Noch mal, alles was ich hier geschrieben habe bezieht sich grundsätzlich nur auf amerikanische Flughäfen und das landesweit. Da stehe ich dazu.
Es hilft aber nicht, wenn die Praxis anders aussieht: ich bin in Las Vegas (bei meinem ersten Urlaub im Rollstuhl) von einem Sicherheitsoffizier(!) durch die Immigration geschoben worden und zum Taxi gebracht worden. Die Szene, als ich ihm dann Trinkgeld geben wollte, war ziemlich peinlich. Es hat es nicht genommen.
In Phoenix war es (wahrscheinlich) ein Skycap, der hat das Trinkgeld auch angenommen.
In Calgary (ist aber natürlich nicht USA) standen die Rollstühle zum "Selbstgebrauch" herum, man konnte aber einen Elektrobuggy rufen, der einen die lange Strecke zur Immigration gefahren ist. Trinkgeld: keine Chance, die drehen sofort um und sausen zurück.
In Deutschland: an vielen Flughäfen wird der Service zentral durch die Johanniter oder das Rote Kreuz (im Auftrag des Flughafens) durchgeführt. Trinkgeld: nein.
In Spanien: auch das rote Kreuz, Trinkgeld unüblich. Türkei ähnlich, Trinkgeld unüblich (die Türken sind überraschend stolz, wenn sie Behinderten helfen).
Also selbst in den USA gibt es keinen einheitlichen Standard. Bei meinem letzten Flug nach Las Vegas stand übrigens niemand da - kein Personal vorhanden. Auch das kann passieren.
Leider ist die Praxis nämlich nicht so einfach wie die Theorie - und das kann man nur wissen, wenn man schon viele solche Flüge durchgeführt hat. Da passiert es übrigens auch mal, dass man (in Heathrow) irgendwo "vergessen" wird und man sitzt zwei Stunden in irgendwelchen Katakomben und niemand läßt sich blicken...
In London wird selbstverständlich auch kein Trinkgeld gegeben.
Behinderte sollten übrigens darauf bestehen, dass sie ihre Bewegungshilfen (Rollstuhl, Rollator) bereits am Gate am Flugzeug wiederbekommen. Nicht sich beim Einchecken o.ä. bereits abwimmeln lassen, das ginge nicht, die Rechtslage ist eindeutig, man hat das Recht, seine eigene Gehhilfe beim Verlassen des Flugzeugs in Empfang zu nehmen. Das Stück muss entsprechend "getagged" werden ("Delivery at Gate"), dennoch sollte man unbedingt nach der Landung noch einmal das Bordpersonal ansprechen, damit der Gepäckmeister darauf achtet, dass das Teil nicht dennoch den Weg zum Gepäckband macht - was leider dennoch oft vorkommt.
Beim Einsteigen sollten Behinderte theoretisch Pre-Boarding bekommen, aber auch das geht schon mal in die Hose; dann wird schnell ein "Post-Boarding" draus, nicht angenehm, aber passiert alles.
Last not Least: angekommen sind wir bisher immer. Wenn auch manchmal abenteurlich.
Grüße
Rainer