Mein Lieblingsthema.
Irgendwie hat man den Deutschen irgendwann mal das "Gute Menschen die helfen müssen" Gen eingepflanzt. Anders kann ich mir dieses ewige "Ach der arme Kellner, kann der überhaupt überleben" Gerede nicht mehr erklären.
Zu ein paar der Punkte hier:
1. Der Kellner bekommt fast kein Festgehalt und lebt nur von seinen Trinkgeldern ("...dass die Kellner fast kein Festgehalt haben (wie in D), also allein vom Trinkgeld leben).
Das ist in sich schon widersprüchlich. Wenn sie allein vom Trinkgeld leben würden, dann hätten sie GAR KEIN Festgehalt. Das ist aber Unsinn. JEDER Kellner hat ein Festgehalt.
Also bitte sachlich bleiben und nicht so tun als müssten die Menschen NUR vom Trinkgeld leben. Das ist schlichtweg unwahr.
Dass Trinkgeld einen großen Prozentsatz des Einkommens ausmacht ist sicherlich zutreffend.
2. Das Trinkgeld für den Kellner muss er mit allen anderen im Restaurant teilen.
Das ist mal richtig und mal nicht, es kommt eben auf das Restaurant an. Manchmal wird es geteilt, manchmal nicht. Darüber kann man keine pauschale Aussage treffen.
3. Der Kellner arbeitet nicht Vollzeit und nicht jeden Tag.
Okay, mag sein. Ist das mein Problem als Gast? Wenn ich Teilzeit arbeite interessiert es meine Kunden / Auftraggeber auch nicht. Zahlen sie mir deshalb ein Trinkgeld, damit ich in der Summe mehr habe? Nein.
Für die Teilzeitarbeit gibt es oftmals Gründe wie Nebenjob neben dem Studium, Zweitjob oder auch Zweitverdiener in der Familie, also eine andere Person arbeitet bereits Vollzeit und hier wird nur noch dazu verdient.
Schaut euch doch mal die Mitarbeiter in den typischen Familychains an. Meist jung und dazu oft auch noch weiblich, aber nicht nur weiblich. Das allen gemeinsame Merkmal aber ist oft, dass sie maximal 40 und sogar oft unter 30 sind. Das sind junge Leute ohne Berufsausbildung, die nur dort einen Job finden. Oder Schüler / Studenten.
Und schließlich:
Meiner Meinung nach gehören Trinkgelder abgeschafft und verboten. Dieses ganze Trinkgeldgetue ist Kundenverarsche und ein Anachronismus sondersgleichen.
Jede Leistung des Anbieters inklusive der Dienstleistung Bedienung / Service gehört in den Preis eingerechnet. Und der Endpreis gehört auf die Speisekarte. Fertig. Dann habe ich eine faire und transparente Preisgestaltung und weiss, was mich erwartet.
Der Kellner gehlört so entlohnt wie jeder andere in der Wertschöpfungskette des Produkts Essen / Trinken.
Wo gibt es diesen Blödsinn mit dem Trinkgeld denn sonst noch, in welcher Branche? Ich kenne keine außer dem Gastgewerbe. Und selbst da sind wir inkonsequent. Denn die Flugbegleiterin bekommt kein Trinkgeld, der Burger King Mensch am Tresen nicht usw.
Und bevor jetzt wieder die "Du Böser hast das noch nie erlebt und kannst das nicht verstehen" Keule kommt: Ich habe drei unmittelbare Verwandte in den USA die a) als Bedienung gekellnert haben b) in diversen Restaurantküchen gearbeitet haben und c) beim McD und Subway gejobbt haben.