Hallo AZcowboy und Gleichgesinnte,
schön, dass hier wenigstens einige so denken ... und schade, dass oft so stark nach Oberflächlichkeiten und nach dem eigenen Geldbeutel geurteilt wird, der in diesem Fall sicher ein wenig über Gebühr strapaziert wird. Aber was sind die Hintergründe dafür? Zu verlangen, dass man sich unseren Erwartungen und Vorstellungen anpassen soll, um uns in ihrem eigenen Land willkommen zu heißen ... na, ich weiß nicht, wie wir Deutschen auf eine solche Forderung von ausländischen Touristen reagieren würden ???
Es ist vielleicht zuviel verlangt, beim ein- oder zweimaligen Durchfahren durch die Reservation tiefe Einblicke in das Leben der Indianer zu erhalten. Geurteilt wird offensichtlich zunächst nach dem, was man sieht und erlebt - und das entspricht sicher nicht dem, was von einer heilen, umweltfreundlichen und landschaftlich schönen Touristenwelt erwartet wird.
Vor einigen Jahren habe ich zum Abschluss meines Studiums ein ganzes Jahr Feldforschung bei Indianern betrieben, und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich erst einmal zahlreiche Vorurteile und Klischeevorstellungen abbauen musste, bis ich ein wenig die Problematik der Indianer zu verstehen begann. Und es gibt noch sehr vieles, was ich bis heute nicht verstehe und wahrscheinlich nie verstehen werde.
Viele Dinge, die in unserer Welt abschreckend wirken und verurteilt werden, können in anderen Kulturen völlig andere Hintergründe haben. So können "Schrottplätze" neben den Häusern nicht nur die "Landschaft verschandeln", sondern auch "Ersatzteillager" für Leute sein, die nicht das Geld haben, um neue Ersatzteile zu kaufen, und "verfallende Häuser" können darauf hinweisen, dass das Geld für Reparaturen fehlt, oder dass die Leute in ihrer Heimat keine Arbeit finden und gezwungen sind, in die Städte zu gehen.
Es kommt darauf an, aus welcher Warte und aus welcher Erfahrung man solche Dinge betrachtet - in Europa geht es uns (Gottseidank) gut genug, dass wir auf solche "Schrottplätze" nicht angewiesen sind - und diese guten Erfahrungen überträgt man leicht auf andere Länder und Völker, denen es nicht so gut geht wie uns, und erwartet dasselbe dort, wo dies nicht möglich ist.
Außerdem haben diese Völker , wie AZcowboy sagt, sicher andere Wertvorstellungen und Prioritäten als wir Europäer - und meine Meinung ist, dass sie darauf auch ein Recht haben. Ich stelle mir in solchen Fällen immer vor, wie es wäre, wenn jemand aus dieser Kultur zu uns käme und verlangt, dass wir z.B. in einem Navajo Hogan oder einem afrikanischen Kraal leben sollen, kilometerweit zur nächsten Wasserstelle laufen sollen, keinen Strom zur Verfügung haben oder ähnliche Dinge. Dann relativiert sich meine eigene Einstellung schnell, denn das ist es, was wir von den Indianern erwarten, wenn sie "zivilisatorische Einrichtungen" wie Burger Kings, Motels und gut ausgeschilderte Wanderwege für uns einrichten sollen, denn sie selbst brauchen diese Dinge eigentlich nicht. Ihnen schmeckt Bannockbrot nun mal besser als Hamburger (mir übrigens auch
). Sie suchen sich aus dem Angebot unserer "Zivilisation" das aus, was sie als praktisch und nützlich erachten - z.B. Pickup Trucks, Stromleitungen, Handelsposten wie den Cameron Trading Post, bei dem sie ihre Silberarbeiten verkaufen können, oder ähnliches.
Wer nicht bereit ist, diese Unterschiede und die daraus folgenden Konsequenzen (auch finanzieller Art) zu akzeptieren, hat immer noch die Möglichkeit, diese Regionen nicht zu besuchen. Sobald verlangt wird, dass diese Menschen sich an unsere Vorstellungen anpassen, wird genau das zerstört, was man eigentlich sucht - ursprüngliche und fremde Welten und Kulturen ...
Ich schließe mich hier AZcowboy an und erwarte keine Rechtfertigungen (warum auch, schließlich sind wir alle in derselben heilen Welt aufgewachsen?). Aber es wäre schön, wenn dieser Beitrag ein wenig zum Nachdenken anregen könnte und vielleicht dazu beiträgt, ein wenig über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und zu versuchen, sich mit den weit größeren Problemen anderer Völker und Kulturen zu beschäftigen.
Gruss,
Mona