Also,
echte Begeisterung hast du bei mir nicht geweckt. Und mit dem "wahren Amerika" ist das sowas. Dann hätte ich lieber das "unwahre Amerika"; das ist wesentlich spannender.
Mal Flachs - äh, Mais
- beiseite: Der Mittlere Westen fasziniert mich durch seine Eintönigkeit. In allen anderen Landstrichen Amerikas, insbesondere im Westen, stolpert man nur so über die Attraktionen. Hier ist wirklich Weite. Wenn ich aber von Osten aus durch den Mittleren Westen fahre, spüre ich die Ungeduld der Siedler, die gen Westen wollten.
Wir brauchen heute nur zwei bis vier Tage und sind am Ziel. Trotzdem: Das ist mir oft schon zu lange, weil ich West-Verwöhnt bin. Im Mittleren Westen suche ich oft kleine und allerkleinste Highlights auf, für die ich im Westen keinen Blick hätte. Aber da gibt es nichts anderes.
Noch was: Ein guten Freund von mir ist Rucksack-Weltenbummler, der weltweit in die tiefsten Wildnisse geht. Er schwärmt mir oft von der Gastfreundschaft überall auf der Welt vor, die er im tiefsten Thailand oder bei Eingeborenen in Brasilien erlebt hat. Ich habe ihn mal gefragt, wo denn die größte Gastfreundschaft war, und er antwortete ganz spontan: "Im Mittleren Westen der USA."
Die Begründung war denkbar einfach: Die Leute sind recht wohlhabend aber einsam. Jeder Gast bringt Abwechslung und wird daher überaus liebenswert empfangen. So platt hat er es nicht ausgedrückt. Das ist meine Kurzform.
Vielleicht ist das auch ein Teil der Faszination, die der Mittlere Westen auf mich ausübt.