Hallo Anja!
Meine letzte Greyhound-Erfahrung liegt zwar bereits 10 Jahre zurueck, aber von dem was ich so hoere hat sich seither nicht allzuviel geaendert. Ich find's ja eigentlich furchtbar wenn die Leute immer gleich unken, aber hier muss ich dir mal ganz laut von einer Langstrecken-Tour mit Greyhound ABraten! Ich hab es 2x aus Geldgruenden ueber mich ergehen lassen, beim 2. Mal hatte ich ein Ticket von NY nach SF aber bin dann in Denver "geflohen" und mit Amtrak weitergefahren (sehr positive Erfahrung!).
Ob Du aussteigen und mit einem spaeteren Bus weiterfahren kannst, glaube ich eher nicht. Du kauftst ein Ticket fuer eine bestimmte Linie und kriegst auf der mit Ticket auch eine Platzreservierung. Du muesstest vermutlich gleich am Anfang wissen, wo Du Deine Fahrt unterbrechen willst und mehrere Ticktets reservieren - aber 100% sicher bin ich mir nicht, also vielleicht mal anrufen. Ausserdem kommst Du natuerlich nicht unbedingt am Morgen an und der naechste Bus kommt auch nicht notwendigerweise bequem am Abend vorbei. Solltest Du auf alle Faelle vorher genau recherchieren, damit Du dich nicht morgens um 3 auf einem schaebigen Busbahnhof in Memphis wiederfindest.
Gepaeck - auf der 1. Reise kam mein Gepaeck und das der ca. Haelfte meiner Mitreisenden 1 - 3 Tage spaeter an. Wir begegneten uns immer wieder am Bahnhof: "oh, hi - they didn't find your luggage yet, either?" Beim 2. Mal habe ich sie dabei erwischt, meine Reisetasche auszuladen ("don't worry lady, it's all going to the same destination") und habe Zeter und Mordio schreien muessen um mein Gepaeck auf meinem Bus behalten zu duerfen. Je mehr Du umsteigst, desto groesser die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Gepaeck ohne Dich reist.
Weiter Gruende NICHT mit Greyhound eine laengere Strecke zu fahren:
1.) Greyhound ist klischeegemaess das Transportmittel der Unterschicht, nur leider ist das kein Klischee. Grossfamilien mit dauerkreischenden Kindern, frisch-entlassene Haeftlinge und der "down-and-out" Einzelgaenger mir schaler Schnapsfahne gehoeren alle zur bunten Greyhound-Familie. Ich habe zugegebenermassen jedesmal auch ein paar nette Mitreisende gehabt, hat aber am Gesamteindruck nix geaendert.
2.) Die wohl unbequemste Reiseart ueberhaupt, vor allem falls Du vorhast, die Fahrt alleine zu unternehmen. Fensterplatz = keine Moeglichkeit, die Beine auszustrecken und Kopf nur ueber der eiskalt blasenden Klimaanlage ausruhen koennen. Beim ersten Mal wusste ich noch nicht, dass deshalb jeder ein Kissen oder einen dicken Sweater mitnimmt um das Geblaese abzudecken. Gang = keine Moeglichkeit, den Kopf irgendwo anzulehnen. Nach einem Tag war ich so erschoepft, als waere ich die ganze Strecke zu Fuss gelaufen.
3.) Der Service und das Personal sind unmoeglich! Auf beiden Trips gabs mechanische Probleme mit dem Bus. In DesMoines, Iowa hielten wir eines nachts um 2 Uhr fuer eine 1-stuendige Pause, weil sie den Bus reinigten. Wir waren in einem Warteraum mit kaputter Klimaanlage eingesperrt, weil die Gegend gefaehrlich war. Die Tueren habe sie erst geoeffnet, als eine Frau ohnmaechtig geworden war. Ein anderes Mal wurden ich und ein paar andere fast auf einer Raststation zurueckgelassen. Jemand donnerte an die Waschraum-Tuer und schrie "the bus is leaving", wir also raus (ich den Mund noch voller Zahnpasta) und mussten hinter dem langsam gen Interstate-Auffahrt zuckelnden Bus herrennen. Der Fahrer schrie uns dann tatsaechlich an, dass eine 15-Minuten Pause eben nicht 20 Minuten hiesse! Dies war dann uebrigens der Ausloeser, mir in Denver eine Zugfahrkarte zu kaufen.
Also - unternimmst Du diese Tour um dabei Land und Leute kennenzulernen kann ich nur raten, tu's nicht. Sind finanzielle Gruende mit im Spiel, dann vergiss am Besten, das Du dies gerade gelesen hast; aber Kissen, Kuscheldecke, Kopfhoerer und gute Lektuere einpacken. Auch Obst und Snacks, das Cafeteria-Food an den Rastplaetzen laesst nach einer Weile einiges zu Wuenschen uebrig...Oh, und keinesfalls hinten bei der Toilette sitzen, da kriegst Du nachts garantiert kein Auge zu!
Viel Glueck auf jeden Fall,
Q.