Wir haben ein Recycling- und Auto-Parts-Unternehmen in den USA "in der Familie". Wenn man sich dort mal umschaut, wundert man sich, wieviele vergleichsweise jungen US-Cars dort stehen - verschrottet. Und das sind keinesfalls nur Unfallwagen. Da haben oft die Motoren oder die Transmission nach 6 - 8 Jahren und entsprechend vielen Meilen "die Beine breit gemacht." Andersrum wundert man sich in bestimmten Gegenden (z. B. Südosten), wieviele guterhaltene ältere Mercedes dort noch im Verkehr sind. Ich selbst hatte im Frühjahr das Vergnügen, in einem 16 Jahre alten W124 (die alte "Taxi" E-Klasse aus den 80ern) durch die Südstaaten zu cruisen. Der Tacho zeigte etwas um die 200.000 Meilen und das Teil lief fast wie ein Jahreswagen.
Kann das nicht auch damit zusammenhängen, dass die meisten Amerikaner ihre einheimischen Autos als reine Gebrauchsgeräte sehen, sie nicht sonderlich pflegen und warten und es einfach auch als nahezu asozial gilt, einen 10 Jahre alten Chevy zu fahren, während die Fahrer der teuren Importwagen ihr Auto besser pflegen und es, wenn es älter wird, als "Klassiker" betrachten? Ähnlich wie ja bei uns mehr gepflegte 15 Jahre alte Porsches als gepflegte 15 Jahre alte Golfs auf den Straßen zu sehen sind.
Was die Qualität und Solidität betrifft: die 80er und 90er Jahre kann ich nicht beurteilen, aber wie unverwüstlich die US-Cars der 50er und 60er Jahre waren, das konnte ich an meinen diversen Oldies sehen. Trotz mangelnder Pflege und trotz 280.000 Miles auf dem Odo schnurrte z.B. mein 63er Dodge wie ein Kätzchen... eigentlich auch logisch bei 6 Liter Hubraum, 320 PS, Automatik und einer Historie, in der er vermutlich nie schneller als 80mph gefahren wurde. Und natürlich: rostfrei dank Arizona.