Hallo an Euch Alle!
Gehoert vielleicht nicht hierher und ist sicher schon oft besprochen worden, aber es gibt ja auch oefter mal USA Neulinge im Forum. Ich lese immer mal wieder Threads in denen Unmut ueber die Hoehe des erwarteten Trinkgeld in den USA ausgedrueckt wird. Ich habe jahrelang in New York vollzeitlich als Kellnerin & Bartender gearbeitet, und hier eine Bitte an alle. Auch wenn es vor allen Dingen bei hohen Rechnungen viel erscheint, gebt die standard 15%, bei extrem gutem Service oder superhilfsbereiter Bedienung auch 20% (in Grosstaedten zumindest), denn:
- der Mindestlohn fuer Trinkgeld-Empfaenger in den USA liegt gesetzlich bei nur 50% des regulaeren staatlichen Mindestgehalts. In NYC z.B. kommt das nach Abzuegen auf ca. $2 pro Stunde. Verdienst basiert also fast ausschliesslich auf Trinkgeld.
- Viele Restaurants stellen gerne Arbeiter ohne Papiere oder “schwarz” ein weil sie Umsatz vom Steuermann verstecken (und mit geringem Umsatz kann man nicht zu viele Kellner rechtfertigen). Diese Arbeiter kriegen meist gar keinen Lohn.
- Es gilt fast ueberall die Regel, dass die Kellner, je nach Restaurant, 10 – 20% ihres Trinkgelds an Bartender, Busboy (der die Tische abraeumt) und Hostess (die einen an den Tisch fuehrt) abgeben.
- Essen gehen ist meiner Meinung nach noch immer um einiges billiger als zu Hause - das liegt natuerlich auch an den Einsparungen an Personalkosten. Deshalb heisst es auch auf den Speisekarten immer “Service not included”. Wer sich also bedienen lassen will anstatt Take-Out zu holen, hat fuer die Extrakosten selber aufzukommen
- Ich finde dass, verglichen mit Deutschland, der Service in den USA um einiges freundlicher und schneller ist, da die Kellner in der Regel weniger Tischezu bedienen haben (wiederum ein Nachteil, denn weniger Gaeste = weniger Trinkgeld). Service wird in den Staaten grossgeschrieben, und extra Kellner kosten das Management ja so gut wie nix!
- Kellner kriegen weder Krankenversicherung, Krankheitstage, bezahlten Urlaub, Ueberstunden oder Wochenendzuschlag und koennen (und werden) von einer Minute auf die andere grundlos gefeuert werden.
- Zu guter letzt: Man hat Ferien. Also, ueber (hoffentlich) leckeres Essen und guten Service freuen und grosszuegig fuehlen!
P.S.: noch schlechter schneiden oft die Bartender und Cocktailwaitresses bei Touristen mit dem Trinkgeld ab – die Faustregel ist ca. $1 pro Drink. Wenn der Bartender einen ausgibt, mindestens $2 pro freies Getraenk! Bei 2 for 1 Specials, bitte auch fuer beide Getraenke ein Trinkgeld hinterlassen. Uebrigens, bei Take-Out gibt es keine feste Regel - ca. 50% der Kunden tippen, aber dann nicht prozentual sondern so ein oder zwei Dollars.