Nicht allzu ernst nehmen, liebe Nordlichter...
Der bayerische Sündenfall....
…oder wie es damals wirklich war mit Adam und Eva
Ganz am Anfang von allem war das Paradies - heute sagt man Bayern dazu.
Der liebe Gott hatte alles, was man zum Leben und Glücklichsein braucht, in nur einer Woche erschaffen:
den Chiemsee, die Berge, den Viktualienmarkt, Wirtshäuser, die Haubentaucher, die Wildschweine,
den Rehbock, die Pollner Milch, bayerisches Bier, Brezen, Weißwürste, Schnupftabak, Knödel, Schweinsbraten, Radi...
Am 7. und letzten Tag erschuf Gott aber das Wichtigste von allem: die Zwetschgenbäume. Gott liebte diese kleinen
paradiesisch blauen Früchte, und seine Engel waren immerfort damit beschäftigt, für ihn Zwetschgendatschi und
Zwetschgenmaultaschen zu backen. Eine wahrhaft göttliche Speise, die er sich nach so viel Welterschaffen gar
redlich verdient hatte.
Dann sah er auf sein schönes Bayernparadies hinab und dachte für sich: "Da fehlt noch was, etwas oder jemand,
der sich richtig erfreuen kann an den vielen schönen Dingen, die ich erschaffen habe". Und so formte Gott aus frischem
Brezenteig den Adam und weil noch a bissl Teig über war, so "baazte" er daraus eine Eva, damit´s dem Adam
nicht so langweilig wird im Paradies.
Als Adam und Eva fertig geformt waren, streute er noch Brezensalz drüber, und dann hauchte er den beiden
Leben ein, indem er dem Adam eine frische Maß Bier über den Kopf schüttete und der Eva einen Liter Goaßmilch.
Anschließend gab Gott dem Adam eine Lederhosn und der Eva ein fesches Dirndl zum Anziehen für die Werktage.
Für Sonn- und Feiertage gab Gott dem Adam einen schwarzen Anzug mit und die Eva bekam wegen ihrer
damaligen Unschuld ein schönes weißes Kleid.
Dann sprach Gott: "Jetz schleicht´s Eich und macht´s es Euch gmiatlich im Paradies, eßt´s Schweinsbraten
und trinkt´s Bier so vui wias wollt´s, aber laßt´s bloß de Finga weg vo meine Zwetschgenbaam, de san heilig und nur für mi!"
Dann lehnte sich Gott zurück, steckte sich genüsslich ein Stück Zwetschgendatschi in den Mund und sah zu, wie
Adam und Eva glücklich und lebensfroh durchs bayerische Paradies hüpften. Gott war sehr zufrieden mit seinem Schaffen.
Adam und Eva fehlte es an nicht´s. Sie "strawanzten" freudig durchs Paradies, lagen auf Isarkiesbänken herum,
badeten im Staffelsee, und wenn der liebe Gott schlief, dann schlich sich der Adam gern heimlich mit einer
Holzleiter zum Kammerfensterln an Eva´s Hütterl.
Der Frühling und der Sommer vergingen, und dann kam auch der Herbst ins Paradies. Die bayerischen Obstbäume
waren schwer beladen mit Äpfeln, Birnen, Nüssen... und auch Zwetschgen. Die Engel flogen von Zwetschgenbaum
zu Zwetschgenbaum und sammelten diese leckere göttliche Frucht, und der liebe Gott bekam siebenmal in der
Woche Zwetschgenmaultaschen serviert.
Eines herbstlichen Sonntags geschah es dann, im Paradies gab es ein noch nie da gewesenes "Gschiss".
Adam wollte kurz vor´m 12 Uhr-Läuten noch Weißwürste essen, aber die Eva sagte: "Mensch Adam, schau da de
scheena Zwetschgen da oben am Baam o, i hob so a Lust drauf und konn de Weißwürst scho nimma sehn".
Drauf der Adam: "Spinnst Du Eva, da Chef hod gsogt, des geht uns nix o, dann iß Du hoid einfach an Apfekuacha,
oder an Radi mit Butterbrezn, oder an Wurstsalat, oder… aber lass bloß deine Griffen weg vo de Zwetschgen!"
Da der Eva als erste Frau die "Urneugierde", die "Urzickigkeit" und das weibliche "Über-den-Fingerwickel-Gen"
praktisch angeboren war, so sprach sie zu dem Adam:" A geh Adam, scheiß da nix, dann feid da nix, jetz hilf ma
endlich und heb mi do a bissl rauf, damit i bessa an de scheena Zwetschgen kimm. Der liebe Gott hod se eh scho
hinglegt zum Mittagsschlaf und kriagt von der ganzen Sach gor nix mit!"
Der Adam wollte kein "Gschiss" haben und gab schließlich nach. Er dachte: "So a "hantige und grantige" Eva is am
End womöglich schlimma wia da liabe Gott, wenn er moi sauer is". Außerdem hatte er das Anheben der Eva auf den
Zwetschgenbaum sehr genossen, weil er in diesem Augenblick einen tiefen und direkten Einblick in die weibliche Fülle
seiner Eva gewinnen konnte.
Umherfliegende Engel haben dieses verbotene Tun jedoch beobachtet, und weil Engel im Normalfall auch weiblich sind
und somit rechte "Pritschhaferl" (Petzen), so sind diese gleich zum lieben Gott geflogen, haben ihn aufgeweckt von
seinem Nickerchen und ihm voller Aufregung erzählt: "Du Chef, im Paradies, oder bessa gsogt, in de Zwetschgen
is grod ganz sakrisch da Wurm drin".
Der liebe Gott war daraufhin so grantig auf Adam und Eva wie noch nie zuvor. Kurzum, es wurde richtig ungemütlich
im Paradies. Gott ließ sogleich die Grenzen zu dem bei weiten weniger paradiesischen preußischen Nachbarland öffnen.
Die Folgen waren verheerend für das bayerische Paradies: Weißwürste wurden mit Ketchup verspeist und dazu
preußisches Bier getrunken. Aus Erdäpfel wurden Pommes gemacht und Chips.
Es wurden Gesetze und Verordnungen eingeführt. die es vorher gar nicht gab und brauchte. Das Rauchen in Wirtshäusern
wurde z.B. verboten, das Reinheitsgebot wurde eingeführt, die Grill- und Rasenmähverordnungen... Aus Dirndl wurde Landhaus
, aus „Pfia Di“ wurde „Tschüßi“, aus Kramerläden wurde Outlet und Lagerverkauf, aus Erntedank wurde Halloween,
das Christkind wurde zum Weihnachtsmann, de Goaß zur Ziege, das Oktoberfest zum Ballermann, Der Frühschoppen zum Brunch,
der Sonntag wurde verkaufsoffen und "gfensterlt" wird heut interaktiv im Internet...
Jetzt "hamma den Dreck im Schachterl" und das alles nur, weil sich die Eva nicht zusammenreißen hat können.
Der liebe Gott muss heut wieder Muffins essen, dabei mag er doch viel lieber Zwetschgendatschi.