Praemien, die Firma zahlt den Rest. Die medizinische Versorgung in Minneapolis ist in vielen Bereichen besser als in der Schweiz, in einigen hat die Schweiz die Nase vorn.
Das kulturelle Angebot und die Unterhaltungsmoeglichkeiten sind um ein vielfaches besser als in Zuerich.
Vieles beruht auf Eigenverantwortung, das Geld fuer die Rente muss man selber einzahlen, aber die Firmen "matched" den einbezahlten Betrag ganz oder wenigsten zum Teil.
Im grossen und ganzen besticht die USA mit Anehmlichkeiten (Oeffnungszeiten, grosse Auswahl an allem, absolute Dienstleistungsgesellschaft, Kinderfreundlichkeit usw.), die die Schweiz nicht kennt.
Auch wir haben uns Gedanken wegen der wenigen Urlaubstage gemacht, aber die haengen auch von der Senioritaet ab (wie lange man schon bei der Firma ist). Nur, das Leben in den USA habe ich als viel ruhiger und relaxter erlebt, der Alltag ist entspannter und abwechslungsreicher, die Erholungsgebiete mit atemberaubender Naturschoenheit nah. Das Beduerfnis nach dem "erloesenden" Urlaub schwindet. Ein wichtiger Faktor sind die vielen sonnigen Tage. Wir Nordeuropaer sind sonnenhungrig, die Amerikaner sind es nicht.
Gewoehnungsbeduerftig ist die "hire and fire" Politik der Firmen, heute top, morgen flop. Die Amerikaner nehmen das aber nicht so persoenlich, die Hilfe von Freunden, Familie und auch Kirche ist ihnen gewiss. Das war fuer uns ein grosser Minuspunkt, die Familie nicht nahe zu haben. Die Familie nimmt in den USA einen groesseren Stellenwert ein als in der Schweiz.
Die Greencard gewinnen und dann einige Jahre in den USA leben funkioniert meiner Meinung nicht. Ohne richtige Auswanderungsabsichten lohnt sich der ganze Aufwand nicht, denn man steckt viel Kraft und Geld in die ganze Sache. Sucht Euch lieber eine Firma, die Mitarbeiter in die Staaten sendet.
LG Anoka