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Autor Thema: Trinkgeld in Restaurants  (Gelesen 60126 mal)

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atecki

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #15 am: 21.07.2004, 14:13 Uhr »
Hi,

nachdem ich beide Seiten aus eigener Erfahrung kenne (allerdings in den USA nur auf der Seite des Gastes), muß ich doch auch mal meine 2cts dazugeben.

Grundsätzlich: natürlich gebe ich in den USA die 15 % Trinkgeld (cash), und diese meist auch gerne, da ich die Hintergründe kenne. 20 % gibts wirklich nur wenn es eine perfekte Leistung vom Personal gibt. Ansonsten wirds gekürzt (ist schon ab und zu passiert, aber eher selten). Für den Busboy (den Begriff kannte ich auch noch nicht) habe ich allerdings noch nie etwas zusätzlich liegen gelassen...

Und auch hier in Europa gebe ich bei gutem Service ein Trinkgeld (was ja sehr viele nicht machen!!), meist wird aufgerundet, sodaß meist ca 5-10 % Tip dabei rausschauen, hängt natürlich auch von der Rechnungshöhe ab. Das ist nämlich auch hier üblich. Aber dies nur nebenbei.

Aber nun zum amerikanischen System, welches wir ja nicht ändern können/wollen/sollen und es daher so akzeptieren müssen und uns entsprechend verhalten sollten (zumal uns allen! vermutlich das dazu notwendige Hintergrundwissen fehlt):

da muß ich eigentlich Jürgen recht geben. Das amerikanische System krankt IMHO deutlich. Denn eigentlich sollte der Arbeitgeber die Löhne zahlen, nicht die Gäste (auch wenn diese die Löhne ja über die Konsumationen bezahlen...).

Wenn das Lokal bzw die Küche schlecht arbeitet und ergo weniger Gäste kommen, muß das Servicepersonal dies direkt ausbaden (durch weniger Tip), obwohl diese gar nichts dafür können.

Ich bin auch nicht bereit, durch mein Tipp umfangreiche Schwarzarbeit zu unterstützen (es geht hier ja dann wohl nicht mehr um Kleinigkeiten wie gelegentliche Aushilfsjobs an Streßtagen), auch wenn es ohne die Schattenwirtschaft hüben wie drübhen nicht mehr geht.

Zitat von: queeny123

 Essen gehen ist meiner Meinung nach noch immer um einiges billiger als zu Hause - das liegt natuerlich auch an den Einsparungen an Personalkosten.


Das habe ich bisher noch nicht festgestellt, daß das Essen in den USA billiger sein soll als bei uns. Denn ich muß ja das quasi verpflichtende Trinkgeld und die Steuern in den Preis mit einrechnen! Und somit komme ich - je nach Wechselkus - auf gleiche oder meist etwas höhere Preise als bei uns, und das obwohl ich in einer der teuren Ecken in Ö lebe. Ausnahmen auf beiden Seiten sind natürlich vorhanden.

Zitat von: queeny123

ein weil sie Umsatz vom Steuermann verstecken


Wird in den USA schwer sein, denn soweit ich gesehen bzw erlebt habe, habe ich immer eine Rechnung der Registrierkasse bekommen, da geht dann nachher so gut wie nichts mehr mit Geld vor dem FA zu verstecken. Abgesehen davon zahlen doch die meisten Gäste mit Kreditkarten, da geht dann sowieso gar nichts mehr schwarz, denn diese Gelder nehmen Ihren offiziellen Weg. Anders schaut es natürlich in kleinen Familienbetrieben aus, da kann man cash-Einnahmen durchaus verschwinden lassen, KK müssen aber auch hier offizielle geführt werden. Und man weiß nur selten wie jemand bezahlt. Und sobald man einen "fremden" Geschäftsführer o.ä. (dem wäre man ja dann vollends ausgeliefert), hat wirds nochmal schwieriger.

