Hi Woodstock,
vielleicht trauen sie sich nicht den Anfang zu machen.
Wir hatten mal in den Dolomiten ein nettes holländisches Pärchen kennen gelernt mit dem wir fast jeden Abend zusammen am Zelt gesessen haben. Wir hatten auch Mailadressen ausgetauscht und es hat nach Ende des Urlaubs ein wenig gedauert, bis wir uns getraut haben eine Mail nach Rotterdam zu schicken. Aber wir haben eine hocherfreute Antwort erhalten (sie hatten sich nämlich auch nicht getraut) und tauschen nach Jahren noch gelegentlich Mails.
Vor ein paar Monaten habe ich eine Mail bekommen über die ich mich sehr gefreut habe. Die deutschen Urlauber die wir in der Wave und beim Bryce Canyon getroffen haben und mit denen wir einen Plausch hielten, sind bei Reisevorbereitungen durch Zufall auf unserer Internetseite gelandet und haben uns ne Mail geschickt.
Ich habe vor kurzem übrigens eine Story gehört, bei der ich den Kopf schütteln musste. Ein Paar auf dem Peek-a-boo Trail im Bryce Canyon unterwegs. Von oben hat jemand gebrüllt und es sind dadurch immer wieder kleine Steine die Hänge hinabgepurzelt. Als sie oben waren haben sie den Unruheherd indentifiziert: es war ein Teilnehmer einer deutschen Busreisegruppe der mal das Echo aus dem Canyon testen wollte.
Dies soll um Gottes Willen kein Gemeinplatz gegen Bustouristen sein, viele trauen sich aufgrund mangelnder Englischkenntnisse keine Tour auf eigene Faust zu und touren daher organisiert, aber viele würden jetzt wieder sagen: typisch.
Das es typisch Deutsch ist, möchte ich aber nicht behaupten, da ich auch schon häufig auf schnatternde und lärmende Amerikaner getroffen bin, die den Zauber eines besonderen Augenblicks in grossartiger Natur dadurch etwas störten.
In Südtirol habe ich es schon häufiger erlebt, dass Italiener anstatt die Stille nach einer Bergwanderung auf dem Gipfel zu geniessen ihr Handy ausgepackt haben und ihre Begeisterung per Telefon lautstark mit jemandem teilten.
Unangenehm sind mir solche Dinge nicht, ärgern tue ich mich nur darüber, wenn ich verachtende und diskriminierende Äusserungen (wie weiter vorne im Thread von mir erwähnt) hören muss. Dann fällt es mir sehr schwer, dass ich nicht 'auffällig' werde.
Ein Beispiel wo mir meine Landsleute ein wenig unangenehm waren, habe ich aber doch noch. Beim Rückflug aus Las Vegas hatte der Airline Schalter noch nicht offen und die Schlange wurde immer länger. In vorderster Front standen mehrere Deutsche die sich andauernd lautstark darüber aufregten, dass sie so lange warten mussten. Misstrauisch wurden diejenigen beäugt, die neben der Schlange nach vorne traten und die Check-in- Automaten nutzen konnten, da sie kein Gepäck aufzugeben hatten. Das sich mal bloss niemand vordrängelt.
Das ging eine ganze Weile so und ich habe mir meinen Hut immer tiefer ins Gesicht gezogen, da ich nicht unbedingt als Landsfrau dieser Nörgeltruppe geoutet werden wollte. Mit uns standen noch weitere Deutsche in der Schlange, denen die Unmutsäusserungen ebenfalls peinlich waren und dies durch Augenrollen still bekundeten.
Kurz bevor der Schalter öffnete kam noch ein Paar das mit den anderen zu Beginn der Schlange bekannt war und stiess mit dem Gepäck vorbei an allen anderen Wartenden zu den anderen.
Die Amerikaner hinter uns schüttelten nur leicht den Kopf und auch der Rest der langen Schlange blieb ganz relaxt.
Ich mag mir aber nicht vorstellen, wie sich der 'Anführer' der Fronttruppe gebärdet hätte, wenn jemand Anderes es seinen Bekannten gleich getan hätte.