Hatten wir das schon?
Am Wochenende musste ich meinen brüderlichen Pflichten nachkommen und den Wunsch meiner drei liebenswerten Geschwister zu erfüllen. Wiederwillig packte ich alle drei in mein Auto und wir fuhren zu McDonald's. Da ich sonst schon kein Bock hatte zuviel Zeit zu verlieren, fuhr ich in den Drive-In. Die Gegensprechanlage ist einfach zu lustig. Ich bin sowieso überzeugt, dass die Gegensprechanlage Gegensprechanlage heisst, weil sie völlig gegen das Sprechen ausgelegt ist...
Es beginnt mit einem «Hiere Bechelun hippe!».
Obwohl ich kein Stammgast bin, weiss ich, dass sich die Stimme (Männlich? Weiblich? Keine Ahnung...) am anderen Ende dieses Dosentelefons soeben nach meiner Bestellung erkundigt hat. Jetzt einfach
bestellen wäre mir zu langweilig. Also stelle ich zunächst eine Frage: «Haben Sie etwas vom Huhn?»
Aus dem Lautsprecher ertönt ein schwer verständliches Wort, das aber eindeutig mit «...icken» endet. Ich überlege kurz: Also doch weiblich? Egal. Ich sage (mit viel Entrüstung in der Stimme): «Ich muss doch sehr bitten. Sie sehen doch, dass ich Kinder im Auto habe... »
Etwas lauter tönt es zurück: «SCHICKEN!» Ich kann es mir nicht verkneifen: «Ach so, nein, ich würde es eigentlich gleich mitnehmen.»
Eine kurze Pause entsteht, ich stelle mir belustigt die genervte Visage des McKnecht vor. Als die Sprechpause bedrohlich lange wird, sage ich: «Ach so, Sie meinen Chicken! Nein, lieber doch nicht. Haben Sie vielleicht Presskuh in Röstbrötchen?»
«Hamburger?» fragt mein unsichtbares Gegenüber zurück.
Der Wahrheit entsprechend sage ich: «Nein, nein, ich bin von hier. Aber hat das denn einen Einfluss auf meine Bestellung?»
«Wol-len Sie ei-nen H-a-m-b-u-r-g-e-r?»
«Jetzt beruhigen Sie sich mal! Ja, ich nehme einen. Oder nein, ich nehme
gleich zwei.»
«Schiess?»
"Worauf, bitte schön, soll ich schiessen. Und mit was?» Der Stimminhaber beginnt mir ein wenig leid zu tun. Er kann ja nichts für den Job. Aber ich ja auch nicht...
«Ob Sie KÄÄÄSE auf dem Hamburger möchten!?»
«Aber sicher. Ich nehme einen mittelalten Pyrenäen-Bergkäse, nicht zu
dick geschnitten, von einer Seite leicht angeschmolzen.»
Ob die nächste Ansage aus dem Lautsprecher «Sicher doch» oder «A_rschloch» lautet, kann ich nicht exakt heraushören. Deutlicher jedoch erklingt nun: «Was dazu?»
«Doch, ja. Ich hätte gerne diese gesalzenen fritierten Kartoffelstäbchen.»
«Sie meinen Pommes?»
«Von mir aus auch die.»
«Groß, mittel, klein?»
«Gemischt. Und zwar jeweils genau je zu einem Drittel große, mittlere und kleine.»
«WOLLEN SIE MICH EIGENTLICH VERARSCHEN?» Diese wiederum sehr laut formulierte Frage verstehe ich klar und deutlich. Diese Frage schreit geradezu nach einer ehrlichen Antwort. «Falls das die Bedingung ist, hier endlich etwas zum Essen zu bekommen: Ja. Also: Machen wir weiter?»
Die Stimme schnauft kurz und fragt: «Gut, gut. Etwas zu den Pommes?»
«Aber hallo, schon wieder vergessen? Zwei Hamburger für die Kids. Und für mich bitte ein schönes Entrecôte, blutig, und ein Glas 1996er Spätburgunder, bitte.»
«ICH KOMM GLEICH RAUS UND GEB DIR BLUTIG!» (Also doch männlich...)
«Machen Sie das, aber verschütten Sie dabei bitte nicht den Wein.»
"Schluß jetzt! Schalter zwei, macht 6 Euro.»
Schon vorbei? Gerade, als es anfängt, lustig zu werden (die Auto-Schlange hinter uns wird immer länger). Aber ich habe noch ein As im Ärmel. Ich bezahle mit einem 200-Euro-Schein. «Tut mir leid, aber ich hab's nicht größer.»
Freundlich werde ich ausgekontert: «Kein Problem.» Mit eiskaltem Blick
lässt ein bemützter Herr mein Wechselgeld auf den Stahltresen klappern.
Nicht mit mir, Freundchen! Dafür habe ich jetzt nicht so lange
geschuftet. Zeit fürs Finale: «Kann ich eine Quittung bekommen?», frage
ich überfreundlich. «Ist ein Geschäftsessen...»
Ok, ok. Ich gebe es ja zu. Ich hatte den Mut nicht, noch auf die Quittung zu warten. Irgendetwas in den Augen meines Gegenübers signalisierte mir, dass es wohl besser sei, jetzt Gas zu geben.......