Zitat von: queeny123

Wer sich also bedienen lassen will anstatt Take-Out zu holen, hat fuer die Extrakosten selber aufzukommen
 


Seit wann sind Bedienungskosten ist einem Restaurant Extrakosten? Dann kann ja auch für die Tischdecke und Stuhl etc Geld verlangt werden... Absoluter Unsinn...

Zitat von: queeny123
Ich finde dass, verglichen mit Deutschland, der Service in den USA um einiges freundlicher und schneller ist, da die Kellner in der Regel weniger Tischezu bedienen haben


Da muß ich Dir großteils Recht geben. Das liegt aber eher an der Mentalität der Menschen. Man kann auch hier bei vielen Tischen und viel Arbeit  freundlich sein, kostet nichts  :wink: Allerdings ist der Spruch "So wie man in den Wald ruft, schallt es retour" sehr viel dran.

Wenn ich etwas einkaufe (sei es einen Dienstleistung, ein einzelnes Produkt oder egal was), möchte ich einen Endpreis (von mir aus auch zuzügl. Steuern, ist ja in den USA nicht anders Machbar aufgrund der versch. Sätze) bekommen, und mich nicht darum kümmern müssen, daß der Kellner/Verkäufer etc seinen im zustehenden Lohn bekommt. Das kann nicht Aufgabe des Gastes/Kunden sein.

So, genug geschrieben...

Grüße

Axel

Anoka

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #16 am: 21.07.2004, 14:47 Uhr »
Das Geld das liegengelassen wird gehoert schon der Bedienung. Dem Busboy ein Trinkgeld zu geben ist absolut freiwillig und wird nicht erwartet. Aber wenn man mit 2 - 3 Freundinnen und einer entsprechend grossen Anzahl Kindern fruehstuecken geht, Tische zusammenrueckt und die Kinder essen, als ob Huehner unter den Tischen hausen wuerden, dann sind 1 - 2 $ fuer den Busboy eine nette Geste und beruhigt das schlechte Gewissen der Mamis.  :wink:

Trinkgeld gebe ich aber meistens nicht cash, sondern schreibe den Zusatzbetrag auf die Rechnung. Meistens hat man das Bargeld nicht so genau und ich habe mich dabei ertappt eher abzurunden und somit zu wenig zu geben. Fuer die Bedienung spielt die Art der Trinkgeldbezahlung keine Rolle.

Zitat
Wenn das Lokal bzw die Küche schlecht arbeitet und ergo weniger Gäste kommen, muß das Servicepersonal dies direkt ausbaden (durch weniger Tip), obwohl diese gar nichts dafür können.


Dann sieht man sich eben nach einer anderen Stelle um. Die Amerikaner sind diesbezueglich sehr flexibel und die Kuendigungsfristen sind kurz.

Zitat
Das habe ich bisher noch nicht festgestellt, daß das Essen in den USA billiger sein soll als bei uns.


Fuer Amerikaner ist essen gehen schon guenstiger als fuer uns. Man sollte nicht vergessen, dass sie die entsprechenden Gehaelter bekommen. Sie lieben es in Restaurants zu essen und machen das auch haeufig. Wenn man sich auskennt und weiss wo Specials gerade laufen und vielleicht noch von Coupons Gebrauch macht, dann kann das Essen tatsaechlich guenstiger kommen als selber kochen.

Zitat
Seit wann sind Bedienungskosten ist einem Restaurant Extrakosten?


In den USA wird das aber so angesehen. Bei einem Buffet, wo auch die Getraenke selber zu holen sind, gibt man kein Trinkgeld, laesst aber etwas fuer den Abraeumer liegen. Wenn man Take-out selber holt, dann gibt es kein Trinkgeld, laesst man es sich bringen, dann wird ein Tipp erwartet.
LG Anoka

Minnesota
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franketo

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #17 am: 21.07.2004, 14:54 Uhr »
HI
um mal kurz mit den Gerücht der niedrigen Trinkgelder der Einheimischen aufzuräumen. Die 2 - 5 $ auf dem Tisch sind Tip für den Abräumer bzw. Wasserbringer. Das Tip für die Kellner wird i.d.R. direkt gegeben.

