Woran liegt es eigentlich, dass das Thema Trinkgeld hier regelmäßig derart polarisiert? Wäre die Ausgangsfrage die gewesen, wieviel ein Rettungsschwimmer verdient, wäre der Thread vermutlich schon nach drei Antworten eingeschlafen. Fragt man aber nach dem Verdienst des Kellners, geht es sofort hoch her.
Ich sehe das eigentlich ganz leidenschaftlos: In den USA sind im Preis für Essen und Getränke Tax und Service nicht enthalten. Also zahle ich Tax und Service, wobei die Tax für mich ausgerechnet wird und im Rechnungspreis enthalten ist und ich den Service selbst ausrechnen muss (und dafür 15 Prozent ansetze). Darüber hinaus gebe ich dann noch ein freiwilliges Trinkgeld von einigen Prozent, je nachdem, wie gut / nett der Service war. Punkt. Das tue ich nicht, damit ich mich hinterher als besserer Mensch fühlen kann und um soziale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, sondern weil man es in den USA eben so macht.
Lieber wäre es mir persönlich, wenn die Preise auf den Speisekarten wie in Deutschland alle Kosten beinhalten würden und genau das ausweisen würden, was ich hinterher zu zahlen hätte und ich mir nur noch über ein kleines freiwilliges Trinkgeld Gedanken machen müsste. Und ich vermute mal, dass es dem Kellner auch lieber wäre, Fixbeträge zu verdienen, statt sich bei Schichtantritt fragen zu müssen, ob das Restaurant heute gut besucht wird. Letztlich empfinde ich die Preisgestaltung in den USA ziemlich günstig für den Restaurantbetreiber, denn das Risiko, dass keine Kundschaft kommt, wird zum Teil auf die Mitarbeiter abgeschoben.
Zur Ausgangsfrage: Ich denke, die Frage ist einfach zu pauschal gestellt. Ich weiß z.B. nicht, wie viel Zeit der Kellner tatsächlich im Service im gut besetzten Restaurant verbringt und wie viel Leerlauf es gibt oder ob das Trinkgeld mit den Personen hinter den Kulissen geteilt wird.