Hier ein Bericht auf SPIEGEL ONLINE von heute zum Thema ...
Gruß,
TodHackett
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SPIEGEL ONLINE - 09. März 2006, 16:56
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http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,405185,00.html Wandel der Touristikbranche
Immer mehr Urlauber stellen Reisen selbst zusammen
Die Reisebranche ist im Umbruch. Auf der Internationalen Tourismus-Börse glänzt sie mit Rekordzahlen. Doch Billig-Fluglinien und Online-Reisebüros machen den etablierten Reiseveranstaltern zu schaffen. Das Ende der integrierten Reisekonzerne scheint sich abzuzeichnen.
Berlin - 2005 überschritt die Zahl der weltweiten Touristenankünfte laut der Welt-Tourismus-Organisation der Vereinten Nationen (UNTWC) erstmals die Marke von 800 Millionen. Und dies trotz politischer Krisen und Naturkatastrophen. Für dieses Jahr erwartet der World Travel and Tourism Council (WTTC) einen Anstieg der Ausgaben für Reisen um 4,6 Prozent auf 6,5 Billionen Dollar. Für die kommenden zehn Jahre prognostiziert er ein Plus von jeweils 4,2 Prozent.
Doch die Branche befindet sich in einem tiefen Umbruch. Billig-Fluglinien und Online-Reisebüros machen den etablierten Reiseveranstaltern seit geraumer Zeit zunehmend das Leben schwer. Zudem ist das Verhalten der Kunden kaum noch vorherzusagen. Früher konnten sich die Veranstalter darauf verlassen, dass die Bundesbürger im Sommer ihren mehrwöchigen Badeurlaub buchten. Also konnten sie entsprechende Kapazitäten bereithalten.
Doch in den vergangenen Jahren hat sich das Bild gewandelt. Die Urlauber von heute machen immer häufiger Kurztrips, sie sind preisbewusster und buchen lieber später als früher, wie aus Untersuchungen des WTTC und der Unternehmensberatung Accenture sowie einer Studie von Mercer Management Consulting hervorgeht.
Zwar setzen immer mehr Bundesbürger laut einer Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R.) auf Angebote der Tourismusindustrie. Der Anteil derjenigen, die organisierte Urlaubsreisen vorziehen, stieg von 39 Prozent im Jahr 1999 auf mittlerweile 46 Prozent. 20 Prozent von ihnen stellen sich ihren Urlaub aus dem Angebot der Veranstalter allerdings selbst zusammen. Flüge, Hotels oder Ausflüge werden einzeln gebucht.
Viele Reisebüros mussten schließen
Der Trend zum Zusammenstellen der einzelnen Reisebausteine auf Internet-Plattformen durch den Kunden "trifft den Kern des klassischen Veranstalterangebots", lautet die Analyse von Mercer. Das Ende der integrierten Reisekonzerne, die vom Vertrieb über Transport und Hotel alle Elemente der Wertschöpfungskette kontrollieren, scheint sich abzuzeichnen. In den vergangenen Jahren habe sich die Inflexibilität, die in diesem Modell stecke, zunehmend als nachteilig erwiesen, meinen die Experten von Mercer.
Deutschlands zweitgrößter Reisekonzern Thomas Cook kündigte jüngst an, sich schrittweise von dem Prinzip eines integrierten Reisekonzerns verabschieden und seine Beteiligungen zum Beispiel an Hotelketten auf den Prüfstand stellen zu wollen. "Nicht weil das Modell als solches schlecht wäre, sondern weil es sich überlebt hat", begründete Vorstandschef Thomas Holtrop den Schritt. Der deutsche Branchenprimus TUI hält laut Mercer eigene Flugzeuge nur noch für maximal 65 Prozent und eigene Hotels für maximal 15 Prozent seiner Kunden vor. Darüber hinausgehender Kapazitätsbedarf werde flexibel hinzugekauft.
Doch nicht nur die großen Konzerne, sondern auch die Reisebüros bekommen den Wandel zu spüren. Deren Zahl verringerte sich im vergangenen Jahr um 8,1 Prozent auf 12.600. DRV-Präsident Klaus Laepple spricht von einer Strukturveränderung. Insbesondere Reisebüroketten strafften ihr Netz. Dennoch habe Deutschland immer noch das dichteste Reisebüro-Netz der Welt.
Friederike Marx, AP
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