Ich bin im gegensatz zu eingen Anderen hier durchaus der Meinung das der gute Service nur aufgrund des finanziellen Drucks zustande kommt.
Das betrifft alle provoisionsabhängigen Angestellten im Service. Wer sich davon überzeugen will kann gerne mal ein Postamt aufsuchen.
Die Abhängigkeit vom Trinkgeld zwingt die Kellner schlicht den Job vernünftig und freundlich durchzuziehen. Arbeiten sie schlecht wirkt sich das direkt auf den Geldbeutel aus.

Das ist in anderen Serviceorientierten Ländern genauso und hat sich offenbar bewährt.
Das die Restaurantbesitzer das ausnutzen ist ein anderes Thema, ich bij da aber der Meinung wer sich ausnutzen lässt macht etwas falsch.

Gruss
franketo

atecki

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #18 am: 21.07.2004, 15:02 Uhr »
@Anoka+Alle: beim Preisvergleich bin ich nur von der Urlaubersituation ausgegangen, weniger von den Amerikanern selber. Dazu fehlt mir der Vergleich der Löhne und der Lebenserhaltungskosten in den USA.
Coupons/Specials ändern natürlich ebenfalls die Situation, aber so etwas gibts - in geringerem Umfang - ja auch hier.

Zitat von: Anoka
In den USA wird das aber so angesehen. Bei einem Buffet, wo auch die Getraenke selber zu holen sind, gibt man kein Trinkgeld, laesst aber etwas fuer den Abraeumer liegen. Wenn man Take-out selber holt, dann gibt es kein Trinkgeld, laesst man es sich bringen, dann wird ein Tipp erwartet.


Das sind eben die Unterschiede zwischen USA und Europa  :wink:

Daniel

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #19 am: 21.07.2004, 15:15 Uhr »
Zitat von: franketo

um mal kurz mit den Gerücht der niedrigen Trinkgelder der Einheimischen aufzuräumen. Die 2 - 5 $ auf dem Tisch sind Tip für den Abräumer bzw. Wasserbringer. Das Tip für die Kellner wird i.d.R. direkt gegeben.


Also das stimmt nun wirklich nicht! Ich habe oft genug gesehen, dass wenn andere Gäste gegangen sind und Trinkgeld auf dem Tisch haben liegen lassen, der Abräumer das Geld entweder hat liegen lassen oder der zuständigen Bedienung gegeben hat.

Ich habe öfters an der Kasse mit der KK bezahlt und dann darauf hingewiesen, dass der Tip schon auf dem Tisch liege, weil ich dann die Tip-Zeile auf der Rechnung frei gelassen habe. Wenn der Tip auf dem Tisch aber für den Abräumer oder den Wasserbringer gewesen wäre, hätte mich der Kassierer bestimmt darauf hingewiesen.

Mit der Höhe des Trinkgelds mach ich es immer folgerndermaßen: Da ich zu faul bin, mir auszurechnen wieviel Dollar nun die 15% sind, mache ich ich das pauschal. Bis $6 gebe ich $1, bis $12 gebe ich $2, bis $18 gebe ich $3 usw. Somit sind es immer mindestens 15% oder auch mehr.


Andre

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #20 am: 21.07.2004, 15:32 Uhr »
Ich schliesse mich mal Anoka, Hatchcanyon und Franketo an.

Das amerikanische Trinkgeldsystem ist gastorienter. Sowohl der Gast, als auch der Bedienende partizipieren davon.
Natuerlich ist der Anreiz, der dahinter steht, finanzieller Natur. Gerade diese Tatsache fuehrt aber zu einem hohen Grad an Professionalitaet.

Das Ignorieren dieser Verfahrensweise, z.B. wegen Geiz oder weil man meint, die Gepflogenheiten aus der eigenen Heimat durchsetzen zu muessen, steuert dem System entgegen. Aus derartiger Verhaltensweise resultieren dann solche Massnahmen wie "Tipp gleich mit auf die Rechnung schreiben".

