Seit 2006 bin ich bisher nun dreimal alleine in den USA gewesen - 2008 einmal mit einem Freund nach dem Abitur. Nachdem ich jetzt im September sogar vier Wochen alleine drüben war, habe ich mich so langsam an diese Art zu reisen gewöhnt. Man wird für eine vorübergehende Zeit endlich einmal selbstständig (wohne noch zu Hause
), kann tun und lassen was man will, hinfahren wo man will, bleiben wo man will und natürlich auch im dreckigsten Motel oder teuersten Schuppen nächtigen, ohne jemanden fragen zu müssen. Man kann mal hier und da ein Frühstück ausfallen lassen, ohne das jemand anders hungert, jeden Stein und jeden Wassertropfen fotografieren, ohne dass jemand drängelt. Es gibt zum Beispiel einen deutlichen Qualitätsunterschied zwischen den Fotos, die ich 2008 gemacht habe, als wir zu zweit unterwegs waren und denen, die ich dieses Jahr geschossen habe.
Die Frage, wer fahren darf erübrigt sich ganz automatisch
- Wobei ich manchmal durchaus zwischendruch auch gerne mal ein wenig gefahren worden wäre, während meiner Tour im Nordwesten und Florida. Damit wären wir dann auch schon bei den Nachteilen:
Auffällig ist, zumindest bei mir, dass man in bestimmten Situationen unsicherer ist, als wenn man zu zweit unterwegs ist. Gerät man zu zweit in eine dumme Situation, z.B. Polizeikontrolle, sieht man das ganze vermutlich etwas lockerer, als wenn man da allein reingerät. Wird man von jemanden Fremden angemacht (in den USA ja relativ selten, passiert aber dennoch), steckt man das ebenso schneller weg als wenn man alleine unterwegs ist. Da man sich von vorne bis hinten um alles selbst kümmern muss, wird die Reise doppelt so anstrengend. Man hat keinen Kartenleser dabei, man muss alle Entscheidungen, was als nächstes zu tun ist, selbst treffen -> auch das kann anstrengend sein. Fotos aus dem Auto hat man am Ende der Reise deutlich seltener.
Man hat keine Unterhaltung, kann Erlebnisse nicht teilen, genießt möglicherweise dadurch auch weniger. Während meiner letzten Reise ist mir aufgefallen, wie wichtig ein Internetanschluss am Abend und ein Skype-Gespräch mit den Daheimgebliebenen für mich ist.
Zuletzt sei noch gesagt, dass bei vier Wochen Alleinreise (ohne wirklich große zusätzlich bezahlte Highlights) durchaus 3500 EUR zusammenkommen können.
Dennoch: Immer gerne wieder alleine, solange sich keiner findet, der meine Interessen teilt. Eine Alternative wäre, drei Monate Semesterferien zu Hause zu verbringen - fragt sich, was besser ist