Eine aus dem Leben gegriffene Story
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Das Wettrudern -
Denkanstöße zur modernen BetriebsführungVor nicht allzu langer Zeit verabredeten sich ein österreichischer und ein japanischer Betrieb der gleichen Branche zu einem Wettrudern über eine Distanz von 1.000 Metern in einem Achter. Das Rennen sollte alljährlich auf der Donau ausgetragen werden. Beide Mannschaften trainierten lange und hart um ihre größte Leistungsfähigkeit zu erreichen.
Als der große Tag endlich da war, waren beide Mannschaften topfit. Die Japaner gewannen jedoch klar mit 400 Metern Vorsprung. Nach dieser Niederlage war das österreichische Team sehr niedergeschlagen und die Moral am Tiefpunkt.
Die Geschäftsleitung des österreichischen Betriebes entschied, dass der Grund für die blamable Niederlage unbedingt herausgefunden werden musste. Ein Projektteam wurde eingesetzt, um das Problem zu analysieren und geeignete Maßnahmen zur Abstellung des Mangels zu finden.
Die Untersuchung ergab folgendes:
• bei den Japanern ruderten 8 Leute und ein Mann steuerte,
• im österreichischen Team ruderte 1 Mann und 8 Leute steuerten.
Man engagierte sofort eine Beratungsfirma um eine Studie über die Struktur des österreichischen Teams anfertigen zu lassen. Nach Kosten in Millionenhöhe und einigen Monaten Auswertung kamen die Berater zu folgendem Schluss:
• es steuern zu viele Leute und es rudern zu wenige.
Um eine erneute Niederlage gegen die Japaner im nächsten Jahr zu verhindern, wurde die Teamstruktur geändert.
Es gab jetzt:
• 4 zweite Steuermänner, 3 erste Steuermänner, 1 Steuerdirektor und einen Ruderer,
• es wurde ein Leistungssystem eingeführt, um dem Mann, der das Boot rudern sollte, Ansporn zu geben, sich noch mehr anzustrengen und ein echter Leistungsträger zu werden.
Das Rennen über 1.000 Meter im folgenden Jahr gewannen die Japaner ganz überlegen, dieses Mal mit 800 Meter Vorsprung auf das österreichische Team.
Die Geschäftsleitung zog daraus sofort die notwendigen Konsequenzen:
Man entließ den Ruderer wegen schlechter Leistung, verkaufte die Ruder, stoppte alle Investitionen in neues Gerät und in die Entwicklung eines neuen Bootes. Die zweiten und die ersten Steuerleute erhielten Prokura mit neuen, erweiterten Aufgaben sowie Prämien für außergewöhnliche Leistungen außerhalb ihres Aufgabenbereichs. Der Steuerdirektor wurde in den Vorstand berufen und erhielt einen Pensionsvertrag. Der Beraterfirma wurde Dank und Anerkennung ausgesprochen. Das eingesparte Geld wurde als Bonus an das obere Management ausgeschüttet.
Ein zwischenzeitlich eingebrachter Vorschlag des Ruderers, das Boot mit 8 Ruderern und einem Steuermann zu besetzen wurde abgelehnt. Begründung: Das Boot könne dadurch zwar schneller bewegt werden, jedoch fehle das richtungsweisende Management der Steuerleute, wodurch das Eintreffen des Bootes im Ziel als unwahrscheinlich gilt.