Im Uebrigen ist das Essengehen um einiges guenstiger als in Deutschland. Nicht unbedingt, wenn man abends zum Dinner in ein touristisch stark frequentiertes Steak House geht, wohl aber z.B. die Lunchversorgung. In Deutschland wird es wohl schwer werden, "$4.99 All U Can Eat Lunch Specials" zu finden. Ihr duerft nicht vergessen, dass die Einheimischen sich sehr viel besser in ihrer Gegend und der Gastronomielandschaft auskennen. Genauso, wie ihr in eurer Heimat wisst, wo man gut und guenstig essen kann.

Anoka

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #21 am: 21.07.2004, 15:37 Uhr »
Doch Daniel, das stimmt schon. Die Bedienung gibt das Geld dem Busboy schon weiter. Tut sie das nicht, dann werden ihre Tische nicht so schnell abgeraeumt, wie die von grosszuegigen Kellnern. Weniger Gaeste = weniger Trinkgeld. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Ich habe selber noch nie gekellnert, weiss das also nur aus zweiter Hand. Fuer die Steuern ist der Umsatz massgebend, daraus wird ein gewisser Prozentsatz Trinkgeld berechnet, egal ob die Bedienung nun das tatsaechlich erhalten hat oder nicht. Die Zahlungsart des Kunden ist also nicht massgebend.
LG Anoka

Minnesota
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atecki

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #22 am: 21.07.2004, 15:54 Uhr »
Zitat von: Andre
Gerade diese Tatsache fuehrt aber zu einem hohen Grad an Professionalitaet.


André, hier muß ich Dir - je nachdem was Du unter Professionalität verstehst - teilweise widersprechen.

Die Freundlichkeit ist wirklich sehr hoch, keine Frage (ob durch Mentalität oder Geld ist nicht so entscheidend).

Die Professionalität - ich meine die Kenntnisse der Servierkunde - ist jedoch in den meisten Restaurants wesentlich niedriger als bei uns.

Dies liegt m.W. u.a. daran, daß es in den USA m.W. kaum vergleichbare Ausbildungen wie in D/CH/A vorhanden sind und auch der Anteil der KellnerInnen, die dies nur als Aushilfsjob machen, wesentlich höher als z.B. bei uns (kann hier allerdings nur für unsere Gegend sprechen).

Je hochwertiger das Restaurant, desto höher aber auch das Wissen über Serviertechnik.

Andre

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #23 am: 21.07.2004, 16:02 Uhr »
Axel, da stimme ich dir zu.
Lass mich mal die "Professionalitaet" korrigieren in "professionelle Einstellung zur Arbeit".

Anoka

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #24 am: 21.07.2004, 16:14 Uhr »
Zitat
Die Professionalität - ich meine die Kenntnisse der Servierkunde - ist jedoch in den meisten Restaurants wesentlich niedriger als bei uns.


Da hast Du voellig Recht, Axel. Ich muss zugeben, wir haben anfangs schon auch etwas ueber die Ahnungslosigkeit der Bedienung gelacht und uns auch etwas auf unsere Esskultur eingebildet. Ein Kellner hat doch mal tatsaechlich die Weinflasche beim Oeffnen zwischen die Beine geklemmt!  :lol:

Mit der Zeit bin ich aber zum Schluss gekommen, dass mir eine freundliche Bedienung viel lieber ist. In der Schweiz wird man gerne von oben bis unten gemustert, ob man sich das Restaurant auch leisten kann. Die Bedienung ist zwar nicht unfreundlich, aber irgendwie aufdringlich und fordernd. Man gibt sich gerne mondaen, der Service ist perfekt. Aber leider vergisst man bei aller Perfektion herzlich und gastfreundlich zu sein. Die Kellner muessen viele Tische bedienen und es dauert immer viel zu lange. Das ist jetzt zwar eine grobe Verallgemeinerung, aber ich empfinde es oft so.

Darum kommen wir auch gerne nach Oesterreich, da bei Euch Freundlichkeit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft gepaart mit Professionalitaet noch eher zu bekommen ist.

Ich bevorzuge aber die freundliche, aufmerksame und schnelle Bedienung aus den USA.
LG Anoka

Minnesota
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Hatchcanyon

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #25 am: 21.07.2004, 16:21 Uhr »
Zitat von: Andre

Lass mich mal die "Professionalitaet" korrigieren in "professionelle Einstellung zur Arbeit".


Hallo Andre,

das ist wohl das Entscheidende - die Einstellung zur Arbeit und damit zum Gast. Und die ist im Allgemeinen wirklich besser als in Europa - speziell als in Deutschland. Natürlich sind 95% (?) der amerikanischen Server nicht in dem Beruf ausgebildet - ist das in Europa wesentlich anders? Kaum! Schliesslich bleibt es ja meist einfach ein Job, den "jeder" kann, wenn er Geld braucht.

Gruss

Rolf

atecki

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #26 am: 21.07.2004, 17:12 Uhr »
@Anoka:
Ja, die Schweizer Probleme in Bezug auf das Service kenne ich nur zu gut, habe ja selbst lange dort gearbeitet...

Zitat
Darum kommen wir auch gerne nach Oesterreich, da bei Euch Freundlichkeit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft gepaart mit Professionalitaet noch eher zu bekommen ist.


Ja, das ist noch ein Vorteil in Ö...

Zitat
Ich bevorzuge aber die freundliche, aufmerksame und schnelle Bedienung aus den USA.


Stimmt, da gebe ich Dir absolut recht.


Zitat von: Hatchcanyon

... nicht in dem Beruf ausgebildet  -ist das in Europa wesentlich anders? Kaum!


Da kann ich nur in erster Linie von der Ferien-Gastronomie und Hotellerie hier in Ö und der CH sprechen, da ich hier beide Seiten kenne. Dies hängt natürlich stark vom Niveau des Hotels/Restaurants ab. Aber in den Häusern, die ich kenne, ist dies anders, dort wird in erster Linie nur gelerntes Personal eingestellt. Was aber nicht heißt, daß ungelerntes Personal die Arbeit schlechter macht oder unbedingt weniger Ahnung hat.

Zitat von: Hatchcanyon
Schliesslich bleibt es ja meist einfach ein Job, den "jeder" kann, wenn er Geld braucht.


Wie oben, hängt vom Niveau des Betriebes ab. Ab einem gewissen Level stimmt das ("kann jeder") wirklicht nicht mehr, das ist blanker Unsinn. Klar, eine Pizza raustragen ist keine Kunst, aber da steckt etwas mehr dahinter. Nicht umsonst dauert die Ausbildung zum Kellner hier in Ö 3 Jahre!

Oder kannst Du - also im Prinzip jeder (ist nicht bös oder negativ gemeint  :wink: ) - z.B. einen Fisch fachgerecht für einen Gast filetieren, kannst Du Speisen flambieren, kannst Du einen guten Wein entsprechend öffnen und dekantieren? Hast Du den Überblick um 10 Tische gleichzeitig zu bedienen? Kannst Du fachgerecht servieren -z.B. 4 Teller oder Suppentassen auf einmal servieren? Hast Du ausreichende Ahnung von Getränkekunde, Drinks/Cocktails, Speisenzubereitung? Kannst Du eine Veranstaltung, Bankett z.B. für 50 oder mehr Leute organisieren, Tischeinteilung entsprechend planen etc? Wenn Du diese Fragen alle ehrlich mit Ja beantworten kannst, schick mir bitte Deine Bewerbungsunterlagen - Gute Leute sind immer gern gesehen und gesucht.

Für einen guten Kellner sind diese Sachen auch kein großes Problem! Natürlich kann man all diese Sachen lernen, aber das tut eben nicht jeder. Auch die Erfahrung ist natürlich ein wichtiger Punkt. Nur die Einstellung zum Beruf kann man nicht lernen - und genau das ist der Knackpunkt. Ich bewundere da z.B. unsere Kellnerin (die in der Märzwoche hier waren, kennen Judit noch) - sie ist seit 4 Jahren bei uns, ich habe noch nie erlebt, daß sie einen schlechten Tag hat, egal wieviel Arbeit ist oder wie ungut manche Gäste sind.

Service schaut meist sehr einfach aus - ist es aber nicht unbedingt, ist aber ein sehr anstrengender Beruf, der aber auch sehr interessant ist!

Hatchcanyon

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #27 am: 21.07.2004, 19:02 Uhr »
Zitat von: atecki
Wie oben, hängt vom Niveau des Betriebes ab. Ab einem gewissen Level stimmt das ("kann jeder") wirklicht nicht mehr, das ist blanker Unsinn. Klar, eine Pizza raustragen ist keine Kunst, aber da steckt etwas mehr dahinter. Nicht umsonst dauert die Ausbildung zum Kellner hier in Ö 3 Jahre!

Oder kannst Du - also im Prinzip jeder (ist nicht bös oder negativ gemeint  :wink: ) - z.B. einen Fisch fachgerecht für einen Gast filetieren, kannst Du Speisen flambieren, kannst Du einen guten Wein entsprechend öffnen und dekantieren? Hast Du den Überblick um 10 Tische gleichzeitig zu bedienen? Kannst Du fachgerecht servieren -z.B. 4 Teller oder Suppentassen auf einmal servieren? Hast Du ausreichende Ahnung von Getränkekunde, Drinks/Cocktails, Speisenzubereitung? Kannst Du eine Veranstaltung, Bankett z.B. für 50 oder mehr Leute organisieren, Tischeinteilung entsprechend planen etc? Wenn Du diese Fragen alle ehrlich mit Ja beantworten kannst, schick mir bitte Deine Bewerbungsunterlagen - Gute Leute sind immer gern gesehen und gesucht.


Hallo atecki,

natürlich ist das so ab einem gewissen Niveau. Nur - wieviel Prozent der Lokale betrifft es? Wie du schon selbst sagst - eine Pizza raustragen kann jeder. Und für mehr - bis hin zur wirklichen Spitzengastronmie - braucht es ausgebildete Leute. Dort ist dann aberdings auch das Preisniveau ein anderes. Und dort tritt dann ja auch eine Spezialisierung ein, die Person(en) die mich berät wird dann in der Regel nicht mehr allein auftragen und der Sommelier ist eh ein Sonderfall.

Aber das trifft doch kaum für die meisten Lokale zu, die unsere lieben Mitreisenden im Urlaub so frequentieren. Was ja auch ein wenig teuer würde.  17 - 19 Gault Millau - Punkte wollen auch erst mal bezahlt sein.

Gruss

Rolf

atecki

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #28 am: 21.07.2004, 19:37 Uhr »
HI Rolf,

klar, nicht viele gehen im Urlaub in den USA in ein Haubenlokal, auch ich nicht. Und einen eigenen Sommelier gibts nur in ganz wenigen Lokalen, in den allermeisten REstaurants übernimmt der Service Leiter diese Aufgaben. Aber das ist ja nicht das Thema. Ich bin auch nicht der Mensch, der in einem Pizza Hut, Steakhaus etc einen gelernten Mitarbeiter mit den obigen Kenntnissen erwartet. Vielleicht fällt auch mir so etwas mehr auf, als jemanden, der nicht vom Fach ist...

Es gibt aber gewisse Serviergrundsätze, wie z.B. Einstellen der Teller von rechts sofern möglich (ausgen. Salate, die von links), wo das Getränk hingehört, wie fasse ich ein Glas beim servieren an (ja, selbst so etwas kann man falsch machen, alles schon erlebt!), wann wird welcher Gang serviert, welches Besteck gehört wohin, etc. die aber selbst ein Aushilfskellner IMHO können sollte - und selbst diese Grundfertigkeiten fehlen leider recht häufig bei den Servicemitarbeitern...

Und hauptsächlich diese grundlegenden Sachen meinte ich mit der Professionalität. Aber ich denke, da sind wir eh der gleichen Meinung. Ich wollte mit meinen obigen Fragen eigentlich nur verdeutlichen, daß nicht unbedingt "jeder" einen Job als Kellner machen kann, da eben doch etwas mehr dahintersteht (was nicht nur in der Spitzengastronomie gefordert wird).

queeny123

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Re: Trinkgeld in Restaurants
« Antwort #29 am: 21.07.2004, 23:47 Uhr »
Also, nun muss ich doch nochmal etwas zu diesem Thema sagen:

Ich habe in New York, New Orleans und Newport (Rhode Island) als Kellnerin gearbeitet und der generelle Standard fuer Trinkgeld - wie schon gesagt in den Grosstaedten und auch den Touristengebieten - ist 15% und wird auch von den meisten Amerikanern brav gegeben, hier in NY sind es sogar meist 20%.  Das auch Amerikaner nicht mehr als $2 pro Person geben ist Quatsch!

Mit dem 15% Zuschlag ohne den Gast vorher zu fragen/informieren bin ich auch nicht einverstanden, aber wie gesagt, es sind schlechte Erfahrungen die zu solcher Praxis fuehren.  Also wenn's einem passiert, nicht gleich boese werden, sondern eher mit Bestimmtheit sagen "I don't have a problem paying the tip but I would like to be informed if it is added to the bill".  Sollte der Kellner dann allerdings pampig werden, gerne auch beim Management beschweren, dieser Zuschlag wird von denen in der Regel nicht gerne gesehen.  Dazu auch noch mal an Jediritter - also es ist mir noch niemals irgendwo passiert, dass 15% auf die Rechnung "einfach so" draufgeschlagen wurden und ich reise viel herum.  Das wird tatsaechlich nur bei Touristen oder groesseren Gruppen (so ab sechs Personen) gemacht.

An all diejenigen, die nicht genug Tip geben, weil sie "das System nicht unterstuetzen wollen":  Ehrlich gesagt finde ich diese Einstellung anmassend.  Das System ist hier nun mal so und als Gast im Lande sollte man sich daran halten und nicht die Angestellten unter dem Vorwand von "sozialem Aktivismus" fuer die eigene Knickerigkeit bestrafen.

An Antecki:  Die Bedienungskosten sind hier in der Tat "Extrakosten" - wie schon gesagt, guck auf Deine Rechnung oder die Karte und finde den Satz "Service not included".  Aber vielleicht hast Du mit Deinem Kommentar ja eine neue Welle ausgeloest - "Chairs not included - an additional fee will be added if seating provided" :wink:

Und dann auch noch mal zum Trinkgeld auf dem Tisch - vielleicht sind lokale Sitten ja verschieden, aber ueberall dort wo ich gearbeitet habe, kriegt das die Kellnerin.  Am Ende der Schicht gibt sie dann etwas vom Trinkgeld an den Rest des Personals.

Und ach ja, die Freundlichkeit.  Natuerlich, man "muss" hier freundlich sein wenn man was verdienen will und uns Deutschen ist Freundlichkeit zu Fremden nicht unbedingt angeboren.  Am Anfang wollte ich vor Peinlichkeit immer sterben wenn ich solche Saetze wie "Hi, how are you folks doing tonight" sagen musste.  Aber fuer die Amerikaner ist das keine Falschheit sondern der gaengige soziale Umgangston und nachdem ich mich daran gewoehnt hatte habe ich auch begriffen, warum - es macht einfach mehr Spass so zu arbeiten, lockert die Atmosphere auf, stellt Kontakt her und halt einen in Schwung.  Ist doch besser als sich ausdruckslos nur an das verbale Minimum zu halten, oder?

Gruesse,
Q.
All that we see or seem
Is but a dream within a dream
                    - Edgar Allan Poe